Jahr 2006




WochenKurier, 24.01.2006

Einwurf: Kolumne von Gert Zimmermann


Also dieses Väterchen Frost ist nun wahrlich nicht der Freund von Dynamo. Gleich gar nicht der unserer Stadt. Eigentlich waren alle auf mediteranes Klima eingeschworen. Und nun dreht der Alte mit dem langen weißen Bart richtig durch. Schickt uns die klirrende Kälte, die eigentlich das Fußballspielen wirklich zur Nebensache werden lässt.
Aber doch nicht für die Vertreter der Deutschen Fußball-Liga. Die schickten erst einmal einen Prüfer aus Frankfurt, der diese Temperaturen gar nicht kannte. Das Verrückte an der normalsten Wintergeschichte der Welt ist aber die Spielordnung. Die besagt im Abschnitt Sieben, dass nach mehreren Ausfällen ein Verein durchaus sein Heimrecht verlieren kann und die Partien auf neutralem Boden austragen muss. Was die Hooligans mit ihrem Silvesterfeuerwerk und ihren Ausschreitungen also nicht schafften, nimmt die gute alte Mutter Natur jetzt höchstpersönlich in Angriff. Deshalb ist der Beschluss, in Dresdens Stadion muss ab dem Sommer eine Rasenheizung installiert werden, durchaus verständlich. Ansonsten gibt es keine Lizenz.
Nun gibt es aber unsere mächtigen Hobbypolitiker, die da im Rathaus rumsitzen, um für ihre eigene Befriedigung noch Sitzungsgelder einzufordern. Und genau die freuten sich ja diebisch, dass es ihnen mit ihren weisen Entscheidungen gelang, die Stadionfrage zu vertagen. Erst einmal sagten sie Nein zum Favoriten und hievten den dritten der Rangliste nach oben. Freude über Freude, denn nun glaubten einige ganz wenige, dass damit tatsächlich dem Bau einer neuen Arena nichts mehr im Wege stünde. Als ob nicht jeder geahnt hätte, dass der Streit jetzt erst richtig losgeht. Weil der gescheiterte Favorit mit seinem Veto erst einmal die Zeit anhält. Und weil ja eigentlich die bevorzugte Arme-Leute-Variante nachweislich noch zu teuer berechnet ist. Was beim Beschluss zum Bau der neuen Eishalle noch ganz anders gelaufen ist. Damals konnte nur der gewinnen, der einen architektonisch schönen Eingangsbereich vorweisen konnte. Weil Dresden anders ist, wird jetzt wieder alles ins Gegenteil gedreht. Hauptsache die 43-Millionen-Euro-Haltestelle auf dem Postplatz wird nicht auch noch von Väterchen Frost torpediert. Denn wenn auf die hauchzarten Glaskacheln richtig nasser Schnee fällt, bricht das Ding zusammen.

DNN 21.Januar 2006

CDU-Anfrage nach Stadtratsbeschluss zur Aufnahme von Verhandlungen mit Investor HBM

Dynamo-Stadion: OB sieht erhöhtes rechtliches Risiko

Der Beschluss des Stadtrates, ausschließlich mit dem Drittplazierten in der Ausschreibung über einen Neubau des Dynamo-Stadions zu verhandeln, erhöhe das rechtliche Risiko in einem Nachprüfungsverfahren vor der Vergabekammer. Das sagte OB Ingolf Roßberg (FDP) auf eine Anfrage der CDU auf der letzten Stadtratssitzung zur Einschätzung des rechtlichen Risikos. Dieses erhöhte Risiko sei nachträglich mit einem erneuten Beschluss des Stadtrates nicht mehr rückgängig zu machen. Mit dem Vorschlag der Fraktion Linke-PDS, die parallel Verhandlungen mit Hellmich und HBM wollte, hätte es dieses erhöhte Risiko nicht gegeben, so der OB. Doch auch hier würde für das gewählte Verfahren gelten: „Sie können eine Klage nie vermeiden." Sportlich nahm anschließend Fraktionschef Michael Grötsch (CDU) eine Aussage von OB-Sprecher Kai Schulz in den DNN vom Donnerstag („Herr Grötsch ist im Schwarzer-Peter-Spiel der größte"). Er schenkte dem Roßberg-Sprecher während der Sitzung ein Schwarzer-Peter-Kartenspiel (Kaufpreis: 1,79 Euro), damit Schulz das Spiel endlich richtig lerne. rare
 

Morgenpost, 20. Januar 2006 (Auszug)

TÜV-Bericht: Vorletzter, aber fast alle(s) zweitligatauglich

DRESDEN- Am Sonntag beginnt für die Schwarz-Gelben als Tabellen-Vorletzter die Rückrunde in der 2. Bundesliga - falls Väterchen Frost mitspielt. Ob der Dynamo nicht nur angesichts der Minusgrade Gefahr läuft, schon beim Start ins Stottern zu geraten, soll der große TÜV-Bericht der Morgenpost belegen.
...

...

Verein: Wegen der verfehlten Einkaufspolitik vor dieser Saison wurde der Ruf nach einer übergeordneten Kontrolle (Sportdirektor) laut. Angesichts der neuen „Alleinherrschaft" bei Verpflichtungen hat sich in dieser Frage nichts geändert. Strukturell gibt's also weiter Nachholebedarf.
TÜV-Plakette: Mängel schnellstens beseitigen!

Stadion: Das marode Harbig-Stadion muss schnellstens durch die neue Arena ersetzt werden. Das derzeitige Preis-Leistungs-Verhältnis ist eine Zumutung.
TÜV-Plakette: untauglich
Dirk Löpelt

Sächsische Zeitung, 20. Januar 2006

Im Stadtrat notiert

Rathausmann kostet mehr

Die Stadt rechnet mit etwa 25 000 Euro höheren Kosten für den Rathausmann, weil die Figur stärker als erwartet beschädigt ist. Dennoch soll der Goldene Rathausmann am 1. Juli wieder auf den Turm gezogen werden. (SZ/kle)

Drei Wochen Bauverzug

Warum erhalten die Haltestellen am Postplatz noch kein Glasdach?, wollte FDP-Stadtrat Eberhard Rink wissen. „Es gibt witterungsbedingt einen Bauverzug von etwa drei Wochen. Für die Montage müssen über fünf Grad herrschen“, sagt Baubürgermeister Herbert Feßenmayr (CDU). Die Stabilität des Glases sei gesichert. Ab Mai sollen die Haltestellen genutzt werden. (SZ)

Streit um Ausschreibung

Zwischen CDU-Fraktion und der Stadt gibt es Streit, ob die Entscheidung für die Firma HBM zum Bau eines neuen Stadions rechtssicher ist. Der Stadtrat hatte sich – anders als die Verwaltung – für diesen Bewerber entschieden. Nun sind Klagen nicht ausgeschlossen.
(SZ)

DNN, 19.Januar 2006

Neues Dynamo-Stadion: Schwarzer-Peter-Spiel um mögliches Scheitern

"Können Sie versichern, dass das Ausschreibungs- bzw. Vergabeverfahren zum Ersatzneubau des Rudolf-Harbig-Stadions bis zur Beschlussfassung im Stadtrat am 5. Januar rechtsfehlerfrei und ohne rechtliche Risiken ist?" Diese Frage stellt die CDU-Fraktion heute OB Ingolf Roßberg (FDP) in der Fragestunde im Stadtrat. OB-Sprecher Kai Schulz gab gestern bereits die Antwort: "Nein, es gibt kein rechtssicheres Verfahren."

"Wir wollen verhindern, dass der OB uns die Schuld für ein Scheitern in die Schuhe schiebt", erklärte CDU-Fraktionschef Michael Grötsch gestern zur Motivation dieser Frage. "Herr Grötsch ist im Schwarzer-Peter-Spiel der größte", kommentierte OB-Sprecher Kai Schulz den vorbeugenden Versuch, Roßberg für ein mögliches Scheitern des Verfahrens in alleinige Verantwortung zu nehmen.


Dabei hatte in einem eher ungewöhnlichen Schritt just zur Stadtratssitzung am 5. Januar ausgerechnet die Rechtsaufsichtsbehörde dem OB Rückendeckung gegeben. "Alle Bewerber hatten gleiche und faire Chancen", sagte der Sprecher des Regierungspräsidiums (RP), Holm Felber, gegenüber DNN. So weit die wenigen Vorgaben von den Investoren erfüllt werden, sei die Entscheidung eine Sache des Stadtrates und von Dynamo Dresden. Die Stadt habe bis zu diesem Zeitpunkt ein transparentes, von Diskriminierungen freies und an wettbewerblichen Grundsätzen ausgerichtetes Verfahren durchgeführt. Dass das RP sich überhaupt mit dem Verfahren beschäftigt hatte, ging auf eine Anfrage von CDU-Stadtrat Patrick Schreiber zurück.


Das gewählte Investorenverfahren selbst ist mit Unterstützung der CDU-Fraktion in Gang gesetzt worden. Dass dieses Vorgehen mehr Risiken in sich birgt als andere Ausschreibungsverfahren, hat die Mehrheit im Stadtrat in Kauf genommen, weil es schneller zu Ergebnissen führt.

Auf der Sitzung am 5. Januar hat sich der Stadtrat auf CDU-Antrag hin für den wirtschaftlich günstigsten Anbieter entschieden. OB Ingolf Roßberg (FDP) ist beauftragt worden, schnellstmöglich mit der Baufirma HBM Stadien- und Sportstättenbau GmbH Verhandlungen aufzunehmen, um einen Baubeginn noch in diesem Jahr sicherzustellen. Damit hatte der Stadtrat die Ergebnisse der Verwaltungsauswertung auf den Kopf gestellt (DNN berichteten). Demnach lag der Duisburger Konzern Hellmich vorn, den auch Dynamo favorisierte. "Der durch den Antrag der CDU-Fraktion zustande gekommene Beschluss des Rates birgt zwar in sich erhebliche rechtliche Risiken, die jedoch nachträglich nicht mehr behoben werden können", teilte der OB vor der heutigen Sitzung mit und nahm das Thema von der Tagesordnung. Erst nach Abschluss der Gespräche mit HBM komme das Thema wieder in den Stadtrat.
Ralf Redemund

Sächsische Zeitung, 18. Januar 2006

Stadion und Brücke gekippt

Die beiden Dauerbrenner Stadionbau und Waldschlößchenbrücke spielen bei der Stadtratssitzung am Donnerstag keine Rolle. OB Ingolf Roßberg (FDP) nahm sie von der Tagesordnung.

Der Bauausschuss habe ihm empfohlen, das Brückenthema auf Ende Februar zu vertagen, schrieb Roßberg an die Stadträte. Bis dahin soll ein Gespräch zwischen OB und Unesco-Vertretern stattfinden und ein Gutachten zur Brückenoptik vorliegen. Mit Blick auf das Stadion erklärte der Rathauschef, das Votum für HBM berge zwar erhebliche rechtliche Risiken.  Nachträglich könnten diese aber nicht behoben werden. Daher sei jetzt keine Befassung des Rates damit nötig. (SZ/ale)
 

Bild, 16.Januar 2006

Hellmich nimmt Stadionentscheidung nicht hin - Wir gehen in Einspruch

Walter Hellmich (61), Präsident von Erstligist MSV Duisburg, war mit seinem Team in der Türkei. BILD sprach beim Testspiel gegen Dynamo mit dem Bau-Löwen über den Neubau des Harbig-Stadions.

BILD: War's das für Sie, nachdem sich der Stadtrat überraschend für das Angebot der Firma HBM entschieden hat?

Hellmich: Auf keinen Fall. Wer nicht kämpft, hat schon verloren. Wir werden bei der Vergabekammer Einspruch einlegen.

BILD: Aber HBM baut rund 7 Millionen Euro billiger...

Hellmich: Vom Preis-Leistungs-Verhältnis sind wir klar besser. In ganz Europa baut heute keiner mehr ein so veraltertes Stadion mit nur einem Rang. Das wäre eine Todsünde. Der Unterschied zwischen HBM und uns ist wie der zwischen Polo und Mercedes.

Warum sagen Sie nicht: Baut doch, was ihr wollt!

Hellmich: Weil wir der Meinung sind, daß wir für den Traditionsstandort Dresden die beste Lösung haben. Und zwar mit einer hochmodernen Zweirang-Arena und unter Einbeziehung von Dynamo. Außerdem sichern wir in der Region Arbeitsplätze.

BILD: Und wie?

Hellmich: Acht Unternehmen aus Sachsen wären am Bau beteiligt. HBM zieht das Stadion mit Holländern hoch. Und die Einheimischen sind außen vor.

Sächsische Zeitung, 16. Januar 2006

Am Rande diskutiert: Die Dresdner Stadionfrage

Aus Duisburg war auch Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) auf eigene Kosten mit dem MSV nach Belek gereist: „Ein Zeichen, wie wichtig der Verein und Bundesliga-Fußball für die Stadt sind.“

Am Rande diskutiert wurde auch die Dresdner Stadionfrage. MSV-Präsident Walter Hellmich hatte sich mit seinem Unternehmen um den Bau beworben und wurde von der Stadtverwaltung auf Platz eins gesetzt. Der Stadtrat zog mit Beschluss vom 5. Januar aber den Konzern HBM vor. Dessen Projekt kostet nur 40,7 Millionen Euro (statt 47,5 wie bei Hellmich), und die Stadt muss nur 3,1 Millionen zuzahlen (statt 7,5).

Einen Einspruch vor der Vergabekammer in Leipzig kündigte Hellmich an: „Eigentlich habe ich gesagt, wer mich nicht will, bekommt mich nicht. Aber ich bin überzeugt, dass wir mit unserem Preis-Leistungs-Verhältnis die beste Lösung für Dresden angeboten haben. Man muss sich auch fragen, wie der Verein in das Gefüge passt.“ Dynamo hatte Hellmich favorisiert.

Das HBM-Projekt mit einrangiger Tribüne und Stützen für die Dachkonstruktion nannte er „vorsintflutlich“. Diese veraltete Bauweise sei „eine Todsünde“, meinte Hellmich.

Als Argument führte er zudem die regionale Komponente an: „Für uns arbeiten acht sächsische Betriebe. Für jedes Stadion, das wir bisher bauten, hat ein Sachse den Richtspruch gehalten.“

Die Dresdner Stadtverordneten hätten „ohne Sachkenntnis“ und „gegen den Rat von Experten“ entschieden. „In eine Stadt mit der Tradition sollte man keinen Polo bauen, wenn man für wenig mehr einen Mercedes haben könnte.“ (SZ/-ler)

DNN, 16. Januar 2006

"Die andere Variante ist veraltet, ja vorsinflutlich!"

Belek/Dresden. Bis in Dresden tatsächlich ein neues Stadion steht, wird es wohl noch etwas länger dauern als geplant. Der bei der Abstimmung im Dresdner Stadtrat mit seinem Projekt unterlegene Bauunternehmer Walter Hellmich erklärte am Rande des Dynamo-Testspiels in Belek gegen Duisburg, dass er bei der Vergabekammer Einspruch gegen die Entscheidung, Konkurrent HBM mit dem Bau der Arena zu beauftragen, einlegen wird. "Eigentlich ist mein Standpunkt: Wer mich nicht will, bekommt mich nicht", sagte der MSV-Präsident, "aber in diesem Fall werde ich kämpfen. Wir sind der Meinung, dass wir die beste Lösung für Dresden gefunden haben. In eine Landeshauptstadt mit so großer Tradition und so großer Begeisterung für den Fußball kann man nicht einen Polo an Stelle eines Mercedes stellen. Bei anderen Neubauten in Dresden wird doch auch auf Qualität geachtet. Die HBM-Variante ist veraltet, ja vorsinflutlich. Einrangige Tribünen und eine Trägerkonstruktion anstatt eines frei schwebenden Daches - so etwas baut heute niemand mehr." Und Hellmich wetterte weiter: "Es ist für mich unverständlich, wie ein Rat der Stadt die Arbeit der Verwaltung und der Experten so über den Haufen werfen kann."

Und noch ein Argument führte der Zebra-Boss für "sein Stadion" ins Feld: "Unser Konzept sieht vor, acht Unternehmen aus Sachsen am Bau zu beteiligen. Das sichert Arbeitsplätze in der Region." Und auch, dass der städtische Zuschuss bei seinem Projekt mit sieben Millionen Euro um vier Millionen höher ausfallen soll als bei HBM, wollte Hellmich nicht gelten lassen. Die Reaktion des Duisburgers wird vielen Dresdner Stadträten (vor allem in der CDU-Fraktion) gar nicht ungelegen kommen. So dürfen sie hoffen, die ganze Diskussion von vorn zu beginnen, die eigentlich längst beendete über den Standort und die über die Art der Arena (reines Fußball- oder multifunktionales Stadion). Dresden und das neue Stadion - es könnte eine unendliche Geschichte werden.

(tom)
 

DNN, 12. Januar 2006

Roßberg gibt grünes Licht für HBM

Dresden. OB Ingolf Roßberg (FDP) verzichtet auf einen Widerspruch gegen die Entscheidung des Stadtrates, zunächst mit der Firma HBM Stadien- und Sportstättenbau GmbH über den Ersatzneubau des Rudolf-Harbig-Stadions zu verhandeln. Allerdings ist das Thema Stadion auf der nächsten Sitzung des Stadtrates kommende Woche Donnerstag. "Eventuell müssen wir einen Ergänzungsbeschluss fällen, um das Verfahren rechtssicherer zu machen", sagte OB-Sprecher Kai Schulz gegenüber DNN.

Roßberg hatte sich vorbehalten, sein Veto einzulegen, weil der Stadtrat auf CDU-Antrag hin den Drittplazierten im Verfahren bevorzugt hatte. Die Bürgervertretung habe natürlich das Recht, anders zu entscheiden, andere Prioritäten zu setzen und zu sagen: "Uns sind Finanzen wichtiger als alles andere." Aber: "Der Empfehlung der Verwaltung liegt eine Punktbewertung zugrunde, die Hellmich favorisiert. Jetzt muss diese Bewertung wohl überarbeitet werden", erklärte Schulz. In welcher Form das geschieht, werde bis zur Sitzung des Stadtrates geklärt.

HBM will für 40,7 Millionen Euro an der Lennéstraße ein neues Stadion bauen. Als einziger der vier verbliebenen Investoren integriert HBM die Flutlichtmasten ("Giraffen") in das Ein-Rang-Stadion. Dynamo Dresden selbst hatte auf Hellmich (Duisburg) gesetzt.

rare
 

SZ, 12. Januar 2006

Stadionbau muss erneut in Stadtrat

Oberbürgermeister Ingolf Roßberg (FDP) wird zur Stadion-Entscheidung des Stadtrates keinen Widerspruch einlegen.

„Um das Verfahren ganz rechtssicher zu machen, soll das Thema in der nächsten Stadtratssitzung nochmals behandelt werden“, sagt Rathaussprecher Kai Schulz. Der Stadtrat hatte sich am 5. Januar hauptsächlich aus Kostengründen für den Konzern HBM entschieden, der das neue Stadion bauen soll. In der Vorlage für das Stadtparlament war allerdings von der Verwaltung und dem OB ein anderer Investor auf Platz eins gesetzt worden. (SZ)
 

NRZ, 10. Januar 2006

Wegen Nichtberücksichtigung bei der Vergabe des Dresdener Stadionbaus.

DINSLAKEN. "Wir werden klagen!" - Das erklärte Junior-Chef Marc Hellmich, nachdem überraschend im Endausscheid über den Neubau einer Fußball-Arena an Stelle des maroden Rudolf- Harbig-Stadions in Dresden sich die Neusser Firma HBM durchgesetzt hatte. Die Firma einer niederländischen Mutter-Gesellschaft hatte bereits das Rostocker Ostseestadion und die Schalker Arena gebaut.

Der Dinslakener Bauunternehmer Walter Hellmich war bekanntlich als Favorit ins Rennen gegangen. Sein Entwurf war allerdings sieben Millionen Euro teurer. In Dresden wird auch geprüft, ob der Beschluss dem Vergaberecht standhält, da die Stadtverwaltung Hellmich im vorgeschalteten Bewertungsverfahren an die erste Stelle gesetzt hatte.
 

Sächsischer Bote Ausgabe Woche 02 2006

Entscheidung mit Fragezeichen

Stadtrat gab grünes Licht für Stadionneubau - OB fürchtet Klagen vor der Vergabekammer

„Geld schießt keine Tore. Das Rudolf-Harbig-Stadion ist verschlissen und muß sowieso saniert werden, mit Kosten die für die Stadt vielleicht höher sind als ein Neubau“, so sprach Michael Walter von der Dynamo-Faninitiative Pro RHS mit Rederecht vor dem Stadtrat.

Das war eine gute Einstimmung auf den Tagesordnungspunkt Stadionneubau einer Sondersitzung und die anschließend knapp zweistündige Debatte.

Ein neues Stadion wollen alle, aber...

Trotz unterschiedlicher Auffassungen über das „Wie" waren sich alle einig, einen Neubau am Standort Lennéstraße zu wollen. Die Stadtverwaltung favorisierte das Konzept des Duisburger Unternehmers Walter Hell-
mich und wußte auch die Dynamo-Führung auf ihrer Seite. Die CDU sprach sich vehement für HBM aus und betonte gleichzeitig, ein multifunktionales Stadion im Ostragehege lieber zu sehen, während die Linken mit HBM und Hellmich zugleich verhandeln wollten. Für den Einsatz eines Wirtschaftsprüfers und Verschieben der Entscheidung plädierte die SPD.

Damit stand das Stadionspiel völlig im Patt, denn für keinen Vorschlag ließ sich eine Mehrheit erkennen. In einer Auszeit steckten dann alle Fraktionen intern die Köpfe zusammen, Michael Grötsch (CDU) und Albrecht Leonhardt (SPD) sah man freundschaftlich miteinander diskutieren.

Im folgenden Abstimmungsmarathon war die Überraschung im Plenarsaal groß. Die HBM-Variante bekam mit 33 gegen 23 Stimmen bei zehn Enthaltungen die Mehrheit, und der OB wurde beauftragt dazu Realisierungsverhandlungen aufzunehmen.

Der HBM-Konzern mit Referenzen der „Arena auf Schalke" oder des Rostocker Ostseestadions will ein Stadion mit 40 Millionen Euro, sieben Millionen weniger als Hellmich, bauen, und die Stadt soll nur 3,4 Millionen Euro zubuttern, während Hellmich 4 Millionen wollte. Die Faninitiatjve ist dazu noch begeistert, weil HBM der einzige Anbieter ist, der die historischen,,Flutlicht-Giraffen"erhalten will. Zwei weitere Anträge bekamen noch eine Mehrheit: Sollte Dynamo in die l. Bundesliga aufsteigen, muß der Zuschuß zurückgezahlt werden und auf dem Gelände des neuen Stadions wird ein Fanzentrum gebaut.

Kann denn der Dritte dann der Erste sein?

Nach der Entscheidung glühten die Handys der Beobachter auf der Tribüne. HBM-Geschäftsführer Axel Eichholz war überrascht, klingelte aber seine Zufriedenheit sofort in die Welt. Walter Hellmich dagegen zeigte
sich enttäuscht und sprach von Klagen vor der Leipziger Vergabekammer. Hier steht auch das große Fragezeichen, das OB Roßberg hinter die Entscheidung setzte. Hellmich stand immerhin in der Vorauswahl auf Rang eins, während die HBM nur den dritten Platz einnahm. Bis Freitagmittag will er vergaberechtliche Konsequenzen prüfen lassen und behält sich einen Widerspruch gegen diese Stadtratsentscheidung vor.

Und so wird wohl noch lange nicht gebaut werden. In Dresden führt nur selten der direkte Weg zum Ziel.

her
 

 

Morgenpost, 7. Januar 2006

Will der Stadtrat das Verfahren platzen lassen?

DRESDEN-,Dynamo bekommt ein Stadion“ – das war die frohe Botschaft für die Vereinsführung. Aber enttäuscht klang Aufsichtsrats-Boss Friedemann Küchenmeister trotzdem.

Alle Beteiligten waren schon überrascht, dass die HBM Stadion und Sportstätten GmbH vom Stadtrat als Bauherr der künftigen Arena gekürt wurde. Der seit Wochen haushohe Favorit Walter Hellmich hatte fast schon seine Subunternehmer bestellt – Jetzt kann er zusammenpacken. „Das ist ein Tiefschlag“, war der Duisburger Unternehmer sauer. „Alle Experten haben mir bescheinigt, dass mein Angebot das beste sei." Warum der Stadtrat das anders sah, kann er nicht nachvollziehen. Hellmich: „Ich verliere öfters bei Bauvergaben, aber so was ist noch nicht passiert.“ Er wird wohl vor die Vergabekammer in Leipzig ziehen und dort gegen die Entscheidung klagen. Das haben auch die zwei anderen unterlegenen Investoren (Hochtief, Strabag) bereits OB Ingolf Roßberg schriftlich angekündigt. Dies wäre allerdings bei jeder getroffenen Entscheidung passiert.

Trotzdem drängte sich der Eindruck auf, dass der Stadtrat der eigentlich drittplatzierten HBM den Zuschlag erteilte, um das Verfahren platzen zu lassen. „Das Risiko einer juristischen Niederlage bat man damit auf jeden Fall deutlich erhöht", räumt der Stadion-Beauftragte des OB, Ullrich Finger, ein. Er Ist trotzdem zufrieden: „Es ist auf jeden Fall mehr, als wir je erwartet haben. Wer hätte schon gedacht, dass nach einem Jahr bereits eine Entscheidung für einen Stadion-Bau gefällt würde?"

Wehmut kommt bei Finger aber auch auf: „Das HBM-Stadion zählt durch seine einrangige Bauweise nicht zu den modernsten." Das ist aber auch der Grund, weshalb es mit 40,7 Millionen Euro das günstigste ist.
Küchenmeister ist jetzt gespannt, wie die Verhandlungen mit den künftigen Bauherren laufen werden und ob Dynamo davon ebenfalls so langfristig profitieren könnte, wie es beim unterlegenen und von den Schwarz-Gelben, favorisierten Hellmich der Fall gewesen wäre.
Enrico Lucke

MDR, 7. Januar 2006

Dresden für Niederländer-Entwurf

Auf dem Weg zum neuen Dynamo-Stadion hat der Dresdner Stadtrat eine wichtige Entscheidung getroffen. Wie am Freitag bekannt wurde, entschied sich das Gremium für den Entwurf der Neusser Firma HBM Stadion- und Sportstätten GmbH. Nun soll Oberbürgermeister Ingolf Roßberg Vertragsverhandlungen mit HBM führen. Die Firma einer niederländischen Mutter-Gesellschaft modernisierte bereits das Rostocker Ostseestadion und das Stadion von Bundesligist Schalke 04.

Stadt muss 3,1 Mio. zahlen
Mit der Entscheidung für den HBM-Entwurf sprach sich der Dresdner Stadtrat für den für die Stadt preisgünstigsten Umbau aus. Die neue Arena, die auf dem Gelände des bisherigen Rudolf-Harbig-Stadions entstehen soll, kostet etwa 40 Millionen Euro, von denen die Stadt 3,1 Millionen tragen muss. Im Falle eines Erstliga-Aufstieges würde Dynamo die Summe übernehmen. Nach der Fertigstellung soll das Stadion 32.770 Zuschauern Platz bieten. Allerdings steht noch nicht mal der Termin für den ersten Spatenstich.

Favorit Hellmich geht leer aus
HBM setzte sich im Endausscheid von vier Entwürfen überraschend durch. Als Favorit ging die Baugesellschaft Walter Hellmich GmbH ins Rennen: Hier hätte der Umbau 47,5 Millionen Euro gekostet, die Stadt davon 7,5 Mio. und hätte 30.000 Zuschauer gefasst. Außerdem bewarben sich Hochtief und Strabag. Der Stadienbauer von Nürnberg und Kaiserslautern Hochtief veranschlagte Gesamtkosten von 33 Millionen Euro bei einem Anteil der Stadt von sieben Mio. und wollte 31.000 Plätze bieten. Strabag, die das Leipziger Zentralstadion bauten, wollten für 60 Millionen eine 40.500-Arena errichten. Filmerechtler Michael Kölmel wollte Betreiber des Stadions werden.
 

Video des Sachsenspiegels

dnn, 7. Januar 2006

"Der hinterste Platz ist weniger als 30 Meter vom Feld entfernt"

Dresden. Sie wollten die schlichte Lösung, die symbolträchtigen Flutlichtmasten ("Giraffen") erhalten und ein Ein-Rang-Stadion mit bester Fußballatmosphäre. Sie werden es wohl bekommen - die Fans der Faninitiative "Pro RHS - Rettet unser Dynamostadion". Jedenfalls hat der Stadtrat dem Oberbürgermeister den Auftrag erteilt, mit dem Anbieter dieser "holländischen Variante ohne Schnickschnack" (Stadionbeauftragter Ulrich Finger), der HBM Stadien- und Sportstätten GmbH (Düsseldorf), bis Ende April zu verhandeln.

Immerhin hat die HBM bereits das neue Stadion auf Schalke, die AWD-Arena in Hannover sowie das Ostseestadion in Rostock realisiert. Und auch im Eishockey sind die drei Buchstaben bekannt. Erst kürzlich wurde die SAP-Arena in Mannheim von HBM fertig gestellt. Dieser Bau gilt nicht nur als Baden-Württembergs größte Multifunktionshalle, sondern auch als eine der modernsten Sport- und Veranstaltungshallen Europas.

HBM-Bereichsleiter Axel Eichholtz nennt zudem noch niederländische Referenzen - Fußballstadien in Eindhoven, Arnheim und Rotterdam. Denn die HBM ist zwar eine Tochter des Generalunternehmers Wayss & Freytag Schlüsselfertigbau. Der wiederum gehört zur Gruppe der Deutschland-Gesellschaften des holländischen Baukonzerns Royal BAM Group nv mit Sitz in den Niederlanden - der fünftgrößte Baukonzern Europas.

Eine schalldämmende geschlossene Schüssel soll binnen 15 Monaten zwischen den vier Giraffen entstehen. "In Dresden würden wir bereits zum vierten Mal im laufenden Spielbetrieb umbauen", sagt HBM-Geschäftsführer Eichholtz. Der Fußballkessel mute an wie ein "Parkstadion", glaubt Architekt Martin Beyer. So sehr passe sich das 20 Meter hohe Stadion in das Areal als Nachbar des Großen Gartens ein. "Der letzte Fan sitzt nicht mal 30 Meter vom Feld weg", so Beyer, der schon den Umbau des Rostocker Ostseestadion konzipierte. Statt wie bisher 13 000 werde es künftig 21 000 Sitzplätze geben, insgesamt 32 700 Sitz- und Stehplätze (bislang: 23 900). Das 40,7-Millionen-Euro-Stadion werde gesonderte Wege für die Fangruppen aufweisen, so dass sich die Fanströme gezielt entflechten lassen. Die Neigung des Daches passe sich zudem automatisch der Sonneneinstrahlung an, damit niemand geblendet werde.

"In vollem Umfang entspricht die vom Stadtrat getroffene Auswahl den Wünschen der Dynamofans", frohlockte gestern Pro-RHS-Mitglied Michael Walter. Nur Dynamo-Geschäftsführer Volkmar Köster wollte keinen Kommentar abgeben. Er habe im Moment andere Sorgen - das Dynamo-Hallenturnier in der Messe.
Ralf Redemund
 

Stadionwelt, 7. Januar 2006

Stadt gibt überraschend HBM den Vorzug

Überraschend hat der Stadtrat der Stadt Dresden am gestrigen Donnerstag nicht für das Stadionkonzept der Hellmich Unternehmensgruppe votiert. Die Kammer erteilte Oberbürgermeister Ingolf Roßberg stattdessen den Auftrag, Verhandlungen mit der HBM Stadien- und Sportstättenbau aufzunehmen. Für HBM wäre es nach dem Neubau in Rostock 2000/01 das zweite große Stadionprojekt in Ostdeutschland, aber auch für die Errichtung der WM-Stadien von Gelsenkirchen und Hannover war der niederländische Baukonzern beziehungsweise deren deutsche Tochtergesellschaft verantwortlich.
Den Ausschlag für das Modell von HBM, das bei einer ersten Bewertung Mitte November 2005 nur als drittbestes der vier Konzepte erachtet wurde, gab die geringe Beteiligung der Stadt Dresden an den Bau- und Betriebskosten. Sowohl Favorit Hellmich als auch die Hochtief Construction AG hatten in ihren Kalkulationen eine städtische Beteiligung in Höhe von etwa 7 Mio. Euro eingeplant, HBM hingegen erwartet lediglich 3,1 Mio. Euro aus dem Stadtsäckel.
Dass das günstigste und – wie die „Dresdner Neuesten Nachrichten“ formulierten – „nicht das konzeptionelle beste“ Angebot ausgewählt wurde, dürfte nicht nur den Stadtkämmerer, sondern auch die Fans von Dynamo Dresden freuen, die sich von Anfang an mehrheitlich für das Modell von HBM ausgesprochen hatten. Zum einen, weil das Stadion von Hellmich als völlige Kopie der bereits existierenden Duisburger MSV-Arena betrachtet wurde – auf Modellbildern sind kaum Eigenheiten zu erkennen. Außerdem ist der Vorschlag von HBM das einzige der vier verbliebenen Projekte, das die alten Flutlichtmasten in das neue Stadion integrieren möchte. Und auch wenn Flutlichtstrahler am Dachrand die effizientere und modernere Variante darstellen mögen: Die Dresdner würden auf ihre liebevoll „Giraffen“ genannten Flutlichtmasten nur sehr ungern verzichten.

Sächsische Zeitung, 7. Januar 2006

Stadion: Roßberg prüft Einspruch

Stadtrat. Nach dem Votum für den Investor HBM rechnet die Verwaltung mit Klagen.

Mehrere Bürgermeister und Verwaltungsmitarbeiter rechnen fest damit, dass zumindest einer der unterlegenen drei Bieter die Vergabekammer einschalten wird. „Das ist bei einem solchen Millionenprojekt nicht ungewöhnlich“, sagte etwa Sportbürgermeister Winfried Lehmann (CDU) am späten Donnerstagabend am Rande der Stadtratssitzung. Oberbürgermeister Ingolf Roßberg (FDP) wird voraussichtlich bis zum kommenden Freitag klären, ob er Einspruch gegen den Ratsbeschluss erhebt. Der Rathauschef lässt nach Angaben seines Sprechers Kai Schulz derzeit prüfen, ob es vergaberechtlich korrekt ist, dass der Stadtrat den eigentlich Drittplatzierten der Vorauswahl favorisiert. Nach SZ-Informationen gab es bei einigen Stadträten den Plan, keine Entscheidung zu treffen. Dann wäre, so das Kalkül, der Weg frei gewesen für eine Objektgesellschaft für den Stadionbau aus Dynamo und einem Investor. Die Stadt, die zuvor allerdings das Verfahren hätte aufheben müssen, wäre aus dem Spiel gewesen. Stadion-Referent Ulrich Finger bezeichnet dieses Verfahren als Plan B.

Die Vereinsspitze, die auf Hellmich gesetzt hatte, zeigte sich dennoch zufrieden. HBM wolle zwar lediglich ein Einrangstadion. „Dennoch sind wir froh, dass eine Entscheidung gefallen ist“, sagt Dynamo-Präsident Jochen Rudi.

Dynamo-Mitglied und Bürgerfraktions-Stadtrat Thomas Blümel sieht die Verwaltung in der Pflicht: „Der OB muss den Elfmeter jetzt verwandeln.“ (SZ/ale)
 

sport1, 6. Januar 2006

Verhandlungen für Stadionneubau in Dresden

Zweitligist Dynamo Dresden ist dem neuen Fußballstadion erneut einen Schritt näher gekommen.

Der Stadtrat Dresdens hat Oberbürgermeister Ingolf Roßberg "Grünes Licht" für Verhandlungen mit einem Neusser Konzern (HBM) über den Neubau einer reinen Fußball-Arena an Stelle des maroden Rudolf-Harbig-Stadions gegeben. Die Kosten belaufen sich auf 40 Millionen Euro.

Als Konkurrent der HBM geht ein Unternehmen mit Vorstandschef Walter Hellmich (Präsident von MSV Duisburg) ins Rennen, das von Dynamo favorisiert wurde.

n-tv 6. Januar 2006

Adieu Rudolf-Harbig-Stadion Neue Arena für Dresden

Dresdens Stadtrat hat Oberbürgermeister Ingolf Roßberg (FDP) "grünes Licht" für Verhandlungen mit einem Neusser Konzern (HBM) über den Neubau einer reinen Fußball-Arena an Stelle des maroden Rudolf-Harbig-Stadions gegeben.

Das Tochter-Unternehmen einer niederländischen Gesellschaft, das bereits die Veltins-Arena von Fußball-Bundesligist Schalke 04 sowie das WM-Stadion von Hannover 96 und das Oststeestadion von Zweitligist Hansa Rostock errichtete, kalkuliert für die künftige Spielstätte von Zweitligist Dynamo Dresden mit 40 Millionen Euro.

Der von Dynamo favorisierte Vorschlag eines Konkurrenten mit Vorstandschef Walter Hellmich von Erstligist MSV Duisburg an der Spitze war sieben Millionen Euro teurer und wurde vom Stadtrat abgelehnt. Jedoch muss nun geprüft werden, ob der Beschluss dem Vergaberecht standhält, da die Stadtverwaltung Hellmich im vorgeschalteten Bewertungsverfahren an die erste Stelle gesetzt hatte.
 

radio-dresden.net, 6. Januar 2006

HBM soll Stadion bauen

Die Stadträte haben sich am Abend in einer Sondersitzung auf HBM als Investor für die Fußballarena geeinigt. Laut Oberbürgermeister Ingolf Roßberg müssen in den nächsten Tagen noch rechtliche Bedenken geprüft werden, da bisher ein anderer Investor favorisiert wurde: Die Walther Hellmich Bau Gesellschaft.

yahoo.de, 6. Januar 2006

Dresdner Stadion-Neubau nimmt Konturen an

Oberbürgermeister Ingolf Roßberg (FDP) hat von Dresdens Stadtrat die Erlaubnis für Verhandlungen mit einem Neusser Konzern (HBM) über den Neubau einer reinen Fußball-Arena an Stelle des maroden Rudolf-Harbig-Stadions bekommen. Das Unternehmen einer niederländischen Mutter-Gesellschaft, das bereits die Veltins-Arena von Bundesligist Schalke 04 sowie das WM-Stadion von Hannover 96 und das Ostseestadion von Zweitligist Hansa Rostock errichtete, kalkuliert für die künftige Spielstätte von Zweitligist Dynamo Dresden mit 40 Millionen Euro.

Der von Dynamo favorisierte Vorschlag eines Konkurrenten mit Vorstandschef Walter Hellmich von Erstligist MSV Duisburg an der Spitze war sieben Millionen Euro teurer und wurde vom Stadtrat abgelehnt. Jedoch muss nun geprüft werden, ob der Beschluss dem Vergaberecht standhält, da die Stadtverwaltung Hellmich im vorgeschalteten Bewertungsverfahren an die erste Stelle gesetzt hatte.
 

BILD Dresden, 6. Januar 2006

Das wird Dresdens neues Stadion
Auch wenn OB Roßberg es eigentlich gar nicht wollte
von Wiebke Müller

Dresden - Die Giraffen haben gewonnen, der OB hat verloren....
Seit gestern nachmittag ist´s entschieden: Dresden bekommt ein neues Dynamo-Stadion. Allerdings wird nicht das von OB Ingolf Roßberg
(44/FDP) favorisierte Hellmich-Modell gebaut, sondern die 7 Millionen Euro billigere Variante des Investors HBM. HBM ist eine Tochter des holländischen Baukonzerns „Royal BAM", der schon Die Arena auf Schalke und das Rostocker Ostseestadion baute, das Vorbild für Dresden war. 33 Stadträte stimmten für, 23 gegen das Modell, 10 enthielten sich. Immerhin: „HBM erhält als einziger Investor die Giraffen in voller Funktion", sagt CDU-Stadtrat Klaus-Dieter Rentsch (58). Neben den markanten Flutlichtmasten des Harbig-Stadions hatten viele Räte offenbar auch die Stadtkasse im Auge: für den HBM - Bau muss die Stadt nur 3,1 Mio. Euro zuschießen - bei einer Gesamtbausumme von 40,7 Mio. Euro. Noch dieses Jahr soll mit dem Umbau begonnen werden, der dann 15 Monate dauern wird. Und so soll die neue Dynamo-Arena aussehen:

Dresdner Morgenpost, 6. Januar 2006

Stadtrat: Ja zu Billig-Variante! Klagen Verlierer?

Schalke, Hannover und Rostock sind Vorbilder:
HBM soll neues Stadion bauen., Anwälte prüfen, Legt Roßberg Veto ein?

Die HBM Stadion- und Sportstätten GmbH soll das neue Dynamo-Stadion an der Lennéstraße bauen. Kosten: 40,7 Millionen Euro. Ihre Arenen stehen zum Beispiel in Schalke, Hannover und Rostock. Jetzt sollen die Schwarz-Gelben ebenfalls ein bundesligataugliches Stadion von HBM erhalten. Das entschied der Stadtrat mit den Stimmen der CDU, SPD und Bürgerfraktion. Die Begründung lieferte CDU-Fraktions-Chef Michael Grötsch: „Der Stadtrat hatte beschlossen, dass kein kommunales Geld in die neue Arena fließen soll. Nun zahlt die Stadt zwar einmalig 3,1 Millionen Euro, aber es ist zumindest die geringste Belastung von allen vier Belastung von allen vier Bewerbern.
Zuvor gab´s eine zweistündige heiße Debatte. Es sah zeitweilig sogar nach einem „Nein" aus, wenn der PDS-Antrag durchgekommen wäre: Verhandlungen mit Hellmich und HBM. Das hätte weitere Monate gekostet. In dem von OB Ingolf Roßberg bevorzugten Projekt des Duisburger Bauunternehmers Walter Hellmich (47,5 Mio.) hätte Dresden 7,5 Millionen Euro zuschießen müssen. Allerdings hat Roßberg sich vorbehalten, dagegen sein Veto einzulegen. Grund: „Es könnte ein juristisches Problem werden, dass der Stadtrat sich für das Projekt entschied, welches nach Auswertung der Ausschreibung auf dem dritten Platz kam. Rechtsanwälte sollen das jetzt prüfen, danach werden wir weiter sehen." Zumindest befürchtet der OB, dass die unterlegenen Investoren vor die Vergabekammer in Leipzig ziehen werden. Die Stadt wird unterdessen mit HBM die Verträge zum Bau der Arena aushandeln. Das wird mindestens drei Monate dauern. Ein Baubeginn in diesem Jahr sei aber fraglich - Sportbürgermeister Winfried Lehmann rechnet deshalb erst 2007 mit den rollenden Baggern."
 

mdr, 6.Januar 2006

Niederländisches Unternehmen baut neues Dresdner Stadion
  
Der niederländische Konzern HBM soll in der sächsischen Landeshauptstadt ein neues Stadion bauen. Der Dresdner Stadtrat stimmte gestern Abend für das Unternehmen, das bereits das Rostocker Ostsee-Stadion und die Schalke-Arena in Gelsenkirchen errichtete. HBM will das Dresdner Stadion kostengünstiger bauen als der Duisburger Unternehmer Hellmich, der bei der Investoren-Ausschreibung der Dresdner Stadtverwaltung am besten abgeschnitten hatte. Nach den Planungen von HBM soll das neue Fußball-Stadion 32.000 Zuschauer fassen. Es wird das marode Rudolf-Harbig-Stadion ersetzen.
 

Sächsische Zeitung, 6. Januar 2006

Giraffen dürfen bleiben
Von Thilo Alexe

Stadion. Der Stadtrat hat entschieden: Der Konzern HBM soll die neue Heimat für Dynamo bauen.

Nach einer mehr als zweistündigen Debatte und einem Marathon von sechs Abstimmungen steht fest: Der Stadtrat beauftragt Oberbürgermeister Ingolf Roßberg (FDP), ausschließlich mit dem Konzern HBM über den Bau eines reinen Fußballstadions an der Lennéstraße zu verhandeln. In der Schlussabstimmung enthielten sich am gestrigen Abend die Grünen, die eine weitere Wirtschaftsprüfung gefordert hatten. „Am Schlimmsten wäre es gewesen, wenn wir gar keinen Beschluss getroffen hätten“, sagte Oberbürgermeister Ingolf Roßberg (FDP) mit einem skeptischen Unterton. Der Grund: Die Verwaltung hatte in einem komplizierten Bewertungsverfahren das Angebot des Duisburger Unternehmers Walter Hellmich auf Platz Eins gesetzt, HBM lediglich auf Rang Drei. Roßberg kündigte daher für die kommenden Tage eine Prüfung an. Sie soll klären, ob der Beschluss dem Vergaberecht Stand hält.

CDU-Kritik an Hellmich

Am entscheidenden Punkt der Abstimmung machten CDU und SPD überraschend gemeinsame Sache. Die Sozialdemokraten hatten, nachdem ihr Antrag auf eine weitere Wirtschaftsprüfung trotz grüner Hilfe nicht durchgekommen war, mit der Union gestimmt. Die wiederum bevorzugte aus Kostengründen HBM. Der Neusser Konzern mit niederländischen Wurzeln will mit etwa 40 Millionen Euro rund sieben Millionen weniger als Hellmich verbauen. Zudem sieht die Offerte lediglich einen kommunalen Zuschuss von 3,1 Millionen Euro vor, Hellmich kalkulierte mit 7,5 Millionen Euro.

In der Debatte hatte CDU-Stadtrat Klaus-Dieter Rentsch Hellmich eine übertriebene Nähe zu Dynamo vorgeworfen. Albrecht Leonhardt (SPD) erteilte der Linkspartei-Forderung eine Absage, wonach die Stadt mit HBM und Hellmich verhandeln soll. „Wollen Sie zwei Stadien?“, fragte er in Richtung der Genossen. Im Vorfeld hatte Leonhardt bemängelt, dass der Vermarkter Sportfive die Stadt bei der Vorauswahl beraten habe. Das Unternehmen habe Interesse, bei Dynamo mitzumischen und sei daher möglicherweise nicht objektiv, was Sportfive zurückgewiesen hatte.

Bei der Faninitiative Pro RHS stieß der Beschluss auf Zustimmung. „Das ist eine klare Entscheidung“, sagte Sprecher Michael Walter. Was ihn auch erfreuen dürfte: Das Angebot das HBM-Konzerns, der das Rostocker Ostseestadion sowie die Arena „Auf Schalke“ auf seiner Referenzliste hat, sieht als einziges den Erhalt der Giraffen-Lichtmasten vor. Bei Dynamo-Vertretern verursachte der Beschluss keine Freudentränen. „HBM war nicht unser Wunschkandidat“, sagte Anwalt Matthias Matzka, der den Club-Aufsichtsrat in der Stadionfrage berät. Der Fußballverein habe eigentlich auf Hellmich gesetzt. Walter Hellmich selbst zeigte sich in einer ersten Reaktion enttäuscht und ließ offen, ob er die Vergabekammer in Leipzig anrufen wird.S.1
 

Toooooooor!

Ein lauter Seufzer der Erleichterung: Der Stadtrat hat sich gestern für HBM als Investor für den Bau des Stadions entschieden. Keine Verschiebung, keine Vertagung, keine Sondersitzung, keine neuen Gutachten, nein, eine Entscheidung. Im Fußballstadion würden die Fans jetzt Toooooor! rufen. Treffer.

Die Überraschung ist gelungen und ein erneuter Hinweis auf die Unberechenbarkeit des Stadtrates. Denn zum einen zweifelten noch gestern die Fraktionssprecher, ob man überhaupt entscheiden werde. Andererseits war das Hellmich-Projekt lange der große Favorit. Nicht zuletzt Dynamo hätte dies lieber gesehen. Aber es sollte 47 Millionen Euro kosten, sieben mehr als HBM. Außerdem hätte die Stadt 7,5 Millionen Euro statt jetzt 3,1 Millionen zuzahlen müssen.

Es ist gut, dass sich der Stadtrat entschieden hat. Dresden braucht keine weitere Endlos-Debatte. Deshalb ist Oberbürgermeister Ingolf Roßberg (FDP) gut beraten, schnell prüfen zu lassen, ob die Entscheidung auch rechtlich korrekt ist. Denn seine Verwaltung und auch zwei zuvor tagende Ausschüsse favorisierten das Hellmich-Projekt und setzten es in der Vorlage für den Stadtrat auf Platz 1. Dem allerdings müssen die Räte keinesfalls folgen. Sie sind in ihren Entscheidungen frei. Zum Glück.
 

Weg frei für Dynamo-Stadion
Von Thilo Alexe

Bau. Dresden soll eine neue Fußballarena erhalten. Der Stadtrat stimmt für einen Investor.

Dresden. An der Stelle des maroden Rudolf-Harbig-Stadions soll der Konzern HBM die neue Heimat für Dynamo Dresden errichten. Mehr als ein Jahr nach der Grundsatzentscheidung für den Bau der Sportstätte hat der Stadtrat Oberbürgermeister Ingolf Roßberg (FDP) gestern einen eindeutigen Auftrag erteilt. Der Rathauschef soll mit dem Unternehmen, das niederländische Wurzeln hat und unter anderem das Rostocker Ostseestadion baute, in konkrete Verhandlungen treten. Der Starttermin ist offen. Roßberg kündigte die rechtliche Prüfung des von CDU und SPD herbeigeführten Beschlusses an. Die Verwaltung hatte als Ergebnis einer Investorenausschreibung das Angebot des Duisburger Unternehmers Walter Hellmich auf den ersten Platz gesetzt, HBM auf den dritten Rang. Untersucht werden müsse nun, ob der Beschluss vergaberechtlich angefochten werden könne.

HBM-Geschäftsführer Axel Eichholtz zeigte sich überrascht, aber zufrieden angesichts des Votums. Zu den weiteren Resultaten der Abstimmung zählen, dass Dynamo Dresden im Aufstiegsfall den kommunalen Zuschuss von 3,1 Millionen Euro zurückzahlen und ein Fanzentrum auf dem Stadionareal entstehen soll. Letztlich hatten finanzielle Gründe den Ausschlag gegeben. HBM will mit rund 40 Millionen Euro weniger Geld verbauen und einen geringeren städtischen Zuschuss als Hellmich. Allerdings verwiesen mehrere Stadträte darauf, dass die Risiken für Dresden im Falle eines Dynamo-Abstiegs in die dritte Liga geklärt werden müssten. Dynamo selbst hatte das Angebot Hellmichs favorisiert.
 

DNN, 6.Januar 2006

Neues Stadion in Dresden: HBM soll es bauen

Dresden. Das für die Stadt wirtschaftlich günstigste - und nicht konzeptionell beste - Angebot hat gestern vom Stadtrat den Segen erhalten. Auf CDU-Antrag hin stimmten 46 Stadträte dafür, dass OB Ingolf Roßberg (FDP) mit der Baufirma HBM Stadien- und Sportstättenbau GmbH (baute Ostseestadion in Rostock) konkrete Verhandlungen aufnimmt. Es gab keine Gegenstimmen. Die BündnisGrünen und der OB enthielten sich. Möglicher Pferdefuß: Roßberg lässt prüfen, ob dieses Vorziehen von HBM dem Vergaberecht entspricht. Denn laut städtischer Abwägung der vier Bieter-Angebote lag der Duisburger Baukonzern Hellmich vorn, HBM lediglich auf Platz drei.

Dieses Manko versuchten CDU und SPD zu heilen, indem sich die Ad-hoc-Koalition auf einen Zusatz einigte: Ausdrücklich wurde auf den Ursprungsbeschluss des Stadtrates vom 16. Dezember 2004 verwiesen, der vorsieht, dass keine städtischen Zuschüsse verwendet werden sollen. "Wir hoffen, damit den Verfahrensbedenken Rechnung getragen zu haben", erklärte SPD-Fraktionschef Peter Lames. Das ökonomischste Angebot sei zu bevorzugen. Notfalls könne der OB widersprechen und der Stadtrat auf seiner nächsten Sitzung am 19. Januar nachbessern.

Das Hellmich-Modell sieht einen städtischen Einmalzuschuss von 7,5 Millionen Euro für den 47-Millionen-Bau vor, HBM nur 3,1 Millionen Euro bei einer Investition von 40 Millionen. Der OB rechnet nun mit einer Rüge von Hellmich. Ob der Konzern klagen wird, ließ Vorstandsvorsitzender Walter Hellmich gestern offen. Noch sei keine Letzt-Entscheidung getroffen.

Das Nachsehen hatten SPD und Linke-PDS. Beide konnten sich mit ihren Anträgen nicht durchsetzen. Die SPD wollte einen Wirtschaftsprüfer einschalten, der alle Angebote noch einmal prüft. Die Linke-PDS wollte, dass die Stadt mit Hellmich und HBM verhandelt. Bei dieser Variante hätte der OB keine Vergabebedenken gehabt.

Ausgerechnet auf Anfrage von Patrick Schreiber (CDU) an das Regierungspräsidium (RP) erhielt Roßberg gestern unerwartet Rückendeckung. Die Stadt habe bislang ein transparentes, von Diskriminierungen freies und an wettbewerblichen Grundsätzen ausgerichtetes Verfahren durchgeführt. "Alle Bewerber hatten gleiche und faire Chancen", sagte RP-Sprecher Holm Felber. So weit die wenigen Vorgaben von Bietern erfüllt werden, sei die Entscheidung eine Sache des Stadtrates und von Dynamo Dresden.
Ralf Redemund
 

Radio PSR/RSA Sachsen, 5. Januar 2006

Dresdner Stadtrat entscheidet sich für Stadionbauer
 
Der Dresdner Stadtrat hat den Weg für den Neubau eines Fußballstadions frei gemacht. Mit der HBM Stadion und Sportstädten GmbH aus Neuss soll jetzt weiterverhandelt werden. Im Rennen waren zuletzt noch vier Anbieter. HBM verlangt rund drei Millionen Euro an Zuschüssen von der Stadt. Das Geld soll Dynamo Dresden später einmal zurückzahlen.
 
 

 

Morgenpost, 5. Januar 2006

Dynamo Stadion: Heute Entscheidung? Ein JEIN wäre fatal

Wird das neue Stadion nun gebaut? Diese Frage wird der Stadtrat heute im zweiten Anlauf beantworten müssen.

Alle Fraktionen bekundeten gestern, daß sie eine Arena an der Lennéstraße wollen. Die Vorlage von OB Roßberg(FDP) bürge ein hohes Risiko und sie sei in manchem Punkten sehr ungenau - deswegen wäre es schwierig eine Entscheidung zu treffen. Es gäbe heute drei Möglichkeiten: Ja, nein oder eine erneute Vertagung. Dann würde dem Dynamostadion das gleiche Schicksal drohen wie der Waldschlößchenbrücke. CDU Stadtrat Laus Rentsch “Ich halte es für problematisch, daß mit Hellmich einer der Investoren so eng mit Dynamo zusammengearbeitet hat. Das sollte eigentlich laut Ausschreibung nicht vorkommen”. Gerade im Hinblick auf das hohe Klagerisiko unterlegener Mitbewerber wäre das ein Problem. Die PDS Fraktion hofft, daß nach einer Entscheidung zum Stadionbau sowohl Verhandlungen mit HBM und Hellmich aufgenommen werden. Ziel: Städtischen Anteil an den Baukosten senken und bislang unklare Punkte ausräumen. “Dabei geht es uns vor allem um das finanzielle Risiko für den Fall, daß Dynamo in der Regionalliga spielt” erklärt PDS Sprecher André Schollbach. Im Rathaus hält man diese Argumentation für Ausflüchte. “Der Stadtrat soll sich entscheiden, ob er das Stadion wirklich will. Danach kann man über alles reden”, versichert Stadtsprecher Kai Schulz. “Die Kritik an der Vorlage ist nur ein Ablenkungsmanöver, weil man sich nicht entscheiden will”. Enrico Lucke

Meine Meinung: Kommentar von Enrico Lucke

Entscheiden, nicht kneifen!

De Zeit ist reif für eine Entscheidung. Dynamofans, DFB und die Dresdner warten seit Jahren darauf, dass an der Lennéstraße ein neues Stadion gebaut wird. Die Stadträte haben es heute in der Hand, allen beteiligten eine Antwort zu geben.
Begeistern wird die sicherlich das “Ja”. Ein “Nein” wäre dagegen für viele eine Enttäuschung - aber auch das wäre wenigstens eine klare Aussage. Statt wie bei der Waldschlößchenbrücke oder dem Neubau der Operette ständig die Verwaltung aufzufordern, angeblich offenen Fragen zu klären - und sich so vor einer klaren Entscheidung zu drücken. So haben die 70 Feierabend-Politiker jahrelang ihre Politik der langen Bank perfektioniert. Vertagen lautet das Motto. Das ist wie im Kindergarten. Immer sind die anderen schuld.
Dabei hat OB Roßberg mit der Stadionvorlage die Risiken und Stärken der 4 Investoren konkret benannt - die Stadträte können exakt Pro und Kontra jedes einzelnen Stadionprojektes abwägen. Was wollen sie mehr?
Dass Investoren im Fall einer Niederlage juristisch versuchen, den Sieg in der Nachspielzeit zu erringen, gehört in der derzeitig schwierigen Wirtschaftslage leider zum Alltag. Das darf aber kein Alibi für rückgratlose Politiker sein.

dnn, 5. Januar 2006

Dresdner wollen Entscheidung ohne Risiko

Was ist für die Dresdner das Wichtigste bei der Ausschreibung für den Neubau des Rudolf-Harbig-Stadions? ,, Das geringste finanzielle Risiko für die Stadt", sagen neun von zehn Dresdnern in einer von der Dresdner Analyse GmbH auf eigenes Betreiben durchgeführten und gestern veröffentlichten telefonischen Umfrage unter 800 Dresdnern. Alles andere - Zuschauerkapazität, Architektur oder Eintrittspreise - rangiert laut Umfrage weit hinten.
Fast jeder zweite Dresdner votiert zudem dafür, einen Wirtschaftsprüfer zu beauftragen, der das beste Angebot herausfiltert. Die vier Bieter (HBM, Hellmich, Hochtief, Strabag) unterwerfen sich dem Urteil und verzichten auf eine Klage gegen das Ausschreibeverfahren vor der Vergabekammer in Leipzig. Die endgültige Entscheidung könnte dann noch im Februar getroffen werden. Die Kosten für den unabhängigen Gutachter übernimmt der Sieger.
Ob es heute in der Sondersitzung des Stadtrats so kommt, bleibt offen. Die CDU-Fraktion lehnte gestern bei Redaktionsschluss die bisher gelaufene Ausschreibung aufgrund des Klage-Risikos ab und votierte für eine Neuausschreibung. Bislang stimmten nur BündnisGrüne und SPD, die den Vorschlag einbrachte, für den Wirtschaftsprüfer. Das Zünglein an der Waage
wird wohl die Linkspartei-PDS. Die ist sich bei der Stadionfrage komplett uneins, veranstaltet heute vor der Sonderstadtratssitzung noch eine Sonderfraktionssitzung.
Nach DNN-lnformationen sieht die Vergabekammer einen generellen Mangel in der europaweiten Ausschreibung der Stadt. Gesucht war ein Angebot, ohne dass der Stadt Kosten entstehen. Faktisch sieht es aber so aus, dass die Stadt ohne Zuschuss nicht auskommt. Folglich weicht sie hier von der Ausschreibung ab - ein Einfallstor für Klagewütige.

Sächsische Zeitung, 5. Januar 2006

Neue Dynamo-Heimat steht auf der Kippe
Von Thilo Alexe

Stadion. Der Neubau einer Fußballarena wirft immer mehr Fragen auf.

Die Skepsis ist fraktionsübergreifend. Sie lässt sich mit drei Fragen beschreiben:
Wie hoch ist das Risiko für die Stadt? Hält die Investorenausschreibung für den Stadionneubau einer Klage vor der Vergabekammer stand? Können Schadensersatzansprüche geltend gemacht werden?

Ausgeschlossen ist derzeit gar nichts, das Dresdner Regierungspräsidium will jedenfalls nicht verneinen, dass Teile des Vergabeverfahrens wiederholt werden könnten. Und der Chef der Bürgerfraktion, Jan Kaboth, fragt etwa: „Warum hat man die Interessenten bei der Ausschreibung nicht gleich dazu verpflichtet, rechtliche Schritte zu unterlassen?“ Die SPD will, wie Fraktionschef Peter Lames sagt,  das Problem mit der Einschaltung eines Wirtschaftsprüfers umgehen. Er soll die vier noch im Rennen befindlichen Angebote von Hellmich, HBM, Hochtief und der Strabag vergleichbar machen. Im Gegenzug verpflichten sich die Bewerber darauf, so jedenfalls die Forderung der Sozialdemokraten, keine juristischen Schritte gegen das Verfahren zu unternehmen.

Die CDU, in der nach wie vor Sympathien für das Ostragehege herrschen, spricht sich aus Kostengründen dennoch für die Variante des Konzerns HBM aus. Allerdings nicht ohne den Verweis, dass das Verfahren auch angreifbar sein könne. „Das ist dann Sache des Oberbürgermeisters“, sagt Sprecher Helfried Reuther. Die Linkspartei will OB Ingolf Roßberg (FDP) voraussichtlich beauftragen, mit zwei Bewerbern, HBM und Hellmich, Verhandlungen aufzunehmen. Unterm Strich bedeutet das: CDU und Linkspartei könnten zusammen ein Votum für einen, möglicherweise auch zwei Baukonsortien zustande bringen.

Hinter den Kulissen wird aber bis zuletzt verhandelt. Beobachter schließen nicht aus, dass nach einjähriger Debatte heute keine, oder allenfalls eine sehr unkonkrete Entscheidung – etwa für weitere Prüfaufträge – fallen wird. „Nicht bei allen Stadträten ist der Wille für einen Neubau da“, sagt ein Mitglied des Gremiums.

Nach einer repräsentativen Umfrage des Instituts Analyse unter 800 Dresdnern drängen 44 Prozent auf die von der SPD geforderte Einschaltung eines Wirtschaftsprüfers bei Klageverzicht der Investoren. 91 Prozent sehen ein geringes Risiko für die Stadt als wichtigstes Kriterium der Vergabe an.

Stimmen zum Stadionprojekt

Michael Walter,
Faninitiative Pro RHS:

Die aktuelle Abstiegsgefahr des 1. FC Dynamo Dresden aus der Zweiten Bundesliga sollte niemandem ein Alibi geben, eine Grundsatzentscheidung zum Fortgang des bisher sehr erfolgreichen Ausschreibungsverfahrens zu verzögern.

Jens Hoffsommer,
Stadtrat der Grünen:

Für uns sind die Angebote nur schwer vergleichbar. Deshalb unterstützen wir den SPD-Antrag, der die Einschaltung eines Wirtschaftsprüfers fordert. Eigenartig ist, dass jetzt offenbar doch städtisches Geld in den Bau fließen soll.

Helfried Reuther,
Stadtrat der CDU:

Das Rechtsgutachten beantwortet aus unserer Sicht die Frage nicht, ob das Verfahren der Klage eines unterlegenen Bieters vor der Vergabekammer Stand hält. Falls das nicht so ist, kommen eine Zeitverzögerung und Kosten auf die Stadt zu.

André Schollbach,
Stadtrat der Linkspartei:

Die Fraktion der Linkspartei tritt für den zügigen Neubau eines modernen Stadions am traditionellen Dynamo-Standort an der Lennéstraße ein. Wir präferieren dabei die Angebote von HBM und Walter Hellmich.
 

Pressemitteilung der analyse GmbH Dresden: 04.01.06

Dresdner für schnelle Entscheidung zum Stadionbau

Die Dresdner erwarten von den Stadträten in der heutigen Sondersitzung eine Entscheidung zum Rudolf-Harbig-Stadion. Die Dresdner Analyse GmbH befragte telefonisch in der Zeit vom 27.12.05 bis zum 03.01.06 insgesamt 800 Dresdner zum Stadion.

76% der Befragten gaben an alle vier ausgewählten Varianten zu kennen. Auf genauere Nachfrage konnten aber nur noch 12% alle Anbieter benennen. Auf die Frage, was das wichtigste bei der Vergabe sei, antworteten 91% „das geringste finanzielle Risiko für die Stadt“ und 83% „das geringste finanzielle Risiko für den Verein“. Auch eine möglichst hohe Zuschauerkapazität spielt eine große Rolle. Weniger wichtig ist die Architektur oder auch Parkplätze. „Nur“ 38% der Dresdner sprachen sich für moderate Eintrittspreise aus. (Mehrfachantworten waren möglich, die Einzelantworten wurden vorgegeben)

Schließlich wurde gefragt, wie die Stadträte heute entscheiden sollten. Es wurden fünf Antwortkategorien vorgegeben. 44% votierten dafür, einen Wirtschaftsprüfer zu beauftragen, der das beste Angebot herausfiltert, die vier Bieter unterwerfen sich diesem Urteil und verzichten auf eine Klage vor der Vergabekammer, eine endgültige Entscheidung könnte dann im Februar getroffen werden, die Kosten hierfür sollte der Gewinner dieses Verfahrens tragen. 35% wollten eine endgültige Entscheidung für einen der Bieter, das damit verbundene Klagerisiko und die eventuelle größere zeitliche Verzögerung wurde in der Fragestellung explizit genannt. 12% wollten die Ausschreibung beenden und sprechen sich für eine Beauftragung des Vereins Dynamo Dresden aus, der sich dann selbst um einen Neubau bemüht. 8% waren damit einverstanden, dass der OB beauftragt wird mit einem der Bieter zu verhandeln, sollten die Gespräche negativ verlaufen muss wieder mit allen drei anderen gesprochen werden. Nur 1% sah eine andere Alternative. Der Dresdner präferiert also eine schnelle Entscheidung mit einem möglichst geringen Risiko. Zur Risikokalkulation wurde auch mit der
DFL und der Vergabekammer gesprochen, die offiziell aber keine Stellungnahme abgeben durften.

Burkhard Hartung

DNN, REGIONALSPORT, 4. Januar 2005

Stadion weniger wichtig

Dresden. In Zeiten, in denen die Stadtkasse über immer weniger Geld verfügt, ist vielen Dresdnern der Neubau eines Großstadions - so sehr es für die Entwicklung des Fußballs auch gebraucht wird - offenbar weniger wichtig als andere städtische Aufgaben.
Laut DNN-Barometer vom Dezember rangiert das Projekt Ersatzneubau Rudolf-Harbig-Stadion an der Spitze der abgefragten Bereiche, in denen die Bürger noch am ehesten den Rotstift ansetzen würden, sollten sie Prioritäten setzen müssen.

Wenn es hart auf hart kommt, dann entscheiden sich die Dresdner offenbar eher für die Sanierung des Zoos, die Förderung von Theatern oder die finanzielle Unterstützung von Unternehmen, die sich in Elbflorenz neu ansiedeln wollen. Auch die Tourismusförderung und den öffentlichen Personennahverkehr würden mehr Dresdner vor Ausgabenkürzung seitens der Stadt bewahren wollen als das seit Jahren immer wieder verschobene Projekt an der Lennéstraße. Nur 41 Prozent der 498 repräsentativ vom Institut für Kommunikationswissenschaft der TU Dresden ausgewählten und telefonisch befragten Dresdner sind der Meinung, am Harbig-Stadion sollte nicht gekürzt werden. 52 Prozent hingegen sagen, bei der Sanierung des seit mehr als 30 Jahren kaum veränderten Ovals am Großen Garten könne noch am ehesten gespart werden. Wenn sie sich beispielsweise zwischen der Sanierung des Kulturpalastes oder Modernisierung des Stadions entscheiden müssten, würden 66 Prozent den "Kulti" bevorzugen, nur 25 die Heimstätte von Zweitligist Dynamo. Rund ein Zehntel der Befragten hat in diesem Jahr schon einmal ein Spiel von Dynamo im Stadion verfolgt, 15 Prozent gaben an, sich stark für Fußball zu interessieren.

Auf einer Sondersitzung beraten die Dresdner Stadträte morgen Nachmittag über das weitere Vorgehen in Sachen Stadionneubau. Nach wie vor ist umstritten, welches der vier im Vergabeverfahren in die engere Auswahl gekommenen Bauunternehmen den Zuschlag für den Bau erhält. Einer der Hauptstreitpunkt ist die Höhe der städtischen Zuschüsse, die die einzelnen Anbieter fordern.

Vor der Sitzung entfachte die Dresdner Polizei die Standortdebatte neu: Polizeipräsident Dieter Hanitsch stellte klar: "Für mich ist jedes Stadion besser als das, was wir jetzt haben." Der derzeitige Standort sei aus polizeilicher Sicht nicht optimal. Er kritisierte, dass die Beamten nur zum Ostragehege und zur Lennéstraße befragt worden seien. Auch der Heller, der bereits einmal im Gespräch war, sei nicht ideal - eher ein Standort weiter draußen in Flughafennähe. "Es wäre schön, wenn eine S-Bahn da wäre, eine Straßenbahn und die Autobahn", meint Hanitsch. "Da könnten wir schon Steuergelder sparen", so der Chef der Polizeidirektion Schießgasse mit Blick auf die Kosten der Einsätze bei brisanten Dynamo-Partien. (DNN/JOL/cs)
 

Sächsische Zeitung, 4. Januar 2006

Fans drängeln

Vor der morgigen Stadtratssitzung zum Stadionneubau melden sich Dynamofans zu Wort. Die Initiative Pro Rudolf-Harbig-Stadion drängt darauf, dass die Stadt Verhandlungen mit den Firmen HBM und Hellmich aufnimmt: „Das Rudolf-Harbig-Stadion ist verschlissen und müsste ohne Neubauperspektive Jahr für Jahr stückweise und sehr teuer saniert werden.“ Die Fans fordern ferner, dass die Bieter Kosten und Risiken transparent darstellen. Nach Auffassung der Initiative soll im Mai mit dem Bau begonnen werden. (SZ)
 

Sächsische Zeitung, 3. Januar 2006

Präsidium prüft Arena
Von Thilo Alexe

Stadion. Rechtsaufsicht nimmt Ausschreibung unter die Lupe.

Das Vergabeverfahren für den Neubau einer Fußballarena wird vom Dresdner Regierungspräsidium überprüft. Die Rechtsaufsicht reagiert damit auf die entsprechende Forderung des CDU-Stadtrates Patrick Schreiber, wie Behördensprecher Holm Felber sagte. Der Christdemokrat will wissen, wie hoch das Risiko ist, dass ein unterlegener Investor klagt sowie die Vergabekammer in Leipzig einschaltet.

Felber zufolge wird die Prüfung nicht vor der Sondersitzung des Stadtrates zum Thema Stadionbau am Donnerstag abgeschlossen sein. Der Ausgang sei völlig offen. Felber schloss nicht aus, dass das Verfahren zumindest in Teilen neu aufgerollt werden muss.

Im Zuge der Investorenausschreibung hatte die Verwaltung vier Baufirmen ausgewählt, die in die enge Wahl kommen. Der Stadtrat muss nun klären, mit welchen das Rathaus verhandeln soll. Wegen eines Rechtsgutachtens war die Entscheidung von Mitte Dezember auf Januar vertagt worden.
 

Sächsische Zeitung, 3. Januar 2006

Lehmann: Neues Stadion nicht vor 2007

Interview. Die Stadt muss sich besser auf Sportler einstellen, die in keinem Verein sind. Ein Gespräch mit dem Sportbürgermeister.

Herr Lehmann, Hand aufs Herz. Bekommt Dresden ein neues Stadion?

Ich glaube schon. Wir sind nahe dran, die Grundlagen dafür zu schaffen. Wenn der Stadtrat der Verwaltung am Donnerstag den Auftrag für Verhandlungen mit einem oder mehreren Bauinteressenten gibt, ist eine wichtige Vorentscheidung gefallen. Allerdings müssen sich alle im Klaren darüber sein, dass es ohne eine Beteiligung der Stadt nicht gehen wird.

Wann wird Baubeginn sein?

Ehrlich gesagt: Ich rechne nicht damit, dass es vor 2007 losgehen wird. Erst müssen Verträge erstellt werden, dann kommt noch der notwendige Planungszeitraum dazu, einschließlich der Ausschreibung der Baulose. Das braucht Zeit.

Im Rückblick auf das vergangene Jahr fällt die herbe Kritik von Großvereinen wie Motor Mickten oder DSC auf. Sie fühlen sich durch die Stadt schlecht behandelt und beklagen steigende Hallenkosten.

Wir haben die Sportförderrichtlinie, die das regelt, mit dem Kreissportbund abgestimmt. Er ist der Vertreter der Vereine, einige haben sich aber offensichtlich weniger stark eingebracht. Doch das ist ausgeräumt. Und zur geringeren Förderung bei den Hallenbetriebskosten: Ich habe das für den Universitätssportverein, Motor Mickten und den DSC durchgerechnet. Für die einzelnen Mitglieder bedeutet das eine jährliche Mehrbelastung zwischen 5,87 und 7,49 Euro. Wie das der jeweilige Verein verteilt, ist seine Angelegenheit.

Immer mehr Dresdner treiben außerhalb des Vereins Sport. Wie reagieren Sie darauf?

Ich beobachte zwei Tendenzen. In den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl der Mitglieder in den mittlerweile 370 Dresdner Sportvereinen deutlich angewachsen: um rund 10 000 auf 59 000. Das ist im Vergleich zu anderen Städten ein überdurchschnittlicher Wert. Parallel dazu ist aber auch ein immenses Interesse an Sportarten wie Nordic Walking, Fahrradfahren und Joggen festzustellen. Für diese gilt: Sie werden in der Regel außerhalb eines Vereins individuell betrieben. Die Stadt muss darauf reagieren. Ich habe den Eindruck, dass da im Stadtplanungsamt nachgelegt werden muss.

Wie kann denn die Stadt darauf reagieren?

Schauen Sie den Großen Garten an. Dort stehen sich die Jogger mittlerweile auf den Füßen. Gleiches gilt für den Elberadweg. Dort wird es langsam eng. Ich habe keine spontane Lösung, kann nur darauf verweisen, dass der Sport besser in die mittelfristige Stadtplanung integriert werden muss. Das betrifft zum Beispiel Strecken und Wegenetze für Skater- und Nordic Walking sowie Laufstrecken. Auch über die Nutzung von Brachflächen muss nachgedacht werden.

Themenwechsel: Am Sportprogramm des Jubiläumsjahres gab es Kritik. Es sei zu beliebig und Höhepunkte fehlten.

Ich halte einen Kletter-Weltcup durchaus für einen Höhepunkt. Richtig ist aber: Wir müssen das Profil der Sportthemen in Dresden schärfen, schauen, was zu uns passt. Ich würde mich nie wie die Leipziger Kollegen um eine Weltmeisterschaft im Bogenschießen bemühen. Dresden versucht, den Zuschlag für eine Deutsche Meisterschaft im Marathon zu erhalten. Unter anderem deshalb, weil der Dresden Marathon auf große Resonanz stößt. Weitere Anstrengungen gelten der nationalen Meisterschaft im Straßenradrennen.

Wird in Dresden während der Fußball-WM eine Leinwand am Elbufer stehen?

Der MDR, mit dem die Stadt die Aktion veranstalten wollte, ist abgesprungen. Er findet keine Sponsoren, die vom Weltfußballverband Fifa zugelassen sind. Jetzt verhandeln wir mit dem Münchner Unternehmen Südkurve, das die Lizenz für die Übertragung besitzt. Allerdings ist auch das Sicherheitsthema ein Aspekt. Am Königsufer gab es im vergangenen Jahr am Männertag schwere Krawalle. Wir haben auch Standorte wie Cockerwiese und das Ostragehege geprüft. Ich bin zuversichtlich, dass es klappen wird und Dresdner Spiele auf einem Platz verfolgen können.

Gespräch: Thilo Alexe

Auszüge aus der SZ, 2. Januar 2006

...

Neujahrs-Interview. Im 800. Jahr der Stadt Dresden will Ingolf Roßberg große Projekte durchsetzen, mit den Bürgern feiern und muss sich zudem gegen zwei Anklagen wehren.

Neben dem Woba-Verkauf und der Brücke stehen Themen wie das Stadion, Operetten-Neubau oder auch Schulsanierungen auf Ihrem Plan für 2006. Empfinden Sie das neue Jahr als Entscheidungsjahr für sich persönlich?

Zuerst haben wir für 2006 die Aufgabe, ein wunderschönes Festjahr zu organisieren. Sehr froh wäre ich, wenn sich der Stadtrat zu Gestaltungsmehrheiten zusammenfinden würde. Und insofern ist auch 2006 ein Entscheidungsjahr wie die Jahre zuvor auch schon.

Welche Entscheidungen würden Sie gern herbeiführen?

Ich bin in meinen Entscheidungen vom Stadtrat abhängig. Aber es würde mich natürlich riesig freuen, wenn wir mit dem Neubau des Stadions voran kämen. Auch eine neue Operette sollte endlich gebaut werden. Der Neumarkt muss weiter entwickelt werden. Ich möchte gern herbeiführen, dass das Hotel am Terrassenufer zurückgebaut wird. Im Ostra-Gehege am Steyer-Stadion muss dringend etwas getan werden. Aber mir geht es nicht anders als schon Wilhelm Busch gesagt hat: Ein Wunsch einmal erfüllt, kriegt augenblicklich Junge.

Die Entscheidung zum Dynamo-Stadion musste zurückgezogen werden, weil der Stadtrat Zweifel hegt, ob bei der Ausschreibung juristisch exakt gearbeitet wurde. Ist das nicht ein Armutszeugnis für Ihre Verwaltung?

Ich bin lange genug selbst Stadtrat gewesen um es als logisch nachvollziehen zu können, dass er die Entscheidung vertagt hat. Eine Kritik an der Verwaltung ist das schon deshalb nicht, weil sich zum Beispiel die Vergabeverordnung in einem ganz entscheidenden Punkt erst im September noch mal geändert hat. Ich habe in der Verwaltung keinen einzigen juristisch gebildeten Experten, der diese komplizierte Gesetzeslage vollständig durchschaut. Deshalb braucht die Stadt hier rechtlichen Beistand.

Kann Ihr Rechtsamt das nicht leisten?

Nein, solch hoch komplexe Ausschreibungsverfahren brauchen extra dafür ausgebildete Juristen. Die kann sich ein Rathaus als festangestellte Mitarbeiter gar nicht leisten. Es ist völlig normal sich in solch einem Fall eines entsprechenden Büros zu bedienen. Bei einer europaweiten Ausschreibung stehen wir international agierenden Anwaltsbüros gegenüber.

Die Stadt will das Dynamo-Stadion nach wie vor bauen, obwohl der Verein auf einem Abstiegsplatz steht?

Ich gehe davon aus, dass Dynamo in der zweiten Bundesliga bleibt und die aktuellen Probleme in den Griff bekommt. Ich wünsche es dem Verein von ganzem Herzen.

Sie stehen weiter zu Dynamo?

Ja, natürlich. Ich habe mit der Lizenzsicherung einen kleinen Beitrag dafür geleistet, dass Dynamo den Aufstieg schaffen konnte und darauf bin ich nach wie vor stolz. Für den sportlichen Aufstieg oder Niedergang kann ich nichts. Obwohl ich ja immer dann verantwortlich gemacht werde, wenn es um einen Abstieg geht.

Im Zweifel ist der Oberbürgermeister Schuld . . .
. . . Richtig. Das heißt die Aussage wird gerne gemacht, nicht, dass ich an allem Schuld wäre.
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Fragen über Fragen fürs neue Jahr
Von Sven Geisler

Der Fußball-Zweitligist Dynamo Dresden muss nach dem Trainerwechsel an zukunftsträchtigen Konzepten arbeiten.
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Langfristig

Wie werden Trainingsbedingungen und Nachwuchsarbeit auf Profi-Bedingungen gehoben?

Ein Kunstrasenplatz, einige sanierte Sanitäranlagen, renovierte Umkleideräume – mehr hat sich seit Jahren nicht getan. Deshalb muss der Verein gerade jetzt, wo er scheinbar in der schlechteren Verhandlungsposition ist, mit Nachdruck und Kompromissbereitschaft um das neue Stadion und ein Nachwuchsleistungszentrum kämpfen. Ein Rückzug in den Schmollwinkel wäre genauso fatal wie Drohgebärden gegenüber den Stadtvätern.
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