Jahr 2005




Dresdner Morgenpost 29. Dezember 2005

Im Tunnel war schon Licht für einen Stadion-Neubau! Jetzt droht es zu erlöschen. Bleibt den Fans die Ruine an der Lennèstrasse erhalten?

Stadion: RP soll Verfahren prüfen!

DRESDEN – Der Stadioneubau an der Lennèstrasse ist in Gefahr! Grund: Das Vergabeverfahren steht auf so wackligen Beinen, dass jeder der viel möglichen Investoren angekündigt hat, vor der Vergabekammer dagegen zu klagen, sollte er nicht berücksichtigt werden. Für die CDU ein zu hohes Risiko. Deshalb schickte Fraktionsmitglied Patrick Schreiber einen Brief an das Regierungspräsidium (RP)  mit der Bitte, das Verfahren zu prüfen. “Kommt dabei raus, daß ein ein großes Klage-Risiko für die Stadt besteht, sollten wir das Ganze abbrechen und ein rechtssicheres Verfahren ausschreiben“ fordert Schreiber.
elu
 

Dresdner Wochenkurier, 28.Dezember 2005

Einwurf von Gert Zimmermann

Noch drei Tage. Dann hoffen alle auf Besserung. Ein Neues Jahr, ein neues Spiel, vielleicht auch ein neues Glück.
Doch auch Glück muss erarbeitet werden. Vielleicht machen sich alle bei Dynamo Dresden mal ihre Gedanken, weshalb gerade dem Kult-Verein im Osten das Glück im letzten halben Jahr gar nicht mehr so hold war? Denn nach den spannenden Stunden vor Weihnachten in puncto Trainerfrage werden wohl die wenigsten gerade zum Fest des Jahres die Zeit für eine Analyse gefunden haben. Dynamo könnte bei der Verrücktheit des Umfelds in Kohle schwimmen. Das einzige, was zurzeit schwimmt in Elbflorenz, sind allerdings der Hartplatz und die Aschenbahn. Und die Stadt selbst. Denn die Nachricht von der über 550.000 Euro teuren Rasenheizung ab der im Sommer beginnenden Saison schlägt wirklich ein wie ein Ufo im Rathaus. Endlich machen DFB und DFL richtig Druck, damit die Eiertänze der Stadträte am Ende nicht noch preisgekrönt werden und als Standard-Ereignis für die 800-Jahr-Feier verkauft werden. Die im Rathaus wollen einfach keine Fehler machen bei der Vergabe für die Baugesellschaft. Wird nach außen verkauft. Klingt auch gut.
Doch der Normalbürger winkt nur noch ab. Immerhin soll der sich freuen über die über 40 Millionen Euro billige Straßenbahnhaltestelle auf dem Postplatz. An die extra errichteten Pilonen könnte ja auch eine Art Dachkonstruktion für die ganze Innenstadt drangehängt werden, weil ja bekanntlich die Glücksspiele mit den Steuergeldern der Bürger nicht unter freiem Himmel stattfinden dürfen. Das zumindest regelt ja die Verfassung. Was bleibt ist die traurige Aussicht, dass im Weltmeis-terschaftsjahr 2006 die Jubiläumsstadt Dresden wieder einmal zum Tal der Ahnungslosen mutiert.
Ist aber auch irgendwie beruhigend, wenn unsereiner von nicht viel noch weniger mitbekommt. Denn dass die Grünen Dynamo den bei Schalke 04 entlassenen Ralf Ragnick als Verpflichtung ans Herz legten, weil der als Professor geltende Fußball-Lehrer damit so gut ins Bild der in Dresden gepflegten Wissenschaften passt, war von der Fraktion ganz ernst gemeint. Und genau hier beginnt die Comedy ganz schön traurig zu werden. Wer aufgibt, hat schon verloren. Und wir sind, wenn wir schon Deutschland sein müssen, auch Dresden.

Sächsische Zeitung, 27. Dezember 2005

Herunter geklappt bietet die Tribüne 25 000 Fußballfans Platz.

Für jeden Wettkampf die eigene Lösung
Von Bettina Klemm

Patent. Eine Dresdner Firma ließ jetzt ihre verschwenkbare Tribüne europaweit schützen.

Dresden möchte das Heinz-Steyer-Stadion im Ostragehege auch künftig sowohl für Leichtathletikwettkämpfe als auch für Fußballspiele nutzen. Für die Zuschauer ist es dabei wichtig, möglichst dicht am Wettkampfgeschehen zu sitzen. „Wir haben uns dieser Herausforderung gestellt und eine entsprechende Lösung erarbeitet“, sagt Gerd Töpfer von der DDC Dorsch Consult Ingenieurgesellschaft mbH. Bei Fußballspielen wird die Tribüne abgesenkt. Dann finden auf ihr etwa 25 000 Zuschauer Platz. Für die Leichtathletik wird sie angehoben, so dass 15 000 Fans hautnah dabei sein können.

Das Ergebnis der dreijährigen Entwicklungsarbeit wird nun am 18. Januar 2006 im Amtsblatt des Europäischen Patentamtes veröffentlicht. „Wir hatten es auch beim deutschen Patentamt eingereicht, kurioserweise war das europäische schneller. Nun werden wir es voraussichtlich auch in 15 europäischen Staaten eintragen lassen“, sagt Töpfer, der selbst Präsidiumsmitglied des Dresdner Sportclubs ist. Die Dresden Dorsch Consult hofft, dass ihre Kombi-Tribüne – sie kostet rund 40 Millionen Euro – möglichst bald in einem Stadion der Welt ihre Premiere erlebt.

„Wir haben den Oberbürgermeister angeschrieben und darum gebeten, dass wir unser Patent Dresdner Tribünen nennen dürfen“, sagt Töpfer. So könne die Ingenieurkunst dem Sport wichtige Impulse geben und zugleich neben Kunst und Kultur zur weiteren Verbesserung des Images der Stadt beitragen. Noch lieber wäre es Töpfer, wenn die Tribünen zuerst im Heinz-Steyer-Stadion entstünden. Schließlich ist dort die alte Holzkonstruktion längst baufällig.
 

www.donau.de , 24. Dezember 2005

Hellmich-Gruppe als Santos-Stadionbaumeister

Deutsche Stadionkunst ist offenbar auch am Zuckerhut gefragt: Mit Hilfe der deutschen Hellmich- Unternehmensgruppe plant Brasiliens Traditionsklub FC Santos den Neubau eines Stadions. Per Telefonkonferenz erhielten Santos- Präsident Marcelo Teixeira und "Vize" Norberto Moreira da Silva am Donnerstag eine Einladung zu einem Deutschland- Besuch im kommenden Februar. Dabei soll das Führungsduo des zweimaligen Weltpokalsiegers die Bundesliga- Arenen in Gelsenkirchen und Duisburg kennen lernen.

Der Klub von Fußball- Idol Pele will mit Blick auf eine mögliche WM- Ausrichtung Brasiliens im Jahr 2014 gerne eine moderne Arena für 40.000 Zuschauer errichten. Dafür ist bereits ein Baugrundstück im rund 60km entfernten Diadema, das zum Großraum Sao Paulo gehört, ausgeguckt. "Es gibt schon eine Übereinkunft zwischen der Stadt Diadema, Santos und Hellmich über ein passendes Gelände", erklärte Moreira.

Die Hellmich- Gruppe mit Sitz in Dinslaken hat in der Schalker Veltins- Arena und der MSV- Arena im Sportstättenbau schon zwei Vorzeige- Objekte und steht mit dem Zweitligisten Dynamo Dresden in Verhandlungen über einen Stadion- Neubau. Chef der Baugesellschaft ist Walter Hellmich, der als Präsident auch die Geschicke der Duisburger "Zebras" lenkt.
 

Sächsische Zeitung, 23.Dezember 2005

Verband: Stadion braucht Rasenheizung
Von Thilo Alexe

Lizenz. Eine Forderung der Fußball-Liga könnte für Dresden zu einem echten Problem werden.

Die Stadt wird in der kommenden Saison keine Rasenheizung ins Rudolf-Harbig-Oval bauen. Das sagte Rathausreferent Ulrich Finger, der in der Verwaltung das Projekt Stadionneubau koordiniert. „Wir hoffen darauf, dass der Stadtrat im Januar eine weitere Grundsatzentscheidung für den Bau einer neuen Arena trifft“, sagte Finger der SZ. Zum jetzigen Zeitpunkt in das Harbig-Stadion zu investieren, sei angesichts der Baupläne unrealistisch. „Das kann sich keiner leisten.“

Die Haltung der Stadt könnte allerdings für Dynamo Dresden zum Problem werden, sollte der Zweitligist den Klassenerhalt schaffen. Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) knüpft die Lizenzerteilung für Profivereine nämlich an eine weitere Bedingung. Ab der kommenden Saison ist eine Rasenheizung für Erst- und Zweitligisten Pflicht, wie der Geschäftsführer von Dynamo Dresden, Volkmar Köster mitteilte (siehe den gestrigen Sportteil der SZ). Die DFL ist der Zusammenschluss aller 36 Clubs aus den beiden Ligen und unter anderem für die Lizenzen verantwortlich.

In allen Planungen für eine neue Arena ist Finger zufolge eine Rasenheizung vorgesehen. Sollte das Projekt aber scheitern, schließe die Stadt den nachträglichen Einbau nicht aus. Ganz billig ist der nicht. In Cottbus wurden vor fünf Jahren umgerechnet rund 550 000 Euro fällig. Damals spielten die Lausitzer in der ersten Liga. (mit SZ/dk)
 

Dresdner Morgenpost 22.Dezember 2005

Das Geschäftsführer-Duo Köster/Hendel weilte gestern zur DFL-Mitgliederversammlung in Frankfurt/M. – und brachte bedrohliche Kunde mit: Dynamo muss zur neuen Saison eine Rasenheizung im Harbig-Stadion vorweisen – sonst gibt’s keine Lizenz!
dilö
 

Sächsische Zeitung, 22. Dezember 2005

SPD: Dynamo schafft das nie

Die Sozialdemokraten drängen weiter auf die Einschaltung eines Wirtschaftsprüfers, der die Angebote der vier Stadioninvestoren prüfen soll. Die Stadträte Albrecht Leonhardt und Peter Lames wiesen zudem darauf hin, dass sich das Quartett in Gesprächen mit der Fraktion bereit erklärt habe, bei einer neuerlichen Prüfung auf juristische Schritte gegen das Verfahren zu verzichten. Leonhardt äußerte ferner die Befürchtung, dass die Stadt dem Verein das Grundstück in Erbpacht übertrage, so dass er mit einem Investor allein den Stadionbau angehe. „Das würde Dynamo nie schaffen. Das Risiko trüge wieder die Stadt“, sagte er. Am 5. Januar wird das Thema im Stadtrat behandelt. Der Ausgang der Abstimmung ist ungewiss. (SZ/ale)
 

dnn, 22. Dezember 2005

Stadion: SPD will neues Gutachten mit Klageverzicht

Die SPD-Stadträte Albrecht Leonhardt und Peter Lames haben nach Studium des Rechtsgutachtens zum Verfahren der Stadion-Ausschreibung ihre Forderung bekräftigt, der Stadtrat solle einen unabhängigen Wirtschaftsprüfer ins Rennen schicken. Es soll die vier vorliegenden Investoren-Angebote der Konzerne HBM, Hochtief, Strabag und Hellmich vergleichen. "Im Moment kann keiner objektiv einschätzen, wer das bessere Angebot hat", so Leonhardt. Durch die Kombination aus Gutachten und Klageverzicht aller Anbieter gebe es mehr Sicherheit bei der Vergabe, ergänzte Lames.

Leonhardt äußerte Unverständnis über die Vertagung. Ursprünglich sollte der Stadtrat auf der letzten Stadtratssitzung am 15. Dezember entscheiden. Vor allem mit Stimmen der CDU und PDS wurde das Thema jedoch vertagt. "Aus blanker Eitelkeit", mutmaßte Leonhardt. Und: "Bestimmte Kreise wollen das Stadion offenbar nicht", sagte der SPD-Stadtrat und bekennende Dynamo-Fan, ohne jedoch Namen zu nennen. Ihn treibe die Angst um, dem Falschen den Zuschlag zu geben. Das externe Gutachten soll das Verfahren qualifizierter und besser machen.

Der Glaube an einen Klageverzicht helfe nicht, entgegnete CDU-Fraktionschef Michael Grötsch auf die erneute SPD-Forderung. Die SPD habe bis zum 5. Januar Zeit, von allen vier Investoren schriftliche "Unterwerfungserklärungen" einzuholen. Alle vier Anbieter müssten sich bereit erklären, auf eine Klage zu verzichten, egal wer gewinnt. "Wenn der SPD-Vorschlag damit untersetzt ist, werden wir uns ernsthaft damit beschäftigen", versprach Grötsch.
Wie berichtet, tritt der Stadtrat bereits am 5. Januar 2006 auf Antrag von SPD, FDP und Bürgerfraktion zu einer Sondersitzung zusammen. Dann steht nicht nur der Neubau des Harbig-Stadions, sondern auch die Übertragung kommunaler Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen auf der Agenda.
rare
 

Sächsische Zeitung, 20. Dezember 2005

Notiert

Stadtrat berät am 5. Januar über Stadionbau

Der Termin für die Sondersitzung zum Thema Stadionneubau steht: Oberbürgermeister Ingolf Roßberg (FDP) will den Stadtrat am 5. Januar zusammenrufen. Das Thema stand bereits auf der Tagesordnung der Sitzung vom vergangenen Donnerstag. Allerdings wurde es vertagt, weil die Stadträte ein Rechtsgutachten, das erst kurz zuvor fertiggestellt worden war, ausgiebig studieren wollen. Bei der Sitzung wird es darum gehen, ob Roßberg mit einem oder mehreren Bauinteressenten verhandeln soll. (SZ/ale)
 

SZ 17.Dezember 2005

Im Rat notiert

Dynamo-Spitze kritisiert Stadion-Vertagung

Mit Unmut hat Dynamo-Geschäftsführer Volkmar Köster auf das Stadtratsvotum reagiert, die Entscheidung zum Stadionbau zu vertagen. „Wir spielen in einer Ruine mit der Aneinanderreihung von Ausnahmegenehmigungen“, sagte er. Zudem wies Köster auf die Lizenzerteilung für die kommende Saison hin. Einige Stadträte würden vermutlich über die Kosten erschrecken, die für Auflagen wie Befestigung der Aschenbahn fällig werden könnte. (SZ/ale)
 

Stadionwelt, 16.Dezember 2005

Entscheidung vertagt
Weil den Dresdner Stadträten ein Rechtsgutachten erst kurz vor der entscheidenden Sitzung vorgelegt wurde, sah sich die Mehrzahl der Abgeordneten nicht imstande, über die Auftragsvergabe des Stadionneubaus abzustimmen. Damit wurde die Entscheidung über den Bauherren der künftigen Heimat von Dynamo Dresden auf das neue Jahr – voraussichtlich die ersten Januar-Woche – vertagt.
Hintergrund des kurzfristig angeforderten Rechtsgutachtens ist die Frage, wie die Gefahr einer Klage eines unterlegenen Konsortiums minimiert werden kann. Mehrere der am Bieterverfahren beteiligten Konzerne hatten sich zuletzt unzufrieden über die Ausschreibung geäußert und für den Fall einer Nichtberücksichtigung den Gang vor ein Gericht angekündigt. Durch eine derartige Klage würde nach Einschätzung der Stadt vermutlich das gesamte Verfahren aufgehoben.

Presseinfo vom 16.Dezember 2005 der PDS Fraktion als Beantrager der Vertagung der Vergabeentscheidung

Entscheidung des Stadtrates zum Stadionneubau muss ohne weitere Verzögerungen getroffen werden

Zum angestrebten Neubau des Rudolf-Harbig-Stadions in Dresden erklärt Stadtrat André Schollbach (27, Linksfraktion.PDS):

1. Das von Oberbürgermeister Ingolf Roßberg am gestrigen Tage kurzfristig vorgelegte Rechtsgutachten zu den Risiken der Vergabeentscheidung zum  Neubau des Rudolf-Harbig-Stadions wird gegenwärtig in unserer Fraktion durchgearbeitet und bewertet. 

2. Trotz der gestern –auf grund der Kurzfristigkeit des vorgelegten Gutachtens- notwenig gewordenen Vertagung ist die Fraktion der Linkspartei.PDS eindeutig für den zügigen Neubau eines modernen Stadions am traditionellen Dynamo-Standort Lennéstraße. Diese Entscheidung muss aber so getroffen werden, dass mögliche Probleme und Risiken für die Stadt und Dynamo von vornherein minimiert werden.

3. Die Entscheidung des Stadtrates zum Stadionneubau muss nun ohne weitere Verzögerungen erfolgen. Wir wollen und werden im Januar entscheiden. Die Stadt Dresden und der 1. FC Dynamo brauchen ein neues und modernes Stadion. Dafür werden wir uns weiterhin engagieren.

f.d.R.
André Schollbach
 

dnn, 16. Dezember 2005

Stadion: Auf Vertagung folgt Sondersitzung 2006

Was Barbara Schmidt und Bernhardine Kleinhenz zu sagen haben, war dem Stadtrat gestern eine Vertagung des Themas Stadionneubau wert. Die Doktorinnen der Luther Rechtsanwaltsgesellschaft mbH haben ein Rechtsgutachten zur Ausschreibung Rudolf-Harbig-Stadion verfasst. Das konnte OB Ingolf Roßberg (FDP) erst gestern zur Stadtratssitzung vorlegen. Um die elfseitige Studie zur Rechtssicherheit des Investorenauswahlverfahrens in Ruhe studieren zu können, wollte eine Mehrheit mit Stimmen der PDS, CDU und Teilen der Grünen eine Verschiebung auf die nächste Stadtratssitzung am 19. Januar 2006. Noch während der Sitzung sammelten allerdings SPD, FDP und Bürgerfraktion die nötigen Stimmen, um eine Sondersitzung für die erste Januar-Woche durchzusetzen.

Der Auftrag zum Gutachten über das Prozessrisiko des Verfahrens (Klaus-Dieter Rentsch: "Die CDU hat es empfohlen, weil es schneller und billiger ist.") kam erst letzte Woche durch die Sondersitzung von drei Ausschüssen (Bau, Finanzen, Sport). Das Rechtsamt der Stadt empfahl daraufhin dem OB, einen externen Gutachter hinzuzuziehen, was er tat. Obige Damen empfehlen lediglich zwei Ergänzungen. Die Stadt solle zunächst mit Hellmich verhandeln. Sollte sich bis Ende April 2006 kein Ergebnis abzeichnen, seien die Verhandlungen mit den verbliebenen Bietern wieder aufzunehmen.


Die für viele Beobachter verständliche Vertagung war mit für viele Beobachter unverständlichen Angriffen auf den OB verbunden. Ein "starkes Stück", eine "Unverschämtheit" und "Das lassen wir uns nicht bieten" polterte André Schollbach (PDS), der den Vertagungsantrag gestellt hatte. CDU-Fraktionschef Michael Grötsch schob die Schuld für alles Stadion-Ungemach auf das Stadtoberhaupt. Der Grund für die Verzögerung sitze da vorne, heiße Roßberg. Der habe nicht mit der notwendigen Sorgfalt gehandelt. Kurz darauf meldete sich Schollbach noch einmal und entschuldigte sich offen beim OB für den überzogenen Tonfall. Roßberg nahm die Entschuldigung an.


SPD-Stadtrat Albrecht Leonhardt äußerte Verständnis für den Vertagungsantrag von Schollbach, plädierte aber erneut dafür, einen externen Wirtschaftsprüfer zu beauftragen. Werner Klawun von der Bürgerfraktion hielt die Art und Weise von Schollbachs Angriff und den CDU-Beifall dafür für nicht opportun. Er könne diese Demontage des OBs nicht unterstützen. Jens Genschmar (FDP) verwahrte sich gegen den Angriff auf den OB durch CDU-Chef Grötsch. Es sei keine OB-Wahl, sondern gehe ums Stadion. Ohne Roßberg "würden wir heute immer noch nicht über das Stadion reden".


Auch Pro-RHS-Mitglied Michael Walter zeigte Verständnis dafür, dass die Mehrheit der Stadträte erst das Rechtsgutachten lesen wolle. Die Kritik am OB könne er nicht nachvollziehen. "Wir verdanken dem OB und Finger, dass wir heute überhaupt so weit sind", betonte Walter. Der Vorgänger von Roßberg habe es mit den damaligen Stadträten in zwölf Jahren nicht vermocht, ein Bundesligataugliches Stadion in Dresden zu entwickeln.


In vier Wochen wissen wir auch nicht mehr, außer wie Dynamo gegen Rostock gespielt hat, kommentierte Roßbergs Stadionexperte Ulrich Finger die Vertagung. Mit dem vorgeschlagenen Änderungsantrag, der die Ergänzungen der Luther-Gutachterinnen aufnehme, gebe es die vom Sonderausschuss geforderte Rechtssicherheit. Roßberg selbst blieb gelassen. Das Verfahren sei rechtssicher, der Zeitverzug nicht dramatisch. Dynamo-Aufsichtsratschef Friedemann Küchenmeister hatte gestern auf halbem Weg ins Rathaus kehrt gemacht, als er via Telefon erfuhr, dass der Stadtrat die Entscheidung vertagt hat.
Ralf Redemund
 

Sächsische Zeitung, 16. Dezember 2005

Bitter

Gestern war nicht der Tag für Dresden. Dynamo steckt bitter in der Krise. Und das Rathaus tut das seine dazu.

Das Vertrauen in die Verwaltung ist derart schwach, dass der Stadtrat ein Rechtsgutachten gefordert hatte. Die Ausschreibung besaß schlicht Schwäche, die einem unterlegenen Bieter möglicherweise zum erfolgreichen Kläger gemacht hätte.

Das große, jetzt sichtbare Dilemma fängt aber leider schon im Kleinen an. Nur weil zum Beispiel das eine Amt mit dem anderen nicht redet, kreisten in den vergangenen Tagen Reisebusse durch die Stadt und fanden keinen Parkplatz. Auf dem Gelände gegenüber der alten Eishalle baute der Zirkus seine Zelte auf. Die Busunternehmen bekamen aus der Stadt aber eine andere Information.

Das ist bitter, weil natürlich die Gäste dieser Stadt keinen guten Eindruck gewinnen, wenn sie durch amtliche Fehlinformation sinnlos Zeit verlieren. Bekannt ist seit Jahren, wann der Zirkus seine Zelte aufbaut und wo. Bekannt ist zudem, dass just in dieser Zeit hunderte von Reisebussen in die Weihnachtsstadt kommen.

Die Stadtregierung sollte so schnell wie möglich begreifen, dass sie eine verdammt große Verantwortung hat und diese nicht permanent verspielen darf.

Wo liegen die Knackpunkte?

Sollte einer der vier noch im Rennen befindlichen Interessenten – Hellmich, HBM, Strabag, Hochtief – gegen die Ausschreibung vorgehen, könnte das Verfahren laut Stadtratsvorlage aufgehoben werden. Entweder würde ein zeitaufwendigeres Verfahren neu gestartet. Möglich, aber unwahrscheinlich ist auch, dass Dynamo im Alleingang einen Stadionbau umsetzen will.

Um das Risiko zu minimieren, hat die Stadt auf Antrag ein Rechtsgutachten erstellen lassen. Es empfiehlt, die Vorlage, die den Stadträten zur Entscheidung vorliegt, nachzubessern.

Unter anderem soll eingefügt werden, dass der OB beim Verhandeln darauf hinwirken soll, dass die Stadt – wie vom Rat beschlossen – möglichst kein Geld für den Bau geben will.

Hellmich, den die Verwaltung favorisiert, setzt aber auf einen Zuschuss von 7,5 Millionen Euro, auch andere kalkulieren mit städtischem Geld. Doch die Präzisierung verringert nach Meinung der Anwälte die ohnehin geringe Gefahr, dass das Verfahren aufgehoben werden muss.

Die zweite Änderung besagt, dass bei einem Scheitern der Verhandlungen mit Hellmich nicht ausschließlich mit – wie von der Verwaltung gewollt – Hochtief, sondern mit allen drei verbliebenen Bietern Gespräche geführt werden sollen.
 

„Kein zweiter Wiener Platz“
Von Thilo Alexe

Bau. Der Stadtrat hat die Entscheidung über eine neue Dynamo-Heimat überraschend vertagt.

Der Kragen ist ihm gleich zum Auftakt geplatzt. „So kann man mit dem Stadtrat nicht umgehen“, wetterte André Schollbach in Richtung Oberbürgermeister. „Wir wollen keinen zweiten Wiener Platz“, fügte der Linkspartei-Stadtrat, der sich später für seinen aggressiven Tonfall entschuldigen sollte, noch hinzu. Was war passiert?

Rechtssicherheit gewünscht

Kurz vor Beginn der gestrigen Stadtratssitzung, deren brisantester Tagesordnungspunkt der Stadionbau war, hatten die Räte ein Rechtsgutachten auf ihren Plätzen gefunden. Es war von drei Ausschüssen in der vergangenen Woche gefordert worden und empfiehlt, die Formulierung der Stadionvorlage an zwei Punkten nachzubessern – letztlich um eine höhere Rechtssicherheit zu erlangen und die Stadt vor Klagen unterlegener Interessenten zu schützen (siehe Kasten). Das druckfrische, elfseitige Papier der Luther Rechtsanwaltsgesellschaft hatte OB Ingolf Roßberg (FDP) zwar umgehend aushändigen lassen. Die meisten Stadträte (49 von 70) forderten aber mehr Zeit, um die Studie lesen zu können. Nun wird voraussichtlich erst im neuen Jahr entschieden, mit welchem der vier Interessenten die Stadt über den Neubau des Stadions verhandeln soll, für den zwischen 40 und 55 Millionen Euro veranschlagt werden.

Politisch interessant: Wieder einmal – so wie etwa beim Woba-Verkauf – stimmten CDU und Linkspartei gemeinsam ab. Mehr noch: Nach einer kurzen Auszeit attackierte CDU-Fraktionschef Michael Grötsch Roßberg besonders heftig. Er habe das Verfahren an sich gezogen, Bedenken beiseite gewischt. Der Rathauschef trage damit die Verantwortung für die Verzögerung. „Das war vorgezogener OB-Wahlkampf“, mutmaßte der Stadtrat der Bürgerfraktion, Thomas Blümel. Grötsch, in dessen Partei es nach wie vor Sympathien für ein Stadion im Ostragehege gibt, wies das zurück. Roßberg selbst betonte, dass sein Geschäftsbereich nicht allein für die Ausschreibung verantwortlich sei und er sehr wohl andere Ämter hinzugezogen habe. Für die Entscheidung des Stadtrates zeigte er Verständnis, mahnte aber: „Wenn wir es jetzt nicht schaffen, schaffen wir es nie.“

Sondersitzung verlangt

Am späten Abend brachten SPD, FDP und Bürgerfraktion die nötigen 18 Unterschriften zusammen und beantragten eine Sondersitzung des Rates. „Die könnte schon in der kommenden Woche stattfinden“, merkte Blümel an. Roßberg sah aber keinen Bedarf zur Eile für diesen Antrag. Er will den Rat in der ersten Januarwoche zusammenrufen, damit das Gremium zum Stadion entscheiden kann.

Gute Nacht, Dresden
Sven Geisler über die Krise von Dynamo und den Dresdner Fußball

Nein, 2006 wird kein Dresdner Fußball-Jahr. Dabei würden die Weltmeisterschaft und das Stadt-Jubiläum den besten Rahmen bieten. Aber wenn im Juni die argentinischen Superstars in Leipzig Tango tanzen, weinen die Dresdner Fans leise in die Kissen. Beim Schauspiel der Weltelite sind sie nur Zaungäste, und ihr Verein versinkt in der Drittklassigkeit: Dynamo auf dem Weg zurück ins sportliche Niemandsland.

In der Vergangenheit dümpelte der Verein am Rande der Insolvenz, bis 2001 ein gewisser Christoph Franke kam. Der Trainer führte den achtmaligen DDR-Meister zurück auf die Landkarte des deutschen Profi-Fußballs. Dafür wurde er von vielen auf einen Sockel gehoben. Zu Recht. Aber er hat selbst mit Hand angelegt, sein Denkmal zu zerstören. Für Verdienste gibt es keine Punkte.

Der Trainer das schwächste Glied? Mitnichten. Dynamo steckt tief in der Krise, weil es bisher kein Krisen-Management gibt: weder von der sportlichen Leitung noch von der Vereinsführung. Die Konsequenzen sind unabsehbar. Dynamos Untergang würde denen Wasser auf die Mühlen gießen, die sich nach wie vor gegen einen Stadionneubau sträuben. Die Zauderer lachen sich vermutlich ins Fäustchen. Dabei sind sie mitschuldig. Die Bedingungen sind genauso wenig zweitligatauglich wie Mannschaft und Verein. Wenn die Bagger 2006 nicht anrücken, dann: Gute Nacht, Dresdner Fußball.
 

dnn, 15. Dezember 2005

Stadionneubau: Wie hoch ist das Prozessrisiko?

Zwei Szenarien zeichneten sich gestern im Vorfeld der heutigen Stadtratssitzung zum Stadionneubau ab. Szenario eins: CDU, FDP und PDS erteilen OB Ingolf Roßberg (FDP) den Auftrag, mit den Baukonzernen Hellmich und HBM zu verhandeln. Szenario zwei: Es wird ein externer Wirtschaftsprüfer beauftragt, um die vier vorliegenden Angebote binnen der nächsten zwei Monate zu prüfen. Alle vier Investoren sind nach Angaben von SPD-Sprecher Peter Lames bereit, sich diesem Verfahren zu unterwerfen und als Verlierer keine Rechtsmittel einzulegen. Die Kosten dafür würden auf den Gewinner des Verfahrens abgewälzt.

Die Rechtsunsicherheit ist groß. Die Stadt hat mit Auftrag durch den Stadtrat ein Investorenauswahlverfahren gewählt, dass höchst risikoträchtig, aber schneller und billiger als ein Architektenwettbewerb ist. Die Gretchenfrage lautet: Wie hoch ist das Prozessrisiko, wenn der Stadtrat sich zum jetzigen Zeitpunkt für einen der vier verbliebenen Anbieter für den Stadionneubau entscheidet? Da das Regierungspräsidium offenbar nicht einbezogen worden ist und eigentlich alle Anbieter das Verfahren bemängeln, gilt es als sicher, dass die nicht berücksichtigten Bieter vor die Vergabekammer beim Regierungspräsidium in Leipzig ziehen.

Aus Kreisen der Vergabekammer in Leipzig erfuhr DNN, dass es erhebliche Zweifel am Verfahren gibt. Wenn der Stadt Fehler nachgewiesen werden können und das Verfahren neu ausgeschrieben werden muss, könnte das Kosten von bis zu drei Millionen Euro für die vier Investoren nach sich ziehen, weil die Stadt laut Vergaberecht schadensersatzpflichtig ist. Der Stadionbeauftragte im OB-Büro, Ulrich Finger, spricht von einem möglichen Zeitverzug von bis zu zwei Jahren.

Kein Wunder, dass die CDU gestern große Hoffnungen auf ein Rechtsgutachten setzt, das der OB heute vorlegen soll. Mit Klagen wird gerechnet. Kann die Stadt aber nachweisen, dass die Wahrscheinlichkeit hoch ist zu gewinnen, würde die CDU laut Sprecher Helfried Reuther dem OB den Auftrag erteilen, mit HBM zu verhandeln. Falls dieser Antrag im Rat scheitert, würde sich die CDU der PDS anschließen. Die schlägt vor: Roßberg soll parallel mit Hellmich und HBM verhandeln.

Demgegenüber plädieren die SPD und die Grünen für den Einsatz eines Wirtschaftsprüfers. Rechtssicherheit ist für beide Fraktionen nach gestrigen Stellungnahmen oberstes Gebot.
Ralf Redemund

Sächsische Zeitung, 15. Dezember 2005

Zwei Favoriten fürs Dynamo-Stadion

In der Stadion-Frage sollen heute die Würfel im Stadtrat fallen. Alle Fraktionen stellten gestern noch einmal klar, dass sie für den Neubau seien. Aber Grüne, SPD und Bürger wollen die vier vorliegenden Angebote noch einmal gesondert bewerten lassen. Die SPD kündigte dazu den Antrag an, einen Wirtschaftsprüfer zu beauftragen.

CDU, Linksfraktion-PDS und FDP wollen die Verwaltung dagegen möglichst schnell in Verhandlungen mit den Bietern schicken. Ihre Vorlieben sind geteilt: Die PDS möchte mit dem Duisburger Hellmich und dem Baukonzern HBM parallel verhandeln lassen. Die FDP nennt Hellmich als Favoriten, die CDU dagegen HBM. Nur wenn die Gespräche mit ihm zu schwierig würden, solle Hellmich wieder ins Spiel kommen, sagte CDU-Stadtrat Klaus-Dieter Rentsch.

Allerdings gibt es auch für ihn und die PDS noch eine Hürde: Sie wollen vor der Entscheidung eine Klarstellung von Oberbürgermeister Ingolf Roßberg (FDP), dass das Risiko von erfolgreichen Prozessen der unterlegenen Bewerber gegen die Vergabeentscheidung gering sei. Die lag gestern Nachmittag noch nicht vor. Aber SPD-Fraktionschef Peter Lames berichtete, die vier Bieter hätten sich ihm gegenüber bereit erklärt, auf Klagen zu verzichten, wenn sein Gutachterverfahren zum Zuge käme: „Das wäre dann der größte Schritt in Richtung Stadion.“

Die CDU forderte im Übrigen Roßberg auf, zu Verhandlungen mit Bietern auf jeden Fall Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) hinzuzuziehen. Damit solle die Finanzierungsfrage transparenter gestaltet werden. (SZ/kle/öse)
 

NGZ-Online, 14.Dezember 2005

RP Online, AFP, ap, ddp, sid

Duisburg (RP). Es wird wohl nichts mehr in dieser Woche mit der Vorstellung eines neuen MSV-Trainers. Und das hat einen Grund: In Dresden soll morgen die Entscheidung fallen, welcher der vier noch im Rennen befindlichen Bewerber das geplante neue Stadion in der sächsischen Metropole bauen soll.

Walter Hellmich rechnet sich gute Chancen aus, den Zuschlag zu erhalten. Die Dresdner waren bei der Besichtigung der MSV-Arena jedenfalls sehr angetan. Aber letztlich kommt es auch auf die Wirtschaftlichkeit an. Weil der Unternehmer also in eigener Sache unterwegs ist, um ein wichtiges Geschäft zu tätigen, muss die „Nebensache“ MSV für ein paar Tage ruhen. Das kann sie auch, weil Herr Kohler oder wer auch immer seinen Dienst erst im neuen Jahr antreten muss.
 

http://www.radiodresden.net/

14. Dezember 2005

Dresden
Klagen bei Stadionneubau-Vergabe befürchtet

Die Stadt rechnet schon jetzt mit Klagen bei der Vergabe des Stadionneubaus. Einer der vier Investoren, die noch im Rennen sind, fordert bereits einen unabhängigen Wirtschaftsprüfer. Dann würde man von einer Klage absehen. Laut Sportbürgermeister Winfried Lehmann kommt es bei Großprojekten immer häufiger zu Verzögerungen wegen Einsprüchen.
Das war auch beim Bau der Eishalle der Fall.
 

Sächsische Zeitung, 14. Dezember 2005

Spannende Entscheidung
Von Thilo Alexe

Stadion. Sollte das Verfahren scheitern, könnte das die Stadt teuer zu stehen kommen.

Kurz vor der Stadtratssitzung am Donnerstag gewinnt die Debatte zum Stadionbau weiter an Fahrt. Die Fraktionen werden heute ihre Positionen zu den vier Bewerbern vorstellen. Drei bereits damit befasste Ausschüsse haben unterschiedlich gestimmt, zwei für das Angebot des Duisburger Unternehmers Walter Hellmich, einer – der für Finanzen – für die Offerte des Baukonzerns HBM.

Hinter den Kulissen räumen Stadträte unterschiedlichster Fraktionen ein, trotz einer detaillierten Vorlage vor allem bei Finanzen nicht durchzublicken. „Da gibt es Klärungsbedarf“, sagt ein Mitglied des Rates. Vor allem bei den Risiken für die Stadt müsse mehr Transparenz geschaffen werden. Hellmich kalkuliert bei einem städtischen Zuschuss von 7,5 Millionen Euro mit insgesamt rund 47 Millionen Euro, HBM mit 41.

„Wir werden uns voraussichtlich zwischen HBM und Hellmich entscheiden“, sagte der Fraktionssprecher der Linkspartei, André Schollbach. CDU-Finanzexperte Jürgen Eckoldt bevorzugt das HBM-Angebot. Es sieht einen einmaligen städtischen Zuschuss von rund drei Millionen oder aber rund 170 000 Euro über 30 Jahre vor. Bei der letztgenannten Variante müsse der Haushalt nicht angetastet werden, da die Stadt ohnehin bis zu einer halben Million Euro jährlich ins Stadion stecke. Eckoldt räumte aber ein, dass dieses Kalkül bei einem Dynamo-Abstieg ins Wanken geraten könne. Die SPD bleibt bei ihrem Antrag, einen Wirtschaftsprüfer einzuschalten. Stadtrat Albrecht Leonhardt hält es für problematisch, dass der Vermarkter Sportfive die Stadt bei der Vorauswahl beraten habe. Das Unternehmen habe Interesse, bei Dynamo mitzumischen und sei daher möglicherweise nicht objektiv. Ulrik Ruhnau von Sportfive wies das zurück. Dresden und der Verein seien zwar interessant, so dass ein Engagement nicht auszuschließen sei. Allerdings habe das keinen Einfluss auf die Beratung gehabt.

Falls einer der vier Bewerber juristisch gegen das Verfahren vorgeht und vor die Vergabekammer zieht, droht ein Neustart des Projektes, wie der städtische Stadionbeauftragte Ulrich Finger sagte. Der Verzug könne sich auf bis zu zwei Jahre belaufen, in denen ohnehin Geld ins Stadion gesteckt werden müsse. Problematisch sei, dass der Fußballbund bis zum Jahresende eine Erklärung von Dresden in der Stadionfrage verlange. Zudem könnten Lizenzprobleme drohen.
 

DNN 14.12.2005

Stadtratsentscheidung zum Stadion bleibt unklar

Droht Dynamo ein Entzug der Lizenz, wenn sich der Stadtrat nicht noch in diesem Jahr zum Neubau eines Rudolf-Harbig-Stadions entscheidet? "Es gibt kein Ultimatum", sagte Holger Hieronymus, Geschäftsführer Spielbetrieb bei der Deutschen Fußball-Liga (DFL), auf DNN-Anfrage. Damit widersprach er Aussagen von Dynamo-Anwalt Matthias Matzka und Pro-RHS-Mitglied Michael Walter auf einer Bürgerversammlung der PDS zum Stadionneubau. Gestern Abend tagten zudem die Fraktionen, um sich für die Sitzung am Donnerstag zu
positionieren. Der Ausgang der Entscheidung bleibt offen.

"Grundsätzlich ist es so, dass meines Wissens weder die DFL noch der DFB mit Ultimaten arbeiten", erklärte Hieronymus. Natürlich habe man sich mit der Situation in Dresden auseinander gesetzt. "Wir schauen sehr sorgfältig nach Dresden, was dort passiert", so der Ex-Nationalspieler. Vor etwa acht Wochen habe er sich mit Vertretern der Stadt und von Dynamo getroffen. Gemeinsam habe man die Pläne zum Stadionneubau besprochen, von einem Ultimatum sei aber nicht die Rede gewesen. "Natürlich verfolgen wir besorgt, was in den letzten Monaten und in der letzten Woche in Dresden passiert ist und sagen ganz klar, dass das RudolfHarbig-Stadion nicht den aktuellen Sicherheitsstandards genügt - zumal wir mit unseren Möglichkeiten, die Vorkommnisse in den Griff zu kriegen, an Grenzen stoßen", so der DFL-Funktionär. Er schloss nicht aus, dass nach den letzten Wurfattacken auf Spieler und Schiedsrichter noch einmal in die Sicherheit im alten Stadion investiert werden muss, z.B. in Fangnetze. "Es ist klar, dass Stadt und Verein da zwischen Baum und Borke sitzen, wenn man sowieso ein neues Stadion bauen will. Von daher ist schon ein gewisser Druck von uns da, aber von einem Ultimatum kann man nicht sprechen", sagte der 46-Jährige. JOL/rare
 

Wochenkurier, 14. Dezember 2005

Einwurf von Gert Zimmermann

Langsam wird das Ganze unheimlich! Dynamos Abstand zu einem Nichtabstiegsplatz wächst ständig und keiner wird auch nur einen Hauch von nervös bei den Schwarz-Gelben.
Mittwochabend in Saarbrücken, am Sonntag gegen Hansa Rostock müssen Punkte her. Und zwar zweimal Drei. Ansonsten wird die Rückrunde trotz Nachladen, trotz Zugängen grausam. Gegen das Schlusslicht kickt im Saarland ein besseres Landesligateam. Von den Namen her. Selbst wenn die einzelnen Akteure an ihre Leistungsgrenze gehen, es reicht nicht hinten und nicht vorn. Die großen Fehler wurden bei der Zusammenstellung der Truppe gemacht. Das ist alles nicht neu. Aber jetzt die große Ruhe und Gelassenheit verbreiten, ist schon fahrlässig. Natürlich, was will ein Motivator noch unternehmen, wenn das erste Ultimatum zurück-genommen wird? Mit der Philosophie verbunden, dass halt alles in Schwarz-Gelb anders ist. Mag ja sein, aber in der Branche gibt es nun einmal Gesetzmäßigkeiten. Deshalb nennen sich sowohl die 1. und die 2. Bundesliga auch Profi-Ligen. Heißt aber, dass sich nicht nur die Kicker als Profis bezahlen lassen. Mal sehen, wie wir nach dem 4. Advent aus der Wäsche schauen? Mal sehen, was das Fußballvolk dann für Hymnen anstimmt?
Zwischendurch wird auch noch der Stadionbau beschlossen. Und zwar vom  Stadtrat am Donnerstag. Die Vorlagen sind da, der Duisburger Unternehmer Walter Hellmich ist der große Favorit. Er würde auch für die Betreibung der neuen Arena sorgen. Was eminent wichtig ist. Denn was bei einer klubeigenen Bewirtschaftung des Geländes herauskäme, wäre zu vergleichen mit Schalke, Kaiserslautern oder Hertha BSC. Die Schulden würden sich türmen, auch in einer fußballverrückten Stadt wie Dresden. Heraus käme die jetzige Situation. Lieber an einer schlagstarken Mannschaft sparen und weiterhin vom Erfolg träumen, anstatt die besten Antworten auf dem Platz zu geben. Es sollen übrigens die klammen Kassen gewesen sein, die eine Verpflichtung vom Tschechen Straka nicht zuließen. Natürlich, denn die Forderungen lagen bald dreimal höher als Frankes Gehalt.
Doch wir haben noch die Rückrunde, genau so wie wir Weihnachten haben. Nur, dass in der Rückrunde keine Geschenke verteilt werden, sondern der Überlebenskampf ansteht.

DNN 13.Dezember 2005

Debatte um Stadionbau spitzt sich zu

Entscheidung verschieben oder Treffen vor Gericht?

Dresden (DNN/rare). Die Debatte um den Stadionneubau spitzt sich zu. Ein neutraler Wirtschaftsprüfer soll alle vier Angebote den geplanten
Stadionneubau prüfen. Im Gegenzug verpflichten sich alle vier Investoren, das Ergebnis zu akzeptieren und nicht vor die Vergabekammer in Leipzig zu ziehen. Das schlugen gestern die Vertreter der Strabag Projektentwicklung GmbH bei der PDS-Bürgerversammlung im Rathaus vor.

Man habe sich bewusst für ein ungewöhnliches Verfahren mit Risiken schieden, dafür sei es ein schnelles, erklärte Stadionbeauftragter Ulrich Finger. Dynamo-Anwalt Matthias Matzka wies auf ein Ultimatum der Fußballliga

hin. Die Stadt müsse der Liga bis Ende des Jahres Bescheid geben, bis wann das neue Stadion fertig wird. Heute positionieren sich die Fraktionen. Am Donnerstag entscheidet der Stadtrat. Seite 11

Ultimatum der Fußball-Liga

Strabag: Wenn extern verglichen wird, klagen wir nicht

Alle vier Investoren der Endrunde der europaweiten Ausschreibung für ein neues Rudolf-Harbig-Stadion waren von der Linksfraktion. PDS zur
"Bürgerversammlung zum Stadionneubau" in den Plenarsaal des Rathauses eingeladen worden. Nur zwei stellten sich erneut der Diskussion vor über hundert Fußballfans: die Baukonzerne HBM und Strabag.

Heute beraten die Fraktionen darüber, für wen sie am Donnerstag abstimmen werden, um OB Ingolf Roßberg (FDP) einen Verhandlungsauftrag zu erteilen. Die Strabag-Vertreter jedoch hielten ein leidenschaftliches, von Beifall unterbrochenes Plädoyer für eine Vertagung der Entscheidung um vier Wochen. Kein Wunder; sie rangieren mit ihrem Stiftungsmodell auf dem letzten Platz.

In den vier Wochen solle ein unabhängiger Wirtschaftsprüfer die Angebote auf Herz und Nieren prüfen. Und die Strabag-Leute lockten mit einem besonderen Bonbon. Die Prüfung solle mit einer Verpflichtung aller vier Investoren verknüpft werden, dass das Ergebnis des externen Expertenteams in jedem Fall akzeptiert werde und niemand vor die Vergabekammer zieht.

Doch es gibt ein Ultimatum von der Liga und dem Deutschen Fußballbund. Die Stadt soll bis Ende des Jahres eine Erklärung abgeben, bis wann der Neubau fertig sein soll. Das referierte Dynamo-Rechtsanwalt Matthias Matzka. Die Liga habe bereits "alle vier Hühneraugen zugedrückt", damit Dynamo überhaupt noch eine Lizenz erhält. Das derzeitige Stadion sei zu marode. Es sei zwingende Liga-Auflage, das Stadion zweitligatauglich herzurichten. Wie die Liga entscheidet, wenn die Erklärung nicht bis Jahresende vorliegt, konnte Matzka nicht sagen. PDS-Fraktionssprecher Andre Schollbach, der die Veranstaltung moderierte, gab zu, dass sich seine Fraktion noch nicht entschieden hätte. Übrigens hatte die sächsische Vergabekammer bereits einen Beauftragten als Beobachter im Plenarsaal. rare
 

DNN 13.Dezember 2005

Fußball-WM 2006 geht spurlos an Dresden vorbei

Dresden feiert im kommenden Jahr seinen 800. Geburtstag, der Sport feiert in bescheidenem Rahmen mit. Gestern stellten Bürgermeister Winfried Lehmann und Eigenbetriebsleiter Raphael Beckmann das Sportprogramm der Landeshauptstadt für 2006 vor und zeigten sich mit der präsentierten Veranstaltungsliste zufrieden.

Die Liste führt 46 Punkte auf, ein richtiger Höhepunkt ist freilich nicht dabei. Die meisten der sportlichen Wettbewerbe (Marathonläufe, Schachfestival, Rad-Sachsentour) gibt es ein Jahrzehnt oder länger, 2006 finden sie nicht wegen, sondern eher trotz des Jubiläums wieder statt. Ein "richtiger Kracher" zum runden Geburtstag war lange im Gespräch, alle großen Pläne scheiterten letztlich am Geld. Für die Tour de France zum Beispiel (Dresden hatte erwogen, 2006 Etappenort zu werden) sieht Winfried Lehmann das "Geld an völlig falscher Stelle" ausgegeben, auch die 500.000 Euro für die Deutschlandtour sind der Stadt viel zu viel.

Ganze 273.000 Euro stellt Dresden dem Sport im nächsten Jahr zusätzlich zur Verfügung, davon bekommen alle 46 Events der Liste etwas ab. 400.000 Euro hätten es gemäß eines Stadtratsbeschlusses eigentlich sein sollen. Dass es nun soviel weniger ist, weiß Stadträtin Barbara Lässig zu begründen: "In der Programmkommission für das Jubiläum ist kein einziger Vertreter des Sports, nur Kulturfreunde. Dass da der Sport nur das fünfte Rad am Wagen ist, höchstens beim Streichkonzert an erster Stelle steht, ist kein Wunder."

Eventuell gestrichen werden muss auch noch das für das dritte Quartal geplante Fußball-Länderspiel der deutschen Damen gegen einen noch unbekannten Gegner. Zum einen will der DFB erst am 9. Januar über diese Partie und deren Austragungsort entscheiden, zum anderen sollen im Herbst im Rudolf-Harbig-Stadion eigentlich die Bagger das Sagen haben. "Das wird nicht passieren, das versichere ich", gab Winfried Lehmann der aktuellen Stadiondiskussion quasi nebenbei noch eine besondere Note. Stattfinden wird ein Länderspiel der Frauen im Eishockey: Am 11. März treffen die deutschen Mädchen an der Pieschener Allee auf Tschechien.

Der sportliche Höhepunkt in Deutschland ist im nächsten Jahr ohne Zweifel die Fußball-WM. Und selbst die könnte an Dresden nahezu spurlos vorbei gehen. Die Bemühungen, eine der 32 teilnehmenden Mannschaften dazu zu bewegen, die Elbestadt als WM-Trainingsstandort zu wählen, sind bisher nicht von Erfolg gekrönt. "Wir haben am Wochenende in Leipzig noch einmal Vertreter verschiedener Verbände angesprochen", erklärte gestern der Sportbürgermeister, "ein Echo gibt es nicht." Vielleicht nicht einmal wie an vielen Orten sonst in der Republik eine Übertragung der WM auf einer Großbildleinwand, das sogenannte Public Viewing. Die Stadt hatte dafür die Stelle der Filmnächte am Königsufer im Auge, wollte den MDR als Partner gewinnen, inzwischen sind auch diese Verhandlungen gescheitert. Dresden wollte nicht auf 300.000 Euro offenen Finanzierungskosten sitzen bleiben. Und auch für die laufenden Gespräche mit einem Münchner Unternehmen gibt Winfried Lehmann die Prämisse aus: "Die Stadt darf nicht über die Maßen beansprucht werden, sonst findet eine öffentliche WM-Übertragung nicht statt."
Thomas Scholze
 

Sächsische Zeitung, 13.Dezember 2005

Notiert
Stadionbau: Interessent fordert mehr Zeit

In der Debatte um den Neubau eines Fußballstadions für Dynamo Dresden hat das Bauunternehmen Strabag eine Fristverlängerung gefordert. Bei einer von der Linkspartei organisierten Bürgerversammlung im Rathaus verlangte ein Vertreter des Unternehmens gestern Abend eine vierwöchige Pause. Diese Zeit solle genutzt werden, damit ein Wirtschaftsprüfer die vier Bauangebote für den Stadionbau vergleichen könne. Ähnlich hatte sich zuvor auch SPD-Stadtrat Albrecht Leonhardt geäußert. Anwesens waren etwa 50 Bürger. (SZ)
 

Sächsische Zeitung, 12. Dezember 2005

Grüne: Schutz für Großen Garten

Die Grünen im Stadtrat halten den Stadion-Standort Lennéstraße für grundsätzlich problematisch. Als Grund nennen sie, dass der benachbarte Große Garten sowie die Bürgerwiese als „Deeskalationsflächen“ vorgesehen sind – dort sollen sich also die Fans abregen können. „Schon heute werden die Parkanlagen von gewaltbereiten Fans als Prügelflächen genutzt“, warnte der sportpolitische Sprecher Thomas Trepte. Die Grünflächen würden oft vermüllt und demoliert. Er forderte zumindest ein Sicherheitskonzept zum Schutz dieser Anlagen. Ein Stadion im Ostragehege ergäbe unter dem Aspekt weniger Probleme.

Er stützt sich damit auch auf das Denkmalamt. Das bezeichnet in einem Schreiben an den Oberbürgermeister die Deeskalationsflächen und damit den Standort ausdrücklich als „problematisch“.

Die Linksfraktion lädt heute um 19 Uhr im Rathaus zu einer Diskussion zum Stadion ein. (SZ/öse)
 

dnn, 12. Dezember 2005

Grüne: Großen Garten vor Stadion schützen

Die Stadtratsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen hat Bedenken gegen ein neues Dynamo-Stadion an der Lenné-Straße geäußert. Der Spielbetrieb dürfe nicht zu Lasten der Parkanlagen im Großen Garten gehen, so der sportpolitische Sprecher Thomas Trepte. Bevor ein neues Stadion gebaut werde, müsse ein Sicherheitskonzept vorgelegt werden.

Sächsische Zeitung, 11. Dezember 2005

Dresdner Zeitspieler stehen im Abseits
Von Sven Geisler

Dresden. Wenn zum Beispiel der Torwart den Ball millimetergenau für den Abstoß zurechtlegt, sich noch die Stollen am Pfosten abklopft und aufreizend weiten Anlauf nimmt, nennt man das „Zeitspiel“. Das wird laut Fußball-Regeln als unsportliches Verhalten gewertet und mit der gelben Karte bestraft. Wiederholungstäter bekommen Gelb-Rot, also Platzverweis. So wie Dresden als möglicher Spielort für die Fußball-WM 2006.

Offiziell wollte die sächsische Landeshauptstadt mitspielen. „Der Oberbürgermeister wird beauftragt, unverzüglich alle notwendigen Maßnahmen für eine Bewerbung ... einzuleiten“, beschloss der Stadtrat mit 43:11 Stimmen. Das war am 17. April 1997. Zwei Tage nach dem offiziellen Bewerbungsschluss beim Fußball-Verband (DFB). Auf die Verzögerung angesprochen, hieß es damals aus dem Rathaus: „Ein oder zwei Tage später werden bei einer so wichtigen Sache schon nicht so schlimm sein.“ Wolfgang Niersbach, Vizepräsident des WM-Organisationskomitees, stimmte zwar zu, wunderte sich aber, bis dahin „aus Dresden noch nichts Konkretes gehört“ zu haben.

Studie statt konkreter Pläne

Zum Vergleich: Der sächsische Mitbewerber Leipzig hatte seine Pläne für eine moderne Arena auf dem Areal des alten Zentralstadions im September 1995, also anderthalb Jahre vorher, präsentiert. Die Dresdner Kommunalpolitiker beschlossen immerhin an jenem 17. April 1997, eine Studie für umgerechnet rund 77 000 Euro in Auftrag zu geben, um die mit der WM verbundenen Kosten zu errechnen.

Diese beinhalteten schließlich den Neubau eines multifunktionalen Stadions im Ostragehege mit Leichtathletik-Bahn und für 30 000 Zuschauer. Mehr als 55 Millionen Euro wurden dafür veranschlagt. Am 18. Dezember 1998 stimmte der Stadtrat den Plänen zu, aber: Das Finanzierungs- und Betreiberkonzept sollte Ende Januar 1999, einen Monat später als vom DFB verlangt, nachgereicht werden. Kein Grund zur Eile. Diese „kleine Verzögerung“ werde schon akzeptiert, ließen verantwortliche Kommunalpolitiker selbstsicher verlauten.

Allerdings musste der damalige Kulturdezernent Jörg Stüdemann bereits einräumen: „Leipzig ist uns ein paar Jahre voraus.“ Die Bundesregierung unter Helmut Kohl (CDU) hatte der Messestadt, in der 1900 die Wiege des DFB stand, für das neue Zentralstadion bereits umgerechnet 51,12 Millionen Euro Fördermittel zugesagt. Die Dresdner Initiative, sofern es je eine war, scheiterte dagegen letztlich an der klammen Kasse.

Formal zurückgezogen wurde die Bewerbung nicht. Ex-Oberbürgermeister Herbert Wagner klagte aber am 4. Mai 1999 in einem Brief an den DFB sein Leid: „Die Landeshauptstadt Dresden hatte mit dem DFB vereinbart, bis zum 15. April 1999 ein schlüssiges, solides Finanzierungskonzept und einen Terminplan für die Realisierung des Stadion-Neubaus vorzulegen. Bedauerlicherweise muss ich Ihnen mitteilen, dass es uns trotz zahlreicher intensiver Gespräche und Verhandlungen bis dato nicht geglückt ist, Fördermittel auf der Bundesebene oder auf der Ebene des Freistaates einzuwerben.“ Angesichts der Haushaltslage der Stadt könne „für den beabsichtigten Stadion-Neubau derzeit keine solide Finanzierung zugesichert werden“.

Aus Verbandskreisen war auch zu erfahren, dass Dresden die vom Weltverband Fifa geforderte Kapazität von mindestens 40 000 Zuschauern nicht erfüllen wollte, zumal „ein Stadion ohne Profi-Verein schwer zu finanzieren ist“, womit Stüdemann 1999 argumentierte.

Sechs Jahre später gibt es wieder einen – wenngleich abstiegsbedrohten – Profi-Klub in der Stadt, aber immer noch kein vernünftiges Stadion. Lediglich neue Pläne. Und alte politische Scharmützel hinter den Kulissen. Die Dresdner Zeitspieler stehen im Abseits. Die WM spielt 120 Kilometer weit weg. Leipzig ist um ein paar Jahre voraus.

Stadionwelt Dezember 2005

Städtische Ausschüsse bevorzugen Hellmich und HBM

Die Stadionkonzepte von Hellmich beziehungsweise HBM gehen als Favoriten aus einer gemeinsamen Sitzung dreier städtischer Ausschüsse hervor. Ob das Votum der Dresdner Stadträte allerdings die baldige Umsetzung eines der beiden Projekte bedeutet, ist weiterhin fraglich.

Für das Modell des Duisburger Bauunternehmers Walter Hellmich votierten der Sport- und der Bauausschuss. Den Politikern gefiel hierbei vor allem die Tatsache, dass die Stadt auch im Falle eines Dynamo-Abstiegs in die Regionalliga nicht wirtschaftlich aushelfen müsste. Dennoch bevorzugt ausgerechnet der Finanzausschuss das HBM-Konzept, da hierbei zunächst keine städtische Zuzahlung notwendig sei. Die Crux: Beim Finanzierungsmodell von HBM müsste die Stadt im Falle eines Abstiegs pro Regionalligasaison eine Million Euro beisteuern.

Informationen der sächsischen Zeitung zufolge rechnen die Stadträte mit einem Kopf-an-Kopf-Rennen. Selbst innerhalb der Fraktionen sei man teilweise unterschiedlicher Auffassung. Allerdings hängen juristische Fragen wie ein Damoklesschwert über der Auftragsvergabe: So hätten sowohl HBM als auch Strabag bereits jetzt Schwächen in der Ausschreibung gerügt, was möglicherweise Klagen der unterlegenen Bieter und langwierige Prozesse zur Folge haben könnte. Da ein Beginn des Stadionbaus vor Abschluss der Gerichtsverfahren unwahrscheinlich sei, würde die Klage eines unterlegenen Bieters wohl mehrjährige Verzögerungen mit sich bringen.
 

SZ, 10.Dezember 2005

Der Erfinder der Giraffen
Von Thilo Alexe

Stadion. Der Bau der Lichtmasten war eine Herausforderung, sagt ihr Entwickler. Traurig wäre er über deren Abriss aber nicht.

Bleiben sie – oder nicht? Die Dresdner Gretchenfrage gilt derzeit vier Schwergewichten. Und allen Fans der 60-Tonner sei gesagt: Falls der Stadtrat, wie in zwei Ausschüssen bereits geschehen, für das Angebot des Duisburger Unternehmers Walter Hellmich stimmt, werden die Lichtmasten rund um das Harbig-Oval ausgedient haben. Der Boss der Zebras, so nennen sich die Kicker des MSV Duisburg, deren Präsident Hellmich auch ist, setzt auf Licht unterm Stadiondach. Er könne die Giraffen zwar erhalten, sagt er, vielleicht auch einen Trainingsplatz damit erhellen. Doch hinter vorgehaltener Hand tuscheln Bauexperten bereits, dass das Umsetzen einer Giraffe rund 75 000 Euro verschlingt. Falls also nicht Hellmichs Konkurrent HBM – der als einziger Bewerber den Erhalt des Beleuchtungsquartetts vorsieht – den Stadtratszuschlag erhält, kommen harte Zeiten auf die Giraffen zu.

Einer wäre nicht traurig, wenn sie verschwänden. Einer, von dem das überhaupt nicht zu erwarten ist. Es ist: ihr Erfinder. Manfred Mortensen heißt er, ist 71 Jahre alt und habilitierter Ingenieur. Er sieht es nüchtern: Wenn ein Neubau ohne die Masten auskomme, dann sei das eben so. Sie wurden, wie Mortensen mit einem Lächeln ergänzt, nur deshalb errichtet, weil es im Harbig-Stadion kein Tribünendach gab, in das die Lichter hätten gehängt werden können.

Doch so nüchtern wie das klingt, ist der höfliche Sachverständige für Stahlbau nicht. „Die Giraffen waren eine sehr reizvolle Aufgabe“, merkt er an. Schließlich seien sie damals einmalig gewesen, eine Pionierarbeit sozusagen. Zusammen mit dem Architekten Günter Schöneberg und dem Ingenieur Friedrich Schmidt, beide leben nicht mehr, hatte Mortensen Ende der 60er Jahre an den Masten getüftelt. Schließlich erhielt das Trio ein so genanntes Wirtschaftspatent.

Die heiße Phase der Bauplanung hat für Mortensen, wie er sich erinnert, rund acht Wochen gedauert. Den Architekten Schöneberg trieben die Giraffen offenbar länger um. Immer wieder habe er über den Entwürfen gebrütet, sagt Schönebergs früherer Nachbar Heinz Gebhardt, der damals auch Einblick in die Skizzen hatte.

Der Bau der Masten, den Stadion eigner Dynamo Dresden veranlasst hatte, funktionierte in einem Zusammenspiel verschiedenster Akteure. Schöneberg war Freiberufler, Mortensen beschäftigt im BSB Eisenbau Karl Ladwig in Dresden. An den Arbeiten beteiligte sich die Dresdner PGH Elektrobau, die Stahlkonstruktion schuf das Tangermünder Werk des VEB Schiffsreparaturwerften Berlin. „Die Einzelteile wurden per Schiff nach Dresden transportiert“, sagt Mortensen. Der VEB Sächsischer Brücken- und Stahlhochbau montierte sie zusammen. Für den volkseigenen Betrieb arbeitete Alexander Kloß, der sich an spannende Geschichten erinnert. Etwa an die, dass die PGH Elektrobau offenbar pleite war und in den 70ern in Berlin gestritten wurde, wer die Patentgebühr zahlen muss. Ein Elektrobauer, der namentlich nicht erwähnt werden will, berichtet, dass ein Teil der Strahler von Arbeitern per Rucksack aus Polen herbeitransportiert wurde – über Gegenleistungen für die Nachbarn ist ihm allerdings nichts bekannt.

Wie auch immer: Die Giraffen wurden zum Erfolg. Das Kombinat Carl Zeiss in Jena erhellte das dortige Stadion mit ihnen – an der Saale allerdings sind die Masten nicht um 20 Grad nach vorne gekippt. „Das Stadion liegt am Fluss, das wäre dort schwierig geworden“, sagt Mortensen. Auch in Österreich sei vermutlich eine giraffenähnliche Beleuchtung installiert worden – wo, weiß Mortensen allerdings nicht mehr, Geld dafür hat der sympathische Dresdner nie gesehen. Das sackten offenbar andere ein.

Apropos Geld: Was die Giraffen gekostet haben, heute kann es niemand mehr sagen. Allerdings kann Mortensen erklären, warum die Masten geneigt sind. Erstens: Der Winkel bewirkt, dass das Licht Spieler und Zuschauer weniger blendet. Der zweite Grund ist schlichter. Die Strahler sind näher am Spielfeld – was eine bessere Ausleuchtung des Geschehens ermöglicht.

Die Linkspartei lädt zur Bürgerversammlung zum Stadion. Die Runde mit mehreren Bauexperten beginnt am Montag um 19 Uhr im Rathaus-Plenarsaal.
 

Morgenpost, 9. Dezember 2005

HBM oder Hellmich: Die Kosten entscheiden das ,Wettrennen`!

DRESDEN - Es wurde heftig diskutiert, abgewogen und am Ende entschieden: Walter Hellmich soll das Dynamo-Stadion bauen. Das war das Mehrheits-Urteil der Stadträte in den Ausschüssen, die endgültige Entscheidung fällt am 15. Dezember. Heißer Verfolger bleibt das Projekt des Investors HBM. Für die Erbauer des Rostocker Ostseestadions sprechen die geringeren Kosten - 40 statt 48 Millionen Euro. "Die Stadt würde die HBM-Arena nur jährlich 170 000 Euro über 30 Jahre kosten, für Hellmich müssen wir einmalig 7,5 Millionen zahlen. Für uns dürfte es leichter werden, die jährliche Summe zu berappen", so Hellmich-Gegner CDU-Stadtrat Jürgen Eckoldt. Sein Fraktions-Kollege Klaus Rentsch zählt dagegen die Vorteile für Hellmich auf: „Die Arena ist zweirangig, und es besteht kein Millionen-Risiko für den Fall des Regionalliga-Abstiegs wie bei HBM."
Enrico Lucke
 

DNN, 8. Dezember 2005

Dynamo-Stadion: Rennen zwischen Hellmich und HBM

Dresden. Albrecht Leonhardt tobte. Der SPD-Stadtrat wollte, dass ein externer Wirtschaftsprüfer noch einmal alle vier Angebote für den Stadionneubau an der Lennéstraße auf Herz und Nieren prüft. Doch der Mann, der offenbar demnächst als Nachrücker in den Dynamo-Aufsichtsrat kommt, hatte sich gestern bei der gemeinsamen Sitzung von drei Ausschüssen im Festsaal des Rathauses nicht durchsetzen können.

Im Vorfeld sah es noch so aus, als ob die CDU Leonhardts Antrag folgen würde. Doch nach viereinhalb Stunden turbulenter Debatte lautete das zentrale Ergebnis: Der Stadtrat wird OB Ingolf Roßberg (FDP) nächste Woche den Auftrag erteilen, zu verhandeln. Nur mit wem - das ist noch offen. Zwar entschieden sich zwei der Ausschüsse (Sport, Bau) für Hellmich, vor allem, weil die Stadt für den Regionalliga-Fall nicht zahlen müsse. Doch der Finanzausschuss votierte für HBM, weil HBM insgesamt günstiger sei. Das Risiko Regionalliga wurde mit einer Million Euro jährlich beziffert. Für den Erhalt der Flutlichtanlage ("Giraffen") votierten lediglich die PDS und OB Roßberg.

PDS-Stadtrat André Schollbach rechnet mit einem Kopf-an-Kopf-Rennen von Hellmich und HBM. Entscheidend werde das Verhalten der CDU-Fraktion sein. CDU-Sportexperte Klaus-Dieter Rentsch gab zu, dass seine Fraktion in der Frage des Investors gespalten sei. Er habe für Hellmich votiert. Die Fraktion werde am Dienstag ausführlich über das Votum beraten, kündigte Fraktionschef Michael Grötsch an.

Anwesend im Festsaal waren auch Dynamo-Präsident Jochen Rudi, Aufsichtsratschef Friedemann Küchenmeister sowie eine Abordnung der Hamburger Vermarktungsagentur Sportfive. Gegen die erhob Leonhardt starke Bedenken. Es gebe zwischen Sportfive und Hellmich geschäftliche Beziehungen, was ein Sportfive-Manager dementierte. Es könne nicht sein, dass die einzige fachliche Beratung von Sportfive komme, meinte Leonhardt. Er hätte auch das Strabag-Angebot gerne noch einmal gecheckt gehabt.

Stadionbeauftragter Ulrich Finger kündigte an, er wolle den Fraktionen bis Dienstag eine rechtliche Stellungnahme zum Prozessrisiko zukommen lassen. Wie gestern öffentlich bekannt wurde, hat nicht nur der Anbieter HBM in einem Schreiben an Roßberg das Verfahren gerügt. Alle vier Anbieter sind mit dem Verfahren der Ausschreibung nicht zufrieden. Anders als Stadtrat Thomas Trepte (Grüne) es gegenüber DNN kolportierte, hat HBM aber (noch) nicht Beschwerde vor der Vergabekammer Leipzig eingelegt. Eine Beschwerde würde den Sprecher der Vergabekammer, Stefan Barton, aber nicht überraschen. Angesichts der schlechten Marktlage werde der Kampf um Aufträge derzeit verbissen geführt. Hartmut Messow, Projektentwickler für die Strabag, bestätigte gestern, quasi vorsorglich gerügt zu haben.


Die Sportfive-Vertreter schlossen eine Teilnahme als Betreiber nicht aus. Das Hamburger Unternehmen vermarktet derzeit rund 250 europäische Fußballmannschaften, darunter Hertha BSC, Borussia Dortmund und der Hamburger SV. Sportfive tritt auch als Betreiber auf. Das Konsortium HSG/Sportfive betreibt und vermarktet seit 1. Juni 2005 für 15 Jahre das Frankfurter Waldstadion.
Ralf Redemund
 

Sächsische Zeitung, 8. Dezember 2005

Hellmich soll bauen
Von Thilo Alexe

Stadion. Stadträte stimmen für eine neue Dynamo-Heimat.

Nach turbulenter Debatte ist die Vorentscheidung gefallen: In einer Sondersitzung stimmten der in der Frage federführende Sport- sowie der Bauausschuss am späten Mittwochabend für das Angebot des Duisburger Unternehmers Walter Hellmich. Damit gilt es als sehr wahrscheinlich, dass der Stadtrat am 15. Dezember das Bau-Projekt im Volumen von 47 Millionen Euro tatsächlich auf den Weg bringt und OB Ingolf Roßberg (FDP) zu konkreten Verhandlungen mit Hellmich beauftragt. Allerdings favorisierte der ebenfalls tagende Finanzausschuss die HBM-Variante, die rund 40 Millionen Euro umfasst.

HBM hat zudem die Vorauswahl des Rathauses – die ebenfalls Hellmich auf Platz eins sah – gerügt, wie Geschäftsführer Axel Eichholtz sagte. Die Stadt habe Nachbesserungen des Angebots ungenügend berücksichtigt. Aus Ausschusskreisen hieß es, dass die HBM-Offerte im Falle des Dynamo-Abstiegs eine Belastung von einer Million Euro pro Jahr vorsehe. Bemängelt wurde zudem, dass im Haushalt noch kein Geld für den Bau einkalkuliert sei. Dynamo-Boss Küchenmeister hatte zuvor vor dem Lizenzverlust in der kommenden Saison gewarnt, falls am Stadion nichts geschehe.
 

dnn, 7. Dezember 2005

Neubau Dynamo-Stadion: alles wieder offen 
Dresden. Heute trifft sich der halbe Stadtrat um 16 Uhr im Festsaal des Rathauses zu einer gemeinsamen Sitzung von drei Ausschüssen (Bau, Finanzen, Sport), um über das Thema Ersatzneubau Rudolf-Harbig-Stadion zu beraten. Doch schon gestern zeichnete sich nach einer DNN-Umfrage bei den Fraktionen ab, dass alles wieder offen ist, das Thema möglicherweise vertagt oder sogar neu ausgeschrieben wird.        

Schlimmer noch: Selbst wenn entschieden werden würde, droht mindestens eine Beschwerde gegen das Verfahren vor der Vergabekammer beim Regierungspräsidium (RP) in Leipzig und anschließend vor dem Oberlandesgericht (OLG) - ähnlich wie es bei der Teilprivatisierung der Dresdner Stadtentwässerung geschah. Damals zog die im Verfahren unterlegene Veolia Water Deutschland GmbH bis vor das OLG.      

Laut Stadtrat Thomas Trepte (Grüne) hat die HBM Stadien- und Sportstättenbau GmbH das Verfahren der Stadt Dresden bei der Vergabekammer in Leipzig gerügt. Der Stadionbeauftragter Ulrich Finger wollte dazu keine Stellung nehmen. Im Markt werde mit harten Bandagen gekämpft. Mancher würde sich nicht fair verhalten. Finger verwies auf die Risikobewertung in der Stadionvorlage. Wenn einer der Anbieter rechtlich gegen das gewählte schnelle Verfahren vorgehe, müsse die Stadt das Verfahren aufheben.
Eine Neuausschreibung bringe einen Zeitverzug von zwei Jahren mit sich, sagte Finger. Er halte aber jetzt auch nichts davon, einen Wirtschaftsprüfer zur Bewertung der Finanzkonzepte zu beauftragen, wie es zunächst die SPD und seit gestern auch CDU-Sprecher Helfried Reuther erwägen. Diese Aufgabe habe die Agentur Sport Five aus Hamburg ausgefüllt, die an der Vorbereitung der Vorlage beteiligt war.          
Zielführend wäre es laut Finger, jetzt mit einem Anbieter konkrete Verhandlungen aufzunehmen.
Doch von einem Mehrheitswillen in diese Richtung war der Stadtrat gestern meilenweit entfernt. Weder PDS noch SPD oder CDU haben einen klaren Favoriten. Die Grünen erwägen sogar, das ganze Verfahren als gescheitert anzusehen, weil städtische Gelder fließen müssen.
Ralf Redemund

Sächsische Zeitung, 7. Dezember 2005

Harbig-Stadion wird präsentiert von ...
Von Thilo Alexe

Bau. Wie soll die neue Arena, falls sie denn einst stehen wird, heißen? Die Vorschläge sind teilweise skurril.

Die spaßigsten Ideen hat wie so oft der Anhang der Gelb-Schwarzen. Mit Blick auf russische Oligarchen, die immer häufiger in westliche Fußballclubs investieren, fordert ein Nutzer des Dynamo-Fanforums via Internet: „Die Russen ham doch Knete, wie wäre ‚Gazprom Arena‘ oder ‚Lass-den-Wodka-strömen-Stadion‘ gleich mit gekoppeltem Wodkaausschank?“

Der hochprozentige Trinker-Humor legt eine ernste Fragestellung frei. Sollen die Namensrechte für das neue Stadion vermarktet werden? Und falls ja, an wen? Tatsache ist, dass die Umbenennung populärer Stadien viel Geld in mehr oder minder darbende Vereinskassen bringen kann. So bessern die Dortmunder Borussen ihre Finanzen mit geschätzten 20 Millionen Euro auf, weil das gut besuchte Westfalenstadion bis 2011 nach dem Versicherungs-Sponsor Signal-Iduna- Park heißen wird. Schalke 04 erhält angeblich zwischen 40 und 60 Millionen Euro, damit die Heimstatt des Ruhrgebietsclubs zehn Jahre lang als Veltins-Arena über die Mattscheibe flimmert.

Spielzeug im Namen

Auch in der zweiten Liga ist das werbewirksame Mittel nicht unbekannt. Wohl drolligstes Beispiel: Das Stadion im Fürther Ronhof verweist auf den Investor aus der Spielzeugbranche – Playmobilstadion. Und in Dresden? Sofern sich die vier noch im Rennen befindlichen Baukonzerne äußern, liebäugeln auch sie damit, dass jemand Geld für den guten Stadionnamen locker macht. Die Stadtratsvorlage erwähnt diese Möglichkeit ebenfalls, am deutlichsten bei der Offerte des Unternehmens Hochtief, die jährlich mindestens 500 000 Euro für die Vermarktung der Rechte ansetzt. Ist damit der Weg frei für die Umbenennung des Rudolf-Harbig-Stadions – etwa in Nike-Arena oder Feldschlößchen-Kampfbahn?

Was die Kampftrinker unter den Fans vielleicht und die künftigen Stadionbetreiber bestimmt gut fänden, stößt der Linkspartei sauer auf. Die zweitgrößte Fraktion im Stadtrat hat nämlich ihre antikapitalistischen Wurzeln ausgebaggert. Ergebnis: Schnöder Mammon darf den Namen nicht bestimmen. Mit Sorge, sagt Fraktionssprecher André Schollbach, sehe man die Umbenennung traditionsreicher Stadien in Marken-Arenen.

Also solle das Oval, das seinen jetzigen Namen 1951 erhielt, auch weiter an den Dresdner Wunderläufer Rudolf Harbig (1913 – 1944) erinnern. Aber, so der Winkelzug, präsentiert werden könne das Harbig-Stadion ja. Von einem Sponsor. Der dann ja vielleicht als Zweitname auftauchen könne.

Er würde dafür zahlen, dass das Stadion nicht nach ihm heißt.
 

Sächsische Zeitung, 6. Dezember 2005

Tierische Masten - Giraffen.
Sie sind ein Dresdner Wahrzeichen. Aber wer hat die Stadionbeleuchtung, an der Fans so hängen, eigentlich geschaffen?
Thilo Alexe

Sie prägen die Silhouette der Stadt, wären aber bei einem Stadionneubau wahrscheinlich überflüssig: Nur einer der vier potenziellen Investoren - das Bauunternehmen HBM setzt weiter auf die Giraffen als Leuchtkörper und integriert sie in sein Konzept. Die anderen drei wollen die Stadionbeleuchtung unterm Dach installieren, können sich allerdings vorstellen, die dann funktionslosen Masten zu erhalten.

Aber: "Wenn sie bleiben sollen, kostet das eine gewisse Summe", hatte Heinrich Peschers vom ebenfalls noch im Rennen befindlichen Konzern Hochtief neulich vor Dynamo- Fans gesagt. In der Tat: Die Masten müssen möglicherweise verschoben - oder aber aufgemotzt werden. Die Linksfraktion verlangt bereits, ihre Form mit Neonröhren zu umfassen. Das Wahrzeichen soll auch im Dunkeln erkennbar sein.

Die Forderung ist ein vor allem aus PR-Sicht geglückter Schachzug. Denn wer sich mit dem Thema Stadion befasst, stellt rasch fest: Auch Dresdner, denen Fußball und Dynamo egal sind (das sind nicht mal so wenige) fragen häufig: Und was passiert mit den Giraffen bei einem Neubau? Schlichte Antwort: Kommt darauf an, wer per Stadtratsbeschluss den Zuschlag erhält. Und falls es nicht HBM sein sollte, ist es auch eine Frage des Dresdner Verhandlungsgeschicks.

Der Blick zurück fällt natürlich leichter. Angefangen hat alles mit dem oft beschworenen Volksmund. Jener nämlich bezeichnete die Masten, auch wenn sie nur drei Beine haben, schon vor der Einweihung der Flutlichtanlage im September 1969 als Giraffen. Natürlich wegen ihres langen und geneigten Halses. Jeder der vier tierischen Masten ragt immerhin 60 Meter hoch in den Dresdner Himmel, der Neigungswinkel beträgt 20  Grad 60,5 Tonnen bringen die Schwergewichte auf die Waage. Ihre Herstellung gelang dank eines überregionalen Zusammenspiels, mehrere Unternehmen waren beteiligt. Dazu zählte die PGH Elektrobau Dresden. Vom Tangermünder Werk des VEB Schiffsreparaturwerften Berlin stammt die Stahlkonstruktion. Montiert wurde sie von der Belegschaft des VEB Sächsischer Brücken- und Stahlhochbau Dresden. Mehr Details gewünscht? Der, wenn man so will, Giraffenkopf besteht aus sechs Bühnen, auf denen die Strahler angebracht sind. Dazu gesellt sich ein Minidach, an dem ebenfalls Lämplein prangen. Anfangs erzeugten die Giraffen eine Lichtstärke von 570, später von 700 Lux. Zum Vergleich: Physiker verbuchen einen hellen Sommertag mit rund 100000 Lux. Zum Fußballspielen reicht weniger.
 

SZ, 5. Dezember 2005

Sanierte Suppenschüssel
Von Thilo Alexe

Sportstätte. Dresden plant nicht nur eine neue Heimat für Dynamo. Auch das Steyer-Stadion soll erneuert werden. Das Areal liegt im Flutgebiet.

Die Zeiten regen Publikumszuspruchs liegen, nun ja, doch schon ein wenig länger zurück. Im Mai 1934 etwa strömten 65 000 Zuschauer ins Stadion im Ostragehege, um das Länderspiel zwischen der deutschen und tschechischen Nationalmannschaft zu verfolgen. Zu Regionalligazeiten des DSC, die vor zwei Jahren endeten, wollten im Schnitt immerhin noch rund 1 500 Fans die rot-schwarzen Kicker im Steyer-Stadion sehen. Alles vorbei: Beim bislang letzten Heimspiel des mittlerweile pleite gegangenen Sachs-enligisten fröstelten gerade mal 83 wohlmeinende Anhänger im windigen Gehege.

Dennoch: Das Steyer-Stadion soll saniert werden. Der vor zwei Wochen vom Stadtrat beschlossene Sportentwicklungsplan sieht, so das Verwaltungsdeutsch, die Rekonstruktion der mehrfach umgebauten Anlage vor, die nach dem Ende des ersten Weltkriegs 1919 eingeweiht worden war.

Lauschiger Jägerpark

„Geplant ist ein Stadion für Fußball und Leichtathletik“, präzisiert Dresdens Sportbürgermeister Winfried Lehmann (CDU). Die zweite Mannschaft von Dynamo Dresden könnte hier auflaufen – oder auch Dresden Nord, falls das Zuschauerinteresse oder die Polizei einen Umzug vom lauschigen Jägerpark verlangen. Auch an Leichtathletik-Wettkämpfe ist gedacht. Zudem soll eine B-Kampfbahn, eine Art Trainingsschleife, in der Nähe des Stadions errichtet werden.

Doch die Leichtathleten wollen mehr. Während Lehmann ein Stadion für bis zu 10 000 Zuschauer für ausreichend hält, drängt der sächsische Leichtathletikverband, wie der Bürgermeister einräumt, auf eine Kapazität von 15 000. Nicht ohne Grund. Denn dann, so Lehmann, wäre das Steyer-Rund auch für deutsche Meisterschaften geeignet. Der Bürgermeister mit dem erfrischenden Hang zum klaren Wort hält das allerdings für kompletten „Irrsinn“. Allenfalls einmal in zehn Jahren hätte Dresden die Chance auf ein solches Event – zu selten, um mehr Geld als nötig auszugeben. Bis zum Jahresende will die Stadt in Zusammenarbeit mit der Ingenieurgesellschaft Dorsch Consult eine Kostenschätzung erstellen, 2007 könnte es, unter Finanzierungsvorbehalt, losgehen.

Etwa mit dem Abriss der alten Holztribüne. „Die kracht uns sonst irgendwann aufs Spielfeld“, befürchtet Lehmann. Rund 5 000 überdachte Sitzplätze sollen entstehen. Die Leichtathletikbahn bleibt erhalten, wie der Bürgermeister hinzufügt.

Ein Problem aber ist die Lage des kommunalen Stadions in der Friedrichstadt. Im Flutjahr 2002 hatten Wassermassen das Areal in die wohl größte Suppenschüssel der Welt verwandelt. Lohnt sich ein Umbau an dieser Stelle? Lehmann verweist auf das System aus bis zu drei Meter hohen Mauern und mobilen Schutzwänden, die das Viertel gegen Elb- und Weißeritzwasser ab dem kommenden Jahr schützen sollen. Das Stadion soll in jedem Fall in den Flutwall einbezogen werden.

Warum aber muss dann die benachbarte Eishalle für einen weiter entfernten, knapp 24 Millionen Euro teuren Neubau weichen? Die marode und schwer flutgeschädigte Sportstätte liege im Hauptströmungsgebiet, sagt Lehmann. Am Neubau führe kein Weg vorbei.
 

DNN, 3.Dezember 2005

Parteien positionieren sich zum Stadion

Die Fraktion der Linkspartei/PDS im Stadtrat startet eine Kampagne „Für ein modernes Dynamo-Stadion". „So möchten wir Druck machen, damit der Stadtrat in den nächsten Wochen eine gute und eindeutige Entscheidung für den Stadionneubau an der Lennèstraße trifft“ heißt es in einer Pressemitteilung. Teil der Kampagne werden Plakate sein.

Die SPD teilte gestern mit, den Rat von Experten einholen zu wollen. Die SPD- Fraktion wird in einer Ausschusssitzung am 7. Dezember den Antrag einbringen, alle Angebote durch einen unabhängigen Wirtschaftsprüfer vergleichend bewerten zu lassen. Erst danach sei eine objektive Entscheidung im Stadtrat
möglich.

Sächsische Zeitung, 3. Dezember 2005

Stadion: SPD will Wirtschaftsprüfer

Die Stadionplanung der Verwaltung stößt auf Widerstand. „Die SPD-Fraktion billigt die mit der Vorlage durchgeführte Auswertung und Bewertung der Angebote in dieser Form nicht“, erklärte deren sportpolitischer Sprecher Albrecht Leonhardt. Er bemängelte erneut Intransparenz. Offenbar hätten lediglich OB Ingolf Roßberg (FDP), sein Referent Ulrich Finger, Dynamo-Vertreter und die Firma Sport Five die Investoren-Angebote bewertet. „Der Geschäftsbereich Finanzen scheint in der Beurteilung ausgeklammert gewesen zu sein“, kritisierte Leonhardt nach Gesprächen mit den vier Bauunternehmen. Die SPD beantrage, einen unabhängigen Wirtschaftsprüfer hinzuzuziehen – damit der Stadtrat objektiv entscheiden könne. CDU-Sprecher Helfried Reuther hält das für vorstellbar, ein Beschluss stehe aber noch aus. (SZ/ale)
 

Gläsernes Rathaus,(Eine Publikation der PDS-Fraktion im Stadtrat Dresden 19/2005) 2.Dezember 2005

Eine Investition für Profis? Vor allem die Bürger gewinnen beim Stadionbau.

Von Oberbürgermeister Ingolf Roßberg

Warum soll die Stadt Steuergelder für einen Verein im Profi-Fußball in die Hand nehmen? Aber die Frage greift zu kurz. Die Investition in einen Stadionneubau ist bei weitem nicht nur eine Investition für Dynamo Dresden. Viele Aspekte, die dies belegen, kommen bisher in der Diskussion zu kurz.

Wirtschafts- und Marketingfaktor Fußball

Wenn sich der 1. FC Dynamo Dresden dauerhaft in der Bundesliga etabliert, dann ist dies auch gut für die hiesige Wirtschaft. Der Verkauf von Fanartikeln, die Bratwurst am Stadion oder die Übernachtungen der Gäste – am Fußball verdient nicht nur der Verein oder der
Profi, sondern am Fußball hängen mittel- und unmittelbar hunderte Arbeitsplätze. Ein neues Stadion erhöht die Attraktivität des Vereins und stärkt damit die Wirtschaftskraft.
Auch der Marketingeffekt ist nicht zu unterschätzen. Wer in der Bundesliga dauerhaft präsent ist, erhält für seine Stadt quasi kostenlos Werbung – Samstag für Samstag zur besten Sendezeit mit den höchsten Einschaltquoten.

Sicherheit hat Priorität

Den sozialen und tatsächlichen Frieden in einer Stadt zu erhalten, ist das wichtigste kommunalpolitische Ziel. Genau dieser Friede wurde aber in der Vergangenheit immer wieder durch Ausschreitungen und Randalen von Fußballchaoten gestört. Ein neues Stadion bedeutet auch mehr Sicherheit. Die Polizei wird von Anfang an in die Planungen einbezogen
und kann so künftig Ihre Belange, Fanströme zu kanalisieren und zu kontrollieren, von vornherein einbringen. Die Erfahrung in anderen Städten zeigt: In einem neuen Stadion
geraten Chaoten und Hooligans in die Minderheit und werden an den Rand gedrängt, verschwinden zum Teil völlig aus der Szene.

Zugang schaffen, Barrieren abbauen

Es ist ein beliebtes Märchen, dass nur Männer sich für Fußball interessieren. Immer mehr Frauen finden Gefallen am runden Leder. Doch eine marode Bausubstanz und mangelnde sanitäre Einrichtungen wirken wenig anziehend. Andere Vereine konnten mit dem Stadionneubau enorme Zuwächse beim weiblichen Publikum verbuchen. So ist schon jeder fünfte Fan beim Hamburger SV eine Frau. Auch für ganze Familien wird der
Fußball wieder attraktiver. Seien wir ehrlich: Ich würde jetzt mit den Jüngsten nicht ins Rudolf-Harbig-Stadion gehen. Ein neues Stadion bietet aber Platz für familiengerechte
Fanblöcke. Aber die größte Verbesserung erfährt die Situation für Menschen mit Behinderung. Moderne Stadien verfügen über behindertengerechte Zugänge, barrierefreie Sanitäranlagen und sogar Live-Kommentatorenplätze für blinde und sehbehinderte Fans.

Fußball als Freizeitkultur

Wir geben völlig zu Recht viel Geld in der Stadt für Kunst und
Kultur aus. Jede Karte der Philharmonie, Operette oder im Stadtmuseum ist stark subventioniert. Vielfalt bedeutet im Leben einer Stadt aber auch andere Freizeitangebote zu unterstützen. Zwar kann und darf Profi-Fußball keine städtische Förderung erfahren, aber zumindest die Infrastruktur für diese Form der Freizeitgestaltung darf der Stadt nicht egal sein. Die hohen Besucherzahlen bei Dynamo beweisen dies eindrucksvoll.

Fans mit Ideen für neues Dynamo-Stadion

Von Michael Walter

„Pro RHS“ ist eine Faninitiative, welche sich für den Erhalt des traditionsreichen „Rudolf-Harbig-Stadions“ (RHS) als Spielstätte des 1.FC Dynamo Dresden und als „dem“ Dresdner Stadion für höherklassigen Fußball engagiert. Unsere Partner sind neben dem Verein und der Stadt Dresden insbesondere die im Stadtrat vertretenen Parteien. Einen vollständigen Überblick über unsere Ziele und Aktivitäten erhält man über unsere Internetpräsentation www.pro-rhs.de .

Im Zusammenhang mit der städtischen Ausschreibung für den Um- bzw. Neubau unseres Stadions stellten wir einen „Ideenkatalog der Fans“ zusammen und übergaben diesen an den Oberbürgermeister.

Welche Wünsche haben nun die Dynamofans:

Für eine gute Fußballatmosphäre und eine optimale Vermarktung wird die Errichtung eines reinen Fussballstadions mit einer Kapazität von ca. 35.000 Zuschauern erhofft, möglichst erweiterbar. Länderspiele sind natürlich wünschenswert, können aber nicht als Basis für einen wirtschaftlichen Betriebs dienen. Für letzteren ist eine angemessene Zahl von VIP-Logen unumstritten.

Einigkeit besteht im Wunsch nach einer maximalen Anzahl von Stehplätzen. Dafür stehen neben der gewachsenen Fankultur auch soziale Aspekte (Eintrittspreise). Als das Identifikationsmerkmal des Stadions und Wahrzeichen werden die Flutlichtmasten („Giraffen“) angesehen. Es besteht der Wunsch, diese nach Möglichkeit zu erhalten. Dazu würde eine schwarz/gelbe Bestuhlung der Sitzplatzbereiche großen Anklang bei den Fans finden.

An die Gewährleistung der Fantrennung, die Einführung eines Familienblocks und das Thema Parken (Erschließung naher, brachliegender Flächen) wird ebenso gedacht wie an die Verbesserung der schon jetzt sehr guten ÖPNV-Anbindung.

Aus unserer Sicht ist festzuhalten, daß alle Lösungskonzepte des „Stadionproblems“ in Dresden vor dem Dezember 2004 nur zu dem Ergebnis führten, daß man derzeit jedes Jahr viel Geld in baufällige Bausubstanz steckt. Dabei verleugnet niemand, das auch ein neues Stadion städtisches Geld kosten wird. Aber schaut man zur DSC-Trainingshalle oder zur im Bau befindlichen Eishallenkombination, so erscheinen die gegenwärtig diskutierten einmalig oder jährlich dafür aufzubringenden Beträge durchaus angemessen. Ein „auf Eis legen“ der laufenden Ausschreibung würde bedeuten, den erreichten Arbeitsstand zu negieren und zu meinen, damit der Stadt und dem Verein Gutes zu tun. Doch auch wenn keine Entscheidung im Stadtrat fällt wird das „alte“ Harbig-Stadion weiter viel Geld kosten - Prognose steigend! Denn selbst in der Regionalliga werden die Anforderungen an die Spielstätten beständig erhöht.

Der Stadtrates sollte mit Augenmaß Rahmenbedingungen schaffen, denn ohne Perspektive in Sachen Stadion wird es mittelfristig keine Bundesliga (mehr) in Dresden geben! Und „unverhofft kommt oft“ - wie man gerade die bei den Dresdner Eislöwen sehen kann! Aber da ist die neue Eisarena dankenswerterweise bereits im Bau...

Der Autor ist Mitglied der Fan-Initiative Pro RHS.


Die Stadion-Angebote im Vergleich

Von sieben eingereichten Angeboten für den Neubau des Rudolf-Harbig-Stadions wurden vier in die engere Wahl genommen. In Kürze muss sich der Stadtrat für ein Konzept entscheiden. Hier der Vergleich zwischen den verschiedenen Bewerbern

HBM Stadien und Sportstättenbau

Das Stadion ist ein klassisches Einrangstadion mit einer Gesamtkapazität von 32.770 Sitz und
Stehplätzen. Die Gesamtbaukosten betragen 40,7 Mio. Euro. Das Konzept ist sehr
stark an den bereits realisierten Entwurf des Ostseestadions in Rostock angelehnt. Die Erfahrung des Betriebs in Rostock zeigt die besondere Funktionalität und Zweckmäßigkeit
der einzelnen Komponenten. Das Stadions ist zur Lennéstraße hin ausgerichtet, alle Funktionsbereiche sind dort integriert. Eine gesonderte Vorfahrt entspannt die Verkehrsproblematik an der Lennéstraße. Der Entwurf der HBM ist der einzige, welcher die vorhandenen Flutlichtmasten-Giraffen in Funktion erhält. Gegenüber anderen Angeboten wird hier jedoch aus Kostengründen auf ein Parkhaus oder eine Parkpalette verzichtet. Insgesamt stellt das Angebot eine sehr funktionale und kostenmäßig attraktive Möglichkeit zur Realisierung eines Stadions in Dresden dar.

Baugesellschaft Walter Hellmich GmbH

Der Entwurf orientiert sich stark am Stadion des MSV Duisburg. Dieses wurde 2005 fertig
gestellt erhielt seitdem gute Bewertungen in der Praxis. Dieses zweirangige Stadion verfügt
über eine Gesamt-Kapazität von 34.000 Sitz- und Stehplätzen.

Das Konzept weist eine besondere Funktionalität auf und verfügt über größere Flächen in
den Funktions, Business- und Logenbereichen. Die vorhandenen Flutlichtmasten-Giraffen könnten zwar erhalten werden, blieben aber künftig ohne Funktion. Das Gesamt-Investitionsvolumen beträgt 47,5 Mio. Euro.

HOCHTIEF Construction AG

Das Angebot der Firma Hochtief beinhaltet ein Stadion mit einer Gesamtkapazität von
34.200 Sitz- und Stehplätzen. Der Entwurf erfüllt alle an ein modernes Stadion gestellten
Anforderungen. Der Entwurf stellt einen hervorzuhebenden spezifischen Entwurf für die
gegebene zu berücksichtigende örtliche Situation dar. Mit der Ausformung des Ovals, einer
baulichen Hülle und der Absenkung des Spielfeldes gelingt eine optimale Einfügung
in den Umgebungsrahmen. Sowohl in Richtung Blüherstraße als auch in Richtung Lennéstraße werden repräsentative Gebäudeteile mit Besucherfrequenz ausgebildet. Das Gesamt-Investitionsvolumen beträgt 43,5 Mio. Euro.

STRABAG Projektentwicklung GmbH

Der Entwurf beinhaltet ein Zweirangstadion mit einer Kapazität von 34.907 Sitz- und Stehplätzen. Es erfüllt alle gestellten Anforderungen hinsichtlich der Funktionalität sowie
Zweckmäßigkeit und berücksichtigt die Erfahrungen beim Bau des Leipziger Zentralstadions.
Das angebotene Finanzierungsmodell beinhaltet als Besonderheit ein „Stiftungsmodell“.
Das Gesamt-Investitionsvolumen beträgt 55,9 Mio. Euro.

Wie man Stadionbeauftragter wird. Und warum.

Im Dezember vergangenen Jahres entschied der Stadtrat mehrheitlich, dass am Standort Lennéstraße ein neues Stadion gebaut werden soll. Nach erfolgter Ausschreibung liegt jetzt der Vorschlag der Stadtverwaltung zum Stadionneubau vor. Stadtrat André Schollbach sprach darüber mit dem Stadionbeauftragten der Stadt, Ulrich Finger.

Herr Finger wie wird man eigentlich Stadionbeauftragter und was genau sind Ihre Aufgaben?

Als Referat Wirtschaftsbetreuung und Investition im Geschäftsbereich des Oberbürgermeisters „kümmern“ wir uns im Sinne einer Koordinierung oder Projektsteuerung
um Themen, die besondere politische oder wirtschaftliche Bedeutung für die Stadt haben. Das
Spektrum reicht dabei vom Kongresshotel über AMD und Infineon, vom Sportschulzentrum
bis zum Stadion. Den Begriff „Stadionbeauftragter“ für mich hat irgendwann die Presse erfunden, letztlich ist es nur einer der derzeit aktuellen Aufgaben. Beim Stadion haben wir zuerst die Standortfrage untersucht und dem Stadtrat zur Entscheidung vorgelegt und anschließend – gemeinsam mit Sportstättenbetrieb und mit Dynamo – das Vorhaben ausgeschrieben, die eingereichten Angebote ausgewertet und daraus eine Vorlage für den
Stadtrat erarbeitet. Nach einer möglichen Entscheidung werden unsere weiteren Aufgaben die Vertragserhandlung mit dem Investor und die Begleitung, Koordinierung und Steuerung des Vorhabens sein. Wenn die Baugenehmigung auf dem Tisch liegt, ist 90 % unserer Arbeit getan.

Die Stadt hat das neue Stadion ausgeschrieben. Wie viele Bewerbungen gingen bei Ihnen ein?
Insgesamt haben sich sieben Firmen an der Ausschreibung beteiligt. Es waren alle dabei, die sich in den letzten Jahren beim Stadionbau vor allen Dingen in Deutschland einen Namen gemacht haben. Das spricht letztlich für das Potenzial, das im Standort liegt und von Dynamo zukünftig erwartet werden kann. Ich denke, dass wir mit der Resonanz sehr zufrieden
sein können.

Wie wurden die einzelnen Angebote miteinander verglichen?

Da wir ein nicht förmliches Investorenverfahren gewählt haben, waren die eingereichten Angebote sehr unterschiedlich und damit schwer vergleichbar. Wir haben uns daher entschlossen, mit vier Favoriten eine zweite Runde der Ausschreibung durchzuführen, für die
die Anforderungen noch einmal präzisiert und damit auch die Ergebnisse vergleichbarer wurden. Für die endgültige Auswertung haben wir dann eine sehr umfangreiche Matrix erarbeitet, die insbesondere die Vergleichbarkeit zu den Punkten Konzeption, Funktionalität,
Städtebau, Kosten und Betreibung erleichtert hat. Darüber hinaus gibt es noch sachliche Punkte, die für oder gegen ein Modell sprechen, so dass wir aus der Summe der nominal und verbal zu bewertenden Fakten unseren Vorschlag für den Stadtrat erarbeitet haben.

Die Stadt schlägt nun die Konzeption der Unternehmensgruppe Hellmich vor. Welche Argumente sprechen für dieses Projekt, und wo liegen etwaige Probleme?

Prinzipiell muss man voranschicken, dass alle vier in der Endrunde beteiligten Stadien sehr gute Entwürfe sind, die alle ein den Anforderungen entsprechendes modernes Stadion für Dresden hergeben würden. Allerdings sprechen mehrere Punkte für den Entwurf der Firma
Hellmich. Es ist ein sehr funktionales Stadion, das gegenüber dem bereits gut funktionierendem Stadion von Duisburg als Vorbildmodell noch eine Vielzahl von Verbesserungen erfahren hat. Die äußere Gestaltung unterschiedet sich vom
Duisburger Entwurf und wird durch die Stadtplanung als gut und für die Umgebung verträglich eingeschätzt. Der besondere Vorteil des Modells liegt aber in der Finanzierung und im Risiko für die Stadt. Mit einer Einmalzahlung in Höhe von 7,5 Millionen Euro beteiligt sich die Stadt an dem Vorhaben. Darüber hinaus entstehen keine weiteren
Kosten für die Stadt, dies gilt auch für den Fall, dass Dynamo in der Regionalliga spielt. Gegenüber allen anderen Anbietern beteiligt sich die Firma Hellmich in Höhe von 3,5
Millionen Euro selbst am Vorhaben und geht damit auch ins Risiko.

Kritiker führen an, bei der sehr angespannten Finanzlage der Stadt dürfe kein Geld in den Stadionneubau fließen. Wie viel Geld müsste denn in das marode Harbig-Stadion
investiert werden, um die Spielfähigkeit zu erhalten?

Das Stadion kostet die Stadt zwischen 300 TEuro und 500 Teuro Unterhalt und Betrieb im Jahr. Dazu kommen jährliche Auflagen durch den DFB oder die DFL, die derzeit mit Hinblick auf die Überlegung zu einem neuen Stadion auf ein absolutes Minimum beschränkt
werden konnten. Sollte die Stadt ein neues Stadion jedoch auf Eis legen, kommen die Forderungen für das bisherige Stadion unweigerlich auf den Tisch. Insgesamt belaufen
sie sich derzeit auf ca. 6,5 Mio. Euro und reichen vom Bau einer Polizeieinsatzzentrale über
die Sanierung der Stahltribüne bis hin zu Anzeigetafeln, neuem Sprecherturm oder dem Umbau des Clubgebäudes. Wenn man dies für die nächsten Jahre als unumgänglich
ansieht, um den Spielbetrieb im Fußball in Dresden zu erhalten, kommt man mit einem neuen Stadion günstiger weg.

Der Stadionneubau erfordert 7,5 Mio. Euro städtische Finanzmittel. Finanzbürgermeister Vorjohann befürchtet aber, dass auf die Stadt höhere Belastungen zukommen. Wo liegen Risiken und wie hoch sind diese einzuordnen?

Das Angebot der Firma Hellmich ist bei einer Einmalzahlung von 7,5 Mio. Euro gedeckelt. Befürchtungen über höhere Belastungen sind zum derzeitigen Stadium eher Kaffeesatzlesen, denn entscheidend sind die vertraglichen Vereinbarungen zwischen Investor und Stadt. Verhandlungen darüber haben noch nicht begonnen.

Eine Forderung vieler Fans ist der Erhalt der Giraffen-Flutlichtmasten. Welche der in die Endrunde gelangten Angebote greifen diesen Wunsch auf?

Von den vier Modellen in der Endrunde beinhaltet nur ein Angebot die derzeitigen Flutlichtmasten in Funktion. Alle anderen Angebote verzichten auf die Lichtmasten.
Gleichwohl besteht natürlich bei allen Modellen die Möglichkeit, eine oder mehrere der Giraffen sozusagen aus Sentimentalität aber ohne Funktion zu erhalten.

Beim Bau der Eishalle gibt es gerade heftige Diskussionen, weil diese nicht in den Vereinsfarben der Eislöwen blau-weiß, sondern rot angestrichen werden soll. Droht uns ähnliches beim Stadion, muss Dynamo irgendwann in einer in giftgrün gehaltenen Arena
auflaufen?

Der 1. FC Dynamo Dresden war von Beginn an in den Prozess eingebunden. Nach anfänglichen Schwierigkeiten hat sich in der Zwischenzeit eine ausgesprochen gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit entwickelt. Dies wird auch bei den weiteren Schritten so
sein. Der Fall liegt ohnehin hier etwas anders als bei der Ballspiel und Eissporthalle. Das Fußballstadion ist ein Stadion für Dynamo und Dynamo wird sich in dem Stadion auch in hohem Maße wieder finden können.

Wie sieht Ihr Zeitplan für den Stadionneubau aus? Werden wir im kommenden Sommer den ersten Spatenstich erleben?

Wenn der Stadtrat am 15. Dezember eine Entscheidung trifft und uns mit den weiteren Verhandlungen beauftragt und uns dann nichts Unvorhersehbares zurückwirft, ist das Ziel, im kommenden Sommer mit dem Stadionbau zu beginnen, durchaus realistisch.

Herr Finger, vielen Dank für das Gespräch.

 

Morgenpost, 2.Dezember 2005

Rathaus: Investoren mußten Klinke putzen

DRESDEN-Auf den Rathaus-Fluren herrschte gestern Hochbetrieb. Die potenziellen Investoren für die neue Dynamo-Arena an der Lennéstraße gaben sich bei den Parteien sprichwörtlich die Klinke in die Hand. Eine Entscheidung fiel allerdings nicht.
Auf diese müssen die Anhänger der Schwarz-Gelben noch mindestens bis zum 15. Dezember warten. Klar wurde gestern allerdings, dass das Rennen für den von der Stadt bislang favorisierten Duisburger Unternehmer Walter Hellmich noch längst nicht gelaufen ist.
„Die Stadt hat sich mit der Entscheidung für Hellmich in eine Sackgasse manövriert, weil sie sich bereits auf ihn festgelegt hat. Ich verstehe nicht, warum man sich nicht für das deutlich günstigere Projekt von HBM entschieden hat - ich denke, wir müssen sparen", gibt Thomas Blümel von der Bürgerfraktion zu bedenken. Die Stadt hatte das schlechte Abschneiden des Investors in ihrer Vorlage damit begründet, dass das Finanzierungs-Konzept für die 41 Millionen-Euro-Arena zuletzt (in der zweiten Runde) nicht vorhanden war. HBM-Geschäftsführer Axel Eichholtz klärt auf: „Das ist genau das selbe, welches wir mit den ersten Unterlagen eingereicht haben." Gut im Rennen ist auch das An gebot der Firma Hochtief. Das mit 43 Mio. Euro zweitbilligste Stadion belegte bei der Stadt den 2. Platz. „In ihrer Präsentation in unserer Fraktion sind sie keinen Fragen ausgewichen und haben selbst die städtischen Risiken für den Fall Regionalliga offen angesprochen", lobt PDS-Stadtrat Andre Schollbach. Diese lägen bei maximal einer Million Euro pro Saison.
elu

 

Sächsische Zeitung, 2.Dezember 2005

Stadion-Quartett auf Rathaustour

Die Bewerber tingeln durch die Fraktionen, einen Favoriten gibt es aber offensichtlich noch nicht. „Wir werden uns beim Thema Stadion erst kurz vor der Ratssitzung am 15. Dezember entscheiden“, sagte der Fraktionssprecher der Linkspartei, André Schollbach. CDU-Bauexperte Klaus-Dieter Rentsch äußerte sich ähnlich: „Wir prüfen alle vier Angebote.“ Gestern Abend präsentierten sich auf Einladung von Dynamofans die Konzerne HBM und Hochtief. Ersterer will rund 40 Millionen Euro verbauen und wie in Hannover eine Konzessionsgesellschaft gründen. Nach 30 Jahren fiele das Stadion an die Stadt zurück. Bei Hochtief wäre Letzteres ähnlich. Der Konzern will 43,5 Millionen Euro verbauen. Heiner Peschers von der Geschäftsleitung räumte aber ein, dass in der dritten Liga „die Luft dünn wird“. (SZ/ale)
 

Dresdner Blättl, 2. Dezember 2005

Modernes Stadion am traditionellen Standort
      
             a.. Eine Investition für Profis?
             b.. Fans mit Ideen für neues Dynamo-Stadion
             c.. Wie man Stadionbeauftragter wird. Und warum.
           Die Stadion-Angebote im Vergleich

             a.. HBM Stadien und Sportstättenbau
             b.. Baugesellschaft Walter Hellmich GmbH
             c.. HOCHTIEF Construction AG
             d.. STRABAG Projektentwicklung GmbH
             e.. Die Stadionangebote auf einen Blick
          
           Von André Schollbach  

Es ist der Tag der Entscheidung. Die Tribüne des Stadtrates ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Viele Besucher tragen schwarz-gelbe Schals. Sie haben monatelang demonstriert, diskutiert und gestritten. Sie wollen, dass endlich ein modernes Fußballstadion gebaut wird. Für ihre Stadt Dresden. Für ihren Verein Dynamo. Und zwar am traditionsreichen Standort im Herzen der Stadt. Dort wo seit vielen Jahren das altehrwürdige, inzwischen ziemlich marode Rudolf-Harbig-Stadion steht. Im Stadtrat wird lange, kontrovers und leidenschaftlich debattiert. So wie man es kennt in Dresden. Am Ende setzt sich eine knappe Mehrheit gegen die Stimmen von CDU und Grünen durch. Ja zum Standort Lennéstraße. Ja zur Ausschreibung für den Stadion-Neubau. So lautet am Ende die Entscheidung.

Dies ist jetzt ziemlich genau ein Jahr her. Die beschlossene Ausschreibung hat stattgefunden. Über viele Monate wurde geprüft, konzipiert, gerechnet und verhandelt. Modelle sind gebaut, Baupläne gezeichnet und Finanzierungskonzepte erstellt worden. Die Presse berichtete ausführlich und gelegentlich leicht aufgeregt über jeden einzelnen Schritt. Namhafte Baugesellschaften aus der gesamten Republik haben sich für das Stadion-Projekt beworben, vier Angebote sind in die engere Wahl gekommen. Jedes einzelne auf andere Weise attraktiv und reizvoll. Läuft alles glatt, wird sich der Stadtrat in Kürze für eines entscheiden.

Diese Entscheidung wird keine einfache werden. Städtebauliche und funktionelle Aspekte wollen berücksichtigt sein. Dazu kommt eine ziemlich leere Stadtkasse, die vielen Verantwortungsträgern den Schweiß auf die Stirn treibt. Dennoch darf jetzt nicht damit begonnen werden, wieder einmal alles zu zerreden. Der Stadtrat sollte die verschiedenen Argumente von Investoren, Fans, Stadtverwaltung sowie dem 1. FC Dynamo Dresden sorgfältig abwägen und dann mit Augenmaß entscheiden.

Das alte Harbig-Stadion hatte seine Zeit. Jetzt soll am traditionsreichen Standort im Herzen der Stadt eine moderne Fußball-Arena entstehen.
 

Sächsische Zeitung, 1. Dezember 2005

Giraffen in Neon
Von Thilo Alexe

Stadion. Auch wenn sie in einer neuen Arena nicht mehr gebraucht werden: Die Masten um das Harbig-Oval sollen weiter leuchten.

Mit einer recht ungewöhnlichen Forderung meldet sich die Stadtratsfraktion der Linkspartei in der Stadiondebatte zu Wort. Dass die Giraffen erhalten bleiben sollen, haben die Genossen bereits kund getan. Jetzt aber legen sie nach.

Zwar hätten alle vier der potenziellen Investoren angegeben, die als Giraffen titulierten Masten aus dem Jahr 1969 erhalten zu können, sagt Fraktionssprecher André Schollbach. Aber nur einer – der Konzern HBM – wolle die Schwergewichte auch als Beleuchtungskörper nutzen. Bei den anderen, stünden sie, salopp gesagt, nur rum. Was aber mit rumstehenden Giraffen tun, die ihres Daseinszwecks beraubt wurden?

Schollbach: „Wir wollen, dass die Giraffen von Neonröhren eingefasst werden.“ Diese sollten die Silhouette der Masten nachzeichnen und das Dresdner Wahrzeichen auch im Dunkeln sichtbar machen. „Es geht uns um die Verbindung von Tradition und Moderne“, sagt Schollbach. Nun gut. Wie das alles genau festgeschrieben werden soll, prüfe die Fraktion derzeit. Doch noch hat der Stadtrat ohnehin nicht entschieden, wer aus dem Investoren-Quartett bauen soll. Mit oder ohne Giraffen.

Auf Einladung der Faninitiative Pro RHS präsentieren sich heute,17.30, Hochtief und um 18.30 Uhr HBM im Rathaus, Saal 211.