Jahr 2006




MOPO 31.05.06

Vier XXL-Giraffen für Dresden: Stadiontürme in Schwarz-Gelb

Toi, toi, toi - Dresden bekommt die größten Giraffen der Welt! Vier 40 Meter hohe Langhälse sollen bald über die Dächer der Stadt schauen. Der Dresdner Bildhauer Siegfried Haas und Projektmanagerin Anja von den Hoff haben eine fantastische Vision: Sie wollen die Flutlichttürme des Rudolf-Harbig-Stadions in Giraffen verwandeln!

Der tierische Plan des Duos könnte aufgehen. „Mit dem Stadionbau fallen die Türme ohnehin. Und bis dahin verändern wir nichts an der Konstruktion", erklärt Haas. Wohl aber am äußeren Erscheinungsbild der schon im Volksmund so genannten Giraffen.

Jeder Turm soll bis unter die Flutlichter im Giraffen-Look bemalt werden. „Schwarz-Gelb sind unsere Stadtfarben und die der Dynamos", baut Anja von den Hoff eine Brücke. „Die Giraffen sollen auf humorvolle Weise den Blick auf Dresden lenken. Wir könnten mit der temporären Aktion überregionale Aufmerksamkeit auf die Stadt ziehen."

Außerdem: Die Giraffen richten den Blick nach oben - und das sollten auch unsere Dynamos. Die Kostümierung der Türme könnte sofort losgehen. Die fünf Theaterplastiker der Firma „Lava" übernehmen die Bemalung -300 qm pro Giraffe. „Zufällig sind das alles Bergsteiger, die sich für die Malerarbeiten von oben abseilen würden", sagt Haas. Nicht tropfende Spezialfarben hat er schon ausgesucht. „Die Giraffenköpfe werden ebenfalls von den Theaterkollegen gefertigt, aus Leichtmetall."

Was bislang noch fehlt, sind Sponsoren. Rund 25.000Euro frisst eine Giraffe. Wer sie füttert (Anjavondenhoff@aol.com, Tel. 0174/9 75 85 56), kann Werbung auf Brust oder schwarzen Flecken des Savannentieres platzieren - bis der Turm fällt.

Die Begeisterung für die Langhälse schlägt nicht nur im Stadion und beim „Pro RHS"-Fanclub La-Ola-Wellen. Rathaussprecher Kai Schulz und Stadionbeauftragter Ulrich Finger unisono: „Es wäre toll, wenn die Giraffen Wirklichkeit würden."
Katrin Koch

STRABAG verliert!

DRESDEN - Gott sei dank» Die Vergabekammer Leipzig hat gestern die Klage der Baufirma Strabag abgewiesen. Das Unternehmen hatte der Stadtverwaltung Dresden vorgeworfen, den Bau des Dynamo-Stadions nicht richtig vergeben zu haben.

„Konkret vermutete die Firma, wir hätten ihr Finanzierungskonzept nicht verstanden und deshalb ein anderes Unternehmen berücksichtigt", erklärt der städtische Stadion-Beauftragte Ulrich Finger. Nach der sechsstündigen Verhandlung zog die Strabag ihre Klage wegen Erfolglosigkeit zurück. Damit ist der zweite Versuch, die Vergabe anzufechten, gescheitert. Im Januar unterlag bereits das Unternehmen Hochtief.

 

SZ, 26. Mai 2006 (Auszug)

"„Ich habe mich in Dresden sofort zu Hause gefühlt. Die Stadt ist schön, und die Fans sind sensationell. Hier habe ich die Freude am Fußball wiedergefunden“, begründet Ulich, dem ein hoch dotiertes Angebot von Rot-Weiß Essen vorgelegen haben soll. Anstatt in die zweite Liga zu wechseln, will er mit Dynamo aufsteigen. „Ich bin überzeugt, dass wir es mit der Mannschaft, dem Trainer und der Rückendeckung durch unsere vielen Anhänger schaffen können. Ein anderes Ziel kann es nicht geben“, sagt der 31-Jährige. „Wenn jetzt auch ein neues Stadion gebaut wird, gehört Dresden zu den besten Adressen im deutschen Fußball.“

SZ, 24.Mai 2006

24. Mai 1941: Der Dresdner Leichtathlet Rudolf Harbig (1913 – 1944) läuft auf der Ilgen-Kampfbahn (dem heutigen Rudolf-Harbig-Stadion) mit 2,21 Minuten einen neuen Weltrekord über 1 000 Meter. Harbig stellt in seiner sportlichen Laufbahn insgesamt sechs Weltrekorde auf, wird zweimal Europameister und siebenmal Deutscher Meister. (hn)
 

Wochenkurier 23.Mai 2006

Einwurf von
Gert Zimmermann

Der Eunuche weiss zwar ganz genau, wie es geht. Aber er kann es nicht. Ähnlich geht es den 70 Menschen, die sich im Dresdner Stadtrat treffen, um ihre Zeit totzuschlagen. Sie geben zu Protokoll, ein Stadion bauen zu wollen, eventuell auch eine Brücke oder eine Operette. Aber sie wissen nicht, wie es geht. Sie lassen sich beraten, sie geben teure Studien in Auftrag, damit das von den Bürgern eingenommene Geld auch sinnlos mit beiden Händen wieder ausgegeben wird. Und sie sind traurig, dass ihre tolle Arbeit nicht genügend Anerkennung findet. Hauptsache, sie sind für den Frieden, wenn auch der eigene, innere schon lange zerrüttet ist. Immer und immer wieder finden sie mal den oder auch den anderen Abnehmer ihrer abstrusen Ideen, um sich wichtig vorzukommen. Ist ja aber auch nicht schlimm, wenn die Fußballmannschaft, die gerade aus der Zweiten Liga abgestiegen ist, auch nach der Suche nach sich selbst ist. Dynamo Dresden, so hat es den Anschein, zerbröselt langsam in alle Winde. Es war nur zu klar, dass sich nach dem letzten Auftritt im bezahlten Fußball das Karussell kräftig zu drehen beginnt. Torhüter Nummer 1 ist jetzt Oliver Herber, wenn er mitspielt. Denn auch ihm wurde schon mal gesagt, dass er sich einen neuen Verein suchen soll. Seine bisherigen Kollegen Kresic und Horvat sind genau so weg wie Maik Wagefeld und Joshua Kennedy. Kresic hat sich bis zur letzten Minute wie ein Profi verhalten, obwohl er wegen seiner im Vertrag festgeschriebenen Verlängerung für Liga Zwei bis zum Schluss gar nicht mehr eingesetzt werden sollte. Nach dem Abstieg zeigt der Kroate den Daumen. Um Wagefeld kümmerte sich kein Mensch vom Verein, als der gerade mit Schmerzen operiert im Krankenhaus lag. Und Kennedy machte das ganze Umfeld zwar einen riesigen Spaß, aber er fragte schon nach einem halben Jahr nach der Professionalität bei den Schwarz-Gelben. Innerhalb von drei Tagen verwarf der Klub den eigenen Plan, einen Antrag auf die Südstaffel der Regionalliga stellen zu wollen, denn die Nordstaffel birgt bei den Derbys doch die Möglichkeit der Mehreinnahmen durch die Zuschauer. Die sind nun einmal das größte Kapital des Klubs. Was fehlt, ist einer wie Assauer. Der ist kein Eunuche, eher ein Macho, hat eine Frau aus Dresden und Ahnung vom Geschäft. Halt, wir sind Dresden und alle etwas anders.

Sächsische Zeitung, 22.Mai 2006

Stadionfrage wird zum Dauerbrenner

Am Rande des Dresdner Rastellifinales dominierte eine Frage: Was wird aus dem Projekt Neubau des Harbig-Stadions?
Der Stadtrat hat in der vergangenen Woche zwar den Entwurf des Unternehmens HBM gebilligt, aber Nachbesserungen bei der Finanzierung gefordert. Die Verwaltung soll nachverhandeln, voraussichtlich am 29. Juni soll das Thema erneut in den Stadtrat.
Die Dynamo-Aufsichtsräte Jens Genschmar und Albrecht Leonhardt, die für FDP und Bürgerfraktion im Stadtrat sitzen, sind mit dem Antrag gescheitert, in dieser Zeit die Bauplanungen voranzutreiben. Sie wollten, dass nach einer Einigung sofort gebaut werden kann.
In der Debatte zeichnete sich eine Mehrheit pro Stadion ab. Der Verwaltung wurde aber bescheinigt, die Finanzen zu wenig transparent gemacht zu haben.

MOPO 20.Mai 2006

Genschmar: „Wir müssen Druck machen!“

DRESDEN - Mutlos, verkorkste Pässe und mutwillige Fouls – so agierten nicht die Dynamo-Spieler, sondern die Stadträte. Statt den Stadion-Neubau zu beschließen, verschoben sie die Entscheidung.

Einen Tag danach waren Fans und Vereinsführung immer noch enttäuscht. Hauptgeschäftsführer Volkmar Köster: „Sie haben sich zwar zur Arena bekannt, aber nicht die Planungen in Auftrag gegeben - das wäre konsequent. Damit steht die Hintertür weiter offen, eventuell doch keins zu bauen." Diese bittere Nachricht musste er gestern der DFL vermelden: „Dieses Spiel sehen die sich aber nicht lange an", vermutet der 44-Jährige.

Passiert nix, muss die marode Arena für 4,5 Millionen Euro für die Regionalliga-Saison fit gemacht werden. Damit aber nicht wieder nur geflickt wird, will der Dynamo-Aufsichtsrat und FDP-Stadtrat Jens Genschmar unter den Fans die Werbetrommel rühren: „Wir müssen Druck machen, damit am 15. Juni die endgültige Entscheidung fällt. Und die kann nur lauten - bauen!" E. Lucke

BILD Dresden, 19. Mai 2006

Ihr Kaputt-Quatscher!
So zerreden unsere Stadträte unser Dynamo-Stadion
Von WIEBKE MÜLLER

Dresden - Es könnte alles so einfach sein: Die Bauverträge fürs neue Dynamo-Stadion (41 Millionen Euro) liegen angeblich unterschriftsreif im Rathaus. Die Bagger sollten im Sommer anrollen. Doch ob daraus was wird, steht in den Sternen... Denn kaum ist der OB wegen der Amigo-Affäre suspendiert und Dynamo aus der Bundesliga abgestiegen, wird das neue Stadion vom Stadtrat kaputt geredet. Eine Farce! Jeden Tag werden neue Horror-Meldungen lanciert. Mal ist das Stadion zu teuer, dann ist plötzlich sogar die Lage falsch. CDU-Stadtrat Christian Hartmann (31) schockte zuletzt mit dieser verwegenen Rechnung: „Mit Krediten, Zuschüssen und 40-Millionen-Bürgschaft kostet das Stadion real bis zu 150 Millionen Euro." Und das passe nicht zum Schuldenverbot, zu dem sich die Stadt verpflichten will. Patrick Schreiber (26, CDU): „Ich will eine gesicherte Finanzierung. Dynamo hält doch nur die Hand auf." Dr. Helfried Reuther (55, CDU) nennt die Stadionvorlage sogar „Mist". Christine Ostrowski (60, Linkspartei) setzte sich mit einem Prüfauftrag durch, ob sich die Stadt neben Stadion auch neue Operette und Zoo leisten kann „oder ob wir Gebühren erhöhen müssen." Der Wirtschaftsexperte Lars Fiehler (35) von der IHK Dresden hält dagegen: „Klar gehört ein neues Stadion zur Kür und nicht zum Pflichtprogramm einer Stadt. Doch der alte Kasten kostet Dresden einen Haufen Geld." In den nächsten zehn Jahren schluckt das marode HarbigStadion neun Millionen Euro allein an laufenden Unterhaltskosten. Alles nicht neu. Auch darum entschied sich der Stadtrat schon 2004 für den Neubau, stimmte jetzt im Januar für den Investor HBM. Die Politiker versicherten gar: Auch wenn Dynamo absteigt, wird das Stadion gebaut! Alles schon vergessen? Die Dynamo-Fans sind schon jetzt empört über das neuerliche Gezerre. Dynamo-Aufsichtsrat Albrecht Leonhardt (56) schimpft: „Mich wundert nicht, daß das Interesse der Bürger am Stadtrat permanent abnimmt." Bis Mitte Juni will das Rathaus die Baukosten mit dem Investor neu verhandeln, die Finanzierungspläne wurden gestern Abend erst mal abgelehnt. Kommt es zu keiner Einigung, wird das Stadion bis auf weiteres wohl nicht gebaut. Entscheidung lag bei Redaktionsschluß noch nicht vor.

Dresdner MOPO, 19.Mai 2006

Neues Stadion: "Im Prinzip ja, aber das Geld..."

Stadtrat beschloss: Weg mit den Dynamo-Giraffen, ansonsten gabs nur "Affenzirkus"

Dresden bekommt ein neues Stadion - wahrscheinlich. Denn auch gestern fasste der Stadtrat dazu keinen eindeutigen Beschluss. Stattdessen wird jetzt noch mal bis Mitte Juni verhandelt. Los ging die erste Sitzung ohne den suspendierten Oberbürgermeister Ingolf Roßberg (FDP) mit einer Erklärung seines Stellvertreters Lutz Vogel (parteilos): "Es ist mehr als eine übliche Urlaubsvertretung.

Ich werde das Amt engagiert, überparteilich und unabhängig ausüben. Ich strebe das OB-Amt aber nicht an und werde für eine Kandidatur nicht zur Verfügung stehen. Stillstand können wir uns jetzt aber nicht leisten. Deshalb bitte ich den Rat, gemeinsam mit mir zum Wohl der Stadt zu arbeiten." Dann ging's ans Stadion. AlleFraktionen beteuerten, dass sie sich zum Rudolf-Harbig-Stadion bekennen. Allerdings wollte die CDU den Beschluss vertagen. Fraktions-Chef Michael Grötsch: „Es muss festgelegt werden, dass die Stadt keine Bürgschaft für den Bau gibt." Die CDU wollte auch einen Bau unter städtischer Regie prüfen, konnte sich aber auch damit nicht durchsetzen. Das Spiel hieß 5 gegen 1 - PDS, SPD, Grüne, FDP und Bürgerfraktion setzten sich mit einem gemeinsamen Antrag gegen die CDU durch: Der Rat will das Stadion von der Firma HBM, allerdings ist die Finanzierung nicht ausreichend. Bis zum 15. Juni soll die Stadt zwei alternative Finanzierungsmodelle vorlegen: Den Neubau mit weniger finanziellen Risiken für die Stadt-die CDU spricht derzeit von bis zu 150 Millionen Euro. Und die Kosten für die Sanierung des alten Stadions. Außerdem sollen die finanziellen Auswirkungen aufgelistet werden, wenn die Stadt in Operette, Stadion, Zoo und Kulturpalast investiert. Damit könnte das Stadion wieder auf der Kippe stehen. Endgültig entschieden ist, dass die Flutlichtmasten nicht stehen bleiben. Von den so genannten Giraffen wollte Stadtrat Andre Schollbach eine erhalten. Nach der Ablehnung sagte OB-Vertreter Vogel: "Bleibt der Trost, dass der Zoo eine Giraffen-Anlage plant." AW

Stadionwelt.de, 19.Mai 2006

Stadtrat stimmt für Neubau

Dynamo Dresden hat die Stadtratsentscheidung für den Bau einer neuen Fußball-Arena mit großer Erleichterung aufgenommen. Am späten Donnerstagabend sprach sich das Gremium mit 46 zu 20 Stimmen für einen Stadionneubau aus, möchte allerdings die finanziellen Risiken für die Stadt minimieren, weshalb es nachträgliche Verhandlungen mit den Bauunternehmen geben soll. Die Feststellung der DFL und des Hauptnutzers, Dynamo Dresden, das Rudolf-Harbig-Stadion erfülle nicht einmal mehr die Sicherheitsstandards für die Regionalliga, forcierte diese Entscheidung.

„Wir sind unendlich froh, dass der Weg für das neue Stadion nun endlich frei ist“, sagte Dynamos Hauptgeschäftsführer Volkmar Köster. Dass sich der Baustart erneut verzögert, weil am Finanzkonzept nachgebessert werden muss, ist für Köster kein Problem: „Darauf kommt es aber nun fast auch nicht mehr an. Positiv ist, dass sich die übergroße Mehrheit der Stadträte für den Profifußball in Dresden und für Dynamo entschieden hat. Jetzt ist es an uns, schnellstmöglich in den bezahlten Fußball zurückzukehren.“ (Stadionwelt / dpa, 19.05.2006)

Sächsische Zeitung, 19. Mai 2006

Befürworter und Zögerer

Wie alles rund um den Fußball ist die Stadionfrage eine emotional diskutierte.
Die Befürworter, die das finanzielle Risiko beim vorliegenden HBM-Angebot für beherrschbar halten, aber Nachbesserungen fordern, sind: SPD, Linksfraktion, FDP, Grüne sowie die Bürgerfraktion. Sie haben zusammen im Rat eine stabile Mehrheit.
Zu den Zögerern zählt die CDU. Die Fraktion hält das finanzielle Risiko mehrheitlich für überhöht. Neben Sachargumenten gibt es aber auch interne Befindlichkeiten. Im Kreisverband gibt es Fans des Ostrageheges, in der Fraktion aber auch Pragmatiker, die rasch bauen wollen. Besonders deutlich vor Risiken warnt Kämmerer Hartmut Vorjohann.

Rat treibt Stadionbau voran
Von Thilo Alexe

Arena. Die Planungen für Dynamos neue Heimat gewinnen an Kontur. Doch noch sind nicht alle Hürden ausgeräumt.

Die Dynamo-Vertreter klatschen sich kurz ab, dann dominieren wieder ernste Mienen bei den Repräsentanten des Drittligisten wider Willen. „Klar sind wir zufrieden mit dem Votum“, sagt Aufsichtsratsboss Friedemann Küchenmeister nach einer mehr als zweistündigen Stadtratsdebatte. „Doch der Wermutstropfen ist: Im Sommer wird wohl nicht mehr gebaut.“

Besser als Küchenmeister bringen es auch geübte Rathauskorrespondenten nicht auf den Punkt. Denn was die Stadträte in acht Einzelabstimmungen beschließen, hat durchaus ambivalente Züge. Einerseits wird der Entwurf von HBM begrüßt, „bestätigt“, wie es im Amtsdeutsch heißt. Andererseits aber soll die Stadt nachverhandeln, das Risiko minimieren und Alternativen zur Finanzierung entwickeln.

„Das ist nicht ganz einfach, wenn man nur noch mit einem verhandelt“, kommentiert Kämmerer Hartmut Vorjohann (CDU), der während der Debatte schweigt, den Beschluss süffisant auf dem Rathausflur. Doch Links- und Bürgerfraktion sowie Grüne, FDP und SPD haben die Entscheidung nach zähen Verhandlungen mit einer stabilen Mehrheit untersetzt, so dass die Verwaltung bis Mitte Juni eine weitere Vorlage präsentieren muss, über die am 29. Juni abgestimmt werden soll. Jens Genschmar (FDP) und Albrecht Leonhardt (Bürger) bringen dagegen den Zusatz nicht durch, dass Stadt und HBM eine Planungsvereinbarung abschließen, um bei positivem Entscheid gleich im Sommer mit dem Bau beginnen zu können. Linksfraktionärin Christine Ostrowski hat mit ihrem Ansinnen Erfolg, dass die Stadt bitte berechnen möge, wie sie die Vorhaben Stadion, Operette, Zoo und Kulturpalast bis zum Ende der Stadtratsperiode 2009 „finanziell einordnet“. Merkwürdig: Im Zahlenwirrwarr um das rund 40-Millionen-Euro-Projekt gibt es kaum Erhellung. Die CDU hält daran fest, dass im schlimmsten Fall in 45 Jahren bis zu 150 Millionen Euro bewegt werden – zum Nachteil der Stadt. Sie kann sich auch mit einem Bürgschaftsverbot nicht durchsetzen. Auch die Linken scheitern: Alle Giraffen müssen weichen.

Ergänzung aus der SZ/Kommentar:

Andy Dallmann zum Stadion

Fortschritt

Ein kleiner Schritt für den Stadtrat und ein noch kleinerer hin zum Stadion. Doch wenigstens schoben sich bei der gestrigen Sitzung des Kommunalparlamentes nicht wieder neue Verhinderer in den Planungsweg, um das Projekt generell zu verzögern. Die CDU bekräftigte zwar ihre Skepsis mit Blick auf die Finanzierung des Ganzen. Doch selbst der Abstieg von Dynamo in die dritte Liga wird nicht mehr als Gegenargument bemüht. Dieser Einwand ist ja auch zu fadenscheinig. Denn egal, in welcher Liga die Dresdner Mannschaft kickt, eine Spielstätte wie die anvisierte wäre eine vielseitig wirkende Attraktion. Anderswo mutieren Stadien regelmäßig zu Open-Air-Bühnen, die nicht nur positive Schlagzeilen, sondern auch bares Geld einbringen. Derartiges ist mit der alten Dynamo-Heimstatt weiß Gott nicht zu machen. Dagegen stünde das neue Stadion nicht nur für erstklassige Sportbedingungen, es stünde einer Kulturstadt einfach gut zu Gesicht.

DNN, 19. Mai 2006

Der Gewinner ist: Ersatz-OB Vogel

Er war der eigentliche Gewinner in der gestrigen ersten Stadtratssitzung ohne den suspendierten Oberbürgermeister Ingolf Roßberg (FDP) und nahm allen Kritikern den Wind aus den Segeln: Dr. Lutz Vogel, parteilos. Das bewies Vogel nicht nur mit seiner Erklärung zu Beginn der Sitzung, sondern auch im Verlauf der zweistündigen, gelegentlich hitzigen Debatte zum Stadionneubau.

"Ich gehe davon aus, dass der OB zurückkehren wird", schickte Vogel in seiner Rede voraus. Er werde sein Amt engagiert, überparteilich und unabhängig von den Interessen als Kulturbeigeordneter ausfüllen. Eloquent proklamierte Vogel "größtmögliche Transparenz und vertrauensvolle Zusammenarbeit". Treffen mit den Chefs der Fraktionen soll es häufiger geben als bislang, zum Beispiel im Juni zum Thema Operette. "Stillstand können wir uns nicht leisten", konstatierte Vogel.

Emotional legte Sportbürgermeister Winfried Lehmann (CDU) beim Thema Stadion nach. "Ich möchte keinSchreckensszenario vorstellen", spielte er auf die 150-Millionen-Kosten-Rechnung von Christian Hartmann (CDU) an. Fußball sei ein Wirtschaftsfaktor für Dresden, eine Steuer-Einnahmequelle, und ein neues Stadion seiLebens-, Freizeit- und Motivationsraum. Der Stadtrat solle den Weg für weitere Verhandlungen mit HBM frei machen.

Das tat der Stadtrat dann auch mit 46 Ja- bei 20-Nein-Stimmen. Die CDU verpasste es dabei, über ihren Schatten zu springen und sich dem interfraktionellen Antrag von Linke, Grüne, SPD, FDP und Bürgerfraktion anzuschließen. Denn eigentlich waren sich alle im Ziel einig: "Auch wir wollen an der Lennéstraße ein neues Stadion", bekannte Hartmann. Doch die Fronten standen sich unversöhnlich gegenüber. Bei allen Risiken, die von der CDU und Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) zu Recht benannt würden, müsse es doch möglich sein, bei jährlichen Einnahmen von 1,3 Milliarden Euro ein Stadion als Investition im Haushalt einzuplanen, erklärte FDP-Stadtrat Jan Mücke.

Die Kernpunkte des interfraktionellen Antrags zum Stadion lauten:

Der Rat bestätigt den Stand der Verhandlungen mit HBM, was Gesamtentwurf und Außenanlagen betrifft.

Bis 15. Juni sollen Ulrich Finger und Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann mindestens zwei alternative Finanzierungsmodelle vorlegen, mit HBM weiterverhandeln und die Risiken eindeutig benennen.

Falls Dynamo Dresden in der1. Bundesliga spielt, soll der Verein Gelder an die Stadt zurückzahlen.

Auf Antrag von Christine Ostrowski (Linke) soll die Stadt parallel dazu eine Berechnung vorlegen, was die Großprojekte Operette, Zoo, Stadion und Kulturpalast bis 2008 kosten.
Ralf Redemund

Stadionbau: Stadtrat sagt Ja zu Konzept von HBM

Finanzierung noch ungeklärt / Stadt soll bis 15 Juni nachverhandeln

Dresden (DNN/rare). Mit überwältigender .Mehrheit aller Fraktionen außer der CDU hat der Stadtrat gestern den bisherigen Stand der Verhandlungen mit der HBM Stadien-und Sportstättenbau GmbH zum Neu-bau eines Rudolf-Harbig-Stadions bestätigt. Noch unklar ist allerdings die Finanzierung des 44-Millionen-Euro-Projekts. Bis 15. Juni soll die Stadt nachverhandeln, Alternativen vorlegen und die Risiken benennen.

Der Antrag von Linke-Stadtrat Andre Schollbach auf Erhalt eines Flutlichtmastes („Giraffe") als technisches Denkmal in der Badkurve des Harbig-Stadions wurde mehrheitlich abgelehnt. Die CDU-Vorlage, bereits bis 30. Mai alle Gesamtkosten und langfristigen Verbindlichkeiten darzulegen, scheiterte an allen anderen Fraktionen.

Nach der von Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) losgetretenen Bürgschafts-Debatte sowie dem 150-Millionen-Euro-Schreckensszenario von Christian Hartmann für den Fall, dass alle Beteiligten außer der Stadt Pleite gehen, standen die Christdemokraten in der Ecke der Stadionverhinderer, auch wenn sie selbst diesen Vorwurf von sich wiesen. Er habe von der CDU und Vorjohann immer nur gehört, wie es nicht gehe, aber keinen konstruktiven Vorschlag vernommen, wie es gehe, erklärte SPD-Stadtrat Thomas Blümel. Albrecht Leonhardt (Bürgerfraktion) warf der CDU Verhinderungspolitik vor. FDP-Stadtrat Jens Genschmar machte in den Reihen der CDU Politiker aus, die lieber ein Stadion im Ostragehege wollen. Genschmar und Leonhardt scheiterten jedoch mit einem Antrag, dass die Stadt und HBM jetzt schon mit den Planungen beginnen können. Das sei der einzige fade Beigeschmack an diesem Abend, sagte Dynamo-Aufsichtsratschef Friedemann Küchenmeister.

Für Vorjohann gab es einen anderen faden Beigeschmack. Die Entscheidung vom Januar, nur mit einem Bieter zu verhandeln, sei falsch gewesen. Ohne Konkurrenz verhandele es sich schlechter. Er sei jedoch froh darüber, dass das Thema Risiko in den Köpfen der Stadträte angekommen sei.

Stadionbeauftrager Ulrich Finger freute sich über das klare Votum für das Bau- und Finanzierungsmodell. Lob von allen Seiten erntete Lutz Vogel (parteilos), der den beurlaubten OB Ingolf Roßberg (FDP) witzig und souverän in der „Vogel-Ära" vertrat.

mdr, 18. Mai 2006

Dresdner Stadtrat stimmt für Stadionneubau

Der Dresdner Stadtrat hat sich am Abend erneut für einen Stadionneubau für Dynamo Dresden ausgesprochen. Allerdings soll es Nachverhandlungen mit dem Bauunternehmen geben, um die finanziellen Risiken für die Stadt zu verringern. Die neue Arena soll über 40 Millionen Euro kosten und Ende kommenden Jahres fertig sein. Nach Angaben von Dynamo Dresden ist der bauliche und sicherheitstechnische Zustand des Rudolf-Harbig-Stadion auch für die Regionalliga nicht ausreichend.

DNN, 18. Mai 2006

Stadt soll bis 15. Juni mit HBM weiter verhandeln

Die CDU-Fraktion steuert in der Frage Neubau des Rudolf-Harbig-Stadions auf eine politische Isolierung zu. Die Fraktionen Linke, SPD und Bündnisgrüne wollen heute im Stadtrat einen gemeinsamen Antrag einbringen, dem sich FDP und Bürgerfraktion wahrscheinlich anschließen werden. Tenor: Der Stadtrat bestätigt die Verhandlungen der Stadt mit HBM, inklusive Gesamtentwurf, lichtdurchlässigem Dach und den Außenanlagen. Die Stadt soll mit HBM über die Finanzierung weiter verhandeln und bis 15. Juni einen unterschriftsreifen Vertragsentwurf mitsamt Alternativen vorlegen.

Die CDU-Fraktion präsentierte gestern der Presse ein Horrorszenario. Im schlimmsten Fall müsse die Stadt 45 Jahre lang insgesamt für 150 Millionen Euro (Brutto) einstehen, so Christian Hartmann. Die Annahmen: HBM geht nach dem Stadionneubau pleite. Die Betreibergesellschaft geht pleite. Dynamo geht pleite - oder spielt 45 Jahre lang in der Oberliga. Dann müsse die Stadt laut derzeitigem Vertragsentwurf jährlich brutto 2,39 Millionen Euro Zuschüsse zahlen. Und das Stadion falle an die Stadt und somit die 40-Millionen-Baukosten bzw. die Raten an die kreditgebenden Banken. "Der Standort steht für uns nicht in Frage", beteuerte Hartmann. Die CDU bekenne sich zum Harbig-Stadion, sei aber nicht bereit, einen solchen Vertrag zu akzeptieren.

Ulrich Finger, Stadionbeauftragter im Geschäftsbereich von OB Ingolf Roßberg, schüttelte nur den Kopf. Das sei reine Theorie, und keine besonders gute. Würden die ganzen Pleite-Annahmen zutreffen, würde die Stadt das Stadion an sich ziehen und müsste die Zuschüsse eben nicht zahlen. "Wenn wir davon ausgehen, dass Dynamo nie im bezahlten Fußball spielen wird, brauchen wir auch kein Stadion", sagte Finger. Seine Gegenrechnung: Spielt Dynamo im Profifußball, erhält die Stadt für 6,6 Millionen ein neues Stadion.

Bürgschaft ist keine Verschuldung

Und selbst wenn die Stadt eine Bürgschaft übernehme, sei das nicht automatisch eine Verschuldung, betonte gestern Holm Felber, Sprecher des Regierungspräsidiums, auf DNN-Anfrage. Manche Bürgschaften könne eine Kommune auch "aus dem Bestand" stemmen. Eine Bürgschaft sei auch kein kreditähnliches Rechtsgeschäft.

Andere Städte bau(t)en unterdessen Stadien. Zwei Beispiele:

Magdeburg baut für rund 31 Millionen Euro ein neues Stadion. Die Stadt und Bauträger Hochtief Essen teilen sich die Kosten. Magdeburg zahlt 15 Millionen Euro Cash, 15 Millionen Euro für eine Bürgschaft sowie 350 000 Euro jährliche Betriebskosten.

Hannover hat mit HBM für 66 Millionen eine Arena gebaut. Davon zahlte die Stadt 22 Millionen plus 22 Millionen für einen verbürgten Kredit sowie 850000 Euro jährlich Betriebskosten.

Ulrich Fingers Fazit: Es gibt in ganz Deutschland kein so stadtgünstiges Stadionneubau-Projekt wie in Dresden mit HBM.
Ralf Redemund

Sächsische Zeitung, 18. Mai 2006

CDU: Stadion kostet bis zu 150 Millionen Euro
Von Thilo Alexe

Stadtrat. Der Bau der Arena erhitzt die Gemüter. Bei der heutigen Sitzung sollen zudem Schulden verboten werden.
Stadionbau
Die CDU-Fraktion nennt neue Daten: Nach ihrer Rechnung könnte der Bau eines Stadions im schlimmsten Fall bis zu 150 Millionen Euro kosten. Stadtrat Christian Hartmann präsentiert folgende Kalkulation: Das HBM-Angebot basiere darauf, dass jährlich rund 2,45 Millionen Euro brutto nötig seien, um die Investition zu refinanzieren. Bei einer Laufzeit des Erbbaurechtsvertrages von 45 Jahren – sie droht wegen schlechter Zinslage – müsse die Stadt also 110 Millionen Euro berappen. Dazu kämen noch andere Kosten: So soll Dresden nach Ende des Vertrages mit dem Betreiber die Immobilie kaufen – für zwei Drittel des Wertes. Hartmann betont: „Die CDU bekennt sich zum Stadionneubau und zum Standort Lennéstraße.“ Angesichts dieser Kosten für das Stadion des Unternehmens HBM im Wert von rund 40 Millionen Euro müsse allerdings überlegt werden, ob die Stadt nicht selbst baue. HBM-Geschäftsführer Axel Eichholtz will das nicht kommentieren, bezeichnet aber die CDU-Rechnung als überhöht: „Wir wollen nur ein und nicht drei oder vier Stadien bauen.“ Für Wirbel sorgen ferner Vorwürfe, die nach Angaben von Albrecht Leonhardt (Bürgerfraktion) aus der Verwaltung kommen. So sei im Rathaus geprüft worden, ob er und sein FDP-Kollege Jens Genschmar in der Stadionfrage befangen sein könnten – beide sitzen im Dynamo-Aufsichtsrat. Das gestern durchgesickerte Ergebnis lautet: Nein. Letztlich drehe es sich um einen möglichen Vertrag zwischen Stadt und dem Unternehmen HBM, nicht mit Dynamo. SPD, FDP, Bürger- und Linksfraktion bekennen sich zu HBM, so dass heute wohl ein Beschluss gefällt wird, der die Stadt zu Nachverhandlungen bis Juni verpflichtet. In der Kritik sind städtische Bürgschaften.

Schulden
Die FDP plädiert nach dem Verkauf der Woba für das Verbot einer Nettoneuverschuldung. Kredite sollen nur in Ausnahmefällen aufgenommen werden – etwa wenn für eine Maßnahme der Zins niedriger sei als die Aufwendung aus städtischen Rücklagen. CDU und Linkspartei wollen zustimmen, die Grünen verlangen sogar noch weitergehende Maßnahmen.

FriedhofsSatzung
Die Grünen beantragen die Vertagung. Grund: Der jetzige Satzungsentwurf sei mit Regelungen überfüllt, vor allem für Gestaltung und Bepflanzung von Grabmalen. Stadtrat Torsten Hans: „Sie ist so kompliziert wie ein Bauantrag.“

wochenkurier, 16.Mai 2006

Einwurf von
Gert Zimmermann
Donnerstag soll die nächste Schlacht geschlagen werden. Im Rathaus! Es geht um die Zukunft des Dresdner Fußballs. Es geht um den Bau eines neuen Stadions.
Mal sehen, ob sich die Damen und Herren Abgeordneten dann endlich einmal von ihrer Vernunft leiten lassen. Oder doch wieder ihr Naserümpfen gegenüber dem schwarz-gelben Anhängervolk mit einem erneuten Nein dokumentieren. Denn ohne diese lauten Fußballfans ist es doch in der Stadt viel ruhiger. Vielleicht ist es sogar die Befürchtung, es würden weniger Touristen in die Kunststadt kommen? Erst einmal bestätigt die Industrie- und Handelskammer, dass der bezahlte Fußball kaum positive Auswirkungen auf Arbeitsplätze hat. Diese Problematik sieht zwar genau 100 Kilometer weiter nordöstlich in Cottbus ganz anders, nämlich viel positiver aus. Doch unser geliebtes Tal der Ahnungslosen war halt schon immer anders gepolt.
Voller Stolz verkünden hier unsere Volksvertreter, dass sie es geschafft haben, keine Übertragungen auf öffentlichen Plätzen von Weltmeisterschaftsspielen zuzulassen. Mit genau dieser Maßnahme sind dafür die Preise für die Freibäder stabil geblieben. Der Betreiberzuschuss beispielsweise vom Spaßbad in Gorbitz liegt bei über 2,5 Millionen Euro im Jahr. Mit nur ein ganz klein wenig Ahnung von der Materie hätten sie auch begriffen, die Kollegen aus dem Stadtparlament, dass sie schon längst eine Fußball-Arena vom Feinsten hätten. Und zwar mit geschenktem Geld vom Staat. Denn das Organisationskomitee wollte Elbflorenz unter allen Umständen als Spielstadt dabei haben. Aber das wäre doch im Jahr des Jubiläums wirklich zu laut geworden. Jedenfalls waren einige Stadträte erschrocken, als sie in der letzten Woche mal im Harbig-Stadion zu einer Führung eingeladen waren. Sie waren nämlich seit 20 Jahren nicht da. Vielleicht sollten wir erklärenderweise Hilfe anbieten? Der Zuschuss der Stadt für das Festspielhaus in Hellerau liegt jährlich bei über zwei Millionen. Genau so sieht es aus mit der finanziellen Unterstützung der Operette. Bitte nicht falsch verstehen. Das ist kein Neid, der hier aufkommt, denn der Zuschuss beim neuen Stadion wäre genau in dieser Größenordnung. Und jetzt kommt das beste: Die Steuereinnahmen beim Wirtschaftsfaktor Fußball liegen natürlich unendlich höher. Hallo, es geht ums Geld einnehmen, kapiert?

Stadionwelt.de, 16.05.2006

Dresdner Fußball-Idole starten Aufruf zum Stadionbau

Mit einem eindringlichen Aufruf haben 14 Dresdner Fußball-Idole am Dienstag die Stadt zu einem Stadionneubau in der sächsischen Landeshauptstadt aufgefordert. Die früheren Spieler und Trainer des 1. FC Dynamo Dresden, darunter Hans-Jürgen «Dixie» Dörner, Ulf Kirsten und Eduard Geyer, wollten damit ein Zeichen vor der Stadtratssitzung an diesem Donnerstag setzen. Auf dieser wird die Entscheidung über einen Neubau des Rudolf-Harbig-Stadions erwartet. «Die Stadt muss sich bekennen, wohin es mit dem Fußball in Dresden gehen soll», sagte Dörner, der 1968 bis 1986 für die Gelb-Schwarzen spielte, und ergänzte: «Eine Verzögerung ist nicht tragbar.»

Nach dem Abstieg in die Regionalliga droht dem Traditionsverein die erneute Verschiebung und im schlimmsten Fall ein Scheitern des Bauvorhabens durch die Stadtpolitiker. Ursprünglich sollte im Sommer der 17-monatige Bau beginnen. «Das Harbig-Stadion ist eine Bruchbude. So knallhart muss man das sagen», meinte der ehemalige Stürmer und Dynamo-Präsident Dieter Riedel, der sich mit einer Verzögerung nicht abfinden möchte: «Das dauert alles zu lange hier. Wir brauchen hier keine Langstreckenläufer, sondern Sprinter.»

Wichtig sei ein modernes Umfeld vor allem bei Neuverpflichtungen und in der Nachwuchsarbeit. «Es wird schwer sein, in so einem Umfeld Spieler zu verpflichten», betonte Riedel. Für Frank Lippmann, Leiter des Nachwuchsleistungszentrums, stellt eine neue Arena einen Motivationsschub für junge Spieler dar. «Es wäre die Grundlage, unserem eigenen Nachwuchs eine Perspektive zu bieten und auf lange Sicht viel Geld zu sparen», sagte er.

Sollte sich der Stadtrat gegen den rund 40 Millionen Euro teuren Bau entscheiden, hätte dies weit reichende Folgen für Verein und Stadt. «Der Regionalliga-Spielbetrieb ist derzeit nicht durchführbar», sagte Dynamo-Sprecher Peter Tauber, der mit enormen Auflagen für die dritte Liga rechnet. Nach ersten Schätzungen beziffere sich eine Sofort-Investition zur Behebung der schwersten Mängel im Stadion auf 1,5 Millionen Euro. Um das Harbig-Oval für die 2. Liga fit zu machen, bedürfe es sogar mehr als drei Mal so viel. «Wirtschaftlich gesehen wäre es Irrsinn für die Stadt, hier noch so viel zu investieren», sagte er. (dpa)

MDR TEXT 16.05.2006

Dynamo Idole wenden sich an den Stadtrat
14 ehemalige Top-Spieler des abgestiegenen Fußball-Zweitligisten Dynamo Dresden haben sich mit einem Aufruf für einen baldigen Neubau des Rudolf-Harbig-Stadions ausgesprochen.
Vor der Stadtratssitzung am Donnerstag appellieren u.a. die Dresdner Idole Geyer, Dörner und Kirsten an die Politiker: „Eine Verzögerung ist nicht tragbar.“ Ursprünglich sollte im Sommer der 17-monatige und 40 Mio. Euro teure Neubau beginnen. Nach dem Abstieg droht nun ein Scheitern des Vorhabens.
Wegen des desolaten Stadion-Zustandes seien Ausbesserungen wirtschaftlich nicht sinnvoll, so Geyer und Co.

Dresdner Neueste Nachrichten, 16. Mai 2006

14 Idole starten Aufruf zum Neubau eines Stadions

"Die CDU zerreißt's", vermutet der frühere SPD-Stadtrat Albrecht Leonhardt (jetzt Bürgerfraktion). Die Landespolitik - allen voran Ex-DSC-Chef Arnold Vaatz - mische sich massiv in städtische Belange ein. Mit dabei: CDU-Bundestagsabgeordneter Andreas Lämmel. Tenor: Die Stadt kann sich eine Bürgschaft und das Angebot von HBM zum Stadionneubau nicht leisten. Und überhaupt: Das Ostragehege ist viel besser geeignet.

Bekundungen aller Fraktionen wird es allerdings erst heute auf den Pressekonferenzen geben - zur Vorbereitung auf die Sitzung des Stadtrates morgen. Gestern tagten alle, tauschten Argumente aus. Ganz grob sieht's so aus: Grüne und SPD akzeptieren das HBM-Angebot weitgehend. Der CDU-Fraktionsvorstand eigentlich auch; zumindest laut Aussage von vergangener Woche. Ebenso die FDP. Die von einigen Stadträten in der CDU und CDU-Bürgermeister Hartmut Vorjohann losgetretene Debatte um angeblich neue Risiken durch eine Bürgschaft der Stadt sei eine Nebelkerze, die den politischen Machtkampf gegen Ingolf Roßberg verschleiern soll, vermutet gar Jens Genschmar, sportpolitischer Sprecher der FDP. Überrascht von der Bürgschaft und eins zeigt sich zudem die Linksfraktion.

Den politischen Entscheidungsträgern ins Gewissen reden wollen 14 Dresdner Fußball-Idole, die gestern im Harbig-Stadion einen Aufruf für den Neubau starteten. "Man schämt sich, wenn man Fremden das hier zeigt", meinte Dieter Riedel, einer der Initiatoren, und fügte hinzu: "Jeder Euro, der weiter in diese Bruchbude gesteckt wird, ist zum Fenster hinaus geworfenes Geld." Hans-Jürgen Dörner brachte die Erwartungen für den Donnerstag auf den Punkt: "Die Stadt muss sich bekennen, ob sie Profifußball will. Nur in einem bundesligareifen Umfeld kann hier die Bundesliga etabliert werden." Etwas kosten wird das Stadion die Stadt auf jeden Fall: Sollten die Räte sich morgen gegen einen Neubau entscheiden, wären noch in diesem Sommer für vom DFB geforderte Umbauten rund 1,5 Millionen Euro nötig, damit Dynamo überhaupt in der Regionalliga antreten darf. Und mit Einführung der neuen dritten Profiliga im Jahr 2008 gelten für Drittliga-Arenen die Bedingungen, die jetzt an Zweitligisten gestellt werden. Das heißt unter anderem: eine Rasenheizung. Um das Harbig-Stadion in einen dann vom DFB akzeptierten Zustand zu bringen, kämen nach ersten Berechnungen Kosten in Höhe von mindestens 4,5 Millionen Euro auf die Stadt zu.
tom/rare

Sächsische Zeitung, 17. Mai 2006

Richter bereiten Anhörung zum Stadion vor
Von Thilo Alexe
 

Arena. Das Projekt verursacht weitere Schlagzeilen. Parteien streiten. Juristen prüfen das Verfahren.
Die Leipziger Vergabekammer untersucht die Ausschreibung des Stadionneubaus. „Wir bereiten die mündliche Verhandlung vor“, sagt Sprecher Stefan Barton. Nach unbestätigten Angaben hat das nicht zum Zug gekommene Unternehmen Strabag die Richter angerufen. Wann die Stadt in dem Konflikt Stellung beziehen muss, ließ Barton aber offen.
Unterdessen ist bei den Christdemokraten der Streit um die Haltung zum Stadionneubau voll entbrannt. In der Sitzung von drei Fachausschüssen des Stadtrates am Montagabend ist es nach Teilnehmerangaben zu einem offenen Dissens zwischen Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann und Sportbürgermeister Winfried Lehmann (beide CDU) gekommen. Während letzterer in der nicht öffentlichen Tagung um Zustimmung für den Vertrag über das 40-Millionen-Euro-Projekt mit dem Unternehmen HBM warb, äußerte Vorjohann offenbar heftigste Bedenken. Nach seiner Darstellung muss die Stadt für die Summe bürgen, zudem drohen längere Laufzeiten des Erbpachtvertrages auf 45 Jahre und eine Erhöhung der städtischen Zuschüsse. So soll eine Einmalzahlung um rund eine auf vier Millionen erhöht werden (die SZ berichtete). Die CDU-Basis nimmt derweil die Stadtratsfraktion ins Visier – mit einem Schreiben an deren Mitglieder, das Vertreter von Ortsverbänden sowie die Chefs der Jungen Union und der Mittelstandsvereinigung unterzeichnet haben. Die Ankündigung der Fraktionsspitze, das Bauprojekt zu unterstützen, erwecke den Eindruck, dass die Räte bereit seien, neue Schulden zu akzeptieren. „Diese Entscheidung wäre nicht hinnehmbar“, heißt es weiter. Der CDU-Kreisausschuss habe nach dem Woba-Verkauf beschlossen, keine Schulden mehr zu akzeptieren.
FDP-Stadtrat und Dynamo-Aufsichtsrat Jens Genschmar warnt vor einer Zuspitzung. „Dass die Stadt bei sämtlichen Finanzierungsmodellen für den Stadionneubau mit einer Bürgschaft dabei gewesen wäre, war von Anfang an bekannt.“
Vor der morgigen Ratssitzung, bei der der Bau debattiert wird, machen die „Dynamo-Oldies“ Dampf. Altstars wie Dixie Dörner, Reinhard Häfner und Frank Ganzera fordern eine neue Heimat für Dynamo. Letzterer sagte, er habe sich vor 45 Jahren bei dem Verein angemeldet. Heute sehe das Stadion fast noch so aus wie damals.

MOPO, 16. Mai 2006

Ja zum neuen Stadion - aber Streit um Finanzierung

DRESDEN - Dynamo bekommt sein Trostpflaster: Die Stadträte beschlossen gestern bei einer gemeinsamen Sitzung von drei Ausschüssen den Bau der neue Arena an der Lennestraße durch die Firma HBM Stadien- und Sportstättenbau GmbH.
„Damit kann's im Herbst eigentlich losgehen", versicherte der städtischen Stadion-Beauftragte Ulrich Finger. Die Räte beschlossen: Das Rudolf-Harbig-Oval wird um 24 Meter nach Süden verschoben, die Giraffen verschwinden und das Dach wird lichtdurchlässig. Kosten: rund 45 Millionen Euro! Damit gibt's an der Hülle nichts mehr zu rütteln. Ganz im Gegenteil zu den Finanzen. Kämmerer Hartmut Vorjohann benannte nochmals die städtischen Risiken: „Falls Dynamo über Jahre in Liga drei spielt, müssten wir pro Saison 1,5 Millionen Euro Zahlen und zusätzlich eine Bürgschaft über die Bausumme bringen." Damit nähme die Stadt wieder Schulden auf. „Ich habe aber versprochen, dass genau dies nach dem WOBA-Verkauf nicht passiert." Jetzt soll er mit HBM nachverhandeln. Insider rechnen ihm keine guten Chancen aus...

Sächsische Zeitung, 16. Mai 2006

Stadionbau steht auf der Kippe

Von Thilo Alexe

Sportstätte. Nach dem Dynamo-Abstieg verschärft sich die Kritik am Arenaprojekt.
Mittlerweile ist die neue Heimat für Dynamo Dresden sogar gut für finsterste Verschwörungstheorien. Die brisanteste geht so: Der CDU-Kreisverband – nicht so sehr die Stadtratsfraktion – will den Druck auf den im Zwangsurlaub weilenden Oberbürgermeister Ingolf Roßberg (FDP) erhöhen und Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) als Kandidat für den Rathauschefsessel ins Spiel bringen. Das passende Vehikel dafür ist demnach das Stadion. Vorjohann soll bremsen und damit Roßberg, der wegen Amigovorwürfen im Zusammenhang mit der Flutkatastrophe 2002 angeklagt ist, um den Erfolg bringen, sich als Stadionbauer feiern lassen zu können.
Die Sondersitzung von drei Fachausschüssen am Montagabend verfestigte bei etlichen Stadträten den Glauben an diese These. Die nicht öffentliche Zusammenkunft zog sich über geschlagene vier Stunden hin, das Projekt Stadionneubau stand dem Vernehmen nach sogar auf der Kippe.
Kämmerer Vorjohann erneuerte jedenfalls im Anschluss an die Gremientagung seine Bedenken. „Die Gesamtsumme von rund 40 Millionen Euro muss von der Stadt durch eine Bürgschaft abgesichert werden“, sagte er der SZ. In anderen Fällen stehe hinter einer solchen Summe eine Fülle an Maßnahmen, etwa bei der Schul- und Kitasanierung. Vorjohann: „Jetzt geht es um ein einziges Projekt“.
Ausschussmitglieder waren empört. Weniger wegen Vorjohanns Haltung, als wegen des Zeitpunkts, an dem der Kämmerer die Stadträte damit konfrontierte. „Warum kommt er jetzt erst? Der Beschluss, mit dem Unternehmen HBM zu verhandeln, liegt bereits seit Januar vor“, sagte Thomas Blümel von der SPD-Fraktion. Und Linksfraktions-Sprecher André Schollbach kritisierte: „Erst hat Vorjohann gesagt: Ohne Woba-Verkauf kein Stadion. Jetzt sagt er: Weil wir die Woba verkauft haben und keine Schulden machen wollen, kein Stadion.“

Debatte um Roßberg

Bei der Sitzung wurden von Vorjohann offenbar beunruhigende Daten genannt. Weil sich nach der Angebotsabgabe von HBM die Zinssätze erhöht hätten, müsse der Erbbaurechtsvertrag mit dem Stadionbetreiber um zehn auf 45 Jahre verlängert werden. Damit steige das Risiko für die Stadt. Die Alternative sei, den kommunalen Einmalzuschuss an HBM um eine auf rund vier Millionen zu erhöhen. Zudem hat Vorjohann nach Teilnehmerangaben gefordert, dass auch mit unterlegenen Anbietern aus dem Ausschreibungsverfahren verhandelt werden solle – die Konkurrenz sei günstig für Dresden.
Letztlich wurde ein Kompromiss gezimmert. Die Stadt soll bei Verhandlungen mit HBM nachbessern. Ziel müsse sein, den Zuschuss für die dritte Liga von 1,5 Millionen Euro pro Saison zu minimieren. Bis 29. Mai soll die Verwaltung einen Zwischenbericht präsentieren. Der Stadtrat wird am Donnerstag beraten, aber frühestens im Juni entscheiden. „Ärgerlich, dass sich der Baubeginn verschiebt“, kritisiert Bürgerfraktions chef Jan Kaboth.
Und die Verschwörung? Mehrere Stadträte sagen: „Roßberg hätte die Sitzung besser im Griff gehabt.“ Vorjohann weist Ambitionen auf das Bürgermeisteramt mit Nachdruck von sich: „Mir geht es lediglich um eine stabile Finanzierung des Stadionbaus.“

Dresdner Neueste Nachrichten, 16. Mai 2006

Stadionneubau: Stadträte haben Angst vor Risiko

Verunsicherung kennzeichnete gestern die Sondersitzung dreier Ausschüsse (Sport, Bau, Finanzen) zum Thema Neubau des Rudolf-Harbig-Stadions. Fast vier Stunden tagten die Stadträte. "Der Knackpunkt war die Bürgschaft", sagte Jan Kaboth (Bürgerfraktion). Viele Stadträte hätten erst am Sonnabend durch den Bericht in den DNN über die 40-Millionen-Euro-Bürgschaft erfahren, die die Stadt nach dem jetzigen Verhandlungsstand für den Investor HBM Stadien- und Sportstättenbau GmbH übernehmen soll. Ausführlich stellte Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) gestern seine Bedenken dar. Folge: Auf Antrag der Grünen soll Vorjohann jetzt mit HBM nachverhandeln. Ziel: das Risiko minimieren.
Die Angst vor einem Risiko saß gestern tief. "Das hat Vorjohann extra geschürt, um das Projekt zu torpedieren", vermutete ein Stadtrat gestern am Rande der nichtöffentlichen Sitzung im Rathaus. Ein anderer Volksvertreter war dankbar für die neuen Informationen, weil "die Verwaltungsvorlage nicht klar darüber informiert hat".
Im Kern dreht sich die wichtigste Frage um den schlimmsten anzunehmenden Unfall: Was passiert, wenn HBM oder die Betreibergesellschaft pleite gehen? Die Antwort bislang: Dann bleibt Dresden auf 40 Millionen Euro sitzen. "Und das muss im Haushalt abgebildet werden", hieß es. Das komme einer Verschuldung gleich. Und das wolle niemand mehr nach dem Totalverkauf der Woba.
"Vorjohann hat uns verunsichert", wetterte Torsten Hans, finanzpolitischer Sprecher der Grünen. Unisono mit Klaus-Dieter Rentsch (CDU) und Jan Kaboth (Bürgerfraktion) sagte er: "Im Prinzip haben wir aber die anderen Verhandlungen bestätigt. Das Bauprojekt selbst ist nicht in Gefahr." Aber es wird zum Bauverzug kommen.
Für den 21. Juni ist die Vorlage eines Zwischenberichts über den Stand der Nachverhandlungen geplant. Noch vor der Sommerpause soll der Stadtrat im Juli entscheiden, so dass es im September mit dem Neubau des Harbig-Stadions losgehen könnte. Weitgehend einig waren sich die Ausschüsse, dass trotz der Mehrkosten von 800.000 Euro ein transluzentes (lichtdurchlässiges) Innendach gebaut wird.


Stadionwelt.de, 15.05.2006

Zittern um Stadionneubau

Nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga muss Dynamo Dresden auch in Sachen Stadionneubau wieder zittern. Die Mitglieder der Ausschüsse für Bau, Sport und Finanzen der Stadt Dresden berieten am Montag in einer turnusmäßigen Sitzung über eine Vorlage, nach der ein Bau bereits im Sommer beginnen könnte. Rathaus-Sprecher Kai Schulz wollte keine Prognose wagen. «Nur so viel: Es wird eine Vorentscheidung fallen», kündigte er an.
Im Fall eines positiven Bescheids stünde die Arena nach geplanten 17 Monaten Bauzeit Ende 2007 zur Verfügung. «Dynamo braucht das neue Stadion ohne Wenn und Aber. Denn so, wie es jetzt ist, kann es nicht weitergehen», betonte Geschäftsführer Köster, für den der derzeitige bauliche und sicherheitstechnische Zustand des Harbig-Ovals auch unter der Maßgabe Regionalliga nicht tragbar ist. Aufsichtsratschef Friedemann Küchenmeister drängte auf die baldige Realisierung des Vorhabens. «Trotz des Abstiegs ist es wichtig, eine solche Investition zukunftsorientiert auszurichten», betonte er.
Noch fehlt dem Neubau auch die nötige Zustimmung des Stadtrats, der am Donnerstag dazu berät. Zwar besteht Einigkeit darin, dass der rund 40 Millionen Euro teure Neubau unter der Regie der HBM Stadien- und Sportstättenbau GmbH in Angriff genommen werden soll. Doch der Abstieg könnte nun die Stadionkritiker wieder auf den Plan rufen. Den Verein würde ein Scheitern zurückwerfen. «Wir wollen uns weiterentwickeln. Dafür benötigen wir professionelle Vermarktungsmöglichkeiten. Das neue Stadion bietet diese Chance», betonte Dynamos Marketing-Geschäftsführer Markus Hendel. Auch Steffen Heidrich pochte auf den Neubau. «Mit dem neuen Stadion könnte sich der Verein viel besser darstellen und hätte weitaus bessere Chancen, sich wieder im Profifußball zu etablieren», sagte der Teammanager. (dpa/Stadionwelt, 15.05.06)

Ralf Redemund

mdr.de, 15. Mai 2006

Absteiger Dynamo Dresden beharrt auf neuem Stadion
Dynamo Dresden besteht trotz des Abstiegs aus der zweiten Fußball-Bundesliga auf einem Stadion-Neubau in der Landeshauptstadt. Mit dem neuen Stadion könnte sich der Verein viel besser darstellen und hätte weitaus bessere Chancen, wieder in den Profifußball zurück zu kehren, sagte der Teammanager Steffen Heidrich. Der Dresdner Stadtrat berät am kommenden Donnerstag über den 40 Millionen Euro teuren Neubau der Arena. zuletzt aktualisiert: 15. Mai 2006 | 16:11 Quelle: MDR 1 RADIO SACHSEN

Sächsische Zeitung, 15. Mai 2006

Dynamo bangt um Stadion-Neubau

Dresden - Nach dem Abschied aus der 2. Fußball- Bundesliga laufen beim 1. FC Dynamo Dresden die Planungen für die dritte Liga auf Hochtouren. Neben ungeklärten Personalfragen sorgen sich die Sachsen um den geplanten Stadionneubau und die Einordnung in eine der beiden Regionalliga-Staffeln. „Wir haben beim DFB den Antrag gestellt, im Süden eingegliedert zu werden“, sagte Geschäftsführer Volkmar Köster, der sich vom Wechsel in die Süd-Staffel deutlich kürzere Wege und weniger Fahrtkosten erwartet. Zudem gäbe es weniger Brisanzspiele als im Norden, wo man etwa auf den 1. FC Union Berlin oder den FC St. Pauli treffen würde.
In der vom Leistungsspektrum schwächer zu bewertenden Süd-Staffel dürften die Chancen auf einen direkten Wiederaufstieg steigen. Dazu braucht es allerdings auch in Dresden ein starkes Team. „Wir werden in den nächsten Tagen sehen, welche Leistungsträger bleiben“, sagte Trainer Peter Pacult, der selbst bereits für die Regionalliga verlängert hatte. Wunschspieler habe der Österreicher genug: „Die Liste ist lang.“
In Sachen Stadionneubau muss Dynamo wieder zittern. Die Mitglieder der Ausschüsse für Bau, Sport und Finanzen der Stadt Dresden berieten am Montag in einer turnusmäßigen Sitzung über eine Vorlage, nach der ein Bau bereits im Sommer beginnen könnte. Rathaus-Sprecher Kai Schulz wollte keine Prognose wagen. „Nur so viel: Es wird eine Vorentscheidung fallen“, kündigte er an.
Im Fall eines positiven Bescheids stünde die Arena nach geplanten 17 Monaten Bauzeit Ende 2007 zur Verfügung. „Dynamo braucht das neue Stadion ohne Wenn und Aber. Denn so, wie es jetzt ist, kann es nicht weitergehen“, betonte Geschäftsführer Köster, für den der derzeitige bauliche und sicherheitstechnische Zustand des Harbig-Ovals auch unter der Maßgabe Regionalliga nicht tragbar ist. Aufsichtsratschef Friedemann Küchenmeister drängte auf die baldige Realisierung des Vorhabens. „Trotz des Abstiegs ist es wichtig, eine solche Investition zukunftsorientiert auszurichten“, betonte er.
Noch fehlt dem Neubau auch die nötige Zustimmung des Stadtrats, der am Donnerstag dazu berät. Zwar besteht Einigkeit darin, dass der rund 40 Millionen Euro teure Neubau unter der Regie der HBM Stadien- und Sportstättenbau GmbH in Angriff genommen werden soll. Doch der Abstieg könnte nun die Stadionkritiker wieder auf den Plan rufen. Den Verein würde ein Scheitern zurückwerfen. „Wir wollen uns weiterentwickeln. Dafür benötigen wir professionelle Vermarktungsmöglichkeiten. Das neue Stadion bietet diese Chance“, betonte Dynamos Marketing-Geschäftsführer Markus Hendel. Auch Steffen Heidrich pochte auf den Neubau. „Mit dem neuen Stadion könnte sich der Verein viel besser darstellen und hätte weitaus bessere Chancen, sich wieder im Profifußball zu etablieren“, sagte der Teammanager. (dpa)

dnn, 15.Mai 2006 (Auszug)

Dynamos Aufholjagd endet in Tränen

...
Und der Abstieg zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt: Heute diskutieren die Dresdner Stadträte in den Ausschüssen über eine Beschlussvorlage für den kommenden Donnerstag, an dem eine Entscheidung über den Stadionneubau getroffen werden soll. Während Dietmar Haßler (CDU) überzeugt ist, dass es zu einer weiteren Verzögerung kommt, glaubt Peter Lames (SPD) nicht, dass der gestrige Sonntag Einfluss auf die zu treffende Entscheidung hat: "Dresden braucht ein vernünftiges Stadion, auch in der Regionalliga. Das Potenzial bei Dynamo für die Bundesliga ist vorhanden, daran ändert auch dieser Betriebsunfall nichts." tom

dnn, 15.Mai 2006

Meine Meinung
Abgestiegen aber längst nicht tot
Von JOCHEN LEIMERT

28 Punkte aus 18 Spielen: ein ansehnliches Ergebnis. Bei einer vergleichbaren Ausbeute vor dem Winter stün- de Dynamo jetzt ganz woanders. Viel Geld wurde rund um den Jahreswechsel in neues Personal investiert, um diese Punkte zu machen. Abgestiegen ist der Klub, weil der Verein im vergangenen Sommer zu sparsam war und eine Mannschaft ins Rennen schickte, nicht konkurrenzfähig war. Das wurde sie erst unter Peter Pacult. Zu spät. Jammern hilft jetzt wenig. Der Verein muss sich einem Neuanfang stellen. Die Stadt könnte dem Klub dabei sehr entgegenkommen, in dem sie sich zum Stadionneubau bekennt. Gerade jetzt. Das wäre auch ein wichtiges Signal an die Sponsoren, ohne deren Geld in diesem Geschäft nichts läuft. Nur in einem neuen Stadion hat Dynamo auf Dauer eine Zukunft im bezahlten Fußball. Dass die Dresdner den wollen, hat man auch im Jahr mit Pleiten, Pech und Pannen Woche für Woche am Zuschauerzuspruch gesehen. Dynamo ist abgestiegen, aber langst nicht tot

MOPO, 15.Mai 2006 (Auszug)

...
"...Und zu Hause sind wir sowieso eine Macht." Die wird wohl auch weiterhin im alten Rudolf-Harbig-Stadion demonstriert werden. Vize-Präsident Christian Dinter: "Ich habe einige Stimmen gehört, wonach der Stadtrat am Donnerstag einen Neubau aus finanziellen Gründen ablehnt, wenn wir absteigen."

Sächsische Zeitung, 13. Mai 2006

Eine Giraffe soll bleiben
Die Linksfraktion hängt an den Lichtmasten des Harbig-Stadions. Nachdem der Baukonzern HBM aus finanziellen Gründen – die Beleuchtungskörper müssten wegen der geplanten Stadionverscheibung abgerissen und neu gebaut werden – das Aus für die so genannten Giraffen verkündet hat, wollen die Linken zumindest eine retten. Sprecher André Schollbach warnt davor, die Masten emotionslos zu verschrotten. Rettung naht, in Form eines Antrages, der am Montag in den Fachausschüssen debattiert werden soll: Eine Giraffe in der Badkurve könne doch einfach stehen bleiben. Die SPD entdeckt derweil ihr Herz für sportliches Vokabular. Vize Sabine Friedel beglückwünschte die CDU-Fraktion zu ihrem Vorstandsbeschluss, das Stadionprojekt zu unterstützen: „Die Christdemokraten dribbeln keck an Bremse Vorjohann vorbei.“ Der Kämmerer hat dennoch Bedenken (siehe Meldung oben links). (SZ)

Sächsische Zeitung, 13. Mai 2006

Haushalt ist genehmigt
Von Bettina Klemm

Finanzen. Bürgermeister Hartmut Vorjohann warnt vor neuer Bürgschaft für den Stadionbau.
Das Regierungspräsidium Dresden hat den Haushalt der Stadt für 2006 genehmigt, das teilte die Aufsichtsbehörde gestern mit. Der städtische Finanzplan hat einen Umfang von rund 1,8 Milliarden Euro. „Darin ist auch eine Kreditaufnahme in Höhe von 20 Millionen Euro für das Krankenhaus Friedrichstadt enthalten, ansonsten will Dresden keine weiteren Kredite aufnehmen“, sagt Sprecher Holm Felber.
Dennoch bemängelt das Regierungspräsidium, dass Dresden von einem Defizit in Höhe von 19,9 Millionen Euro ausgeht. Das entspreche nicht den gesetzlichen Vorschriften. Es werde aber toleriert, weil die Stadt durch den Verkauf des städtischen Wohnungsunternehmens Woba dies ab nächstes Jahr ausgleichen wird. Die Stadt habe sich mit dieser Entscheidung viel Luft verschafft. Die Alternative wäre ein rigider Sparkurs, sagt Felber. Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) ist zufrieden. „Die Kritik geht in Ordnung. Als wir den Haushalt aufgestellt haben, wussten wir noch nicht, dass der Verkauf der Woba so gut läuft. Am Ende wird das Defizit sicher schon in diesem Jahr deutlich kleiner sein“, sagt er. Über den Hinweis, den Woba-Erlös nicht risikoreich anzulegen, lächelt er: „Wir sind da ohnehin konservativ.“
Vorjohann warnt jedoch, wieder neue Schulden für den Bau eines Stadions zu machen. Er schlägt vor: „Die Stadt müsste für einen 40-Millionen-Kredit bürgen. Ich denke, es wäre besser, gleich mehr Geld einzuplanen und dafür auf die Bildung einer Stiftung zu verzichten.“

DNN, 13. Mai 2006

Fließt ein Teil des Woba-Erlöses in Stadionbau?

Ein Teil aus dem Erlös für den Totalverkauf der Woba Dresden soll in den Bau des neuen Harbig-Stadions an der Lennéstraße fließen. "Anders können wird das Kreditvolumen für den Neubau nicht absichern", sagte gestern Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) gegenüber DNN. Am Montag will der Kämmerer mit den drei Ausschüssen Stadtentwicklung, Finanzen und Sport in einer gemeinsamen Sitzung zu diesem Thema abschließend beraten. Am Donnerstag soll der Stadtrat über den 40-Millionen-Euro-Bau durch den Investor HBM entscheiden. "Wir übernehmen für einen privaten Dritten eine Bürgschaft in Höhe der Bausumme", erklärte Vorjohann. "Das wirkt wie eine eigene Verschuldung." Das müsse den Stadträten klar sein. Der Finanzer erinnerte daran, dass die Stadträte heilige Eide geschworen hätten, nach dem Woba-Totalverkauf keine neuen Schulden mehr aufzunehmen. Der Vorschlag von OB Ingolf Roßberg (FDP), die Bürgschaft als zweckgebundene Rücklage auszuweisen (DNN berichteten), sei finanztechnisch gesehen ein kluger Ansatz, löse das politische Problem aber nicht. Vorjohann schlägt einen Absicherungsmix vor: Vielleicht finde sich eine Bank, die einen Kommunalkredit mit günstigen Konditionen gewährt, wenn die Stadt eine Summe zwischen zehn und 20 Millionen Euro als Eigenkapital ausgibt. Aber auch diese Summe müsse aus dem Woba-Verkauf gedeckt werden. "Dann gibt es keine Stiftungen für Soziales und Kultur", so Vorjohann, der für eine faire finanzpolitische Diskussion plädiert. "Ob wir so verfahren, muss politisch vom Stadtrat entschieden werden", betonte der Finanzer. "Wir müssen Prioritäten setzen, können nicht alles machen." Derweil gratulierte SPD-Fraktionsvize Sabine Friedel dem CDU-Fraktionsvorstand im Fußballer-Jargon zur Entscheidung für den Stadion-Neubau mit HBM (DNN berichteten): "Die Christdemokraten dribbeln keck an Bremse Vorjohann vorbei. Und landen einen überfälligen Anschlusstreffer. Glückwunsch, besser spät als nie. Wollen wir hoffen, dass der CDU nach diesem Konter genug Kraft bleibt, auch die Vorlage zur Staatsoperette in einen Treffer zu verwandeln." SPD-Stadtchef Michael Sturm ergänzte: "Wenn nicht gebaut wird, ist das marode Stadion ein Fass ohne Boden." Wichtig sei aber auch, dass nicht der Grundsatz gelte, Verluste zu kommunalisieren und Gewinne zu privatisieren. "Wenn Dynamo mit Gewinn spielt, dann muss natürlich etwas an die Stadt, die bisher das Risiko trägt, zurückfließen." Links-Stadtrat André Schollbach will am Montag den Vorschlag einbringen, einen Flutlicht-Mast ("Giraffe") in der Badkurve als "Technisches Denkmal" zu erhalten. Die Verbindung zwischen moderner Fußball-Arena und weithin sichtbarem historischen Element hebe das neue Stadion positiv von vielen anderen ab, sei eine bleibende Erinnerung ans alte Harbig-Oval und würde keine zusätzlichen Kosten beim Neubau verursachen, glaubt Schollbach.
Ralf Redemund

Pressemitteilung 76/2006 des 1. FC Dynamo Dresden 12. Mai 2006 15.30 Uhr
Einladung zum Pressegespräch
Unter dem Motto ‚Dresdner Fußball-Legenden für den Stadionneubau’ laden ehemalige Dynamo-Stars am Dienstag, 16. Mai, 17.00 Uhr im Pressearbeitsraum des Harbig-Stadions zu einem Pressegespräch ein. Das Anliegen der Dresdner Fußballlegenden ist es, sich dafür einzusetzen, dass der Stadtrat der Landeshauptstadt in seiner Sitzung am 18. Mai einen Stadion-Neubau an der Lennéstr. endgültig beschließt. Der Aufruf, den zahlreiche ehemalige Stars unterzeichnet haben, wird zu diesem Termin u.a. von Dieter Riedel, Frank Lippmann, ‚Dixi’ Dörner, Eduard Geyer und Frank Ganzera persönlich den Medienvertretern vorgestellt und erläutert.

SPD-Fraktion im Stadtrat Dresden, 12.05.2006

Pressemitteilung
CDU landet späten Anschlusstreffer, SPD freut sich auf Stadionneubau
Der Entscheidung des CDU-Fraktionsvorstandes, dem Stadionneubau nun doch zuzustimmen, gratuliert SPD-Fraktionsvize Sabine Friedel: "Wir begrüßen die Entscheidung der CDU-Fraktion. Die Christdemokraten dribbeln keck an Bremse Vorjohann vorbei. Und landen einen überfälligen Anschlusstreffer. Glückwunsch, besser spät als nie.
Jetzt kommt der Stadionneubau endlich voran!
Wollen wir hoffen, dass der CDU nach diesem Konter genug Kraft bleibt, auch die Vorlage zur Staatsoperette in einen Treffer zu verwandeln."

DIE.Linke PDS Fraktion im Stadtrat Dresden
-Pressesprecher-

Presseinformation Dresden, den 12. Mai 2006

Vorschlag zum Dynamo-Stadion:
Eine Flutlicht-Giraffe soll als Denkmal erhalten werden Für den Neubau des Dynamo-Stadions müssen laut Stadtverwaltung und Investor HBM die beliebten Flutlicht-Masten (Giraffen) endgültig weichen.
Jetzt geht Stadtrat André Schollbach (27, Linksfraktion.PDS) dazu in die Offensive und unterbreitet einen neuen Vorschlag zu den Giraffen:
„Es ist sehr traurig, dass die beliebten Flutlicht-Giraffen nun doch nicht erhalten werden können. Aber jetzt einfach völlig emotionslos alles zu verschrotten wie ein altes Auto, ist viele Dynamo-Fans und mich selbst undenkbar.
Ich schlage deshalb vor, eine Flutlicht-Giraffe als „Technisches Denkmal“ zu erhalten. So könnten Tradition und Moderne, Vergangenheit und Zukunft auf interessante Weise miteinander verbunden werden.
Dieses Flutlicht-Giraffen-Denkmal wäre eine bleibende Erinnerung an das traditionsreiche Rudolf-Harbig-Oval und an die frühere Architektur in unserer Stadt. Weiterhin gehören die Giraffen einfach zur Identität von Dynamo und der Stadt Dresden. So etwas gibt man nicht so einfach ohne weiteres auf.
Durch diese Verbindung zwischen der modernen Fußball-Arena und einem weithin sichtbaren historischen Element könnte sich unser Stadion positiv von vielen anderen abheben. Es wäre einfach etwas Besonderes.
Der Erhalt einer Flutlicht-Giraffe würde keine zusätzlichen Kosten beim Stadion-Neubau verursachen - sie könnte einfach in der Badkurve stehen bleiben.
Ich werde meinen Vorschlag am kommenden Montag im ‚Stadion-Super-Ausschuss’ (Finanzen, Stadtentwicklung, Sport) einbringen.“
f.d.R. André Schollbach

Sächsische Zeitung, 12. Mai 2006

Notiert
CDU-Fraktionsvorstand für Stadionneubau

Die Christdemokraten geben ihren Widerstand gegen den Stadionbau offenbar auf. In der gestrigen Sitzung des Fraktionsvorstandes einigte sich das Gremium darauf, das Projekt zu unterstützen – unabhängig davon, ob Dynamo am Sonntag absteigen wird oder nicht. „Wir wollen, dass die Jungs mit einem positiven Signal von uns nach Rostock fahren“, sagte Vorstandsmitglied Lars Kluger. Dem Vernehmen nach muss Dynamo Auflagen von rund vier Millionen Euro am Stadion umsetzen, um die Lizenz zu erhalten – falls der Bau ausbleibt. (SZ)

dnn, 12. Mai 2006

CDU-Fraktion sagt Ja zu HBM-Stadionbau

Unabhängig davon, ob Dynamo Dresden am Sonntag im letzten Zweitliga-Spiel die Klasse halten kann, hat sich gestern der Fraktionsvorstand der CDU eindeutig für den Neubau des Harbig-Stadions durch HBM ausgesprochen. "Das Angebot ist gut, der Zeitpunkt ist reif", erklärte Lars Kluger gegenüber DNN. Er geht davon aus, dass trotz der Zuschüsse, die die Stadt im Regionalligafall zahlen müsste, eine breite CDU-Mehrheit für HBM sei. Kluger vermochte nicht auszuschließen, dass einige wenige CDU-Stadträte, die das Ostragehege als Standort favorisieren, sich enthalten oder dagegen stimmen werden. Montag beraten drei Ausschüsse (Sport, Bau, Finanzen) zu HBM, Donnerstag entscheidet der Stadtrat. rare

DNN, 11.05.06

Stadtrat entscheidet nächste Woche über Stadionneubau

Führung durch eine Ruine
Am nächsten Donnerstag entscheidet der Stadtrat darüber, ob ab August an der Lennestraße die Bagger rollen und HBM ein neues Dresdner Stadion bauen darf. Wie notwendig der Neubau ist, verdeutlichte der 1. FC Dynamo gestern den politischen Entscheidungsträger. Gut zwei Stunden lang führte Dynamo-Geschäftsführer Volkmar Köster gestern gut zwei Dutzend der insgesamt 70 Stadträte durch das marode Harbig-Oval. „Dass wir einen Neubau brauchen, darüber herrscht im Stadtrat inzwischen Einigkeit", meinte danach Dietrich Ewers (SPD), „nur über die Finanzen müssen wir noch einmal reden". Das passiert am Montag, wenn die drei federführenden Ausschüsse eine Beschlussvorlage für den Stadtrat erarbeiten. Knackpunkt ist nicht der städtische Zuschuss von gut drei Millionen Euro zu den insgesamt 40,6 Millionen Euro Baukosten, sondern die jährliche Leistung von 1,5 Millionen Euro für die Betreibung, sollte Dynamo in die Regionalliga absteigen. „Das ist wenig im Vergleich zu dem, was wir an Zuschüssen in die Kultur stecken", sagt Jens Genschmar (FDP), „und nicht mehr Geld, als wir jedes Jahr in die notdürftige Erhaltung dieser Ruine stecken. Die Stadt muss sich dazu bekennen, dass sie neben Spitzenkultur auch Spitzensport will." tom

BILD Dresden 11.Mai 2006

Von TORSTEN PAULY

Am Montag tagen die Ausschüsse. Drei Tage später fällt die Entscheidung: Segnet der der Stadtrat dann das überarbeitete Stadion-Projekt ab, wird Dynamos Fußballtempel ab August endlich gebaut. Das Stadion bietet 32.400 Zuauern Platz

(20600 Sitz-, 10265 Steh-, 1100 VIP- und 435 Arbeitsplätze). Die Ränge werden komplett überdacht. „Neu ist, daß 70 Prozent des Tribünendachs lichtdurchlässig sind", erklärt Architekt Martin Beyer (53). Der Haken: Dadurch entstehen Mehrkosten in Höhe von 800000 Euro.

Damit das angrenzende Arnold-Bad genug Sonne kriegt, muß das.Stadion außerdem um 24 Meter nach Süden verschoben Werden. Zusätzliche Kosten: 700000 Euro. Deshalb fallen auch die Flutlicht-Giraffen.

Der Bau beginnt in der Badkurve. „Von dort aus geht's dann Schritt für Schritt entgegen des Uhrzeigersinns weiter", erläutert Axel Eichholtz (49), Hauptgeschäftsführer der Stadion-Baufirma HBM.

Gesamtkosten: rund 43 Millionen Euro. Die Stadt zahlt einmalig 4,6 Millionen Euro Bauzuschuß. Gebaut wird bei laufendem Spielbetrieb. Während der Bauzeit haben mindestens 14000 Fans Platz. Im Frühjahr 2008 soll das neue Stadion fertig sein.
Vorausgesetzt, die Stadträte spielen mit...


MOPO 11.Mai 2006

DRESDEN-Oh je! Für Dynamo Dresden gab's gestern eine Hiobsbotschaft: Beginnt der Neubau des Rudolf-Harbig-Stadions nicht im Sommer, muss die Stadt die Arena für 4,7 Millionen Euro sanieren - sonst erhalt der Verein keine Lizenz für die nächste Saison.
Dies ist das Ergebnis des Stadion-Rundganges von Vertretern der DFL, dem DFB, der Stadtverwaltung und der Vereinsführung am Vormittag. Allerdings versuchte Dynamo-Geschäftsführer Volkmar Köster die Herren zu beruhigen, indem er ihnen das Stadion-Neubau-Konzept vorstellte und die aktuelle-Lage erklärte. Danach war man vorerst zufrieden.
Sollte der Stadtrat aber am 18. Mai den Neubau der 40,5 Millionen Euro teuren Arena von der Firma HBM Stadion und Sportstätten GmbH nicht wie geplant beschließen, ist Schluss mit lustig. Die Latte mit Auflagen müsste umgehend abgearbeitet werden. Das heißt u.a. Erneuerung der Unterbaus der Sitzplätze in den Blöcken A und B (400 000 Euro), Umbau des Club-Gebäudes (600000 Euro), Rasenheizung (750 000 Euro), Festverkabelung der Medienübertragungstechnik (eine Million Euro). Bei Nicht-Erfüllung soll Dynamo ein Ausweichstadion benennen. Dabei ist der DFL egal, ob die Schwarz-Gelben nach dem Sonntagspiel gegen Hansa Rostock in der 2. Liga oder in der Regionalliga kicken.

„Das wäre für uns die Katastrophe", gesteht Köster. Deshalb durften sich am Nachmittag die Dresdner Stadträte das „Fass ohne Boden" genau anschauen. Der Geschäftsführer zeigte ihnen die maroden Zuschauertribünen, die veralteten Sanitäranlagen und die Bedingungen für Prominente und Spieler. „Wollen wir uns als Verein weiter entwickeln und im Profifußball etablieren, muss das neue Stadion her", fordert Dynamos Marketing-Chef Markus Hendel. Nur dann könnte sich der Zweitligist besser vermarkten, kann somit mehr Geld einnehmen und eine gute Mannschaft aufbauen.

Das überzeugte am Ende auch den Großteil der „Feierabendpolitiker". SPD-Fraktions-Chef Peter Lames: „Wir werden den Neubau beschließen." Da war er sich mit der Bürgerfraktion, der FDP und der PDS einig. Lediglich die CDU bleibt skeptisch. Grund: Ihnen ist das finanzielle Risiko mit 1,5 Millionen Euro pro Regionalliga-Saison zu hoch für die Stadtkasse. Die Fraktion hat Angst, dass die Stadt in den nächsten 35 Jahren die Summe jährlich aufbringen muss. Dem erwiderte HBM-Chef Axel Eichholtz: „Man weiß nie, was in 30 Jahren ist. Aber die neue Arena bietet die Bedingungen für erfolgreichen Profifußball."
Enrico Lucke

Oben: So würde die neue HBM-Arena aussehen, Entscheiden sich die Stadträte dagegen, muss die DFL-Mängelliste (siehe Auszug unten) ab gearbeitet werden.

Eventuelle Auflagen für die Saison 2006/2007 (2. Bundesliga und Regionalliga)

Maßnahme Kosten (TEUR)

- Erneuerung des Unterbaus Sitzplatzbereiche Blöcke A und B sowie H und I - 400
- Erneuerung der Sitzschalen einschließlich Unterbaukonstruktion - 360
- Umbau des Clubgebäudes gemäß SächsBO sowie der SächsVStättVO - 600
...
- Bau weiterer Zuschauertoiletten - 100
- Sanierung der vorhandenen Stahitribüne einschließlich Austausch der Sitzbankauflagen gegen Einzelsitze - 250
- Wege, Plätze, Fahrstraßen befestigen einschließlich Sportplatz für Stellplätze herrichten -> Verkehrssicherungspflichten - 350
- Rasenheizung - 750

Gesamt: 3.650


Sächsische Zeitung, 11. Mai 2006

3,1 Millionen Euro soll die Stadt einmalig zuschießen, sowie 1,5 Millionen pro Regionalligasaison: Der Stadtrat entscheidet am kommenden Montag in einer Ausschusssitzung sowie am darauf folgenden Donnerstag über den Stadionbau. Das Unternehmen HBM, das das Ostseestadion errichtete, hat den Entwurf entwickelt, verzichtet aber aus Kostengründen auf die Giraffen. Foto: Kuner

Giraffen erhalten kostet mehr als fünf Millionen Euro
Von Thilo Alexe

Stadion. Fans, Verein und das Bauunternehmen präsentieren Dynamos neue Heimat. Im Stadtrat formiert sich Widerstand.

Was bedeutet das denn jetzt fürs Stadion? Zwischen Bier und saftigen Grillwürsten platzt die Nachricht in die Runde aus Stadträten, die Dynamo-Hauptgeschäftsführer Volkmar Köster und Vertreter der Faninitiative Pro Rudolf-Harbig- Stadion (RHS) von der Notwendigkeit einer schnieken Arena überzeugen wollen: Oberbürgermeister Ingolf Roßberg (FDP) muss sich wegen Untreuevorwürfen vor Gericht verantworten (siehe oben).

Ein Stadtrat sagt: „Er hat das Projekt angestoßen und in der Verwaltung hoch angebunden. Schlecht, dass er jetzt sein Amt ruhen lässt.“ Der Chef der Bürgerfraktion, Jan Kaboth, der den Bau unterstützt, hat gerade mit Roßberg telefoniert: „Er war gut drauf. Um das Stadionprojekt ist ihm nicht bange“, sagt Kaboth.

Mehr als 10 000 Stehplätze

Wie auch immer, Roßbergs unfreiwilliger Urlaub überschattet die Führung durchs marode Harbig-Oval. Dessen ungeachtet: Das Projekt ist in die wirklich heiße Phase eingetreten. Doch der Reihe nach.

Zunächst stellt Architekt Martin Beyer das 40-Millionen-Euro-Projekt des Sportstättenbauers HBM vor. 32 400 Zuschauer – die Hälfte davon auf Stehplätzen – soll das Stadion fassen und 22 Logen haben, die der Betreiberfirma richtig Geld bringen. Alles ist fertig geplant. Bauer: „Wir sind bereit für den Anstoß“.

Dann führt Dynamo-Mann Köster den Tross durch die altersschwachen Anlagen. Versiffte Duschen, ranzige Urinale, vor allem im Jugendtrakt. Die A-Jugend, die in die Bundesliga will, hat es schwer. Köster: „Solche Bedingungen kann man da nicht anbieten. Wir können dem Gegner auch gleich die Punkte per Post schicken.“

Die Tour der Leiden setzt sich fort, bis in der Badkurve CDU-Rat Klaus-Dieter Rentsch der Kragen platzt: „Dass die Situation so ist, liegt am Tabellenplatz von Dynamo“, ruft er mutig in die Runde. SPD-Chef Peter Lames hält das für „irrsinnig“. Es gehe jetzt darum, dass eine Großstadt wie Dresden ein vernünftiges Stadion brauche. Und Michael Walter von der Pro RHS-Truppe gibt zu bedenken, dass bei den Eislöwen auch niemand gedacht habe, „dass die am Tor zur ersten Liga kratzen“. Dennoch habe der Bau der Eishalle begonnen. Rentsch räumt ein, dass CDU-Stadträte skeptisch sind. „Ich hoffe, die Fraktion vom Stadion überzeugen zu können“, sagt der langjährige Kommunalpolitiker. Doch in der Union mehren sich die Stimmen, die den Bau mit dem Klassenerhalt Dynamos verknüpfen wollen. Die entscheidende Ausschuss-Sitzung am Montag dürfte also heftig werden.

Kein Schatten aufs Bad

HBM-Geschäftsführer Axel Eichholtz jedenfalls versichert, dass der Bau in der Sommerpause beginnen könne. Zunächst solle die Badkurve abgerissen werden. Das Areal werde um 25 Meter nach Süden verlegt, damit auf das Arnholdbad keine Schatten fallen. In einem Jahr könnte alles fertig sein. Die Giraffen werden, falls HBM baut, abgerissen beziehungsweise aus der Luft abmontiert. „Sie können nicht versetzt werden“, sagt Architekt Beyer. Die Lichtmasten müssten neu gebaut werden. Kostenpunkt: „Mehr als fünf Millionen Euro.“


Sächsische Zeitung, 11. Mai 2006

Thilo Alexe zum Stadion

Ruine

Einig sind sich Befürworter wie Gegner: Noch nie war das Stadionprojekt so nahe an der Realisierung wie jetzt. Das liegt einerseits an der Rathausspitze, die in Ulrich Finger einen geschickt taktierenden Koordinator gefunden hat. Andererseits aber auch an der Faninitiative Pro RHS, die seit Jahren engagiert Lobbyarbeit betreibt. Und nicht zuletzt am seit gestern im Zwangsurlaub weilenden Oberbürgermeister, der das Projekt intern zur Chefsache machte. Jetzt kommt es zum Schwur. Geht die Stadt das Risiko ein, neben dem Drei-Millionen-Euro-Zuschuss auch noch 1,5 Millionen Euro pro Saison draufzusatteln, falls Zweitligist Dynamo in die Regionalliga absteigen sollte?

Widerstand gibt es vor allem in der CDU sowie bei Kämmerer Hartmut Vorjohann. Aus dem Woba-Erlös, so Teile der Union, dürfe keine Rücklage für den Dynamo-Abstieg gebildet werden. Man kann dem folgen. Aber: Auch der Erhalt des maroden Harbig-Stadions kostet Geld. Es flösse in eine Ruine.


DNN, 10. Mai 2006

Roßberg meint, weil der Stadtrat und ein Großteil der Bevölkerung hochklassigen Fußball wollen, muss die Stadt das Risiko tragen. Vorjohann meint, das muss die Stadt nicht. ...

... Rückendeckung erhält Roßberg nun von CDU-Sportbürgermeister Winfried Lehmann. "Wer den Fußball in Dresden will - und dazu hat sich der Stadtrat politisch eindeutig positioniert -, muss auch mal ein Risiko eingehen." Zumal derzeit in eine Ruine investiert werde, ein Fass ohne Boden, gibt Lehmann ein anderes Argument. Und: Würde man jetzt neu ausschreiben - etwa fürs Ostragehege -, werfe das die Stadt vier Jahre zurück. Wollen das Vorjohann und Teile der CDU?

(Kommentar)...nicht das einer denkt, das Thema ist vom Tisch!


...Raphael Beckmann, Chef des Sportstätten- und Bäderbetriebs, zog im Angesicht der Flutrinne auch gleich eine vorläufige Flutschadensbilanz für die kommunalen Sportanlagen. Auf rund 1,2 Millionen Euro wird die Gesamtschadenssumme taxiert, davon allein rund 700000 Euro für die zwölf Sportstätten im Ostragehege. So lösten sich Kunststoffschichten von der Laufbahn, machten Schotter und Ziegelbruch den Faustballrasenplätzen zu schaffen, litten alle Rasenplätze und die Rollkunstlaufbahn unter einer bis zu sieben Zentimeter starken Schlamm- und Kies-Schicht. ....Die Kosten für den Bau teilen sich die Stadt und der Verein. Vom Freistaat komme nichts, bedauert Lehmann. ...Insgesamt fließen 1,466 Millionen Euro in das NLZ-Projekt. Fürs Gebäude (Außenhülle) zahlt die Stadt 332000 Euro, für den Innenausbau löhnt Dynamo 550.000 Euro, ...Die Sportplätze inklusive Ballfänge kosten noch einmal rund 584000 Euro, finanziert durch Stadt und Dynamo.
...Raphael Beckmann, ... zog im Angesicht der Flutrinne auch gleich eine vorläufige Flutschadensbilanz für die kommunalen Sportanlagen. Auf rund 1,2 Millionen Euro wird die Gesamtschadenssumme taxiert, davon allein rund 700000 Euro für die zwölf Sportstätten im Ostragehege. So lösten sich Kunststoffschichten von der Laufbahn, machten Schotter und Ziegelbruch den Faustballrasenplätzen zu schaffen, litten alle Rasenplätze und die Rollkunstlaufbahn unter einer bis zu sieben Zentimeter starken Schlamm- und Kies-Schicht.

SZ, 10. Mai 2006

Sportplätze

Schaden in Höhe von 700 000 Euro hat das Elbehochwasser an zwölf Plätzen im Gehege angerichtet, sagt der Chef des Sportstättenbetriebs, Raphael Beckmann. ...Derzeit richten Arbeiter emsig die Anlagen her. Platz 21 hat es besonders getroffen. Er sollte eigentlich zum Kunstrasenplatz umgebaut werden, die Flut hat die so genannte Tenne, den Hartplatzbelag also, komplett weggespült. Geprüft wird derzeit, ob der für die Dynamo-Jungs noch anzulegende Kunstrasenplatz flut-resistent gemacht werden kann.

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dresden.de, 10. Mai 2006


1. Tagesordnung des Dresdner Stadtrates
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*Tagesordnung der 30. Sitzung am Donnerstag, 18. Mai, um 16 Uhr im
Plenarsaal des Rathauses*

...

8. Ersatzneubau Rudolf-Harbig-Stadion Dresden

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Diesen Artikel finden sie im Web-Auftritt unter
http://www.dresden.de/index.html?node=1628



Sächsische Zeitung, 10. Mai 2006 (Auszug)

Großer Wurf: Die ersten Plätze sind wieder zum Training frei gegeben.

Konkurrenz für Bayern-Kicker
Von Thilo Alexe

Finanzen. Trotz Flut und mancher Pannen: Die Stadt schultert Millionen schwere Sportprojekte. Gelingt der Stadionbau?

....

Stadion

Nicht im Ostragehege, dennoch im Brennpunkt: der Neubau des Harbig-Stadions. 1,5 Millionen Euro muss die Stadt zuschießen, falls Dynamo absteigt. Dem Vernehmen nach ist Kämmerer Hartmut Vorjohann (CDU) nicht begeistert und soll mit einem Veto drohen. Andere Teile der Verwaltung wollen Rücklagen bilden. Dies sei billiger, als auf das Stadion zu verzichten. Denn der Unterhalt des Ovals verursache ebenfalls Kosten

Sächsische Zeitung, 10. Mai 2006 (Auszug)

...

Steyer-Stadion: Die Stadt wartet noch immer auf eine Studie, die eine Kostenschätzung für den Umbau gibt. Geplant ist, das marode Stadion herzurichten, für Leichtathletik, American Football und Brisanzspiele der Kicker von Dresden Nord.


DNN, 9. Mai 2006

Wer haftet für Dynamo?

Die Woba ist verkauft. Neue Schulden soll es nicht mehr geben. Und möglichst keine risikobehafteten Engagements der Stadt. Das wünscht sich Dresdens "oberster Kassenwart" Hartmut Vorjohann (CDU). Wenn da nicht das Rudolf-Harbig-Stadion wäre, das von HBM für 40 Millionen Euro mit einem städtischen Zuschuss von 3,1 Millionen Euro neu gebaut werden soll. Spielt Dynamo erfolgreich, gibt's keine Probleme. Doch Sonntag könnte der traditionsreiche Verein in die Regionalliga absteigen, was sich niemand wünscht. Doch was passiert, wenn's passiert? Wer zahlt dann im neu gebauten Stadion die Zeche? Und noch ein Risiko: Was passiert, wenn die Betreibergesellschaft pleite geht? Über diese beiden Fragen sind OB Ingolf Roßberg (FDP) und Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) uneins.

CDU-Bürgermeister Vorjohann und ein Teil der CDU-Fraktion machen die Rechnung für den größten anzunehmenden Unfall auf: Dynamo spielt 35 Jahre lang Regionalliga (jährlicher Zuschuss der Stadt: 1,5 Millionen) oder darunter (jährlich zwei Millionen), dann muss die Stadt rund 70 Millionen Euro berappen. Roßberg meint, weil der Stadtrat und ein Großteil der Bevölkerung hochklassigen Fußball wollen, muss die Stadt das Risiko tragen. Vorjohann meint, das muss die Stadt nicht. Und es gebe ein finanztechnisches Problem: Die Stadt gehe ein kreditähnliches Rechtsgeschäft ein, wenn sie das Risiko übernimmt. Das glaubt der OB nicht. Er sagt, das Risiko könne mit einer zweckgebundenen Rücklage abgefangen werden.

Und wenn die Betreiber pleite gehen? Gleiche Positionen. OB sagt: Stadt muss einstehen. Vorjohann meint: Nein. Rückendeckung erhält Roßberg nun von CDU-Sportbürgermeister Winfried Lehmann. "Wer den Fußball in Dresden will - und dazu hat sich der Stadtrat politisch eindeutig positioniert -, muss auch mal ein Risiko eingehen." Zumal derzeit in eine Ruine investiert werde, ein Fass ohne Boden, gibt Lehmann ein anderes Argument. Und: Würde man jetzt neu ausschreiben - etwa fürs Ostragehege -, werfe das die Stadt vier Jahre zurück. Wollen das Vorjohann und Teile der CDU?
rare


SZ, 6. Mai 2006

Anstoß in der Gasprom-Arena
Von Thilo Alexe

Stadion. Wie soll Dynamos neue Heimat heißen? Die Debatte kreist um Geld, gebiert aber auch witzige Vorschläge.

Was gehört zum Fußball dazu wie heftigste Emotionen, bröselnde Lehmklumpen unterm Stollenschuh und fiese Bananenflanken? Richtig. Bier! Also ist klar, wie das neue Stadion heißen wird. „Mein Favorit ist Felsenkeller-Pilsner-Stadion“, schreibt ein fußballbegeisterter Anhänger sächsisch-böhmischer Braukunst im Dynamo-Fanforum.

Bier für die Knappen

Der virtuelle Trinker-Humor hat einen ernsten Hintergrund: Die Vergabe von Namensrechten ist lukrativ. Schalke kann angeblich mit 40 bis 60 Millionen Euro kalkulieren, weil die Heimat der königsblauen Knappen zehn Jahre lang Veltins-Arena heißt. Die Umbenennung des Dortmunder Westfalenstadions in Signal-Iduna-Park bis 2011 lässt sich der Versicherungskonzern nach unbestätigten Angaben rund 20 Millionen Euro kosten.

Die erklecklichen Einnahmen helfen den Clubs natürlich wirtschaften. Auch in Dresden? Wie in anderen Städten liebt der Vereins-Anhang den alten Namen, der an den Läufer Rudolf Harbig erinnert. Doch die Stadt hofft, im Falle des Stadionneubaus, die Rechte vermarkten zu können. Es sei „allgemein üblich, Namen zu vergeben, das dient der Refinanzierung des Projektes. Diese Vermarktung wird auch in Dresden nicht zu umgehen sein“, sagte Oberbürgermeister Ingolf Roßberg (FDP) in der vergangenen Woche im Stadtrat. Wirtschaftsreferent Ulrich Finger, der im Rathaus den Stadionbau koordiniert, untersetzt die Einschätzung mit Zahlen. Der von Dresden favorisierte Anbieter HBM veranschlage einen sechsstelligen Betrag, der durch das Abtreten der Namensrechte pro Saison voraussichtlich in die Kassen des Stadionbetreibers fließen kann.

Spiele Dynamo in der Regionalliga, kalkuliere man mit jeweils 150 000 Euro, in der zweiten Liga seien es 350 000, in der Bundesliga gar 500 000 Euro. Wie aber soll das Areal, über dessen Bau wohl endgültig Mitte Mai entschieden wird (siehe Kasten), heißen?

Die Fans beweisen Witz. Ein älterer Beitrag im Internetforum hat den Osten im Visier: „Die Russen ham’ doch Knete, wie wäre Gasprom-Arena?“ Neuere, anglophile Einträge wünschen dagegen einen AMD-Superdome oder einen Infineon-Palace an die Lennéstraße. Ein besonders findiger Anhänger verblüfft. Klasse wäre, „wenn der Hersteller dieses australischen Putzmittels Namens ‚Dynamo‘ die Namensrechte im Rahmen der Produkteinführung in Europa erwerben würde“. Dann hieße das Stadion wie bereits jetzt im Volksmund Dynamo-Stadion.

Kaum Resonanz auf Fankurve

Nun gut. Die Resonanz auf die Forderungen aus der Fankurve ist bislang verhalten. Der Dresdner Feldschlößchen-Chef Axel Hahn, der auch für die Marke Felsenkeller verantwortlich ist, gibt sich zurückhaltend. „Dynamo lässt sich alles teuer bezahlen“, sagt er süffisant und verweist dann darauf, dass der Verein Warsteiner als Biersponsor vorgezogen habe. Ein Engagement komme für Feldschlößchen derzeit nicht in Frage.

Ähnlich reagiert AMD Dresden. „Wir haben unseren Fokus auf Jugendbildungsarbeit gelegt“, sagt Sprecherin Cornelia Sonntag und verweist darauf, dass das Unternehmen die Aktion „Jugend forscht“ sowie Schulen in der Region unterstütze. Also doch Anstoß in der Gasprom-Arena? „Dann würde Gerhard Schröder zur Eröffnung kommen“, unkt ein Dynamo-Fan.


DNN, 3. Mai 2006

In der 1. Bundesliga soll Dynamo an die Stadt zahlen

Falls Dynamo Dresden in den nächsten 35 Jahren in der 1. Bundesliga spielt, soll die Betreibergesellschaft, an der Dynamo möglicherweise beteiligt sein wird, an die Stadt für jede Saison in dieser Fußballliga eine Mindestsumme zahlen. "Das ist nur fair", findet Torsten Hans, finanzpolitischer Sprecher der BündnisGrünen. Schließlich zahle die Stadt kräftig, wenn es dem Verein nicht so gut geht. Im Erfolgsfall soll aber auch die Stadt profitieren.

Unklar ist allerdings, wie hoch die Summe sein soll. Auch deshalb gab es gestern im Bauausschuss auf Antrag der CDU keine Entscheidung zum Ersatzneubau Rudolf-Harbig-Stadion. Stattdessen soll es am 15. Mai eine Sondersitzung von drei Ausschüssen (Finanzen, Sport, Bau) geben.

Zu den gestern vertagten Punkten gehörte die Entscheidung über ein lichtdurchlässiges (transluzentes) Stadiondach. Wie DNN berichteten, hat der Investor HBM Stadien- und Sportstätten GmbH angeboten, den Innenrand des Daches für 800 000 Euro transluzent zu bauen. Vorteil: Der Rasen wächst besser, muss nicht mehrmals im Jahr ausgewechselt werden, was die Betriebskosten senkt. Einigen Räten erschien der Preis dafür zu hoch. Sie wollen, dass die Stadt nachverhandelt.

Ebenfalls nachverhandelt werden soll der Punkt, dass die Stadt im Fall der Regionalliga 1,5 Millionen Euro an die Betreibergesellschaft zahlen soll. die Grünen treten dafür ein, dass bei Spielen des Vereins rund ums Stadion zusätzliche Bedarfsstellplätze für Pkw und Busse, aber auch Abstellplätze für Fahrräder bereitgestellt werde.

In der CDU-Fraktion gibt es Unmut über die Zeitdauer des Vertrags zwischen Stadt und HBM. Im schlimmsten Fall muss die Stadt 35 Jahre lang 1,5 Millionen (Regionalliga) oder 2,06 Millionen Euro (unterhalb Regionalliga) zahlen. Hier wird über eine Kostenbegrenzung nachgedacht.
rare