Jahr 2005




DNN 29.Oktober 2005

Von Woche zu Woche

Wenn der Stoiber-Edi in Berlin den Super-Minister machen kann, warum soll es dann in Dresden keinen Super-Geschäftsführer geben. Einen, der Drewag und Verkehrsbetriebe (DVB) in Personalunion managt. So oder ähnlich müssen jene Kommunalpolitiker gedacht haben, die den DVB-Vorstand Reiner Zieschank für diese Aufgabe ausgeguckt haben. Ein gemeinsamer Chef, so das Kalkül, könne die kommunalen Interessen besser bündeln und letztlich stärken.

Man darf getrost davon ausgehen, dass OB Ingolf Roßberg Spiritus rector dieses Coups ist. Und der ist gespickt mit einigen Merkwürdigkeiten. Da ist zunächst der einstimmige Stadtratsbeschluss vom November 2004. Dieser fordert den OB auf, die Ende 2006 auslaufende Stelle des Drewag-Geschäftsführers ,schnellst möglich" auszuschreiben. Geschehen ist nichts ? bis heute. Okay: es ist Roßbergs Gewohnheitsrecht, sich nicht um den Stadtrat zu scheren. Auch dass der Aufsichtsrat düpiert und die Arbeitnehmervertreter brüskiert wurden, wollen wir als unikaten politischen Stil anerkennen. Bleibt Posse Nummer zwo: Erst reagiert der OB gar nicht, dann muss es plötzlich ruckzuck gehen. Die Personalie Zieschank steht auf der Tagesordnung des Rates, ehe ein Ausschuss die Angelegenheit diskutieren konnte. Das ist - nun ja sagen wir: ungewöhnlich - bei der Besetzung von Top-Positionen.

Warum die Eile? Soll die Debatte so knapp wie möglich ausfallen, oder bestand gar Hoffnung, im Trubel um die Kirchweihe ginge alles unter? Ärgerlich ist vor allem, dass Reiner Zieschank mit diesem Vorgehen beschädigt  wird. Ein  sympathischer Mann, dem ein hervorragender Job bei den DVB attestiert wird und der als Lenker der  Technischen Werke Dresden sicher Einblicke in das Geschäftsfeld der Drewag gewonnen hat. Aber warum  muss Zieschank, wenn er als Energiemanager qualifiziert ist, die Ausschreibung, also die Konkurrenz scheuen?

Ganz abgesehen davon, dass jeder Job für sich ein Fulltime-Job ist. Offenbar müssen andere Motive den Ausschlag geben. Eine Lesart geht so: Roßberg sucht einen Mann an der Spitze, der ihm bei der Realisierung von Prestige-Objekten wie Operette und Dynamo-Stadion (Drewag-Arena?) verpflichtet ist. Aus der Stadtkasse kann der OB das kaum finanzieren. Zumal wenn der Totalverkauf der Woba scheitert, was gegenwärtig nicht undenkbar ist. Da wäre jemand, der sich selbst als "treuen Stadtsoldaten" sieht, schon recht.Spitze Zungen behaupten gar, Roßberg betreibe eigene Zukunftsvorsorge. Wenn der Doppeljob zu Kräfte zehrend würde,  brauchten die DVB irgendwann einen neuen Vorstand. Und da wäre der studierte Verkehrswissenschaftler und passionierte  Straßenbahnfahrer Ingolf R. doch eine Idealbesetzung. Aber noch ist er ja allen Unbillen zum Trotz mit Leib und Seele OB.

Ein schönes Wochenende

Ihr Dirk Birgel

SZ, 27. Oktober 2005

CDU setzt auf Dynamo

In der Debatte um den Stadionbau drängt die größte Stadtratsfraktion auf eine stärkere Rolle von Dynamo Dresden. „Der Verein sollte auch Betreiber der neuen Sportstätte sein“, sagte der finanzpolitische Sprecher der CDU, Jürgen Eckoldt. Zugleich kündigte er angesichts der angespannten Haushaltslage Widerstand gegen eine mögliche kommunale Bürgschaft für den Bau der rund 30 000 Zuschauer fassenden Arena an.

Allerdings fügte Eckoldt hinzu, dass sich die CDU aller Voraussicht nach nicht gegen einen Betriebskostenzuschuss sperren werde, wie er von einigen Investoren gefordert wurde. „Wenn sich das in der Höhe bewegt, die die Stadt jetzt zuschießt, dürfte das in Ordnung sein“, sagte Eckoldt und nannte dabei Beträge zwischen einer halben und einer Million Euro im Jahr.

Unterdessen läuft die Prüfung der nachgebesserten Angebote auf Hochtouren. Der städtische Stadion-Beauftragte Ulrich Finger kündigte an, dass bis Ende der kommenden Woche die Unterlagen von vier Investoren unter die Lupe genommen werden. (SZ/ale)

MOPO, 27.Oktober 2005

Der Stadion-Neubau an der Lennéstraße rücke näher. Die vier potentiellen Investoren (Hellmich, HBM, Hochtief, Strabag) hätten ihre nachgebesserten Angebote fristgerecht abgegeben. Plötzlich rücke die CDU von ihrer harten Linie ab. Hätten die "Schwarzen“ vor einem Jahr noch extra im Stadtrats-Beschluss darauf bestanden, dass kein Geld aus der Stadtkasse in ein reines Fußballstadion fließen solle, versuche man jetzt, intern einen Weg zu finden, um ohne Gesichtsverlust doch Millionen ins Dynamo-Projekt zu pumpen - und den Beschluss aufzuheben. Damit entfalle eine wichtige Hürde für den Neubau. Würden sich die Politiker im Dezember für einen Investor entscheiden, könne der Bau im Juni 2006 beginnen.

Sächsische Zeitung, 20. Oktober 2005

Kölmel will bei Arena mitmischen

Die Auswertung der Stadionausschreibung ist in ihre heiße Phase eingetreten. Alle vier Konsortien, die die Stadt in einer Vorauswahl bestimmt hat, haben nachgebesserte Angebote vorgelegt, wie Rathausreferent Ulrich Finger mitteilte. Die Verwaltung werde nun bis zum Ende der kommenden Woche die Unterlagen prüfen, um dann einen Favoriten zu küren. Eine Entscheidungsvorlage für den Stadtrat, der das Millionen-Projekt absegnen muss, könnte demnach im November fertig sein.

Finger bestätigte zudem, dass der Unternehmer Michael Kölmel beim Angebot der Strabag, das mit dem von Hochtief, Hellmich und dem Konzern HBM im Rennen ist, als Betreiber mitmischt. Ferner sagte er, dass zwei Vertreter eines niederländischen Hedge-Fonds Interesse an dem Stadionprojekt bekundet hätten. Auf die Entscheidungsfindung im Rathaus habe dies jedoch keinen Einfluss.

Wie die Angebote, die sich in ihrer Erstfassung auf zwischen rund 33 und 60 Millionen Euro beliefen, nachgebessert wurden, beschrieb Finger nicht. Auch zum Thema eventueller kommunaler Zuschüsse schwieg der Referent, der das Projekt Stadionbau koordiniert. Zunächst solle intern beraten werden. Das Resultat werde in etwa zwei Wochen veröffentlicht. (SZ/ale)
 

DNN 18.Oktober 2005

Investoren besserten nach

Dresden. Alle vier übrig gebliebenen Investorengruppen der Ausschreibung für einen Neubau des Rudolf-Harbig-Stadions haben nachgebessert. Das sagte gestern Dresdens Stadionbeauftragter im Büro des Oberbürgermeisters, Ulrich Finger, auf DNN-Anfrage. Die Frist dafür sei am Freitag abgelaufen.

Details konnte Finger noch nicht nennen. "Ich habe die Nachbesserungen noch nicht gesichtet", so der Sonderbeauftragte. Nächste werde sich die Stadion-Arbeitsgruppe treffen. Mit dazu gehören Dynamos Aufsichtsratschef Friedemann Küchenmeister, Aufsichtsratsmitglied und Woba-Geschäftsführer Reiner Kuklinski, Michael Walter (Initiative "Pro RHS") und Dynamo-Rechtsanwalt Matthias Matzka vom Dynamo-Stadionausschuss sowie jeweils ein bis zwei Vertreter aus dem Sportstätten- und Bäderbetrieb sowie der Stadtplanung. Außerdem werde das Gremium von der internationalen Vermarktungs-Agentur "Sport Five" aus Hamburg beratend unterstützt. Bis Mitte November will Finger dem Stadtrat einen Favoriten präsentieren.


Wie DNN berichteten, möchte Hochtief 33 Millionen Euro investieren. HBM will für 37,7 Millionen Euro eine Art Ostsee-Stadion bauen, inklusive der alten Flutlichtmasten ("Giraffen"). Die Baugesellschaft Walter Hellmich GmbH rechnet mit 47,55 Millionen Euro, die Strabag mit 60 Millionen. Das Besondere am Strabag-Stiftungs-Modell: Es kostet die Stadt nichts. Doch das lässt die Stadt noch extern prüfen.

rare
 

SZ, 6. Oktober 2005

Vorlage zur Arena noch in diesem Jahr

Erstmals hat sich gestern ein Stadtratsgremium mit dem Ergebnis der Stadionausschreibung befasst. Im Sportausschuss stellte der für das Projekt verantwortliche Rathausreferent Ulrich Finger in nicht öffentlicher Sitzung die Angebote der vier favorisierten Unternehmen vor, mit denen die Stadt noch bis in die kommende Woche verhandelt.

Nach Teilnehmerangaben gab es keine Abstimmung. Allerdings sei die Verwaltungsankündigung positiv aufgenommen worden, bis Ende November eine Entscheidungsvorlage zu präsentieren. Einige Stadträte erhoffen sich ein baldiges Votum und gehen davon aus, dass der Rat noch 2005 einen Beschluss über den Bau fällt.

Zudem verabschiedete der Ausschuss mit nur einer Gegenstimme die Sportförderrichtlinie. Damit drohen Vereinen ab dem kommenden Jahr höhere Gebühren für die Nutzung von Hallen- und Sportplätzen. Das Papier hatte zuletzt bei vier Großvereinen – darunter Motor Mickten und Postsportverein – für Unmut gesorgt. Sie sehen sich über Gebühr belastet. Das letzte Wort wird der Stadtrat sprechen, der die Richtlinie frühestens im November beschließen wird. (SZ/ale)
 

Stadionwelt, Oktober 2005

Dresden: 1.142 Urlaubsgrüße aus der Allianz-Arena

Ob es in Dresden ein neues Stadion geben wird, darüber wird der Stadtrat in den nächsten Wochen entscheiden. Und dass dieses auch am Standort des jetzigen Runds an der Lennéstraße stehen soll, dafür tritt die Initiative "Pro RHS - Rettet unser Dynamostadion" schon lange ein. Nun drängt die Zeit, denn die DFL macht Druck. Sollte es in Dresden nicht in absehbarer Zeit ein den Auflagen entsprechendes Stadion geben, droht sogar der Verlust der Lizenz.

„Wir hatten den Eindruck, daß die Zeitschiene aus dem avisierten Rahmen fällt. Deshalb wollten wir ein wenig politischen Druck machen und haben die Sache innerhalb von 48 Stunden auf die Beine gestellt“ sagt Pro-RHS-Sprecher Axel Matthees. Mit „die Sache“ meint er die Postkartenaktion mit dem Motiv von Deutschlands modernsten Stadion. Rund 3.000 Stück ließ die Initiative anfertigen und verteilte sie mit dem Hinweis, diese vom Spiel gegen 1860 in die Heimatstadt zu schicken. Dem Oberbürgermeister und den Stadträten sollte mit den „Urlaubsgrüßen“ vor Augen zu führen, welche Art von Stadion sie sich in Dresden wünschen. Ermöglicht wurde die Aktion dank dreier Sponsoren, privater Briefmarkenspenden, sowie in Absprache mit 1860 München und der Allianz-Arena.

Vom Erfolg ist Matthees überzeugt: „Sicher werden einige die Karten auch als Souvenir mit nach Hause genommen haben. Aber da es das Ziel ist, dass möglichst viele im Büro des Bürgermeisters landen, haben wir die zum Teil wieder eingesammelt und zentral eingeworfen. Selbst bei einer vorsichtigen Schätzung gehen wir davon aus, dass über 1.000 angekommen sind.“

Eine gute Prognose. „Genau 1.142 Postkarten sind eingetroffen, eine sogar aus New York“, sagt Kai Schulz von der Stadt Dresden, „den Bürgermeister muss das aber nicht beeindrucken. Er ist ohnehin ein Verfechter des neuen Stadions. Dem Stadtrat wird aber sicher noch deutlicher werden, dass Dresden den Neubau braucht.“

Übrigens: Nach Aussage von Dynamo-Aufsichtsrat Friedemann Küchenmeister bringen gerade vier Firmen, die Bewerbungen abgegeben haben, ihre Angebote auf einen vergleichbaren Stand. Wenn keine Verzögerungen eintreten, könnten im Mai 2006 die ersten Baumaßnahmen beginnen.

Rund 15 Minuten weiter wird bereits kräftig gewerkelt, denn im ehemaligen DRK-Gebäude an der Löbtauer Straße 17 hat das Fan-Projekt inzwischen eine neue Heimat gefunden. Mitte Oktober soll das Haus bezugsfertig sein und eine Einweihungsparty ist in Planung. Was Dynamos Fans dann vorfinden werden, stellt das Angebot vergleichbare Einrichtungen vieler anderer Städte in den Schatten. Statt der bisherigen 60 Quadratmeter im alten Domizil an der Lennéstraße stehen nun 200 zur Verfügung, dazu noch einmal 100 im Außenbereich. „Wir haben ein Fußballkino für Live-Übertragungen eingerichtet, es gibt einen Verkauf von Bustickets, Stammtische mit Spielern, jeweils montags einen U16-Tag inklusive Hausaufgabenbetreuung und den Fans stehen drei Internet-Arbeitsplätze zur Verfügung“, sagt Torsten Rudolf vom Fan-Projekt, dessen Team Verstärkung bekommen hat. „Das Landesjugendamt hat endlich der lange geforderten Drittelfinanzierung zugestimmt. Deshalb ist es uns auch möglich gewesen, einen dritte Vollzeitstelle zu schaffen und den Umzug zu finanzieren“. Hinzu kommt: die Immobilie gehört ebenfalls dem Land Sachsen und konnte so vergleichsweise günstig angemietet werden. Einige Sachspenden drückten zudem die Kosten.
 
Maik Thesing