Jahr 2006




Stadionwelt, 31.08.2006 - Abschied von den „Giraffen“
  
Die Fans von Dynamo Dresden feierten gestern anlässlich der Sachsenpokal-Partie gegen den Bischofswerdaer FV Abschied von den Flutlichtmasten, den so genannten „Giraffen“. Insgesamt 9.100 Zuschauer erlebten nach dem Abpfiff der Begegnung, die Dynamo mit 5:1 für sich entschied, eine beeindruckende Pyroshow unter Verwendung von über 400 Leuchtfeuern.

Der Abriss des Rudolf-Harbig-Stadions soll Ende September beginnen. Ersetzt wird das traditionsreiche Stadion bis voraussichtlich Ende 2007 durch einen 32.400 Zuschauer fassenden Neubau. (Stadionwelt, 31.08.06)

Sächsische Zeitung, 31. August 2006

Konzept gesucht

Stadion. Dynamo und der Bauunternehmer HBM verhandeln um den Betrieb der neuen Arena.

Wer soll Dynamos neue Heimat betreiben? Wer hat ein Mitspracherecht bei der Vermarktung? Oder einfacher gefragt: Wer bestimmt, was in der neuen Arena passiert?

Über diese Fragen haben Vertreter des Vereins und des Sportstättenbauers HBM gestern in Dresden verhandelt. Zu den Ergebnissen hüllten sich beide Seiten in Schweigen. Dynamos Hauptgeschäftsführer Volkmar Köster sagte lediglich, in 14 Tagen werde erneut verhandelt. Dem Vernehmen nach drängt der Verein auf ein Mitspracherecht bei der Vermarktung der Arena.

Unterdessen liegt dem Regierungspräsidium (RP) das von der Stadt geforderte Wirtschaftlichkeitskonzept für das Projekt noch nicht vor. Es soll aber in den kommenden Tagen eintreffen. Das RP prüft, ob die Stadt eine Bürgschaft in Höhe von 40 Millionen Euro für den Bau gewähren darf. Gibt es grünes Licht, kann der Bau beginnen. (SZ/ale)

Ein ausführliches Gespräch mit Volkmar Köster zum Thema Stadionneubau lesen Sie am Montag in der Sächsischen Zeitung.
 

dnn, 30. August 2006

Neues Harbig-Stadion: Prüfpause bei Aufsichtsbehörde - Stadt muss noch zuarbeiten

Wie geht's weiter mit dem Neubau des Rudolf-Harbig-Stadions an der Lennéstraße nach dem Zuschlag für den Investor HBM Stadien- und Sportstättenbau GmbH (Neuss)? Als der Baukonzern Strabag Mitte August seinen Einspruch gegen das Auswahlverfahren vor der Vergabekammer in Leipzig zurückzog, ließ der städtische Stadion-Beauftragte im OB-Büro, Ulrich Finger, verlauten: "Jetzt ist das Regierungspräsidium in Dresden am Zug." Doch das macht in dieser Sache im Moment gar nichts. Grund: Die Stadt muss der Aufsichtsbehörde noch zuarbeiten.

Am 16. August habe es in ihrer Behörde ein "Stadion-Gespräch" mit Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) gegeben. Dort sei der Stadt Dresden eine Liste an Nacharbeiten vorgetragen worden, erklärte Grit Birner, Sprecherin des Regierungspräsidiums (RP), auf DNN-Nachfrage. Das Kernproblem: Die Aufsichtsbehörde will eine schlüssige Begründung dafür, warum die Stadt einem privaten Dritten eine 41-Millionen-Euro-Bürgschaft gewähren will. Welche kommunalen Aufgaben übernimmt HBM im Gegenzug für die Stadt? Kann die Stadt den Stadionneubau nicht gleich selbst und kostengünstiger übernehmen? Außerdem fehle immer noch eine Wirtschaftlichkeitsberechnung, moniert das RP. Die Stadt soll darlegen, warum eine Betreibergesellschaft mit HBM das Stadion kostengünstiger betreiben kann als die Stadt. Auch die Europäische Union (EU) müsse der Bürgschaft noch ihren Segen erteilen, so RP-Sprecherin Birner. Dieses Verfahren werde aber ihre Behörde übernehmen, sobald die RP-Hürde genommen sei. Schließlich prüft das RP, inwieweit sich die Bürgschaft mit dem Beschluss des Dresdner Stadtrates verträgt, keine neuen Schulden mehr zu machen.


"Wir schnüren gerade das Antwortpaket", so Vorjohann. Die Kanzlei Luther, Finger sowie der Sportstättenbetrieb hätten seinem Geschäftsbereich bis gestern zugearbeitet. Bis Ende der Woche sollen alle Zuarbeiten dem RP gebündelt und stimmig übergeben werden. Dass eine Stadt auch für Profifußball öffentliche Infrastruktur bereit stellt, sei bundesweit Praxis. Ein Betreiberkonzept liege vor. Nach dem Woba-Verkauf könne sich die Stadt ein neues Stadion leisten.

rare
 

Sächsische Zeitung, 30. August 2006

Abschied für Leuchtgiraffen
Von Thilo Alexe

Bau. Die Lichtmasten des Harbig-Stadions sollen weichen – heute leuchten sie vermutlich zum letzten Mal.

Was wiegt zwischen 500 und 800 Kilogramm, ist ausgesprochen friedfertig und trabt auf der Suche nach Blättern und Knospen durch Afrika? Richtig, eine Giraffe.

Was wiegt 60 Tonnen, ist ebenfalls friedfertig, aber unbeweglich und muss seinen Stammplatz am Rudolf-Harbig-Stadion bald räumen? Richtig, eine Giraffe. Besser gesagt: vier davon.

Gut in Schuss mit 37

Die Lichtmasten am altehrwürdigen Oval haben ausgedient. Nicht etwa, weil sie mit ihren 37 Jahren nicht in Schuss sind. Die in der Stadtsilhouette markanten Leuchtkörper, wegen ihrer Neigung liebevoll Giraffen genannt, werden einfach nicht mehr gebraucht. Im neuen Stadion, so denn gebaut wird (siehe Kasten), ist die Lichtanlage wie in allen modernen Arenen im Dach integriert. Zudem wird die Arena 27 Meter näher am Lennéplatz als das jetzige Stadion stehen. Grund: Das Arnhold-Bad soll nicht im Schatten liegen.

Heute, so hoffen jedenfalls Vereinsvertreter, tauchen die vier schweren Mädels die Dynamos letztmals ins rechte Licht – bei der Landespokal-Partie gegen Bischofswerda (ab 19.15 Uhr). Noch im Herbst sollen Bagger und Abrissbirnen anrücken, das Harbig-Oval stückweise abtragen. Auch die Giraffen werden dem Neubau weichen müssen.

Tatsächlich? Ein Dynamo-Sponsor, dem Vernehmen nach Bauunternehmer, hat in einer Art Geheimaktion den Erhalt der Masten geprüft. Sprechen will er nicht über die Idee, die Masten mittels einer komplexen Winde-Technik zu verschieben.

Stadion-Architekt Martin Beyer ist der Plan auch schon zu Ohren gekommen. Aber: „Der Mann hat meine Nummer, gemeldet hat er sich bislang nicht.“ Beyer glaubt nicht daran, dass die Giraffen für rund 2,5 Millionen Euro verschoben werden können. „Das Problem sind die Fundamente und die Statik.“ Die zwei vorderen Giraffenbeine stützen die Last, über das hintere dritte wird eine Gegenlast dazu aufgebaut. Um die Masten auch ohne Funktion zu erhalten, müssten sie, so der Architekt, in je drei Teile zerlegt und wieder aufgebaut werden.

Genehmigung steht aus

Das kostet: „Ich rechne mit fünf Millionen Euro“, sagt Beyer, der aber nicht ausschließt, dass es einige hunderttausend Euro billiger werden könnte: „Wir sind gesprächsbereit.“ Allerdings müsste für den Fall, dass die alten Giraffen gen Süden rücken, eine neue baurechtliche Genehmigung erteilt werden. Unterm Strich – die Zustimmung des Regierungspräsidiums zum Bau vorausgesetzt – dürfte das bedeuten: Die Giraffen erleben heute nach rund 700 Begegnungen ihren letzten Einsatz. Nicht einmal der Stadtrat konnte verhindern, dass die Lichter ausgehen. Der Antrag, zumindest eines der Schwergewichte zu erhalten, ist bereits vor Wochen durchgefallen. Lebt wohl, schwere Mädels!Sport


Was muss geklärt werden?

Das Dresdner Regierungspräsidium prüft den Vertrag, den die Stadt mit dem Bauunternehmen HBM schließen will.

Der Knackpunkt ist die kommunale Bürgschaft von rund 40 Millionen Euro. Das Präsidium (RP) verlangt ein Wirtschaftlichkeitsgutachten. Darin soll die Stadt zeigen, wie der Betrieb der neuen Arena funktioniert. Nötig sind – das zeigen Beispiele aus anderen Städten – neben Fußballspielen auch Kongresse, Tagungen und Konferenzen, die in den neuen Stadionräumlichkeiten stattfinden und Geld bringen sollen.

Zudem hat die Rechtsaufsichtsbehörde die Frage aufgeworfen, ob die Bürgschaft bei der Europäischen Union angezeigt werden muss. Dritter Punkt: Sie will wissen, ob die Stadt nicht eigenmächtig und möglicherweise billiger bauen kann.

Noch hat die Stadt dem RP nichts vorgelegt. Im Haushaltsentwurf für 2007/8 sind aber Mittel für den Bau eingestellt.
 

Sächsische Zeitung, Mittwoch, 30. August 2006

Von diesem Anblick müssen sich die Fans ebenso verabschieden...

Das letzte Leuchten der „Giraffen“
Von Klaus Sammer*

Nach dem Erstrundenspiel im Landespokal gehen die Lichter im Harbig-Stadion endgültig aus.

Natürlich kommt bei mir Wehmut auf, wenn die „Giraffen“ beim heutigen Pokalspiel gegen Bischofswerda ein letztes Mal ausgehen. Ich erinnere mich an die tagelange Vorfreude, an Gänsehaut-Auftritte bei den abendlichen Europapokal-Schlachten und an eine prickelnde Atmosphäre im Harbig-Stadion.

Doch es dauerte lange, bevor in Dresden endlich die Lichter angingen. Bei unserem ersten internationalen Auftritt zogen wir 1967 ins Steyer-Stadion um – allein der Kapazität wegen. Leuchttürme gab es dort auch nicht. Die Vereine in Westeuropa waren uns da weit voraus. Etwa unser Gegner, die Glasgow Rangers. Nach dem 1:1 in Dresden verloren wir beim Rückspiel im berüchtigten Ibrox-Park zwar durch ein spätes Tor mit 1:2, doch es war trotzdem eine überwältigendes Erlebnis.

Es ist schwer, das Besondere an Flutlichtspielen zu erklären. Ich hatte immer das Gefühl, dass der Ball unter dem künstlichen Licht noch schneller lief und die Bewegungen athletischer aussahen. Ich kenne jedenfalls keinen Fußballer, der sich nicht darauf gefreut hatte.

Dafür gibt es auch eine ganz logische Erklärung: In der DDR-Oberliga wurden die Spiele bereits um 13.30 Uhr angepfiffen – zur besten Mittagsschlafzeit. Im Sommer quälten wir uns mitunter unter der sengenden Sonne. Als sie unterging, waren wir Spieler munter und die Temperaturen angenehmer. Auch die Fans bedankten sich mit einem noch größeren Einsatz.

Der Bau der „Giraffen“ war für mich eine der klügsten Entscheidungen während meiner Karriere, auf die ich gerne eine Lobeshymne anstimme. Ein Nostalgiker bin ich deshalb aber nicht. Als im Zuge der Planungen für den Stadionneubau einige forderten, die „Giraffen“ stehen zu lassen, war ich dagegen. Heutzutage können die Lampen viel effektiver in die Dachkonstruktionen integriert werden. Da sollte Dresden keine Ausnahme machen. Sentimentalität ist in diesem Fall kein guter Ratgeber. Schließlich wäre die Unterhaltung der vier Masten teurer als deren Abriss.

Fehlen werden mir die „Giraffen“ trotzdem. Als ein Wahrzeichen von Dresden. Und als eine stählerne Erinnerung an erfolgreiche und prickelnde Europapokal-Abende.

* Klaus Sammer, 63 Jahre, bestritt zwischen 1964 und 1975 insgesamt 209 Punktspiele (29 Tore) und 19 Europapokalpartien (2 Tore) für Dynamo und trainierte die Mannschaft von 1983 bis 1986 (zweifacher DDR-Pokalsieger) sowie 1992/93. Jetzt Nachwuchstrainer beim DFB.
 

Wochenkurier vom 29.8.06

Zimmis Einwurf

Abschied nehmen von den Giraffen! Am Mittwoch, 30. August, ist es soweit. Gegen Bischofswerda wird zum letzten Mal das Flutlicht angezündet. Nach dem Spiel gibts ein großes Feuerwerk.
37 Jahre standen die Wahrzeichen für erfolgreichen Dresdner Fußball auf ihren drei Beinen und brachten diese besondere Atmosphäre für unvergessene Kampfabende. Erinnerung an den ersten Flutlichtabend. Dynamo verlor gegen die Nationalmannschaft 2 : 3. Mit den Giraffen begann der internationale Aufstieg in den drei europäischen Cupwettbewerben.
Gleichzeitig wurde diese Errungenschaft natürlich als Geburtstagsgeschenk zum 20-jährigen Republik-Jubiläum gefeiert. Eigentlich schade, dass zur 800-Jahr-Feier der Stadt immer noch keine Baufreigabe vom Regierungspräsidium erfolgt ist. Ist aber nicht so schlimm.
Selbst wenn die Experten immer noch einen Grund für den Baustart-Verzug suchen, sie kennen noch nicht den Plan B. Und mit dem ist eine weitere Verhinderung inzwischen unmöglich. Überraschen lassen. 
Überrascht waren schließlich auch die Helden aus der erfolgreichsten Zeit ihres Vereins. Die kannten freilich schon Zuschauerzahlen um die 36.000, hatten aber noch nie einen Auftritt vor 300.000. So viele säumten die Straßen der Innenstadt am Sonntag. Und Bild Nummer 52 des Festumzugs gehörte der Traditionself.
Die Dörner, Häfner und Kollegen hatten sich richtig schön gemacht, saßen im feinen Zwirn mit Krawatte im offenen Gefährt der Dresdner Stadtrundfahrt.
Ein Glück, dass wenigstens noch zwei schwarz-gelbe Bälle aufgeblasen und zwei Winkelemente aufgehängt wurden. Ansonsten hätten die Zuschauer am Straßenrand gar nicht bemerkt, wer denn da unterwegs war.
Wo war der FDGB-Pokal, wo die Meisterschale? Die Trophäen in schwarz-gelber Klamotte nach oben gereckt, über zwei Lautsprecher noch Reportagen aus vergangenen Tagen eingespielt, die Stadtfestbesucher hätten vor Freude geweint.
 

MOPO, 29. August 2006

Feuriger Abschied

Morgen, Punkt 19.15 uhr, werden die Flutlichtmasten beim Sachsenpokal-Spiel gegen Bischofswerda das letzte mal das Harbig-Stadion ausleuchten.

Zum Abschied der „Giraffen“ hat sich Dynamo etwas Besonderes einfallen lassen. „Kleiner“ Tipp von Marketingchef Markus Hendel: „Wir haben mit unserem Sponsor WECO-Feuerwerk einen kompetenten Partner...“

10.000 Zuschauer ?

Für das Pokal-Derby gegen den Bezirksligisten Bischofswerdaer FVB 08 rechnet „Gastgeber“ Dynamo mit mindestens 10.000 Zuschauern. Die Stadiontore werden um 18 Uhr öffnen. Allerdings nur auf der Seite der Lennèstraße, die Badseite bleibt komplett geschlossen. Grund ist die „Abschiedsparty“ für die „Giraffen“ nach Spielschluss.
 

dresden.de, 25. August 2006

Sportverein Dresden Monarchs e. V. erzwingt Nutzung des Rudolf-Harbig-Stadions
---------------------------------------------------------------------------

Einstweilige Verfügung gegen Landeshauptstadt Dresden

Der Sportstätten- und Bäderbetrieb der Landeshauptstadt Dresden informiert:

Per Einstweiliger Verfügung wurde die Landeshauptstadt Dresden heute durch das Landgericht Dresden aufgefordert, den Dresden Monarchs e. V. das Rudolf-Harbig-Stadion zur Austragung der Heimspiele am 27. August und 3. September sowie gegebenenfalls am 10., 17. und 24. September zur Verfügung zu stellen.

Ursprünglich sollten die letzten beiden Heimspiele des Sportvereins im Heinz-Steyer-Stadion ausgetragen werden, auf Grund des möglicherweise sehr kurzfristigen Beginns des Stadionneubaus im Rudolf-Harbig-Stadion. Frühzeitig informierte der Sportstätten- und Bäderbetrieb Dresden die Dresden Monarchs per 15. Mai 2006 schriftlich sowie in persönlichen Gesprächen über die Verlegung der Heimspiele nach dem 4. Juni 2006 in das Heinz-Steyer-Stadion. Der Verein begann seinen Umzug nach einer am 14. August 2006 stattgefundenen gemeinsamen Begehung im Heinz-Steyer-Stadion. Es wurden bereits Werbeträger und Container durch den Verein ins Heinz-Steyer-Stadion für die anstehenden Heimspiele übergesiedelt.

Im Sinne eines sportlichen Miteinanders akzeptiert die Landeshauptstadt Dresden die Einstweilige Verfügung, zeigt sich jedoch befremdet über das bisher in der Dresdner Sportlandschaft einzigartig praktizierte Vorgehen des Sportvereins.

Diesen Artikel finden sie im Web-Auftritt unter http://www.dresden.de/index.html?node=42034
 

SZ, 25. August 2006

Monarchs bleiben im Harbig-Stadion

Die Erstliga-Footballer der Dresden Monarchs müssen nicht vom Harbig- ins Steyer-Stadion umziehen. Die Sachsen strengten nach der Aussage von Sportstättenleiter Raphael Beckmann in der gestrigen Ausgabe der Sächsischen Zeitung beim Landesgericht Dresden eine einstweilige Verfügung zur Nutzung des Harbig-Stadions an. Der Verfügung wurde gestern Nachmittag stattgegeben. „Wir müssen jetzt einiges rückgängig machen, freuen uns aber, dass unserer Auslegung der Vertragslage Recht gegeben wurde“, sagte Monarchs-Präsident Sören Glöckner vor dem Sonntag-spiel gegen Braunschweig (15 Uhr, Harbig-Stadion). Die Verfügung gilt auch für alle möglichen Play-off-Spiele der Elbestädter. „Ich denke nicht, dass sie noch ausgehebelt werden kann“, sagte Glöckner. (ald)
 

SZ, 24. August 2006

Dresden als WM-Stadt

Stadion. Der Präsident des Deutschen Fußballbundes macht Druck für eine neue Arena.


Dynamo Dresden bekommt Unterstützung für den Stadionbau. Der Präsident des Deutschen Fußballbundes, Theo Zwanziger, hat in einem Gespräch mit Vertretern von Verein und Rathaus Dresden als WM-Spielort ins Gespräch gebracht. Falls Deutschland den Zuschlag für die Frauenweltmeisterschaft 2010 erhalte, sei die Elbestadt als Spielort denkbar. Voraussetzung sei allerdings ein Stadionneubau, sagte Zwanziger nach Angaben von Dynamo-Geschäftsführer Volkmar Köster in der Runde.

Sollten im Herbst die Bagger rollen, werden die Gelb-Schwarzen weitere Ausnahmegenehmigungen für das marode Harbig-Stadion erhalten, fügte er hinzu. Werde der Bau nicht begonnen, müsse der Verein ein Ausweichstadion benennen – voraussichtlich in Cottbus oder Leipzig. Dies wäre Köster zufolge höchst problematisch. Doch der DFB-Boss habe zugesagt, Stadt und Dynamo beim Stadionprojekt zu unterstützen. Der Verein habe in den Augen von Zwanziger ein großes Potenzial. (SZ/ale)

Exklusiv-Vertrag ein Unding (Interview mit Monarchs Chef Sören Glöckner)

Die Stadt Dresden hat Ihren Verein zugunsten des Fußball-Regionalligisten Dynamo Dresden aus dem Harbig- ins Steyer-Stadion beordert. Wie gehen Sie damit um?

Ich bin vorgestern aus dem Urlaub gekommen und habe noch einmal bei der Stadt nachgefragt, um mir die tatsächliche Begründung unseres Rausschmisses anzuhören. Bisher wurde ja da nur rumgeeiert.

Haben Sie eine stichhaltige Begründung bekommen?

Zumindest eine neue. Laut Raphael Beckmann (d. A.: Leiter des Sportstätten- und Bäderbetriebs) hat die Stadt Dresden mit Dynamo einen Exklusivvertrag für die Nutzung des Harbig-Stadions – beginnend mit der Saison und endend mit dem Termin der Übergabe an den Investor, der allerdings noch aussteht.

Wie war Ihre Reaktion?

Mir ist die Spucke weggeblieben. Ich habe deshalb noch zweimal nachgefragt, ob ich das auch richtig verstanden habe. Herr Beckmann hat mir bestätigt, dass ein solcher Vertrag in schriftlicher Form vorliegt. Es ist meines Erachtens ein Unding, dass für ein städtisches Stadion – in das also auch Steuergelder fließen – ein Exklusivrecht an einen Verein vergeben wird. Der Witz ist, dass wir gegen Düsseldorf, also nach Inkrafttreten des Exklusivvertrags, noch im Harbig-Stadion gespielt haben. Wir haben übrigens noch einen gültigen Vertrag für die Nutzung des Rudolf-Harbig-Stadions – der läuft erst mit Ende unserer Saison aus. Oder er verliert seine Gültigkeit, wenn es Terminüberschneidungen mit Dynamo gibt. Die gibt es aber nicht. Wenn der Investor für das neue Stadion einsteigt, erlischt unser Vertrag meines Wissens auch, aber damit ist in den kommenden zehn Tagen ja nicht zu rechnen.

Pochen Sie nun auf Ihren noch gültigen Vertrag?

Rechtlich werden wir nichts unternehmen. Aber ich bin mit einigen Leuten im Gespräch. Wenn wir am Freitag das Okay bekommen würden, doch im Harbig-Stadion zu spielen, wären wir dazu bereit.

Für die letzten beiden Heimpunktspiele gegen Braunschweig und Köln wurde Ihnen von der Stadt als Alternative das Steyer-Stadion angeboten .

Speziell für das Spiel am Sonntag gegen Braunschweig ist es eben keine Alternative. Durch die Feierlichkeiten zum Stadtfest ist das Gelände rings um das Steyer-Stadion dicht, die Straßen gesperrt. Dass Fans aus Braunschweig nach Dresden anreisen, irgendwo am Rande der Stadt parken und dann vielleicht eine halbe Stunde zum Stadion laufen müssen, halte ich für unzumutbar. Ich fürchte, das wird schon aus logistischen Gründen eine Katastrophe. Wir haben jetzt sehr viel zu tun, um noch halbwegs zu retten, was noch zu retten ist.

Das Gespräch führte Alexander Hiller

Interview mit Raphael Beckmann

Exklusiv-Vertrag: „Den gibt es so nicht. Fakt ist, dass wir derzeit in einer Übergangsphase sind, um eine optimale Übergabe des Stadions an den Investor zu ermöglichen. Wir haben alle Verträge – auch Untermietverträge zum 1. August – gekündigt. Aber noch sind wir als Stadt der Betreiber des Harbig-Stadions, deshalb mussten wir mit Dynamo eine Lösung finden, um den Start in die Fußball-Regionalliga nicht zu gefährden. Wir haben eine Vereinbarung mit den Fußballern, die wir mit auflösender Wirkung konzipiert haben, wenn der Investor HBM einsteigt. Es hängt nur noch an der Entscheidung des Regierungspräsidiums. Das kann jeden Tag passieren.“

Monarchs-Spiele im Harbig-Stadion: „Ursprünglich hatten wir den Monarchs vorgeschlagen, alle Spiele der laufenden Saison im Steyer-Stadion zu absolvieren. Das wurde von den Footballern abgelehnt. Deshalb schlossen
wir einen Pachtvertrag bis zum 4. Juni, weil wir damals davon ausgingen, dass die Stadt sich bis dahin mit dem Investor einigt. Dann haben wir diesen Vertrag bis zum 23. Juli verlängert, das Spiel am 30. Juli im Harbig-Stadion war also schon ein Zugeständnis von uns. Es war also von vornherein klar, dass die Monarchs irgendwann in dieser Saison ins Steyer-Stadion weichen müssen. Wir reden hier über ein Thema, das eigentlich schon vor Monaten hätte geklärt sein müssen.“

Monarchs-Spiele im Steyer-Stadion: „Natürlich ist das eine Zwitterlösung. Aber ich glaube, dass die Monarchs trotz des Festumzuges ein ordentliches Bundesligaspiel absolvieren können. Als Parkplatz steht zum Beispiel der Messeparkplatz zur Verfügung. Es geht hier ja um eine Sportveranstaltung mit vielleicht 2 000 Zuschauern, bei einem Spiel mit 15 000 Fans hätte man natürlich eine andere Lösung finden müssen.“ (ald)

dresden-monarchs.de - Monarchs bleiben im Harbig-Stadion

Die Monarchs werden ihre beiden noch ausstehenden Heimspiel-Partien im Rudolf-Harbig-Stadion bestreiten können. Dies betrifft das Spiel an diesem Sonntag, den 27.08.2006 gegen die Braunschweig Lions sowie das Duell am kommenden Sonntag, 03.09.2006 gegen die Cologne Falcons. Grundlage dafür ist eine Einstweilige Verfügung, die die Dresden Monarchs am heutigen Morgen beim Landgericht Dresden eingereicht und der am Nachmittag stattgegeben wurde. „Das Interview von Herrn Beckmann, Leiter des Sportstätten- & Bäderbetriebs in der heutigen Ausgabe der Sächsischen Zeitung brachte das Fass zum überlaufen“ so Monarchs-Präsident Sören Glöckner (Foto).„Wir waren sofort entschlossen zu handeln, um nicht weiter ins Abseits gedrängt zu werden. Die schnelle Reaktion der 10. Zivilkammer des Landgerichts Dresden hat unseren Entschluss, gerichtlich vorzugehen, bestätigt“.
 

Stadionwelt, 21. August 2006

Ein letzter Blick auf das Rudolf-Harbig-Stadion

Am 30. August werden die „Giraffen“, die berühmten Flutlichtmasten des Rudolf-Harbig-Stadions zum letzten Mal genutzt. Wenige Wochen später soll dann mit dem Abriss der Gegengerade der Umbau der Heimstätte von Dynamo Dresden in ein modernes Fußballstadion beginnen. Stadionwelt präsentiert heute noch einmal aktuelle Luftbilder des traditionsreichen Stadions an der Lennestraße. (Stadionwelt, 21.08.06)

SZ, 18. August 2006

Nachsitzen fürs Stadion

Arena. Die Rechtsaufsicht verlangt ein Gutachten zur Wirtschaftlichkeit des geplanten Neubaus.

Das Projekt Stadionneubau ist in die entscheidende Phase getreten. Falls das Dresdner Regierungspräsidium sein Ja zu dem Vertrag mit dem Sportstättenbauer HBM gibt, können die Bagger rollen. Bis es soweit ist, muss die Stadt allerdings noch einen Fragenkatalog abarbeiten. Am Mittwochabend war Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) zu Gesprächen im Präsidium. Dessen Sprecherin Grit Birner verweist auf Klärungsbedarf, den die Rechtsaufsichtsbehörde hat. Sie prüft, ob die im Vertrag über das Projekt vorgesehene städtische Bürgschaft in Höhe von rund 40 Millionen Euro rechtens ist. Nach Darstellung der Rechtsaufsicht darf sie nur gewährt werden, wenn der private Stadionbetreiber kommunale Aufgaben übernimmt. Im Klartext: Das Rathaus muss die Behörde davon überzeugen, dass der Betrieb eines Fußballstadions im städtischen Interesse liegt.

Zudem verlangt das Präsidium Birner zufolge ein Gutachten über die Wirtschaftlichkeit des Stadions. Die Aufsicht will sicher gehen, dass die Stadt keine unwägbaren finanziellen Risiken schultert. Dritter Punkt: Das Rathaus soll erklären, warum HBM und nicht die Stadt selbst baut. Diese Variante hatte die CDU ins Gespräch gebracht, weil sie möglicherweise kostengünstiger als das jetzige Zuschussmodell sei. Das Rathaus kündigt an, den Katalog rasch abzuarbeiten. (SZ/ale)
 

MDR, 17.August 2006

Bau des Dresdner Dynamo-Stadions kann beginnen

Die Arbeiten für das neue Dynamo-Stadion in Dresden können im Oktober beginnen. Der Baukonzern Strabag zog seine Klage Zeitungsberichten zufolge vor der Vergabekammer zurück. Das Unternehmen war zunächst nicht damit einverstanden, dass die Stadt die Bauaufträge an Mitkonkurrent HBM vergab. Die Zustimmung des Regierungspräsidiums für die Bürgschaft der Stadt gilt als sicher. Das neue Dynamo-Stadion soll 42 Millionen Euro kosten und knapp 33.000 Zuschauern Platz bieten.

DNN, 17. August 2006

Im Oktober rollen die Bagger

Dresden. Der Neubau des Rudolf-Harbig-Stadions an der Lennéstraße rückt in greifbare Nähe. Gestern gegen 15 Uhr trudelte die frohe Botschaft vom Regierungspräsidium (RP) Leipzig, wo Sachsens Vergabekam-mer ihren Sitz hat, in Dresden ein. Die Strabag nehme ihren Schriftsatz zurück, lautete die Kernbortschaft in drei dürren Zeilen. Auf Deutsch: Die schwerste Prüfung der Bauvergabe durch den Stadtrat an die Bietergemeinschaft um den Konzern HBM Stadien- und Sportstättenbau GmbH (Neuss) ist bestanden. "Jetzt ist das Regierungspräsidium in Dresden am Zug", kommentierte Ulrich Finger, städtischer Stadion-Beauftragte im OB-Büro, die freudige Nachricht. Das generelle RP-Okay unter Auflagen gilt als sicher.

Dennoch war die Dresdner Aufsichtsbehörde gestern auf DNN-Anfrage ein wenig überrascht. So schnell hatte man offenbar nicht mit einer Entscheidung vor der Vergabekammer beim "Bruder-RP" in Leipzig gerechnet. "Die Unterlagen der Stadt Dresden sind erst letzte Woche bei uns eingegangen. Das Referat prüft noch. Der Abschluss der Prüfung ist nicht abesehbar", so RP-Sprecherin Grit Birna.

Das Dresdner RP prüft jetzt das, was die Strabag beim Leipziger RP monieren wollte: die 41-Millionen-Euro-Bürgschaft der Stadt für HBM, wodurch die Bietergemeinschaft am Kapitalmarkt günstige Kommunalkreditkonditionen bekommt. Laut Finger dürfte die Prüfung durch das RP keine große Hürde mehr sein. Denn die Stadt sei durch den Totalverkauf der Woba nicht mehr verschuldet, könne sich demnach eine solche Bürgschaft leisten, zumal der Stadtrat diese politische Priorität auch eingeräumt habe.

Offiziell gibt es noch keinen Bauzeitenplan, inoffiziell liegt der aber natürlich schon in der Schublade. Und so könnte es weitergehen: Sobald das endgültig grüne Licht vom RP kommt, wird der Erbaurechtsvertrag für das Gelände an der Lennéstraße unterschrieben und ein Bauantrag gestellt. Noch im Oktober könnten dann die Bagger rollen, sprich: der Abriss des alten, maroden Harbig-Stadions beginnen. "Der Abriss muss nur angezeigt werden", erklärte Finger. Hier bedürfe es keines gesonderten Antrages.

Diffizil wird der Umbau durch den laufendem Spielbetrieb von Dynamo Dresden. Details will Dynamo nach Unterzeichnung des Erbbaurechtsvertrags in einer Pressekonferenz mit der Stadt und HBM bekanntgeben. Nach dem Vorbild des Rostocker Ostseestadions entsteht die ausgereiftere (und teurere) Dresdner Version. 22 Logen wird es geben. Der gelb-schwarze Fan-Anhang muss sich auf eigenen Wunsch umstellen - im wahrsten Sinne des Wortes. Von der Haupttribüne an der Lennéstraße aus gesehen, wechselt der K-Block mit seinen berühmt-berüchtigten Stehern die Seite nach rechts hinters Tor. Die Zaun-Absperrung wird wohl entfallen. Stattdessen sind für die Ecken Plexiglasscheiben geplant, um damit Wurfgeschosse zu verhindern.

Abschied nehmen heißt es von den Giraffen. Auch der Antrag von Linke-PDS-Stadtrat André Schollbach auf Erhalt von zumindest einer Giraffe als eine Art technisch-nostalgisches Denkmal wurde im Stadtrat abgeschmettert. Der Grund für den Abbau: Das Stadion wird um 27 Meter verschoben, weil sonst das angrenzende Georg-Arnhold-Bad teilweise im Schatten stünde.

Dresden Monarchs fliegen aus dem Harbig-Oval

Dresden. Jetzt also doch. Die Dresden Monarchs sind gestern förmlich aus dem Harbig-Stadion rausgeflogen. Durch ein Schreiben des Sportstätten- und Bäderbetriebs erfuhr Monarchs-Geschäftsführer Jörg Dreßler, nach eigenen Angaben ohne konkrete Begründung, dass die "Königlichen" für ihre letzten beiden Heimspiele keine Spielgenehmigung mehr an der Lennéstraße erhalten. Dabei hatte Dreßler jüngst - sowohl von Seiten der Stadt als auch vom Stadionbauer HBM - mündlich zugesagt bekommen, dass es keine Probleme gebe, die bis Mitte September laufende Saison im Harbig-Stadion zu beenden.

Doch auf Druck von Dynamo kommt es nun anders. Jetzt muss der Football-Bundesligist ins Steyer-Stadion ausweichen und wird dort am 27. August sein Heimspiel gegen die Braunschweig Lions austragen. Am gleichen Tag sollte dort eigentlich Dynamo II den Bornaer SV empfangen, doch der Fußball-Landesligist hat sich nun auf den Tag zuvor (Anstoß 12 Uhr) eingerichtet. Die Bornaer haben auch bereits zugestimmt. Obwohl sie diesmal Sieger blieben, hält sich die Freude der Footballer aber in Grenzen. Denn an ihrem "Gameday" startet im Ostragehege der Festumzug zum Stadtjubiläum und die Zufahrten zum Stadion sind verstopft.
 

Sächsische Zeitung, 17. August 2006

Strabag zieht zurück
Thilo Alexe

Stadion. Der Neubau einer Fußballarena an der Lennéstraße ist in greifbare Nähe gerückt.

Für das Projekt Stadionneubau gibt es ein Hindernis weniger. Das bei der Ausschreibung unterlegene Unternehmen Strabag hat seinen Nachprüfungsantrag bei der Vergabekammer Leipzig zurückgezogen. Damit beschäftigt sich nur noch das Regierungspräsidium Dresden mit dem Arena-Bau im Volumen von mehr als 40 Millionen Euro.

„Bei uns liegt nichts mehr vor“, sagte ein Sprecher der Kammer, der allerdings den Namen Strabag nicht bestätigte. Ursprünglich habe ein Unternehmen darauf gedrängt, dass die Kammer das Vergabeverfahren erneut unter die Lupe nehme. Knackpunkt war demnach eine Bürgschaft im Volumen von mehr als 40 Millionen Euro, die die Stadt für den vom Rat beschlossenen Bau des HBM-Stadions geben soll. Das Unternehmen begründete dem Sprecher zufolge nicht, warum es den Prüfungsantrag zurückzog. Ein Strabag-Verantwortlicher äußerte sich nicht dazu.

Derzeit prüft das Regierungspräsidium Dresden die Bürgschaft. Dem Vernehmen nach verhandelt Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) derzeit mit der Behörde. Neben der Bürgschaft soll es auch um ein fehlendes Konzept zur Wirtschaftlichkeit des Stadions gehen. Erst wenn das Präsidium den Vertrag mit HBM billigt, können die Bagger am alten Rudolf-Harbig-Stadion rollen.

Stadionwelt, 17. August 2006

Strabag zieht Prüfungsantrag zurück
  
Wie das Regierungspräsidium Leipzig gestern bekannt gab, hat der Baukonzern Strabag seinen Prüfungsantrag auf die Rechtmäßigkeit der Vergabe des Neubaus des Dresdner Rudolf-Harbig-Stadions an den Neusser Konzern HBM zurückgezogen. Eine Begründung wurde nicht kommuniziert.

Momentan prüft das Regierungspräsidium in Dresden noch die Erteilung einer 41-Millionen-Euro-Bürgschaft der Stadt an HBM, wodurch die Bietergemeinschaft am Kapitalmarkt günstige Kommunalkreditkonditionen bekommt. Dem Vernehmen nach stelle die Prüfung keine große Hürde dar, da die Stadt schuldenfrei sei und sich demnach eine solche Bürgschaft leisten könne.

Erst wenn das Präsidium den Vertrag mit HBM billigt, könnten die Bagger am Rudolf-Harbig-Stadion rollen. (Stadionwelt, 17.08.06)
 

DNN, 15. August 2006

Showdown am 30. August

Dresden. Das Ausschreibungsverfahren um die Vergabe des Baus des neuen Rudolf-Harbig-Stadions an der Lennéstraße geht auf die Zielgerade. Am 30. August ist vor der Vergabekammer beim Regierungspräsidium in Leipzig die Anhörung über die Klage der Strabag. Das bestätigte der städtische Stadionbeauftragte Ulrich Finger aus dem OB-Büro. Noch am gleichen Tag könne es zu einer Entscheidung kommen, meinte Finger. Die verbindliche schriftliche Begründung werde aber in jedem Fall erst einige Tage später folgen.

Knackpunkt für den Baukonzern Strabag ist die 42-Millionen-Euro-Bürgschaft, die die Stadt für die HBM Stadien- und Sportstättenbau GmbH übernimmt. So hatte es der Stadtrat beschlossen. Wenn es diese Bürgschaft auch für die Strabag gegeben hätte, wäre der Stadtrat dem Stiftungsmodell gefolgt, mutmaßt die Strabag in ihrer Klageschrift. Das sieht Finger als städtischer Verantwortlicher für das Verfahren anders. "Alle Bewerber gingen in ihren Modellen von Kommunalkredit-Konditionen aus", betont Finger. Da mache es keinen Unterschied, ob das in Form einer städtischen Bürgschaft geschieht oder der Freistaat oder gar der Bund ein anderes Kredit-Sicherungs-Instrument ausgibt.

Unabhängig vom Ausgang des Kammertermins laufen die Vorbereitungen für den Neubau auf Hochtouren. "Sobald die HBM übernimmt, zieht sich die Stadt zurück", sagt Finger. In der Zwischenzeit - das heißt: jetzt schon - übernehme Dynamo Dresden immer mehr Verantwortung. Schließlich werde Dynamo der Hauptmieter der Betriebsgesellschaft. Die Stadt sei nicht an dieser Gesellschaft beteiligt, werde sich aber in einem Beirat mit Dynamo und HBM ständig abstimmen. Die Dresden Monarchs sollen nicht mehr im Harbig-Stadion spielen. Das habe auch mit dem Umbau des Stadions zu tun, wo es schwierig genug sei, das Baugeschehen mit den Spielterminen von Dynamo abzustimmen.

Für die Strabag ist es bereits der zweite Versuch, der Stadt beim Verfahren Fehler nachzuweisen. Im Mai hatte der Konzern nach einer Anhörung vor der Kammer seinen Antrag auf Nachprüfung der Vergabe zurückgezogen. Die Kammer hatte der Stadt bescheinigt, das bis dahin Verfahren sauber durchgeführt zu haben.

wochenkurier, 15. August 2006

Zimmis Einwurf

Dynamo gewinnt und gewinnt, steht auf Rang 1. Ein Glück. Ansonsten würden die Stadionverhinderer noch mehr auf Zeit spielen.
Seit dem 20. Juli steht fest, die neue Arena wird gebaut. So bestimmte es der Stadtrat. Schon vorher hatten die Verhinderer ihren Plan in der Schublade und ihren Joker im Ärmel. Das Regierungspräsidium. Das nimmt sich jetzt alle Zeit der Welt, um die Rechtslage zu prüfen. Weil doch die Kommune 4,6 Millionen Euro zuschießen und über den Großteil der Bau-Gesamtsumme eine Bürgschaft abgeben soll. Die Scheinheiligkeit kennt freilich keine Grenzen, wenn dem Bürger jetzt verklickert wird, dass diese langwierigen Maßnahmen nur im Sinne des Bürgers zu verstehen sind. Deshalb haben jetzt 21 Stadträte der Linkspartei, FDP, SPD, der Bürgerfraktion und der Bündnisgrünen die Zeitspielerei satt und haben Akteneinsicht gefordert. Denn sie haben mitbekommen, dass bereits schon wieder 14 Tage ins Land gegangen sind, ohne dass etwas passiert ist. Inzwischen soll sogar Herr Vorjohann für den Bau verantwortlich sein. Damit steigt natürlich das Vertrauen in die Sache ins Unermessliche. Wenn man könnte, wie man wollte, dürften jetzt die ersten Wetten angenommen werden, wenn die Bagger wirklich ins Harbig-Stadion rollen. Das Flutlicht-Abschiedsspiel gegen Bischofswerda wird nach jetziger Kenntnislage wohl nicht das letzte sein. Wetten soll ja auch nur noch staatlich möglich sein. Auch diese Nachricht kommt aus Dresden. Aus dem Innenministerium. Da verkündet ausgerechnet ein Mann das Aus für die privaten Wettanbieter, der im Aufsichtsrat der Sachsenlotto GmbH sitzt. Also auch für die Oddset-Wette stimmt. Und die macht natürlich nicht süchtig, weil sie ganz einfach langweiliger aufgebaut ist. Und logischerweise weniger Kunden hat als die andere. Noch nie was von Wettbewerb gehört, der das Geschäft ankurbelt? Wer es nicht begreifen will, den bestraft das Leben. Wenn in Dresden auch alles etwas länger dauert mit dem Fortschritt, das Recht auf Verhinderung hat noch niemand gepachtet. Auch die Zeit der schönen Sonntagsreden ist schon lange vorbei. Schön, dass wenigstens 21 Stadträte schon einmal aus dem Tiefschlaf erwacht sind und was bewegen wollen. Denn: Wehe dem, der zu spät kommt!

Sächsische Zeitung, 14. August 2006

Einsicht in Akten verlangt
Thilo Alexe

Stadion. Weil es ihnen zu langsam geht, wollen Baubefürworter viel Papier durchforsten.

Mitglieder aus fünf Stadtratsfraktionen haben Einsicht in alle Akten zum Thema Stadionbau gefordert. 21 Stadträte – einer mehr als nötig – der Linkspartei, SPD, FDP, der Bürgerfraktion und der Bündnisgrünen haben einen entsprechenden Antrag bei der Verwaltung gestellt. „Das Verfahren ist bereits zwei Wochen im Verzug. Wir wollen sehen, wie die Verwaltung die Stadtratsbeschlüsse umsetzt“, sagte SPD-Fraktionsmitglied Thomas Blümel.

Das Dynamo-Mitglied wies darauf hin, dass der im Juli beschlossene Bauvertrag erst Anfang August dem Regierungspräsidium zur Prüfung vorgelegt worden sei. Dem Vernehmen nach fehlen noch immer Dokumente. Blümel betonte, dass Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) nach der Suspendierung von OB Ingolf Roßberg (FDP) für den Stadionbau verantwortlich sei. Nach seiner Meinung ist es „ein unhaltbarer Zustand“, dass Roßbergs Stadionbeauftragtem Ulrich Finger die Zuständigkeit offenbar entzogen worden sei.

Der Stadtrat hatte am 20. Juli beschlossen, dass der Sportstättenbauer HBM die mehr als 40 Millionen Euro teure Fußballarena anstelle des Harbig-Ovals errichten soll. Die Kommune soll 4,6 Millionen Euro zuschießen und einen Großteil der Gesamtsumme mit einer Bürgschaft absichern. Diese muss das Dresdner Regierungspräsidium bewilligen. Zudem hat ein in der Ausschreibung unterlegenes Unternehmen die sächsische Vergabekammer in Leipzig angerufen. Entscheidungen beider Gremien sind noch nicht bekannt.

1. FC Dynamo Dresden e.V.
Pressemitteilung
106 / 2006 10. August 2006 16.00 Uhr

Dynamo bekommt durch Nachbarschaftshilfe neue "Giraffen"
Seit vielen Jahren sind Dynamo und der Zoo Dresden Nachbarn diesseits und jenseits des großen Gartens. Der Umstand, dass Dynamo im Zuge des beginnenden Stadionneubaus seine Flutlichtmasten und damit ein Stück Identität der alten Spielstätte verliert, brachte Dynamos Verantwortliche auf die Idee, diese Identität in anderer Form weiterleben zu lassen. Nichts liegt da näher, als im benachbarten Zoo nach neuen "langhalsigen Wahrzeichen" zu suchen.

Im Rahmen dieser Aktion wird der 1. FC Dynamo Dresden ab sofort die Patenschaften verschiedener Sponsoren für die neue Giraffenanlage im Zoo Dresden unterstützen. So gehen zum Beispiel fünfzig Cent von jedem verkauften Stadionmagazin am Samstag gegen Ahlen an den Zoo Dresden und werden zur Finanzierung des neuen Giraffengeheges genutzt. Als Dankeschön dafür erhalten alle Stadionbesucher unter Vorlage ihrer Ahlen-Eintrittskarte bzw. Dauerkarte eine Ermäßigung von fünfzig Prozent beim Eintritt in den Zoo an diesem Wochenende.

Markus Hendel, Geschäftsführer Marketing 1. FC Dynamo Dresden :"Wir wollen dem Zoo Dresden helfen, die in den letzten Tagen rückläufigen Besucherzahlen wieder auf den richtigen Kurs zu bekommen. Hier ist einfach Nachbarschaftshilfe gefragt. Und wenn wir schon unsere Flutlicht-"Giraffen" verlieren, wollen wir zumindest erreichen, dass es den "Echten" ein paar Meter weiter im Zoo Dresden gut geht. Wenn man sieht, mit welchem Engagement und Fürsorge sich die Zoo-Mitarbeiter um ihre Tiere kümmern, muss man dies einfach unterstützen. Deshalb unser Engagement für das neue Gehege."

Karl-Heinz Ukena, Direktor Zoo Dresden:"Der mit dem H5N1-Virus gefundene Schwan hat sicher viele Besucher verunsichert und von einer Visite im Zoo abgehalten. Unsere gemeinsame Aktion mit den schwarzgelben Dynamos von nebenan hilft uns hoffentlich dabei, wieder mehr Besucher zu unseren Zwei- und Vierbeinern zu locken. Dynamo und der Zoo Dresden sind zwei untrennbare Partner für die Zukunft."
 

wochenkurier, 9. August 2006

Zimmis Einwurf

Spätestens heute Abend (9. August) werden wir wissen, was der Spitzenreiterplatz nach dem 1. Spieltag für einen Wert für Dynamo Dresden hatte. Gegner werden die Jung-Fohlen aus Mönchengladbach sein, also die zweite Mannschaft aus dem Borussen-Park.
In dem wird auch heute Abend gekickt. Einerseits wegen der Sicherheit, anderenseits wegen der anzunehmenden Fan-Kulisse aus Dresden. Spätestens nach dem Zuspruch von 15.800 Bürgern bei Dauerregen gegen Kiel müssen auch im Rathaus keine Fragestunden mehr eingerichtet werden. Vielleicht ist es aber auch eine Trotzreaktion wegen der ausgefallenen WM-Partys in unserer Museumsstadt? Noch einmal ganz langsam zum Mitschreiben für die Regierenden. Alles, was auf der Verbotsliste steht, ist schon einmal interessant. Und wenn aus purem Hass ein Verein kaputt gemacht werden sollte, weil er besonders wegen des Namens nicht in eine neue Zeitrechnung passte, animiert das besonders zum Weitermachen. Jetzt müsste man auch noch kapieren, dass es keinen Menschen interessierte, ob denn der Fußballverein von der Polizei bezahlt wurde. Der Fußballverein hat die Massen elektrisiert, weil er zu grauen Ostzeiten Farbe ins Tal der Ahnungslosen brachte. Und weil dank der internationalen Wettbewerbe auch Begegnungen mit der anderen Welt möglich waren. Nicht, weil die Mannschaft am 1. Mai mit den Werktätigen marschieren musste. Deshalb, aus diesem ganz einfachen Grund, lassen sich auch heute die Leute nicht von den Regierenden vorschreiben, wie der Klub heißen muss, mit dem man mitfiebern will. Es ist schwer, das alles zu begreifen, wenn es nur Theorie ist. Aber wir hier im Tal der Ahnungslosen haben auch den Kapitalismus nur aus den Schulbüchern gekannt und mussten damit zurecht kommen. Wir haben es kapieren müssen. Also kapiert bitte auch, dass Dresden den Fußball und damit ein neues Stadion braucht. Schon wegen des Unterhaltungsfaktors. Noch einer aus dem Dynamo-Handbuch? So gut wie früher die Schwarz-Gelben spielten, wurde am Montag gearbeitet. Natürlich ist das für den Unternehmer von heute nicht mehr der Maßstab. Denn wenn die Arbeit erst einmal geschafft ist, gibt es ja ganz schlecht neue. Deshalb würde ein Stadion-Neubau selbst Menschen glücklich machen, die keine Dynamo-Fans sind.
 

Sächsische Zeitung, 8. August 2006


Wer darf im Harbig-Stadion spielen ?
Von Robert Krauße

Die Verwirrung ist perfekt. Zwei Betreiber, zwei potenzielle Nutzer, ein großes Fragezeichen.

Der Arena-Neubau hat noch nicht begonnen, schon fliegen die Fetzen im Streit um die zukünftige Nutzung des neuen sowie der diesjährigen Nutzung des alten Rudolf-Harbig-Stadions. Nach einer beiläufigen Bemerkung von Dynamo-Hauptgeschäftsführer Volkmar Köster während einer Pressekonferenz vor zwei Wochen brodelte die Gerüchteküche. Köster ließ verlauten: Mit dem Spiel gegen Düsseldorf am 30. Juli würden die Dresden Monarchs ihr definitiv letztes Spiel im Harbig-Stadion austragen.

Standpunkt Monarchs

„Von dieser Aussage wurden wir vollkommen überrascht. Weder die Stadt, noch der zukünftige Betreiber des neuen Stadions, die HBM Stadien- und Sportstättenbau GmbH, haben uns von einer derartigen Entwicklung wissen lassen. Es gab allenfalls vage Gerüchte, Dynamo könnte mit Übergabe des Stadions zum 23. August und während der kommenden Bauzeit den Status des vorübergehenden Betreibers erhalten. Dies würde bedeuten, Dynamo könnte entscheiden, wer im Harbig-Stadion spielt. Doch da die Bagger nicht vor Ende September rollen werden, sahen wir keinen Grund, an der üblichen Austragsweise unserer letzten beiden Heimspiele zu zweifeln“, erklärt Monarchs-Präsident Sören Glöckner. Noch immer hoffen die Dresden Monarchs, ihre verbleibenden zwei Heimspiele (27. August, 3. September) an alter Wirkungsstätte austragen zu können. Sowohl HBM als auch die Stadt hätten durchweg positiv reagiert. Erst das Setzen der Torpfosten im Steyer-Stadion, der geplanten Ausweichspielstätte, hätte bei den „Königlichen“ Bedenken über den weiteren Saisonverlauf geweckt.

Standpunkt Dynamo

„Ich habe in der vergangenen Woche zum Thema Stadion beim Sportstätten- und Bäderbetrieb vorgesprochen. Die Aussage der Stadt ist klar. Die Monarchs müssen bereits ihr nächstes Heimspiel im Heinz-Steyer-Stadion austragen. Die Unvereinbarkeit der Werbekonzepte unserer beiden Clubs hat zu dieser Entscheidung geführt. Dynamo kann und wird den ständigen Um- und Abbau der Werbebanden finanziell nicht mehr stemmen. Zwei voneinander getrennte Spielstätten sind die Folge. Dynamo bleibt im Harbig-Stadion. Die Monarchs ziehen um“, erklärt Geschäftsführer Volkmar Köster.

Standpunkt der Stadt

„Die Aussage von Herrn Köster kann ich so nicht bestätigen, auch wenn es stimmt, dass wir die Monarchs ab dem 23. August im Steyer-Stadion unterbringen werden. Grund für diese Entwicklung ist die geplante Übergabe des Harbig-Stadions an dessen zukünftigen Betreiber HBM. Wir als Stadt haben uns verpflichtet, das Stadion altlastenfrei, also frei von Mietern zu übergeben. Dieser Pflicht kommen wir nach. Sowohl Dynamo als auch die Monarchs müssen ab sofort mit dem neuen Betreiber über die zukünftige Nutzung des Stadions verhandeln. An Spekulationen, was im Falle einer verzögerten Übergabe geschehen würde, möchte ich mich bis zum Eintreten dieser Situation nicht beteiligen“, erklärt Jörn Verleger, Abteilungsleiter des Sportstätten- und Bäderbetriebes Dresden.

Standpunkt der HBM

„Da mit dem Einspruch unseres Mitwerbers Strabag bei der Vergabekammer ein offenes Verfahren läuft, ist ein definitiver Übergabetermin vorerst nicht in Sicht. Erst nach der Bestätigung der Auftragsvergabe und der folgenden Übergabe des Stadions ist HBM für das Betreiben des Harbig-Stadions verantwortlich. Bis zu diesem Zeitpunkt muss die Stadt alle nötigen Regelungen treffen und über die Platzvergabe entscheiden. Es ist allerdings richtig, dass es von unserer Seite aus Pläne gibt, Dynamo während der Bauzeit als Mitbetreiber des Harbig-Stadions ins Boot zu holen. Dies zöge natürlich auch Rechte sowie Pflichten für Dynamo nach sich. Bei einem Stadionneubau muss alles Hand in Hand gehen, um den Bau schnellstmöglich zu beenden. Dies zieht pragmatische Entscheidungen nach sich. Mehr als ein Nutzer kann problematisch sein. Doch grundlegend gilt, wir haben bislang nicht mit den Monarchs verhandelt, da wir es nicht dürfen. Erst mit der Übergabe des Stadions an uns haben wir die Verfügungsgewalt“, so Axel Eichholz, Geschäftsführer der HBM.

Reaktion der Monarchs

„Für den von Herrn Köster vertretenen Standpunkt habe ich kein Verständnis. Wir bauen die Banden ab. Wir bauen sie wieder auf. Mehr noch, wir haben auch vor unserem letzten Heimspiel am 30. Juli mit 20 Helfern das Harbig-Stadion vom gesamten Müll des vorangegangenen Dynamo-Spieltags gesäubert. Damit hat Dynamo unter dem Strich wiederholt Geld gespart. Für die allgemeinen Schwierigkeiten der jetzigen Situation haben wir natürlich Verständnis. Auch dafür, dass sich weder die Stadt noch der zukünftige Stadion-Betreiber HBM in dieser unklaren Lage für uns einsetzen können. In jeder, der in den nächsten Wochen möglichen Konstellationen scheint Dynamo eine gewichtige Rolle zu spielen. Vieles scheint vom Einlenken der Dynamo-Führung abhängig. Wir hoffen natürlich weiterhin, unsere letzten beiden Bundesliga-Punktspiele im Rudolf-Harbig-Stadion auszutragen. Doch auch ein Nein müssten wir akzeptieren“, so Glöckner.
 

Sächsische Zeitung, 4. August 2006

Rechtsaufsicht prüft Bürgschaft

Die Stadt will die Unterlagen zum Stadionbau heute dem Regierungspräsidium übergeben. Das sagte Rathaussprecher Kai Schulz auf Anfrage. Die Rechtsaufsicht wird die städtische Bürgschaft von mehr als 40 Millionen zu Gunsten der Projektentwicklungsgesellschaft unter die Lupe nehmen. Genehmigt die Behörde den Vertrag, ist eine entscheidende Hürde genommen. Noch prüft aber auch die Vergabekammer in Leipzig, die ein in der Ausschreibung unterlegenes Unternehmen angerufen hat.

Der Stadtrat hatte am 27. Juli dem Sportstättenbauer HBM den Zuschlag für das mehr als 40 Millionen Euro umfassende Projekt erteilt. Entstehen soll ein Stadion für rund 32 000 Besucher. (SZ/ale)
 

wochenkurier, 2. August 2006

Zimmis Einwurf

Es scheint alles in bester Ordnung zu sein. Wenige Stunden vor dem Saisonstart bei Dynamo Dresden. Der letzte Test wurde gegen die Millionentruppe von Atletico Madrid nicht verloren.
Vielleicht ganz gut, dass ein schönes Kopfballtor von Neuzugang Würll vom Schiedsrichterassistenten Zwayer weggewunken wurde. Sonst wäre die Euphorie wie vor einem Jahr nach dem 3:2-Sieg gegen Atletic Bilbao ins Unermessliche gestiegen. Trainer Peter Pacult wusste schon, weshalb er Holstein Kiel ein ganz anderes Kaliber als Atletico Madrid bescheinigte. Es ist aber auch unfassbar. Kaum wird in der Ruine wieder Fußball gespielt, schon kommen über 13.000 und beweisen ihre Nibelungentreue zum Verein. Der ließ sich auch prompt etwas einfallen. Nicht nur der Familientag aus der Vorsaison wurde nachgeholt. Als die Eintrittskarten nicht reichten, wurden so genannte Zugangstickets mit der Option eines Freibieres für die vor dem Stadion noch Wartenden angeboten. Dank des neuen Biersponsors gab es für ein Zehntel der Besucher ein Fünf-Liter Fässchen für die Familie zu Hause.
Damit die Journalisten das investigative Arbeiten nicht verlernen sollten, mussten die selbst auf die Suche nach der Mannschaftsaufstellung und den Namen der Unparteiischen gehen. Auch ein Problem für den Stadionsprecher, der gern die Besucher noch etwas genauer mit den klangvollen Namen des Testpartners vertraut gemacht hätte. Aber ansonsten scheint alles in bester Ordnung. Das Stadioncatering des neuen Betreibers aus Rostock klappte. Das Team, das sich Trainer Pacult zusammengestellt hat, hielt auch dann ordentlich gegen, als die Gäste etwas ruppiger zu Werke gingen. Das wird in der Regionalliga zum Standard werden müssen, um sich durchzusetzen. Unterschiedliche Meinungen in der Systemfrage wie im Vorjahr mit der damals unsäglichen Raute gibt es keine. Hier gibt einer die Richtung vor und basta: der Coach.
Damit sich die Truppe auf den Auswärtsfahrten nicht mehr so quälen muss mit Temperaturunterschieden zwischen Bug und Heck wurde sogar ein neues Transportmittel angemietet. Na ja, und der Baubeginn des neuen Stadions ist ja wohl nach dem Pokalspiel gegen Hannover? Oder doch erst nach dem Punktkampf gegen Magdeburg? Oder etwa nicht?! Also alles in Ordnung, Anpfiff!
 

MOPO 02.08.06&

Neue Arena: Dynamo macht es Hansa nach! Bagger rollen im Oktober. Bauzeit 15 Monate.

DRESDEN-Baggern für den Aufschwung! Ab Oktober wird das Rudolf-Harbig-Stadion zur Großbaustelle. Wie das neue Stadion nach der 15-monatigen Bauzeit ausschaut, konnten die Dynamo-Fans bereits am letzten Spieltag der vergangenen Zweitliga-Saison bei der Partie gegen Hansa Rostock bewundern. Das Ostseestadion ist quasi unser Arena-Vorbild. „So ähnlich wird später die neue Spielstätte der Schwarz-Gelben", versichert der Geschäftsführer der HBM der
Stadien- und Sportstättenbau GmbH, Axel Eichholtz. Mit Kosten von 43 Millionen Euro entschieden sich die Dresdner Stadträte für das vermeintlich günstigste Stadion,

Aber die Arena hat für Fans gehörige Nachteile. Da es nur ein Einrang-Stadion ist, kann es nur schwierig vom geplanten Fassungsvermögen (32.000 Zuschauer) erweitert werden. Zudem sind die Anhänger künftig nicht mehr so dicht an ihren Idolen. Die Blöcke ragen zwei Meter über die Rasenfläche. Ohne diese Beton-Kante wäre es ein typisch englisches Stadion. Genau so etwas hätte in Dresden richtig für Stimmung gesorgt. Schade! Dafür hat HBM dem „harten Kern" rund 10.000 Stehplätze eingeräumt. In vielen Arenen sind weit weniger vorhanden. Zudem gibt's endlich bessere Toilettenanlagen. Und die Polizei kann für mehr Sicherheit sorgen. Ernst wird's spätestens beim Heimspiel gegen die Zweite von Werder Bremen (21. 10. 06). Dann müssen sich die Fans auf ein ungewohntes Baustellen- Bild einstellen. Als erstes verschwindet die Hornbach-Tribüne - danach die Fan-Blöcke K und L. Bis zum Weihnachtsfest sollen die Fundamente für die neue Tribüne gegossen werden.

*** Unser Pro-RHS Kommentar zu diesem Artikel:

Da macht die MOPO ihrem Spitznamen aber mal wieder jede Ehre...sicher haben beide Stadien den gleichen Architekten, nur sind da fast 10 Jahre dazwischen und es gibt hier wie da andere Gegebenheiten...ähnlich ist eben nicht gleich.

Nochmal:

- keine 2 m hohen Ränge a la Rostock
- Ränge sind so nah wie erlaubt am Spielfeld

dnn, 1. August 2006

Zerrieben zwischen seinem Umfeld und der eigenen Persönlichkeit

"Die Königsbrücker Straße ist 2006 fertig, Baubeginn für die Waldschlößchenbrücke ist nächstes Jahr. ... Bis 2006 muss aus dem Kulturpalast etwas Ordentliches werden. Die Chancen, dass wir bis 2006 eine Operette haben, stehen aus meiner Sicht gut." Das sagte der inzwischen suspendierte OB Ingolf Roßberg (FDP) heute vor exakt drei Jahren im DNN-Interview. Keines der genannten Projekte ist verwirklicht worden. Doch es geht voran am Wiener Platz, am Neumarkt, am Postplatz, im Ostragehege. Die Stadt steht rein wirtschaftlich gesehen besser da als je zuvor - wegen oder trotz Roßberg? DNN-Redakteur Ralf Redemund schaut zurück auf fünf Jahre Amtszeit des OB (Neuwahl ist 200 , wirft Schlaglichter auf die Ära Roßberg. Licht aus. Scheinwerfer an:

Schlaglicht 1: Roßberg war kein Wunschkandidat der Bürgerinitiative (BI) "OB für Dresden", einer illustren Schar mit Unterstützern aus FDP, SPD, Bündnis90/Die Grünen und PDS sowie Überparteilichen. Deren einzig einigendes Ziel war: weg mit dem CDU-OB Herbert Wagner. Ein brüchiges Band. Und bis heute eines der großen Probleme von Roßberg. Denn eine eigene Hausmacht hat der OB im Rathaus nicht. Selbst seine eigene Fraktion (FDP; nicht Partei) war anfangs gegen ihn. Zurzeit ist die FDP um Jan Mücke ironischerweise die einzige Fraktion, die fast unverbrüchlich zu ihm hält.

Schlaglicht 2: Der Start misslingt. Die CDU/DSU/FDP-Mehrheit blockiert den OB, zum Beispiel bei der Bildung der Geschäftsbereiche. Das Thema landet schließlich vor Gericht. Auch die Landesregierung ist von Anfang an gegen den eigensinnigen Emporkömmling Roßberg. Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) spricht abfällig vom "Schrott aus Wuppertal". Der OB muss mit (größtenteils CDU-) Bürgermeistern arbeiten, die er so nicht wollte.

Der Stadtrat 2001

Insgesamt 70 Stadträte

CDU/Volkssolidarität 33
PDS 18
SPD 9
Grüne/Freie Wähler 5
FDP/DSU/Freie Bürger 5

Schlaglicht 3: Fehleinschätzungen und vollmundige Versprechungen - siehe ganz oben - begleiten den Start. Die Erwartungshaltung an den neuen, jungen Mann an der Rathausspitze ist am Ende der Wagner-Ära hoch, vielleicht zu hoch. Die fatale Folge: Die Kluft zwischen Wort und Tat wird von Jahr zu Jahr größer. Dennoch stellt Roßberg entscheidende Weichen: Sport wird dem Verwaltungsbürgermeister zugeschlagen. Winfried Lehmann (CDU) ist ein Glücksfall, setzt Sport ganz oben auf die Agenda, etabliert sich schnell als Schulfachmann. Roßberg macht Lutz Vogel anstelle des Finanzbürgermeisters zum ersten Mann hinter dem OB. "Die Kultur ist elf Jahre lang stiefmütterlich behandelt worden, ihr Haushalt war Verschiebebahnhof. Wenn Dresden den Anspruch einer Kunst- und Kulturstadt an sich stellt, muss das auch nach außen sichtbar werden." Roßberg packt viele Dinge energischer an als sein Vorgänger: Schulnetzplanung, Stadtentwicklung, Senkung der Personalkosten, Sanierung der Kitas. Weil er sich insgesamt von seinen Fachbürgermeistern aber im Stich gelassen sieht, zieht der zuweilen bockige Tatmensch Roßberg zwei Großprojekte auf seinen Tisch: Operette (Wiener Platz) sowie Stadionneubau. Dafür gibt's nicht nur Beifall.

Schlaglicht 4: Obwohl die CDU-Fraktion ihn nicht ausstehen kann, findet Roßberg für viele zentrale Entscheidungen dort die nötige Mehrheit. Das nehmen ihm zunehmend seine Unterstützer übel. Eva Jähnigen (Grüne) beklagt sich mehrfach, der OB solle mehr mit ihrer Fraktion reden. Die Bürgerbewegten sind schnell enttäuscht von Roßberg. Bis heute ist eine umfangreiche Bürgerbeteiligung nicht umgesetzt.

Schlaglicht 5: Um die Finanzen der Stadt ist es schlimmer bestellt als gedacht. Der neue, zunächst parteilose Kämmerer Hartmut Vorjohann (der nach der Stadtratswahl 2004 aus Bewunderung für Georg Milbradt der CDU beitritt) räumt auf. Erstmals werden ungedeckte Haushalte aufgestellt, weil die Stadt mehr ausgibt, als sie einnimmt. Der von Roßberg früh proklamierte Kassensturz kommt zu spät und nur halbherzig. Es gibt keine ordentliche Abrechnung mit der Wagner-Politik. "Das gehört sich nicht - aus Achtung vor der Lebensleistung meines Amtsvorgängers", sagt der OB den DNN. Nur: Fehler und Versäumnisse seines Vorgängers werden zunehmend ihm angekreidet. Ein schleichender Vorgang, gegen den man sich nicht wehren kann, wenn man keinen klaren Schnitt gemacht hat.

Schlaglicht 6: Der OB kokettiert damit, er habe einen Haushalt mitsamt Rat in Radebeul gemanagt, das wird er dann auch für Dresden können. Doch Dresden ist nicht Radebeul. Der OB verzettelt sich mit seinem Fachwissen oft in Details, misstraut Stadtrat und Verwaltung. Fatale Folge: Ein Kämpfer aus Radebeuler und Wahlkampfzeiten, Rainer H. Sehm, steigt zu der Vertrauensperson im Rathaus auf, die alle heiklen Themen anpackt - ob Dynamo Dresden, neue Eishalle, Operette, Dinglingers Weinberg oder Flutschadensbeseitigung. Sehm hat die diplomatischen Fähigkeiten, die Roßberg abgehen. Eine fruchtbare Symbiose auf Gedeih und Verderb.

Schlaglicht 7: Der neue zersplitterte Stadtrat 2004 macht ein "Regieren" noch schwerer als zuvor. Es gibt keine Blöcke mit klaren Mehrheiten mehr. Schlimmer noch für den OB: Die großen Fraktionen sind in vielen Fragen in sich selbst gespalten. Bei der CDU fällt das nach außen kaum auf - ein Verdienst des Vorsitzenden Michael Grötsch. Die PDS trägt ihre Konflikte zwischen Pragmatikern und Grundsatz-Sozialisten offen aus. Der Stadtrat ist polarisiert, Roßberg polarisiert. Zu den BündnisGrünen gibt's keinen guten Draht mehr. Das Verhältnis zur SPD ist abgekühlt. Der OB sitzt zwischen allen Stühlen.

Der Stadtrat 2006

Insgesamt 70 Stadträte

CDU21
Linke-PDS 17
Grüne 9
SPD 8
FDP/DSU 6
Bürgerfraktion 5
fraktionslos 4

Schlaglicht 7: Laut Linke-PDS-Fraktionschef Ralf Lunau setzt der neue OB mit seinem sachorientierten Stil neue Maßstäbe im Arbeitsstil für alle Fraktionen. Doch im Laufe der fünf Jahre ändert sich der Arbeitsstil der Fraktionen. Sie werden immer parteipolitischer - ein Grund auch, warum das kommunalpolitische Urgestein Albrecht Leonhardt von der SPD in die Bürgerfraktion wechselt. Anderes Beispiel: Der neue CDU-Kreischef Lars Rohwer mischt sich - anders als seine Vorgängerin Friederike de Haas - ständig öffentlich in die aktuelle Politik ein, nicht selten auch an seiner eigenen Fraktion vorbei. Oft ist der Stadtrat in sich heillos zerstritten, oft sucht Roßberg sein Heil in Alleingängen.

Schlaglicht 8: Seit der OB vor Gericht steht, moderiert Lutz Vogel (parteilos). Ohne politische Ambitionen. Ohne Politikvorgaben. Von Machtvakuum ist bei einigen Stadträten die Rede. Der CDU fehlt nun der politische Prügelknabe Roßberg; auf ihre Bürgermeisster haut die Union öffentlich nicht ein. Die Mitte-Links-Mehrheit hat indessen ein Feindbild ausgemacht: Hartmut Vorjohann (CDU), der jetzt keinen OB mehr hat, der ihn in Schutz nimmt.

Schlaglicht 9: Eine Stadt ohne OB - kann das funktionieren? Der Stadtrat wird nach dem Woba-Totalverkauf, den Roßberg mit angetrieben hat, um die Stadt zu entschulden, sich selbst disziplinieren müssen. Nachdem ihr Stadtoberhaupt an eigenen Ansprüchen, seiner Persönlichkeit und seinem Umfeld gescheitert ist, erlebt Dresden ein bundesweit einmaliges historisches Experiment. Ausgang: offen.
Ralf Redemund