Jahr 2005




Sächsische Zeitung 30.September 2005

Hoffen aufs Stadion

Bau. Kommt sie oder kommt sie nicht? Eine moderne Fußballarena könnte ab 2006 entstehen. Die Chancen sind gut. Thilo Alexe

Seit drei Jahren kämpft der Verein Pro Rudolf-Harbig-Stadion (Pro RHS) für eine neue Sportstätte auf dem Gelände des aus den 50er Jahren stammenden Ovals. Jetzt ist er nah am Ziel ? und doch hat noch kein Korken laut geknallt.

Vielleicht aber ist er leise von der Flasche geflutscht, den Grund zum Anstoßen gibt es für die 15 Pro-RHS-ler durchaus. Denn die Stadt hat den Bau einer reinen Fußballarena ausgeschrieben, für rund 30.000 Fans und rund 40 Millionen Euro. Vier Baugiganten haben sich beworben, vier davon sind in der engeren Wahl.

Kein Geld von der Kommune

Die eingegangenen Konzepte sind recht unterschiedlich, reichen von einer Multifunktionsarena bis hin zum Stadion samt der von den Fans Giraffen getauften Beleuchtungsmasten. Welcher der vier daraus ausgewählten Favoriten sich durchsetzen wird, ist derzeit noch offen. Stadträte brüten über einer Vorlage, vielleicht gibt es im November ? wenn auch der städtische Haushalt auf der Tagesordnung steht ? eine Vorentscheidung.

Apropos Haushalt: Die Finanzierung ist natürlich das Hauptproblem. Geprüft - noch ohne Ergebnis ? wurde bereits, ob eine Landesbürgschaft in Anspruch genommen werden kann. Im Rat der klammen Stadt hatte nämlich ein bislang einmaliges Bündnis aus CDU und Grünen einen Beschluß durchgesetzt, dass die Kommune kein Geld für den bau zuschießen darf. Auf das aber hoffen die Bauherren.
 

Mopo, 30.September 2005

Ein dickes Plus - aber kritische Fragen wurden abgeschmettert!

DRESDEN - Mitgliederversammlung (MV) bei Dynamo - wie immer wurde es sehr spät.
Los ging's mit zwei Außerordentlichen MV hinter verschlossenen Türen. Die erste war blitzschnell Geschichte, die Spielbetriebs GmbH wurde mit Zustimmung der über 300 anwesenden Mitglieder aufgelöst.

Die zweite Versammlung gestaltete sich schwieriger und ging, weil ohne Abstimmung über Auflösung oder Fortbestand der Sportwerbe- und Vermarktungs GmbH, im Prinzip aus wie das Hornberger Schießen. Die Anwesenden wurden lediglich über die aktuelle Situation (MOPO berichtete) informiert, durften fragen, wurden aber nicht gefragt.
Ex-Dynamo Reinhard Häfner fand das richtig so: „Man kann nicht erst jeden fragen, das bringt nichts, so kommt man zu nichts.” Stadtratsmitglied Thomas Blümel (Bürgerfraktion), der die Offenlegung von Zahlen forderte („Im Stadtrat ist das so üblich."), wurde von Aufsichtsratsmitglied Andreas Uhlig regelrecht abgebürstet. „Der Stadtrat hat es in den letzten Jahren im Vergleich zu Dynamo ja auch zu nichts gebracht”, tönte der Ex-Manager des Elbe-Parks. Arroganz pur und eine bodenlose Frechheit dazu!
Nachdem sich dann auch für die Medienvertreter die Türen offiziell geöffnet hatten, gab's zunächste jede Menge Rechenschaftsberichte.
Stolz wurde der Jahresüberschuss von 537.047,18 Euro verkündet- mehr als das Doppelte des Vorjahres.
Der Höhepunkt zunächst: Volker Oppitz sen. wurde zum Ehrenvorsitzenden des Vereins, Urgestein Fritz Schaller zum Ehrenmitglied ernannt.
G. Zimmermann/HB

BILD, 30.September 2005

Dynamo macht eine halbe Millionen Euro Gewinn

von STEFFEN HOFMANN und TIM SCHLEGEL
Die Mitgliederversammlung von Dynamo: Bis spät in die Nacht wurde gestern im Plenarsaal des Rathauses getagt. Wichtigste Nachacht: Dem Traditionsklub geht es wirtschaftlich so gut wie nie!

Dresdens OB Ingolf Roßberg eröffnete in seinem „Wohnzimmer” die Sitzung persönlich. „Das neue Stadion wird gebaut”, erklärte das Stadtoberhaupt und Dynamo-Mitglied. „Und zwar ab 2006!” Beifall unter den 350 anwesenden Mitgliedern.
Anschließend wurde die Einigung mit Dr. Michael Kölmel (51) über die Rückzahlung des Darlehns mit großer Mehrheit abgesegnet.
Demnach wird die Sportwerbe- und Vermarktungs GmbH aufgelöst. Und damit die Zusammenarbeit beendet. Allerdings muß Dynamo noch zehn Jahre lang 15 Prozent der jährlichen Fernseheinnahmen an Kölmel zahlen. In der 2. Liga sind das 560 000 Euro. Außerdem wird 2015 das vom FilmeHändler geflossene Darlehn von 5 Mio. Euro plus 2,5 Mio. Euro Zinsen fällig. Danach konnte Schatzmeister Olaf Schäfer glänzen: In der abgelaufenen Saison 2004/05 wurden satte 537047,18 Euro Gewinn erwirtschaftet! 9,8 Mio. Euro Einnahmen stehen 9,2 Mio Euro Ausgaben gegenüber. „Die halbe Million steht im Winter für Verstärkungen zur Verfügung”, betonte Schäfer. Nach der tollen Bilanz wurden Fritz Schaller (85) zum Ehren-Mitglied und das scheidende Präsidiumsmitglied Prof. Dr. Volker Oppitz (70) zum Ehren-Vorsitzenden gewählt. Die Versammlung und die Wahl des neuen Präsidiums dauerten bei Redaktionsschluß dieser Ausgabe noch an.

SZ, 30.September 2005 (auszugsweise)

Dynamo erzielt Überschuss

Von Sven Geisler
Der Fußball-Zweitligist aus Dresden kann eine positive Bilanz ziehen.
 

Das zusätzliche Geld wurde nicht nur in die Lizenz-Mannschaft investiert, sondern vielmehr zum Abbau von Altschulden genutzt. So konnte der Mietrückstand bei der Stadt Dresden von 579 000 auf 174 000 Euro (Stand 30. Juni) verringert werden. Oberbürgermeister Ingolf Roßberg (FDP) lobte in seinem schriftlichen Grußwort den „Schulterschluss“ und versicherte den Mitgliedern: „Die Stadt Dresden und ich persönlich werden alles daran setzen, gemeinsam mit dem 1. FC Dynamo Dresden ein bundesligataugliches Umfeld zu schaffen.“ In der Stadionfrage legte er sich allerdings nicht auf einen Zeitplan fest, sondern mahnte Besonnenheit an: „Natürlich ist der Wunsch und das Verlangen der Fans groß, aber auch der Weg von der Oberliga in die zweite Liga ist nicht an einem Spieltag geschafft worden.“ Trotz der zurzeit entspannten finanziellen Lage gab es eine ausführliche Diskussion, so dass die Wahl des neuen Präsidiums erst nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe beginnen konnte.
 

SZ, 29.September 2005

„Ich bin für alles und nix zuständig“

Natürlich habe er einen Favoriten beim künftigen Stadionbau. Doch darüber schweigt er sich lieber aus, entscheiden sollen ohnehin andere. Diskretion und Fingerspitzengefühl sind Ulrich Finger besonders wichtig. Dabei scheint er die Ruhe in Person zu sein. Viele knifflige Aufgaben und wichtige Ansiedlungsprojekte , die es im Rathaus zu lösen gibt, landen auf seinem Tisch.

„Ich bin eigentlich für alles und nix zuständig“, sagt er scherzhaft. Offiziell leitet er das Referat Wirtschaftsbetreuung und Investitionen und ist dem Oberbürgermeister direkt unterstellt. Beide scheinen großes Vertrauen zueinander zu haben. Ulrich Finger hat Elektronik studiert, arbeitete bei Robotron, entwickelte später Computerprogramme für die Möbelindustrie. 1990 machte sich der heute 50-Jährige selbstständig und kam erst 1994 ins Rathaus. Zu seinen ersten Aufgaben zählte die Ansiedlung des Chipherstellers Infineon. „Ich hatte von der Verwaltung null Ahnung, vielleicht hat es deshalb so gut geklappt.“ Ob bei AMD, der VW-Manufaktur, dem Kongresszentrum oder dem Sportschulzentrum – überall stellte Finger die Weichen, hielt die Zügel fest. „Und das macht mir immer noch Spaß“, gesteht er. In seiner Freizeit treibt er Sport oder hat immer etwas in seinem Haus mit dem großen Garten zu tun. (SZ/kle)
 

SAX, 24. September 2005

Stadionneubau geht in die nächste Runde
 
Bei der Entscheidung zum Neubau eines Dresdner Fußballstadions verschiebt sich die Entscheidung nun doch noch bis Ende des Jahres. Das gab Oberbürgermeister Ingolf Roßberg letzte Woche bekannt. Fest steht lediglich, dass es bei der Standortfrage keinerlei Diskussionen mehr gäbe. "Es gibt einen Stadtratsbeschluss, der besagt, dass ein neues Stadion an der Lennéstraße gebaut wird" und dabei bleibe es. Rossberg reagierte damit auf Spekulationen der lokalen Boulevardpresse, die nach dem Sieg von Dynamo Dresden gegen 1860 München in der 60.000 Besucher fassenden Münchner Allianz-Arena, Spekulationen über einen Standort auf dem Heller angefacht hatte.
Bei der Ausschreibung um den Neubau des Stadions hatten sich sieben Firmen mit Konzepten beworben, die von Investitionssummen zwischen 33 und 120 Millionen Euro ausgehen. Die teureren Varianten sahen dabei unter anderem den Bau des Stadions auf einer fünf Meter hohen Terrasse mit integrierten Parkplätzen bis hin zu einer halbierten Version der Arena auf Schalke mit schließbarem Dach vor.

Ausgewählt wurden zunächst vier der sieben eingereichten Konzepte, die nun bis Mitte Oktober von den Bauunternehmen noch enger an die Vorstellungen des Vereins und des Stadtrates angepasst werden sollen.

 Zu den Modellen, die die erste Runde überstanden haben, gehört der Plan der HBM Stadion- und Sportstätten GmbH. Nach deren Konzept soll eine Arena mit 32.000 Plätzen entstehen. Die Besonderheit hier: Die traditionellen "Giraffen" sind in die Planung mit einbezogen worden, können also stehen bleiben. Kostenpunkt: 37,5 Millionen Euro von denen die Stadt Dresden etwa 20 Millionen tragen würde.

 Von der Baugesellschaft Walter Hellmich GmbH gab es zwei Angebote unter denen sich die Stadt für die teurere Variante, inklusive Business- und Logenbereiche und 30.000 Zuschauerplätze entschied. Ähnlichkeiten zum Duisburger Stadion sind nicht ohne Zufall, wurde selbiges doch ebenfalls von Walter Hellmich gebaut. Die Kosten für die Umsetzung dieses Planes lägen bei 30 Millionen Euro, eine Beteiligung der Stadt würde etwa 7,5 Millionen Euro umfassen.

Im Stadion der Firma HOCHTIEF sollen etwa 31.000 Zuschauer Platz finden; die Kosten lägen bei 33 Millionen Euro (städtische Beteiligung etwa 7 Millionen Euro). Bei dieser Variante würden ebenfalls die "Giraffen" erhalten. Eine weitere Besonderheit ist die Absenkung des Stadions um etwa vier Meter, was den Bau nach außen hin deutlich niedriger wirken lassen würde.

 Der letzte Entwurf, der es unter die besten vier geschafft hat, wurde von der STRABAG Projektentwicklung GmbH vorgelegt. Auch hier entschied sich die Stadt zwischen zwei Vorschlägen für die kostspieligere Variante, die neben einer recht hohen Kapazität von 40.500 Plätzen auch ein, für die Stadt sehr interessantes, Finanzierungsmodell vorsieht. Die Kosten für den Bau, etwa 60 Millionen Euro, sollen demnach über eine Stiftung finanziert werden, was der Stadt letztendlich eine Beteiligung von null Euro bringen würde.
Wie dieses Konzept im Einzelnen funktioniert konnte der Bauunternehmer allerdings noch nicht zur vollen Zufriedenheit der Stadträte darlegen und daher muss auch dieses Konzept noch einmal überarbeitet werden.

Nachdem die Firmen ihre korrigierten Entwürfe Mitte Oktober vorgelegt haben, soll die Entscheidung von Seiten der Stadt dann bis Ende November gefallen sein.

Ob die Grundsteinlegung tatsächlich schon im Sommer nächsten Jahres stattfinden kann, hängt aber auch vom Willen des Landes Sachsen und des Deutsche Fußballbundes ab, sich an den Kosten zu beteiligen. Die Anfrage der Stadt Dresden an die entsprechenden Stellen sind gerichtet, ein Antwort steht jedoch noch aus.
Als eine der wichtigen Vorraussetzungen für einen Stadionneubau wies Rossberg aber auch auf die Leistungen des Vereins hin. Grundlage sei, dass sich Dynamo Dresden auch weiterhin in der Bundesliga halte.

juhu
 

DNN 24.September 2005

VON WOCHE ZU WOCHE

Keine Mehrheiten, für nichts und niemanden. Das ist Deutschland dieser Tage. In allen wichtigen Zukunftsfragen ist die Gesellschaft gespalten.

Auch in Dresden. Aktuelles Beispiel st der Verkauf der Woba. Nachdem durchgreifende Sparversuche an
Stadtrat und Bürgerwillen gescheitert sind, will die Stadtspitze die kommunalen Kassen mit den Woba-Millionen
füllen. Doch auch hier formiert sich Widerstand. Der Antrag auf einen Bürgerentscheid verfehlte im Stadtrat die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit klar. Aber das Stimmenverhältnis von 32:32 hat Symbolkraft für die gegenwärtige Lage. Man neutralisiert sich - auf dass am Ende nichts herauskommt. Dabei muss jedem klar sein: Wer die Woba mehrheitlich behalten will, kommt um einschneidende Sparmaßnahmen nicht herum - wobei Letzteres durchaus eine Alternative sei kann.

An der aktuellen Entwicklung rund um den Woba-Verkauf ändert das freilich wenig. OB Ingolf Roßberg (FDP) mag darüber sinnieren, ob ein Bürgerbegehren rechtlich zulässig ist oder nicht. Sollten seine einstigen unter- stützer von SPD, PDS und Grünen zusammen mit den Gewerkschaften genügend Unterschriften gegen den Komplott-Verkauf der Woba organisieren, hätte das natürlich Folgen. Wenn über 60.000 Dresdner dem OB eine
Abfuhr erteilen, müsste Roßberg seine Pläne auf Eis legen, bis der Bürger entschieden hätte. Alles andere wäre undemokratisch. Mal ganz davon abgesehen, dass ein Woba-Verkauf unter diesen Vorzeichen im Stadtrat keine Mehrheit finden dürfte. Scheitert der Verkauf, wäre es allerdings um ein paar Projekte wie den Neubau einer Operette am Wiener Platz geschehen. Auch das muss jeder wissen, der unterschreibt. Dann steht auch ein neues Harbig-Stadion auf der Kippe. Ohne städtischen Zuschuss, wie es ein gültiger Stadtratsbeschluss vorsieht, dürfte eine moderne Arena nicht zu realisieren sein.

Also versucht der OB erst gar nicht, dem Votum des Stadtparlaments zu folgen. Das kann man dreist, aber auch vernünftig nennen. Roßberg will die städtischen Kosten „so gering wie möglich" halten, will Bund, Land und den Deutschen Fußball Bund (DFB) in die Pflicht nehmen. Dessen Präsidenten hat er bereits zu einem Spitzentreffen aufgefordert, wo der DFB mal beweisen könne, dass die Sportförderung im Osten nicht nur „in Sonntagsreden" stattfinde. Ein OB zum Genießen: Vollmundig wie ein 82er Mouton Rothschild. Ob's zielführend ist, sei dahingestellt.

Ein schönes Wochenende
Dirk Birgel

Sächsische Zeitung, 24. September 2005

Teure Bühne für Ballzauberer
Von Thilo Alexe

Stadion. Der Bau einer Fußballarena könnte die Stadt stärker belasten, als sie bislang angegeben hat.

Das Papier mit der schnöden Bezeichnung V0836 ist noch druckfrisch sowie längst nicht allen Stadträten bekannt - und dennoch verursacht es bereits Aufregung im Rathaus. Die Vorlage zum Bau einer neuen Heimat für den Zweitligisten Dynamo Dresden enthält nämlich aus Sicht der Verwaltung unangenehmes Zahlenwerk, was sie womöglich gern verschwiegen hätte. Denn: Zwei der vier Favoriten haben in ihren bisherigen Angeboten eine öffentliche Bürgschaft einkalkuliert. Die mit rund 800 Millionen Euro verschuldete Kommune ist jedoch längst nicht mehr in der Lage, eine solche zu gewähren. "Der Bürgschaftsrahmen ist ausgeschöpft", stellt Wirtschaftsreferent Ulrich Finger, der im Rathaus das Stadionprojekt koordiniert, ohne Umschweife fest.

Pikant an dieser durchaus bekannten Erkenntnis: Die Rathausspitze hatte zwar Pressevertretern am Montag jede Menge Details zu den Projekten der insgesamt sieben Unternehmen, die sich an der Stadionausschreibung beteiligt haben, genannt - die Bürgschaften allerdings nicht erwähnt. Oder, alle Augen zugedrückt, nur sehr, sehr indirekt. Zu einem Projekt, dem der Strabag, hatte Oberbürgermeister Ingolf Roßberg (FDP) lediglich angemerkt, dass für die Stadt keine Belastung, etwa durch Bürgschaften, entstünden. Daraus allerdings zu schließen, dass das bei anderen anders sein könnte, wäre vermutlich nur für Hellseher eine reizvolle Aufgabe.

Die bei der Präsentation dem Stadtrat noch unbekannte Vorlage offenbart: Das Angebot von Walter Hellmich, das bei Dynamo als heißer Favorit gilt, setzt neben einem Beitrag Dresdens in Höhe von 7,5 Millionen Euro auf, wie es heißt, "Bürgschaft für das Fremdkapital in Höhe von 30 Millionen Euro". Eine aus Konzernsicht durchaus verständliche Absicherung, da das Duisburger Unternehmen mit fremdem Geld kalkuliert.

Rathaus will nachverhandeln

Auch das Angebot von HBM - das Unternehmen hat das Rostocker Ostseestadion errichtet und der Stadt zufolge eine durchaus kostengünstige Offerte abgeliefert - setzt laut Vorlage auf eine Bürgschaft oder Garantieerklärung für Darlehen in Höhe von 18,7 Millionen Euro. Finger begründet die eigentümliche Verschwiegenheit damit, dass die Stadt bis Mitte Oktober nachverhandle und so möglicherweise um die öffentliche Bürgschaft umhinkomme. Ernsthaft erwogen habe jene das Rathaus ohnehin nicht, da andernfalls sofort die Prüfbehörden auf dem Plan stünden. Die Befürchtung ist wohl nicht falsch. So hat der Landesrechnungshof in Sachsen-Anhalt unlängst in einem Prüfbericht zum Stadionneubau in Magdeburg die Kommune arg kritisiert, unter anderem wegen einer städtischen Bürgschaft.

Finger hofft, dass das Land einspringt, hat aber auf das Anliegen noch keine Antwort aus der Staatskanzlei. CDU-Finanzpolitiker Jürgen Eckoldt betont derweil: "Für Bürgschaften in dieser Höhe gibt es von uns keinen Segen." Beachtung verdient aber, dass Eckoldt einen geringen Betriebskostenzuschuss - den mehrere Modelle beinhalten - für realistisch hält. Hatten doch Union und Grüne noch im Dezember durchgesetzt, dass die Stadt kein Geld für den Bau der rund 30 000 Zuschauer fassenden Arena zuschießen darf.

Unterdessen schießen Spekulationen ins Kraut, welcher Anbieter das Rennen machen wird. Die Stadtspitze favorisiert offenbar Hochtief, Dynamo - wie erwähnt - Hellmich. Im Stadtplanungsamt soll angeblich ebenfalls mit Hochtief geliebäugelt werden, da der Entwurf eine eigene Note habe und optisch reizvoll sei. Zudem geht Angst um: Falls einer der Anbieter gegen die zeitlich recht straffe Investorenausschreibung vorgehe, drohe ein längeres Verfahren und Verzug von zwei Jahren.

Sächsische Zeitung, 24. September 2005

Intransparent
Von Thilo Alexe zum Stadionprojekt

Die Stadt hat offenbar Angst - Angst, dass das Stadionprojekt scheitern könnte. Einerseits, weil sie - wohl nicht ganz zu Unrecht - befürchtet, dass einer der sieben Anbieter wegen Verfahrensfragen juristisch gegen die Ausschreibung vorgehen könnte. Andererseits, weil sie drohende Finanzschwierigkeiten ausmacht.

Nur so lässt es sich erklären, dass das Rathaus bei einer ersten Präsentation Bürgschaftsforderungen von zwei Investoren zunächst unerwähnt ließ. Sicher: Großprojekte sind hart umkämpft, dass sich Architekten und Baukonzerne vor Gericht zerren, ist keine wirkliche Seltenheit. Auch steht die Stadt wegen des Wobaverkaufs unter Druck. Meldungen, dass das Rathaus für ein Fußballstadion bürgen soll, passen schlecht zur umstrittenen Privatisierung eines kommunalen Unternehmens mit mehr als 40 000 Wohnungen. Das alles mag das Verhalten der Rathausspitze erklären - ist es aber eine Entschuldigung? Intransparenz hilft niemandem und nährt höchstens die Gerüchteküche. Zudem ist das Stadionprojekt, das sagen auch Kritiker, durchaus finanziell darstellbar. Allerdings nicht, wenn wichtige Details verschwiegen werden.S.16
 

Wochenkurier, 20.September 2005

Einwurf von Gert Zimmermann

Wenn der Schein nicht trügt, setzt sich nach vielen Jahren der Hoffnungslosigkeit nun doch noch der Verstand durch. Weil Dynamo Dresden mit einem Traumstart weiterhin im bezahlten Fußball verbleiben wird, müssen die Stadträte in den nächsten Wochen wohl oder übel Farbe bekennen in Sachen Stadion-Neubau an der Lennéstraße.
Nicht ganz so direkt formulierte es Dresdens OB Ingolf Roßberg am Montagmittag in seinem Rathaus. Doch er ließ anklingen, dass nach einer weiteren Neuausschreibung für noch vier Bewerber von sieben spätestens Anfang Dezember der letzte Akt mit der Beschlussfassung anstehen könnte. Bei gleichzeitig unbürokratischem Verhalten des Regierungspräsidiums könnte dann wirklich Anfang Mai des nächsten Jahres der Baustart sein. Entweder für die Strabag, die mit 40.000 Plätzen die größte Kapazität anbietet. Oder für Bauunternehmer und MSV Duisburg-Präsident Walter Hellmich, dessen Erstlingswerk jetzt schon an der Wedau täglich besichtigt werden kann. Weitere Angebote gibt es von der HBM und von Hochtief. Ausschlaggebend für die Stadt ist freilich die Finanzierungsgrundlage.
Am schönsten wären null Cent aus den ohnehin leeren Schatullen. Roßberg wurde auch noch einmal ganz deutlich.  Das neue Stadion wird in keiner Weise vom WOBA-Verkauf finanziert. Im Gegenteil. Nach den Verhandlungen mit dem DFB und der DFL fordert er sogar aus Frankfurt Gelder. Die Herren sollten nicht nur über den fehlenden Ostfußball in der höchsten Klasse lamentieren, sondern zielgerichtet für die erste Bundesliga etwas tun. Es ist also Bewegung in die Geschichte gekommen. Ein Beweis dafür, dass auch das Fußballvolk mit ständigem Nachhaken ein steter Tropfen sein kann.
So ähnlich war das Geschehen ja rund um die geflutete Eishalle. Die wird ja gebaut. Aber soll letztendlich mit rot-weißem Außenanstrich versehen werden. Nun sind die Farben der Eislöwen aber blau-weiß. Das wiederum findet der Sportstättenbetrieb nicht so schlimm und erfindet eigens dafür eine tolle Story. Das Rot solle das Blut darstellen, was beim Kampf um den Puck durchaus ab und an sichtbar werden könnte. Es scheint, als ob einigen zu viel des Lebenssaftes zu schnell in den Kopf gelaufen ist. Anders sind die Schmerzen nicht zu erklären.

BILD, 20. September 2005

Wer siegt im Kampf ums Dynamo-Stadion?

OB Roßberg bevorzugt angeblich diese zwei Varianten
Von WIEBKE MULLER

Dresden - Tausende Dynamo-Fans schauen gebannt aufs Dresdner Rathaus. Der Kampf um das neue Stadion - er geht in die heiße Endphase. Von sieben Bau-Bewerbern sind vier in der Endrunde. Bis Mitte Dezember kürt der Stadtrat den Sieger. OB Ingolf Roßberg (44, FDP) „Wir sollten die Chance nutzen und 2006 bauen.”

Doch die Stadt ist klamm. Darum liegen inoffiziell zwei Billig-Varianten vorn. BILD stellt sie vor.
Das Stadion für Dresden (30 000 Zuschauer, 120 Parkplätze) ähnelt der Duisburger Arena, kostet 47,5 Mio Euro. Pro: Großer Bereich mit VIP-Logen und Veranstaltungsräumen (bringt zusätzlich Geld). Stadion ist auf 100 000 Plätze erweiterbar. Contra: Die Stadt müßte einmalig 7 Mio Euro zuschießen.
Quadratisch, praktisch, gut - mit dieser Arena von Bauunternehmer Walther Hellmich (61) könnte Dynamo-Boß Jochen Rudi (56) gut leben (BILD berichtete). Hellmich hat als Präsident von MSV Duisburg Fußballkompetenz, baute auch das Duisburg Diese Arena von Baukonzern STRABAG hat Platz für 41 700 Zuschauer. Nebenan sind drei Trainingsplätze geplant. Die STRABAG (baute schon das Leipziger WM-Stadion) will Dresden das Stadion für 60 Mio Euro hinstellen. Pro: Die Finanzierung wird über ein Stiftungskonzept abgewickelt, soll die Stadt keinen Cent kosten. Contra: Die Finanzierung, in die auch Kinowelt-Chef Michael Kölmel involviert ist, ist undurchsichtig. In Leipzig gab es Probleme. Trotzdem ist das Modell für Roßberg attraktiv: „Die Stadt muß weder für Bürgschaften noch laufende Zuschüsse zahlen.”

MoPo, 20.09.2005

33 bis 60 Mio. Euro: Stadt und Dynamo haben die Qual der Wahl

DRESDEN - Der Traum vom neuen Stadion an der Lennestraße wird immer greifbarer. Die ersten konkreten Häppchen hat die Stadt gestern präsentiert.
Von einst sieben Projekten schafften die Investoren Strabag, Hochtief, Hellmich und die HBM Stadion- und Sportstätten GmbH den Einzug in die Entscheidungs-Runde. Im November soll der „Auserwählte” endgültig gekürt und im Sommer 2006 gebaut werden.ist die finanzielle Belastung für die Stadt. Dabei könnte die Strabag punkten. „Sie sind die Einzigen, die mit ihrem Projekt die Stadtkasse nicht belasten”, verrät OB Ingolf Roßberg. Die 60-Millionen-Euro-Arena soll nämlich durch eine Stiftung finanziert werden.

Dagegen rechnet Hellmich mit einmalig sieben Millionen Euro von der Stadt. Dafür hat er das ausgereifteste Stadion-Konzept (48 Mio. Euro) in die Waagschale geworfen. Finger: „Da er die Duisburger-Arena eins zu eins umgesetzt hat, könnten wir uns jetzt exakt anschauen, wie es einmal aussehen wird.”

Die beiden anderen Varianten Hochtief (33 Mio.) sowie HBM (38 Mio.) punkten durch ihren niedrigen Preis. Allerdings möchte HBM einen jährlichen Zuschuss von einer Million und dies über 30 Jahre - dies würde die Stadt kaum schultern können. Hochtief reichen dagegen einmal sieben Millionen oder diese verteilt auf 14 Jahre.

Doch bevor es soweit ist, dürfen die vier noch mal ihre Angebote nachbessern. Im Rathaus will man genau wissen, was die Arena kostet, wenn zwischen 30 000 bis 35 000 Fans hineinpassen, 220 Logenplätze vorhanden sind, mindestens 700 Autos Platz finden und vieles mehr. „Anhand aller zu untersetzenden Punkte können wir die Angebote wirklich vergleichen und die Finanzierung sowie die Beteiligung der Stadt beurteilen”, sagt Ulrich Finger, Wirtschaft-Referent des OB. Bis Mitte Oktober müssen die „Nachbesserungen” auf dem Tisch liegen. Entscheidend wird letztlich die Frage sein: Wie hoch

Mit Blick auf die leere Stadtkasse hofft das Stadtoberhaupt zudem auf Hilfe vom DFB und der Deutschen Fußball Liga: „Nach dem Abstieg von Hansa Rostock haben alle erklärt, dass man dem Ostfußball auf die Beine helfen muss. Jetzt haben sie eine Chance dazu.” Roßberg will deshalb im „Spitzengespräch” mit DFB-Präsidenten Theo Zwanziger nach einer Lösung suchen. Einziges Manko bei allen Varianten: Nirgends sind Parkplätze für die zahlreichen Fans vorgesehen. „Wir denken da vielmehr an Stellflächen entlang der Strehlener Straße”, so Finger.

Enrico Lucke

 

MDR.DE | Sport | Bundesligen 20. September 2005

Fußball / Stadionbau Noch vier Bewerber für neue Arena

auf dieser Seite:
Einzelheiten zu den vier favorisierten Konzepten
  
Vier Bewerber sind in der engeren Auswahl für den Bau eines neuen Fußball-Stadions in Dresden. Wie OBM Roßberg am Montag mitteilte, wurden drei Konzepte aussortiert. In der Endauswahl befinden sich HBM Stadion- und Sportstätten GmbH, Hochtief Construction AG, Strabag Projektentwicklung und Hellmich Bau. 
 
Dringend renovierungsbedürftig: Das Rudolf-Harbig-Stadion

Dresdner Stadtrat hat das letzte Wort

"Die ausgewählten Konsortien haben nun die Möglichkeit, ihre Arbeiten bis Mitte Oktober zu überarbeiten." Das Hauptaugenmerk soll im Endausscheid auf den Kriterien Finanzierung, Funktionalität und Entwurf liegen. Dafür verlangt Roßberg eine Konkretisierung der Konzepte in den Fragen wie Business- und Logenbereich, Unterbringung der Geschäftsstelle und Verwaltung, Parkmöglichkeiten und Kostenaufstellung.

Der Sieger soll dann dem Stadtrat zur Abstimmung vorgeschlagen werden, der sich im Dezember 2004 auf einen Entwurf einigte. Demnach soll das Stadion nicht mehr als 42 Millionen Euro kosten und für 30.000 bis 35.000 Fans ausgelegt sein. 
 
  OBM Roßberg will das Gespräch mit DFB-Chef Zwanziger suchen 

Roßberg nimmt DFB in die Pflicht

Roßberg betonte, dass der städtische Anteil so gering wie möglich gehalten werden solle. Als mögliche Geldgeber hat der OBM Bund, Land und den Deutschen Fußball-Bund im Auge. "Dies könnte die Nagelprobe werden, ob es der DFB bei der Förderung des Fußballs im Osten ernst meint, oder ob er nur die Sonntagsreden hält." Dazu will Roßberg den DFB-Präsidenten Zwanziger zu einem Spitzengespräch drängen. Weiter zu klären bleibt die Eigentumsfrage. Die Stadt hat wenig Interesse, Betreiber zu werden. Eine Möglichkeit: Dynamo Dresden könnte als Mieter oder in Betreibergesellschaft eingebunden werden. 
 
Einzelheiten zu den vier favorisierten Konzepten
Konzept von Hochtief: 30.000 Zuschauer
Kosten: 33 Millionen Euro
Einnahmen: Jährliche Zuzahlungen

Konzept von HBM: 32.000 Zuschauer (funktionaler Bau)
Kosten: 37 Millionen Euro
Einnahmen: Betriebskostenzuschüsse

Konzept von Hellmich: 30.000 Zuschauer
Kosten: 47 Millionen Euro
Einnahmen: Einmalzuschuss

Konzept von Strabag: 40.000 Zuschauer
Kosten: 64 Millionen Euro
Einnahmen: Stiftungsmodell (ohne städtische Zuschüsse)


DNN 20. September 2005

Vier Favoriten für den Bau eines neuen Harbig-Stadions

Dresden. "Dresden braucht ein neues Stadion, Dresden will ein neues Stadion", das betonte OB Ingolf Roßberg (FDP) gestern vor der Presse. Nur welches und zu welchem Preis, das konnte der OB noch nicht sagen. Immerhin stellte er mit dem Sonderbeauftragten Ulrich Finger sowie Sportbürgermeister Winfried Lehmann (CDU) im Rathaus die vier Firmen-Angebote vor, die im Rennen um den Zuschlag für den Bau der neuen Harbig-Arena die erste Runde überstanden haben. Wie die DNN bereits berichteten, handelt es sich um Offerten der Bauunternehmen Hochtief, Hellmich, HBM und Strabag.

Spekulationen über einen klaren Favoriten verwies der OB ins Reich der Fabel. Alle Angebote seien gleichwertig. Alle vier Investoren haben bis Mitte Oktober Zeit, ihre Offerten nachzubessern. "Die Rang- und Reihenfolge werden wir dann im Stadtrat präsentieren, voraussichtlich am 1. November", so Roßberg.

Lehmann wies jene in die Schranken, die größeren und teureren Projekten anhängen: "Es gibt zu viele, die von der Taube auf dem Dach träumen." Der Anteil der Stadt müsse "so gering wie möglich" sein.

Drei andere Anbieter überschätzten die Schmerzgrenze der Stadt: Alpine Bau, Max Bögl und die I&S Europe. Alpine (Allianz-Arena), veranschlagte 73 Millionen Euro, wollte einen jährlichen städtischen Zuschuss von vier Millionen. Den Österreichern von I&S schwebte eine Art Schalke-Arena mit verschließbarem Dach für 120 Millionen vor. Sie wollten eine Stadt-Ausfallbürgschaft von jährlich 9,6 Millionen Euro. Bögl setzte bei seinem Projekt (50 Mio. Euro) auf ein zu teures Leasingmodell.

Das kostengünstigste Modell ist das von Hochtief. 33 Millionen Euro hat der Konzern angesetzt, doch sich dabei allein auf den Baukörper bezogen. HBM will für 37,7 Millionen Euro eine Art Ostsee-Stadion bauen - das einzige Modell, in dem die alten Flutlichtmasten ("Giraffen") erhalten bleiben. "Sehr funktional, relativ kostengünstig", so Finger. Eine Million Euro jährlich als Betriebskostenzuschuss, verteilt auf 30 Jahre, stellt man sich bei HBM vor. Lehmann erinnerte daran, dass derzeit eine halbe Million Euro für den Unterhalt des Harbig-Stadions gebraucht wird.

Der Nebenentwurf der Baugesellschaft Walter Hellmich GmbH geht von 47,55 Millionen Euro aus. Das in nur gut einem Jahr errichtete Duisburger Stadion gilt als Vorbild. Hellmichs Vorteil: Als Bauherr und Präsident des Bundesligaaufsteigers MSV Duisburg "weiß er sehr genau, wovon er spricht", kann sich auf sichere Zahlen stützen, so Prüfer Finger.

Skeptisch ist die Stadt bei der Strabag, die für 60 Millionen Euro eine 41 700-Mann-Arena bauen will. Grund für die Skepsis: Es kostet die Stadt nichts. Finanziert werden soll das Stadion über ein Stiftungsmodell. Ein konkretes Vorbild gäbe es im Stadionbau dafür nicht. "Wir lassen das von Experten prüfen", so Finger.

Dynamo-Chef Jochen Rudi mochte seinen Favoriten nicht nennen. "Wir wollen der Stadt nicht vorgreifen", so Rudi. "Wir freuen uns, dass man zielstrebig auf ein Endergebnis zusteuert."
Jochen Leimert/Ralf Redemund



Sächsische Zeitung, 20. September 2005

Neue Heimat für Dynamo
Von Thilo Alexe

Stadion. Vier Angebote sind in der Vorauswahl. Noch in diesem Jahr soll eine endgültige Entscheidung fallen.

Das Medieninteresse war größer als bei der Wahlpräsentation: Erstmals hat das Rathaus am Montag offiziell Details zu den sieben Angeboten aus der Investorenausschreibung für den Stadionbau genannt. Die vier Offerten, die die Stadt in Runde zwei schickte, stammen vom Konzern HBM (baute das Ostseestadion), Hochtief (macht den Betzenberg WM-tauglich), der Strabag (errichtete das Zentralstadion) und der Walter Hellmich GmbH (stellte den "Zebras" ein neues Heim an die Wedau). Bis Mitte Oktober verhandelt der städtische Stadionbeauftragte Ulrich Finger mit dem Quartett, das seine Unterlagen noch einmal präzisieren soll. Dann wird der Ausschreibungssieger gekürt.

Stadt will wenig Geld ausgeben

Für November kündigte Oberbürgermeister Ingolf Roßberg (FDP) eine Vorlage mit dem Angebot des aus Verwaltungssicht besten Bewerbers an, über die der Stadtrat dann entscheiden muss. "Dresden braucht ein neues Stadion, Dresden will ein neues Stadion", betonte der OB. Allerdings solle der kommunale Anteil möglichst gering ausfallen. Die Debatte, ob Erlöse aus dem Woba-Verkauf für den Bau verwendet werden können, versuchte der Rathauschef endgültig zu unterbinden. "Das schädigt die Stadt." Auch einer jüngsten, im Dynamo-Umfeld diskutierten Variante eines größeren Stadions erteilte Roßberg eine Abfuhr.

Zudem mahnte er, dass die Zugehörigkeit Dynamo Dresdens zum Profifußball wichtige Voraussetzung für das Gelingen des Projekts sei. Sportbürgermeister Winfried Lehmann (CDU), der die Flickschusterei am Harbig-Oval satt hat, sprach sogar von der ersten Liga. Darüber hinaus nahm die Stadt die Fußballverbände DFB und DFL in die Pflicht. Sie sollten beweisen, dass es sich bei der angekündigten Unterstützung der Ostvereine "nicht um Sonntagsreden handelt", forderte Roßberg, der sich in den kommenden Wochen mit dem Präsidenten des DFB, Theo Zwanziger, treffen wird.

Die nach diesen Grundsatz-Ausführungen präsentierten Angebote aus der im Juni abgeschlossenen Ausschreibung boten erwartungsgemäß eine große Spannbreite. Zwischen 33,0 und 60,1 Millionen Euro sollen an der Lennéstraße investiert werden - bei laufendem Spielbetrieb, wie Finger betonte.

Die reine Fußballarena ohne Leichtathletikbahn soll zwischen 30 000 und knapp 42 000 Zuschauern Platz bieten, die Bauzeit zwischen 15 und 17 Monaten betragen.

CDU will mehr Information

Bis es so weit ist, müssen allerdings noch einige Klippen umschifft werden. Kompliziert werden dürfte die Finanzierung. Zwischen sieben und 30 Millionen Euro muss Dresden je nach Investor zuschießen, allerdings über unterschiedlich lang gestreckte Zeiträume: Von der Einmalzahlung bis zum 30-Jahres-Modell ist alles dabei.

Das Pikante daran: Der Stadtrat hatte sich zwar auf die Ausschreibung des Stadions geeinigt, jedoch mit Stimmen von CDU und Grünen kommunale Mittel für den Bau untersagt. Roßberg zeigte sich zuversichtlich, dass diese Hürde genommen werden könne. CDU-Fraktionschef Michael Grötsch bemängelte, dass die Stadträte bislang nicht einbezogen worden seien: "Es kann schlichtweg nicht sein, dass wir nicht rechtzeitig informiert werden."

Verein will nur spielen

Der Aufsichtsratsvorsitzende von Dynamo Dresden, Friedemann Küchenmeister, schloss derweil eine finanzielle Beteiligung des Zweitligisten am Stadionbau aus: "Dazu sind wir nicht in der Lage. " Im Übrigen hätten die Gelb-Schwarzen kein Interesse, als Betreiber der neuen Arena zu fungieren.

Mit dem bisherigen Verlauf der Ausschreibung zeigte sich Küchenmeister aber zufrieden. "Wir waren immer einbezogen, gehen mit allen vier Angeboten mit", sagte er. Finger hatte zuvor jedoch betont, dass die Stadt kein Interesse daran habe, Stadionbetreiber zu sein. Und auch Roßberg sah keine "Restriktionen", die die Veräußerung des Grundstücks behinderten. Den Räten werde jetzt eine Vergleichsvorlage präsentiert. Entschieden werden könnte im Dezember.

Sächsische Zeitung, 20. September 2005

Das Stadion-Einmaleins

Wann kann der Bau beginnen?

Die von Dynamo verbreitete Variante vom Baustart im Mai 2006 ist unwahrscheinlich. Im schnellsten Fall entscheidet der Stadtrat, dem jetzt eine Vergleichs-, im November eine Entscheidungsvorlage präsentiert wird, noch im Dezember. OB Roßberg will sich nicht auf einen Baubeginn festlegen lassen. Fans rechnen mit Herbst 2006 (siehe Interview).

Wie groß soll das Stadion sein?

Die Stadt favorisiert zwischen 30 000 und 35 000 Plätze. 30 Prozent davon sollen Stehplätze sein.

Was muss die Stadt bei der Finanzierung beachten?

Außer den Stadtratsfraktionen hat auch das Regierungspräsidium ein Wörtchen mitzureden. Die Rechtsaufsicht betont zwar, dass es sich letztlich um eine politische Entscheidung handelt, ob das Stadion gebaut wird oder nicht. Allerdings will sie die Finanzierung auf ihre Rechtmäßigkeit prüfen, etwa ob sich hinter einem sehr langfristigen Zuschuss ein kreditähnliches Geschäft verbirgt. Weiterer Punkt: Noch ist unklar, ob sich das Land in Form einer Bürgschaft beteiligen wird. Eine Anfrage der Stadt an den Ministerpräsidenten ist bislang unbeantwortet.

Gibt es genügend Parkplätze?

Ein Stadionneubau wird die Parkplatzprobleme rund um die Lennéstraße nicht wesentlich entschärfen. Zwar sollen rund 700 Parkplätze auf dem Gelände der Arena entstehen, allerdings sind sie vorwiegend für VIP-Gäste, Sponsoren und Pressevertreter gedacht.

Die Stadt wies darauf hin, dass zusätzlicher Parkraum an der Strehlener Straße geschaffen werden könne. "Dort gibt es einige brach liegende Flächen", sagte Ulrich Finger, der für das Rathaus die Ausschreibung koordiniert.

Was müssen die Investoren noch tun?

Die Stadt will die Angebote vergleichbar machen, bittet zudem um Angaben zu den zwei Trainingsplätzen, VIP-Logen, Geschäftsstelle und Arbeitsplätzen für Journalisten.

Welche Bewerber sind aus dem Rennen?

Nach Rathausangaben Alpine, Max Bögl sowie die I & S Europe GmbH - letztlich aus Kostengründen. (SZ/ale)

Sächsische Zeitung, 20. September 2005

Grundsatz

Ingolf Roßberg hat zwei Dinge klargestellt: Der städtische Anteil für ein neues Stadion soll so gering wie möglich sein, der Erlös aus dem Verkauf der Woba nicht in das Projekt fließen. Beides ist wohl richtig, und beides erscheint nach jetzigem Kenntnisstand auch machbar.

Zwar legt das Rathaus noch immer nicht alle Karten auf den Tisch, aber zumindest ist in der Finanzierungsfrage einiges deutlicher: Zwischen einer halben Million Euro, die über einen langen Zeitraum jährlich zugeschossen werden müsste, bis zur Einmalzahlung von sieben Millionen Euro reicht die Spanne. Peanuts sind das mit Sicherheit nicht, aber für einen Haushalt der Größe Dresdens auch keine Unsummen.

Ab November wird der Stadtrat gefordert sein. Vorwiegend muss er die Finanzierung prüfen, letztlich aber eine Grundsatzentscheidung treffen. Will man einen Neubau anstelle des Harbig-Ovals, das jährlich rund 400 000 Euro an Sanierungskosten schluckt? Oder nicht? Auch Dynamo Dresden muss mitziehen. Sportlich sowieso, aber auch als konstruktiver Partner - und womöglich als Betreiber der neuen Fußballarena.S.19

Sächsische Zeitung, 20. September 2005

Fans wollen Stehplätze

Michael Walter engagiert sich mit dem Verein Pro RHS seit drei Jahren für ein neues Rudolf- Harbig-Stadion. Der Verein mit 15 Mitgliedern versteht sich als Kommunikationsplattform für Fans, Verein und Politik - und alle, denen das Harbig-Stadion am Herzen liegt. Wie zufrieden sind Sie mit der Vorauswahl?

Wir sind sehr zufrieden. Ich erinnere daran, dass wir Phasen erlebt haben, wo ein Stadion weit entfernt schien. In denen Dynamo gesagt hat, dass Zweitliga-Fußball im jetzigen Oval kaum möglich sei. Jetzt stehen die Chancen gut, die gezeigten Ergebnisse finden wir sehr ansprechend.

Haben Sie einen Favoriten? Was ist für Fans wichtig?

Für Fans sind natürlich die Stehplätze wichtig - und die Akustik während des Spiels. Wir begrüßen ausdrücklich die städtische Vorgabe, dass etwa ein Drittel der rund 30 000 Plätze Stehplätze sein sollen. Das ist für die Stimmung wichtig, letztlich sprechen aber auch soziale Gründe, sprich billigere Eintrittspreise dafür. Ansonsten sagen wir, dass die Variante von HBM nicht schlecht aussieht. Doch das soll kein Votum sein. Alle vier müssen sorgfältig geprüft werden.Wann erwarten Sie den Start der Bauarbeiten?

Der schon einmal von Dynamo-Seite genannte Termin Mai 2006 wäre natürlich nicht schlecht, ist aber nach dem, was heute präsentiert wurde, eher unwahrscheinlich. Ich denke, dass wir noch rund ein Jahr den jetzigen Stadionzustand haben werden, bevor der Bau beginnt.

Gespräch: Thilo Alexe
 

Stadt Dresden, newsletter 19.September 2005 Aktuelle Pressemitteilungen:

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1. Vorschläge für Stadionneubau
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Der Stadtrat der Landeshauptstadt Dresden entschied im Dezember 2004, einen Investorenwettbewerb zur Errichtung, Finanzierung und zum Betrieb eines Fußballstadions an der Lennéstraße auszuloben. Ausgeschrieben wurde der Wettbewerb im Februar 2006. Bewerbungsschluss war der 30. Juni 2005. Folgende sieben Bewerbungen wurden vollständig eingereicht:

1. ALPINE Bau Deutschland GmbH
2. Max Bögl Bauunternehmen GmbH & Co. KG
3. HBM Stadion- und Sportstätten GmbH
4. Baugesellschaft Walter Hellmich GmbH
5. HOCHTIEF Construction AG
6. I&S Europe GmbH
7. STRABAG Projektentwicklung GmbH


Die Landeshauptstadt prüfte die Unterlagen. Daran beteiligt war der Geschäftsbereich des Oberbürgermeisters, der Eigenbetrieb Sportstätten- und Bäder, das Stadtplanungsamt und der Stadionausschuss des 1. FC Dynamo Dresden e. V.

Bereits nach der ersten Bewertungsrunde zeichneten sich Arbeiten ab, die den vorgegebenen Bedingungen der Ausschreibung besser entsprachen als andere. Einzelne Fakten, wie z. B. die Zuschauerkapazität und die finanzielle Planung des Inventars, wurden verglichen und bewertet. Die Bewerbungen wurden dann nach einer Rangfolge sortiert. Letztlich zählte, ob das Gesamtangebot mit den Schwerpunkten Finanzierung, Funktionalität und Entwurf insgesamt überzeugen konnten. Die Unternehmen erhielten die Möglichkeit sich und ihre Bewerbung in persönlichen Gesprächen darzustellen.

Folgende vier Angebote werden dem Stadtrat jetzt als Infovorlage vorgelegt: HBM Stadion- und Sportstätten GmbH, Baugesellschaft Walter Hellmich GmbH, HOCHTIEF Construction AG und STRABAG Projektentwicklung GmbH. Mit diesen Bewerbern soll bis Oktober 2005 eine Präzisierung der Anforderungen erfolgen. Anschließend kann dem Stadtrat ein Entscheidungsvorschlag vorgelegt werden.

Diesen Artikel finden sie im Web-Auftritt unter
http://www.dresden.de/index.html?node=33585
 

SZ, 19. September 2005

Neue Heimat für Dynamo: Rathaus stellt Favoriten vor
Von Thilo Alexe

Bau. Die Stadt lüftet heute ein Geheimnis und nennt ihre Lieblinge für das Stadionprojekt.

Viel ist gegrübelt worden, verhandelt, sondiert. Am Ende waren es nicht wie angekündigt drei, sondern sogar vier. Vier Favoriten will Oberbürgermeister Ingolf Roßberg (FDP) heute vorstellen. Europaweit war nach ihnen per Ausschreibung gesucht worden. Sieben Firmen haben sich gemeldet, vier sind voraussichtlich eine Runde weiter.

Nach SZ-Informationen zählt die Duisburger Hellmich-Gruppe dazu. Der Konzern hat an der Wedau eine moderne Arena errichtet, außerdem hält sich in Dynamo-Kreisen hartnäckig das Gerücht, dass beim Wechsel eines Dresdner Spielers zu den Zebras vom MSV auch noch über den Stadionbau an der Lennéstraße geplaudert wurde. Doch Hellmich ist, falls dieses Raunen stimmt, nicht allein. Nach SZ-Informationen gehören auch die Strabag, Hochtief und der niederländische Konzern HBM zur Vorauswahl. Wie diese Angebote im Detail aussehen, und vor allem, was der Spaß ums runde Leder kosten soll, sind bislang noch unbeantwortete Fragen. Selten hat sich das Rathaus, in dem Ulrich Finger die Stadionausschreibung koordiniert, so in Schweigen gehüllt. Vielleicht um zu verhindern, dass die Konzerne sich im Vorfeld beharken. Womöglich aber auch, um die Arena für rund 30 000 Zuschauer erst so spät wie möglich den Mühlen der Kommunalpolitik zu überlassen.

Hilft die Woba?

Im Stadtrat ist bereits heftig über den Standort gestritten worden, unlängst wurde sogar der Altplan Heller wieder ins Gespräch gebracht. Zudem haben CDU und Grüne durchgesetzt, dass die klamme Kommune kein Geld für den Bau des auf rund 40 Millionen Euro ausgeschriebenen reinen Fußballstadions zuschießen darf.

Auf die Finanzspritze hoffen aber die Investoren. Rund 7,5 Millionen Euro, so eine Verwaltungsschätzung, könnte sie beinhalten. Die heute vorgestellte Vorlage müssen die Stadträte prüfen, einen Sieger küren. Pikante Frage: Kann ein Teil des Woba-Erlöses verwendet werden? Die Stadt sagt Nein. Die Debatten dürften spannend werden.
 

Der Tagesspiegel 16.September 2005

Stolz bröckelt nicht

Das Stadion alt, einige Fans brutal, viele Spieler dritte Wahl – Dynamo macht Dresden trotzdem Hoffnung

Von Sven Goldmann, Dresden

Ingolf Roßberg bekommt in diesen Tagen viel Post aus München. Um die 5000 Ansichtskarten haben die Fans von Dynamo Dresden ihrem Oberbürgermeister geschickt. Auf der einen Seite ist ein Foto der Allianz-Arena abgebildet, auf der anderen findet sich der Hinweis darauf, so ein schönes Stadion möge in absehbarer Zeit doch auch in Dresden gebaut werden. Oberbürgermeister Roßberg ist bekennender Dynamo-Fan – und die Diskussion über einen Stadion-Neubau älter als seine seit 2001 währende Amtszeit.

Im Rudolf-Harbig-Stadion ist nicht viel passiert seit der Wende, und das passt nicht so recht zu Dynamos neuen Erfolgen. Nach dem 2:1-Sieg am vergangenen Freitag in München sind die Dresdner Dritter der Zweiten Fußball-Bundesliga, heute empfangen sie den Tabellenführer Eintracht Braunschweig zum Spitzenspiel. Das Harbig-Stadion wird mit 23450 Zuschauern ausverkauft sein, Dynamo nimmt 250000 Euro ein. Das ist gut ein Viertel von dem, was 1860 in der Allianz-Arena verdient. „Schauen Sie sich doch mal um hier in dieser Bruchbude“, sagt Frau Gabler, der gute Geist der Geschäftsstelle. Der bröckelnde Putz wird kaschiert von schwarz-gelber Farbe, sogar die Mülltonnen sind in den Vereinsfarben gehalten. Auf dem Tresen vor Frau Gablers Schreibtisch steht ein riesiges Sparschwein.

Um die 40 Millionen Euro soll das neue Stadion kosten, Dynamo hat das Harbig-Stadion als Standort durchgesetzt, im nächsten Sommer soll mit dem Bau begonnen werden. Zeit zum Träumen. „Irgendwann werden wir auch mal fünfstellige Grundgehälter zahlen“, sagt Dynamos Manager Siegmar Menz. In der vergangenen Saison, als die Mannschaft ganz unten stand, hat Menz die Verträge umgestellt. Weniger Grundgehalt, mehr Prämien. Seitdem gewinnt Dynamo ein Spiel nach dem anderen, und das mit Profis, die woanders niemand mehr wollte. Zum Beispiel Marco Vorbeck, der bei Hansa Rostock schon als ewiges Talent abgestempelt worden war. Jetzt hat er in vier Spielen für Dynamo vier Tore geschossen, zuletzt beide zum 2:1 in München. Dennis Cagara war bei Hertha BSC auf der linken Seite dritte Wahl, in Dresden ist er Stammspieler. Ansgar Brinkmann ließ sich einst als „weißer Brasilianer“ der Bundesliga feiern und war kurz darauf nicht mehr gut genug für den Zweitligisten Ahlen. Jetzt ist er 36 Jahre alt und Chef im Dresdner Mittelfeld.

Im Sommer hat Dynamo seinen besten Stürmer verloren. Klemen Lavric zog nach 17 Toren für 750000 Euro weiter zum MSV Duisburg. Das Geld liegt weitgehend unangetastet auf der Bank, vielleicht darf Trainer Christoph Franke sich zur Winterpause ein paar Verstärkungen kaufen. Franke ist ein freundlicher Mensch, er wollte mal Förster werden und hat Dynamo Dresden aus der vierten in die zweite Liga geführt. Franke lacht leise, wenn er jetzt in den Zeitungen davon liest, Dynamo stehe vor dem Aufstieg. In denselben Zeitungen war er vor einem halben Jahr so gut wie entlassen, als die Dresdner auf dem letzten Platz der zweiten Liga standen. „Schauen Sie sich doch unseren Kader an“, sagt Franke, „drei, vier Leute sind einfach nicht zweitligareif. Egal, jetzt stehen wir oben und genießen das einfach mal.“

Genießen, so lange es noch geht, denn es sind nicht nur gute Nachrichten, die in diesen Tagen aus Dresden kommen. Auf der Rückreise vom Spiel in München tobten sich die Fans auf dem Gelände einer bayerischen Autobahn-Gaststätte aus. In den Münchner Zeitungen war von 3000 Hooligans die Rede, von reichlich Alkohol und Raketen, die auf die Zapfsäulen abgefeuert wurden. „Stoppt die Hooligans!“, forderte das Boulevardblatt „TZ“, und Bayerns Innenminister Beckstein musste im Landtag versprechen, so etwas werde nie wieder passieren.

„Da ist viel übertrieben worden“, sagt Torsten Rudolph. „Der Wirt der Gaststätte sagt, dass in dieser Nacht nicht mehr passiert ist als nach jedem Spiel in München. Aber wenn Dynamo beteiligt ist, springen alle besonders drauf an.“ Rudolph ist einer von drei hauptamtlichen Sozialpädagogen des von Dynamo eingerichteten Fanprojekts. Vor allem Zwölf- bis Sechzehnjährige zählen zu seiner Klientel. Rudolph nennt sie „erlebnisorientierte Jugendliche, die gehen zum Fußball und wollen auch die Party danach“. Die kann im Extremfall schon mal so ausfallen wie im Februar in Karlsruhe, als im Sekundenrhythmus Leuchtraketen und Knallkörper aus dem Dresdner Fanblock auf den Platz flogen, das Spiel stand vor dem Abbruch. Spätestens seit Karlsruhe stuft die Polizei Dynamos Auftritte als „High-Risk-Spiele“ ein. „Die Dortmunder Fans sind stolz auf die Südtribüne, die Münchner auf die großen Erfolge ihrer Mannschaft“, sagt Torsten Rudolph. „Eine Minderheit der Dynamo-Fans will wohl, dass man sie für die brutalsten in Deutschland hält.“

Wohin die Dresdner auch kommen, der schlechte Ruf ihrer Anhängerschaft eilt ihnen voraus. „Hirnverbrannte Schepperköppe“ knurrt Trainer Franke. „Solche Leute sorgen dafür, dass die Fans im Westen singen: Baut die Mauer auf.“ Spielt das in der Kabine eine Rolle? „Nein“, sagt Franke, „wir spielen unser Spiel“, das nächste Mal heute Abend gegen Eintracht Braunschweig, im baufälligen Harbig-Stadion. Es geht um die Tabellenführung. Noch ist nicht sicher, ob Ingolf Roßberg kommt. Der Oberbürgermeister plagt sich mit Migräne.
 

Dresdner Neueste Nachrichten, 15. September 2005

Montag kommt Stadionvorlage

Stabag, Hochtief, HBM und Hellmich als Favoriten

Die Stadtspitze präsentiert am Montag die heiß ersehnte Vorlage zum Neubau des Rudolf-Harbig-Stadions. Zuvor werden die Ergebnisse der Investorenausschreibung in der Bürgermeisterrunde vorgestellt. Wie DNN berichtete, hatte die Stadt mit sieben Konsortien mehrfach gesprochen und nachverhandelt. Zuletzt traf sich der Stadionbeauftragte Ulrich Finger mit Vertretern des österreichischen Konzerns Alpine in der Allianz-Arena beim Spiel München 1860 gegen Dynamo Dresden. Doch Alpines Angebot ist der Stadt zu teuer. Jetzt stehen Offerten von vier Investoren zur Wahl: den Baukonzernen Strabag und Hochtief, dem Duisburger Bauunternehmer Walter Hellmich und der HBM Stadien- und Sportstättenbau GmbH aus Neuss, einer Tochter der niederländischen Royal BAM Group, einem der größten Baukonzerne Europas. Die Referenzen der deutsch-niederländischen Stadionbauer können sich sehen lassen: Feyernoord-Stadion in Rotterdam, Rostocker Ostseestadion, Schalke Arena, Philips-Stadion in Eindhoven sowie AWD-Arena in Hannover. rare

MoPo, 14. September 2005

KM: Neues Stadion nur an der Lennéstraße!

DRESDEN - Eigentlich war alles ganz geheim: Das Gipfeltreffen von Spitzen des DFB, der DFL mit Vertretern der Stadt Dresden und des Zweitligisten Dynamo Dresden. Thema: Stadion. Knackpunkt: Entweder eine neue Arena wird schnellstens errichtet oder Dynamo spielt bald nicht mehr im bezahlten Fußball!

Und so saßen sich im Konferenzraum des Hilton-Hotels der DFB-Vizepräsident und Chef des NOFV Hans-Georg Moldenhauer, DFL-Geschäftsführer Holger Hieronymus, SVF-Präsident Klaus Reichenbach, von Seiten des Sportstätten-Betriebes Leiter Raphael Beckmann, dessen Mitarbeiter Ralf Gabriel und Dynamos Aufsichtsratsboss Friedemann Küchenmeister gegenüber. Das Thema Standort wurde sofort geklärt. Ergebnis: Das neue Stadion soll ohne Wenn und Aber auf dem Gelände an der Lennestraße entstehen. Küchenmeister: „Schließlich ist die Ausschreibung für die vier jetzt noch im Rennen befindlichen Investoren auf diesen Standort zugeschnitten. Alles andere würde weiteren Zeitverzug bringen." Der nächste Programmpunkt: das Fassungsvermögen. Und genau das soll länderspielwürdig (ca. 40 000 Zuschauer) gemacht werden, weshalb es eine kurzfristige neue Ausschreibung unter den übriggebliebenen vier Bewerbern geben soll. Darauf drängten auch DFB und DFL, die schon lange Dresden als „Fußball-Wirtschaftsstandort” ansehen. Nicht umsonst fand am Samstagvormittag nach Dresdens Triumph in München eine gemeinsame Begehung der Allianz Arena von Küchenmeister und Ullrich Finger, Wirtschaftsreferent des Dresdner OBs, statt. Der Chef der Arena-Betreibergesellschaft höchstpersönlich weihte die beiden in alle „Geheimnisse” ein. Der entscheidende Tag für den Startschuss des Stadion-Neubaus soll spätestens Anfang Novemberliegen. Bis dahin wissen die Stadträte über den Investor Bescheid. Der erste Spatenstich könnte dann nach der Saison im Mai 2006 erfolgen - das letzte Heimspiel steigt am 7. Mai...
Gert Zimmermann
 

BILD, 14. September 2005

Geheim Gipfel

Geheimer Stadiongipfel gestern im Hotel Hilton. Dabei u.a. Holger Hyronimus (DFL Geschäftsführer) und Hans Georg Moldenhauer (NOFV Boß). Ergebnis: Die Investoren (u.a. Strabag, Hochtief, Hellmich) müssen ihre Angebote nachbessern. Die Vorlagen sollen frühestens Anfang Dezember, 3 Monate später als geplant, in den Stadtrat kommen.
 

Sächsische Zeitung, 14. September 2005

Dresden müsste Geld im Schlamm verbuddeln

Stadion. Dynamo will Aufschub für Auflagen bis zum Neubau erreichen.

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und die Deutsche Fußball-Liga (DFL) machen Druck: Entweder im Rudolf-Harbig-Stadion werden erhebliche Auflagen erfüllt, oder Dynamo Dresden bekommt ab der nächsten Saison keine Spielgenehmigung für die Profi-Ligen. Gestern saß deshalb Friedemann Küchenmeister, Vorsitzender des Aufsichtsrates von Dynamo, mit Vertretern des Verbandes und der Stadt mehr als zwei Stunden zusammen. Mit dabei waren unter anderen DFB-Vizepräsident Hans-Georg Moldenhauer, DFL-Geschäftsführer Holger Hieronymus und Raphael Beckmann, Geschäftsführer des Sportstätten- und Bäderbetriebes der Stadt Dresden.

Herr Küchenmeister, worum ging es in dem Gespräch?

Wir wollen eine Fristverlängerung für die Erfüllung der Auflagen erreichen, weil es keinen Sinn macht, weiter in die marode Arena zu investieren. Die Aschenbahn wie gefordert zu befestigen, hieße doch buchstäblich, Geld im Schlamm zu verbuddeln. Zudem wird eine neue Notstrom-Versorgung verlangt. DFL und DFB sind gesprächsbereit, wenn die klare Ansage kommt, dass ein neues Stadion gebaut wird. Darüber ist sich die Stadt im Klaren.

Wie weit ist es damit?

Die Stadt und Dynamo Dresden sind gemeinsam sehr weit vorangekommen. Vier Firmen, die sich um den Neubau bewerben, gehen in eine zweite Runde. Die Angebote sollen auf einen vergleichbaren Stand gebracht werden. Ich denke, dass dem Stadtrat im November ein fertiges Projekt zur Entscheidung vorliegt, und im Mai 2006 fällt der erste Zaun.

Wie steht es um das Problem Finanzierung?

Jeder Investor bringt ein Betreibungskonzept mit und hat seine Vorstellungen, wie sich das Stadion refinanziert. Demnach ist die Finanzierung im Prinzip gesichert. Wichtig ist uns dabei, dass der Verein durch das neue Stadion keine höheren Kosten hat, sondern eher noch etwas dazubekommt.

Was halten Sie davon, die Standortfrage noch einmal zu überdenken und eine neue Arena besser am Stadtrand zu bauen?

Wir sind nach jahrelanger Diskussion endlich so weit, dass Mitte nächsten Jahres die Bagger anrollen könnten. Wenn wir nochmal anfangen, über den Standort zu debattieren, haben wir die Waldschlößchenbrücke Nummer zwei.
Gespräch: Sven Geisler
 

MoPo, 13. September 2005

Neues Stadion am Stadtrand? "Noch mal darüber nachdenken!"

Stadträte wollen Für und Wider der Standortfrage endgültig klären

DRESDEN -Heller statt Lennestraße? Nach dem Sieg von Dynamo Dresden gegen die Münchner Löwen in der Allianz Arena ist die Standort-Frage für das neue Stadion in Elb-Florenz wieder entfacht (MORGENPOST berichtete). Jetzt können sich sogar einige Stadträte einen Neubau am Stadtrand vorstellen -und wollen die Schwarz-Gelben davon überzeugen.


Jede Menge Platz, eine direkte Autobahn-Anbindung, keine Staus in der City und die Möglichkeit, mit einem Einkaufs-Zentrum den Neubau zu finanzieren - der Heller (oder ein anderer Autobahnnaher Standort) hätte viele Vorteile. Dies dürfte auch die gut 20 000 Dynamo-Fans beim Auswärtsspiel in München überzeugt haben. Der Chef der Bürgerfraktion im Dresdner Stadtrat, Jan Kaboth, findet diese Idee jedenfalls erstklassig: „Wir sollten darüber noch mal nachdenken. Ich will mit der Dynamo-Geschäftsführung jetzt ein Gespräch zu diesem Thema suchen.”
CDU-Stadtrat Lars Kluger könnte sich auch mit einer Lösung im Dresdner Nordenanfreunden. „Wir wollen das beste Stadion. Wo dies gebaut wird, ist für uns zweitrangig. Allerdings wird dies wohl momentan keine Mehrheit im Stadtrat finden. Da in diesem Punkt immer das Totschlagsargument ,die Tradition Rudolf-Harbig-Stadion' gebracht wird”, so der CDU-Sportexperte.
Jens Genschmar, FDP-Stadtrat und Fan-Vertreter im Aufsichtsrat bei Dynamo, kämpft seit Jahren für die neue Arena. Im Streit, ob das Stadion an der Lennestraße oder im Ostragehege gebaut werden soll, war er immer für den Standort Rudolf-Harbig-Stadion. „Bei einem neutralen Ort wäre ich aber offen gewesen. Allerdings haben wir jetzt einen klaren Stadtratsbeschluss. Diskutieren wir die Frage jetzt noch mal, fangen wir wieder von vorn an und haben in fünf Jahren noch keine neue Arena”, gibt der 36-Jährige zu bedenken. Das sieht auch die PDS-Fraktion so. „Die Frauenkirche wurde auch nicht am Stadtrand wieder aufgebaut. Das Stadion gehört in die City”, so PDS-Sprecher Andre Schollbach. Staus im Zentrum könnte man mit Parkplätzen am Stadtrand verhindern. Schollbach: „Die Fans werden dann eben mit dem Nahverkehr in die Stadt gefahren.”
Enrico Lucke
 

SZ, 13.September 2005

Arena im Norden
Von Thilo Alexe

Bau. Die Debatte um ein neues Stadion gewinnt an Fahrt – plötzlich ist der Heller wieder als Standort im Gespräch.

Nachdem rund 20 000 Dynamo-Anhänger den Verein zum Spiel in die Münchner Allianz-Arena begleitet haben, ist in Dresden die Debatte über den Standort für ein neues Stadion wieder aufgeflammt. Der Chef der Stadtrats-Bürgerfraktion, Jan Kaboth, sagte mit Blick auf das zu erwartende Zuschauerpotenzial und die damit verbundenen Verkehrsprobleme, man müsse nun über den Heller als Standort nachdenken. Die zentrumsferne Gegend im Norden war bereits Anfang der 90er Jahre schon einmal im Gespräch – unter anderem wegen der Verkehrsanbindung sowie aus Sicherheitsgründen.

Die CDU, die lange Zeit das Ostragehege favorisiert hatte, hielt sich aber zurück. Kreisvorsitzender Lars Rohwer betonte: „Jetzt muss erst einmal das Ergebnis der Ausschreibung abgewartet werden.“ Die Faninitiative Pro Rudolf-Harbig-Stadion warnte unterdessen davor, München und Dresden zu vergleichen. Schon allein wegen der Wirtschaftskraft von Bayern München – der Club spielt ebenfalls in der Allianzarena – sei dies nicht möglich. Im Übrigen sei der Standort Heller in einem Gutachten bereits verworfen worden.

Derweil schweigt das Rathaus weiter über die Details der Investorenausschreibung, die auf die Lennéstraße konzentriert ist. OB Ingolf Roßberg (FDP) sagte nur, dass statt der angekündigten drei nun vier Unternehmen favorisiert würden. Nach SZ-Informationen sind das Hellmich, Hochtief, HBM sowie die Strabag. Heute will eine DFB-Delegation in Sachen Stadion nach Dresden kommen.
 

BILD DRESDEN, 12.September 2005

Sehen wir hier das neue Dynamo-Stadion

Von BERNHARD SCHILZ
Dresden - "Jetzt muß in Dresden das neue Stadion kommen", jubelte Dynamo-Keeper Ignjac Kresic (38) nach dem sensationellen 2:1 gegen 1860 München in der Allianz-Arena. "Wir haben bewiesen, zu welcher Leistung wir in solch einer Arena fähig sind."Und wie dieses Dresdner Stadion aussehen soll, steht angeblich schon fest! 
Noch sind offiziell sieben Bewerber fürs neue Stadion im Rennen. Doch nach Informationen der "Sächsischen Zeitung" gibt es im Rathaus einen Favoriten: die Hellmich-Variante. Es handelt sich um den Entwurf von Walter Hellmich (61) aus Duisburg. Der Bauunternehmer hatte bereits dem MSV Duisburg, dessen Präsident er auch ist, ein Stadion gebaut in nur 14 Monaten! Es hat 32 000 Plätze, kostete 43 Mio. Euro.     

"Ich würde gerne in Dresden bauen", so Hellmich. Spätestens im Oktober soll der Stadtrat entscheiden. Angeblich will die Stadt das Projekt mit 7,5 Mio. Euro fördern. Mit der "Hellmich-Variante" wäre auch Dynamo-Boss Jochen Rudi (56) zufrieden. Allerdings hätte er gern 40 000 Plätze: "Damit wir Länderspiel fähig sind". "Kein Problem", sagt Hellmich. "Mein Stadion läßt sich locker bis auf 100 000 Plätze erweitern!"

Sächsische Zeitung, 12. September 2005

Nachgefragt bei: Dynamo-Torwart Ignjac Kresic

Was wäre gewesen wenn - zum Beispiel Ignjac Kresic in der 16. Minute nicht so glänzend gegen Vucicevic gehalten hätte? Mit seiner Parade brachte der Torwart Dynamo mit auf die Siegerstraße.

Hatten Sie vor dem Spiel Zeit zum Zeitungsstudium?

Im Hotel haben wir die Münchner Presse gelesen. Ich muss mich bei den Zeitungen bedanken für die zusätzliche Motivation. Die Berichte waren allerletzte Schublade. Die dachten, es geht nur um die Höhe ihres Sieges. Das ist respektlos gegenüber dem Gegner. Ich denke, wir haben die richtige Antwort auf dem Platz gegeben.

Sie wurden als "Pannen-Ignjac" begrüßt.

Deshalb sagte ich mir: Alles klar, ich werde euch zeigen, dass ich einer der besten Keeper in der zweiten Liga bin.

Fürchteten Sie nach dem Elfmeter, das Spiel könnte kippen wie voriges Jahr in Köln?

Ich war mir sicher, dass wir es schaffen. Den Schiedsrichter plagte sein schlechtes Gewissen, und deshalb hat er danach alle strittigen Entscheidungen für uns getroffen. Damit hat er eingestanden, dass er beim Elfmeter falsch lag. Ich war mir auch sicher, weil wir kompakt stehen und vorn zwei schnelle Stürmer haben. Marco Vorbeck hat wieder gezeigt, dass er wertvoll für uns ist. Ich freue mich für den Jungen.

Wissen Sie, wann Dynamo zuletzt dreimal hintereinander gewonnen hat?

Ja. In den letzten drei Spielen.

Aufstieg ist kein Thema?

Unser Ziel ist und bleibt: 40 Punkte holen, um uns gegen den Abstieg abzusichern. Wenn dann noch etwas dazukommt, nehmen wir es gerne mit.

Wie empfanden Sie die Atmosphäre?

Es ist riesig, vor so einer Kulisse zu spielen. Ohne die 20 000 Dynamo-Fans hätten wir heute nicht gewonnen. Das zeigt auch: Dresden braucht dringend ein neues Stadion. Nur dann können wir das Ziel schaffen, was sich alle Fußballbegeisterten in der Region wünschen: Aufstieg in die erste Liga. Ohne neues Stadion können wir das nicht packen.

Gespräch: Sven Geisler
 

Dresdner Morgenpost, 09.September 2005

Für Dynamo-Lizenz: Harbig-Stadion wird asphaltiert.

Stadion: Köster drückt aufs Tempo

DFL-Auflagen können Stadt viel Geld kosten/Neubau-Entscheid dennoch im Oktober

DRESDEN. Dynamo-Geschäftsführer Volkmar Köster ist sauer. Und zwar auf die Stadt. Weil die bis zum 30. September keine Entscheidung den Stadion-Neubau fällt.

Grund für Kösters Sorgen: Die Deutschen Fußball Liga (DFL) hat dem Verein Ausnahmegenehmigungen erteilt, die aber nur bis Oktober gültig sind. Während die Stadt fleißig Gespräche mit potentiellen Bauherren für das neue Rudolf-Harbig-Stadion führt und die Vorlage für den Stradtrat vorbereitet, geht es dem Dynamo-Geschäftsführer nicht schnell genug. "Wir haben bislang eine Ausnahme-Genehmigung zum Beispiel dafür, dass die Asche-Bahn nicht befestigt werden muß. Die hat die DFL aber nur gegeben weil klar war, das bis zum 30. September eine Stadion-Entscheidung fällt."  Verlängert die DFL diese Genehmigung nicht, müsste die Stadt als Eigentümer die Bahn befestigen ? laut Köster würde allein dies über 100.000 Euro kosten.

Im Rathaus verstehe man die Aufregung in der Dynamo-Führung überhaupt nicht. "Ohne die Stadt könnte Herr Köster gar nicht mit der DFL verhandeln, weil der Verein gar keine Lizenz hätte" kontert Stadtsprecher Kai Schulz. "Die Entscheidung braucht eben Zeit."

Die Vorlage werde am 19. September den Bürgermeistern präsentiert. Anschließend geht sie in den Stadtrat. Ein Ergebnis daher in diesem Monat unmöglich.

Bereits vor der Saison musste die Stadt 400.000 Euro ins marode Rudolf-Harbig-Stadion stecken. Fällt die Entscheidung für den Neubau zu spät, fordert die DFL weitere Investitionen. Allein die Befestigung der Asche-Bahn kostet über 100.000 Euro.
elu

SZ, 10. September 2005

Favoriten gekürt

Die Vorlage zum Stadionbau liegt intern vor. Nach SZ-Informationen enthält sie drei von der Stadt favorisierte Angebote. Dazu zählen das Projekt der Duisburger Hellmich-Gruppe sowie die Offerten vom niederländischen Konzern HBM und Hochtief, wie es im Rathausumfeld hieß. Die Vorlage soll am Montag OB Roßberg (FDP) und vermutlich eine Woche später den anderen Bürgermeistern vorgelegt werden. Insider aus dem Umfeld von Dynamo halten die Hellmich-Variante für aussichtsreich. Die Stadt rechnet damit, dass das Projekt mit rund 7,5 Millionen Euro unterstützt werden müsste. (SZ/ale)

Wochenkurier Dresden, 7. September 2005

Einwurf von Gert Zimmermann:

Das ist der reine Wahsinn. Knapp 20.000 Dynamo-Anhänger werden sich am Freitag auf die Reise nach München begeben. Natürlich um ihre Lieblinge gegen die Löwen anzufeuern. Natürlich, um wieder einmal zu staunen. Denn die Begegnung findet in der Allianz-Arena statt.
Und das Bauwerk steht dann doch in einer anderen Welt. Zumindest für uns fußballbegeisterte Sachsen. Dazu kommt eine prima Idee. Rund 1.000 Postkarten mit eben dem Münchner Stadion drauf, aber in schwarz-gelb gehalten, werden verteilt und sollen an die sturen Dresdner Stadträte mit der Post verschickt werden. Auch ein Textvorschlag ist enthalten. In dem wird darum gebeten, dass vielleicht mit einigermaßen gutem Willen in absehbarer Zeit auch in Dresden wenigstens ein halb so großes Fußballstadion stehen könnte. Das kommt fast schon einem Flehen nahe.
Doch die Gäste aus Elbflorenz müssen sich auch mit neuen Gegebenheiten anfreunden. Erst recht nach den Vorkommnissen rund um das Länderspiel am letzten Samstag in Bratislava möchte Bayerns Innenminister natürlich zeigen, wie seine Polizei auch ein Fußballvolk im Griff hat. Dynamo Dresden in der Allianz-Arena – das ist gleichzeitig eine Übung für alle Sicherheitskräfte auf höchstem Niveau. Da werden keine Rosen für die Sachsen verteilt, wenn die vielleicht nur ein klein wenig Spaß machen wollen. Im Interesse aller wird sein, die nötige Ruhe mitzunehmen und auch auf beiden Seiten den nötigen Respekt voreinander zu haben. Dann sollte es mit einem schönen Fußballfest auch klappen. Die Franke-Elf hat ja schon einmal in Bautzen mitbekommen, wie schnell ein polnisches Team namens Cracovia Krakow den Ball laufen lassen und am Ende gewinnen kann. Für jeden Spieler in Schwarz-Gelb kam dieser Abend in der Oberlausitz genau zum richtigen Zeitpunkt. Nach der Niederlage muss weiter ganz fleißig geübt werden.
Schnellstens zur Besinnung sollten aber Aufsichtsrat und Präsidium bei den Dresdner Eislöwen kommen. In einer guten Woche startet die zweite Eishockey-Bundesliga und im Klub wird weiter kräftig um die Posten gestritten. Eigentlich geht es in erster Linie um den Sport und erst dann um die Befriedigung des Egos. Wir wollen doch die Löwen und keine Esel auf dem Eis sehen, denen es zu wohl geworden ist.
 

BILD Dresden, 6. September2005

Fans schreiben Urlaubs Grüße

Dynamo-Fans sind nicht nur stimmgewaltig sondern auch einfallsreich. Das beweist eine idee zum Auswärtsspiel am Freitag in der Allianz-Arena gegen 1860 München. Die Initiative „Pro RHS“, die sich für den Erhalt bzw. Neubau des Harbig-Stadions stark macht, will rund 3.000 Postkarten mit dem Foto der Münchner Super-Arena (Foto) verteilen.

Jetzt sollen so viele Fans wie möglich diese „Urlaubsgrüße“ an OB Ingolf Rossberg schicken. Um ihn und den Stadtrat zu bitten, sich für einen zügigen Neubau in Dresden einzusetzen.

In der Tat besteht die Hoffnung, dass 2006 damit begonnen werden kann. Aber wer baut das neue Harbig-Stadion? Von ursprünglich sieben Bewerbern sollen noch vier heiße Investoren im Rennen sein. Hochtief, Strabag (mit Michael Kölmel), HBM Bau GmbH Essen (bauten das Rostocker Ostseestadion und die Schalke Arena), sowie die Unternehmensgruppe Hellmich (bauten die Arena in Duisburg). sh/fs
 

Sächsische Zeitung, 5. September 2005

Post an Ingolf
Von Thilo Alexe

Stadion. Fußball-Fans greifen zur Feder und werben für eine moderne Ballarena.

Ganz ohne Charme ist das nicht. Die Faninitiative Pro Rudolf-Harbig-Stadion (RHS) fordert den Dynamo-Anhang auf, mal wieder zur Feder zu greifen. Und zwar im Zuge der Auswärtspartie am kommenden Freitag in München.

Rund 12 000 Dresdner werden in der schmucken Allianz-Arena, die mittlerweile ausverkauft ist, erwartet. Sie sollen, so Pro RHS, eine Grußkarte an OB Ingolf Roßberg (FDP) schreiben. Textvorschlag: „Wenn Sie gemeinsam mit dem Stadtrat erreichen könnten, dass in absehbarer Zeit ein halb so großes Fußballstadion an der Lennéstraße entstehen könnte, wär das für Dresden eine tolle Sache. Bitte richten Sie dies den Stadträten zur nächsten aktuellen Stunde verbunden mit freundlichen Grüßen aus.“

Nach Angaben von Pro RHS-Chef Michael Walter will die Initiative rund 1 000 Postkarten drucken und in der Arena mit 66 000 Plätzen verteilen lassen, allerdings sollen die Anhänger Briefmarken an die Isar mitnehmen und gegebenenfalls selbst Karten kaufen. Um unliebsamen Überraschungen vorzubeugen, mahnt die Initiative wohl nicht ganz unberechtigt: „Denkt bitte beim Formulieren daran: Der Ton macht die Musik!“ Zudem solle sich jeder Fan „wie ein Gast“ in München verhalten.

Für den 12. September plant die Stadt die Vorlage für das 40-Millionen-Euro-Projekt.
 

Sächsische Zeitung, 2. September 2005

Kniffliges Projekt
Von Thilo Alexe

Stadion. Dresden will eine neue Fußballarena. Kein leichtes Unterfangen, wie der Blick in andere Städte zeigt.

Was bitte, darf es sein? Eine Multifunktionsarena für Ballsport, Musical und Skirennen auf Kunstschnee? Oder ein schmuckes kleines Stadion samt leuchtender Giraffen? Und wer soll das bezahlen? Die Stadt prüft gerade die sieben Stadionangebote aus der Investorenausschreibung, am 12. September will sie eine Ratsvorlage präsentieren. Noch immer wird um die Finanzierung des Millionenprojekts gerungen – so wie in anderen Städten und Clubs, die jedenfalls teilweise mit Dresdner Verhältnissen vergleichbar sind. Eine Reise zu vier Auswärtsspielen.

Offenbach

Die Kickers sind seit dieser Saison wieder Zweitligaprofis – bereits vor zwölf Jahren hat die Kommune dem Club das Stadionareal im Rahmen eines Erbpachtvertrags überlassen, wie Matthias Müller von der Stadtverwaltung sagt. „Wir sparen dadurch, finanzieren aber einen jährlichen Zuschuss von etwas weniger als 100 000 Euro.“ Seit der Sommerpause wird die Spielstätte am legendären „Bieberer Berg“ aufgehübscht – Ränge saniert, neue Sitze eingebaut. „Das Land fördert das mit rund einer Million Euro“, sagt Müller. Das Beispiel zeigt: Ein Stadion muss nicht neu gebaut werden, um attraktiv zu sein. Auch Einzelschritte bewirken etwas.

Berlin

„Die Steinzeit beginnt hier“, werben die Fans von Union Berlin auf der sympathischen wie selbstironischen Homepage „Stadiongründer“. Bereits 500 haben sich beteiligt und eben so viele Steine für je 75 Euro gekauft. „Derzeit sind die im Tunnel unter der altehrwürdigen Anzeigetafel aufgebaut“, sagt Stefan Arndt, Anhänger der mittlerweile viertklassigen „Eisernen“ und Leiter des Fanshops. Ein Stadionneubau auf dem Areal der „Alten Försterei“ ist vom Tisch. Statt dessen will der Verein Tribüne und Sozialtrakt sanieren – andere Investoren sollen die Haupttribüne erneuern. Die Fan-Steine werden dem Konzept zufolge die „Försterei“ irgendwann an prominenter Stelle zieren. Geschätzte Kosten: 13 Millionen Euro, von denen möglicherweise rund fünf das Bezirksamt Köpenick tragen will. Das Beispiel zeigt: Fanengagement ist hilfreich, doch ohne Partner geht es nicht.

Magdeburg

„Klar wird weiter gebaut“, heißt es aus der Geschäftsstelle des 1. FC Magdeburg. Das bedeutet: Das in den 50er-Jahren errichtete Ernst-Grube-Stadion gibt es nicht mehr. Das neue Ernst-Grube-Stadion soll, so wünscht es OB Lutz Trümper, 2006 als Trainingsstätte für WM-Teilnehmer dienen. Der Haken: Der Präsident des Landesrechnungshofs, Ralf Seibicke, hat schwere Bedenken gegen die städtische Bürgschaft von rund 16 Millionen Euro angemeldet. Zudem sei die Zahl von 4 000 Zuschauern je Oberligaheimspiel doch Zeugnis eines recht positiven Kalküls. Der Ausgang des Konflikts ist ungewiss. Das Beispiel zeigt: Bürgschaften von Städten mit Finanzschwierigkeiten können zum Problemfall werden.

AACHEN

Wohin mit dem „Tivoli“? Diese Frage treibt die Anhänger von Alemannia Aachen um. Seit eineinhalb Jahren ist die Clubführung auf der Suche nach einem Baugelände für den Verein, der seine Uefa-Cup-Heimspiele in der vergangenen Saison in Köln ausgetragen hat. Der „Tivoli“ – Einweihung war 1928 – ist Garant für besondere Atmosphäre, hat mehr Steh- als Sitzplätze. Der Verein verkaufte das Stadion in den 60er Jahren an Aachen, weil er Geld für die Lizenz brauchte. Die umfassende Modernisierung des zentrumsnahen Areals wurde verworfen, mittlerweile erscheint ein Gebiet vor den Toren der Kaiserstadt als Favorit. Ein Modell: Der Zweitligist agiert als Bauherr, unterstützt von einer Landesbürgschaft. Das Beispiel zeigt: Stadt und Land, Hand in Hand – könnte klappen.
 

Stadionwelt.de, 1. September 2005

Auf der Suche nach Geld

Knackpunkt in Dresden ist die Finanzierung. Die Unternehmen, die sich beteiligt haben, hoffen auf öffentliche Unterstützung. Die Stadt, der das Areal gehört, hat bereits Gespräche mit dem Freistaat über eine Landesbürgschaft geführt, hüllt sich aber bis zur Präsentation einer Ratsvorlage in Schweigen. Weiteres Modell: Dynamo wird ins Boot geholt – etwa als neuer Eigentümer.

Optimistisch schielen Anhänger eines Neubaus immer wieder nach Rostock. Dort hat Hansa eine Betreibergesellschaft gegründet, die Stadt übertrug das Ostseestadion im Rahmen eines Erbbaurechtsvertrags dorthin. Je Fünf Millionen Mark erhält der Club von Stadt und Land, das für 24,5 Millionen Euro modernisierte Stadion ist seit 2002 ein Schmuckstück.

Ein Großsponsor, der wie in neuen Erstligastadien den Namen gibt, dafür aber auch Geld bereitstellt, ist in Dresden noch nicht in Sicht.