Jahr 2006




Sächsische Zeitung, 30. November 2006

Stadion-Gipfel ohne Ergebnis

Die von der Stadt und dem Regierungspräsidium genannte Frist zur Nachverhandlung der Stadionfinanzen ist abgelaufen – ein Ergebnis liegt aber nicht vor. Am 16. Oktober hatten beide Seiten versichert, offene Fragen zur Bürgschaft binnen vier Wochen abarbeiten zu wollen. „Wir konnten uns bislang nicht einigen“, sagte der Sprecher der Rechtsaufsichtsbehörde, Holm Felber. Zu den Details der Gespräche sei Stillschweigen vereinbart worden. Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) dementierte, dass es dabei noch einmal im Grundsatz um die Standortfrage für den 40-Millionen-Neubau gegangen sei. Zu weiteren Inhalten sowie zur Dauer der Verhandlungen schwieg auch er.

Den Stadträten schrieb der Kämmerer, dass die Sanierung des alten Harbig-Stadions statt eines Neubaus aus wirtschaftlicher Sicht nicht sinnvoll sei. Spätestens beim Aufstieg in die zweite Liga würde der Fußballbund die Eignung des Ovals infrage stellen. (SZ/ale)
 

DNN, 29. November 2006

Dienstreise der anderen Art

Dresden. Bei der Fußball-WM hätten sie gern live aus dem neuen Harbig-Stadion über Ballack, Poldi und Klose gefachsimpelt und sich nach der Show einen Absacker im Schatten der Frauenkirche gegönnt. Doch weil es die Arena damals noch nicht gab und bis heute nicht gibt, nahmen die ARD-Kommentatoren Günter Netzer und Gerhard Delling gestern dankbar eine Einladung der Dresdner Bank an, sich reale Sehenswürdigkeiten in derInnenstadt anzuschauen.

Den abendlichen Vortrag zum Thema Fußball und Finanzen meisterten die Grimme-Preisträger vor 300 ausgewählten Bankkunden ähnlich locker wie ihre Dialoge vor zehn Millionen ballverliebten Fernsehguckern. In der Gläsernen Manufaktur kamen sie Dresdens bekanntestem Fußball-Areal wenigstens räumlich sehr nahe und versuchten nebenbei, ihren Gesprächspartner, den von oberelbischer WM-Abstinenz und Leipziger Niederlagen-Allerlei frustrierten Eduard Geyer, aufzubauen.

Mit Bedauern erinnerte sich Netzer an die Zeit, als es um die Auswahl der WM-Spielorte ging: "Ich saß damals im Aufsichtsrat: Aus dem Osten war da nur Leipzig, das von Anfang gesetzt war. Dresden hat keine Voraussetzungen gehabt, hat sich nicht bewerben können. Wir im Westen haben uns immer gewünscht, dass der Fußball hier aufersteht. Doch dafür müsst ihr ein Stück schon selber sorgen!"

Geyer (62), den der gleichaltrige Netzer mit einem freundschaftlichen "Wie geht es Dir?" und Umarmung begrüßte, sträubten sich angesichts hiesiger Versäumnisse alle Haare zu Berge. Wütend bezeichnete er das Rathaus als "Quatschbude", das man zuschließen solle. Seinen unerschütterlichen Optimismus, dass man im Osten doch noch was bewegen könne, lässt er sich aber auch nicht von vermeintlich gestandenen Zweitligakickern nehmen, die in der Oberliga versagen. Dass was geht, habe er in Cottbus bewiesen. Voraussetzung: ein bisschen Knete natürlich, aber vor allem ein Arbeiten inRuhe. Das erhofft sich Geyer auch von Michael Kölmel, der seinen aktuellen Klub am Leben erhält, weil er sein Stadion irgendwann mal wieder annähernd so voll sehen will wie im filmreifen WM-Sommer: "Für Sachsen Leipzig ist Herr Kölmel ein Glücksfall. Ohne ihn nagt derVerein am Hungertuch."

Geyers Duzfreund Netzer dückt dem Dresdner Gastarbeiter an der Pleiße die Daumen, dass Kölmel geduldig bleibt und sich als seriöser Sponsor erweist, der die Richtung vorgibt, aber nicht dem Trainer ins Tagesgeschäft reinredet. Geldgeber solcher Art sind ihm lieber als Mäzene a la Abramowitsch, "denn da muss man vorsichtig sein. Da gibt es Beispiele, dass sie ihr Spielzeug fallen lassen", so Netzer.

Hat man aber seriöse Sponsoren und ein vorzeigbares Stadion - was braucht man noch zum Aufstieg in die Eliteliga? Der Rendsburger Kaufmannssohn Gerhard Delling (47) hat ein einfaches Rezept: "Neben einer Anschubfinanzierung muss man Leute haben, die weitaus besser arbeiten als die, die schon da sind." Die Begeisterung für den Fußball sei überall gleich - Management und Trainer müssen über sich hinauswachsen. Was wäre Bayern ohne gewiefte Leute wie Uli Hoeneß, der später noch ganz andere Qualitäten offenbarte als in den Spielen gegen Geyers Dynamos?

Bleibt für die beiden Gäste aus dem Westen und die vom großen Fußball seit dem Sommer wieder abgekoppelten Sachsen zu hoffen, dass die Schwarz-Gelben aus Dresden oder die Grün-Weißen aus Leipzig die Ärmel hochkrempeln. Wie auch, dass Dresden endlich bekommt, was Leipzig schon hat: ein modernes Stadion. Ob Netzer und Delling - vielleicht gemeinsam mit einem dann strahlenden Geyer - noch mal ein Länderspiel live von der Lennéstraße kommentieren, konnte das Trio nicht versprechen. "Wir haben uns noch keine Gedanken über 2008 hinaus gemacht", bekannte Netzer. Das Zusammenspiel mit seinem Passgeber Delling könne nach einem Jahrzehnt voller Spitzen und mehr oder minder ernst gemeinten Schmähungen jeden Tag abrupt enden - "ich bin ja ein Held, was ich über die zehn Jahre ertragen habe". Delling schmunzelte - er kann sich auch sicher sein, dass Netzer seine Fernseh-Rolle in Wirklichkeit genießt. So hart zu arbeiten wie ein Uli Hoeneß, ist wohl nicht sein Ding.
Jochen Leimert
 

Dresdner Blättl, November 2006

Tä-Tä für Dynamo Dresden Oder: Abseits, meine Herren ...
Von Inge Röhre

Die Kolumnistin freut sich, dass sie von Peter Rosse so gut verstanden wurde: Nein, er braucht in keine Röhre zu fallen.

Aber es wird berichtet, dass er schon in eine solche getrötet habe: Entweder in eine einzelne, teilweise konisch geformte, genannt „Trompete“. Oder deren vier im Bündel, genannt „Schalmei“. Sicher keine sonst übliche Kakophonie, sondern schlicht rot-gelb-schwarzes (nein, kein schwarz-rot-goldenes, das ist was anderes) Tä-tä für Dynamo Dresden. Mindestens geistig, ich seh’ ihn schon die Lippen zur Röhre spitzen ...

Aber mal ehrlich: Eigentlich ist Politik furchtbar einfach: Die Hälfte der Bürger ist weiblich, hat also mit Fußball eh’ nix am Hut, und von den verbleibenden männlichen Bürgern ist die Hälfte gegen den Abriss der „Giraffen“ – wozu also ein Stadionneubau an der Lennéstraße?

Am 31. Mai 2004 kündigte OB Roßberg – natürlich nach einem ordentlichen Pfeifkonzert (hatte er auch verdient, hatte bis dahin nur 2,1 Mio. Euro Bürgschaften für Dynamo beschafft, da können die Fans ihn auch mal ordentlich auspfeifen) – an, dass Dresden ein Stadion braucht.

„Kein Geld, kein Plan, kein Beschluss.“ stellte das zuständige Fachblatt „BILD“ am 1.6.2004 fest. Dank intensivsten Einsatzes war die WM-Bewerbung Dresdens für 2006 (800-Jahr-Feier) glücklich gescheitert, und wenn überhaupt ein Stadion, dann im Ostragehege, so die CDU – oder am besten gar keins, so Oberbürgermeister Wagner.

Oberbürgermeister Wagner, das ist jener Mann, der 1990 nach seinem Amtsantritt übrigens meinte, dass der kostenfreie sonntägliche Kirchgang als Kulturgenuss in Dresden allumfassend sei, womit auch die Sportfrage für viele Jahre auf Angeln, Skat und Joggen als ausreichend verwiesen war.

Nun hatten aber der FV Laubegast ein fast und Striesen ein beinahe ligataugliches Spielfeld aus Hochwassermitteln bekommen und die Eislöwen können sich der von Roßberg versprochenen Halle zumindest virtuell über ihre Homepage nähern.

Da schickt sich doch Dynamo an, in die zweite Bundesliga im Fußball aufzusteigen – und soll in einer Fast-Ganz-Ruine auch nur ansatzweise halbwegs taugliche Spiele abliefern?

Oder in deren Katakomben, deren Zustand eher an den morbiden Charme verlassener Gefängnisbauten erinnert, denn eine Kunst- und Kulturstadt, die Gegnermannschaften begrüßen? Und vielleicht ein Landesamt im Nacken, das mit „Denkmalstatus“ für diese Arena drohen könnte?

Und das sind mal mindestens Argumente. Wo, wenn nicht hier. Und wann, wenn nicht jetzt.

Den Auswahlprozess begleitete die PDS pragmatisch-nüchtern, setzte sich, wo irgend möglich, für ein sauberes Verfahren ein: Man denke an den Anbieterstreit Hellmich gegen HBM, wo die CDU den drittplatzierten gegen den erstplatzierten durchdrückte.

Die PDS drückte nur eines: Die Daumen. Für Ulrich Finger, Roßbergs Stadionbeauftragten, auf dass er die Fähr- und Wirrnisse des Vergaberechts halbwegs umschiffen kann. Und das schaffte er, und die legendäre Entscheidung, es auf die Vergabekammer ankommen zulassen, traf Anfang 2006 Oberbürgermeister Roßberg selbst. Gegen den Rat des Stadionbeauftragten Finger, gegen die Empfehlung des Rechtsamtes, das Verfahren aufzuheben, entschied er auf Verfahren - und die Stadt siegte: Auch die CDU-HBM-Variante hielt stand.

Eines der Dutzenden Torpedos der Grötsch, Rohwer & Co. erwies sich erneut als Rohrkrepierer und sprengte fast die Fraktion der CDU. Es ist so schleimig: Stadion ja, aber nicht hier, Vergabe ja, aber nicht an den, und Geld sowieso keins (als ob die Ruine keine Betriebskosten verschlänge) – alle Register des Intrigantenstadels wurden gezogen, wobei Dynamo-Präsident Rudi (CDU-Mitglied) immer dann in ausgewiesenes Schweigen verfiel, wenn es kritisch wurde.
Im Mai war Roßberg weg – und Vorjohann, erklärter CDU-Parteisoldat nahm die Sache von Finger in die Finger.

Das nächste Register konnte endlich her: Vorjohann wollte (und sollte) das Stadion „totverhandeln“ – noch ’ne Sicherheit und noch ’ne Bürgschaft – alles von vornherein unnötig und demzufolge nicht genehmigungsfähig und der Regierungspräsident Hasenpflug (hinter vorgehaltener Hand: „Hasenfuß“ genannt (CDU, was sonst) zog mit.

Das heutige Gejaule der CDU, man müsse jetzt reparieren, was Roßberg verschlampt habe, klingt nach „Haltet den Dieb, er hat mein Messer im Rücken.“

Als Frau und Mutter sehe ich es gar nicht ungern, wenn der Große und sein Vater mit den Röhren ins Stadion ziehen. Dort sind sie beschäftigt und machen wenigstens in der Zeit keine Dummheiten.

Und mal ehrlich: Sind wir Frauen nicht auch mal froh, wenn wir die Männer einfach beschäftigt wissen?

Doch Grötsch, Vorjohann & Co., die ziehen wie Kometen durchs Land – einen Schweif der Verwüstung hinter sich lassend. Abseits, meine Herren!

Soviel weiß ich auch seit der WM 2006. Und bin voller Wut, dass die vergammelte - ‚tschuldigung, die versammelte CDU - noch nicht einmal ein „Public-Viewing“ zustande gebracht hat.

Toll fürs Landeshauptdorf, so geht’s aufwärts. Tä-tä! Pusten in die konische Röhre.
 

Sächsische Zeitung, 24. November 2006

Vogel: Der Imageschaden ist gewaltig
Von Thilo Alexe

Dynamo. Die Stadt wirft den Gelb-Schwarzen Versäumnisse beim Umgang mit Chaoten vor.

Es waren etwa 20 breitschultrige und kahl geschorene Männer, die vor rund vier Jahren bei einem der Derbys zwischen Dynamo und dem DSC in den Block im Harbig-Stadion drängten. Ihre Weltanschauung hatten sie in ein Wortungetüm gepresst, das auf ihren T-Shirts prangte: Hoolicaust – eine unselige Kombination aus Hooligan und Holocaust. Niemand schritt ein. Mitarbeiter des damaligen Sicherheitsdienstes begrüßten den Trupp sogar mit freundlichem Kopfnicken.

Es war das letzte Mal, dass Lars Kluger im Stadion war. „Das hat mich abgeschreckt“, sagt der CDU-Politiker heute. Im Stadtrat, wo er die gespenstische Szenerie schildert, geht er sogar noch weiter: In den vergangenen 15 Jahren – seit den Ausschreitungen beim Uefa-Pokal-Spiel gegen Partizan Belgrad– sei das Gewalt-Problem virulent. Es werde stets bagatellisiert, die kritische Sicht fehle.

Der amtierende Oberbürgermeister Lutz Vogel (parteilos) gibt Kluger in der von der Linksfraktion beantragten aktuellen Stunde zu Ausschreitungen bei Dynamo-Spielen recht. In der vergangenen Zweitligasaison habe die Polizei 118 Straftaten im Umfeld von Heimpartien der Gelb-Schwarzen registriert, 37-mal seien Menschen verletzt worden. Zwar arbeite ein Fanprojekt mit Erfolg versprechenden Ansätzen, zwar unterstütze die Stadt jenes mit 35000 Euro pro Jahr. Aber: „Trotz all dieser Anstrengungen scheint das Problem nicht kleiner zu werden – im Gegenteil.“ Das Ansehen Dresdens sei bedroht. Vogel: „Der Imageschaden ist nicht schlimm. Er ist gewaltig.“ Auch der Verein habe in der Vergangenheit nicht immer deutlich genug gegen Gewalt und Extremismus „die Stimme erhoben“.

Das sind klare Worte in einer ansonsten eher fahrigen Debatte. Der neue Dynamo-Aufsichtsratsvorsitzende Thomas Mulansky räumt ein: „Es gibt ein Problem mit Gewalt.“ Dies sei aber ein gesamtgesellschaftliches, das sich am Fußball entlade, nicht durch ihn entstehe. Dynamo beziehe Position und erteile durchaus Stadionverbote. Mulansky: „Das hängen wir aber nicht an die große Glocke.“ Im Übrigen fördere der Club – das sei sachsenweit einzigartig – ebenfalls das Fanprojekt, mit 25000 Euro pro Jahr. Dessen Leiter, Torsten Rudolph, weist darauf hin, dass die 2003 begonnene Arbeit Zeit benötige, um Früchte zu tragen. Er appelliert an das Land, die Förderung fortzusetzen. Für die Grünen skizziert Thomas Trepte ein differenziertes Bild der Fanszene. Unter den sogenannten Ultras bestehe die Furcht vor der Kommerzialisierung des Fußballs. Das Gefühl der meist jungen Stehplatzbesucher müsse ernst genommen werden.

Stadion: Klarheit im Dezember

Am Rande ist auch der Stadionneubau Thema. Vogel betont, dass sich die Stadt daran messen lassen müsse, ob dieser gelinge. Bald, offenbar am Montag, werde er mit dem Regierungspräsidenten ein Spitzengespräch zur Finanzierung führen – „hoffentlich das letzte“. Nach SZ-Informationen will die Rechtsaufsicht am 1. Dezember ihre Entscheidung verkünden.
 

Sächsische Zeitung, 16. November 2006

Neues Stadion in Flussnähe
Von Thilo Alexe

Ostragehege. Das mit Sportstätten bestückte Areal ist deutschlandweit einzigartig. Probleme gibt es dennoch.

Die Stadt wird es beim Einwerben von Sportfördermitteln künftig schwer haben. Der Generalsekretär des Landessportbundes, Ulf Tippelt, betonte beim sportpolitischen Forum der Dresdner CDU: „Andere Regionen blicken mit Neid auf Dresden.“ Dies liege unter anderem daran, dass die von der Flut betroffene Stadt beim Wiederauf- beziehungsweise Neubau zerstörter Sportstätten sehr geschickt agiert habe. Das sei zwar ein Verdienst der Kommune. Allerdings dürfte sich dieser negativ auf die Verteilung der von der Flutschadensbeseitigung vollkommen unabhängigen Sportförderung auswirken. Sportbürgermeister Winfried Lehmann (CDU) skizzierte bei der öffentlichen Runde am Dienstagabend dennoch Visionen für das Ostragehege. Kernpunkt ist die für 15 Millionen Euro geplante Sanierung des 1919 eingeweihten Steyer-Stadions, die in drei Jahren beginnen könnte. Lehmann hofft auf Hilfe des Freistaates. Das Stadion solle rund 12 000 Zuschauern Platz bieten und für Amateurfußball und vor allem Leichtathletik genutzt werden. Nachwuchs- und Schulsport könnten dort Platz finden. Der Bürgermeister wies aber auch darauf hin, dass die Sportstätten – etwa die DSC-Halle und die im Bau befindliche Eis- und Ballsporthalle – wirtschaftlich betrieben werden müssten. Dies stelle die Stadt, vor allem jedoch die Vereine vor hohe Herausforderungen.
CDU-Chef Lars Rohwer regte die bessere Anbindung der Sportstätten an das Busnetz an. Das sei besonders für Kinder wichtig.
 

Sächsische Zeitung, 15. November 2006

Nachgefragt bei: Ulf Kirsten (Auszug)

...
Das Nachwuchs-Leistungszentrum ist nur ein Punkt in den Lizenz-Auflagen der DFL für eine eventuelle Zweitliga-Zugehörigkeit. Wie stehen Sie zur Stadionfrage?

Die Situation ist beschämend für Dresden und Dynamo. Wenn ich sehe, dass in Magdeburg gebaut wird – das soll in Dresden unmöglich sein? Dieser alte Kasten passt einfach nicht mehr ins Stadtbild und zu Dynamo.
 

Kanal 8, 15. November 2006

Entscheidung über Stadionneubau - Regierungspräsidum prüft überarbeitete Verträge

Die Dresdner Stadtverwaltung und der Stadionbauer HBM haben die Verträge zum Bau der Fußballarena überarbeitet und dem Regierungspräsidium vorgelegt.
Nachdem die Aufsichtsbehörde den Stadionneubau nicht genehmigte, wurden nun diverse Punkte zu gunsten der Stadt überarbeitet. Einzig die 40 Millionen Euro Bürgschaft bleibt bei der Kommune. Die Prüfung der Unterlagen durch Wirtschaftsministerium und Regierungspräsidium könnte möglicherweise bereits Ende der Woche abgeschlossen sein.
Sollten die Verträge genehmigt werden, sind neue Ablaufplanungen nötig, so Stadionbauer HBM. Diese Planungen verursachen für den Investor Mehrkosten. Die sollen jedoch nicht auf den Stadionpreis in Höhe von 43 Millionen Euro aufgeschlagen werden.
Durch die Verzögerungen könnten die Bagger frühestens im April 2007 anrollen.
 

Sächsische Zeitung, 13. November 2006

Giraffen leuchten
Von Thilo Alexe

Stadion. Auch wenn ihr Abschied schon verkündet war: Die Lichtmasten sind wieder im Einsatz.

Das Comeback des Jahres fiel auf einen trüben Novembersonnabend. Um 15.10 Uhr begannen vorgestern die ersten Lampen hoch über dem Harbig-Stadion zu glimmen – zunächst ein wenig verschüchtert, wie Beobachter zu erkennen glaubten. Doch kurze Zeit später erleuchteten die Giraffen, so heißt die Lichtanlage wegen der Form ihrer Masten im Volksmund, das Spielfeld im Harbig-Oval strahlend und tadellos.

Erwähnenswert ist das Ganze deshalb, weil Dynamo Dresden und seine Fans bereits am 30. August Abschied von den 37 Jahre alten, nur dreibeinigen Masten gefeiert haben. Beim Pokalhammer gegen Bischofswerda verwandelten Dynamo-Ultras das Harbig-Oval mit ausnahmsweise erlaubtem bengalischem Feuer in ein rotes Lichtermeer: Good-bye, Giraffen.

Dass die 60-Tonner nochmal Dienst tun durften, liegt am bisherigen Veto des Regierungspräsidiums zur Finanzierung des Stadionneubaus. Der Verein war irrtümlich davon ausgegangen, dass im Herbst bereits die Bagger rollen. Die moderne Arena, die knapp 30 Meter nach Süden versetzt werden soll, kommt ohne Giraffen aus.

Falls sie denn gebaut wird. In knapp zwei Wochen will die Rechtsaufsichtsbehörde mitteilen, ob sie mit den nachgebesserten Verträgen zwischen Stadt und dem Bauunternehmen HBM zufrieden ist. Sicher ist nur eines: Am 25. November gastiert St. Pauli. Da werden die Giraffen wieder leuchten.
 

MOPO 10. November 2006

Stadion: RP nimmt zweiten Genehmigungs-Anlauf!

DRESDEN - Was macht eigentlich die Genehmigung des Stadion-Neubaus für Dynamo? Sie steht kurz bevor-wieder einmal! Das behauptet zumindest die Stadtverwaltung. Die hat die Unterlagen dem Regierungspräsidium (RP) nun erneut zur Prüfung vorgelegt. „Wir haben alle geforderten Nachbesserungen gemacht. Der Ball liegt jetzt beim RP", erklärt Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann.

Strittige Punkte sind zugunsten der Stadt geändert wurden, lediglich das Risiko von 40 Millionen Euro (in Form einer Bürgschaft) liegt weiter bei der Kommune. Fraglich ist indes noch, ob die Bürgschaft noch von der EU genehmigt werden muss. „Das werden wir nun zusammen mit dem Wirtschaftsministerium prüfen", versichert RP-Sprecher Holm Felber. Zeit dafür haben die Beamten. Denn laut dem Bauherren HBM Stadien-und Sportstättenbau können sowieso erst im April die Abrissbagger rollen. „Auf den Tag kommt es jetzt auch nicht mehr an. Ich hoffe nur gemeinsam mit dem Fans, dass wir nach unseren Zugeständnissen jetzt bauen können", so HBM-Geschäftsführer Axel Eichholtz. Fakt ist zudem, dass durch die zeitliche Verzögerung der Umbau-Ablauf neu geplant werden muss und ein weiteres Provisorium für die Polizei hinzukommt. Die Mehrkosten will aber Eichholtz nicht auf die Bausumme von gut 43 Millionen draufschlagen...
elu
 

Sächsische Zeitung, 10. November 2006

Stadionvertrag enthält Bürgschaftsklausel

Dresden muss für den Bau des Dynamo-Stadions mit rund 40 Millionen Euro bürgen. Das sehe der derzeit von der Rechtsaufsicht geprüfte Vertrag mit dem Konsortium um das Unternehmen HBM vor, sagte Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU). Allerdings verzichte HBM auf andere Absicherungen und räume der Stadt mehr Mitspracherechte ein – unter anderem, um eine „heuschreckenartige Plünderung“ des Sportstättenbauers zu verhindern. (SZ/ale)

Sächsische Zeitung, 9. November 2006

Stadion: Stadt mit mehr Einfluss

Das Regierungspräsidium Dresden will die Prüfung der Stadionfinanzierung in zwei Wochen abgeschlossen haben. Das sagte der Sprecher der Rechtsaufsicht, Holm Felber, gestern der SZ. Seit Dienstag liegen der Behörde die Verträge zwischen der Stadt und dem Bauunternehmen HBM vor. Felber sprach von einem „Fortschritt“. Unklar sei aber, ob der zur Genehmigung des 40-Millionen-Euro-Projekts ausreiche.

Die Stadt äußert sich zu Vertragsinhalten nicht. Nach SZ-Informationen sollen aber wesentliche Knackpunkte ausgeräumt und die Stellung der Stadt gestärkt worden sein. Andere Nutzer als Dynamo sollen demnach die Möglichkeit erhalten, das Stadion zu mieten. Zudem verzichtet HBM dem Vernehmen nach auf die Mehrfachabsicherung, wonach die Stadt für das Projekt bürgt und die Banken im Krisenfall Zugriffsrecht auf den Bau haben. Offenbar befindet sich aber eine bürgschaftsähnliche Konstruktion in dem Kontrakt. (SZ/ale)

Sächsische Zeitung, 8. November 2006

Drückt sich Dynamo um die Miete?
Von Thilo Alexe

Fußball. Um das Stadion gibt es Zoff. Die Stadt beklagt mangelnde Zahlungen durch den Verein für das alte Oval.

Dynamo sorgt für Emotionen – auch im Rathaus. Das jüngste Gerücht, das dort gerade über die Flure wabert, lautet: Die Gelb-Schwarzen knausern mit der Miete fürs Stadion. Bei der Stadt sei bereits ein Fehlbetrag im Hunderttausend-Euro-Bereich aufgelaufen. Und das, während das Rathaus einen zweiten Anlauf nimmt, um von der Rechtsaufsicht doch noch die Zustimmung zum Stadionneubau zu bekommen.

Dynamo sorgt für Emotionen – auch für solche, die den Blick auf die Fakten verschleiern. Nicht alles muss aufgegriffen werden. Der Verein ist auch so schlagzeilenträchtig genug. Aber Miete? Das lässt aufhorchen. Hat doch der Club in der vergangenen Saison erst Altschulden von einer Million Euro abgetragen. Damit, so hoffte der einfache Fan, sei das Thema doch erledigt.

Alle wollen verhandeln

Nicht ganz. „Die Zahlungseingänge sind nicht so, wie sie sein müssten“, sagt Sportbürgermeister Winfried Lehmann (CDU). Er will das Thema nicht dramatisieren, nennt daher auch keine Zahlen und betont: „Das lässt sich ausräumen.“

Nach seiner Darstellung hat das Problem allerdings zwei Aspekte: Einerseits will Dynamo Investitionen, die der Verein ins marode Harbig-Oval tätigte, mit der Miete verrechnen. Andererseits, darauf weist Lehmann hin, fallen die Finanzstreitigkeiten mit dem aktuellen Abstieg von Dynamo in die Regionalliga zusammen.

Bei den Gelb-Schwarzen sieht man die Sache nicht vollkommen anders – auch wenn sich die Offiziellen in der heiklen Angelegenheit nur widerwillig oder gar nicht zitieren lassen. „Wir werden das ausgleichen“, sagt der kaufmännische Geschäftsführer Olaf Schäfer mit Blick auf die Forderungen der Stadt immerhin.

Aus Vereinskreisen heißt es, dass der Club in den vergangenen Jahren auf eigene Faust Toiletten saniert, Schweißarbeiten am wackligen Oval veranlasst und Fluchtwege ausgeschildert habe – alles auf eigene Rechnung und in steter Sorge um die Lizenz. Die Kosten will er von der Stadt, der das Stadion gehört, erstattet bekommen. Das Rathaus seinerseits fordert Miete. Nun soll alles miteinander verrechnet werden.

Wie hoch die jeweiligen Forderungen sind, ist unklar. Je nach Quelle reicht die Spanne von einer Summe unter hunderttausend Euro (Dynamo) bis hin zu knapp 200 000 Euro (Rathaustratsch). Allerdings räumen Vertreter der Gelb-Schwarzen ein, dass Mieten für zwei Spieltage einbehalten worden seien – als eine Art Verhandlungspfand. Unbekannt ist, um welche Ansetzungen es sich dabei dreht. In der vergangenen Zweitligasaison zahlte Dynamo bei der letzten Heimpartie gegen Ahlen rund 25 000 Euro Miete – für einen durchschnittlichen Drittligakick kassiert die Stadt nur etwa ein Drittel dieser Summe.

Baldiges Spitzengespräch

In Kürze will sich Lehmann mit der Dynamo-Spitze treffen, um die Kostenfragen zu klären. Sollte das Stadion neu gebaut werden, ist die Stadt das Thema los – dann wird ein Betreiberkonsortium die Einnahmen verwalten. Gestern gingen die Unterlagen zum Finanzkonzept an das Regierungspräsidium, das sich aber noch nicht äußerte.

stadionwelt.de 8. November 2006

Nachverhandelte Verträge bei Regierungspräsidium
  
Gut einen Monat nach dem Nein des Regierungspräsidiums zu den Verträgen zwischen der Stadt Dresden und dem Stadion-Investor HBM hat die Stadt gestern alle neu verhandelten Verträge an die Aufsichtsbehörde geschickt.

Laut Dresdner Neueste Nachrichten sollen der Stadt nun mehr Mitsprache Rechte beim Stadionbetrieb eingeräumt werden.
 

dnn, 8. November 2006

Stadion: Alle Verträge sind jetzt beim RP

Rund vier Wochen nach dem Nein der Aufsichtsbehörde zu den Verträgen zwischen Stadtverwaltung und Stadion-Investor HBM hat die Stadtspitze gestern alle nachverhandelten Verträge ans Regierungspräsidium (RP) geschickt. Das sagte Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) auf DNN-Nachfrage. Zu Details wollte der Kämmerer gestern keine Stellung nehmen. Es sei schon zu viel Porzellan in der Öffentlichkeit zerbrochen worden. Zu der Frage, ob der Stadionneubau bei der Europäischen Union (EU) angemeldet werden muss, sei mit dem RP Stillschweigen vereinbart worden. Gleichwohl sickerte durch, dass der Stadt mehr Mitspracherechte beim Stadionbetrieb eingeräumt werden. rare

Sächsische Zeitung, 7. November 2006

Unterlagen gehen ans Präsidium

Die Stadt arbeitet an der Neuauflage der Stadionfinanzierung. Am Montag seien Vertragsdokumente des Bauunternehmens HBM eingegangen, sagte Rathaussprecher Kai Schulz. Heute soll das Gesamtpaket an das Regierungspräsidium geschickt werden. Die Behörde hatte eine städtische Baubürgschaft abgelehnt. (SZ/ale)
 

Stadionwelt.de, 6. November

Pläne für den Umbau des Heinz-Steyer-Stadions
  
Neben dem „Dauerpatienten“ Rudolf-Harbig-Stadion soll in Dresden mittelfristig auch das Heinz-Steyer-Stadion komplett saniert werden. Die Zwischenergebnisse einer diesbezüglichen Studie wurden nun im Dresdner Sportausschuss vorgestellt.

Am Standort Ostragehege soll demnach ab 2009 oder 2010 ein rund 15.000 Zuschauer fassendes Stadion für die Leichtathletik, den Freizeit-, Breiten- und Schulsport sowie die Footballer der Dresden Monarchs entstehen. Geplant ist dafür der Umbau der Steintribüne, die Erneuerung der Holztribüne, die Sanierung der zurzeit gesperrten Traversen sowie der Bau eines neuen Sozialgebäudes und von VIP-Räumen.

Der Umbau, der in vier oder fünf Etappen stattfinden soll, könnte 2010 oder 2011 abgeschlossen sein. Die Gesamtkosten werden mit zwölf bis 13 Millionen Euro beziffert, wobei die Finanzierung noch ungeklärt ist.

Unterdessen äußerte Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik Verbandes, bereits Interesse an der Austragung einer Deutschen Leichtathletik Meisterschaft am Standort Dresden nach Abschluss der Umbaumaßnahmen. Die DM 2007 findet in der thüringischen Landeshauptstadt Erfurt statt. (Stadionwelt, 6.11.06)
 

Sächsische Zeitung, 4. November 2006

HBM kommt

Die Verhandlungen zum Stadionbau laufen auf Hochtouren. In der nächsten Woche will der Chef der Baufirma HBM, Axel Eichholtz, in Dresden Gespräche führen. Ebenfalls in der kommenden Woche ist ein Treffen zwischen Regierungspräsident Henry Hasenpflug und Vertretern der Stadt geplant, hieß es im Rathaus. Allerdings lagen im Präsidium bis gestern keine Unterlagen der Stadt vor. (SZ)
 

Bild, 3. November 2006

Dresden – So viel Geheimniskrämerei wurde selten um eine Sitzung des Sportausschusses gemacht. Denn was gestern im Saal 13 des Rathauses diskutiert wurde, bringt jede Menge politischen Sprengstoff. Es ging um ein neues Stadion – nicht an der Lennéstraße, sondern im Ostragehege!
Bild erfuhr: Nachdem das Regierungspräsidium den Neubau des Habig- Stadions gestoppt hatte, kursieren nun neue Pläne. Für kleines Geld soll im Ostra- Gehege eine Multifunktions-Arena gebaut werden. Ein völlig neuartiges Stadion mit klappbaren Zuschauer-Tribünen, das sowohl Leichtathletik als auch für Fußballspiele geeignet ist. Seit Wochen soll Sportoberbürgermeister Winfried Lehmann (50/CDU) mit dem Projekt vertraut sein. Entwickelt hat das „Klappfix-Stadion“ das Ingenieurbüro Dresden Dorsch Consult (DDC). „Der Umbau kostet maximal 13 Millionen Euro. In der Arena haben bis zu 30.000 Zuschauer Platz“, so DDC- Chef Gerd Töpfer (57). Dazu kommen neue Tribünen, VIP-Räume, Umkleiden. Nach dem Hickhack ums Dynamostadion gewinnen die Pläne plötzlich Brisanz. Seit Wochen gibt es Spekulationen, dass das neue Dynamo- Stadion mit Hilfe von Flut-Geldern im Ostragehege entsteht. (Bild berichtete)
Davon will Stadionplaner Töpfer (sitzt im Präsidium des DSC) zwar offiziell nichts wissen. Doch hat sein Ingenieurbüro vorsorglich eine technische Lösung parat, wie man ein Leichtathletik- Stadion fix zum Fußballstadion umrüsten kann (siehe Kasten). Stadträtin Babara Lässig(49, parteilos): „Die Stadt stellt dafür Fördergelder in Aussicht.“ Denn Sportbürgermeister Lehmann holte den Deutschen Leichtathletik- Verband (DLV) mit ins Boot. Ein Insider: „ DLV-Präsident Clemens Prokop kam vor einigen Wochen nach Dresden, besichtigte mit Lehmann das Steyer- Stadion.“ Planer Töpfer: „Bestätigt der Stadtrat unser Konzept, bauen wir ab 2008.“

SO KLAPP´S STADION
Das Dresdner Ingenieurbüro DDC hat auf das noch nie gebaute „Klappfix- Stadion“ ein Patent angemeldet, stellte es jetzt auf der Münchner Immobilienmesse vor.
Und so funktioniert´s: Die Zuschauertribünen lagern auf schwenkbaren Stahlträgern. Per Hydraulik werden sie für die Leichtathletik- Vatiante nach oben geklappt. Darunter erscheint die Tatarnbahn und eine kleinere Tribüne für 15.000 Leute. Wird Fußball gespielt, klappt man die große Tribüne wieder herunter und hat so Platz für 30.000 Zuschauer.

Sächsische Zeitung, 3. November 2006

Chance für Nachwuchs
Von Thilo Alexe


Jugendfußball. In fast 140 Mannschaften sind kleine Kicker aktiv. Streit gibt es um das Leistungszentrum von Dynamo.

Ja, sie spielen. In Clubs, die sich wie Blau-Weiß Zschachwitz über jeden Neuzugang zwischen sechs und 17 Jahren freuen (Vereinswerbung: „Sporttasche packen und ab nach Zschachwitz zum Probetraining!“). In Vereinen wie dem FV Dresden Nord, der im vergangenen Jahr durch kluges Handeln eine komfortable Ballsporthalle in Betrieb genommen hat und über ein Nachwuchsinternat verfügt. Und natürlich bei Dynamo Dresden. Keine Frage: Auch wenn die Bedingungen für kleinere Clubs durchaus besser sein könnten – der Fußball-Nachwuchs hat in Dresden seine Chancen. „Exakt 139 Mannschaften beteiligen sich am Spielbetrieb“, sagt Matthias Langer, der Vorsitzende des Jugendausschusses des Stadtverbandes Fußball Dresden. Für die jungen Talente der Gelb-Schwarzen soll sich bald ein Traum erfüllen. Für den 13. November ist die Einweihung des Nachwuchsleistungszentrums im Ostragehege geplant. Doch um das knapp 1,5 Millionen Euro teure Juwel – finanziert von Stadt, Verein und der Kirsten-Stiftung – mit Wohnräumen für 28 Jugendspieler, Sauna und Trainingsplätzen gibt es Streit. Die Verwaltung hat die Mittel für den geplanten Kunstrasenplatz bislang nicht bereit gestellt, wie der Direktor des Sportstättenbetriebes, Raphael Beckmann, gestern im Sportausschuss sagte. Ob die Anlage gebaut werde, sei noch offen. Sportbürgermeister Winfried Lehmann (CDU) betonte aber, dass mit dem vom Fußballbund geforderten Zentrum erstligareife Bedingungen geschaffen würden.
 

Zitat Theo Zwanziger: Die Sicherheitskriterien für Stadien unterhalb der Bundesligen werden verschärft. Droht Dynamo sogar der Zwangsabstieg?
Um das klar zu sagen: Wir müssen dafür sorgen, dass die Stadien – nicht nur aus Sicherheitsgründen – den heutigen Anforderungen entsprechen. Ich werbe überall im Osten dafür, dass die Länder und Kommunen endlich erkennen, was ihnen ein modernes Stadion in solchen Fußball-Hochburgen an sozialer Kraft geben kann. Hinzu kommt der wirtschaftliche Aspekt. Ein Klub in der 2. Bundesliga oder auch der Regionalliga ist ein mittelständischer Betrieb, der Arbeitsplätze schafft und Steuern zahlt.

Sind Ausschreitungen nicht Wasser auf die Mühlen der Stadion-Gegner?
Wer die Prioritäten für Entwicklung im Osten an Randerscheinungen festmacht, statt sich auf die Integrationskraft des Fußballs zu besinnen, den nehme ich als Gesprächspartner nicht mehr ernst. Ich kann überhaupt nicht begreifen, dass die Prioritäten manchmal so gesetzt werden, wie sie gesetzt werden. Erst recht nicht, wenn man sich die künftige Fußball-Landschaft betrachtet.

Wie sieht die aus?
Mit der eingleisigen Regionalliga ab 2008 wird es noch 55 oder 56 Klubs oberhalb der Verbandsligen geben. Nur in dieser Spitze wird man wirtschaften können. Im Moment sieht es aber leider nicht so aus, dass darunter wenigstens 15 aus dem Osten sein werden.

Wer den Stadionneubau in Dresden verzögert, stellt sich auf Sicht gegen großen Fußball?
Zudem gegen Jugendarbeit, gegen Sozialarbeit und gegen wirtschaftliche Interessen.
 

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"Wenn die Dresdner Seite erklärt, dass sie in Kürze ein neues Stadion haben, wird man kaum auf Auflagen für das alte bestehen", erklärte Moldenhauer. Wenn sich dann aber der Neubau immer wieder verzögere, sei das problematisch. In Dresden feilschen Kommune und Verein seit Jahren um einen Stadionneubau. Der DFB erklärte, dass er Dynamo ab 2007 keine Lizenz für Zweit- oder Drittligaspiele im Rudolf-Harbig-Stadion erteilen werde. Nun hat DFB-Präsident Theo Zwanziger bei einem Krisengipfel dem Regionalligisten Unterstützung beim Stadionneubau zugesagt.

Sächsische Zeitung, 2. November 2006

„Dresden ist Dynamo!“

Mit diesem Spruch zogen Anhänger des Vereins kürzlich massenhaft zum Rathaus, um ihrer Forderung nach einem neuen Stadion Nachdruck zu verleihen. Für den friedlichen Verlauf sorgten die gleichen Fans, die wenige Tage später die bereits bekannten Schlagzeilen verursachten: Dumm, brutal, rassistisch, antisemitisch, rechtsradikal.

Ein anderes Bild entsteht beim Gedanken an Faninitiativen wie Pro RHS, Dynamo 5 000, Zukunft Dynamo, Fanprojekt. Dynamo-Fans – besonders die Ultras – sind treu wie Gold, erfinderisch, großzügig und kreativ. Kann es sein, dass beides stimmt?

Wer über den Zustand unserer Gesellschaft etwas erfahren möchte, der gehe am Wochenende ins marode Stadion von Dresden. Dort bekommt er relativ preiswert eine Lektion darin, wohin es führt, wenn man versucht, aus einem Volkssport ein durchgestyltes Produkt zu machen – leicht bekömmlich, klinisch rein, bestens vermarktbar. Er erfährt etwas darüber, wie unser Bildungssystem funktioniert und wie die soziale Spaltung.

Das alles sind Rahmenbedingungen, die die Vereine und damit auch Dynamo nicht allein verändern können. Aber – und das ist auch ein Teil der Wahrheit – keiner hat so direkten Zugang zu Kindern und Jugendlichen. Beim Verkauf von Fanartikeln nutzt das der Verein durchaus geschickt. Für die Bedürfnisse der Fans fühlt man sich nicht verantwortlich. Im Vordergrund stand das Geschäft mit der ersten Mannschaft. Beachtet wurden Fans nur, wenn es galt, Versäumnisse der Vereinsführungen auszubaden. So entwickelte sich bei Teilen der Fans eine Kultur, die Gewalt als selbstverständlich akzeptiert. Deshalb entstand ein Fanprojekt erst auf Initiative von außen.

Die Situation ist jedoch nicht aussichtslos. Es gibt inzwischen im Verein engagierte Leute, auch in der Geschäftsführung, die gewillt sind, etwas zu ändern. Wir müssen gemeinsam die guten Ansätze fördern. Das Engagement der Ultras für die Rückbenennung in „SG Dynamo“ oder ihre Teilnahme an der Stadiondemo zählen ebenso dazu wie die lautstarken Stellungnahmen der Mehrheit der Dynamo-Fans in Berlin, die auf antisemitische Sprüche mit „Nazis raus“ reagierten.

Staatliche Gewalt bleibt ein Mittel für den Notfall und ersetzt in keiner Weise das langfristige Engagement. Bevor wir mit dem Finger in alle möglichen Richtungen zeigen, müssen wir also unsere Hausaufgaben im Verein machen. Damit man zu Recht und mit Stolz sagen kann: „Dresden ist Dynamo, Dresden braucht Dynamo.“
 

Analyse. Fußball-Verband will höhere Standards für Stadien in unteren Ligen.

Frankfurt/Dresden. Die Verlagerung der Gewalt in die unteren Fußball-Spielklassen hängt wesentlich mit der Qualität der Stadien zusammen. „In den Profi-Ligen haben wir – von wenigen Zweitligisten abgesehen – eine Stadion-Infrastruktur, die beste Voraussetzungen für Sicherheit und Ordnung bietet“, sagte Horst R. Schmidt, Generalsekretär des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Er forderte deshalb, dass der DFB in Zukunft „bis in die Oberliga und bei namhaften Vereinen darunter“ höhere Standards verlangt. „Das würde dazu führen, dass ein sportlich qualifizierter Verein, der diese Voraussetzungen nicht erfüllt, nicht für den Spielbetrieb zugelassen werden kann.“ Mit den bereits geltenden Regularien sollte in den Lizenzierungsverfahren „stringenter umgegangen“ werden.

Damit erhöht sich auch der Druck auf Dresden, wo der geplante Stadion-Neubau gestoppt wurde. Dynamo würde in der kommenden Saison für die Ruine an der Lennéstraße keine Spielgenehmigung bekommen. ... (SZ/-ler)