Jahr 2006




Sächsische Zeitung, 31. Juli 2006

Die Mehrheit will die Brücke

Der Chef der Dresdner CDU-Fraktion, Michael Grötsch, will polarisieren, fordert, zu investieren, aber ohne Schulden.

Die Mehrheit des Stadrates entschied sich für einen Stopp des Brückenbaus und für den Bau des neuen Stadions. Beides wollten Sie nicht. Verliert Ihre Fraktion an Einfluss?

Das kann ich überhaupt nicht sehen. Denn wir haben seit 2004 mehr erreicht als uns nach dem Ergebnis der Kommunalwahl möglich schien. Denken Sie nur an die Woba-Privatisierung. Eines unserer Ziele, das wir durchsetzen konnten ohne die Mehrheit zu haben.

Dennoch konnten Sie sich mit Ihrer Idee, die Finanzierung des Stadions noch einmal zu prüfen nicht durchsetzen?

Doch, das hat der Finanzbürgermeister getan, nur wollte es die Mehrheit des Stadtrates nicht hören. Nach wie vor gibt es gute Argumente, den Bedingungen zum Stadionbau nicht zuzustimmen.

Welche sind das?

Ursprünglich wollte die Stadt das Stadion für Dynamo bauen lassen, ohne einen einzigen Cent zuzuschießen. Jetzt sind wir mit der Baufirma HBM bei 4,6 Millionen einmaliger Zuschuss sowie jährlich bis zu 2,5 Millionen Euro, die aus dem Haushalt der Stadt für das Stadion nötig sind. Unverantwortlich, da noch die Bürgschaft von über 40 Millionen Euro dazu kommt. Eine neue Ausschreibung wäre die richtige Entscheidung gewesen.

Hätte eine neue Ausschreibung nicht einen weiteren Zeitverzug bedeutet und gleichzeitig eine Klage von HBM provoziert?

Es ist genau anders. Jetzt riskiert die Stadt eine Klage anderer Anbieter, denn die Bedingungen für den Bau des Stadion haben sich komplett geändert. Zum Beispiel gibt es jetzt ein Dach, von dem bei der Beschlussfassung im Januar nicht die Rede war. Mit dem Zuschlag an HBM hat die Stadt möglicherweise ein großes Problem und damit der Fußball. Das wollten wir nicht.

Es bleibt jedoch der Eindruck, Ihre Fraktion will im Bunde mit dem CDU-Finanzbürgermeister den Stadionbau blockieren ...

...im letzten Stadtrat gab es eine verrückte Situation: Bei der Brücke forderten die Grünen eine Denkpause, obwohl darüber schon seit zehn Jahren verhandelt wird, beim Stadion sollte plötzlich alles schnell gehen, obwohl hier die Denkpause nötig gewesen wäre. Gut gemeint, ist nicht immer gut gekonnt.

Die Frage ist aber, ob sich die Stadt solch ein Stadion leisten will und ob Ihre Fraktion dies als Priorität ansieht. Sehen Sie das Stadion als Priorität?

Genau das ist die Frage. Dresden ist schuldenfrei und soll es bleiben. Wenn es Prioritäten gibt, kann sich die Stadt die auch leisten. Der Fußball ist wichtig, aber es gibt viele Dinge, die ebenso wichtig sind.

Würden Sie auf den Bau des Stadions zu Gunsten eines Neubaus der Operette verzichten?

Nein, beides ist für die Stadt wichtig. Fußball ist dabei noch volkstümlicher. Was dieser Sport für eine Euphorie auslösen kann, haben wir bei der WM gesehen. Die Fußballfans sind auch deutlich lautstärker.

Setzt sich also im Stadtrat durch, wer am lautesten schreit?

Nein, letztlich legt die Mehrheit fest, wo die Prioritäten liegen.

Woher kommt die Aversion der CDU gegenüber Dynamo?

Dass die CDU Dynamo angeblich nicht mag, entbehrt jeglicher Grundlage. Der Club ist ein renommierter Fußballverein. Ausschlaggebend für unsere Entscheidungen ist immer die Abwägung zwischen dem Risiko eines Projektes und der Finanzierbarkeit. Es gilt der Grundsatz: Keine neuen Schulden.

Dennoch muss investiert werden, egal ob in Schulen, Kultur oder den Zoo. Haben Sie das Gefühl für die Stadt verloren?

Nein, habe ich nicht. Denken Sie an das Bürgerbegehren zur Brücke. Obwohl der Stadtrat, gegen unser Votum, gegen den Brückenbau entschieden hat, stimmten die Dresdner mehrheitlich dafür. Das Gefühl für die Stadt stimmt also.

Wofür steht denn Ihre Partei in der aktuellen kommunalpolitischen Diskussion?

Das ist eine sehr gute Frage, denn tatsächlich haben wir dies bei der vergangenen Kommunalwahl den Wählern nicht deutlich genug gemacht. Die CDU-Fraktion steht erstens für die Schuldenfreiheit der Stadt. Zweitens sind wir für ein neues Stadion, aber nicht zu jedem Preis. Drittens setzen wir uns ein für den Neubau der Operette am Wiener Platz zu den beschlossenen Ausschreibungsbedingungen. Viertens möchten wir die sofortige Umsetzung des Bürgerentscheids zum Brückenbau durchsetzen. Es ist völlig richtig, dass die Verwaltung dem Baustopp widersprochen hat.

Ist es Ihnen egal, dass Sie mit dieser Entscheidung die Aberkennung des Welterbetitels der Unesco riskieren?

Wieso denn? Ich bin der Überzeugung, dass sich die Unesco in eine schwere Situation manövriert hat. Die Unesco sollte vielmehr noch einmal, wenn die Brücke gebaut ist, genau hinsehen, ob sich das Bauwerk nicht doch verträglich in den Elbraum eingliedert.

Gebaut ist gebaut, dann ist es zu spät. Sehen Sie keinen Kompromiss, keine andere Lösung?

Oberste Priorität hat die Umsetzung des Bürgerentscheids.

Sie waren kurz vor dem Ziel, können Sie jetzt nicht verlieren?

Es geht doch nicht um verlieren oder gewinnen. Ich sehe vielmehr, dass beispielsweise die Grünen auch gegen die Ansiedlung von AMD waren oder gegen die Gläserne Manufaktur und wir jetzt froh sind, dass es beides gibt. Ich sehe, dass die Grünen gegen die Autobahn waren und jetzt damit gegen die Brücke argumentieren, weil der Stadtverkehr zurückgegangen ist. Ich glaube, dass sich das Gute auch gegen Widerstände durchsetzt.

Ignorieren Sie mit Ihrer Argumentation nicht auch, dass sich die Stadt deutlich weiter entwickelt hat und sowohl verkehrstechnisch als auch ästhetisch eine neue Lösung nötig ist?

Der Geschmack ist kein Maßstab, sondern es gibt Notwendigkeiten für die Brücke. Erstens: Das Blaue Wunder hält nicht ewig, zweitens ist die Waldschlößchenbrücke hochwassersicher, drittens haben wir einen gültigen Planfeststellungsbeschluss, sämtliche Genehmigungen sind erteilt und die Fördermittel bewilligt. Wenn Dresden die Brücke nicht baut, machen wir uns zum Gespött und ignorieren den Bürgerentscheid.

Welche Prioritäten setzen Sie denn für ein modernes Dresden?

Dresden ist ein guter Wirtschaftsstandort mit einer im Osten vergleichsweise geringen Arbeitslosigkeit, die aber weiter gesenkt werden muss. Die Stadt besitzt High-Tech-Arbeitsplätze, in die langfristig investiert werden muss. Zudem zeichnet sich Dresden als Universitätsstadt aus und sollte dies auch künftig tun und ihren Ruf als Kulturstadt weiter ausbauen. Um die Entwicklung zu befördern, sollte Dresden viel mehr mit dem Umland, mit Radebeul, Pirna und Freital kooperieren und sich als Wirtschaftsregion vermarkten.

Was gehört für Sie auch in Zukunft zur Lebensqualität?

Gute Kindereinrichtungen und Schulen, ein ausgezeichnet ausgebauter öffentlicher Nahverkehr und gute Erreichbarkeit sowohl mit dem Zug als auch dem Auto, das friedliche multikulturelle Zusammenleben, eine geringe Kriminalität und die kulturellen Vielfalt.

Könnten Sie sich vorstellen, dies als CDU-Oberbürgermeister zu befördern?

Vorstellen kann man sich vieles, aber CDU-Kandidaten für die kommende Oberbürgermeisterwahl werde ich nicht nennen. Jeder Name, der jetzt fällt, ist verbrannt.

Ihre Partei scheint aber nicht dabei zu sein, einen Kandidaten zu profilieren?

Die CDU hat, anders als die SPD, viele qualifizierte und bekannte Persönlichkeiten. Zudem gibt es eine Findungskommission, die einen Kandidaten präsentieren soll.

Wird der suspendierte FDP-Oberbürgermeister Ingolf Roßberg in sein Amt zurück kehren?

Das halte ich für ziemlich unwahrscheinlich. Oberbürgermeister zu sein ist schwer, es zu bleiben ist schwerer, besonders für Herrn Roßberg. Leider hat er nicht den Mut, jetzt von selbst zurückzutreten.
Interview: Peter Ufer
 

dnn, 29. Juli 2006

Wofür gibt die Stadt 2007 Geld aus?

Schon jetzt verteilt der Stadtrat Gelder für das Jahr 2007, zum Beispiel für den Bau des neuen Harbig-Stadions. Doch den Gesamtüberblick darüber, wie viel Geld Dresden überhaupt zur Verfügung hat, ohne neue Schulden zu machen, gibt es erst im November. Das geht aus einer Antwort von Bürgermeister Herbert Feßenmayr (CDU) auf eine aktuelle schriftliche Anfrage von SPD-Stadträtin Sabine Friedel hervor.

"Entwurf des Haushaltsplanes für das Jahr 2007" heißt das im Verwaltungsjargon. Der Zeitplan für die Haushaltsdebatte 2007 lautet gemäß Feßenmayr wie folgt: Am 1. November berät der Verwaltungsvorstand um den OB den Entwurf. Dann wird das gegebenfalls abgeänderte Werk gedruckt und an die Fraktionen, Ausschüsse und Ortschaften verteilt. Zwischen dem 20. und 24. November erhalten dann alle 70 Stadträte den Entwurf für 2007. Anschließend wird das Zahlenwerk bis 4. Dezember öffentlich ausgelegt.

Wie aus der Anfrage von Friedel hervorgeht, verstößt die Stadt mit diesem Zeitplan erneut gegen eine Vorschrift in der Sächsischen Gemeindeordnung. Dort heißt es, dass der vom Stadtrat verabschiedete Haushalt spätestens einen Monat vor Beginn des Haushaltsjahres - also bis 30. November - dem Regierungspräsidium Dresden zur Genehmigung vorliegen soll. Wohlgemerkt: soll. Aus gewichtigem Grund kann die Kommune dagegen verstoßen. Der Freistaat selbst lieferte dafür in der Vergangenheit Gründe: So legte die Regierung verspätet "Orientierungsdaten" vor, also wie viel die Stadt vom Land an Zuweisungen erhält. Oder die Steuerschätzung im November fiel anders aus, als gedacht und der Entwurf musste entsprechend angepasst werden. In Dresden kommt der Sonderfall Woba-Totalverkauf hinzu. Wie DNN berichteten, entledigt sich die Stadt mittels einer Drei-Schritt-Strategie bis Ende des Jahres ihrer Schulden. Noch Ende August und am 1. November werden Schulden getilgt. Erst danach weiß die Verwaltung genau, wie viel aus dem Verkauf der Woba für den Dresdner Etat übrig bleibt.

Laut Plan der Stadt soll der Stadtrat den Haushalt im Februar 2007 absegnen. Letztmals vorschriftsgemäß wurde der Haushalt 1999 im Dezember 1998 verabschiedet.
Ralf Redemund
 

Stadionwelt, 27.07.2006 - Aus für die „Giraffen“

Unabhängig vom Zeitpunkt des Umbaubeginns am Dresdner Rudolf-Harbig-Stadion, ist das Ende der berühmten Flutlichtmasten, im Volksmund „Giraffen“ genannt, beschlossen.

Wie Dynamo-Presssprecher Peter Tauber gegenüber Stadionwelt erklärte, sei eine Weiterverwendung der Flutlichtmasten „weder planungstechnisch noch wirtschaftlich vertretbar“. Das neue Rudolf-Harbig-Stadion wird um 24 Meter vom derzeitigen Standpunkt versetzt, um einem Schattenwurf auf das anliegende Arnold-Freibad vorzubeugen.

Die Flutlichtmasten waren in verschiedenen Neubau-Modellen aufgetaucht, sind aber laut Tauber schon seit längerem kein Bestandteil der Neubaupläne mehr gewesen. Viele Fans hatten sich einen Erhalt der „Giraffen“ aus Nostalgie-Gründen gewünscht. Die Masten werden von einem in das Dach integrierten, Catwalk ähnlichen Belichtungssystem ersetzt. (Stadionwelt, 27.07.06)
 

Stadionwelt, 25.07.2006 - Stadionvergabe wird geprüft

Dem Neubau des Rudolf-Harbig-Stadions in Dresden droht eine erneute Verzögerung. Der Baukonzern Strabag hat bereits am Freitag vor der Sächsischen Vergabekammer in Leipzig einen Antrag auf Prüfung der Rechtmäßigkeit der Bauvergabe an den Konzern HBM aus Neuss gestellt. Dies bestätigte gestern Kammersprecher Stefan Barton gegenüber „Dresdner Neueste Nachrichten“.

Die Vergabekammer wird jetzt binnen fünf Wochen ab Antragstellung über die Vergabe entscheiden müssen, so Barton. In den nächsten Wochen kommt es zu einer mündlichen Verhandlung mit Vertretern der Stadt und der Strabag. Einen Termin hat Barton noch nicht nennen können. Die Strabag hatte im Vorfeld der Ratssitzung angekündigt, vor die Kammer zu ziehen, wenn der Stadtrat einer 42-Millionen-Euro-Bürgschaft für HBM zustimme.

Parallel zur Vergabekammer prüft das Dresdner Regierungspräsidium, ob die städtische Bürgschaft für den Proficlub Dynamo Dresden zulässig ist. Bis wann die Prüfung abgeschlossen sein wird, konnte RP-Sprecher Holm Felber nicht sagen. (Stadionwelt, 25.07.06)
 

Sächsischer Bote, 25. Juli 2006

Ballspiele auf einer Baustelle

Dresden. Im vierten Anlauf entschied der Stadtrat vorige Woche in seiner Sondersitzung mit klarer Mehrheit von 44 zu 21 Stimmen, den Neubau des Fußball-Stadions an der Lennéstraße für 43 Millionen Euro an die HBM Stadien- und Sportstättenbau GmbH zu vergeben. Zwar muß das Regierungspräsidium noch zustimmen und eine Entscheidung der Vergabekammer in Leipzig ist abzuwarten, aber der HBM-Geschäftsführer Axel Eichholtz ist guter Dinge, bei vollem Spielbetrieb im September mit dem Abriß der Tribüne beginnen zu können, noch vor dem Winter das neue Fundament zu setzen und nach 15 Monaten Bauzeit dann die Fertigstellung zu feiern. Grund und Boden des Harbig-Stadions wird im Rahmen eines Erbbauvertrages der Projektgesellschaft übergeben. Die Stadt gewährt 4,6 Millionen Euro Baukostenzuschuß. An den Betriebskosten will sie sich mit 570 000 Euro pro Zweitliga-Saison von Dynamo beteiligen. In der dritten Liga sind allerdings 2,1 Millionen Euro fällig und darunter noch eine halbe Million mehr. Für die CDU-Fraktion sind nach wie vor diese Risiken groß. Allein die 40,7 Millionen Euro Bürgschaft wären nach ihrer Meinung neue Schulden, die man nicht mehr aufnehmen wollte. Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann weist auch darauf hin, daß mit dem Geld für Fußball die Sanierung des Zoos nicht möglich wäre. (her)
 

wochenkurier, 25. Juli 2006

Zimmis Einwurf

Na also, es geht doch! Gleichzeitig mit diesem Ausspruch der Freude an alle Stadionbefürworter aus dem Stadtrat kommt aber sofort die nackte Angst. Das Regierungspräsidium hat Einwände.
Das schönste an der Nachricht: Genau die lagen den Stadtvätern schon vor ihrer Sitzung am letzten Donnerstag in Form eines Vorab-Bescheides schriftlich vor. Natürlich wegen der nackten Zahlen. Die waren ursprünglich von der Stadionbaugesellschaft HBM so schön gerechnet, dass die den Zuschlag vor allem von der CDU-Fraktion bekam. Wir erinnern uns: Neben einem Einmalzuschuss von 4,6 Millionen Euro war ein jährlicher Lastenausgleich von 170.000 Euro angedacht. Bei Nichtaufstieg des Regionalligisten sind das aber inzwischen über zwei Millionen im Jahr. Bei näherem Hinschauen ist also die Kehrtwende der CDU-Fraktion sogar zu verstehen. Schließlich ist man über die eigene Entscheidung enttäuscht. Nach dem WOBA-Verkauf verbleiben der Kommune etwa 18 Millionen an frischem Geld. Das wiederum wäre nicht einmal die Hälfte der Bürgschaftssumme, die gegenüber von HBM nötig wäre.
Doch urplötzlich hören wir ganz andere Töne vom Finanzbürgermeister. Dynamo als Wirtschaftsfaktor gesehen, wäre vielleicht auch gegenüber der Europäischen Union vermittelbar. Denn die soll ja ebenfalls ein Wörtchen mitreden, weil ja Bürgschaften von einer Kommune nur für kommunale Zwecke eingesetzt werden sollen. Aber alles im Leben ist eine Frage der Auslegung. Das Stadion ist marode, in einer Ruine ist der Spielbetrieb nicht möglich. Spätestens jetzt muss Plan B greifen. Denn gebaut werden muss auf alle Fälle. Ansonsten würde es an keinem Ort der Erde Fußball- oder Sportstadien geben. Also sind wir jetzt wieder bei der Vernunft angekommen. Und genau diese Erleuchtung war am letzten Donnerstag schon einmal bei den meisten im Dresdner Rathaus vorhanden. Deshalb müssten die letzten eingeleiteten Störfeuer auch irgendwie auszutreten gehen. Freilich ist es gut, den Cent dreimal umzudrehen, bevor er ausgegeben wird. Aber es kommt immer auf den Standpunkt an und auf die Erkenntnis, dass etwas Sinnvolles entsteht. Und vielleicht noch etwas mit Langzeitwirkung, was vor allem auch wieder Punkte von den Bürgern bringt.
 

dnn, 24. Juli 2006

Strabag zog vor die Kammer

Dresden. Der Zuschlag des Stadtrates für den Neubau des Harbig-Stadions an den Konzern HBM (Neuss) muss die erste Prüfung bestehen. Der Baukonzern Strabag hat bereits am Freitag vor der Sächsischen Vergabekammer in Leipzig einen Antrag auf Prüfung der Rechtmäßigkeit der Bauvergabe gestellt, bestätigte gestern Kammersprecher Stefan Barton.

Die Vergabekammer müsse jetzt binnen fünf Wochen ab Antragstellung über die Vergabe entscheiden, so Barton. Es werde in den nächsten Wochen zu einer mündlichen Verhandlung mit Vertretern der Stadt und der Strabag kommen. Einen Termin konnte Barton noch nicht nennen. Die Strabag hatte im Vorfeld der Ratssitzung angekündigt, vor die Kammer zu ziehen, wenn der Stadtrat einer 42-Millionen-Euro-Bürgschaft für HBM zustimme.

Es ist der zweite Strabag-Versuch, dem Bieterverfahren der Dresdner Stadtverwaltung Fehler nachzuweisen. Im Mai hatte der Baukonzern nach einer sechsstündigen Anhörung vor der Kammer seinen damaligen Antrag auf Nachprüfung der Vergabe zurückgezogen. Die Kammer bescheinigte der Stadt damals, bis dato das Verfahren sauber durchgezogen zu haben. Parallel zur Vergabekammer prüft das Dresdner Regierungspräsidium (RP), ob die städtische Bürgschaft für den Proficlub Dynamo Dresden zulässig ist. Bis wann die Prüfung abgeschlossen sein wird, konnte RP-Sprecher Holm Felber nicht sagen.(rare)
 

MOPO 22.07.06

Stadion-Neubau: „Als Dankeschön steigen wir auf!“

DRESDEN – Regionalligist Dynamo will mit dem direkten Wiederaufstieg in die 2. Liga auf den Stadion-Neubau (Donnerstagabend endgültig vom Dresdner Stadtrat beschlossen) antworten.

„Wir werden sportlich darauf reagieren, indem wir vom ersten Spieltag an vorne mitspielen und am Ende über dem Strich landen. Und damit meine ich nicht den Strich über den Abstiegsrängen“, betonte Dynamos Hauptgeschäftsführer Volkmar Köster.

Von der Grundsatzentscheidung bis zur Vergabe des Erbbaupachtvertrages an die HBM Stadien- und Sportstättenbau GmbH aus Neuss vergingen rund zwei Jahre.

„Wir sind froh, dass die Vernunft gesiegt hat und die Angelegenheit nicht noch einmal in die Verlängerung gegangen ist", so Köster. Ein negativer Ausgang hätte für die Stadt als Eigentümerin" des maroden Harbig-Stadions Millionen-Investitionen zur Behebung der Mängel zur Folge gehabt. Wir sprechen über acht bis zehn Millionen Euro, die dafür sinnlos verpulvert worden wären“, erklärt Köster.

Für Dynamo brechen turbulente 15 Bau-Monate an. Ab Anfang Oktober rollen inmitten des Spielbetriebs die Abriss-Bagger an. In der ersten kritischen Phase verfügen die Elbestädter statt 24000 nur über eine Kapazität
von 8000 Zuschauern.

Wegen der Sicherheit verstärkt der Verein seine Maßnahmen. „In der Übergangsphase gibt es sicher Probleme. Daher wird es vor jedem Spiel eine Sicherheitsberatung im größeren Rahmen geben“, weiß Köster.

Die Schwarz-Gelben stehen dennoch weiter unter Beobachtung - durch den DFB. Erst am Mittwoch waren bei einer Stadion-Begehung erhebliche Schäden festgestellt worden. Die einzelnen Bau-Abschnitte werden laut Köster kritisch verfolgt. Die Lizenz sei aber nicht in Gefahr. Gespielt werden könne mit Ausnahmegenehmigungen.
 

Sächsische Zeitung, 22. Juli 2006

Dynamo freut sich auf die neue Heimstätte

Martin Stocklasa, Neuzugang aus Liechtenstein: „Ich bin froh, dass sich die Stadträte für einen Neubau entschieden haben. Das alte Harbig-Rund wird den heutigen Ansprüchen nicht mehr gerecht. Nicht zuletzt die WM hat gezeigt, dass Stadien nicht mehr nur Plätze sind, auf denen Fußball gespielt und geschaut wird. Unabhängig von der Größe sind die neuen Arenen beinahe Tempel, in denen man sich vor dem Anpfiff und nach dem Schlusspfiff trifft, ins Vereins-Restaurant geht oder Rockkonzerte besucht. Sie üben einen Reiz auch auf Besucher aus, die nicht vom Fußball-Virus befallen sind. Als Nationalspieler habe ich weltweit viele schöne Stadien gesehen. Deshalb gab es für mich zum Neubau keine Alternative. Dresden hat die Chance, ein Vorzeigeobjekt zu errichten, das auch noch Arbeitsplätze schafft, endlich genutzt.“

Christian Hauser, Mittelfeldspieler: „Ich freue mich aus zwei Gründen, dass das Stadion gebaut wird. Zum einen, weil dann endlich Profibedingungen in Dresden Einzug halten. Nach der Fertigstellung gehört der gefrorene Rasen hoffentlich der Vergangenheit an und wir müssen nicht wieder mehrere Spiele verschieben. Zum anderen hoffe ich, dass meine Frau Arbeit findet. Sie ist Architektin und hat bei der Münchner Allianz-Arena mitgearbeitet.“

Peter Pacult, Cheftrainer: „Ich glaube erst daran, wenn die Bagger anrollen. Aber natürlich freue ich mich, dass die Stadt diese Grundsatzentscheidung getroffen hat. Dass wir unsere Heimspiele in der kommenden Saison wahrscheinlich auf einer Baustelle austragen müssen, sehe ich nicht als Nachteil – abgesehen vom finanziellen, da dem Verein Zuschauereinnahmen verloren gehen. Aber die Partien werden noch immer auf dem Rasen entschieden und nicht auf den Rängen.“
 

BILD 22.07.06

So schön wird die neue Dynamo-Arena – Für 40 Millionen!
Von Tim Schlegel

Darauf haben die Fans lange gewartet: Dynamo bekommt endlich eineneues Stadion. Nach jahrelangem Hickhack gab die Stadt Dresden endlich grünes Licht.

„Uns allen ist ein Riesen-Stein vom Herzen gefallen“, gesteht Dynamo-Geschäftsführer Volkmar Köster. „Das ist die Grundvoraussetzung, Profifußball in Dresden zu etablieren.“

BILD zeigt: So schön wird die neue Arena!

Die holländische Firma HBM, die auch das Rostocker Ostseestadion errichtete bekam den Zuschlag. Sie baut für rund 40 Millionen Euro ein Stadion mit Platz für 32.400 Zuschauer (davon 10.000 Stehplätze). Dazu kommen 22 VIP-Logen, ein Business-Bereich, Büro-Räume und sogar eine Soccer-Arena.

Tauchen keine weiteren Stolpersteine auf, sollen im September die Bagger anrollen. „Und zwar nach dem Pokalspiel gegen Hannover 96 am 10. oder 11. September“, so Köster. Veranschlagt ist eine Bauzeit von 14 bis 15 Monaten.

Das ist eine echte Herausforderung für Erbauer und Fans: Abriß der alten Stadion-Ruine und Neubau erfolgen während des laufenden Spielbetriebs. Dabei wird stets eine Kapazität von 10.000 Plätzen gewährleistet. Los geht’s mit der großen Gegentribüne (Westseite), es folgt die Stehplatz-Kurve auf der Süd-Seite.
 

Sächsische Zeitung, 22. Juli 2006

Bauunternehmen ruft Vergabekammer an
Von Thilo Alexe

Stadion. Noch sind nicht alle Hürden gemeistert – trotz des grünen Lichts vom Stadtrat für die Arena.

Ausgangslage

Die Stadtratsmehrheit für den Bau ist sehr stabil – mit 44 zu 21 Stimmen haben die Kommunalpolitiker gegen den Widerstand der CDU das Projekt am späten Donnerstag- abend (die SZ berichtete) beschlossen. Den Zuschlag hat das Unternehmen HBM erhalten, das mehr als 40 Millionen Euro für das 32 400 Zuschauer fassende Fußballstadion an der Lennéstraße verbauen will.

Vertrag

Die Stadt übergibt das Areal des Harbig-Stadions im Rahmen eines Erbbaurechtsvertrags an die Projektgesellschaft. HBM hat sich Partner ins Boot geholt, das Unternehmen Gegenbauer für die Betreibung, ABM Gebäudetechnik und die Südleasing GmbH. Die Laufzeit des Vertrags beträgt 32 Jahre. Die Stadt gewährt einen Baukostenzuschuss von 4,6 Millionen Euro. Zudem muss sie sich an den Betriebskosten beteiligen – mit rund 570 000 Euro pro Zweitligasaison von Dynamo Dresden. In der dritten Liga fallen 2,1 in unteren Ligen 2,6 Millionen Euro je Spielzeit an. Läuft Dynamo in der ersten Liga auf, muss das Stadionkonsortium Geld an die Stadt zurückzahlen.

Kritik

Umstritten ist vor allem die städtische Bürgschaft in Höhe von 40,7 Millionen Euro. Nach Einschätzung des Dresdner Regierungspräsidiums (RP) kann das Rathaus Bürgschaften an Private nur vergeben, wenn die kommunale Aufgaben übernehmen. Ob ein Fußballstadion dazuzählt, ist unklar. Weiterer kniffliger Punkt: Um die Betriebskostenzuschüsse je Ligazugehörigkeit finanzieren zu können, will die Stadt ab 2009 jährlich 2,1 Millionen Euro zugunsten des Sportstättenbetriebs im Haushalt einordnen. Auch wenn das Geld nicht gebraucht werden sollte – bei einer Laufzeit von mehr als 30 Jahren kommen zumindest auf dem Papier mehr als 60 Millionen Euro zusammen. Das RP hält für möglich, dass es sich um Beihilfen handelt, die der Europäischen Union angezeigt werden müssen.

Wie geht es weiter?

Am Freitag hat ein unterlegener Bauinteressent – dem Vernehmen nach die Strabag – die Vergabekammer in Leipzig angerufen. Die prüft Sprecher Stefan Barton zufolge das Ansinnen, die Vergabe nochmals unter die Lupe zu nehmen. Die Frist dafür beträgt fünf Wochen. Die Stadt kündigt an, mit dem Regierungspräsidium über die Bürgschaft Gespräche führen zu wollen. Wird alles genehmigt, können im Herbst die Bagger anrollen. HBM plant für Abriss und Neubau rund 15 Monate ein – bei laufendem Spielbetrieb.

 

dnn, 22. Juli 2006

Kämmerer sieht Bürgschaft als Wirtschaftsförderung

Dresden. Zwei Jahre nach dem grundsätzlichen "Ja" des Dresdner Stadtrates steht das Signal für den Neubau des Rudolf-Harbig-Stadions jetzt auf gelbgrün. Der Stadtrat hat den Zuschlag an die HBM Stadien- und Sportstättenbau GmbH (Neuss) erteilt, die unter anderem das Rostocker Ostseestadion gebaut hat. Doch noch muss die städtische Ausschreibung zwei juristische Prüfungshürden nehmen, bevor endgültig grünes Licht für den Baubeginn gegeben werden kann. Dennoch laufen die Planungen nach Angaben des designiertem Investors HBM auf Hochtouren. Als Erstes könnte noch im September mit dem Abriss der Hornbach-Tribüne begonnen werden.

Weil - wie DNN mehrfach berichteten - das neue Stadion um 20 Meter in Richtung Lennéplatz verschoben werden muss, damit das nebenstehende Georg-Arnhold-Bad nicht "verschattet" wird, können die prägnanten Flutlichtmasten ("Giraffen") nicht gehalten werden. Auch die beliebt-berüchtigten Fanblocks K und L müssen weichen. Wenn es das Wetter zulässt, sollen noch vor dem Wintereinbruch die Fundamente für die neuen Tribünen der Ein-Rang-Arena gegossen werden. Letztlich soll es 32400 Plätze mit mehr als 10000 Stehplätzen geben. Voraussichtlicher Termin für die Montage der ersten Ränge ist der Januar 2007.

Für den Regionalligisten 1. FC Dynamo Dresden brechen ab Beginn des Stadionbaus turbulente 15 Baumonate an. HBM will die neue Arena inmitten des Spielbetriebs errichten. Fasste das Harbig-Stadion zu DDR-Zeiten über 36000 Zuschauer, waren es zuletzt in der 2. Bundesliga nur noch an die 24000, weil es zu Einschränkungen aufgrund der Baufälligkeit der Arena gekommen war. In der ersten kritischen Bauphase werden die Gelb-Schwarzen gar nur über rund 10000 Plätze verfügen können.

Während des Baus wird der Verein zeitweise auch seine Sicherheitsmaßnahmen verstärken. "In der Übergangsphase gibt es sicher Probleme. Daher wird es vor jedem Spiel eine Sicherheitsberatung im größeren Rahmen geben", sagte Dynamos Hauptgeschäftsführer Volkmar Köster gestern. Sportlich sind die Zeichen auf direkten Wiederaufstieg gesetzt. "Wir wollen vom ersten Spieltag an vorne mitspielen und am Ende über dem Strich landen. Und damit meine ich nicht den über den Abstiegsrängen", gab sich Köster zuversichtlich.

Umstritten bleibt die 40,7-Millionen-Euro Bürgschaft. Darf Dresden eine private Firma mit Gewinnabsicht wie HBM für einen Stadionneubau mit Steuermitteln finanzieren? Diese Frage wird gleich zwei Regierungspräsidien beschäftigen - Dresden als Aufsichtsbehörde, Leipzig als Sitz der Vergabekammer, an die sich die Strabag als Mitbewerber wenden will. Ist die Bürgschaft möglicherweise Wettbewerbsverzerrung? Darum wird sich die Europäische Union (EU) kümmern. Hier gibt es eine Notifizierungspflicht der Stadt.

Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) ist optimistisch, alle Hürden nehmen zu können. "Wir betrachten Dynamo als ein Wirtschaftsunternehmen, die Bürgschaft als Wirtschaftsförderung", so der Kämmerer. Die Stadt habe die Bürgschaft übernehmen müssen, weil das Land nicht einstehen wollte, obschon sich der Freistaat bei AMD und Infineon sehr großzügig in seiner Unterstützung gezeigt habe. Vorjohann hofft, dass die juristischen Hürden in wenigen Wochen beseitigt sein werden.
Ralf Redemund

CDU: Zoo ist wichtiger als Stadion

Darf man Kitas gegen Straßen, Schulen gegen Kultur, Zoo gegen Stadion ausspielen? Nichts anderes passiert, wenn es heißt: "Wir wollen eine Prioritätenliste von der Stadtverwaltung", so wie es Grünen-Sprecherin Eva Jähnigen oder André Schollbach (Linke-PDS) seit Jahren fordern. Kämmerer Hartmut Vorjohann (CDU) legte eine solche Liste der Investitionen jetzt vor - kurz vor der letzten Stadtratssitzung. Sein Fazit: Durch die Ratsentscheidung fürs Stadion reicht das Geld nicht für den Zoo.

"Der Stadtrat hat mit der Vergabe an HBM für den Stadionbau eine oberste Priorität gesetzt. Dieses Geld kann nicht in andere Projekte fließen", sagt Vorjohann - und weist auf den Ernst der Haushaltslage hin. Der Stadtrat habe durch seine bisherigen Entscheidungen Prioritäten gesetzt. Die lauten: keine neuen Schulden mehr, keine Zugangsbeschränkungen für Kitas, mehr Kapazitäten für die Gymnasien sowie Schulen sanieren. Zusätzlich drücken die Kosten von Hartz-IV. "Für den Zoo reicht das Geld im Moment leider nicht mehr." Jeder, der etwas anderes behaupte, sei finanzpolitisch naiv.

SPD-Stadträtin Sabine Friedel behauptet etwas anderes. "Herr Vorjohann hat uns bis heute keine vollständige Investitionsliste mit Prioritätensetzung und finanzieller Untersetzung vorgelegt", sagt Friedel und fügt hinzu: "Wie viel Geld haben wir eigentlich zur Verfügung?" Diese Frage werde auch nicht durch die unvollständige Liste beantwortet, die Vorjohann im Finanzausschuss vorgelegt hat.

Unbeeindruckt davon hat sich die CDU-Fraktion eindeutig festgelegt. "Wir haben als Stadtrat klare Beschlüsse gefasst. Da bleibt nicht mehr viel Spielraum", erklärt Lars Kluger. Indirekt seien durch diese Beschlüsse bereits Prioritäten gesetzt worden. Schuldentilgung, Schulen und Kitas sanieren, Zoo und dann erst Stadion und Kulturpalast/Philharmonie, nennt Kluger die CDU-Liste. Mit anderen Worten: "Der Zoo ist uns wichtiger als das Stadion", so Kluger. Zumindest im Moment. Die Risiken, die der Stadtrat beim Stadionneubau mit einer Links-Mitte-Mehrheit beschlossen habe, sei die CDU nicht bereit, zu übernehmen.

Und wie steht es mit Operette und Waldschlößchenbrücke? "Diese Projekte sind eingeordnet", sagt Vorjohann. Das sei zurzeit auch nicht umstritten.

Ralf Redemund

 

kicker.de 21.07.2006, 18:05

Dresden: Baubeginn im September - 43 Millionen Euro Kosten

Neues Stadion für Dynamo
Zweitliga-Absteiger Dynamo Dresden erhält nach vielen vergeblichen Anläufen nun doch ein neues Fußball-Stadion.

Der Stadtrat der sächsischen Landeshauptstadt vergab den Auftrag für die Arena für rund 43 Millionen Euro an die HBM Stadien- und Sportstättenbau GmbH aus Düsseldorf und genehmigte eine Bürgschaft über 40,7 Millionen Euro.

Im September und Oktober soll im maroden Rudolf-Harbig-Stadion bereits die erste Tribüne weggerissen werden. Zuvor findet noch das Erstrunden-Heimspiel im DFB-Pokal (9./10.September) gegen Bundesligist Hannover 96 statt.

Die Fertigstellung wird wahrscheinlich rund 15 Monate dauern, möglicherweise zieht der Traditionsklub für ausgewählte Spiele aus.

Der Ex-Bundesligist hatte in der Vergangenheit für die Spiele in seinem veralteten Stadion immer wieder Ausnahmegenehmigungen vom DFB erhalten. Das Rudolf-Harbig-Stadion fasste zu DDR-Zeiten über 40.000 Zuschauer, die neue Arena wird rund 32.000 Fans Platz bieten. In den vergangenen Jahren war die Kapazität auf rund 24.000 Zuschauer beschränkt.

Der Auftragnehmer war bereits für den Neubau des Ostseestadions in Rostock und die Errichtung der WM-Stadien von Gelsenkirchen und Hannover verantwortlich.
 

Stadionwelt, 21.07.2006 - Stadtrat beschließ Stadionneubau

Nach vielen Monaten der Unsicherheit scheint der Weg frei für einen Neubau des Dresdner Rudolf-Harbig-Stadions. Rund zwei Jahre nach dem Grundsatzbeschluss hat der Dresdner Stadtrat gestern Abend mit 44 zu 21 für einen Komplettumbau der Spielstätte des 1. FC Dynamo Dresden gestimmt.

Den Zuschlag für die Durchführung des Baus erhielt der Sportstättenbauer HBM. Das Unternehmen, das unter anderem das Rostocker Ostseestadion errichtete, will für rund 40 Millionen Euro eine moderne Fußballarena mit 32.400 Plätzen errichten.

Der Baubeginn soll nach Wunsch von Dynamo-Präsident Volkmar Köster nach dem 9./10. September sein, da Dynamo an diesem Wochenende Hannover 96 in der ersten DFB-Pokalrunde empfängt und dieses Spiel unter allen Umständen „mit voller Stadionkapazität durchziehen möchte“. Das passt zu den Plänen von HBM-Geschäftsführer Axel Eicholtz: „Wir wollen Ende September mit dem Abriss der Hornbache-Tribüne beginnen." Noch vor dem Winter soll das Fundament für die neue Tribüne gegossen werden. Dafür müssten die Fan-Blocks K und L verschwinden. Grund: Das neue Stadion wird um gut 20 Meter Richtung Lennéplatz verschoben. „So verhindern wir, dass das Georg-Arnold-Bad später durch die Arena im Schatten liegt“, erläutert der Bauherr gegenüber der Dresdner Morgenpost.

Die Tribünen selbst werden nicht vor Ort in Dresden gefertigt. „Das passiert in einer großen Halle. Von da transportieren wir sie zum Stadion - dadurch sind wir nicht witterungsanfällig“, verrät Eichholtz. Montiert werden die ersten Ränge wahrscheinlich im Januar 2007. Die Bauzeit beträgt 15 Monate.

Trotz des klaren Votums, das auch von SPD, FDP und der Linkspartei mitgetragen wurde, ist das Projekt noch nicht ganz in trockenen Tüchern. Der HBM unterlegene Konkurrent Strabag hat das Vergabeverfahren bereits gerügt und könnte auch die Leipziger Vergabekammer anrufen.

Zudem meldet das Dresdner Regierungspräsidium (RP), das die Bürgschaft genehmigen muss, Zweifel an. Die Stadt könne keine Bürgschaften an private Unternehmen vergeben, sagte Sprecher Holm Felber. Eine Ausnahme sei möglich, wenn jene kommunale Aufgaben übernehmen. Ob der Betrieb eines Stadions dazuzähle, ist Felber zufolge fraglich. Schriftlich hat das RP die Stadt darauf hingewiesen, dass Zuschüsse für den Bau eventuell der EU angezeigt werden müssen. (Stadionwelt, 21.07.06)
 

mdr.de, 21. Juli 2006

Fußball: Neues Stadion in Dresden

Dresden bekommt ein neues Stadion. Der Stadtrat stimmte am späten Donnerstagabend dem Bau der neuen Arena mit einer deutlichen Mehrheit zu. Das reine Fußballstadion soll 32.000 Fans Platz bieten und wird etwa 45 Millionen Euro Kosten. Der erste Spatenstich ist für September geplant.

Grünes Licht für Dresdner Stadion-Neubau

Dynamo Dresden ist einem neuen Fußball-Stadion einen großen Schritt näher gekommen. Der Stadtrat vergab am Donnerstagabend einen entsprechenden Auftrag für rund 43 Millionen Euro an die HBM Stadien- und Sportstättenbau GmbH aus Düsseldorf. Außerdem genehmigte das Parlament eine Bürgschaft über 40,7 Millionen Euro.

15 Monate Bauzeit
Bereits im September soll im maroden Rudolf-Harbig-Stadion, wo die neue Arena errichtet wird, die erste Tribüne weggerissen werden. Etwa 15 Monate später soll alles fertig sein. Die Heimspiele in der Regionalliga sollen parallel stattfinden. Für ausgewählte Spiele steht auch ein Umzug zur Diskussion. In der Vergangenheit hatten die Dresdner immer wieder Ausnahmegenehmigungen vom DFB erhalten und vor allem geflickt. Im neuen Rudolf-Harbig-Stadion sollen rund 32.000 Fans Platz haben. Zu DDR-Zeiten konnten über 40.000 Zuschauer ihren Lieblingen zujubeln, zuletzt durften stets nur 24.000 in die Schüssel hinein.

Weitere Hürden
Mit dem Stadtratsbeschluss sind allerdings noch nicht alle Hürden überwunden. So hat das Dresdner Regierungspräsidium (RP) Zweifel daran, ob die Millionen-Bürgschaft an das private Unternehmen rechtens ist. Das RP ist zudem der Meinung, dass die EU noch zustimmen muss. Weitere Steine im Weg können auch von den drei unterlegenen Bewerbern im Ausschreibungsprozess gelegt werden. Innerhalb von zwei Wochen können sie bei der Vergabekammer Leipzig Einspruch gegen die Dresdner Entscheidung einlegen.
 

SZ, 21. Juli 2006

Lecker-Häppchen statt Ekel-Flecken
Von Thilo Alexe

Stadion. Dynamo Dresden soll eine neue Heimat erhalten. Verein und Fans erhoffen sich von einem modernen Stadion positive Impulse.

Volkmar Köster hat, so scheint es, ein anrüchiges Hobby. Der clevere Hauptgeschäftsführer des Traditionsclubs Dynamo Dresden führt Stadträte und Journalisten hin und wieder in die Katakomben des städtischen Rudolf-Harbig-Stadions, in dem die Gelb-Schwarzen Mieter sind. Dort stinkt es unterirdisch.

Und das nicht nur in den Toiletten für die Zuschauer. Vor allem in den Gebäuden, die den Vereinsnachwuchs beherbergen, ist der Geruch unerträglich, braune Ekel-Flecken sind hartnäckige Dauergäste an Wänden in Waschräumen und Umkleidekabinen. Kösters vermeintliches Hobby entpuppt sich rasch als hintersinniges, taktisches Manöver. Besucher sind entsetzt – und wünschen für den Verein, dass er bald über ein zeitgemäßes Areal verfügen kann. Die Chancen stehen, nun ja, nicht schlecht. Der Stadtrat hat das rund 40 Millionen Euro schwere Projekt gestern zwei Jahre nach dem Grundsatzbeschluss für den Bau – in den Dresdner Verwaltungsmühlen gilt das als Lichtgeschwindigkeit – auf den Weg gebracht. Werden alle vergaberechtlichen Hürden gemeistert, was allerdings noch vollkommen unklar ist, könnten im Herbst die Bagger rollen.

Speisen im Businessbereich

Was aber soll dort entstehen? Der im Kern niederländische Konzern HBM will ein kleines, eher funktionales Stadion bauen. Bei den veranschlagten Kosten und den städtischen Vorgaben kein Wunder. Zum Vergleich: Die Baukosten für die Münchner Allianzarena, Heimat der Bayern und der Löwen, sind etwa achteinhalb Mal so hoch – 340 Millionen Euro. Doch egal: 32 400 Plätze, davon mehr als 10 000 für Stehplatzfans, soll das reine Fußball-Stadion an der Dresdner Lennéstraße bieten. 22 Logen locken, so die Pläne, finanzkräftige Unternehmen als Saison-Mieter an. Ein Business-Bereich, in dem leckere Häppchen kredenzt werden können, ist vorgesehen. Luftige Büro-Räume für den Verein und sogar eine Soccer-Arena für Freizeitkicker sollen das Stadion aufwerten.

Unbestritten ist, dass der Neubau eine Vielzahl positiver Effekte mit sich bringt. Den möglicherweise wichtigsten nennt Torsten Rudolph vom Dynamo-Fanprojekt. „Als Faustregel gilt: Rund um neue Stadien kommt es seltener zu Prügeleien“, sagt er.

Einerseits, weil in eine moderne Arena auch Zuschauer kämen, die die alte Ruine abschrecke. Andererseits, weil die Neubauten generell mehr Service böten. Rudolph: „Man muss Bedürfnisse der Fans ernst nehmen.“ Eine positive Atmosphäre im und um das Stadion trage dazu bei, dass kritische Situationen gar nicht erst entstehen. Doch neben diesem Aspekt ist für Dresden ein weiterer Punkt wichtig. Die Stadt, die den Ruf hat, dass diverse Bauprojekte jahrelang aufgeschoben, vertagt und dann – freilich ohne Ergebnis – wieder diskutiert werden, kann spielstätten-technisch zu anderen Kommunen aufschließen. In Magdeburg wurde im vergangenen Jahr der Grundstein für eine neue Arena gelegt, trotz der damaligen Viertklassigkeit des heimischen Sportclubs.

Ex-Beatle singt in Leipzig

Und neidisch hatten Fußballfans aus dem Elbtal vor allem während der WM nach Leipzig geblickt, das dank seiner schnieken Spielstätte sogar zum Turnier-Gastgeber avancierte. Der Dresdner Konzertveranstalter Bernd Aust weist zudem gern darauf hin, dass im Leipziger Stadion Paul McCartney seine Songs ins Publikum geschmettert habe – in Dresden, klammert man das Robbie-Williams-Gastspiel im Ostragehege aus – fehle bislang ein geeigneter Ort für große Open-Air-Veranstaltungen. Nach wie vor aber bildet ein Stadion die Kulisse für verschwitzte Helden in kurzen Hosen. „Eine neue Arena ist die Grundvoraussetzung dafür, Profifußball mittelfristig in Dresden zu etablieren“, sagt Dynamo-Sprecher Peter Tauber. Einerseits, weil eine moderne Spielstätte voraussichtlich mehr Zuschauer anziehen werde als das marode Oval. Andererseits, weil die Betreibergesellschaft auf höhere Einnahmen hoffen könne. Drittens, weil der Verein dadurch auch konkurrenzfähiger auf dem Spielermarkt werde. Derzeit, sagt Tauber scherzhaft, zeige man den neuen Kickern die Spielstätte erst, nachdem sie den Kontrakt mit Dynamo unterzeichnet hätten.
 

Dresdner Morgenpost, 21. Juli 2006

Jaaa! Oktober rollen die Bagger!

Endlich! Der Stadtrat hat gestern im vierten Anlauf dem Stadion-Neubau an der Lennéstraße zugestimmt. Für rund 43 Millionenen Euro gibt´s von der HBM Stadien- und Sportstättenbau GmbH eine schicke hochmoderne Dynamo-Arena. HBM-Geschäftsführer Axel Eichholtz verrät der Morgenpost exklusiv die nächsten Schritte.

"Während wir die Genehmigung vom Regierungspräsidium abwarten, werden die ersten Bauleistungen ausgeschrieben. Die Planungsunterlagen sind fertig", versichert der HBM-Geschäftsführer.
Anschließend muß noch die Entscheidung der Vergabekammer in Leipzig abgewartet werden. Vor der klagt zumindest eines der drei unterlegenen Bauunternehmen. "Ich gehe aber davon aus, daß der Urteilsspruch zügig gefällt wird", glaubt der städtische Stadion-Beauftragte Ullrich Finger.
Sind die Klagen vom Tisch, vergibt HBM die Aufträge. Eichholtz: "Wir wollen Ende September mit dem Abriß der Hornbache-Tribüne beginnen." Noch vor dem Winter soll das Fundament für die neue Tribüne gegossen werden. Dafür müssten die Fan-Blocks K und L verschwinden. Grund: Das neue Stadion wird um gut 20 Meter Richtung Lennéplatz verschoben. "So verhindern wir, daß das Georg-Arnold-Bad später durch die Arena im Schatten liegt", erläutert der bauherr.

Die Tribünen selbst werden nicht vor Ort in Dresden gefertigt. "Das passiert in einer großen Halle. Von da transportieren wir sie zum Stadion - dadurch sind wir nicht witterungsanfällig", verrät Eichholtz. Montiert werden die ersten Ränge wahrscheinlich im Januar 2007. Die bauzeit beträgt 15 Monate.
Enrico Lucke
 

dnn, 21. Juli 2006

HBM hat Zuschlag als Stadionbauer

Erwartungsgemäß hat der Stadtrat gestern Abend im Rathaus vor rund hundert Fußballfans auf der Plenartribüne mit den Stimmen der "Allianz der Stadionbauer" (Linke-PDS, Grüne, SPD, FDP/DSU und Bürgerfraktion) den Zuschlag an die HBM Stadien- und Sportstättenbau GmbH (Neuss) erteilt. Doch von einem Baustart ist die Stadt noch weit entfernt. Das Regierungspräsidium (RP) Dresden muss den Erbbaurechtsvertrag mit einer Laufzeit von 32 Jahren noch genehmigen. Außerdem hat der unterlegene Mitbieter Strabag bereits angekündigt, vor die Vergabekammer in Leipzig zu ziehen.

Der größte Grund für Bedenken ist die Bürgschaft über 40,7 Mio. Euro, die der Stadtrat mit beschlossen hat. Nur damit bekomme der Investor günstige Kommunalkredite, hießt es. "Wenigstens haben wir jetzt eine Decke eingezogen", sagte Linke-PDS-Chef Ralf Lunau. Die bisherige Vorlage aus dem OB-Büro habe weitaus größere Risiken gehabt. OB Ingolf Roßberg (FDP) habe "die Stadträte immer in einer Pseudosicherheit gewogen". Jetzt herrsche Klarheit.

Doch ob wirklich Klarheit herrscht, ist zumindest zweifelhaft. Denn gestern kursierte im Stadtrat ein Schreiben aus dem Haus der Aufsichtsbehörde, datiert vom gleichen Tag. Kämmerer Hartmut Vorjohann (CDU) hatte der Behörde den Erbbaurechtsvertrag vorgelegt. Das Regierungspräsidium stört sich offenbar an der 32 Jahre langen Vertragslaufzeit mit jährlich maximal möglichen Zahlungen von 2,633 Millionen Euro an den Betreiber und Erbauer (siehe Kasten). Unklar sei auch, wie mit den Gewährleistungen umgegangen werde. Außerdem sei die Vorlage nicht - wie sonst in der Stadtverwaltung üblich - im Umlauf der Geschäftsbereiche gewesen und von den Fachämtern geprüft worden. Das verwundere. Schließlich hegt die Aufsichtsbehörde Zweifel an der sachgemäßen Vorbereitung des Entscheidungsprozesses der Stadträte.

Wenn die Stadt für einen privaten Dritten eine Bürgschaft übernehme, müsse das geprüft werden, erklärte RP-Sprecher Holm Felber gegenüber DNN. Wie lange die Prüfung des Erbbaurechtsvertrag dauern werde, vermochte Felber gestern nicht zu sagen. "So schnell wie möglich", hieß es. Die Prüfdauer sei auch abhängig von den Zuarbeiten der Stadtverwaltung.

Die Bürgschaft, die im Fall einer Pleite von Betreiber und/oder Stadionbauer gezogen wird, ist auch für die Strabag ein Grund, Zweifel am Verfahren zu hegen. Laut Ulrich Finger, dem Stadionbeauftragten aus dem OB-Büro, haben die unterlegenen Bieter im Ausschreibungsprozess - Hochtief, Hellmich und Strabag - ab dem gestrigen Beschluss zwei Wochen Zeit, um bei der Vergabekammer in Leipzig Einspruch zu erheben.

Trotz der noch ausstehenden endgültigen Baufreigabe atmete man gestern bei Dynamo auf. Marketing-Geschäftsführer Markus Hendel, der selbst im Saal war, sagte: "Es ist positiv, dass die Frage der Fianzierung nun durch ist. Wir sind dem Anrollen der Bagger ein Stück näher gekommen. Wieder wurde ein Meilenstein gewälzt, die Mehrheit des Stadtrats steht hinter dem Projekt."

Ralf Redemund
 

MOPO, 20. Juli 2006

„Da vergeht uns Hören und Sehen“

Dreistündiger DFB-Check - Gegen 1. FCM und Union in Leipzig?

DRESDEN-Während die Dynamo Kicker zurzeit im Trainingslager in Österreich schwitzen, wurde ihr Ge schäftsführer Volkmar Köster gestern vom DFB drei Stundenlang in die Zange genommen.

15.15 Uhr im Harbig-Stadion: Mit froh- licher Miene verabschiedet der Dynamo-Geschäftsführer die beiden Sicherheits-Experten vom DFB. Das dreistündige Gespräch zuvor und der Rundgang durch die marode Arena waren weniger lustig.

„Wir hatten die Vertreter vom DFB nach Dresden gebeten, damit wir wis sen, welche Auflagen wir für die neue Regionalliga-Saison erfüllen müssen. Egal, ob das. Stadion umgebaut wird oder nicht", erklärt Köster das Treffen. Am großen Tisch saßen neben den beiden Parteien auch die Polizei, ein Vertreter vom potenziellen Bauherren HBM und Sportamts-ChefRaphael Beckmann.

„In dieser großen Runde wurden noch mal die Neubau-Pläne präsentiert und besprochen, welche Slcherheits-Aufla gen erfüllt werden müssen, wenn es im September mit dem Bau losgeht", verrät Beckmann, der davon ausgeht, dass der Stadtrat heute sein Ja zur neuen Arena geben wird.

Sollte dies passieren, droht dem Verein trotzdem aus Sicherheitsgründen ein Umzug nach Leipzig. „Das könnte bei den beiden brisanten Heimspielen gegen Magdeburg und Union passieren, Wir versuchen aberalles, es zu verhindern versichert Köster.

Gerade gegen den 1. FCM dürften nach der bisherigen Bau-Planung nur 8 000 Fans ins Harbig-Stadion. Der Regionalliga-Schlager dürfte allerdings weit mehr Fans anziehen und wird damit zum Sicherheitsrisiko. Machen die „Feierabend-Poltiker" heute jedoch im Stadtrat keine Nägel mit Köpfen, droht dem Verein eine lange Liste mit Auflagen. „Da wird uns Hören und Sehen vergehen. Ich rechne mit Millionen, die investiert werden müssten", ist der Dynamo-Geschäftsführer überzeugt. „Diesmal geht es vor allem um die Bedingungen für Ordner und Polizei."

Dynamo brauchte sogar eine Knast- Zelle für 20 Leute, wo die Randalierer während des Spiels untergebracht werden könnten. Zudem muss der Verein der Polizei einen Besprechungs-und Arbeitsraum zur Verfügung stellen. Und die Zäune ums Stadion müssten erhöht die Wege asphaltiert werden. „Auf vielen Wegen liegen Steine, die sonst zu Wurfgeschossen würden", so Köster. Es gibt aber auch eine positive Nachricht: Eine Rasenheizung benötigt Dynamo dieses Saison (noch) nicht.
Enrico Lucke

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BILD 20. Juli 2006

Wenn nicht neu gebaut wird muß für 1 Mio geflickt werden

Von TORSTEN PAULY Das Hickhack um den Stadion-Neubau in Dresden: Heute will der Stadtrat erneut darüber beraten, ob die Bagger-.in diesem Jahr endlich rollen können.
Seit gestern steht fest: Gibt's wieder kein klares JA zum Neubau, wird's verdammt teuer. Dynamos Geschäftsführer Volkmar Köster (45) kündigt an: „Dann kommen Auflagen auf uns zu, da wird einigen Hören und Sehen vergehen. Die Kosten für die Stadt würden sich in Millionenhöhe bewegen." Willkommen in der Rudolf-Harbig-Ruine! Gestern stellten der DFB und die Polizei eine neue Mangelliste auf.

Sicherheit

„Hier müssen komplett neue Bedingungen geschaffen werden", erklärt Köster. „Die Polizei fordert die Schaffung eines, Besprechungsraums für die Einsatzkräfte sowie Räumlichkeiten, in denen bis zu 20 Personen in Gewahrsam genommen werden können." Außerdem entsprechen die Sicherheits-Zäune um den Stadion-Innenraum nicht den Richtlinien. „Das sind bessere Kletterhilfen", so der Geschäftsführer. Der DFB fördert eine Erneuerung.

Infrastruktur

Köster: „Die Wege ums Stadion herum bedürfen einer Sanierung, müssen mit einer frischen Bitumschicht überzogen werden."

Zuschauer

Die Holzbänke auf der Hornbach-Tribüne sind durch Sitzschalen zu ersetzen, Treppenaufgänge müssen ausgebessert werden. Nach der Stadion-Begehung flehte Köster: „Diese Flickschusterei muß endlich ein Ende haben." Vernünftigste Lösung: Die Stadt bringt den Neubau endlich auf den Weg. Dann würde es vom DFB zwar auch Bauauflagen geben (nicht mehr als 10.000 Zuschauer, Risikospiele gegen Magdeburg und Union Berlin wahrscheinlich in einem anderen Stadion) doch mit Aussicht auf eine neue Arena könnten wohl alle mit leben!
 

DNN, 20. Juli 2006

DFB: Keine Gnade für Harbig-Stadion

Dresden (DNN/rare) Platz heute im Stadtrat die Stadionbauvergabe an HBM, wird es keine Ausnahmegenehmigung mehr geben. Das sei die Botschaft des Deutschen Fußballbundes (DFB) nach der besichtigung des stadions so Stadtrat Thomas Blümel (SPD). Bis zu zehn Millionen Euro würde die beseitigung der Stadion-Schäden kosten, um die Spiellizenz für Dynamo Dresden zu erhalten.

Ungemach droht auch von der Strabag, die vor der Vergabekammer klagen will, wenn der Rat heute eine Bürgschaft für HBM übernimmt.
 

Sächsische Zeitung, 20. Juli 2006

Schwierige Vergabe im Rathaus
Von Thilo Alexe

Stadion. Die Mehrheit im Stadtrat ist für den Bau. Dennoch drohen rechtliche Probleme.

Vor der heutigen Ratssondersitzung zum Stadionbau hat das Unternehmen Strabag das Vergabeverfahren der Stadt gerügt. Die schriftliche Beschwerde liegt im Rathaus vor, wie der städtische Stadionbeauftragte Ulrich Finger bestätigte. Die Strabag bemängle, dass der zur Entscheidung stehende Vertrag mit dem Sportstättenbauer HBM und Partnerfirmen eine städtische Bürgschaft in Höhe von rund 40 Millionen vorsehe.

In der Ausschreibung steht allerdings, dass die „öffentlichen Mittel auf ein Minimum zu begrenzen“ seien. Finger wies in diesem Zusammenhang aber darauf hin, dass die Angebote aller Investoren „bürgschaftsähnliche Konstruktionen“ enthalten hätten. Stadträte sahen die Rüge der Strabag als Hinweis darauf, dass das Bauunternehmen die Vergabekammer in Leipzig anrufen will.

Chancenreiches HBM-Projekt

Dessen ungeachtet ist die Mehrheit im Stadtrat für den Stadionbau stabil. Fünf Fraktionen – Linksfraktion, Grüne, SPD, Liberale und die Bürgerfraktion – wollen heute den Beschluss fassen, wonach Dresden HBM den Zuschlag für das rund 40 Millionen Euro schwere Projekt erteilt. „Wir wollen ein Stadion“, sagte der Geschäftsführer der FDP-Fraktion, Thomas Felsner. Ähnlich äußerte sich auch SPD-Fraktionschef Peter Lames.

Linksfraktionssprecher André Schollbach betonte aber, dass zuvor die Vorlage noch einmal umgearbeitet werden soll, damit sie vor der Vergabekammer Bestand habe. Details nannte der Stadtrat nicht. Er bezichtigte lediglich den Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU), in den Vertrag „Fallstricke“ eingezogen zu haben.

CDU kündigt Ablehnung an

Die CDU-Fraktion kündigte an, den Vertrag abzulehnen. Grund sei die Bürgschaft, die erhebliche finanzielle Risiken für die Stadt berge. Stadtrat Lars Kluger wies darauf hin, dass die Union durchaus ein neues Dynamo-Stadion befürworte – allerdings nicht zu diesen Bedingungen. Auf der Prioritätenliste der CDU stehe Schuldenabbau, gefolgt von der Sanierung von Kitas und Schulen sowie der Zoosanierung. Kluger vertrat ferner die Einschätzung, dass der Freistaat Sachsen eine Multifunktionsarena – anders als das geplante Fußballstadion – durchaus gefördert hätte.
 

Sächsische Zeitung, 20. Juli 2006

Neubau oder weitere Flickschusterei

Zuversicht. Volkmar Köster, Geschäftsführer von Dynamo Dresden, erwartet heute das Ja für ein Fußball-Stadion.

Sie haben am Mittwoch zur Begehung des Rudolf-Harbig-Stadions eingeladen. Wer war denn eingeladen, und sind eigentlich alle gekommen?
Wir haben den Sicherheitsausschuss des Deutschen Fußball-Bundes, die Dresdner Polizei und das Dresdner Ordnungsamt eingeladen. Es waren alle da.

Was war der Anlass der Zusammenkunft?
Als 1. FC Dynamo Dresden hatten wir zu einer Sicherheitsbesprechung eingeladen. Wir haben Lizenzierungsauflagen zu erfüllen, und wollten wissen, was da auf uns zukommen könnte. Es ging ganz einfach darum, was passiert, wenn am Donnerstag im Stadtrat die Entscheidung gegen einen Stadion-Neubau fällt.

Was ist bei der Stadionbegehung herausgekommen?
Nichts Überraschendes. Wenn am Donnerstag im Stadtrat entschieden wird, dass ein neues Stadion kommt, dann wird man in der Bauphase mit Übergangslösungen leben müssen. Es wurde auch angesprochen, was passiert, wenn der Stadion-Neubau nicht beschlossen wird. Dann werden wir als Verein gemeinsam mit der Stadt Auflagen und Bedingungen des Deutschen Fußball-Bundes zu erfüllen haben. Da wird uns Hören und Sehen vergehen.

Können Sie das präzisieren?
Zum Beispiel gibt es im Stadiongelände viele unbefestigte Wege mit herumliegenden Steinen, die als Wurfgeschosse eine Riesengefahr sein können. Das alles müsste mit einer Bitumenschicht erneuert werden. Es sind völlig neue Arbeitsbedingungen für den Sicherheitsdienst und für die Polizei zu schaffen. So muss eine Sicherheitszentrale eingerichtet werden. Bisher gibt es keine Räumlichkeiten für Einsatzbesprechungen der Polizei. Angesichts des dafür notwendigen Aufwandes ist uns allen schwummrig geworden.

Wie steht es um den Innenraum?
Da gibt es noch Ausnahmegenehmigungen. Die Zäune zwischen den Zuschauerblöcken und dem Innenraum sind keine Begrenzungen sondern Kletterhilfen. Da sind die Zwischenabstände deutlich zu verringern. Um all das auszubessern, ist ein riesiger Aufwand erforderlich. Ich will den Einschätzungen der Stadt nicht vorgreifen, aber die Kosten dafür gehen in die Millionen.

Wie sieht die Übergangslösung aus, wenn der Stadtrat den Stadionneubau beschließen sollte?
Wir werden in den verschiedenen Bauphasen eine begrenzte Zuschauer-Kapazität haben. Das ist so, wenn man ein Stadion während des laufenden Spielbetriebes umbaut. Der DFB-Sicherheitsausschuss hat deutlich signalisiert, dass im Falle eines Stadion-Neubaus andere notwendige Baumaßnahmen nicht sofort zu realisieren sind, wie zum Beispiel die Sicherheitszentrale der Polizei oder der Innenraum-Zaun.

Haben Sie auch mal mit dem Gedanken gespielt, dieses Stadion als Übergangslösung zu verlassen und sich woanders einzuquartieren?
So etwas ist nicht auszuschließen. Das haben wir heute auch besprochen. Wenn wir zum Beispiel ein Heimspiel gegen den 1. FC Magdeburg auf einer Baustelle durchführen müssen, dann wird es für uns alle ganz, ganz schwierig, glaubhaft nachzuweisen, dass uns das unter den Bedingungen und mit einer Kapazität von 8 000 Zuschauern ordentlich gelingt. Das ist fast ein Unding. Unsere Zuschauer können jedoch davon ausgehen, dass wir vor jedem Heimspiel alles tun werden, um im eigenen Stadion zu spielen.

Was erwarten Sie vom Stadtrat?
Alle, die heute mit uns am Beratungstisch saßen, gehen davon aus, dass am Donnerstag die Vernunft siegt und der Dresdner Stadtrat den Startschuss für den Stadion-Neubau geben wird.

Wann könnte denn bei positiver Stadtratsentscheidung der Baubeginn sein?
Im September sollen die Bagger anrücken. Das Spiel im DFB-Pokalwettbewerb gegen Hannover 96 würden wir noch mit voller Stadionkapazität bestreiten.

Können Sie schon etwas zum geplanten Bauablauf sagen?
Zuerst würde die Tribüne gegenüber vom Spielertunnel weggerissen. Als zweiter Bauabschnitt kämen die Zuschauerblöcke K, L und M an die Reihe. Nach und nach würden dann die neuen Tribünenabschnitte errichtet. Wir gehen davon aus, dass wir in diesen Bauphasen eine Zuschauerkapazität von etwas unter 10 000 haben werden.

Wird auch eine Rasenheizung installiert?
Dieses Thema steht erst im nächsten Jahr, wenn der DFB-Bundestag im September die Einführung der dritten Profiliga beschließt.

Sie sind seit sieben Jahren bei Dynamo und haben in jedem Sommer Ausbesserungsarbeiten im Stadion miterlebt. Was hat das denn bisher gekostet?
Wir als Verein brauchten diese Ausbesserungen Gott sei Dank zum großen Teil nicht bezahlen. Trotzdem tut mir jeder Euro weh, der in diese Flickschusterei hineingesteckt wurde. Ein halbes neues Stadion hätten wir mit diesem Geld bestimmt schon haben können.

Sollte alles so laufen wie Sie es sich wünschen: Wann würde das erste Spiel im neuen Stadion stattfinden?
Die Fertigstellung ist optimistisch geplant in 14 bis 15 Monaten, vorausgesetzt, dass wir nicht so einen Winter haben wie zuletzt.

Interview: Uwe Wicher.
 

dnn, 19. Juli 2006

Stadion-Schäden größer als gedacht

Dresden. Bringt der Stadtrat auf seiner heutigen Sitzung den Stadionneubau an der Lennéstraße nicht auf den Weg, dann wird es für die Stadt als Eigentümer der nicht mehr zeitgemäßen Arena trotzdem teuer - oder für Dynamo ganz eng mit der Lizenz vom Deutschen Fußball-Bund (DFB). Das ist das wenig überraschende Ergebnis einer Stadionbegehung gestern Mittag.

Dynamo-Mitglied Thomas Blümel (SPD), der als einziger Stadtrat bei der Begehung mit dabei war, spricht von bis zu zehn Millionen Euro Kosten für die Beseitigung der Mängel, die auf die Stadt zukommen können, wenn heute nicht der Zuschlag an HBM für den Stadionbau erteilt wird. Vertreter der Stadtverwaltung wollten gestern gegenüber DNN keine Stellung beziehen.

Axel Meyer und Bernd Borgmann vom DFB-Sicherheitsausschuss informierten sich vor Ort darüber, was im Falle eines negativen Votums getan werden müsse. Das Duo ging gemeinsam mit Dynamo-Hauptgeschäftsführer Volkmar Köster, Raphael Beckmann und Jörn Verleger (beide Sportstätten- und Bäderbetrieb), Vertretern des Stadionbauers HBM und der Bauaufsicht sowie in Begleitung der Polizei und von Blümel (SPD) durch das Gelände. Laut Köster war allen Beteiligten schnell klar: Platzt das Projekt (Baukosten 43 Mio. Euro), dann wird der DFB unter den jetzigen Bedingungen keine Ausnahmegenehmigung mehr für den Spielbetrieb in der Regionalliga erteilen.

Konkret werde der DFB verlangen, dass die Umfahrungswege durchgängig neu asphaltiert werden müssen. Zudem sei die Polizei der Auffassung, dass sie zur Überwachung des Areals eine Zentrale brauche, aus der alle Winkel eingesehen werden können. "Dafür ist kein Raum da, auch einen Besprechungsraum gibt es nicht", weiß Köster. In Übereinstimmung mit dem DFB müsse auch ein gefliester Raum her, in dem bis zu 20 Personen in Polizei-Gewahrsam genommen werden können. Das wurde bislang mit einem mobilen Wagen abgesichert, soll aber nur noch bis zur Fertigstellung des Neubaus erlaubt sein. "Ein weiterer Punkt ist die Innenraum-Umfriedung. Der Zaun gleicht mehr einer Leiter, lädt zum Klettern ein. Da muss der Sprossenabstand minimiert werden", berichtete der Dynamo-Funktionär. "Im Bereich der Hornbach-Tribüne sind die Holzbänke komplett zu entfernen und durch 1000 Schalensitze zu ersetzen. Da reden wir von großen Beträgen", ergänzte Köster. Und er verwies auf eine andere Kosten-Bombe: "Wenn der DFB-Bundestag im Herbst die Einführung der 3. Bundesliga beschließt, dann lauert auf uns auch noch die Rasenheizung. Die ist dann für alle Drittligisten obligatorisch."

Noch einmal vertrösten lassen wollen sich die Herren vom DFB offenbar nicht: "Da hat der Verband schon zu oft Versprechungen aus Dresden bekommen", glaubt Köster, der den harten Kurs der Abordnung aus Frankfurt begrüßte. Bei der Stadtratssitzung ist er heute zwar nicht anwesend, weil er zurück nach Österreich ins Trainingslager fährt, "aber Markus Hendel lässt sich das nicht entgehen und hält mich auf dem Laufenden". Hendel ist derMarketing-Geschäftsführer der Schwarz-Gelben und hofft auf das langersehnte Signal für die Sponsoren: ein akzeptables Ambiente, in dem man seine Firma angemessen präsentieren kann. Nur so können große Unternehmen und neue Fans angelockt werden - ohne deren Geld hat Dynamo auf Dauer keine Chance im bezahlten Fußball.
Jochen Leimert/Ralf Redemund
 

mdr.de 19. Juli 2006

DFB nimmt Harbig-Stadion unter die Lupe

Eine Kommission des Deutschen Fußball-Bundes besichtigt heute das Rudolph-Harbig-Stadion in Dresden. Geprüft werden soll, ob im Stadion auch in der nächsten Saison wieder Regionalliga-Spiele stattfinden dürfen. Dynamo-Geschäftsführer Volkmar Köster befürchtet, dass es Auflagen geben wird. Er hofft, dass sich die Stadträte morgen für den Bau einer neuen Fußball-Arena entscheiden.

Wochenkurier, 18. Juli 2005

Zimmis Einwurf

Morgen ist also der große Tag der Entscheidung. Das Stadion muss gebaut werden. Dieser Beschluss wird richtungweisend sein für die Einwohner dieser Stadt.
Auch wenn der Finanzbürgermeister zum Schluss seiner Argumentation sogar die Elefanten, Geier und Krokodile mit ins Spiel brachte, die wegen eines neuen Stadions nicht mehr zu retten seien. Wir haben inzwischen mit der CDU-Stadion-Verhinderungspolitik der letzten Jahre zumindest das Gedächtnis des Dickhäuters bekommen. Und wir wissen damit umzugehen. Hoffentlich können die Kollegen dieser Fraktion auch mit einer Niederlage zurechtkommen. Nicht, dass ihre Taktik auch noch in den nächsten Jahren alles hemmt, was Fortschritt bedeuten könnte. Und jetzt bitte nicht die Krokodilstränen mit Hilfe von Zwiebelschneiden herausquetschen.
Auch für die Kindergärten und Schulen, für die wenigen überhaupt notwendigen, wird noch genug Geld übrig sein. Wenn man nur will. Aber wer nicht will, hat natürlich seine Gründe. Zuvor gibt es heute die Begehung zweier Herren der DFB-Sicherheitskommission. Diese werden eine Mängelliste erstellen und sie ganz schnell an die Stadtverwaltung weitergeben. In der würden die sofortigen Investitionen für die Regionalliga festgeschrieben. Ansonsten gäbe es keine Lizenz für Dynamo Dresden. Und genau hier hört garantiert auch der Spaß im Rathaus auf. Natürlich gerät auf einmal auch der Verein in die Zwickmühle. Der möchte nicht, dass die Bagger vor dem Pokalspiel gegen Hannover 96 angerollt kommen. Wegen der möglichen Einnahmen, versteht sich.
Die kamen beim letzten Stadtfest-Wochenende gar nicht so reichlich wie erhofft. Viele Händler hatten mit mehr Zuspruch in der Residenzstadt gerechnet. Deren Ordnungshüter waren aber auch schon wieder darauf erpicht, mit Dezibel-Messgeräten auf die Lautstärke zu achten, die von den Bühnen auf die Besucher schwappte. Und sie achteten penibel darauf, dass schon vor Mitternacht auf dem Altmarkt die Geisterstunde eingeläutet wurde. Sozusagen als Partykiller waren die Beamten unterwegs. Logisch, dass sich die Jugend da nicht drängelt und auch kein Geld ausgeben will. Schon mal drüber nachgedacht, dass sich somit die Investitionen für Kitas und Schulen von selbst erledigen? 800 ist aber auch alt.
 

Sächsische Zeitung, 18. Juli 2006

Das Machtspiel des Kassenwarts
Von Thilo Alexe

Porträt. Kämmerer Hartmut Vorjohann sträubt sich gegen den Stadionbau. Empfiehlt ihn das für Höheres?

Über ihn zu schimpfen, scheint momentan schwer in. „Sparjohann“, mosern Stadträte, „Vorkasper“ Dynamo-Anhänger im Fanforum. Und selbst in der CDU, der Partei, der Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann seit zwei Jahren angehört, erheben sich kritische Stimmen – bislang aber hinter vorgehaltener Hand. „Ich fühle mich durch ihn instrumentalisiert“, sagt ein Unions-Stadtrat. „Eigentlich sollte er das umsetzen, was wir vorgeben. Stattdessen spielt er sein eigenes Spiel.“

Veto als Duftmarke

Wenn sie ihn nervt, diese Kritik, so verbirgt der smarte Kämmerer das gut. Seit er Verhandlungen zum Stadionbau zunächst nicht fristgerecht abschloss, um dann eine Vorlage zu präsentieren, die die städtischen Risiken immens hoch bewertet, gilt er als der Verhinderer des 43-Millionen-Euro-Projekts schlechthin. Beschimpfungen prallen aber offenbar an ihm ab.

„Ich mache nur meinen Job“, kontert Vorjohann in Richtung seiner Kritiker. Auch er wolle ein Stadion, „aber eines mit dem richtigen Preisschild“. Die Stadtratsmehrheit habe viel zu lange suggeriert, dass der Bau als Schnäppchen zu haben sei. Eine Sicht, die den meist souverän auftretenden Bürgermeister dann doch etwas lauter werden lässt. „Die Landeshauptstadt finanziert das Projekt allein“, poltert er – über den Einmalzuschuss von 4,6 Millionen Euro sowie eine Bürgschaft über 40 Millionen Euro. Nur das habe er verdeutlichen wollen und dabei den Konflikt mit der Dynamo-Lobby in Kauf genommen.

Wirklich? Spekulationen schießen jedenfalls ins Kraut. Vorjohann, der bei öffentlichen Auftritten eine gute Figur macht, will sich der CDU als Kandidat für das Oberbürgermeisteramt andienen, lautet eine. Der „Finanzer“, wie er sich selbst gerne nennt, findet das absurd und komisch. „Dann würde ich doch das Stadion schön rechnen und mir den Bau auf die Fahnen schreiben“, versucht er, das Gerücht zunichte zu machen.

Der 43-Jährige will nach dem milliardenschweren Verkauf des kommunalen Wohnungsbestandes beim Stadion eine weitere Duftmarke setzen, um irgendwann einmal als Finanzminister auf die andere Elbseite zu wechseln, sagt der Rathausklatsch auch. Der Bürgermeister dementiert. „Man überlebt schwierige Situationen als Finanzpolitiker nur dann, wenn man alle problematischen Dinge nebeneinander legt“, merkt er an. Soll heißen: Dresden verfügt nicht nur über ein marodes Stadion. Die Stadt ist auch Herr über einen maroden Zoo – Vorjohann ist Aufsichtsratsvorsitzender – marode Schulen, marode Kitas. Aber wer entscheidet, wo gehandelt wird?

„Der Kämmerer spielt Themen gegeneinander aus“, kritisiert Linksfraktions-Sprecher André Schollbach und ergänzt: „Er hat sich als Finanzbürgermeister einen Einfluss verschafft, der ihm als Kassenwart nicht zusteht.“ Ähnlich auch die Einschätzung aus der CDU-Fraktion. Vorjohann sei mittlerweile sehr mächtig, agiere handwerklich souverän und mit seiner Prioritätensetzung für die Schulsanierung hochprofessionell. Allerdings sitze er unbequeme Themen, Stichwort Operette, mitunter aus und überdehne seine Kompetenz. Nach dem Woba-Verkauf befinde sich Dresden nicht mehr in finanzieller Schieflage.

Gefragter Dribbelkünstler

Und was sagt der „Finanzer“ selbst? „Bildung, Bildung, Bildung“, also Geld für Schulen und Kitas, laute sein Credo. Auch die Zoo-Anlage darbe vor sich hin. Und das Stadion? „Der Spaß kostet Geld“.

Ach ja, etwas am Fußball findet er gut. Nämlich, dass ihn ein CDU-Insider hinter vorgehaltener Hand mit dem Schalker Fußballidol Stan Libuda verglichen hat. Die Begründung: Wie der filigrane Ballkünstler in den 60er Jahren tänzle der Politiker erst einen Gegner aus, dann noch zwei – bevor er ins Tor treffe. Vorjohann: „Das hat mir wirklich gut gefallen.“
 

blitz DD, 16. Juli 2006

Vorsicht Thiel!

Wir machen nicht jeden Trend mit!

Leider meckert der Dresdner lieber einmal mehr, als sich zu oft zu bedanken. Darum mache ich das: Danke, Stadtväter von Dresden! Ihr habt die Fußball-WM von unserer Stadt ferngehalten. Dank Euch können wir voller Stolz sagen: Wir machen nicht jeden Trend mit! Wir sind anders! Wir sind Dresden!

Durch den Verzicht auf "Pablik Fiuing Bereiche" blieben unserer Kunst- und Kulturstadt hässliche Verwüstungen und Zerstörungen erspart, die das barocke Kulturgut auf immer vernichtet hätten. Ganz zu schweigen, von den Tausenden gewaltbereiten Dynamo-Fans aus aller Welt, vor allem aus Dynamo-England und Dynamo-Polen. Ist nicht Fußball gleich "Dynamo-Hulligän"? Warum will eigentlich gerade Dynamo ein neues Stadion? Warum sollen das die Sportfreunde von Trachenberge, Mickten oder Löbtau nicht auch verdient haben? Fragen, die sich in der Stadt niemand stellt und darum auch niemand beantwortet. Mit dem Verzicht auf die Fußball-WM konnten übrigens unsere vielen Dresden-Besucher ungestört durch die Stadt laufen und dem Drehorgelspieler (weltberühmt!) oder dem russischen Stehgeiger (Hochschulstudium!) ungestört lauschen. Also die, die noch laufen und lauschen konnten …
Schließlich ist der durchschnittliche Dresden-Besucher etwa 70 Jahre jung, kulturinteressiert und fährt nach knapp drei Stunden Sightseeing rund um den Theaterplatz weiter nach Moritzburg, nachdem er früh am Morgen schon Pillnitz gesehen hatte. Ich möchte mir nicht ausmalen, wie der liebe Dresden-Besucher - mit Trekking-Sandalen (Brutto), Walking-Hemd (Schibo), Kniebundhose (Liedl) und Fotoapparat (Geiz macht geil) perfekt für den Stadtbummel gerüstet - vor dem Zwinger auf Fußball-Fan-Horden reagiert hätte, die ihm die Annahme, die Semperoper sei eine Brauerei und der Ossi ein Säufer, bestätigt hätten. Der liebe Besucher wäre doch niemals wiedergekommen. Gut, macht er so wahrscheinlich auch nicht, weil er ja schon mal da war. Warum sollte er noch mal drei Stunden um Zwinger, Schloss, Oper und Frauenkirche latschen? Das sieht doch dann immer noch so aus! Davon abgesehen wäre das noch die gute Variante gewesen. Schlimmer wäre es geworden, der liebe Besucher hätte sich plötzlich von Ukrainesen, Ghanaesern oder Togolanten umzingelt gesehen. Bekommt man eigentlich sein Geld zurück, wenn das Reiseziel voll von verrückten Ausländern ist? Schließlich hatte man ja Deutschland gebucht …
Mal ehrlich, ist nicht jeder brave Bürger froh, wenn er sich nach der Arbeit in sein ruhiges Heim zurückziehen kann, ungestört von nationalistischen Fan-Horden mit ihren Deutschland-Rufen. Und sitzen wir nicht alle lieber in der leeren Bahn, als in der vollen zu stehen? Da habe ich garantierten Schweiß und Mundgeruch noch gar nicht erwähnt. Übrigens weiß ich seit kurzem, warum hier manche Autos mit der Deutschlandfahne geschmückt sind. Das sind gar keine Minister, sondern Deutschland-Fans. Je länger ich mir das Schreckenszenario einer möglichen WM-Party in Dresden vor Augen halte, um so mehr hoffe ich, dass es Einigen in Dresdens CDU gelingt, noch mehr sachdienliche Argumente gegen ein neues Stadion und damit den Fußball in Dresden zu finden. Was ist eigentlich, wenn in der Bauphase eine Monsterwelle vom Lockwitz-Bach in den Großen Garten schwappt? Und wer übernimmt die Kosten, wenn Dynamo nur noch in der zweiten Staffel der 1. Stadtklasse spielt? Warum das Stadion überdachen, wo doch der Rasen Wasser braucht? Warum Rasen? Wer mäht den? Alles Fragen, die von Dresdens Finanz-Vorjohann noch gar nicht gestellt wurden, obwohl sie doch den wahren Finanzbedarf beim Bau des Stadions verschleiern! Apropos verschleiern: Wo ist eigentlich unser Oberbürgermeister? Ach ja, vor Gericht. Dort hat er gesagt, dass er nun nichts mehr sagt. Mehr davon! Apropos: Man kann sagen, was man will, aber Ingolf Roßberg muss sich wenigstens für ein paar Sachen rechtfertigen, die er gemacht hat. Sein Vorgänger musste sich am Ende der Amtszeit für gar nichts rechtfertigen. Im Gegensatz auch zu Jan Ullrich. Wenn der im Baumarkt Verdünnung kaufen geht, fragt der Verkäufer wahrscheinlich: "Fürs Blut?" Allerdings ist das immer noch besser, als das, was dem Bär Bruno passierte. Der folgte nur seinem Instinkt und hat gefressen. Dafür wurde er erschossen. Bei "Ulle" war das Gier. Dafür wurde er aber nicht erschossen, sondern als bester deutscher Radprofi geehrt. Die Welt ist völlig verrückt! Apropos: Wer kam eigentlich auf die Idee, mit roten (!) Plakaten für Dresdens Stadtjubiläum zu werben? Derselbe Nobelpreisträger, der die neue Eishalle rot (!) streichen wollte? Geht der Fußballhass hier so weit, dass man schwarz-gelb sogar aus dem Stadtbild tilgen möchte? Ich mache mir Sorgen. Übrigens auch um unsere Angela, denn die hat nach der Erhöhung der Mehrwertsteuer weitere Steuererhöhungen vehement abgelehnt. Um dann die Krankenkassenbeiträge zu erhöhen. Hinterher sprach sie von einer Reform … Ich kann mir das nur mit der langen Hitze und Trockenheit erklären, denn die macht bekanntlich die Birne weich. Also passt auf Euch auf!
Schönen Sommer,
Euer Mario
Wort: Mario Thiel


MOPO 15.Juli 2006

Caterer Holz hofft: Dresden sieht Hamburg als Vorbild!

DRESDEN- Er ist 52 Jahre alt, Aufsichtsrats-Vize bei Hansa Rostock und in der neuen Saison fürs Catering bei Dynamo zuständig: Wolfgang Holz. Der betreibt auch den Warnemünder „Teepott“, ist für die Bewirtung bei Hansa und beim FC St. Pauli zuständig.

Auf der Geburtstags-Feier von Ewald Lienen im Jahr 1994 kam Holz die Idee, in Rostock müsse doch mit einem attraktiven Stadion mehr als nur Zweitliga-Fußball drin sein. Diese Vision möchte er gern auch auf Dresden übertragen: „Ich habe mein Konzept für die kommende Saison im Rudolf-Harbig-Stadion fertig. Am 29. Juli möchte ich zum Saison-Auftakt gegen Atletico Madrid meine Visitenkarte einer gehobenen Stadiongastronomie abgeben."

Holz ist vor allem deshalb in Hochform, weil seit gestern Abend fest steht, dass das Milllerntor-Stadion „seines“ FC St. Pauli ebenfalls neu gebaut wird. „Hamburg hat nun wahrhaftig mit der AOL-Arena ein Fußball-Vorzeige-Objekt. Doch OB Oie von Beust hat sich daneben auch zu dem Kiezklub bekannt.“ Dank der Stadt werden in das neue „Freudenhaus“ 36.000 Zuschauer passen. Holz kennt die Philosophie der hanseatischen Politiker, weil er bei den Verhandlungen mit Pauli-Präsident Corny Littmann dabei war. „St. Pauli ist eine Marke. Und die kann man ordentlich vermarkten. Und genauso sieht das mit Dynamo aus. Ich kann nur hoffen, dass die Dresdner Stadt-Politiker das auf ihrer Sondersitzung am Donnerstag genauso sehen. Ansonsten hätten sie den Weltmeister-Titel im Zerreden verdient“.
Gert Zimmermann
 

Sächsische Zeitung, 15. Juli 2006

Soll-Zustand: So könnte das 40-Millionen-Euro-Stadion aussehen.Modell: HBM

Ausspielen verhindern
Von Thilo Alexe

Stadion. Die Vorlage des Kämmerers stößt auf Kritik im Rat: Die Arena soll nicht zu Lasten des Schulbaus entstehen.

War das jetzt wieder so ein ausgeklügeltes Störmanöver? Ein Flirt mit der eigenen Partei? Oder doch nur das routinemäßige Abarbeiten eines Stadtrat-Auftrages?

Hartmut Vorjohann fällt die Antwort leicht. „Ich habe meine Aufgabe erledigt und einen Vertrag für den Stadionbau vorgelegt“, sagt der CDU-Finanzbürgermeister. Dass es erneut kräftig rumst im Rathaus, erstaune ihn. Insgeheim wird er aber doch damit gerechnet haben.

Denn: Aus Sicht der Baubefürworter hat Vorjohann in den Kontrakt mit dem Sportstättenbauer HBM einige wirklich fiese Fallstricke eingezogen. Die städtischen Zuschüsse an das Unternehmen in Höhe von 4,6 Millionen Euro sollen unter anderem durch Kürzungen bei der Schulsanierung (siehe Kasten) finanziert werden. „Das muss überprüft werden“, sagt der Chef der Bürgerfraktion Jan Kaboth. Und ergänzt: „Der Stadtrat ist in der Lage, Änderungen durchzusetzen.“ Ähnlich äußert sich auch Linksfraktionssprecher André Schollbach. Es sei zwar begrüßenswert, dass Vorjohann den Vertrag erarbeitet habe. Doch dürfe nicht Schulsanierung gegen Stadionbau ausgespielt werden. Vorjohann kontert. Bei den Mitteln handle es sich um Geld, das die Stadt ohnehin nicht oder nur schwer hätte einsetzen können, weil beispielsweise die Kofinanzierung durch das Land fehle.

Dynamo-Mitglied und SPD-Stadtrat Thomas Blümel gibt dem Kämmerer dabei Recht. Er verweist auf den Fördermittel-Stopp, den Kultusminister Steffen Flath (CDU) für Schulbau in Dresden verhängt hat, weil die Stadt aus Regierungssicht bei der Schulnetzplanung hinterher hinkt. Im Klartext: So lange das Land nichts fördert, kann Dresden zwar Sanierungsmittel ausgeben – würde aber auf Unterstützung in mindestens gleicher Höhe verzichten. Auch Vorjohann versichert, dass das Geld den Schulen keineswegs weggenommen werden soll. „Wir stellen das wieder ein.“

Dennoch vermuten einige Stadträte, dass der Kämmerer mit der Vorlage polarisieren wollte. Vorjohann betont auch, ganz in der Linie der stadion-skeptischen Union: „Die städtische Bürgschaft für 40 Millionen Euro ist eine Form von neuen Schulden.“ Und gibt noch einen ganz interessanten Hinweis. Er halte es für wahrscheinlich, dass der Vertrag, eventuell mit Änderungen, am 20. Juli vom Stadtrat verabschiedet werde. „Dann müssen wir abwarten, ob jemand die Vergabekammer anruft.“ Dem Vernehmen nach, plant das ein HBM-Konkurrent bereits. SPD-Rat Blümel betont: „Der jetzige Vertrag entspricht genau dem HBM-Angebot.“ Damit wäre er nur schwer anfechtbar.

Sächsische Zeitung, 15. Juli 2006

Thilo Alexe zum Stadionbau

Gezündelt

Das soll provokant wirken – und tut es auch. Das Stadion kann nur gebaut werden, wenn die Stadt bei der Schulsanierung und dem Nahverkehr knappst. So jedenfalls liest sich der Vertrag, den Kämmerer Hartmut Vorjohann am 20. Juli im Rat zur Abstimmung stellt. Diese Wirkung ist – auch wenn sie auf den zweiten Blick weniger dramatisch daherkommt – gewollt. Sie belegt, dass die Dresdner Union trotz anders lautender Beschlüsse das neue Dynamo-Stadion nicht wirklich will.

Warum sind nicht die steigenden Grundsteuer-Einnahmen zur Finanzierung herangezogen worden? Oder die Zinsen aus dem Woba-Verkauf? Diese Fragen der SPD haben durchaus ihre Berechtigung. Vorjohann hat den Stadtratsauftrag erfüllt, einen Vertrag zum Stadionbau auszuhandeln. Ein bisschen gezündelt hat er dabei aber auch. Wahrscheinlich wird der Stadtrat eine andere Finanzierung finden. Spannender ist:Wird der Kontrakt vor der Vergabekammer bestehen? Falls nicht, wäre das Projekt tot.

Unmut wegen der Finanzierung

Kritik äußern mehrere Fraktionen daran, dass Vorjohann Sanierungsmittel für das Vitzthum-Gymnasium, die 25. Mittelschule, der Grundschule Schönfeld sowie DVB-Maßnahmen als Stadionzuschuss umwidmet.
Im Stadtrat werden bereits Alternativen geprüft. Ein Vorschlag: Grundsteuereinnahmen.Auch der Parkplatzbau soll billiger werden.

dnn, 15. Juli 2005

Muss der Zoo sich von Tieren trennen?

Erst wollte er die Operette schließen (das will er eigentlich immer noch). Jetzt folgt der nächste spektakuläre Streich-Vorschlag von Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU): "Der Zoo muss überlegen, von welchen Tierarten er sich trennen will." Das sagte "Sparjohann" am Rande der letzten Stadtratssitzung gegenüber DNN.

"Das ist nicht böse gemeint", betonte der rührige Kämmerer im Vorfeld der Haushaltsdebatte für 2007 und 2008. Vorjohann, der Aufsichtsratsvorsitzender des Zoos ist, weiß auch um die Beliebtheit des Dresdner Tiergartens. Laut DNN-Barometer schlägt der Zoo alle anderen städtischen Einrichtungen, inklusive Kulturpalast, Staatsoperette und Rudolf-Harbig-Stadion. Die Botschaft der Dresdner: Um keinen Preis soll beim Zoo gespart werden.

Doch Vorjohann macht eine erschreckend konsequente Rechnung auf. Alle wollen Kitas und Schulen sanieren. Niemand will Kita-Zugangskriterien. Nächste Woche will eine Mehrheit im Stadtrat ein neues Rudolf-Harbig-Stadion beschließen und den Zuschlag an einen Investor erteilen. Die finanziellen Folgen hat Vorjohann jetzt in einer Vorlage festgeschrieben, die seit Donnerstag den Stadträten (und den DNN) vorliegt. Die Stadt muss eine Bürgschaft von 40,7 Millionen Euro aufnehmen, damit der Investor HBM Stadion- und Sportstättenbau GmbH (Neuss) einen zinsgünstigen Kommunalkredit bekommt. Das binde städtische Finanzkraft. Und eigentlich wollen auch alle nie wieder Schulden machen. "Da haben wir heilige Eide geschworen", betont der Kämmerer. Kitas, Schulen, Stadion - damit sei die Finanzkraft der Kommune Dresden für 2007 und 2008 ausgereizt. Zu Lasten von anderen Einrichtungen der Stadt - wie dem Zoo.

Die Begehrlichkeiten seien das größte Problem nach dem Woba-Total-Verkauf, haben OB Ingolf Roßberg (FDP) und die Verkaufsbefürworter immer gewarnt. Das Stadtoberhaupt lässt sich dieser Tage für die Prioritäten bei der Geldausgabe nicht verantwortlich machen - der Prozess dauert an. Interims-OB Lutz Vogel (parteilos) sieht sich in der Moderatoren-Rolle, hält sich wohlfeil aus dem Politikgezerre raus. Immer wieder reklamieren Stadträte, dass der Stadtrat vorgebe, wo es lang gehe, zuletzt Linke-PDS-Sprecher André Schollbach. Der Rat hat laut Vorjohann jetzt "in seiner Weisheit" (das pflegen Stadträte aller Lager in letzter Zeit vermehrt ironisch zu sagen) die Prioritäten künftiger Politik gesetzt: keine neuen Schulden, Kitas, Schulen, Stadion. Für die Kostenexplosion im Hartz-IV- und Arge-Bereich kann die Stadt nichts. Schon für den Operetten-Neubau reicht es gemäß Vorjohann nicht mehr. Und dabei hat der Stadtrat auch dieses Projekt - zumindest die Ausschreibung - auf der letzten regulären Sitzung vor den Sommerferien auf den Weg gebracht. Über den Fortgang der Ausschreibung zum Stadion wollen die Volksvertreter auf der Unesco-Sondersitzung nächste Woche entscheiden.

Fatal scheint in der Tat: Der Rat bestimmt über große Bauprojekte wie Stadion und Operette, noch bevor die Eckdaten für den Doppelhaushalt 2007 und 2008 bekannt sind. Belastbare Zahlen wird der Finanzbürgermeister seinen Bürgermeisterkollegen erst am Dienstag vorlegen, inklusive Zeitplan. Erst nach der Sommerpause wird der Stadtrat dann debattieren können.
Ralf Redemund
 

SZ, 14. Juli 2006

Stadion statt Schule
Von Thilo Alexe

Bau. Die Finanzierung der Fußballarena soll zu Lasten der Sanierung von Bildungseinrichtungen gehen. Kritik regt sich.

Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) hat einen Vertrag zum Stadionneubau vorgelegt. Das noch interne Papier, das den Stadträten gestern zuging, birgt erhebliches Konfliktpotenzial. Vorjohann, der nicht als Freund des Projekts im Volumen von mehr als 40 Millionen Euro gilt, will den städtischen Eigenanteil durch Kürzungen bei Schulsanierung, Nahverkehr und Stadtentwicklung finanzieren. Der Zuschuss von 4,6 Millionen Euro an den Sportstättenbauer HBM soll unter anderem durch die Verringerung der Sanierungsmittel für das Vitzthum-Gymnasium von 1,7 Millionen Euro aufgebracht werden. Einschnitte sieht Vorjohann ferner für die 25. Mittelschule und die Grundschule Schönfeld vor. Auch Mittel für den äußeren Stadtring West – eine Million Euro – sollen in den Stadionbau fließen.

Zudem setzt der Kämmerer städtische Aufwendungen für den Parkplatzbau mit rund vier Millionen Euro um etwa zwei Millionen höher als bislang bekannt an. Durch Kürzung bei der „Begleitung von Maßnahmen der Dresdner Verkehrsbetriebe“ soll die Summe in Teilen finanziert werden, wie es in der Vorlage heißt. Mehrere Stadträte sprachen von einem Skandal. Sie wollen sich heute ausführlich äußern.
 

wochenkurier, 12. Juli 2006

Zimmis Einwurf

Schade aber auch. Die Nacht der Museen in unserem schönen Elbflorenz wurde ein Flop. Eigentlich völlig unverständlich, denn die Stadt hatte bei der Terminierung extra das WM-Endspiel-Wochenende herausgesucht.
Weil doch Dresden überhaupt nichts für Fußball übrig hat, keine einzige Leinwand für Lärm sorgte, also dieser Termin. Unverschämterweise dringt dann doch der Torjubel aus geöffneten Fenstern. Einige Straßenmusikanten waren vollkommen verwirrt. Statt Minnegesang Ball-Lieder. Ekelhaft! Wo war eigentlich genau da das Ordnungsamt, um diese Gefühlsausbrüche der unverbesserlichen Krawallmacher zu verhindern, hart zu bestrafen. Da wir uns in unserer Stadt auch sehr musealisch in einem anderen Jahrhundert befinden, steht die Frage nach den guten, alten Nachtwächtern. Die könnten Fußballfans bei der Einreise in unsere selbstständige politische Einheit Dresden strikt umleiten. Wir müssen inzwischen sehr darauf achten, dass wir in unserer egozentrischen Ruhe nicht zu stark bedroht werden. Wie könnten wir es eigentlich schaffen, dass diese Ruine Harbig-Stadion von alleine zusammenfällt und für jeden nicht wahrnehmbar über Nacht entsorgt werden kann? Oder wollen wir etwa so werden wie der übrige traurige Rest von Deutschland? Unverantwortlicherweise haben sich dort Familien gegenseitig bemalt, haben sich fortbewegt in Zonen, wo noch mehr Gleichgesinnte schon auf sie warteten. Ist so eine Zusammenrottung nach Dresdner Grundgesetz überhaupt zugelassen. Natürlich nicht! Um uns wenigstens zu belohnen, kam diese schöne Idee. Doch die Bevölkerung ist undankbar. Nimmt dieses wohldurchdachte und natürlich kalkulierte Sonderangebot nicht an.
Schon mal darüber nachgedacht, dass wir unser eigenes Leben leben wollen? Schon mal was von diesem Revoluzzer Klinsmann und seinen Ideen gehört? Kreuzgefährlich, dieser Mann. Muss ab sofort rund um die Uhr beobachtet werden. Sonst bekommen einige Bürger gar noch mit, was woanders geht. Wir sollten dafür sorgen, dass nicht solche Bilder über diese Westsender in unser trautes Heim flimmern. Hat ja schon einmal vor ein paar Jahren ganz gut geklappt. Runter mit den Parabolspiegeln, her mit der Aktuellen Kamera.
 

Stadionwelt.de 10.07.2006

Trotz Mehrheit – Entscheidung vertagt
  
50 Fans von Dynamo Dresden hatten sich vor dem Dresdner Rathaus platziert, um anlässlich einer Sitzung des Stadtrates ihrer Forderung nach dem Neubau des Rudolf-Harbig-Stadions Nachdruck zu verleihen. Aber sie mussten ihre Fahnen enttäuscht wieder einrollen, denn schon zum dritten Mal wurde der Baubeschluss vertagt. Zwar verfügt die „Allianz der Stadionbefürworter“ über eine Mehrheit im Stadtrat, doch beschloss der Finanzausschuss der Stadt, den Oberbürgermeister zu beauftragen, bis zum 20. Juli einen unterschriftsreifen Erbbaurecht-Vertrag vorzulegen. Erst wenn der Stadtrat diesem zustimmt, ist der Auftrag an das im Bieterverfahren erfolgreiche Unternehmen HBM erteilt.

Erteilt zudem das Regierungspräsidium seinen Zuschlag, ist der Weg für das 43-Millionen-Euro-Projekt frei. Möglich, dass bei positiven Verlauf schon im Herbst mit den Arbeiten begonnen werden kann. (Stadionwelt, 10.07.2006)
 

Sächsische Zeitung, 10. Juli 2006

Zweite Waldschlößchenbrücke
Von Thilo Alexe

Sport. Der Stadtrat hat zwar den Bau einer Arena beschlossen. Doch die Verträge sind noch nicht unter Dach und Fach.

Beschlusslage

Vor knapp zwei Jahren hat sich der Rat für den Neubau des Rudolf-Harbig-Stadions ausgesprochen. Als Standort wurde die Lennéstraße festgelegt, allerdings konnten Teilnehmer an der Investorenausschreibung auch Nebenangebote für das Ostragehege abliefern. Weiterer damaliger Zusatz: Die Stadt soll für das Projekt möglichst nichts zuschießen.

Entwicklung

Das Bauvorhaben meistert erste Hürden. Vier Investoren nimmt die Verwaltung in die enge Wahl. Während Dynamo Dresden und auch die Rathausspitze den Duisburger Unternehmer Walter Hellmich favorisieren, spricht sich der Stadtrat schließlich für Verhandlungen mit dem im Kern niederländischen Sportstättenbauer HBM aus.

Hindernisse

Das Verfahren läuft bislang mit dem Segen der Leipziger Vergabekammer. Allerdings sind Stadträte und Verwaltung uneins. Muss die Stadt für Kredite bürgen? HBM will Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) zufolge rund 40 Millionen Euro aufnehmen. Diese Frage, die kurz vor der Stadtratssitzung am 18. Mai aufkommt, bringt neuen Wirbel in das Vorhaben, das die CDU ohnehin skeptisch sieht. Der Stadtrat spricht sich, obwohl die Baubefürworter in der Mehrheit sind und ein Vertragsentwurf in der Verwaltung vorliegt, für weitere Verhandlungen mit HBM aus. Vorjohann lässt allerdings die gesetzte Frist verstreichen und präsentiert erst später eine Vorlage, die für die Stadt immense Risiken nennt.

Aktueller Stand

Das Vorjohann-Papier fällt jedoch durch. Am Freitag hat der Stadtrat mit nur einer Gegenstimme den entscheidenden Punkt gestrichen und die Verwaltung aufgefordert, den Erbbaurechtsvertrag mit HBM rasch vorzulegen. Am 20. Juli will der Rat den Zuschlag erteilen. HBM soll für 43 Millionen Euro eine 34 000 Zuschauer fassende Fußballarena errichten. Die Stadt schießt 6,6 Millionen an das Unternehmen sowie für den Parkplatzbau zu. Weitere Kosten von bis zu 2,5 Millionen Euro pro Saison werden fällig, falls Dynamo Dresden nicht im bezahlten Fußball spielt. Das Stadion wird von einer privaten Gesellschaft um das Unternehmen Gegenbauer betrieben. Geht jene pleite, muss die Stadt für Kredite einspringen (Heimfallklausel). Voraussichtliche Vertragslaufzeit: 30 Jahre.

Zukunft

Die deutsche Fußballliga hat Dynamo Dresden bereits schriftlich gewarnt. Für Profifußball sei das Harbig-Oval ungeeignet. Die Verwaltung verhandelt. Kritiker sprechen bereits von einer zweiten Waldschlößchenbrücke. In knapp zwei Wochen entscheidet der Stadtrat erneut.
 

BILD 8. Juli 2006

Stadion-Neubau
Wieder nichts entschieden, aber alle sind zufrieden..
.

Von WIEBKE MÜLLER
Dresden - Dynamo-Stadion, die Vierte!
Gestern sollte der Neubau des Harbig-Stadion in einer Sondersitzung des Stadtrats entgültig beschlossen
werden. Heraus kam zwar wieder mal nur ein Aufschub - aber irgendwie waren plötzlich alle damit glücklich...
Im Vorfeld hatte eine „Fraktion der Ungeduldigen" mobil gemacht, den sofortigen Baustart gefordert. Dagegen standen die „Taktierer" um die CDU-Fraktion und Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (41). Vorjohann zu BILD: „Ich brauche Zeit, um mit Investor HBM die besten Konditionen zu verhandeln und wasserdichte Verträge vorzulegen. Nur so gibt es ein Stadion."
jetzt strahlten beide Seiten über den mit großer Mehrheit beschlossenen Kompromiß:
1. In den nächsten Tagen soll das Rathaus einen Vertrag mit Investor HBM vorlegen.
2. Auf einer Sondersitzung am 20. Juli soll der Stadtrat
den Vertrag beschließen.
CDU-Stadtrat Lars Kluger (35): „Das ist seriöser als die Hoppla-Hopp-Tour."
Fällt am 20. Juli die Entscheidung für das Stadion, wird noch im Sommer Iosgebaut. OB-Vize Dr. Lutz Vogel (57) verspricht: „Die Verwaltung wird den Beschluß schnell umsetzen."
 

Morgenpost, 8. Juli 2006

Stadtrat kniff! Wird dieses Stadion überhaupt gebaut?
Von Enrico Lucke

DRESDEN-Oh Gott! Der Stadtrat verschob gestern zum dritten Mal die Entscheidung zum StadionNeubau.

Die Dynamo-Fans, die Vereinsführung und der potenzielle Bauherr HBM Stadien- und Sportstätten
bau GmbH stehen wieder mit leeren Händen da. Die Stimmung war nach der Stadtratssitzung mehr als geknickt. „Kein Kommentar", sagte ein frustrierter Dynamo-Aufsichtsratsboss Friedemann Küchenmeister. Selbst dem HBM-Geschäftsführer Axel Eichholtz fehlten die Worte. Und die gut 50
Fans, die den Weg zum Rathaus gefunden hatten, um sich für die neue Arena stark zu machen, zogen enttäuscht ab.
Dabei hatte sich zwei Tage zuvor noch eine „Allianz der Stadionbauer" aus den Vertretern der Grünen, PDS, FDP, SPD und der Bürgerfraktion gegründet. Gemeinsam
wollte sie dem StadionHickhack ein Ende setzen und den Bau endgültig beschließen - gegen die Stimmen der CDU. Aber wie so oft kam es anders. NachstundenlangerBeratung beschloss der Finanzausschuss, dass der OB beauftragt wird, einen unterschriftsreifen Erbbaurechtsvertrag bis zum
20. Juli vorzulegen. Der soll in dieser Sitzung beschlossen werden.
„Das ist zumindest ein Punktsieg für die StadionBau-Befürworter", versuchte SPD-Stadträtin Sabine Friedel den Beschluss schön zu reden.FDP-Fraktionschef Jan Mücke sprach dagegen von einem Kompromiss: „Der fertige Vertrag muss noch aktualisiert werden." Die CDU und Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann können sich dagegen feiern. Sie haben das Projekt erneut verzögert. Vielleicht auf den Sankt-Nimmerleins-Tag!
 

DNN,8.7.06

Stadion: Stadtrat macht den Weg frei

Dresden. In nur zehn Minuten und damit der schnellsten Sitzung seit der Wende hat der Stadtrat gestern fast einmütig (mit nur einer Gegenstimme) den Weg frei gemacht für den Stadionneubau durch die HBM Stadien- und Sportstättenbau GmbH (Neuss). Doch der endgültige Zuschlag für HBM wird erst auf der Sondersitzung des Rates zum Weltkulturerbe am 20. Juli gegeben.

Auf Vorschlag von FDP-Stadtrat Jan Mücke einigten sich alle Fraktionen mit Ausnahme von Andrea Rump (Linke) auf einen Kompromiss. Der wurde in einem zähen dreistündigen Ringen in gemeinsamer Sitzung von Sport- und Finanzausschuss erstritten. Auf dieser Grundlage entschied dann der Stadtrat ohne Debatte. Bis zum 20. Juli soll Ersatz-OB Lutz Vogel (parteilos) den entscheidenden und endverhandelten Erbbaurechtsvertrag zwischen Stadt und HBM vorlegen. Wenn der Stadtrat dann zustimmt, ist gemäß Ausschreibung der Zuschlag an den Investor HBM erteilt.

Die im Verfahren unterlegenen Bieter (Strabag, Hochtief, Hellmich) haben dann noch zwei Wochen Zeit, um vor der Vergabekammer in Leipzig Einsprüche geltend zu machen. Sabine Friedel (SPD) feierte das Ratsvotum als "richtigen Sieg für uns, die Fünfer-Allianz aus SPD, Linke-PDS, Grüne, FDP und Bürgerfraktion" sowie als "symbolischen Sieg" für die CDU-Fraktion. Vorjohanns Verhandeln bis zur gestrigen Sitzung werde mit einfließen. "Er soll aber nicht weiterverhandeln", betonte Friedel. Stattdessen habe die Stadt jetzt den Vertrag unterschriftsreif bis 20. Juli vorzulegen.

Die CDU-Fraktion interpretierte das gestrige Ergebnis ein wenig anders. Wann die Bagger rollen, sei noch nicht absehbar, so Klaus-Dieter Rentsch (CDU). Es liege jetzt an HBM, der Stadt entgegenzukommen. Vorjohann soll noch einmal nachverhandeln. Rentsch räumte ein, im Januar zusammen mit Albrecht Leonhardt (damals SPD) im Stadtrat einen Fehler begangen zu haben, als man dem Vorschlag der Linksfraktion nicht nachgekommen sei, mit HBM und Hellmich parallel zu verhandeln, um das Beste herauszuschlagen. Gegenüber DNN hat-te Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) als Manko beschrieben, dass er keine konkrete Verhandlungsalternative habe.

Weder HBM-Chef Axel Eichholtz noch Kämmerer Vorjohann wollten gestern zu dem Stadtratsbeschluss dezidiert Stellung nehmen.
rare

Stadion: Schluss mit Verhandeln

Die gute Nachricht: Das politische Tauziehen zwischen der CDU und der "Allianz der Stadionbauer" (so die Eigenwerbung der anderen fünf Fraktionen) um den Neubau des Rudolf-Harbig-Stadions hat ein Ende. Der Stadtrat hat gestern mit den Stimmen aller Fraktionen - nur "Kulturfrau" Andrea Rump (Linke) entsagte ihre Zustimmung - den Weg frei gemacht für die HBM Stadien- und Sportstättenbau GmbH. Die weniger gute Nachricht: Ein Zuschlag für HBM wurde noch nicht erteilt, da kein unterschriftsreifer Vertrag vorlag.

"Auf der Sondersitzung zum Weltkulturerbe am 20. Juli werden wir dem Stadtrat einen unterschriftsreifen Vertrag vorlegen", sagte gestern Sportbürgermeister Winfried Lehmann (CDU). Das sei das Ergebnis einer dreistündigen Sitzung zweier Ausschüsse (Sport, Finanzen), dem der Stadtrat in nur zehn Minuten Sitzung ohne Debatte fast einstimmig gefolgt sei.


Im Ausschuss habe es ständig Widersprüche zwischen Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) sowie Ulrich Finger, dem Stadionbeauftragten aus dem OB-Büro, gegeben, sagen Stadträte. Auch HBM-Geschäftsführer Axel Eichholtz habe seine Sicht der Dinge sagen können. Noch vorgestern habe HBM ein Fax geschickt und darin einigen Verhandlungspunkten mit Vorjohann zugestimmt. Laut Lehmann soll es aber im Vergleich zu Fingers Entwurf "keine substantiellen Veränderungen" gegeben haben.


Kämmerer Vorjohann ist derzeit nicht zu beneiden. Er sollte verhandeln, obschon sich eine "Fünfer-Allianz" längst zu HBM bekannt hatte. Er hatte auch keine Alternative, da der Stadtrat im Januar im Zuge der Ausschreibung für den Neubau zwar von Hellmich (Duisburg) auf HBM (Neuss) umsattelte, aber nicht mit beiden Bietern - so sah es ein Vorschlag der Linksfraktion vor - verhandeln ließ. Allerdings legte Vorjohann damals auch kein verbales Veto ein. Und schließlich sind dem Verhandeln durch das Vergabeverfahren enge Grenzen gesetzt.


Den gestrigen Beschluss des Stadtrates interpretierten die Fraktionen unterschiedlich. Die CDU geht laut Fraktionschef Michael Grötsch davon aus, dass Vorjohann weiterverhandelt. Genau das sei dem Kämmerer aber verwehrt, sagt SPD-Stadträtin Sabine Friedel von der "Fünfer-Allianz". In der Tat heißt es im Bericht des Finanzausschusses, über den der Stadtrat abgestimmt hat, dass der OB beauftragt wird, "auf der Grundlage des Verhandlungsergebnisses mit Stand vom 07.07.2006 einen Erbbaurechtsvertrag mit der HBM Stadien- und Sportstättenbau GmbH abzuschließen".
Ralf Redemund

Zahlen und Fakten

Investor: HBM Stadien- und Sportstättenbau GmbH (Neuss); gehört zur Royal BAM Group
Baukosten insgesamt: 43 Millionen Euro

Baukosten für die Stadt: 6,6 Millionen Euro, darunter zwei Millionen Euro für Parkplätze, 700 000 Euro für das "Verschieben" des Stadions, damit das anliegende Freibad nicht verschattet wird, sowie rund 800 000 Euro für ein lichtdurchlässiges Dachinnere, damit der Rasen besser wachsen kann.

Risiken: Spielt Dynamo Dresden in der Regionalliga ab, zahlt die Stadt pro Saison Betriebskosten von 1,533 Millionen Euro (netto). Jede weitere Liga darunter muss die Stadt 2,06 Millionen pro Jahr zuschießen. Geht HBM oder die Betreibergesellschaft pleite, haftet die Stadt (Heimfallklausel).

Vertragslaufzeit: War zunächst von 35 und sogar 45 Jahren die Rede, sind jetzt offenbar 30 Jahre für den Erbbaurechtsvertrag zwischen HBM und Stadt geplant.

Geplante Vertragsunterzeichnung: zur Unesco-Weltkulturerbe-Brücke-Sondersitzung des Stadtrates am 20. Juli 2006

Genehmigung: Das Regierungspräsidium (RP) muss dem Vertrag zustimmen. Das wird laut Kämmerer Vorjohann auch - möglicherweise unter Auflagen - passieren.

Einspruchsfrist: Die im Verfahren unterlegenen Bieter (Strabag, Hochtief, Hellmich) haben nach dem Stadtratsbeschluss am 20. Juli zwei Wochen Zeit, um vor der Vergabekammer in Leipzig Bedenken anzubringen.

Bauzeit: 17 Monate
HBM-Referenzen:

Umbau des Ostseestadions Rostock
Feyenoord Stadion Rotterdam (De Kuip)
Philips-Stadion Eindhoven
Eisarena Mannheim
Umbau Veltins-Arena Gelsenkirchen
AWD Arena Hannover

Sächsische Zeitung, 8. Juli 2006

Ein Dresdner Ritual: Die Faninitiative Pro Rudolf-Harbig-Stadion demonstriert vor dem Rathaus für eine neue Dynamo-Arena. Obwohl der Stadtrat vor rund zwei Jahren einen Grundsatzbeschluss für den Bau getroffen hat, ist bis heute der Vertrag nicht unter Dach und Fach.Foto: Ronald Bonß

Stadionbau verzögert sich
Von Thilo Alexe

Sport. Im Wochentakt befasst sich der Stadtrat mit Dynamos neuer Heimat. Bislang ohne greifbaren Erfolg.

Das Bild wird zur Gewohnheit. Wie vor einer Woche stehen schwarz-gelb bekuttete Dynamo-Fans vor dem Rathaus. Wie vor einer Woche dröhnt der Stadion-Klassiker „Wir sind der zwölfte Mann“ aus dem Radio eines Kleinwagens, dessen Batterie vermutlich dadurch zum Problemfall wird. Und damit dem Stadionneubau an der Lennéstraße auf verblüffende Weise ähnelt.

Streit hinter den Kulissen

Zum zweiten Mal binnen acht Tagen hat sich der Stadtrat am Freitag mit der neuen Heimat für Dynamo Dresden befasst. Zum zweiten Mal binnen acht Tagen wurde kein Vertrag über den Bau beschlossen. Und das, obwohl ein Entwurf schon seit mehreren Wochen vorliegt. Am 20. Juli will das Gremium wieder zusammenkommen.

Stadträte sprechen dennoch von einem Punktsieg, von einem Durchbruch gar. Was ist passiert?

Auf den ersten jede Menge. Drei Stunden ringen die Ausschüsse für Finanzen und Sport heftig. So heftig, dass der amtierende Oberbürgermeister Lutz Vogel (parteilos) die für 16 Uhr geplante Sondersitzung zwar termingerecht – und damit juristisch nicht angreifbar – eröffnet, kurz darauf aber die Räte zu weiteren Beratungen schickt. Gegen 17.20 Uhr tröpfeln jene wieder ein – um nach zehn Minuten die aus vergaberechtlichen Gründen nicht öffentliche Sondersitzung zu beenden. Politik kann manchmal ein sehr, sehr eigenwilliges Schauspiel sein.

Die Ergebnisse sind es auch. Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) muss erst mal eine Niederlage einstecken. Seine Vorlage fällt am entscheidenden Punkt durch. Die Passage, in der der Kämmerer weitere Verhandlungen mit dem Sportstättenbauer HBM fordert und sich für städtische Bürgschaften erst nach dem Bau ausspricht – „die K.o.-Kriterien“ also, wie SPD-Stadtrat Thomas Blümel sagt – werden ersatzlos gestrichen. Die auch von der in der Stadionfrage bislang skeptischen CDU mitgetragene Neuregelung lautet: Die Rathausspitze soll einen Erbbaurechtsvertrag mit HBM abschließen. Das Papier und damit auch die Erteilung des Zuschlages an das Unternehmen, das der Stadtrat nach einer Ausschreibung zum Sieger kürte, soll das Gremium auf einer weiteren Sondersitzung am 20. Juli beschließen.

Bis dahin sind noch zwei Wochen Zeit. Und Skeptiker unken bereits, dass in dieser Frist der dem Stadionbau nicht eben aufgeschlossene Finanzbürgermeister den Weg zu etlichen Hintertürchen auskundschaften könne. In der Geheim-Sitzung muss denn Teilnehmerangaben zufolge CDU-Fraktionschef Michael Grötsch, der eigentlich als Baubefürworter gilt, die Unionszustimmung auch damit begründet haben, dass Vorjohann nun weiteren Verhandlungsspielraum habe. Sein FDP-Kollege Jan Mücke, ein erklärter Stadionfan, hat ihm darauf hin offenbar recht deutlich widersprochen. Linksfraktions-Sprecher André Schollbach betont, dass erst durch die Sondersitzung die jetzige, für den Bau günstige Situation geschaffen werden konnte. Andernfalls hätte die CDU mit Vorjohann weiter verzögert.

Lizenzfrage bleibt offen

Der Gescholtene sagt nach der Sitzung gar nichts – und überlässt Sportbürgermeister Winfried Lehmann das Wort. Der Unions-Politiker, der zum Kreis der Baubefürworter zählt, weist darauf hin, dass das 43-Millionen-Euro-Projekt von der Stadt in jedem Fall „besichert werden muss“ – wie, sei allerdings noch nicht abschließend geklärt.

Viele Fragen bleiben also offen. Etwa die, wie Dynamo für die neue Saison planen soll. Auch, ob der Verein die an die Modernisierung des maroden Rudolf-Harbig-Stadions geknüpfte Lizenz vom Deutschen Fußballbund erhält.

Sicher scheint dagegen, dass in der übernächsten Woche wieder schwarz-gelb bekuttete Fans vor dem Rathaus demonstrieren werden. Vielleicht sind sie nicht allein. An jenem Tag soll auch über das weitere Vorgehen bei einem anderen Problemprojekt entschieden werden. Neben dem Stadion steht die Waldschlößchenbrücke auf der Tagesordnung. Ein gutes Omen?S.1

Frühestens Ende August können die Bagger rollen

Für rund 43 Millionen Euro will HBM bis Mitte 2008 ein 34 000 Zuschauer fassendes Stadion an der Lennéstraße errichten. Die Stadt schießt 4,6 Millionen Euro zu und übernimmt zwei Millionen für Parkplatzbau.

Spielt Dynamo nicht im Profibereich, muss die Stadt bis zu 2,5 Millionen Euro pro Saison zuschießen. Das Geld soll ab 2008 im Haushalt verankert werden – ob es gebraucht wird, ist offen.

Sollte die private Betreibergesellschaft pleite gehen, muss die Stadt für Kredite, die der Bauherr aufgenommen hat, einspringen. Die Laufzeit des Erbbaurechtsvertrags soll 30 Jahre betragen.

Falls der Stadtrat am 20. Juli den Zuschlag erteilt, können HBM-Konkurrenten aus der Ausschreibung die Vergabekammer zwei Wochen lang anrufen. Dann muss noch das Regierungspräsidium den Vertrag genehmigen. Frühester Baubeginn: Ende August.

Thilo Alexe zum Stadionbau

Peinlich

Auf den ersten Blick hat der Stadtrat ein klares Signal gesetzt. Mit nur einer Gegenstimme votierte das Gremium dafür, rasch einen Vertrag über den Stadionbau abzuschließen. Falls das Regierungspräsidium und die Vergabekammer nicht anders urteilen, was derzeit unwahrscheinlich scheint, können wohl im Herbst die Bagger rollen. Der zweite Blick birgt aber Skepsis. Das, was der Stadtrat am Freitag unter großem Brimborium in geheimer Sitzung beschlossen hat, lag im Kern schon seit Monaten vor. Machtspiele hinter den Kulissen, die Skepsis der CDU sowie die Suspendierung des in eine Amigoaffäre verstrickten Baubefürworters Ingolf Roßberg vom Amt des Oberbürgermeisters haben zu der Verzögerung geführt. Für Dynamo bedeutet sie, dass der Startschuss für den Bau, falls überhaupt, während der Saison fallen wird. Wertvolle Zeit verstreicht – ohne dass sich an den Eckwerten des Vertrages etwas geändert hat. Peinlich.

Dresden-Fernsehen, 7. Juli 2006

Sondersitzung zum Stadionneubau

Am Freitag Nachmittag tagt der Dresdner Stadtrat erneut zum Thema Stadionneubau.

Nach den vielen vorangegangenen Sitzungen soll heute endgültig für den Investor HBM abgestimmt werden.

Im Stadtrat gibt es fünf Fraktionen die für ein neues Stadion stimmen. Streit gibt es jedoch um das wie.

Die CDU-Fraktion möchte ein Stadion, aber, wie Stadtkämmerer Hartmut Vorjohann, ohne finazielles Risiko. Die Pro-Stadion -Fraktionen möchten das Thema heute endgültig abschließen.

Sollte die Entscheidung positiv ausfallen, könnten die ersten Bagger vielleicht schon in diesem Jahr anrollen.
 

Morgenpost, 07. Juli 2007

Lasst doch endlich die Bagger rollen!

DRESDEN - Heute geht's für Dynamo Dresden um alles. Nur bei einem Ja" des Stadtrates zum Sta-dion-Neubau an der Lennestraße haben die Schwarz-Gelben die Chance, wieder im Profi-Fußball-Geschäft mitzumischen.

Dies geht aus einem brandneuen Schreiben der -Deutschen Fußball Liga (DFL) hervor. „Der Stadion-Neubau scheint aus unserer Sicht dringend geboten. Wir sind der Auffassung, dass das Rudolf-Harbig-Stadion zurzeit für den Lizenzfußball ungeeignet ist", so DFL-Geschäftsführer Holger Hieronymus in dem Brief vom 4. Juli.

Im Klartext bedeutet dies: Auch für die geplante dritte Profiliga müssten in die Arena Millionen investiert werden, wenn der Neubau in der heutigen Stadtratssitzung (16 Uhr) nicht beschlossen würde. Laut einem internen Papier aus der Stadtverwaltung müssten allein für die kommende Regionalliga-Saison 4,7 Millionen Euro in die Sanierung fließen.

Deshalb versuchte selbst DFB-Präsident Theo Zwanziger die Stadt zu überzeugen, das Bau-
Vorhaben zu beschleunigen und eine Entscheidung zu fällen. Dynamo-Präsident Jochen Rudi redete sogar auf seine Partei-Kollegen aus der CDU ein, die sich bisher gegen die neue Arena sträuben: „Wir brauchen ein Stadion, sonst kann sich Dynamo nicht entwickeln." Was es bringt, wird sich zeigen. Sollte die Mehrheit der 70 Räte den 43 Millionen Euro teuren Neubau beschließen, würden die Stadt und der Bauherr, die HBM Stadien- und Sportstätten GmbH, den Erbbaurechtsvertrag unterschreiben. Diesen muss das Regierungspräsidium genehmigen. Danach könnten die Bagger rollen. Damit wären zwischen der großen Ankündigung von OB Ingolf Roßberg („Dynamo bekommt ein neues Stadion!") und dem Baubeginn über zwei Jahre vergangen.
Enrico Lucke

Viel Rauch um nichts? Dynamo-Präsident Jochen Rudi versuchte seine CDU-Partei-Freunde fürs Stadion zu gewinnen. Wie marode die Arena ist, zeigte sich im vergangenen Winter. Das Schmelzwasser konnte nicht abfließen und verwandelte die Arena in ein Meer!
Fotos: Hentschel
 

Radio-Dresden.net, 7. Juli 2006

Stadionneubau möglicherweise noch in diesem Jahr

Fünf Fraktionen wollen heute in einer nichtöffentlichen Sondersitzung den Bau der neuen Fußballarena durch den Stadionbauer HBM beschließen. Damit auch wirklich noch in diesem Jahr die Bagger anrollen, will die selbsternannte Allianz der Stadionbefürworter eine Lenkungsgruppe einrichten, die den Vollzug des heutigen Beschlusses prüfen soll. Der Lenkungsgruppe sollen je ein Vertreter der Fraktionen sowie der Stadionbeauftragte Ulrich Finger angehören.
 

Radio PSR, 7. Juli 2006

Streit um Dynamo-Stadion in Dresden
 
Der Dresdner Stadtrat soll in einer Sondersitzung heute über das neue Dynamo-Stadion entscheiden. Außer der CDU wollen die Fraktionen notfalls gegen den Finanzbürgermeister den Zuschlag an einen Investor erteilen. Die Stadt soll zum Stadion rund vier Millionen Euro beisteuern. Außerdem kommen weitere Belastungen auf den Haushalt zu, wenn Dynamo nicht wieder aufsteigt.
 

Radio-Dresden.net, 6. Juli 2006

Stadion-Neubau wird morgen diskutiert

Eine Allianz aus fast allen Stadtratsfraktionen rüstet sich für die Stadionentscheidung morgen. Alle bis auf die CDU-Fraktion wollen, dass noch dieses Jahr mit dem Bau begonnen wird. Deshalb werden die Räte in der nichtöffentlichen Sitzung dafür stimmen, dass der Vertrag mit Stadionbauer HBM unterzeichnet wird. Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann hatte bisher nachverhandelt, weil er finanzielle Risiken verringern wollte.
 

SZ, 6. Juli 2005

Mehrheit des Rates will den Stadionbau
Von Thilo Alexe

Sport. Dynamo Dresdens neue Heimat kann trotz Bedenken der Verwaltung noch ab diesem Jahr gebaut werden.

Fußball ist – siehe das Halbfinale zwischen Deutschland und Italien – ein hoch emotionaler Sport. Und auch Politik kann Schock-, Stress- und Freuden-Zustände auslösen, vor allem dann, wenn es um Fußball geht.

Jüngstes Beispiel ist das Stadion. Waren die Befürworter eines raschen Baus zum Wochenanfang noch geschockt, als sie die mit heftigen Risiken für die Stadt grundierte Vorlage von Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) studierten, sind sie jetzt zuversichtlich, das 43-Millionen-Euro-Projekt doch noch vor der Sommerpause auf den Weg zu bringen.

Fünf Fraktionen, die über eine Mehrheit im Stadtrat verfügen, proklamieren die „Allianz der Stadionbauer“. SPD, Grüne, FDP sowie Links- und Bürgerfraktion haben einen Antrag eingebracht, über den der Rat am Freitag in einer Sondersitzung abstimmen soll. Kernpunkt: Das im Zuge einer Ausschreibung favorisierte Bauunternehmen HBM soll den Zuschlag für das Projekt an der Lennéstraße erhalten. Der Stadtrat beauftragt, falls der Antrag so durchkommt, den amtierenden Oberbürgermeister Lutz Vogel (parteilos) „unverzüglich“ einen Erbbaurechtsvertrag mit dem Sportstättenbauer abzuschließen. Die Federführung soll der städtische Stadionreferent Ulrich Finger haben, in dessen Schublade bereits seit längerem ein detaillierter Vertragsentwurf lagert.

Wertschöpfung schaffen

Linksfraktions-Sprecher André Schollbach betont: „Wir wollen, dass möglichst noch im Sommer die Bagger rollen können.“ Für die SPD hebt Dynamo-Mitglied Thomas Blümel hervor: „Ohne Investitionen kann keine neue Wertschöpfung geschaffen werden.“ Und der grüne Finanzexperte Torsten Hans gibt zu Protokoll: „Dresden geht mit diesem Stadion kein Risiko ein.“ Einerseits, so das Trio, habe sich die Finanzlage nach dem Verkauf der Wohnungsgesellschaft Woba entspannt. Andererseits zeichne sich – zumindest indirekt – Unterstützung vom Land ab. Der Freistaat habe angekündigt, an die Kommunen in den kommenden beiden Jahren Investitionspauschalen auszureichen. Dritter Punkt: Dynamo Dresden bezahle im Jahr einen siebenstelligen Euro-Betrag an Steuern, von dem die Stadt profitiere. Das alles seien Gründe, um die Bedenken von Kämmerer Vorjohann, der auf weitere Verhandlungen setzt, nicht zu teilen.

Die CDU sieht das jedoch anders. Sie will das Papier ihres Finanzbürgermeisters beschließen. Zudem soll das Projekt ohne städtische Bürgschaft auskommen. Vorjohann zufolge müssen 40 Millionen Euro so abgesichert werden.

Sollte nicht gebaut werden, drohen Dynamo allerdings Probleme mit der Lizenz. Geschäftsführer Volkmar Köster weilt derzeit im Urlaub, doch Blümel weiß, dass in Kürze ein Termin mit dem Fußballbund (DFB) ansteht. Dem Verein seien zahlreiche Ausnahmen gewährt worden – allerdings nur für den Fall, dass ein neues Stadion errichtet wird. Dem Vernehmen nach verlangt der DFB unter anderem eine Rasenheizung, die Sanierung der Stahltribüne sowie neue Sitze – was insgesamt Kosten von zunächst vier Millionen Euro verursacht. Stadtrat Hans: „Wir wollen nicht in eine Ruine investieren.“

Dynamo zahlt zurück

Für rund 43 Millionen Euro will HBM an der Lennéstraße bauen. Einmalig soll die Stadt rund vier Millionen Euro zuschießen, zudem sollen etwa zwei Millionen für Parkplätze investiert werden. Kosten für Dresden: 6,6 Millionen Euro.
Spielt Dynamo in Liga drei oder niedriger, muss die Stadt zwischen 1,5 und zwei Millionen Euro pro Saison zuschießen, in der ersten Liga soll der Verein aber Geld zurückzahlen. Die Laufzeit des Vertrages beträgt vor aussichtlich 30 Jahre.

Thilo Alexe zum Stadionbau: Handeln!

Diese Allianz hat es vermutlich noch nie gegeben. Außer der CDU wollen alle Ratsfraktionen, dass der Vertrag zum Stadionbau vor der Sommerpause unter Dach und Fach gebracht wird. Ob es nach der entscheidenden Sitzung am Freitag aber tatsächlich zu einem Abschluss kommt? Groß sind jedenfalls die Widerstände in der Verwaltung. Dass der Kämmerer alles gut durchrechnen will, ist nicht kritikwürdig. Allerdings ist das Stadionprojekt längst in parteipolitisches Fahrwasser geraten. Die Rathausspitze ist gut beraten, bei einem klaren Votum für einen raschen Bau auch rasch zu handeln. Die Mehrheit will ein neues Stadion, das übrigens keine Luxusarena ist.S.18
 

dnn, 6. Juli 2005

Stadion: Stadtrat will HBM den Zuschlag geben

Die Fünfer-Allianz aus Linksfraktion, BündnisGrüne, SPD, FDP und Bürgerfraktion will morgen auf der nicht-öffentlichen Sondersitzung des Stadtrates der Neusser Firma HBM Stadion- und Sportstätten GmbH den Zuschlag geben. "Wir wollen den Stadionbau am Freitag endgültig beschließen", sagte André Schollbach (Linke) gestern.

Vertreter der Fraktionen der Fünfer-Allianz trafen sich gestern im Fußballmuseum auf der Hauptstraße. Basis des morgigen Beschlusses soll der Entwurf von Ulrich Finger, Stadionbeauftragten im Büro von OB Ingolf Roßberg (FDP), sein. "Wir wollen eine Lenkungsgruppe mit Finger und je einem Mitglied aller Fraktion einrichten, die ständig über die Umsetzung des Beschlusses informiert wird", ergänzte SPD-Stadtrat Thomas Blümel. "Das neue Stadion soll rechtzeitig zur Saison 2008/9 fertig sein", betonte Blümel.


Kurios: Die Fünfer-Allianz hat den Vertragsentwurf von Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) nicht vorliegen. "Ja, es stimmt, wir kennen Vorjohanns Entwurf nicht", sagte Torsten Hans (Grüne). Die Stadt habe aber den Auftrag des Stadtrates nicht erfüllt. So liege bis heute kein alternatives Finanzierungsmodell vor, so gebe es bis heute keine Modellrechnung darüber, was es kosten würde, 30 Jahre lang jährlich Flickschusterei an der Ruine Rudolf-Harbig-Stadion zu betreiben. Details werde man aber noch im Finanzausschuss besprechen, der dem Stadtrat morgen vorgeschaltet sei.


Die größte Fraktion im Stadtrat, die CDU, hatte am Dienstag eine Sondersitzung zum Thema Stadion-Neubau. Intern gibt es durchaus unterschiedliche Meinungen in der CDU-Fraktion, doch nach außen ist Fraktionschef Michael Grötsch bemüht, ein einheitliches Bild abzugeben - anders als oft in der Linksfraktion. "Wir werden bei unserer bisherigen Linie bleiben", sagte CDU-Stadtrat Jürgen Eckoldt. An den Risiken habe sich nichts geändert.
rare
 

Wochenkurier, 5. Juli 2006

Einwurf von Gert Zimmermann

In zahlreichen deutschen Gemeinden basteln die Vertreter an einem Geheimplan. Die zahlreich im Lande vertretenen Bismarck-Denkmäler sollen in Klinsmann-Gedenkstätten verwandelt werden. Die Inschrift wird Bestand haben: Dem großen Reformer - das dankbare Vaterland. Erstens kann dank dieses kleinen Kunstkniffs jeder Dorfsheriff behaupten, er hätte die Zeit nicht verschlafen. Zweitens bekommt er garantiert die Anerkennung seiner Bevölkerung, die zur Zeit nach aktuellen Umfragen mit 73 Prozent an der WM interessiert ist. Das sind Zahlen, von denen die Politiker träumen dürfen und die sie nie mehr erreichen werden. Wir haben in Dresden das einmalige Schauspiel erleben dürfen, wie unter der begeisternden Anteilnahme der Bevölkerung der Goldene Rathausmann wieder auf seinen Stammplatz gehievt wurde. So bescheiden ist man inzwischen in der Landeshauptstadt. Da bezahlen wir doch alle glatt mehr Parkgebühren. Bei solchen Höhepunkten sollten es gleich mal 5 Euro pro Minute sein. Das sind doch Vorschläge, die das Herz des Kämmerers schneller schlagen lässt. Da kann er sich doch auch ruhig mal ein klein wenig verrechnen. Irren ist halt menschlich. Und in Mathematik muss ja nicht jeder mit Note gut abgeschlossen haben. Hauptsache, wir können darüber noch lachen. Denn ab der nächsten Woche sollen schließlich frohgelaunte Bürger ihre Geschenke zur 800-Jahr-Feier vor dem Rathaus ablegen. Auf den Neubau eines Fußballstadions würden wir verständnisvoll verzichten. Denn 8 Millionen Euro in eine Ruine stecken, damit der Spielbetrieb überhaupt weitergehen kann, ist doch eine geradezu heroische Tat unserer Experten. Da ist das Geld mehr als gut angelegt. Macht ruhig so weiter, alle ziehen den Hut vor so viel Weitblick. Auch sollten wir mehr Vertrauen haben. Schließlich sind wir im Städte-Ranking wie in einer Hitparade von 0 auf 10 vorgeschnellt, liegen weit vor dieser verstaubten WM-Stadt Leipzig und haben in der Dynamik natürlich auch Chemnitz hinter uns gelassen. Also doch alles richtig gemacht. Nur wir Fußball-Kranken wollen das einfach nicht einsehen. Also habt alle Dank für die unschätzbaren Leistungen, die gebracht wurden und feiert bis in den Morgengrauen. Ein Glück, dass wir kein Bismarck-Denkmal unser eigen nennen.
 

Morgenpost, 04. Juli 2006

Dresden - Der Streit um den Stadion-Neubau für Dynamo Dresden spitzt sich zu. Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann fordert weiter Verhandlung mit dem potentiellen Bauherren HBM. Dies lehnen die Stadträte ab.

In einem 20-seitigen Papier zählt der Kämmerer jetzt noch einmal die finanziellen Risiken des 43,5 Millionen Euro teuren Neubaues auf. Und verlangt weiter Gespräche mit der Firma HBM Stadien- und Sportstätten GmbH. Dies soll der Stadtrat am Freitag in der Sondersitzung beschließen. Der denkt aber gar nicht daran.

"Das Papier ist zwar brandneu, aber der Inhalt ist ein alter Hut". schimpft SPD-Stadtrat Thomas Blümel. "Es zeigt, dass Vorjohann nicht - wie von uns im Mai beschlossen - mit HBM verhandelt hat." PDS-Sprecher André Schollbach prüft deshalb, ob der Kämmerer den Stadtrat angelogen hat: "Ich habe ihn gefragt, ob er zwischen dem 18. Mai und dem 15. Juni mit HBM verhandelt hat hat. Ein halbes Dutzend mal, lautete damals seine Antwort." In einer nichtöffentlichen Sitzung kurz zuvor hatte Vorjohann noch behauptet, dies noch nicht getan habe. Dies bestätigte HBM-Geschäftsführer Axel Eichholtz damals (MORGENPOST berichtete exclusiv).

Blümel: "Vorjohann blockiert weiter und treibt die Kosten in die Höhe. Durch die Zinserhöhung im Mai kostet die Arena mittlerweile zwei Millionen mehr." Grund: Die Europäische Zentralbank drehte zuletzt die Zinsschraube um 0,25 Prozent nach oben. "Seit der Angebotsabgabe von HBM im Oktober sind es sogar 0,75 Prozent", erklärt Blümel. Je länger die Entscheidung verschoben wird, desto teurer wird der Bau- und damit für die Stadtkasse, da der Investor diese Kosten umlegt.

Deshalb will der Stadtrat am Freitag beschließen, dass der Erbrechtsbauvertrag mit HBM geschlossen wird und gebaut werden kann. "Das hätten wir schon im Mai tun sollen", so SPD-Mann Blümel.
Enrico Lucke
 

SZ, 4. Juli 2006

Stadionneubau droht das Aus
Von Thilo Alexe

Stadtrat. Dynamos neue Heimat wird zum Zankapfel in der Kommunalpolitik. Der Kämmerer lehnt das Projekt offenbar ab.

Offiziell äußert sich im Rathaus niemand zu dem 22-seitigen Papier – hinter den Kulissen ist die Stadionvorlage aber Konfliktstoff Nummer eins. Auf dem Höhepunkt der Fußball-Euphorie wird Dresden, falls die Stadträte bei der Sondersitzung am Freitag zustimmen werden, wohl den Ausstieg aus dem 43-Millionen-Euro-Projekt beschließen.

So jedenfalls interpretieren Kommunalpolitiker und auch Verwaltungskreise die Vorlage, die Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) mit rund zweiwöchiger Verspätung intern präsentiert (die SZ berichtete gestern). Der Kernsatz steht auf Seite 13 und lautet: „Die finanziellen Belastungen für die Stadt fallen höher aus, als bisher angenommen.“

Wie viel bezahlt die Stadt?

Untersetzt wird er mit einer Fülle von Grafiken, Tabellen und Musterrechnungen. Vorjohann kalkuliert damit, dass sich der städtische Zuschuss (keiner in der zweiten, 1,5 bzw. zwei Millionen Euro, falls Dynamo in der dritten bzw. vierten Liga spielt) erhöht. Zusammen mit dem Einmalzuschuss von 6,6 Millionen an das Bauunternehmen HBM sowie für Parkplätze kommt der oberste Kämmerer auf eine städtische Last, die sich – hochgerechnet auf fünf Jahre – zwischen elf und 19 Millionen Euro einpegeln wird. Vorjohann-Kritiker zweifeln allerdings einige Angaben des Kämmerers an. Als Schlampigkeit werten sie, dass die Vorlage mehrfach die Deutsche Fußball-Liga (DFL) erwähnt – für den Drittligisten Dynamo ist der Deutsche Fußball-Bund (DFB) zuständig.

Größeren Ärger bereitet ihnen der Einwand des Bürgermeisters, dass die Stadt Kosten für Instandhaltung des Baus trägt – immerhin 13 Millionen Euro in 30 Jahren. Die übernehme nach den bisherigen Verhandlungen die private Betreibergesellschaft, sagen mehrere mit der Materie vertraute Stadträte. Sie zweifeln dabei auch an, dass selbst bei Zweitliga-Zugehörigkeit der Gelb-Schwarzen die Stadt Geld zuschießen muss – Vorjohann zufolge unter anderem als Rücklage für die Stadion-Instandhaltung.

In Rathauskreisen wird vermutet, dass der Finanzbürgermeister das vom mittlerweile suspendierten OB Ingolf Roßberg (FDP) begrüßte Projekt schlecht rechnet, um es zu verhindern, was Vorjohann allerdings mehrfach dementiert hat.

Dennoch liest sich seine Vorlage, die auch auf eine mögliche Insolvenz Dynamo Dresdens hinweist, in Teilen wie eine Abrechnung mit Roßbergs Politik. Mal werden, im Verwaltungsdeutsch sonst unüblich, „eher kryptische Formulierungen“ in alten Stadion-Beschlüssen kritisiert. Dann weist das Papier – nicht ganz zu Unrecht – darauf hin, dass das „böse Wort“ einer städtischen Bürgschaft in früheren Vorlagen vermieden werden sollte.

Die Stadionbefürworter, dem Vernehmen nach zählen auch mehrere Bürgermeister dazu, handeln. SPD, Grüne, Linksfraktion und FDP beantragen, am Freitag den unter Roßberg ausgehandelten Vertrag mit HBM durchzusetzen. Linksfraktionssprecher André Schollbach: „Mit dem Affentheater muss Schluss sein.“
 

DNN, 04.Juli 2006

Stadion-Neubau: Fünfer-Allianz rüstet sich für Entscheidung im Stadtrat am Freitag

Beim Ringen um den Vertrag zwischen HBM und Stadt zum Neubau des Rudolf-Harbig-Stadions heißt die Parole im Stadtrat weiterhin: Alle Fraktionen gegen die CDU-Fraktion. Kaum liegt die Vorlage von CDU-Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann auf dem Tisch, bildet sich eine "Fünfer-Allianz" (Thomas Blümel/SPD), eine "Koalition der Vernunft" (Peter Lames/SPD), eine "Allianz der Stadionbauer" (André Schollbach). Vertreter der Grünen, BürgerFraktion, Linke-PDS, FDPund SPD wollen sich morgen treffen, Änderungen beschließen und diese der Presse verkünden. "Das Ziel ist es, am Freitag in der Sondersitzung einen abschließenden Beschluss zu fällen, so dass noch in diesem Jahr die Bagger rollen können", sagte Schollbach.

Einziger Schönheitsfehler: Die Stadion-Sondersitzung um 16 Uhr ist nicht-öffentlich. Ersatz-OB Lutz Vogel (parteilos) will seinen Finanzbürgermeister vor den Angriffen der Links-Mitte-Koalition in Schutz nehmen. Zudem möchte man in der Hitze des zu erwartenden Wort-Gefechts auch nicht, dass Argumente bekannt werden, die das Vergabeverfahren gefährden könnten.

Die "Fünfer-Allianz" ist gegen den Kämmerer-Entwurf. Dort tauche eine Bürgschaft auf, die das Risiko der Stadt erhöhe. Die "Heimfallklausel" im Vertrag des Stadion-Beauftragten Ulrich Finger reiche aus, sagt Schollbach. Thomas Blümel (SPD) meint: Im neuen Entwurf sei die Stadt als Instandhalter vorgesehen, müsse jährlich 430.000 Euro dafür berappen. Im Finger-Entwurf sei das längst geregelt gewesen - als Sache der Betreibergesellschaft.

Nach DNN-Informationen hat sich HBM-Chef Axel Eichholtz bei Vogel beschwert. Der Kämmerer-Entwurf sei nicht akzeptabel. Zudem sei laut Ausschreibung Finger Verhandlungspartner. Inzwischen soll das Thema im Bundeskanzleramt bekannt sein. Noch hat sich Kanzlerin Angela Merkel (CDU) aber nicht öffentlich geäußert.

Schützenhilfe erhält die "Fünfer-Allianz" aus Frankfurt. "Nach den uns bekannten Eckdaten ist der Vertrag zwischen HBM und der Stadt ein für die Stadt günstiger", sagte Christian Müller von der Deutschen Fußball-Liga (DFL) gegenüber DNN. Die Risiken seien überschaubar, die Konditionen vergleichsweise sehr günstig.


SZ, 4. Juli 2005

Dresdner fürs Stadion (Auszug)

Gestern für Sie am Hörer

Stadion. Der Dauerbrenner beschäftigt auch unsere Leser. Mehrere Anrufer äußerten sich besorgt darüber, dass der Neubau möglicherweise im Stadtrat verhindert wird. Einer davon ist Wolfgang Zeiler, der schon seit den 50er Jahren die Heimspiele der Gelb-Schwarzen besucht. „Warum soll das, was in Rostock und Magdeburg klappt, nicht auch in Dresden funktionieren“, fragt der Dauerkartenbesitzer. Am Freitag wird der Stadtrat entscheiden. Einkaufen. Den Mangel an Einkaufsmöglichkeiten in der Seevorstadt Ost beklagt Christina Hoffmann. Die Leserin verweist auf weite Wege. Nachdem ein Laden geschlossen habe, gebe es in ihrer Nähe lediglich einen Bäcker sowie einen Gemüseladen. Die SZ leitet das Problem an die Stadtverwaltung weiter.
...

Fußball. Natürlich ist auch die Weltmeisterschaft Thema bei den Lesern. Ein Anrufer beklagt, dass es in Dresden keine Fanmeile, keine von der Stadt organisierte Großbildleinwand gibt. Auch die SZ hat bereits mehrfach auf diesen Mangel hingewiesen. Die Stadt wollte eigentlich hinter dem Kulturpalast und für die Finalspiele auf dem Altmarkt eine Leinwand installieren, was nach Rathausdarstellung aber an den Kosten scheiterte. Ein zweiter Anlauf, im Harbig-Stadion Fußball zu zeigen, scheiterte ebenfalls. Jetzt gucken die Dresdner eben in Kneipen und Biergärten.
...
 

Sächsische Zeitung, 4. Juli 2006

AUF EIN WORT

Kick ins Aus

Petra-A. Buhl zum Stadion

Diesmal hat er sich verrechnet. Nicht genug damit, dass Vorjohann plötzlich ganz andere Folgekosten für das neue Stadion präsentiert, als er es noch vor wenigen Wochen unter dem Vorsitz von Ingolf Roßberg getan hat. Seine Vorlage ist schlampig, unvollständig und schlicht unprofessionell. Dabei wollte Dresdens Stadtkämmerer als verdienstreicher Haushaltspolitiker in die Stadtgeschichte eingehen. Seit dem Woba-Verkauf im März durfte er sich im Glanz des neoliberalen Haushaltssanierers sonnen. Der Woba-Verkauf wurde ihm von vielen als Startbonus für eine OB-Wahlkampagne gutgeschrieben.

Die Blockade des Stadion-Neubaus aber lässt Vorjohanns Lorbeer rasch welken. Er gilt nicht mehr länger als der aussichtsreichste Kandidat für das Amt des Oberbürgermeisters - auch wenn er die Ambitionen weiter hegt. Vorjohann gilt jetzt als Stadion-Verhinderer, und darf sich als solcher nur noch wenige Stimmen bei der nächsten OB-Wahl ausrechnen.

Umfrage: Braucht Dresden jetzt ein neues Stadion ?

Michael Lohnherr
Geschäftsführer der Sächsischen Dampfschiffahrt

Eine Stadt wie Dresden sollte ein anständiges Stadion haben. Es ist nur eine Frage der Zeit, dass Dynamo wieder aufsteigt. Aber bitte nur, wenn sie es sich leisten kann und keine Schulden machen muss. Ich habe beim Stadtrat Zweifel und finde es gut, wenn der Finanzbürgermeister das Geld zusammenhält.

Bernd Aust,
Musiker und Konzert Veranstalter

Das Stadion ist einfach ein Jammer. Sport gehört für mich zur Kultur und eine Kulturstadt sollte auch ein ordentliches Stadion haben - egal, in welcher Liga die hier ansässige Mannschaft spielt. Im Übrigen: Leipzig hat das Zentralstadion, WM-Spiele und dort trat Superstar Paul McCartney auf.

DetlefRothe,
Intendant des Theaterkahns Dresdner Brettl

Es wäre für mich als Theätermann zu billig zu sagen, Investitionen in die kulturelle Szenen wären mir lieber als Millionenausgaben für ein neues Station. Aber sicher wird es gebraucht. So ist dieses ständige Hin und Her nur leider wieder typisch für die schwere Entscheidungsfindung in dieser Stadt.

Andreas Searty,
Chef des Dresdner Hilton-Hotels
Ein Stadion ist wichtig, schon weil es ein Aushängeschild für eine Stadt darstellt. Was Fußball für positive Wirkungen hat, sehen wir derzeit mit der Weltmeisterschaft. Ein Stadion ist aber nicht ausreichend. Dazu gehört auch eine gute Mannschaft. Denn nur diese Kombination zieht Leute hierher.
 

http://www.welt.de/data/2006/07/04/943535.html entdeckt am 4. Juli 2005

Als die Engländer noch dauernd siegten

1874 gründeten britische Einwanderer den Dresden Football Club. Er war wahrscheinlich der erste Fußball-Verein auf dem europäischen Kontinent
von Andreas Wittner

Juni 2006: Kein WM-Spiel findet in Dresden statt. Kein Teilnehmerland wählte Dresden als Quartierstadt. Der große Fußball macht einen großen Bogen um Elb-Florenz. Dabei ist doch hier der Geburtsort der deutschen Fußball-Geschichte. 132 Jahre sind seit den Ereignissen vergangen, die bisher noch in keiner Chronik festgehalten wurden.
...

Hauptsächlich handelte es sich bei den Fußballern um Engländer, die berufsbedingt nach Sachsen kamen. Regelmäßig trafen sie sich an den Wochenenden auf einer Wiese vor dem Eingang des Großen Gartens - unweit von der Stelle, an der sich heute das Rudolf-Harbig-Stadion befindet, in dem Dynamo Dresden spielt.
 

Sächsische Zeitung, 3. Juli 2006

Baustart könnte sich verzögern
Von Thilo Alexe

Stadion-Neubau. Am Freitag soll der Stadtrat über das Vorhaben entscheiden. Doch die Verwaltung will erneute Verhandlungen.

Der Streit um den Stadionneubau verschärft sich weiter. Die Rathausspitze hat intern eine Beschlussvorlage präsentiert, die nach SZ-Informationen weitere Verhandlungen mit dem Bauunternehmen HBM vorsieht. In der 20-seitigen Begründung weist Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) darauf hin, dass die finanziellen Risiken bei dem rund 40 Millionen Euro umfassenden Projekt für die Stadt zu hoch seien.

Wird das Papier am Freitag in einer nichtöffentlichen Sondersitzung des Rates so beschlossen, rückt der von Stadionbefürwortern für den Sommer erhoffte Baubeginn in weite Ferne. Die Vorlage enthält zwar auch den Punkt, 6,6 Millionen Euro (Einmalzahlung an HBM sowie Geld für Parkplätze) im Haushalt einzustellen. Allerdings wird darin ausgeschlossen, daß vor Abschluss aller Verhandlungen HBM zumindest mit der weiteren Bauvorbereitung beauftragt wird.
Ähnlich wie bei der Operette sieht ein Unterpunkt vor, definitiv keine weiteren Zahlungen als die bislang genannten für das Stadion zu leisten. Zudem soll der Oberbürgermeister Dynamo Dresden bei den Lizenzverhandlungen unterstützen.

Andere Städte sind offenbar weniger zögerlich – und haben Hilfe der Bundesländer. Im WM-Spielort Hannover wurden nach Angaben des Fußballverbandes Fifa 64 Millionen Euro für das Stadion verbaut. Etwas mehr als ein Drittel bezahlten Stadt, Land und die Region Hannover, je 20 Millionen Euro finanzierten Banken und die Kreditanstalt für Wiederaufbau, die sich die Summe von der Stadt absichern ließ. An den Kosten für die Spielstätte Stuttgart – knapp 52 Millionen Euro – hat sich das Land ebenfalls beteiligt, so wie die Stadt und auch der VfB Stuttgart.