Dresdner Morgenpost 14.Februar 2006
WM-Übertragung im Harbig-Stadion?
Heute soll die Entscheidung fallen, ob und
wo die Fußball-WM in Elb-Florenz live via Großbildleinwand übertragen wird. Die beste Lösung scheint das Rudolf-Harbig-Stadion zu sein - nicht nur, weil dort der Fußball in Dresden zu Hause ist. Im Rathaus will sich
keiner zu diesem Thema äußern. Zu großes Chaos herrschte in den letzten Wochen. Erst sollte die WM-Party auf dem Gelände der Filmnächte gefeiert werden. Doch das unkalkulierbare Sicherheitsrisiko sowie die 150.000
Euro, die der Münchner Veranstalter Südkurve haben will, werden den Plan wohl sterben lassen. Die Stadtväter haben stattdessen zwei andere Standorte im Hinterkopf: Der Parkplatz hinterm Kulturpalast sowie die
Dynamo-Arena. In diesem Wettrennen dürfte die Heimstätte der Schwarz-Gelben gute Karten haben. Grund: Toiletten, Strom und Imbissbuden sind bereits vorhanden. Zudem könnten die Veranstalter die Sicherheit recht
einfach gewährleisten. In dem abgesperrten Areal könnten die Gäste einfach kontroliert werden- ein wichtiges Problem, welches am Kulturpalast nicht ohne weiters gelöst werden dürfte. "Das Harbig-Stadion ist
das Fußball-Zentrum in Dresden. Deshalb wäre die Übertragung hier logisch", findet Dynamo-Aufssichtsrats-Boss Friedemann Küchenmeister.
dnn, 3. Februar 2006
Hoffnung für das Steyer-Stadion
Dresden. Während das marode Rudolf-Harbig-Stadion gemäß dem Wunsch des Stadtrates von der
Firma HBM in ein halbwegs zeitgemäßen Ansprüchen genügendes Fußball-Stadion verwandelt werden soll, kommt auch in die Sanierung des Heinz-Steyer-Stadion Bewegung. Nachdem der Stadtrat den Grundsatzbeschluss zum
Neubau des Harbig-Stadions an eine Lösung für die Dresdner Leichtathletik gekoppelt hatte, beauftragte der Sportstätten- und Bäderbetrieb jetzt die Ingenieurgesellschaft Dresden Dorsch Consult (DDC) mit einer
Machbarkeitsstudie zur Modernisierung der alten Arena im Ostragehege. Das in Teilen baupolizeilich gesperrte Rund soll zu einem multifunktionalen Kleinstadion mit einer Kapazität von 10000 bis 15000 Zuschauern
ausgebaut werden.
Laut Jörn Verleger, Abteilungsleiter Sportstätten und Bäder im städtischen Eigenbetrieb, hatten sich aktuelle und potenzielle neue Nutzer der Anlage im November letzten Jahres gemeinsam mit
dem Kreissportbund (KSB) und dem Sportgymnasium über die künftigen Nutzungsanforderungen verständigt. Neben Vertretern der DSC-Leichtathleten, den Landesliga-Kickern von Dynamo und vom derzeit insolventen DSC
Fußball 98 saßen u.a. auch die Dresden Monarchs mit am Tisch. Der Football-Bundesligist möchte aus Kostengründen künftig lieber im Ostragehege spielen als im geplanten Stadionneubau an der Lennéstraße. Daher sollen
in einem modernisierten Steyer-Stadion Fundamente für Football-Tore integriert sein. Wichtigste Punkte außer dem Erhalt der Laufbahn sind aber die Schaffung von neuen überdachten Zuschauerrängen und die Installation
von Flutlicht sowie einer modernen Anzeigetafel.
Für Gerd Töpfer, DDC-Geschäftsführer und zugleich DSC-Präsidiumsmitglied, ist "die Holztribüne das erste, was gemacht werden muss". Derzeit
werde noch geprüft, ob es finanziell realistisch und sinnvoll sei, die gegenwärtig gesperrte Tribüne (Baujahr 1930) komplett zu erneuern oder nur den Holzaufbau. Klapptribünen, wie sie Töpfers Firma für ein lange
Zeit im Gespräch befindliches Großstadion an der Pieschener Allee entwickelt hatte, kämen für ein Kleinstadion nicht in Frage. 10000 bis 12000 Plätze im gesamten Oval würden allemal ausreichen, um internationale
Leichtathletik-Wettkämpfe durchzuführen. Mehr als 8000 Zuschauer bei einem Spiel hatten auch die potenziellen neuen Mieter von den Dresden Monarchs noch nie. Während man zudem die Ränge im Bereich der Kurven
eventuell etwas rückbauen könnte, würde Töpfer an der Steintribüne vorerst nichts ändern: "Die ist nach der Flut erstmal ganz gut hergerichtet worden." Mit ihrem Zustand könnten die Sportvereine leben,
wenn eine neue Gegentribüne kommt. Größere Schwierigkeiten mit dem Hochwasserschutz sieht Töpfer keine: Mobile Wände an den drei Toren sollen das Stadioninnere vor eindringendem Wasser bewahren.
Unterstützung bekommen Stadt, Vereine und das Schulsportzentrum vom Leichtathletik-Verband Sachsen (LVS): "Der Verband würde einen Ausbau des Stadions sehr befürworten - schon deshalb, weil mit dem Neubau in
Leipzig ein Stadion für Leichtathletik-Wettkämpfe verloren gegangen ist", glaubt Töpfer, dessen Ingenieurgesellschaft die DSC-Trainingshalle und die kürzlich eröffnete Sporthalle im Jägerpark geplant hat.
Was der schrittweise Umbau kosten könnte, konnte Töpfer noch nicht sagen: "Soweit sind wir noch nicht." Jörn Verleger bestätigt ihn: "Es hat noch keine Zwischenvorstellung gegeben. Die
Bearbeitung der Studie wird noch bis Mitte Februar andauern." Dass schnell etwas im Steyer-Stadion passiert, scheint ausgeschlossen. Gerd Töpfer runzelt die Stirn: "Die Aussage der Stadt ist im Moment so:
Es gibt für gar nichts Geld." Für ihn ist die Studie trotzdem ein Anfang: "Dann liegt uns endlich was vor, wie es weitergehen könnte, wenn mal Geld da ist. Das ist doch ein Fortschritt."
Jochen Leimert
Sächsische Zeitung, 2. Februar 2006
Dynamo und die Spielabsagen
Einen Maßnahmekatalog, wie das nächste Heimspiel
gegen 1860 München (10.2., 19 Uhr) gesichert werden soll, fordert die Deutsche Fußball-Liga (DFL) von Dynamo. Das Fax ging am Dienstag zwei Stunden nach der erneuten Absage der Nachholpartie gegen Rostock ein.
Sollte es keine Möglichkeiten geben, den Platz im Rudolf-Harbig-Stadion bespielbar zu bekommen, muss der Verein ein Ausweichstadion benennen. Ob das Leipziger Zentralstadion eine Alternative wäre, will
Dynamo-Geschäftsführer Volkmar Köster klären. Er verweist auf Probleme mit Sponsoren-Verträgen unter anderem für die Bierversorgung. "Es steht nicht so drin, aber man kann herauslesen, dass die DFL eine weitere
Absage in Dresden nicht hinnehmen möchte."
Um die Rutschgefahr auf dem vereisten Rasen des Harbig-Stadions zu minimieren, bot gestern die Schüring Beton GmbH an, Sand zu liefern. 20 Tonnen würden für die
gesamte Spielfläche benötigt. Köster will das Angebot an die Stadt weiterleiten. Die muss als Eigentümer des Stadions über den Einsatz entscheiden.
Eine Rasenheizung wird bereits heute Thema sein, wenn eine
Abordnung der DFL zur (lange geplanten) "Stadionschau" in Dresden weilt. "Es geht um die Auflagen für die Lizenz in der kommenden Saison", berichtet Köster. (SZ/-ler)
Sächsische Zeitung, 2. Februar 2006
SPD: Mittel für Stadionbau rasch umschichten
Die SPD im Stadtrat drängt auf einen zügigen Stadionbau. Sie kritisiert dabei
Kämmerer Hartmut Vorjohann (CDU), der in der SZ den Woba-Verkauf als Bedingung für den Stadionbau bezeichnet hatte. Der Freistaat habe im Zuge des Finanzausgleichsgesetzes entschieden, dass die Stadt acht Millionen
Euro im Etat zugunsten von Investitionen umschichten muss. „Machen wir endlich Nägel mit Köpfen und nutzen einen Teil des Geldes, um in der unendlichen Stadionsgeschichte den entscheidenden Schritt zu tun“, forderte
SPD-Stadtrat Albrecht Leonhardt. Der kommunale Anteil für den Bau beträgt voraussichtlich rund drei Millionen Euro. Die Bürgerinitiative „Woba erhalten“ bemängelt dagegen „Unehrlichkeit“ bei den
Verkaufsbefürwortern. Jene hätten anfangs argumentiert, der Erlös solle der Schuldentilgung dienen. (SZ/ale)
Pressemitteilung der SPD Stadtratsfraktion Dresden, 1. Februar 2006
Stadionbau ist finanziert!
Stadtverwaltung muss endlich handeln
Die lakonische Feststellung des Finanzbürgermeisters, 'Ohne WOBA-Verkauf kein Stadion' stößt bei der SPD-Fraktion auf großes Unverständnis. Richtig ist, dass im
Haushalt 2006 noch keine finanziellen Mittel für den Stadionbau geplant sind. Falsch ist jedoch, dass kein Geld vorhanden wäre:
"Im Januar hat sich der Freistaat Sachsen der Switch-Klausel bedient.
Dadurch erhält die Stadt zusätzliche acht Millionen Euro im Vermögenshaushalt, im Verwaltungshaushalt dagegen fehlen diese", erklärt die finanzpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion Sabine Friedel.
"Die Switch-Klausel stößt bei uns nicht auf Gegenliebe - keineswegs!", so Friedel. "Aber nun ist die Situation da. Und wir sollten das beste daraus machen. Das Geld war im Vermögenshaushalt nicht
vorgesehen, ist also zusätzlich und noch nicht verplant. Der Stadtrat hat beschlossen, zur Schuldentilgung nur all jene Gelder zu verwenden, die aus dem Verkauf der WOBA kommen."
Mit der Verwendung der
Mittel für den Stadionbau käme die Landeshauptstadt Dresden dem Anliegen des Finanzministers nach, zusätzliche Gelder für Investitionen bereit zu stellen. Der sportpolitische Sprecher Albrecht Leonhardt fordert
daher: "Machen wir endlich Nägel mit Köpfen und nutzen einen Teil des Geldes, um in der unendlichen Stadionsgeschichte den entscheidenden Schritt zu tun!"
Bereits im Jahr 2005 hatte die
Landeshauptstadt Dresden zusätzliche Mittel im Vermögenshaushalt erhalten. Grund dafür war die zwischen SPD und CDU im Koalitionsvertrag vereinbarte Investitionspauschale. Nach letzten Informationen im
Finanzausschuss wurden diese Mittel nicht vollständig ausgegeben.
Ansprechpartner/in:
Sabine Friedel, Tel.: 0178-7492079
Dr. Albrecht Leonhardt, Tel.: 0172-7843300
SPD-Stadtratsfraktion Dresden
Sächsische Zeitung, 1. Februar 2006
Stadt hat keinen Cent fürs Stadion eingeplant
Von Thilo Alexe
Arena. Das Rathaus hat Verhandlungen mit dem Sportstättenbauer HBM aufgenommen. Heikel wird es beim Geld.
Vor den Beteiligten liegt jede Menge Arbeit. Rund dreieinhalb Stunden haben Vertreter des Stadionbauers HBM, der Stadt und des Zweitligisten Dynamo Dresden zusammengesessen und über die sportpolitische
Gretchenfrage der Landeshauptstadt gebrütet. Sie heißt: Wie kann an der Stelle des maroden Harbig-Ovals eine neue Fußballarena entstehen?
„Das war die erste Runde. Die Themen, die wir besprechen müssen,
wurden geklärt. Zudem haben wir den Fahrplan für die weiteren Verhandlungen abgesteckt“, sagt Axel Eichholtz, der Geschäftsführer der HBM Stadien- und Sportstättenbau GmbH. Zu den Details schweigt der
Diplomingenieur.
Knackpunkt Finanzen
Doch gerade die sind interessant. Nachdem sich der Stadtrat entgegen der Verwaltungsempfehlung für das Angebot von HBM entschieden hat, muss die Rathausspitze nun
mit dem in Neuss ansässigen Konzern verhandeln. „Das macht mir nichts aus“, sagt Ulrich Finger, der im Rathaus das Projekt koordiniert. „Wir bauen auch dieses Stadion“, fügt er wohlwollend hinzu. Die Knackpunkte
nennt allerdings auch Finger nicht. Einer davon dürfte wenig überraschend die Finanzierung sein. Rund drei Millionen Euro will HBM als Zuschuss von der Stadt für den Bau. Die Summe hat, wie es im Verwaltungsdeutsch
heißt, im Etat keinen Titel, sprich: Sie ist im jüngst vom Stadtrat abgesegneten Haushaltsentwurf für 2006 nicht eingeplant.
Und genau darin dürfte eine der Hauptschwierigkeiten liegen, das Projekt zu
stemmen. Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann hat bereits in einem SZ-Gespräch zum Jahreswechsel deutlich gemacht: „Ohne Woba-Verkauf kein Stadion“. Damit ist er vom Kurs abgewichen, den Oberbürgermeister Ingolf
Roßberg (FDP) vorgegeben hat. Der Rathauschef hatte mehrfach Bedenken angemeldet, Geld aus dem höchst umstrittenen Verkauf von knapp 50 000 städtischen Wohnungen in den Stadionbau zu stecken. Doch auch an anderen
Stellen besteht Diskussionsbedarf – etwa bei der Größe der Arena. Anwalt Matthias Matzka, der bei der Runde Dynamo vertrat, berichtet, dass der von HBM engagierte Architekt bei der Runde über eine mögliche
Aufstockung der Zuschauerkapazität referiert hat. Das kommt Dynamo – der Club hatte eigentlich mit dem Angebot des Unternehmers Walter Hellmich geliebäugelt – vermutlich entgegen. Immer wieder hieß es von der
Vereinsspitze, dass 40 000 Plätze nicht schlecht für Dresden wären – das Stadion hätte dann Länderspielkapazität.
Hoffen auf die Sommerpause
Dritter Punkt: Baubeginn. Im Stadtrat wird spekuliert, dass
in diesem Jahr die Bagger nicht mehr rollen werden, auch Sportbürgermeister Winfried Lehmann (CDU) rechnet erst für 2007 mit dem Start. Ulrich Finger sieht das, trotz der sportlichen Dynamo-Krise, anders: „Noch ist
es möglich, dass in diesem Jahr gebaut wird.“ Dazu müssten die Verhandlungen zügig laufen und der Stadtrat das Ergebnis billigen. Von Vorteil wäre, wie Finger vorrechnet, ein Baubeginn in der Sommerpause. Bei einer
geschätzten Bauzeit von etwas mehr als einem Jahr würde dann lediglich ein Winter die Arbeiten behindern.
Zudem käme Dynamo dann rascher zu einer Rasenheizung, die vom Deutschen Fußballbund (DFB) bereits für
die kommende Saison gefordert wird. „Wir hoffen, dass der DFB ein Einsehen hat, wenn wir bauen“, sagt Finger. Im neuen Stadion sei eine Rasenheizung eingeplant. Ein separater Einbau unter das alte Oval koste
mindestens eine halbe Million Euro.
Prinzip Eierei
Im Rathaus wird wieder einmal nach Geld gesucht. Diesmal geht es um den Neubau des Dynamo-Stadions. Während
zuerst die Stadt gar nichts dazu geben wollte, war die Verwaltung zwischenzeitlich bereit, über sieben Millionen Euro dazu zu zahlen. Für das HBM-Projekt sollen es jetzt rund drei Millionen Kosten für die Stadt
sein. Aber die sind im Haushalt gar nicht eingeplant.
Der CDU-Finanzbürgermeister sieht keinen Spielraum, aber eine Chance, wenn die Woba verkauft wird. Dieses Geld allerdings sollte genutzt werden, um die
Schulden zu tilgen. Zudem ist die Woba weder verkauft noch steht fest, wer sie kauft und wie viel Geld tatsächlich in die Kasse kommt. FDP-Oberbürgermeister Ingolf Roßberg wiederum möchte keinen Cent aus dem
Woba-Verkauf in den Bau fließen lassen.
Das Verrückte an der Situation ist, dass sowohl der Stadtrat als auch die Verwaltung für Dynamo und die Fußballfans etwas planen, was keine finanzielle Grundlage hat.
Ingolf Roßberg deutete zwar an, er habe eine Lösung in der Tasche, aber verraten hat er sie bisher niemandem. Ein privates Unternehmen würde an derlei Finanzzauberei zu Grunde gehen. Bei der Stadt ist die Eierei
leider Prinzip. Ein bedauerlicher Zustand.
ufer.peter@dd-v.de