Jahr 2010



Sächsische Zeitung, 28. August 2010

Wie zwei Verprellte Dynamo helfen
Von Sven Geisler

Bohn und Dathe – sie waren beide einst nicht erwünscht im Verein. Jetzt finanzieren sie die Neuzugänge mit.

Verrückt für Dynamo: Thomas Bohn (l.) und Thomas Dathe gehören zu einem Sponsorenpool, der Spieler finanziert.
Sie sind keine Träumer, aber sie haben eine Vision: In Dresden soll es wieder erstklassigen Fußball geben. Deshalb schließen sie sich zusammen. Zu dem Sponsorenpool gehören bisher elf Unternehmer. Sie haben für den Drittligisten SG Dynamo bereits die Verpflichtungen von Florian Jungwirth sowie zuletzt Alexander Esswein und Cristian Fiel ermöglicht. Der Spieleretat des Vereins, der mit 2,76Millionen Euro kalkuliert ist, war ausgereizt.

„Und Geschäftsführer Volker Oppitz ist knallhart mit den Zahlen. Er ist ein helles Köpfchen und kann rechnen, was er einigen seiner Vorgänger schon mal voraus hat“, sagt Thomas Dathe. Er steht gemeinsam mit Thomas Bohn, dem Vorsitzenden des Notaufsichtsrates, für die – wie er sagt – „dynamoverrückten“ Geldgeber. Ohne sie hätte sich Dynamo die sportlich hochkarätigen Neuzugänge nicht leisten können, mit denen sich die Aufstiegschancen der Gelb-Schwarzen verbessern. Davon sind sie überzeugt.
„Das heißt nicht, dass wir in dieser Saison aufsteigen müssen“, sagt Bohn: „Wir wollen eine gute Saison spielen, aber die Erwartungshaltung nicht gleich wieder zu hoch schrauben.“ Dathe spricht von einem einstelligen Tabellenplatz. „Um in dieser 3. Liga oben mitzuspielen, brauchst du Glück und eine intakte Mannschaft. Sonst nutzt es nichts, selbst wenn du fünf Stars holen würdest“, sagt der Geschäftsführer der USD Immobilien GmbH.
Deshalb, ergänzt Bohn, sei es wichtig, eine Truppe nach den Wünschen des Trainers zusammenzustellen, die über einen längeren Zeitraum wächst und harmonisch funktioniert. „Der Verein ist auch durch die Stadionverträge gehandicapt, also ist es an uns, zu schauen, ob wir dem Trainer noch den einen oder anderen Wunschkandidaten ermöglichen können.“

Dathe und Bohn – es sind zwei Verprellte, die mit Dynamo trotzdem nie gebrochen haben. Es war 1999, als der junge, erfolgreiche Unternehmer Dathe seinem Lieblingsklub einen sechsstelligen D-Mark-Betrag als Sponsoring bot. Als er jedoch wissen wollte, wofür sein Geld ausgegeben werden soll, bekam er keine ordentliche Auskunft. „Es hieß, man habe noch die Kinowelt und könne das deshalb nicht so genau sagen“, erinnert sich der 43-Jährige. „Wie ich als Skorpion nun einmal bin, reagierte ich trotzig: Dann mache ich es woanders.“ Mit dem Stadtnachbarn DSC zog er für eine Saison sportlich an Dynamo vorbei. Aber die Fans blieben den Gelb-Schwarzen treu – und er selbst gedanklich auch.
Bohn, Geschäftsführer der Saxoprint GmbH, hatte sein finanzielles Engagement für Dynamo mit dem Wachstum seiner Firma stetig aufgestockt. „Dann wurde ich gefragt, ob ich ein Amt übernehmen könnte, was ich getan habe, aus dem ich jedoch auch schnell wieder gejagt worden bin“, erzählt der 42-Jährige. Vom 1. Mai bis 12. Juni 2009 stand er dem Aufsichtsrat vor, bis eine Mitgliederinitiative den kollektiven Rücktritt erzwang. Das Präsidium setzte Bohn danach nicht auf die Kandidatenliste für die Neuwahl, was für reichlich Wirbel sorgte. „Es fällt schwer, damit umzugehen, aber es stachelt einen zugleich an: Okay, und jetzt erst recht.“
Seit Mitte Juni soll Bohn als Chef des Notaufsichtsrates vor allem für Ruhe sorgen, die der Verein nach den Querelen des Frühjahres bitter nötig hat. „Wir müssen den Verein befrieden“, sagt er. Sonst sind die anstehenden Aufgaben wie eine langfristige Lösung für die Stadionverträge nicht zu bewältigen.

„Ein schlagkräftiges Team“

Professionelle Strukturen und eine Kontinuität in den Führungspositionen setzt Bohn ganz oben auf seine Prioritätenliste. „Danach kommt die Frage, ob Ausgliederung der Profi-Abteilung oder nicht, erst an zweiter Stelle“, sagt er. Das Präsidium müsse sich jetzt um einen kompetenten Aufsichtsrat bemühen. Im Herbst stehen wieder Wahlen an. „Wir brauchen ein schlagkräftiges Team, dem im Verein auch mal ein gewisser Vertrauensvorschuss gegeben wird, um in Ruhe arbeiten zu können.“

Bohn, Dathe und ihre Mitstreiter im Sponsorenpool, die noch nicht öffentlich genannt werden wollen, investieren jetzt, weil sie die Chance sehen – auch mit der Kraft von Berater Reiner Calmund –, dass Dynamo die Kurve kriegt. „Wir setzen auf das Prinzip Hoffnung“, sagt Bohn. Bei den Spielern, die sie finanzieren, sind sie an den Transferrechten beteiligt. „Aber es ist nicht so, dass wir unseren Einsatz doppelt zurückbekommen würden, sollten sie für eine Ablösesumme X zu einem höherklassigen Verein wechseln, weil sie sich bei uns so gut entwickelt haben“, versichert Bohn. Sie tragen gleichzeitig das Risiko im Fall einer schweren Verletzung wie bei Jungwirth, der nach Kreuzbandriss erst wieder in Form kommen muss.
Eine Einsatzgarantie für „ihre“ Spieler verlangen die Geldgeber „natürlich nicht“, wie Dathe betont: „Wer spielt, entscheidet zu 100 Prozent der Trainer.“ Und Bohn ergänzt: „Wenn sie die anderen drücken und motivieren, sodass die irgendwann besser sind, ist doch alles gut.“ Ein wichtiges Ziel des Sponsorenpools ist es auch, Talente aus dem eigenen Nachwuchs langfristig zu binden. „Wir müssen sozial schwächeren Familien helfen, damit ihre Kinder trotz Angeboten finanzstärkerer Vereine hier bleiben“, erklärt Dathe. Irgendwann sollen für Dynamo wieder vor allem Dresdner auflaufen und nur „zwei, drei absolute Top-Leute“ geholt werden. Bis dahin wird ein langer Atem nötig sein. Und ein Miteinander in der Sportgemeinschaft.

Die „leidliche Diskussion“ Fans kontra Sponsoren müsse endlich aufhören, meint Bohn. „Sponsoren sind genauso Fans“, sagt er, und Dathe fügt leidenschaftlich hinzu: „Und genauso verrückt. Ich bin überzeugt, dass jeder Anhänger im K-Block genauso in Dynamo investieren würde, wenn er die Möglichkeit hätte.“
Bohn und Dathe fiebern seit Kindertagen mit den Gelb-Schwarzen, haben Meistertitel gefeiert und unvergessliche Europapokalabende erlebt. Doch mit der Erinnerung an die guten alten Zeiten wollen sie sich nicht zufrieden geben.



Sächsische Zeitung, 26. August 2010

Was will Dynamos Dritte in der Landesliga?
Von Jürgen Schwarz

Eine Woche nach dem offiziellen Saisonauftakt in der Fußball-Sachsenliga startet Neuling SG Dynamo Dresden III als 17. und letztes Team in den Wettbewerb. Aufgrund der Aufstockung der 6. Liga gibt es an jedem Spieltag eine spielfreie Mannschaft.
„Zum Auftakt hat es uns erwischt, aber darüber waren wir nicht unbedingt böse“, sagt Trainer Jens Hieckmann in Anspielung auf die etwas schwerfällig angelaufene Saison-Vorbereitung. Auch der letzte Test beim Bezirksliga-Aufsteiger SV Pirna-Süd (3:3) war ein Spiegelbild der gesamten Vorbereitung. „Wir haben in der ersten Halbzeit gut gespielt, allerdings nur eine der vielen Chancen genutzt“, so Trainer Jens Hieckmann.

Die Gelb-Schwarzen starten ohne Illusionen ins Abenteuer Sachsenliga. Zumal die Situation für die Hieckmann-Elf recht paradox ist. Im eigenen Verein nur dritte Wahl – obwohl das auch noch zu optimistisch formuliert ist, denn der Nachwuchs (allen voran die B-Junioren in der Bundesliga) stehen in der Prioritätenskala der SGD logischerweise noch weit vor dem Landesliga-Neuling. Dennoch ist Dynamo III von der Spielklassenzugehörigkeit her Dresdens viertbestes Fußball-Team nach Dynamos Drittliga-Elf, dem SC Borea und Dynamo II (beide Oberliga).
Der Abstiegskampf wird die Saison über allgegenwärtig sein. „In den Köpfen ist das sicher angekommen, aber wie die Spieler in der Praxis damit umgehen, muss sich erst zeigen.“ Schließlich haben die Hieckmann-Schützlinge in den letzten Jahren immer erfolgreich gespielt. „Es kann erstmals eine Saison werden, in der wir relativ viele Niederlagen hinnehmen müssen. Wir werden sehen, wie die Spieler darauf reagieren“, wirkt der Trainer nach außen hin gelassen. „Aber wir sollten uns immer vor Augen führen, dass es nicht um Leben und Tod geht. Die Freude am Fußball sollte weiter im Vordergrund stehen.“ Das war schließlich auch der Grundgedanke, als die Dritte vor neun Jahren noch in der Stadtklasse kickte. Mit Kapitän Heiko Bandulewitz, Jan Dietze und Robert Karsten stehen noch drei Spieler von damals im Kader. „Die Stammelf hat über Jahre zusammen gespielt, aber die Anforderungen werden immer höher.“

Hieckmann tritt keinem seiner Spieler zu nahe, wenn er anmerkt: „Irgendwann stößt man an seine Grenzen. Und der Schritt von der Bezirks- in die Landesliga ist viel größer als der, den wir beispielsweise bei einem Aufstieg in die Bezirksliga gemacht haben.“ Aus diesem Grund war es auch notwendig, neue Spieler zu verpflichten. Marcel Reck, Marco Britschka (beide SC Borea) oder Max Küttner (Meißen) sorgen für einen Qualitätszuwachs. Auch die Verpflichtung von Erik Talke (Kamenz) soll in dieser Woche noch über die Bühne gehen. Der lange Abwehrspieler trainiert schon geraume Zeit in Dresden mit.

Finanziell ist die Saison abgesichert. Die Ostsächsische Sparkasse Dresden engagiert sich als Trikotsponsor, der Verein, verschiedene Firmen und Vereinigungen, wie die Fangemeinschaft Dynamo, unterstützen das Team finanziell und mit Sachleistungen. „Nun gehen wir das Abenteuer mit Begeisterung und Optimismus an“, blickt Hieckmann auf das erste Punktspiel. Der Neuling tritt am Sonnabend (15Uhr) beim VfL Hohenstein-Ernstthal an. Die Gastgeber hatten ihr Auftaktspiel in Eilenburg mit 1:2 verloren. (mit ald)



Sächsische Zeitung, 23. August 2010

Der Name Dynamo ist nur eine Frage der Zeit Von Alexander Hiller

Der kleine blonde Steppke nahm womöglich eine baldige Entwicklung voraus. Gedankenverloren skandierte der etwa sechsjährige Bengel im Stadion an der Wurzener Straße: „Dyyyyy – namo“. Dabei spielten vor seinen Augen die Fußballerinnen des 1. FFC Fortuna Rähnitz – in Schwarz-Gelb und mit Dynamo-Emblem. Etwas glücklich siegten die Gastgeberinnen vor 180 Fans zum Auftakt der neuen Regionalliga-Saison mit 2:1 (0:1) gegen den spielerisch stärkeren LFC Berlin. Anne Engelhardt (73.) und Anna Eifler (84.) per Elfmeter – den Geburtstagskind Kathleen Freude (23) herausholte – bogen die Gästeführung aus der ersten Hälfte (Anja Kähler, 36.) im Schlussspurt um.

Schon zwei Logos auf Trikots

Der Traditionsverein Dynamo Dresden ist seit letzter Saison Kooperationspartner der am höchsten kickenden Dresdner Fußballfrauen. Die bisherige Zusammenarbeit besiegelte bereits eine Premiere im sächsischen Frauenfußball. Erstmals lief in der Vorsaison eine Mannschaft mit zwei Vereinslogos auf dem Trikot auf – das Fortuna-Logo über der linken Brust, das Dynamo-Emblem am linken Ärmel. Der Prozess der Annäherung zwischen beiden Vereinen ist ein wenig ins Stocken geraten. Einerseits, weil die Dynamo-Führungsriege im Sommertheater fast komplett ausgetauscht wurde, und andererseits, weil immer noch schwammig formuliert wird, wie beide Klubs künftig miteinander arbeiten werden.
Dem 1. FFC Fortuna schwebt ein Projekt „Verein im Verein“ vor. Rähnitz will als Gesamtverein bei Dynamo Mitglied werden und dort gewissermaßen auch als wirtschaftlich eigenständige Abteilung wirken. Darüber sollte eine Mitgliederversammlung Anfang August abstimmen. „Aber die mussten wir verschieben, weil sich für uns die Ansprechpartner ja geändert hatten“, sagte Fortunas Vize-Präsident Sven Lehmann. Er hat dem Dynamo-Geschäftsführer Volker Oppitz und Teammanager René Beuchel vor knapp drei Wochen Unterlagen über Fortunas Vorstellungen übergeben. Dass diese Akten nicht die höchste Priorität beim Männer-Drittligisten haben, ist Lehmann und seinen Mitstreitern durchaus bewusst. „Ich denke, die angekündigte Mitgliederversammlung wird bei uns bis Mitte September über die Bühne gehen“, sagte Lehmann.

Möglicherweise bringt Dynamo ein Mitspracherecht über den künftigen Namen der Frauenabteilung mit ein. „Zumindest habe ich Herrn Oppitz so verstanden“, betonte Lehmann. Von der Marke Dynamo können die erfolgreichen Frauen ohnehin wohl nur profitieren. Vorher müssen jedoch solche kleinen, aber wichtigen Details geklärt werden. „Zum Beispiel wissen wir noch gar nicht, inwieweit sich dieses Projekt Verein im Verein mit unserer Satzung verträgt. Eventuell müssten wir diesen Passus von unserer eigenen Mitgliederversammlung noch beschließen lassen“, sagte Volker Oppitz.
Sven Lehmann hat sich indes schon beim Nordostdeutschen Fußball-Verband (NOFV) schlau gemacht, ob ein Verein mitten in der Saison einfach den Namen wechseln oder verändern kann. „Das ist kein Problem“, behauptet der Fortuna-Schatzmeister.

In jedem Fall lieferten die Rähnitzerinnen, die mit vier Neuzugängen in der Anfangself begannen, mit dem Start die sportliche Steilvorlage. Die nutzte der etwas überengagierte Stadionsprecher gleich, um Trainer Frank Schreier Aufstiegsträume in den Mund zu legen. „Das Spiel heute hat gezeigt, dass wir noch lange nicht da sind, wo wir hinwollen. Spielerisch lief da noch wenig zusammen, aber wir haben jetzt das Potenzial für mehr. Aber wir haben noch viel Arbeit vor uns“, schwächte Frank Schreier ab.


Sächsische Zeitung, 18. August 2010

Calmund vermittelt im Fall Wagefeld
Von Sven Geisler

Wird der Ex-Kapitän bei Dynamo Dresden respektlos behandelt? Ein Sponsor stellt seine Zahlungen ein.

Der „Fall Wagefeld“ droht zu eskalieren. Zuletzt durfte der 29-Jährige nicht einmal mehr in der Oberliga-Mannschaft von Dynamo Dresden spielen. Chefcoach Matthias Maucksch wollte, dass die Anschlusskader des Profi-Teams eine Einsatzchance bekommen.

Maik Wagefeld schweigt dazu. Sein Berater Karl Herzog sagt: „Wenn man eine Vereinbarung unterschreibt, sollten sich beide Seiten dran halten.“ Während sein Schützling nicht aufmucke, „obwohl es ihm nicht leicht fällt, immer zu kuschen“, sei Maucksch davon peu à peu abgerückt. So habe er Wagefeld mehrfach allein zum Laufen geschickt so wie gestern Nachmittag, obwohl ihm die Teilnahme am Mannschaftstraining garantiert worden war. „Er sollte als vollwertiges Mitglied des Kaders behandelt werden“, erklärt Herzog. Dass Maucksch den Ex-Kapitän zum Reservisten im Reserve-Team degradiert, „halte ich für Schikane, und so etwas finde ich blöd“. Schließlich habe sich Reiner Calmund als Dynamos Berater sehr „viel Mühe gegeben“ mit der Vereinbarung.
Calmund nimmt diese Einwände ernst. „Wenn einer der besten und seriösesten Spielerberater meint, dass etwas nicht sauber laufe, können wir nicht so tun, als säßen wir hoch auf dem gelben Wagen, sondern müssen darüber reden“, sagt der frühere Manager von Bayer Leverkusen: „Die Vereinbarung müssen alle Beteiligten zu hundert Prozent erfüllen und dürfen sie nicht mit Nebengeräuschen belasten.“

Gespräch mit Maucksch

Calmund will deshalb noch einmal mit Herzog und Maucksch sprechen. „Ich bin ein großer Verfechter von Maucksch und stehe voll hinter seinen Entscheidungen“, sagt er, „weil er seinen Weg gerade geht, Durchsetzungsvermögen hat und sich nicht auf der Nase herumtanzen lässt.“
Maucksch hatte Wagefeld früh gesagt, dass er für diese Saison nicht mehr mit ihm plant. Das Problem: Der 29-Jährige hat einen Vertrag bis 30.Juni 2012 und die Zusicherung, danach als Nachwuchstrainer einsteigen zu können. Offenbar zieht der Mittelfeldspieler momentan keinen Vereinswechsel in Betracht. „Ich werde erst aktiv, wenn er sich dementsprechend positioniert“, sagt Herzog.

Im Frühjahr 2009 hatte er Wagefeld lukrative Angebote vorgelegt, aber der gebürtige Riesaer wollte in Dresden bleiben, verzichtete dafür sogar auf Geld. Deshalb stößt die Art und Weise, wie er jetzt abserviert wird, auch im Dynamo-Umfeld auf Kritik. Ein Sponsor hat seine Unterstützung vorerst eingestellt. „Solange es keine saubere Lösung gibt, zahlen wir keinen Cent“, sagt Steffen Lobach, Verkaufsleiter der Dresdener AutoAG. Das kann den Klub bis zu 60000Euro kosten.
„Was mit Wagefeld gemacht wird, grenzt für mich an Mobbing“, schimpft Lobach: „Er ist nicht nur ein guter und verdienstvoller Spieler, sondern auch einer, der immer für den Verein da ist.“ So sei „Wage“ vorige Saison bei ihm gewesen, um sich für das Trikotsponsoring bei der zweiten Mannschaft stark zu machen. „Wenn jetzt gesagt wird, er soll sich über das Oberliga-Team anbieten, und dann spielt er nicht einmal mehr dort, empfinde ich das als respektlos“, sagt Lobach.

Wagefeld frisst den Ärger in sich hinein. „Er tut alles, um fit zu sein und zu zeigen, dass er ein Teil dieser Mannschaft sein kann“, meint Herzog. Kapitän Thomas Hübener möchte über das Thema an sich zwar nicht reden. „Das ist eine Sache zwischen Trainer und Spieler.“ Aber auch er lobt Wagefeld: „Ich persönlich habe mit ihm kein Problem. Wie er die Situation meistert, davor kann man nur den Hut ziehen. Ich denke, dass ich schon lange die Brocken hingeworfen hätte. Dass er sich noch so reinhängt, damit beweist er schon Charakter.“
Es ist wohl an Trainer Maucksch, das Thema Wagefeld so zu klären, dass beide Seiten das Gesicht wahren können. Dafür müsste er seine grundsätzliche Entscheidung nicht einmal revidieren. Eines steht fest, und deshalb nimmt sich Calmund der Sache so an: Wenn dieser Konflikt weiter schwelt, ist niemandem geholfen, am wenigsten Dynamo.


Sächsische Zeitung, 14. August 2010

Dynamo-Stadion wird ein Fall für die Justiz
Von Thilo Alexe

Dynamo-Fans: Florian Schnier (m.) und Kay Schirmer (re.). Foto: Füssel

Dresdens neues Stadion wird ein Fall für die Staatsanwaltschaft. Fans lassen prüfen, ob die Abtrennung von Zuschauerbereichen durch Zäune rechtens ist. Nach der Katastrophe von Duisburg befürchten sie, dass ihre Sicherheit gefährdet sein könnte. Die Fangemeinschaft Dynamo, die rund 1500 Anhänger vertritt, hat Anzeige gegen unbekannt erstattet.

„Es geht darum, dass man nicht so eingeengt ist und im Ernstfall womöglich einen guten Fluchtweg hat“, sagt Fangemeinschaftsvorsitzender Florian Schnier. Ihm geht es um die Sektorentrennung durch Zäune im Bereich außerhalb der Zuschauerränge. Dort also, wo sich vor allem in der Pause und vor dem Spiel die Anhänger aufhalten, um Bier zu trinken oder die Toiletten aufzusuchen. Vor allem hinter der Stehplatzgeraden in Richtung Arnhold-Bad, dem sogenannten K-Block, herrscht Schnier zufolge häufig Gedränge.

Die Fangemeinschaft macht schon seit Monaten gegen die Absperrung durch Zäune mobil. „Es gehört doch zur Fankultur, dass man sich auch mit Zuschauern aus anderen Stadionbereichen austauscht und gemeinsam etwas trinkt“, sagt Schnier. Durch die Katastrophe bei der Love Parade in Duisburg hat das Anliegen aber neue Dynamik erhalten.

Ein Anwalt, der Mitglied der Fangemeinschaft ist, hat im Namen der Anhänger Strafanzeige gestellt. Die Begründung ist komplex. Bei einer Partie der Nachwuchs-Weltmeisterschaft der Frauen habe es keine Absperrung gegeben, argumentieren die Fans. Beim darauf folgenden Dynamo-Spiel gegen Jena seien die Zäune wieder geschlossen gewesen. Die Sektorentrennung ist in der Sicherheitsrichtlinie des Deutschen Fußballbundes (DFB) festgeschrieben. Das gibt den Fans ein Argument an die Hand: „Es ist davon auszugehen, dass entweder zum Länderspiel oder aber beim Punktspiel gegen Jena durch die völlig unterschiedlichen Entscheidungen eine Gefahr für die Zuschauer im Evakuierungsfall bestanden hat“, heißt es in einer Erklärung der Gemeinschaft. Vorstandsmitglied Kay Schirmer fügt hinzu: „Es ist völlig unverständlich, dass die Sicherheit der Zuschauer bei vergleichbaren Veranstaltungen unterschiedlich abgesichert werden soll.“

Mehrere Fluchtwege bei Panik

Wie lange die Staatsanwaltschaft die Anzeige überprüft, war am Freitag zunächst unklar. Die DynamoAnhänger hoffen jedoch, dass das Verfahren Klarheit zu den Zäunen bringt und sie – mit Ausnahme der Abgrenzung zum Gästeblock – hochgezogen werden müssen. Im Ernstfall solle die Evakuierung „nicht wie in Duisburg durch einen einzigen Zugang, sondern zur Vermeidung einer Panik durch mehrere alternative Fluchtwege ermöglicht werden“. Die Stadt, die die Baugenehmigung erteilte, widerspricht vehement. „Duisburg kann kein Argument sein“, sagt Rathaussprecher Kai Schulz. Gerade durch die Abtrennung werde vermieden, dass Zehntausende im Krisenfall zu einem Ausgang drängten. Dynamo Dresden verweist durch Vereinssprecher Enrico Bach auf die Statuten des DFB. In Paragraf neun fordert die Sicherheitsrichtlinie für Bundesspiele „Zuschauerbereiche in mindestens vier getrennte Sektoren zu unterteilen“. Zudem geht nach Dynamo-Angaben das vom Verein, Polizei und der Stadionprojektgesellschaft ausgearbeitete Sicherheitskonzept ebenfalls von getrennten Sektoren aus. Die Evakuierung sei so einfacher. Der DFB äußerte sich zunächst nicht.

Unterstützung erhalten die Fans aus dem Stadtrat. SPD-Sportpolitiker Thomas Blümel hält die Sektorentrennung nicht für sinnvoll: „Im Fall einer Panik wie in Duisburg besteht beim derzeitigen Konzept die Gefahr, dass Menschen zu Schaden kommen. Das darf auf keinen Fall so bleiben.“


Sächsische Zeitung, 4. August 2010

Was Familien im Dynamo-Stadion erwartet
Von Olaf Kittel

Am Sonntag öffnet die tolle Arena exklusiv für SZ-Leser. Es gibt Führungen in sonst verschlossene Bereiche und ein großes Fußballfest für jedermann. Und Dynamos neues Team stellt sich vor. Beim Sieg gegen Jena hatte Dynamo bereits zweimal Grund zum Jubeln: Koch und Biran freuen sich mit dem Torschützen Gundersen. Beim SZ-Entdeckertag wird die neue Mannschaft nun offiziell vorgestellt. Foto: Lutz Hentschel

Sie haben nichts für Fußball übrig? Ihr Herz schlägt für Dynamo, aber Sie waren noch nie im neuen Stadion? Sie sind Dynamo-Fan? Zu welcher Gruppe Sie sich auch zählen - am Sonntag wird sich ein Besuch in der neuen Arena, die inzwischen zu Dresdens Sehenswürdigkeiten zählt, unbedingt lohnen.

Führungen in die Vip- und Sicherheitsbereiche

Das hat es so noch nie geben: Sie erleben die Polizei-Einsatzzentrale, die gerade erst eingerichtete Medientribüne, die VIP-Logen und den Businessbereich und natürlich die Mannschaftskabinen. Sachkundige Führer werden Ihnen das Sicherheitskonzept erläutern, den neuen Familienblock im Stadion vorstellen und genau zeigen, wo die Fußball-Profis sich auf die Spiele vorbereiten. Alle zehn Minuten startet eine halbstündige Führung durch das Stadion . Eine weitere Führung bietet die Fangemeinschaft an. Sie öffnen die alte Baracke , in der der Verein noch bis vor einem Jahr gehaust hat. Kaum noch zu glauben.

Dynamo präsentiert die neue Mannschaft

Das ist gute Tradition: Dynamo stellt zu Beginn der neuen Saison die Mannschaft öffentlich vor. Diesmal ist das besonders interessant, denn Dynamo hat viele neue Spieler verpflichtet. Darunter die neuen Sturm-Hoffnungen Shergo Biran von Union Berlin und Marc Sand aus Österreich. Die Dynamos werden sich 14.30 Uhr auf dem heiligen Rasen einfinden. Anschließend stehen sie für Autogramme zur Verfügung.

Dynamos alte Stars und die harte Gegenwart

SZ-Leser sind zu zwei Talkrunden herzlich eingeladen. 11.00 Uhr sprechen große Dynamos über die glanzvollen Zeiten und die Arbeit der Traditionsmannschaften, unter ihnen Dieter Riedel und Frank Ganzera. Um 13.00 Uhr informieren der Chef der Stadionprojektgesellschaft Hans-Jörg Otto und der Frauen-WM-Verantwortliche Jörn Torsten Verleger darüber, wie sich Dresden auf die WM im nächsten Jahr vorbereitet und wie das Stadion künftig noch genutzt werden könnte. Die Leserforen werden von SZ-Redakteuren moderiert.

Alles rund um den Fußball für die ganze Familie

Wollten Sie und Ihre Kinder nicht längst den Fußball-Führerschein ablegen? Oder mal das Torwandschießen versuchen? Oder einfach nur bäbbeln, wie der Sachse sagt? Kein Problem, Dynamo gibt seinen Kunstrasenplatz neben dem Stadion als Familienzentrum frei.

Viel Aktion im und um das Stadion

Das Deutsche Rote Kreuz wird Rettungsübungen im Stadion vorführen, die Polizei zeigt, wie sie Gewaltaktionen präventiv begegnet. Die Feuerwehr präsentiert ihre neueste Technik und lädt SZ-Leser ein, mal selbst Feuerwehrmann zu spielen. Sie können sich aber auch als Fußball-Kameramann versuchen. Ihre Aufnahmen werden auf die Großbildschirme im Stadion übertragen.

Unvergessliche Spiele aus großen Dynamo-Zeiten

Wissen Sie noch, wie Dynamo Juventus Turin bezwang, Belgrad vom Platz fegte oder nur denkbar knapp gegen Bayern München aus dem Europapokal ausschied? Unvergessliche Spiele - Sie können sie den ganzen Tag auf Großbildschirmen im Businessbereich verfolgen.

Die SZ ist mit dem Entdeckerstand vor Ort

Hier können Sie sich über die Veranstaltungen informieren, aber auch Bücher aus der SZ-Edition erwerben und SZ-Leserreisen buchen. Der besondere Clou: Lassen Sie sich am Stadion fotografieren, das Bild als Postkarte mit den neuesten Briefmarken von PostModern versehen und schicken Sie sie an Ihre Lieben daheim.

Wie viel kostet der Eintritt im Stadion?

Es wird ein Euro pro Person als Unkostenbeitrag am Stadiontor verlangt - alle Veranstaltungen inklusive. Für Bratwurst, Bier und Limo muss freilich extra bezahlt werden - die Dynamo-Caterer sind mit ihren Angeboten vor Ort.


SZ-Leser kicken auf Dynamos heiligem Rasen

Es ist der Traum vieler Fußballer, einmal im neuen Dynamo-Stadion auf dem heiligem Rasen der Profis zu spielen. Für rund 100 Frauen und Männer wird dieser Traum am Sonntag wahr. Sie nehmen am Leser-Turnier der SZ teil. Die Mannschaften kommen aus den Landkreisen Bautzen, Görlitz, Meißen und Sächsische Schweiz/Osterzgebirge sowie dem Altkreis Döbeln und aus Dresden. Neben den sechs Leser-Teams laufen noch SZ-Mitarbeiter und die vierte Männer-Mannschaft von Dynamo auf. Auf der Trainerbank sitzen mit Eduard Geyer, Gert Heidler, Steffen Heidrich, Udo Schmuck, Andreas Trautmann und Reinhard Hauptmann populäre Ex-Fußballer von Dynamo Dresden und Stahl Riesa.

Gespielt wird ab 10 Uhr auf Kleinfeld. Sieben Aktive bilden eine Mannschaft. Die Spielzeit beträgt pro Partie zweimal zehn Minuten. Über eine Vorrunde (zwei Gruppen) und zwei Halbfinals werden die Endspielteilnehmer ermittelt. Um die übrigen Platzierungen gibt’s Neunmeter-Schießen. (SZ/rah)


CDU regt Alkoholverbot an Fußballplätzen an

Dresden. Dresdens Christdemokraten sorgen sich um die Sicherheit an Fußball- und Bolzplätzen. Bürger fühlten sich dort nicht sicher, sagte Kreis-Chef Lars Rohwer. Er bezog sich dabei auf eine Umfrage an Partei-Infoständen unter rund 150 Dresdnern. Jeder zweite Befragte habe angegeben, sich bei Fußballspielen unsicher zu fühlen. „Fußball ist der deutsche Volkssport Nummer eins. Da kann es nicht sein, dass viele Familien mit ihren Kindern den Bolz- und Fußballplätzen fernbleiben, weil sie Sorgen um die Sicherheit und Ordnung haben“, sagte CDU-Chef Lars Rohwer. Mehrfach sei ein Rauch- und Alkoholverbot an den Plätzen vorgeschlagen worden. Rohwer: „Dies wollen wir jetzt mit den Dresdnern in Ortsbeiräten und Ortschaftsräten diskutieren.“ (SZ/ale)