Jahr 2006




Das Jahr der Entscheidung und das Jahr der Verzögerer.
Alle Zeichen standen zur Sondersitzung des Stadtrates am 5. Januar auf weiteres Chaos. Die Verwaltung setzte Walter Hellmichs Angebot nach einem dubiosen Kriterienkatalog auf Platz 1 der Bieterliste und empfahl ihm den Zuschlag zu geben. Die Fans wollten mehrheitlich die die HBM Variante, u.a. wegen dem Erhalt der geliebten Wahrzeichen - der Giraffen. Und, weil HBM als einzige den Einrang bevorzugen, fachlich akkurat, ohne Skandale und am Bedarf orientiert. Der Stadrat signalisierte Prüfungsbedarf, um die Kosten und Risiken zu minimieren. Vor dem Hintergrund drohender Verfahren von Hellmich und Hochtief, stellte die CDU den populistischen Crashantrag, Bieterverhandlungen allein mit HBM aufzunehmen, andere wollten zweigleisige Verhandlungen mit Hellmich und HBM.
Die Öffentlichkeit erwartete eine klare Entscheidung, mit den Stimmen von CDU, SPD, PDS und Bürgern wurden Verhandlungen mit HBM beauftragt. Eine faustdicke Überraschung! Es drohen Verfahren, Hellmich zeigt sich unsportlich.
Im Februar läßt Hochtief die gesamte Ausschreibung bei der Vergabekammer prüfen, die Stadt und Dynamo versuchen sich an ersten Gesprächen mit HBM.
Der Antrag von Hochtief wird im März von der Vergabekammer abgeschmettert, die Einspruchsfrist ist abgelaufen. Neues Ungemach droht. Dubioserweise stellte sich nun heraus, daß Stadtfavorit Hellmich sein Angebot verfristet eingereicht hatte. Die Korruptionsspekulationen bei Dynamo und in der Stadtverwaltung nehmen ihren Lauf. Die SPD zeigt auf, wo die städtischen Gelder herkommen, Verwaltung und HBM verhandeln weiter.

Dynamos drohender Abstieg aus der 2.Liga wirft ein Zuschußszenario von 1,5 Mio Euro pro Jahr für die Stadt auf. Hellmich biedert sich auch im April immer wieder bei der Stadt an, derweil wackeln wegen dem Schattenwurf des neuen Stadions aufs benachbarte Arnoldbad die Giraffen.
Heiße Debatten im Mai um die Zukunft der Giraffen. Die Verhandlungen mit HBM sind quasi abgeschlossen, der Zuschlagsantrag für den Stadtrat ist beschlußreif. Die Strabag verliert vor der Vergabekammer und die Stadt Dresden ist durch den WOBA Verkauf die erste schuldenfreie Großstadt in Deutschland. Kämmerer Vorjohann bringt die städtische Bürgschaft für den HBM Bau ins Spiel, an welcher sich nachfolgend alle Verzögerungen und Klageverfahren aufbauen. Der Stadtrat billigt den HBM Entwurf, vertagt aber die Zuschlagsentscheidung mit dem Hinweis auf Nachbesserungen.
Mühsam ernährt sich der Stadionbau auch im Juni. Im dritten Verfahren vor der Vergabekammer zog die Strabag zurück. Was sich bereits im Mai andeutete, wird nun zur Gewissheit. Dresdens OB Roßberg wurde pünktlich und passend zur CDU Linie vor den Stadionbeschlüssen von der staatsanwaltschaft aus seinem Posten entfernt. Parteisoldat Vorjohann beginnt seine unsäglichen Handlungen zur Verögerung. Schleppende Verhandlungen, neue Komplikationen, Ignorieren des Stadtrates. Der Verwaltungsboykott durch die CDU hat mangels parlamentarischer Chancen begonnen. Entscheidung auch im Juni vertagt.

Vorjohann arbeitet einfach schlampig! Im Juli kommt eine halbherzige und unreife Vorlage zu den Stadträten, die nach professioneller Korrektur schreit. Zeitspiel des Kämmerers, er rechnet das Projekt bewußt schlecht um den Stadionneubau doch noch zu kippen. Wütende Proteste in der Öffentlichkeit und starker politischer Willen im Stadtrat führen nach einer halbherzigen aber grundsätzlichen Entscheidung am 20. Juli zum endgültigen zuschlagsbeschluß. HBM soll das Stadion in Dresden bauen!
Die Strabag zieht wieder vor die Vergabekammer. Vorjohann behindert unter Hinweis auf fehlende Prioritäten ("Zoo ist wichtiger als Stadion") und Einstufung der Bürgschaft als Wirtschaftsförderung weiterhin das Projekt. Mit letzterem Schachzug hält er sich die Möglichkeiten offen, CDU geführte Institutionen in diverse Prüfungsverfahren einzubeziehen. Herbst und Winter werden zeigen, daß dies den Baubeginn mindestens weitere 7 Monate kosten wird.
Alle sind im August nach dem Beschluß voller Hoffnung. Die Strabag zieht wiedereinmal vor der Vergabekammer zurück. Der Baubeginn wird auf Oktober terminiert. Die Stadt und HBM arbeiten am Feinschliff. Dynamo feiert den Giraffenabschied u.a. mit einer eindrucksvollen Bengalochoreografie der Ultras Dynamo. Keiner denkt bei der Forderung des Regierungspräsidiums nach einem Wirtschaftlichkeitsgutachten an weitere, erhebliche Verzögerungen.
Prüfungen auch im September. Mehr als einen Monat brauchte Vorjohann um nachgeforderte Unterlagen ans Regierungspräsidium weiterzugeben. Derweil tönt nach der Entmachtung des Dynamo Aufsichtsratsvorsitzenden Küchenmeister der Dynamo Hauptgeschäftsführer Köster provozierend und effektheischend, daß der Stadionbau bereits beschlossene Sache sei. Grund genug, am Ego der Hasenpflug Truppe zu kratzen. Das kostet auch wieder Zeit.
Der heiße Herbst beginnt im Oktober. Das Regierungspräsidium sagt NEIN zum Neubau und erkennt eine Schieflage von Chancen und Risiken. Punktsieg der CDU Allianz. Die Landes CDU bietet für das Ostragehege 25 Millionen Fördermittel für einen Stadionneubau. Dynamo schreibt "einfallsreich" einen Frustbrief an Kanzlerin Merkel. Die Fans halten mit einer eindrucksvollen Demonstration mit über 5.000 Teilnehmern zum Rathaus gegen und fordern den sofortigen Neubau. Einzig Sportbürgermeister Lehmann, traut sich, den wütenden Dynamofans gegenüberzutreten. Vorjohann und Hasenpflug üben sich in Feigheit. Stadiongipfel werden iniziiert, der Slogan "Stadionbau JETZT" wird geprägt.
Erfolgloses Gelaber in den Verwaltungen ums Stadion im November. Die CDU versucht derweil durch Wortmeldungen um Gewaltakte und stockende Mietzahlungen das Negativimage von Dynamo zu polieren. Das RP steht wiedereinmal "kurz vor der Genehmigung".
Die Fans machen auch zum Jahresende im Dezember noch einmal Druck. HBM schluckt eine wirtschaftliche Kröte nach der anderen, die Landes CDU streicht die sozialpräventiven Mittel für die Fanarbeit, Dynamo HGF resigniert, Präsident Rudi (CDU) steht kurz vor der Abwahl. Das Wirtschaftsministerium wurde eingeschalten, um (trotz vorhandener Grundsatzentscheidungen zu Stadionbauten in Deutschland) mögliche EU Notifizierungspflicht zu prüfen. Dahinter verschanzt sich argumentativ die Hasenpflug Behörde. Spontane Transparentaktionen der Fans und SPD parteiinterne Mechanismen (das Wirtschatsressort wird von der Sachsen SPD geführt) bringen vor Weihnachten binnen weniger Tage den Bescheid, daß keine Notifizierungspflicht besteht. Der Ball ist wieder beim RP. Kurz vor Silvester gibt Hasenpflug selbigen an Vorjohann zurück - Nachbesserung!


"Eigentlich kann es 2007 nur noch besser werden ... " (Steffen Hofmann, BILD am 29.12.2006)