Jahr 2011


Sächsische Zeitung, 3. Juni 2011

Dresdens Stadionmanager und sein Traum vom großen Länderspiel

Natürlich hat auch er am vergangenen Sonntag vorm Fernseher gesessen und sich das Länderspiel in Sinsheim angesehen. Wobei, das räumt Hans-Jörg Otto ehrlich ein, der fußballerische Aspekt im Duell der deutschen Nationalmannschaft gegen Uruguay für ihn weniger von Interesse war. Der Manager des Dresdner Glücksgas-Stadions hat stattdessen die Tribünen beobachtet und genau zugehört, als die Zuschauerzahl verkündet wurde: 25655. Viel ist das nicht. Doch die Arena des Fußball-Bundesligisten Hoffenheim war trotzdem ausverkauft – und Otto deshalb mit den Gedanken ganz schnell bei der Arbeit. „Ein Länderspiel in Dresden“, sagt er, „das ist mein ganz, ganz großes Ziel.“ Das jedoch unerreichbar erschien. Denn den Beschluss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Länderspiele nur in Arenen mit einer Kapazität von mehr als 40000 Zuschauern zu vergeben, kennt auch Otto. Und sein Stadion hat gerade mal gut 32000 Plätze.

Seit dem sonntäglichen Fernsehabend hat Otto nun aber neue Hoffnung – weil auch beim DFB offenbar Ausnahmen die Regel bestätigen. Alle zwei Jahre, immer vor einem großen Turnier, veranstaltet der Verband ein sogenanntes Benefizspiel zugunsten sozialer Projekte. Dabei ist die Kapazitätsbestimmung zuletzt zwei Mal außer Kraft gesetzt worden. Im Mai 2010 spielte die deutsche Auswahl in Aachen vor 27000 Zuschauern gegen Malta und nun, als Vorgriff auf das kommende Jahr, im beschaulichen Sinsheim gegen Uruguay. Wäre also erst 2014 die nächste Möglichkeit für Dresden. „Leider“, sagt Otto. Die Zeit will er aber nutzen für Werbung in eigener Sache. Zum Beispiel mit den vier Spielen bei der Frauen-WM im Sommer. Die „sehr gute Visitenkarte“, die das Stadion vergangenes Jahr bei der U-20-WM und den Länderspielen der Frauen sowie der U19 abgegeben habe, soll weitere Pluspunkte bekommen.

Und auch für prominente Fürsprecher ist gesorgt, wenn das Laureus Benefiz-Fußballspiel am 3. September mit Sportgrößen wie Boris Becker, Sven Hannawald, Stefan Kretzschmar und Henry Maske ein Erfolg wird. „Auch darum haben wir uns sehr lange bemüht, sonst würden die nicht zu uns kommen“, betont Otto, der sich über mangelnde Auslastung in diesen Tagen ohnehin nicht beklagen kann. Firmenlauf, Footballspiele der Monarchs, Schlagernacht, derzeit der Kirchentag – viel mehr geht nicht, sagt der 32-Jährige: „Die Leute denken ja, wir machen hier nur alle zwei Wochen das Licht an. Doch das Stadion erfüllt längst nicht nur den Zweck, Heimspielstätte für Dynamo Dresden zu sein. Es trägt ganz klar zum Mehrwert in dieser Stadt bei.“ Ein Länderspiel aber, das ist Otto im Fernsehsessel nochmals bewusst geworden, wäre die Krönung von allen.


Sächsische Zeitung, 1. Juni 2011

Stadt schießt auch nach dem Aufstieg zu

Dresden entlastet Dynamo weiter bei der Stadionmiete und sichert mit einer Bürgschaft die Lizenz.
Das war knapp. Am Dienstagabend, 20.40 Uhr, beschloss der Dresdner Stadtrat, Dynamo auch nach dem Aufstieg in die 2.Fußball-Bundesliga finanziell zu unterstützen. Am Mittwoch stellt das städtische Unternehmen Technische Werke Dresden dem Verein eine Bürgschaft über 300000 Euro aus, womit die Auflagen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) für die Lizenz erfüllt werden können. Dynamo muss bis 15.30 Uhr Sicherheiten in Höhe von insgesamt 830000Euro nachweisen, um die Spielgenehmigung für die neue Saison zu erhalten. Für die 3.Liga wären es sogar 2,1Millionen gewesen.

Am Nachmittag schien die Unterstützung durch die Stadt in Gefahr, weil nach Informationen der SZ Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) die Zusage zurückgezogen hatte. Seine Fraktion enthielt sich bei der Abstimmung. Dynamo-Geschäftsführer Volker Oppitz hatte die Stadträte zu Beginn der Debatte gebeten, den Klub zudem bei der Stadionmiete weiterhin zu entlasten. Im März war beschlossen worden, dass die Stadt der Projektgesellschaft für den Betrieb der Arena in den Spielzeiten 2011/12 und 2012/13 jeweils eine Million Euro zusätzlich überweist, um die Kosten für Dynamo zu senken. Zusätzlich sollte der Klub für das Nachwuchsleistungszentrum jährlich 200000 Euro bekommen. Der damit auf insgesamt 3,49 Millionen erhöhte Zuschuss galt jedoch nur für die 3.Liga.

Weniger als in der 3.Liga

Nach der ursprünglichen Beschlusslage hätte die Stadt durch den Aufstieg lediglich 620000 Euro für das Stadion gezahlt. Eine klare Mehrheit des Stadtrates entschied am Dienstagabend jedoch, die im März bewilligte Summe auch für den Spielbetrieb in Liga zwei zuzuschießen, das heißt: Dynamo wird mit insgesamt 1,82Millionen Euro bei der Stadionmiete entlastet.

Trotzdem spart auch die Stadt durch den Aufstieg – sie zahlt nächste Saison 1,67Millionen Euro weniger, als es in der 3.Liga gewesen wären. Die freiwerdenden Mittel werden in Abstimmung mit dem Kreissportbund für Instandhaltungs- und Sanierungsmaßnahmen anderer Sporteinrichtungen genutzt. Dafür verwendet werden soll auch die höhere Summe, die Dynamo von dem 2008 gewährten städtischen Darlehen zurückzahlt. Statt wie bisher 200000 Euro pro Saison will der Klub nun 450000 abstottern.

Dynamo hatte die Entlastung bei der Stadionmiete im Etat für die neue Saison bereits eingeplant. Die Kosten für die Spielstätte sind in dem 15-Millionen-Budget mit vier Millionen Euro veranschlagt – und damit so hoch wie die Einnahmen aus dem Topf des Fernsehgeldes. Die Werbeerlöse für die zweite Liga hat der Vermarkter „Sportfive“ auf gut fünf Millionen Euro prognostiziert, die Einnahmen aus dem Ticketverkauf sollen bei 3,34Millionen Euro liegen. (SZ/kle, -ler)