Jahr 2012


dnn, 21. April 2012

Konsolidierung genießt weiter Priorität
Jochen Leimert

Dresden. "Das ist eine ganz neue Situation", sagt Thomas Bohn. Der Aufsichtsratschef von Dynamo Dresden hätte noch vor nicht allzu langer Zeit kaum gedacht, dass die hochverschuldeten Schwarz-Gelben mal die Lizenz für die nächste Spielzeit ohne lästige Erbringung von Bürgschaften erhalten würden. Doch genau das ist am Donnerstagnachmittag geschehen: Die DFL erteilte Dynamo die Zulassung für die kommende Zweitliga-Saison ohne Bedingungen. Einzige Auflage: "Wir müssen unser negatives Eigenkapital verringern", so Bohn, sprich: den Schuldenstand weiter abbauen. Fünf Prozent sehen die Statuten vor, die DFL wird das laufend überprüfen.
Weiter Schulden abzubauen hatte sich der allen mit über 5,1 Millionen Euro beim Filmrechtehändler Michael Kölmel in der Kreide stehende Klub ohnehin vorgenommen. "Wir müssen weiter daran arbeiten, den Verein zu konsolidieren", hielt Bohn fest. Der Dresdner Unternehmer hofft, in Kürze den neuen Geschäftsführer vorstellen zu können: "Er soll möglichst noch in dieser Saison anfangen." Christian Müller und Thomas Eichin waren zuletzt dafür im Gespräch.
In der kommenden Saison kann der neue Vordenker und -lenker mit dem achtfachen DDR-Meister trotz eines erwarteten positiven Betriebsergebnisses für diese Saison (Bohn: "Es wird sicherlich im Plus sein.") keine großen Sprünge wagen. Über genaue Zahlen wollte Bohn noch nicht sprechen. Die neue Serie plane man aber defensiv, der Zuschauerschnitt wird mit 23000 pro Heimspiel angesetzt. Der Etat für die Profimannschaft soll nur geringfügig steigen. Rund 6 Millionen waren es in dieser Saison (inklusive der Aufstockung aus den Pokaleinnahmen). Interimsgeschäftsführer Stefan Henke, der für Dynamo die Lizenzunterlagen zusammenstellte, machte klar: "Es wird sehr schwer im zweiten Jahr - das sind nicht nur Worthülsen." Von einer gut gefüllten Kriegskasse für den heimlichen Angriff auf die Bundesliga könne keine Rede sein: "Wir sind auf einem Punkt gelandet, wo wir auf Null stehen. Wir haben die Intensivstation verlassen, die DFL traut uns zu, das nächste Jahr zu überstehen." Man freue sich über den Vertrauensbeweis der DFL, wisse ihn aber richtig einzuordnen.


Sächsische Zeitung, 7. April 2012

Fankneipe im Stadion wird eröffnet
Von Juliane Richter

Mit Beginn der neuen Saison will André Heider die Kneipe in der Nordtribüne betreiben. Dieser Entscheidung war ein jahrelanges Ringen verschiedener Interessenlager vorausgegangen.

Ein Ausgang der Fankneipe reicht direkt in den K-Block hinein. Von hier aus können die Besucher den Blick ins Stadion genießen. Fotos: André Wirsig

Die seit der Stadioneröffnung ungenutzte Fankneipe soll mit Beginn der neuen Saison im Sommer endlich eröffnet werden. Betreiber ist Dachdeckermeister André Heider. Unter Dynamo-Fans ist Heider durchaus bekannt: Im alten Rudolf-Harbig-Stadion hat er die Fankneipe „Kulti“ betrieben. Die musste im Zuge des Stadionneubaus den Abrissbaggern weichen.

Der Eröffnung der neuen Kneipe ging ein jahrelanges Ringen voraus – obwohl die baulichen Voraussetzungen bereits seit Ende 2010 bestehen. Die Kneipe befindet sich in einem Anbau der Nordtribüne. Von dort können die Fußballfans durch eine große Glastür direkt die Stehplätze im K-Block betreten. Rund eine Million Euro hat der rechteckige Anbau an die Tribüne damals gekostet. Laut einem Stadtratsbeschluss vom April 2009 refinanziert der Verein Dynamo Dresden über einen Zeitraum von zehn Jahren ratenweise diese Investitionskosten – plus drei Prozent Zinsen. Insider vermuten, dass auch diese Verpflichtung ein Grund für die permanente Verzögerung war.
Schon die Einigung auf André Heider als Betreiber der Kneipe hat Monate gedauert. Ebenfalls Interesse hatten nach SZ-Informationen Jens Genschmar, FDP-Stadtrat und Betreiber des Dresdner Fußballmuseums, sowie Stadionsprecher Peter Hauskeller angemeldet. Gemeinsam mit Vertretern der Fanszene, des Vereins, der Stadionprojektgesellschaft und der Stadt war dann jedoch die Entscheidung für den Dachdeckermeister gefallen. Heider selbst will sich derzeit noch nicht zum Projekt äußern. Fest steht aber, dass er die mehr als 200 Quadratmeter große Kneipe in ihrer jetzigen Form noch baulich verändern wird. Bisher trugen der eingebaute Tresen und einige Verkleidungen nicht die schwarz-gelben Vereinsfarben.

Nicht nur am Spieltag offen

Besonders begeistert vom Fortschritt ist die Faninitiative „Pro RHS“. Diese hatte damals nicht nur auf den Stadionneubau an alter Stelle hingearbeitet, sondern stets auch auf die Wiedereröffnung der Kneipe gedrängt. „Damit wird gegenüber der Fanszene und Mitgliedschaft ein Versprechen eingelöst und für uns der lang gehegte Wunsch nach Wiederherstellung eines attraktiven Treffpunktes direkt im Stadion erfüllt“, sagt Michael Walter von „Pro RHS“. Die Kneipe soll den Fans auch außerhalb von Spieltagen zur Verfügung stehen. So könnte sie für andere Veranstaltungen, Mitgliederstammtische oder auch im Rahmen der Stadionführungen genutzt werden. Damit das möglich ist, wurde in den vergangenen Wochen auch detailliert am Sicherheitskonzept gefeilt – damit das Betreten des Stadiongeländes möglich ist.

„Ich freue mich, dass damit ein weiteres belebendes Element auf dem Areal entsteht“, sagt Stadionmanager Hans-Jörg Otto. Er kann sich sehr gut vorstellen, dass in Zukunft die Stadionführungen in der Kneipe mit Blick auf die am Grundstücksrand stehende, historische Anzeigetafel des alten Stadions beginnen werden.


BILD, 3.April.2012
Von TIM SCHLEGEL und STEFFEN HOFMANN

Ex-DFL-Boss Müller neuer Geschäftsführer?

Dresden – Dynamo Dresden und die Suche nach einem neuen Geschäftsführer. Über 60 Bewerbungen gingen beim Zweitligisten ein.

Jetzt deutet sich eine Lösung an. Nach BILD-Informationen sind wohl nur noch zwei heiße Kandidaten auf der Liste. Dabei machen Namen die Runde, die aufhorchen lassen. Und gestern sogar bei der Aufsichtsrats-Sitzung in Dresden gewesen sein sollen. Der eine ist Christian Müller (47) und kommt sozusagen aus der „Fußball-Chefetage“! Der gelernte Bankkaufmann arbeitete von 2001 bis 2010 bei der Deutschen Fußball Liga (DFL), war für den Bereich Finanzen und Lizenzierung zuständig. Der andere ist Thomas Eichin (45). Er arbeitet seit zehn Jahren beim DEL-Klub Kölner Haie, einem der bekanntesten deutschen Eishockey-Klubs, als Geschäftsführer. Auch vom Fußball hat Eichin jede Menge Ahnung: Er kickte von 1985 bis 1999 insgesamt 180 Mal für Borussia Mönchengladbach in der Bundesliga.

Fakt ist: Es wären zwei vielversprechende Kandidaten für die Nachfolge des im Februar zurück getretenen Volker Oppitz (34). Die möglicherweise sogar zusammen arbeiten könnten. Schließlich braucht der Klub laut Satzung zwei Geschäftsführer. Aber können sie tatsächlich für Dynamo zum Thema werden?

Aufsichtsrats-Chef Thomas Bohn (44) lässt sich (noch) nicht in die Karten schauen. Sein einziger Kommentar: „Ich werde keine Wasserstandsmeldungen abgeben...“