Jahr 2006




Wochenkurier, 29. März 2006

Zimmis Einwurf

Jetzt sind sie wieder drin im Schlamassel, die Dynamos. Was war das für eine Enttäuschung gegen Burghausen. Trainer Peter Pacult saß gedankenversunken da und begriff schon die Fußballwelt.
Dreimal wechselte er aus, dreimal half weder ihm noch der Mannschaft das frische Blut. Heute in Offenbach sind wenigstens Kukielka und Votava für die Abwehrkette wieder fit. Das müsste dann auch für die Sicherheit für den Torhüter sorgen. Denn vier Klopse in nur drei Spielen sind des Guten dann doch zu viel.
Doch woher die neuen Kräfte nehmen? Und genau hier liegt der Hase begraben. In der völlig undiskutablen Zusammenstellung der Truppe für das zweite Zweitligajahr. Wer auf der rechten Abwehrseite keinen Verteidiger verpflichtet und das mit Sparmaßnahmen begründet, ist von Hause aus ein Pokerspieler. Wer einen Stürmer von der Küste verpflichtet, obwohl der nicht weiß, wo das Tor steht, pokert ein zweites Mal. Und wer einen ungesehenen Mann als Torfabrik anpreist, obwohl der keinen Ball anhalten kann, ist nicht ganz fit für das Geschäft.
Jetzt aber heißt es nur noch alles geben für den Klassenerhalt. Und genau den Eindruck hatte zuletzt wieder einmal keiner. Nicht, dass die Vergangenheit jetzt den Trainer schon nach der ersten Aufholjagd wieder einholt. Keiner kann sich vorstellen, dass sich die Schwarz-Gelben gegen Burghausen selbst in der Favoriten-Rolle sahen und etwa schlampig die 90 Minuten nur herunterspielen wollten. Das kann sich gar keiner leisten. So gut bringts tatsächlich niemand.
Spannend bleibt vor allem die Stadionfrage. Noch gibt es keinen abschlägigen Bescheid, dass die Bauarbeiten nicht schon am 9. Mai beginnen könnten. Hört, hört, inzwischen wird nach den Schlammschlachten der TV-Sender, der Fotografen und der Rollstuhlfahrer sogar ein Asphaltband rund um die Laufbahn gezogen. Es geht also vorwärts, wenn auch erst im Frühling. Ganz stolz sind ja alle auf den Bau des Nachwuchsleistungszentrums. Das ist einmalig für Deutschland, denn mit dem FV Nord haben wir Dresdner jetzt gleich zwei in der Stadt. Für den Nachwuchs, das wissen wir, kann ja nicht genug getan werden. Ob aber gleich an zwei Stellen? Die A-Jugend von Nord steigt ab, die B-Jugend von Dynamo nicht auf.
Wir in Dresden sind halt wirklich anders.
 

SZ, 24. März 2006

Jetzt geht’s ums Geld

Arena. Die Verhandlungen um den Neubau eines Stadions sind in die heiße Phase eingetreten.

Vertreter der Stadtverwaltung und des Sportstättenbauers HBM haben ihre vierte Verhandlungsrunde abgeschlossen. Nach Angaben von Ulrich Finger, der für das Rathaus das Stadionprojekt koordiniert, sind dabei auch Fragen zum Vertrag thematisiert worden. „Ganz klar, jetzt geht es ums Geld“, sagte Finger, der aber keine Details nannte. Er fügte lediglich hinzu, dass beide Seiten noch Gesprächsbedarf hätten.

Das im nordrhein-westfälischen Neuss ansässige Unternehmen mit niederländischen Wurzeln will rund 40 Millionen Euro an der Stelle des jetzigen Harbig-Ovals verbauen. Es setzt dabei auf einen städtischen Zuschuss in Höhe von 3,1 Millionen Euro.

Der Stadtrat wird voraussichtlich Ende April über den Vertrag abstimmen. Im Januar hatte das Gremium die Verwaltung beauftragt, mit HBM Verhandlungen aufzunehmen. Sollte der Rat den Vertragsentwurf billigen, könnte womöglich bereits im Sommer Baustart sein. Beobachter erwarten allerdings, dass der vorgesehene kommunale Zuschuss für Debatten im Stadtrat sorgen wird. (SZ/ale)
 

dnn, 23. März 2006

Baustart für Nachwuchszentrum

Dresden. Nach langer Vorbereitung geht es jetzt beim Bau des neuen Dynamo-Nachwuchsleistungszentrums richtig los: Bis Anfang der Woche halfen fünf Ein-Euro-Jobber vom Verein "Jugend in Arbeit Dresden e.V.", das künftige Domizil im Ostragehege zu entrümpeln. Am kommenden Montag rücken nun die Gewerke für den Innenausbau des alten Erlweinhauses in direkter Nachbarschaft zu neuem Schulsportzentrum und Messe an. Am Dienstag wurden die Verträge zwischen Dynamo und den Baufirmen unterschrieben.

Die Übergabe des Hauses soll am 16. November stattfinden. An diesem Tag ist das Abschiedsspiel von Ulf Kirsten vor 25 000 Zuschauern im Harbig-Stadion genau drei Jahre her. Mit den Einnahmen von damals (rund 75 000 Euro) hatte der frühere Dynamo-Stürmer die Ulf-Kirsten-Stiftung gegründet, die sich von Beginn an zum Ziel stellte, den Bau einer neuen Talenteschmiede nachhaltig zu unterstützen.


"Eine knappe halbe Million Euro", kostet das Projekt, sagt Olaf Schäfer. Rund 325000 Euro davon muss Dynamos kaufmännischer Geschäftsführer im Etat für das Internat mit 28 Betten, vier Umkleiden, Trainerzimmer, Lager- und Verwaltungsräumen einplanen. "Rund 100 000 Euro kommen von meiner Stiftung", kündigte Ulf Kirsten gestern an. Der Trainer von Bayer Leverkusen II versprach zudem, in den kommenden Monaten noch einmal frühere Dynamo-Spieler anzusprechen und für das Projekt zu begeistern. Jens Jeremies spendete bereits einmal 10 000 Euro. Unterstützung hätten aber auch andere signalisiert: "Walter Hellmich hat uns beispielsweise 20 000 Euro zugesagt. Ich gehe davon aus, dass er dazu steht", sagte Kirsten. Er bedauerte, dass der Duisburger Bauunternehmer den Zuschlag für den Dresdner Stadionneubau nicht bekommen hat: "Sein Modell hat mir am besten gefallen." Ob mit oder ohne Hellmichs Spende - alles was er über die aktuell auf dem Stiftungskonto befindlichen 100 000 Euro hinaus noch einnimmt, will Kirsten anlegen, um daraus den laufenden Betrieb der neuen Einrichtung mitzufinanzieren. Frank Lippmann, der Leiter des Nachwuchszentrums, begrüßt die Idee: "Wir sind daran interessiert, die Stiftung möglichst lange am Leben zu erhalten." Lippmann wirbt daher auch in Dresden weiter um Sponsoren: "Jede Hilfe ist wichtig." Bis zum Umzug in das Gebäude im Frühjahr 2007 gebe es noch viel zu tun.

JOL
 

Sächsische Zeitung, 22. März 2006

Dynamo muss nicht umziehen
Von Thilo Alexe

Stadion. Hinter den Kulissen laufen die Verhandlungen auf Hochtouren. Im Sommer könnte der Bau beginnen. Ein Spielbericht.

Anpfiff

Am Sonnabend um 15.30 Uhr? Da beginnt der Spieltag in der ersten Bundesliga. Nicht aber in Dresden. Dynamo spielt bekanntermaßen in der zweiten Liga, hoffentlich über das Saisonende am 14. Mai hinaus. Saisonende? Im Sommer könnte es, während woanders die WM gespielt wird, in Dresden richtig rund gehen. „Wir müssen noch ein paar Hausaufgaben machen. Wenn der Stadtrat rasch entscheidet, können wir aber ab Sommer bauen.“ Der Geschäftsführer der HBM Stadion- und Sportstättenbau GmbH, Axel Eichholtz, ist optimistisch. Optimistisch, dass sein Unternehmen an der Lennéstraße Dynamos neue Heimat errichten kann.

Aufstellung

Doch noch ist es nicht soweit. Vier Teilnehmer der Investorenausschreibung hat die Stadt in die engere Wahl genommen. Die Verwaltung hatte die Offerte des Duisburger Bauunternehmers bevorzugt. Der Stadtrat stimmte nach langem Hin und Her dafür, dass OB Ingolf Roßberg (FDP) mit HBM verhandeln soll, das rund sieben Millionen Euro weniger verbauen will. Natürlich wurde die Vergabekammer angerufen, doch Hochtief, ein unterlegener Konzern, hat seinen Antrag auf Nachprüfung zurückgezogen. Ist damit der Weg frei? Nicht ganz, sagt der städtische Rathausbeauftragte Ulrich Finger. Wenn der Stadtrat definitiv entscheidet, dass HBM bauen soll, können die Unterlegenen erneut die Vergabekammer um Prüfung bitten. Wie das Gremium dann entscheidet, ist unklar. Sollte es zur Auffassung kommen, dass etwas widerrechtlich gelaufen ist, droht die Wiederholung der Ausschreibung.

Zwischenrunde

Bis Klarheit herrscht, befindet sich das Verfahren in der Zwischenrunde, HBM und Rathaus verhandeln emsig. Die gute Nachricht: Dynamo muss nicht umziehen, während die Arbeiter schuften. Die Baustelle Stadion soll während der Spiele für mindestens 12 000 bis 15 000 Zuschauer geöffnet sein, sagt Finger.

Finale

Bis zum April, so der Stadtratsbeschluss, soll Roßberg das Verhandlungsergebnis präsentieren. Am 27. dieses Monats kommt der Rat zu einer regulären Sitzung zusammen. Dann muss er entscheiden, ob er den Vertragsentwurf billigt oder nicht. Noch sind kaum Details aus den Gesprächen nach außen gedrungen. Doch angesichts der unübersichtlichen Situation im Stadtrat sind Mehrheiten keinesfalls sicher. „Im schlimmsten Fall wird es wie mit der Brücke“, sagt ein Rat.

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Merkwürdiges Verfahren

Rund 40 Millionen Euro will HBM in Dresden verbauen, etwa sieben Millionen weniger als der von der Verwaltung zunächst favorisierte Unternehmer Walter Hellmich.

Dabei setzt der Konzern mit niederländischen Wurzeln, der unter anderem das Rostocker Ostsee-Stadion errichtete, auf einen städtischen Zuschuss von 3,1 Millionen Euro. Die als Giraffen titulierten Masten sollen erhalten bleiben. Geplantes Fassungsvermögen des Stadions: knapp 33 000 Zuschauer.

Die Vergabekammer in Leipzig war zu dem Schluss gekommen, dass das Hellmich-Angebot nicht fristgerecht eingegangen sei. CDU-Stadtrat Klaus-Dieter Rentzsch merkt dazu an: Hätte auch der Stadtrat für Hellmich gestimmt, hätte „die Vergabekammer durch die verspätete Angebotsabgabe von Hellmich die Ausschreibung aufheben müssen, und wir ständen wieder am Anfang des Verfahrens“.

Das Regierungspräsidium hatte zuvor die Ausschreibung überprüft und keine Unregelmäßigkeiten erkannt.
 

Dresdner Morgenpost, 21. März 2006

Wer vermarktet die neue Dynamo-Arena

Das neue Dynamo-Stadion kommt. Das ist sicher. Aber wie wird die 40,5 Millionen Euro teuere Arena finanziell unterhalten? Darüber verhandeln derzeit der Verein mit dem potenziellen Betreiber, der Berliner Firma Gegenbauer. „Bislang hat es ein Gespräch gegeben", so Dynamo-Geschäftsführer Volkmar Köster.

Dabei hätten beide Seiten ihre Interessen klar gestellt. Die Schwarz-Gelben pochten darauf, dass die Rechte (für den Namen Dynamo, die Vermarktung von Werbeflächen und das Catering) beim Verein bleiben. „Wir haben die schon einmal verkauft - diesen Fehler machen wir kein zweites Mal", macht der Geschäftsführer klar. Wegen Geldsorgen gab man 1998 die „Vermarktung" an die Kinowelt ab. Natürlich ist Köster bereit, den künftigen Betreiber an den Einnahmen (aus den Vermarktungs-Rechten und den Tickets) prozentual zu beteiligen: „Für die 1. und 2. Liga wird dies kein Problem, aber in der Regionalliga schon. Dort bräuchten wir hundert Prozent der Einnahmen, um mit einem starken Kader sofort wieder aufzusteigen." Bleibt die Frage: Wer zahlt dann die Kosten für den Arena (Unterhalt, Zinsen), wenn die Pacult-Truppe tatsächlich in Liga 3 absteigt? Zudem hat die Firma Gegenbauer auch das Know-how, um das Stadion zu vermarkten. Die Berliner kümmern sich u.a. um die Max-Schmeling-Halle und das Velodrom in der Hauptstadt. Um die Klärung dieser Fragen ringen zurzeit die Parteien - Stadtverwaltung, Dynamo, der Bauherr (HBM Stadien- und Sportstätten GmbH) und eben der potentielle Betreiber. Laut dem städtischen Verhandlungs-Führer Ulrich Finger ist Dynamo gefragt, sich mit Gegenbauer zu einigen. „Davon hängt am Ende ab, wie hoch das Risiko für die Stadtkasse ist, sollten die Schwarz-Gelben nicht im bezahlten Fußball spielen", so Finger. Bis Mitte April haben alle Beteiligten Zeit, dann müssen die Verträge dem Stadtrat vorgelegt werden.

Enrico Lucke

SZ, 16. März 2006

HBM kann bauen

Der Baukonzern Hochtief hat seinen Nachprüfantrag zur Stadion-Ausschreibung vor der Vergabekammer zurückgezogen. Ein Unternehmenssprecher begründete den Schritt damit, dass durch Verzögerungen Dynamo Dresden Schaden nehme. Auf die Frage, ob noch weitere unterlegene Konzerne Anträge an die Kammer gestellt haben, sagte deren Sprecher: „Nach meinem Wissen nicht.“ Damit kann die Verwaltung vorerst weiter mit dem vom Stadtrat favorisierten Konzern HBM verhandeln. (SZ/ale)

DNN Regionalsport 15.03.2006

Dynamo-Splitter

Die Einspruchsfrist für alle am Ausschreibungsverfahren zum Stadionneubau in Dresden beteiligten Firmen bei der sächsischen Vergabekammer Leipzig ist um Mitternacht abgelaufen. Dynamo-Aufsichtsratschef Friedemann Küchenmeister rechnete am Abend nicht mehr
mit neuen Hindernissen für den vom Stadtrat auserwählten Bewerber HBM: "Wenn noch was gekommen wäre, hätte ich einen Anruf bekommen."
 

Sächsische Zeitung, 15. März 2006

Stadion: Kammer prüft weiter

Die Vergabekammer wird voraussichtlich am 28. März darüber entscheiden, ob die Ausschreibung des Stadionneubaus rechtens ist. Das sagte ein Sprecher des Leipziger Regierungspräsidiums, bei dem das Gremium angesiedelt ist. Ein Bewerber habe noch einmal schriftlich seine Bedenken gegen das Verfahren dargelegt. Der Sprecher nannte keine Namen. Nach SZ-Informationen handelt es sich um Hochtief. Bereits vor zwei Wochen hatte ein Sprecher des Bauunternehmen bestätigt, dass der Konzern die Ausschreibung überprüfen lassen wolle. Der Stadtrat bevorzugt das Angebot des Hochtief-Konkurrenten HBM. (SZ/ale)

SZ vom 14. März 2006

Fußballarena im Visier

Stadträte wollen die Ausschreibung des Stadionneubaus unter die Lupe nehmen. Eine Gruppe von 19 Ratsmitgliedern verlangt per Antrag Akteneinsicht, wie Thomas Blümel von der Bürgerfraktion mitteilte. Hintergrund ist die bislang nicht offiziell bestätigte Einschätzung der Vergabekammer, die ein Angebot wegen eines Fristverstoßes als ungültig eingeschätzt hat. Die Stadt betont in einem internen Papier, dass für die Hellmich-Offerte eine Verlängerung von vier Tagen eingeräumt worden sei. Die Verwaltung hatte Hellmich favorisiert, der Stadtrat sprach sich für Verhandlungen mit HBM aus.
(SZ/ale)

DNN 11. März 2006

Stadion: Angebot von Hellmich war ungültig

"Das ist blamabel, hier müssen personelle Konsequenzen folgen", forderte SPD-Stadtrat Albrecht Leonhardt. Mit starken Worten reagierte er auf ein starkes Stück. In der Stadtratssitzung räumte OB Ingolf Roßberg (FDP) ein, dass bei der Ausschreibung des Harbig-Stadions ein Fehler unterlaufen sei. Das Angebot des Duisburger Baukonzerns Hellmich war nämlich nicht fristgerecht eingegangen, hätte von Anfang an raus aus dem Rennen sein müssen.

War es aber nicht. Roßberg und sein Stadionbeauftragter Ulrich Finger hatten Hellmich im Bunde mit dem Vorstand von Dynamo Dresden sogar favorisiert. Kopfschütteln bei den Stadträten, die sich fragten, ob die Prüfung des Eingangsdatums - und damit der Zulässigkeit des Angebots - nicht obligatorisch sein müsste. Leonhardt witzelte schließlich, wenn solche Fehler passierten, hoffentlich verwechsele die Stadt dann nicht auch noch die Kontonummer, auf die Fortress die Woba-Milliarde überweisen soll.

Dass die Stadt derzeit nicht unrechtmäßigerweise mit Hellmich verhandelt, hat sie einem CDU-Antrag vom 5. Januar zu verdanken. Dort entschied sich die Mehrheit im Stadtrat für den Drittplatzierten, HBM, weil es laut CDU das wirtschaftlich günstigste Angebot ist. Der durch den CDU-Antrag zustande kommende Beschluss berge erheblich höhere rechtliche Risiken als der Vorschlag der Stadt, ließ Roßberg umgehend verlauten. Linksorientierte Stadträte vermuteten damals auch, dass die CDU nur auf HBM und erhöhtes Risiko gesetzt habe, um auf ein Scheitern Roßbergs und möglicherweise doch einen Stadionbau im Ostragehege zu spekulieren.

Erinnert sei an die CDU-Anfrage ans Regierungspräsidium. Stadtrat Patrick Schreiber hatte gehofft, die Behörde würde Formfehler finden. "Nein", beschied damals RP-Sprecher Holm Felber. "Alle Bewerber hatten gleiche und faire Chancen." Das Verfahren sei bis dato einwandfrei gelaufen.

heha/rare 


Kommentar/Meine Meinung

Treppenwitz

Von Ralf Redemund

Da führt die Stadt eine Ausschreibung durch, bei dem letztlich aus vier Baukonzernen (Hellmich, HBM, Hochtief, Strabag) Hellmich obsiegt – und dann hat der Dynamo-Favorit sein Angebot erst nach Ablauf der Frist eingereicht. Und die Stadt merkt's erst jetzt. Peinlich. Ausgerechnet die CDU, die den FDP-OB weg haben will, ersparte Roßberg mit ihrem HBM-Antrag die Verhandlungsblamage mit Hellmich.

Ein schlechter Treppenwitz – zunächst. Denn was jetzt von den anderen drei Bietern auf die Stadt zurollt, vermag momentan noch niemand zu sagen.
 

Sächsische Zeitung, 10. März 2006

Hochtief prüft Anrufung der Vergabekammer

Der Baukonzern Hochtief prüft im Zusammenhang mit dem Dresdner Stadionprojekt noch immer, ob es die Ausschreibung für das Projekt überprüfen lässt. Das sagte ein Sprecher des Unternehmens in Essen. Er wies zugleich darauf hin, dass Hochtief bis zum 14. März Zeit habe, den so genannten Nachprüfungsantrag bei der Vergabekammer abermals zu stellen. Am Mittwoch hatte das Gremium, das im Leipziger Regierungspräsidium angesiedelt ist, beim bereits vorliegenden Antrag einen Formfehler erkannt. Hinter dem Angebot stehe eine Gemeinschaft aus vier Bietern, nur drei hätten aber das entsprechende Formular unterschrieben, hatte die Stadt mitgeteilt. Der Stadtrat favorisiert von den vier Stadionangeboten, die die Stadt in die engere Wahl nahm, das von HBM im Volumen von rund 40 Millionen Euro. Ein Sprecher des Leipziger Präsidiums wies darauf hin, dass, anders als vom Rathaus dargestellt, der Hochtief-Antrag nicht abgewiesen worden sei. (SZ/ale)
 

MOPO Dresden 9. März 2006

Hochtief verliert! "Grünes Licht" für neue HBM-Arena?

DRESDEN - Dynamo-Fans, ihr könnt aufatmen! Die Vergabekammer in Leipzig hat gestern den Nachprüfungsantrag des unterlegenen Stadion-Bauers Hochtief abgewiesen.
Bereits um acht Uhr morgens war Sportamts-Chef Raphael Beckmann mit seinem Stadion-Beauftragten Ralf Gabriel und einer Mitarbeiterin aus dem Rechtsamt nach Leipzig zur Verhandlung gedüst. Keiner der drei wusste, was passieren würde. Die Frage: Wird der Hochtief-Antrag abgewiesen oder muss die Stadt Dresden das Vergabeverfahren für den Stadion- Bau an der Lennéstraße neu aufrollen?

Grund: Die Baufirma fühlte sich im Verfahren benachteiligt, da sie Wert auf die Qualität der Arena gelegt habe - und nicht auf den Preis. Dieser sei aber laut Unternehmenssprecher Bernd Pütter "offensichtlich das ausschlaggebende Argument gewesen". Während ihr Bau 43,5 Millionen Euro kosten würde, kommt der Sieger (HBM Stadion- und Sportstätten GmbH) mit 40 Mio. aus.

Nach stundenlangen Verhandlungen kam die Kammer zu einem Urteil. "Der Nachprüfungsantrag von Hochtief ist nicht rechtens, da diesen nur drei der vier Beteiligten der Bietergemeinschaft unterschrieben haben", erklärte Stadtsprecher Karl Schuricht. Im Klartext: Der Kläger ist an einem Formfehler gescheitert. Jetzt hat Hochtief bis 14. März Zeit, einen neuen Antrag mit sämtlichen Unterschriften zu stellen. Passiert das nicht, kann die Stadt mit HBM die 40.000 Mann fassende Arena wie geplant verwirklichen. Laut städtischem Arena-Beauftragten Ulrich Finger stehen die Verträge vor der Unterschrift.

E. Lucke
 

Sächsische Zeitung, 9. März 2006

Antrag abgewiesen

Stadion. Die Stadt hat vor der Vergabekammer einen Erfolg errungen. Der Bau der Arena wird dadurch immer wahrscheinlicher.

Die Verhandlungen zwischen dem Rathaus und dem Konzern HBM über den Neubau des Rudolf-Harbig-Stadions können weitergehen. Die sächsische Vergabekammer hat den Antrag des nicht zum Zuge gekommenen Bauunternehmens Hochtief zurückgewiesen, wonach die Ausschreibung überprüft werden soll. Ein Rathaussprecher wies auf einen Formfehler hin – eine Unterschrift habe auf dem Formular gefehlt. Hochtief könne aber bis zum 14. März den Antrag erneut stellen.

Der Konzern und die Kammer äußerten sich gestern nicht zu der rund achtstündigen Verhandlung. Dem Vernehmen nach wurde dabei über alle vier Stadion-Angebote gesprochen, die die Stadt in die engere Wahl genommen hatte. Lediglich zwei seien gültig – unter anderem das von HBM, das auch der Stadtrat bevorzugt. Die Kammer soll unter anderem eine Offerte als ungültig eingestuft haben, weil sie zu spät eingereicht worden sei. Eine offizielle Bestätigung dafür steht aber noch aus. In Stadtratskreisen hieß es, dass jetzt der Bau des Stadions immer wahrscheinlicher werde. Die rechtlichen Hindernisse seien großteils aus dem Weg geräumt worden. (SZ/ale)
 

Die Fehler der Vergangenheit sind eine Lehre für die Zukunft
Von Robert Krauße

Dynamo Dresden feilt an seinem neuen Baby, dem Nachwuchszentrum.

Mit dem Zwangsabstieg aus der 1. Bundesliga 1995 kam für Dynamo Dresden die große Talente-Flaute. „Die Nachwuchsarbeit krankte, viele, gelinde gesagt, fragwürdige Entscheidungen wurden getroffen. Die Quittung folgte erst Jahre später“, berichtet Frank Lippmann, Leiter des Nachwuchszentrums Dynamo Dresden. Die Jugendarbeit, eine der Hauptachsen des jahrzehntelangen Erfolges bröckelte, wie der Putz des heimischen Harbig-Stadions.

„Selbst heute leiden wir noch unter den Versäumnissen von damals. Erst langsam bauen wir das Zerstörte wieder mühsam auf“, berichtet der 44-Jährige. Statt eigenen Nachwuchs stetig in den Kader des schwarz-gelben Aushängeschildes – der 1. Mannschaft – integrieren zu können, wurde investiert. „Wenn die Billigvariante, also die Jugendarbeit, versagt, müssen gute Spieler teuer erkauft werden. Das ist nicht in unserem Sinn“, so Lippmann.

Pläne wurden geschmiedet, um dies zu ändern. 2005 stand schließlich das Konzept. „Wir bauen ein Nachwuchszentrum mit 28 Internatsplätzen im Ostragehege“, jubelt Lippmann. „Wir haben endlich wieder ein Baby.“ Mit Hilfe der neu gegründeten Ulf-Kirsten-Stiftung, der Stadt und einem Erfurter Ingenieurbüro plant Dynamo Großes. Drei Trainingsplätze, ein Beachsoccerfeld, Kopfballpendel und Saunen sind nur ein Teil des Millionenprojektes, das im kommenden Jahr abgeschlossen sein soll. „Wenn wir Dynamo wieder ganz nach oben führen wollen, ist dies der einzige Weg.“ Längst hängt Dresden Leistungsstützpunkten wie Rostock, Cottbus, Jena und Chemnitz hinterher. „Das ändern wir jetzt“, gibt Lippmann vor.

Mit einer stimmigen Basis, engagierten Trainern und einer stadtübergreifenden Zusammenarbeit mit allen kleinen und großen Vereinen soll es gelingen. „Ohne die vielen Fußball-Clubs haben wir keine Chance. Nur wenn auf breiter Linie gearbeitet wird, bekommen die wenigen Top-Talente eine Chance entdeckt zu werden.“
 

SZ, 4. März 2006 - (Auszug)

Olaf Schäfer: "Für die erhoffte Klasse hält er einen Zuschauer-Schnitt von 16 500 für realistisch, obwohl die Bedingungen durch den Neubau des Rudolf-Harbig-Stadions eingeschränkt sein werden. „Nach aktuellen Vorstellungen der Firma HBM stünden uns während der Bauphase zwischen 17 000 und 23 000 Plätze zur Verfügung“, erläutert Schäfer. „Wir hoffen, dass die Bagger wie angekündigt im Juni loslegen.“
 

DNN, 3.März 2006

Stadion: Hochtief lässt von Kammer Verfahren prüfen

Drei Mal haben sie bereits über Details zu einem Neubau des Rudolf-Harbig-Stadions verhandelt, die Vertreter vom Baukonzern HBM, von der Stadtverwaltung und von Dynamo Dresden. Ende des Monats treffen sie sich zum vierten Mal. Doch dazwischen - am kommenden Mittwoch - liegt ein Anhörungstermin vor der Sächsischen Vergabekammer beim Regierungspräsidium (RP) in Leipzig, der letztlich alles zunichte machen könnte. Der Baukonzern Hochtief und die Stadt Dresden liefern der Kammer Argumente.

Wie berichtet, hatte die Stadt im Ausschreibungsverfahren zum Stadionneubau den Duisburger Baukonzern Hellmich favorisiert - als Nummer eins in der Bewertungstabelle. Hochtief lag auf Platz zwei, HBM auf drei. Doch der Stadtrat erteilte auf CDU-Antrag hin der Stadtverwaltung den Auftrag, mit HBM zu verhandeln. Grund: HBM habe rein wirtschaftlich das günstigste Angebot vorgelegt.


Hochtief sieht sich getäuscht, da anders als in den Ausschreibungsunterlagen angegeben plötzlich offenbar allein der Preis zum ausschlaggebenden Kriterium wurde. Hätte man das vorher gewusst, hätte man sein eigenes Angebot entsprechend angepasst, heißt es aus der Konzernzentrale. In der Ausschreibung stand aber auch, dass letztlich der Stadtrat entscheidet. Die Kammer hat bereits alle schriftlichen Unterlagen vorliegen, wird beide Parteien am Mittwoch mündlich anhören, danach auswerten und gewichten. "Spätestens am 15. März wird die Entscheidung bekannt gegeben", so eine RP-Sprecherin. Sollte Hochtief gewinnen, wäre das Verhandeln mit HBM Makulatur. Verliert Hochtief, kann der Konzern immer noch vors Oberlandesgericht ziehen.


Derweil laufen die Gespräche mit HBM laut Ulrich Finger vom OB-Büro sehr positiv. Ein wichtiger Punkt stehe aber noch aus: Wie viel muss die Stadt für den Fall Regionalliga zahlen?

rare