Jahr 2005




Sächsische Zeitung, 24. März 2005

Volker Huhle bringt das Namensschild für die Holzwaren-Simundt-Kampfbahn an.

Die Kampfbahn als Werbeträger
Von Sven Geisler

Von Holzwaren bis Nudeln: Wie Fußball-Klubs die Stadion-Namen als neue Geldquelle entdecken.

Vorreiter war der Hamburger SV. Schon vor vier Jahren entdeckte AOL das neu errichtete Fußball-Stadion in der Hansestadt als werbewirksame Plattform. Bis 2010 zahlt der Internetanbieter an den Bundesligisten jährlich mehrere Millionen Euro für die Namensrechte. Beispielgebend. In München entsteht die Allianz-Arena. Der Versicherer schützt jedoch nicht vor steigenden Baukosten. Das mit geplanten 285 Millionen Euro ohnehin teuerste deutsche Stadion soll noch 40 Millionen teurer werden.

Nun eifern kleinere Vereine dem Beispiel der Spitzenklubs nach. In Bischofswerda wird am Gründonnerstag die Holzwaren-Simundt-Arena feierlich eingeweiht. Zu Gast ist das Profi-Team von Dynamo Dresden. Hans-Peter Borrmann, Präsident des Bischofswerdaer FV 08, ist stolz darauf, dass alle Nachwuchsteams auf Bezirksebene spielen. Mit der Spielklasse steigt jedoch auch der Finanzbedarf. Sponsoren sind gefragt. Leute wie André Simundt. Der Dresdner betreibt in Schmölln eine Holzwaren GmbH mit 54 Mitarbeitern. Sein Sohn spielt selbst Fußball, und so ließ er sich nicht lange bitten. Zunächst fünf Jahre lang zahlt er eine Summe X an den BFV. Borrmann: „Über Geld spricht man nicht.“ Sie sei freilich höher als für eine normale Werbebande. Schließlich wirbt Simundt ab sofort mit der kompletten Kampfbahn für seinen Betrieb. Seit Dezember 2002 wurde die alte Sportstätte grundlegend modernisiert. Für 1,1 Millionen Euro aus Fördermitteln, städtischem Zuschuss und Eigenleistungen der Mitglieder entstanden Vereinsheim und Traversen für 2 500 Zuschauer.

In Riesa wächst ein ähnliches Schmuckkästchen: die „Nudelarena“ im Merzdorfer Park. Die Teigwaren GmbH kooperiert mit dem TSV Stahl. Mindestens fünf Jahre. „Wir haben uns den Sport als Marketinginstrument ausgesucht“, sagt Stefan Kuhl von der Teigwaren-Geschäftsführung. Für rund 800 000 Euro aus Fördermitteln und Sponsorengeldern wird der Dorfsportplatz zum Stadion für 5 000 Besucher umgebaut, das der Firma wirklich alle Ehre macht.

Dass nicht nur die Bundesliga-Stadien interessante Werbeträger sind, beweisen auch die „Erdgas-Oberlausitz-Arena“ in Neugersdorf oder die für 3,3 Millionen Euro errichtete „bluechip-Arena“ in Zipsendorf, Heimstätte des Viertligisten ZFC Meuselwitz. Das Dresdner Dynamo-Stadion trägt dagegen weiter den Namen von Rudolf Harbig. Ob der Wunderläufer der 30er Jahre darauf stolz wäre, ist jedoch mehr als fraglich. Denn anders als in Riesa-Merzdorf oder Bischofswerda ist hier alles noch beim Alten.

MOPO 19.03.05 Neues Stadion - 70 Interessenten & Stadt gibt Geld

DRESDEN -Investoren buhlen um den Zuschlag für den Neubau des  Dynamo-Stadions. Bislang forderten 70 Interessenten  die Ausschreibungs-Unterlagen an. Doch noch steht die alte Arena. Für die Lizenzerteilung fordert  der DFB Sanierungs-Arbeiten von fast einer halben Million Büro. "Ich gehe davon aus, dass wir bis zum Bewerbungsende am 20. Juni zehn ernst zu nehmende Angebote auf dem Tisch haben", erklärte Ullrich Finger, der Wirtschafts-Experte des OB. Er hat die Unterlagen zusammengestellt und koordiniert die Anfragen. Im Gegensatz zum Stadtratsbeschluss  enthält die Ausschreibung eine wesentliche Änderung.

Darin heißt es: "Der Auslober strebt an, die Beteiligung der Stadt an Investitions- und Betreiberkosten so gering wie möglich zu halten. Hierzu werden Aussagen in den  Angebotsunterlagen erwartet." Im Klartext: Die  Stadt wird Geld in den Neubau und die Betreibung eines Fußballstadions stecken.

"Dadurch ignoriert der Oberbürgermeister den Stadtratsbeschluss. Wir haben beschlossen, dass kein Geld in das neue Stadion fließt Dabei bleibt's", wettert CDU-Stadtrat Lars Kluger. Finger hält dagegen: "Mit diesem Beschluss hätten wir  die Ausschreibung gar nicht erst machen brauchen. Ich kenne keine neue Arena, die ohne städtisches Geld auskommt. Deshalb haben wir uns für diese Formulierung entschieden."

Ende Juni prüft die Stadt zusammen mit Dynamo die Angebote. Die besten fünf sollen schließlich dem Stadtrat zur Entscheidung vorgelegt  werden, anschließend muss der Rat beschließen, ob und wie viel er aus dem Stadtsäckel in den Neubau steckt", sagt der Wirtschafts-Experte.

Geld müssen die Stadtväter ohnehin an der Lennestraße investieren. Sportamtsleiter Raphael Beckmann: "Für die neue Zweitliga-Saison fordert der DFB Sanierungsarbeiten in Höhe von 417.000 Euro. Sollten wir dies nicht tun, würden zwischen 5000 und 7000 Fans weniger ins  Stadion passen." Oder sogar die Lizenz verweigert werden.
elu
 

Sächsische Zeitung, 18. März 2005

Reges Interesse am Stadionbau

Rund drei Wochen nach Beginn des Ausschreibungsverfahrens zum Bau eines Fußballstadions haben mehr als 70 Interessenten die Unterlagen angefordert. Das gaben die Stadt und Dynamo Dresden in einer gemeinsamen Mitteilung bekannt. Ulrich Finger, der im Auftrag des Oberbürgermeisters das Verfahren koordiniert, betonte: „Darunter sind alle bekannten Baufirmen, die bereits Stadien in Deutschland gebaut haben.“ Er rechne damit, dass bis zu 15 Firmen in die Endrunde kommen werden. Die Ausschreibung für das 42-Millionen-Euro-Projekt endet im Juni. Vor dem Sportausschuss verwies Bürgermeister Winfried Lehmann (CDU) darauf, dass vor der kommenden Spielzeit 417 000 Euro in die Sanierung des Harbig-Ovals fließen sollen.(SZ/ale)
 

Sächsische Zeitung, 10. März 2005

Stadt setzt auf Dynamo-Fans                                                                                                                                                                                           
In der Debatte um den Stadionbau hat das Rathaus der Spitze von Dynamo Dresden eine mangelhafte        
Kooperationsbereitschaft vorgeworfen.
Die "Zusammenarbeit mit den Offiziellen des Vereins müsse als       
ausgesprochen schwerfällig eingeschätzt werden",
heißt es in der Antwort von OB Ingolf Roßberg (FDP) auf eine Anfrage des PDS-Stadtrates André Schollbach. So habe der Verein zwar den Entwurf der Ende Februar veröffentlichten Ausschreibungsunterlagen erhalten. Allerdings habe er die Frist für Zuarbeiten und Stellungnahmen zweimal verstreichen lassen. Erst drei Tage vor dem angestrebten Veröffentlichungstermin seien drei Dynamo-Vertreter zum Gespräch mit der Stadt erschienen. Demgegenüber sei das Engagement der Faninitiative Pro RHS "besonders hervorzuheben". (SZ/ale) 

dnn, 10. März 2005

Ausschreibung ohne Beteiligung von Dynamo

Dresden. Stadionkommission und Führung des 1. FC Dynamo Dresden haben die Chance verstreichen lassen, ihre Vorstellungen in der Investorenausschreibung für ein neues Fußballstadion an der Lennéstraße festzulegen. Ulrich Finger, Referent für Wirtschaftsbetreuung und Investitionen im Büro von OB Ingolf Roßberg (FDP), registrierte trotz Terminverlängerung keine Zuarbeit von Dynamo. Jetzt startete die europaweite Ausschreibung für eine moderne Sport-Arena ohne Dynamo-Beitrag.

Bis 31. März können Interessenten die über 40-seitige DIN-A4-Mappe mit den Ausschreibungsbedingungen bei der Stadt abfordern. Angebote müssen bis 30. Juni bei der Stadt eingehen. Sowohl im Dresdner Amtsblatt als auch im Düsseldorfer Bundesausschreibungsblatt sucht die Stadt nach Investoren, die ein Fußballstadion als Ersatz des Rudolf-Harbig-Stadions planen, finanzieren, errichten und betreiben. Der bis zu 30000 Zuschauer fassende Neubau müsse der besonderen Bedeutung des Standortes im Innenstadtbereich in unmittelbarer Nachbarschaft zum denkmalgeschützten Großen Garten gerecht werden.

Die Konzepte der Bewerber sollen sowohl das öffentliche Interesse der Stadt als auch die Interessen des 1. FC Dynamo Dresden als Hauptnutzer entsprechen. Ergänzende Nutzungen für Freizeit, Gastronomie, Unterhaltung oder Erholung sowie andere profitsteigernde Einrichtungen sind ausdrücklich erwünscht. Die Flutlichtanlagen ("Giraffen") sollten möglichst erhalten bleiben. Die Stadt behält sich vor, das Verfahren abzubrechen, falls die Ergebnisse "nicht ausreichen". Ein Anspruch auf Kostenersatz entstehe dadurch nicht, heißt es im Ausschreibungstext.

rare