Jahr 2010



Sächsische Zeitung, 24. Juni 2010

CDU wirft Dynamo Lügen vor
Von Thilo Alexe

Es ist eine Geschichte von Lügen und Intrigen.“ Die CDU-Sportpolitikerin Anke Wagner lässt wenig Gutes an der Sportgemeinschaft Dynamo. Eifersüchteleien und Profilsucht prägten den Verein. Trauriger Höhepunkt: Der komplette Rücktritt des Aufsichtsrates vor zwei Wochen. Wagner betont: „Dynamo Dresden ist in der größten Krise seit 20 Jahren.“

Die Turbulenzen – der finanziell angeschlagene Club wollte gegen den Willen der Stadt einen gut bezahlten zweiten Geschäftsführer einstellen – haben die Kommunalpolitik auf den Plan gerufen. Zwei Stunden debattiert der Dresdner Stadtrat am gestrigen Abend über den Kultclub. Soll die Stadt angesichts des Chaos’ in der Führungsetage der Gelb-Schwarzen die Stadionzuschüsse stoppen?
Für die Linke verweist André Schollbach auf die vergleichsweise hohe Förderung, die Kulturinstitutionen wie die Semperoper, das Hellerauer Zentrum und das Staatstheater erhielten. „Ein Verein wie Dynamo Dresden ist im weitesten Sinn auch eine Kultureinrichtung“, betont der Fraktionschef. Für viele Menschen sei er sogar Lebensinhalt. Zwar gebe der Club gerade ein erbärmliches Erscheinungsbild ab. Dennoch habe die Linke Dynamo immer unterstützt. Der CDU wirft Schollbach Scheinheiligkeit vor. Die Partei versuche die Krise zu nutzen, um eigene Leute in den Vereinsgremien zu installieren.

Warnung vor Insolvenz

Grünen-Fraktionssprecher Jens Hoffsommer versucht, die Emotionen herauszunehmen. An der Finanzsituation im Verein habe sich trotz der Führungsquerelen nichts geändert. Im März habe der Stadtrat beschlossen, mit einem Zuschuss von 700000 Euro an die Stadionprojektgesellschaft, Dynamo bei der Miete zu entlasten. Werde dieser Beschluss aufgehoben, drohe dem Verein die Insolvenz.
Als Gastredner wirbt Dynamo-Präsident Hauke Haensel um Vertrauen. Die Krise habe das Vertrauen zur Stadt belastet. Doch der zweite Geschäftsführer sei nicht eingestellt worden. Die Mitglieder hätten eine Sonderzahlung für den Verein beschlossen. Haensel: „Wir sind auf einem guten Weg, aus dem Tal der Tränen herauszukommen.“

Knapp eine Million Euro zahlt Dynamo Dresden nach Angaben des Präsidenten pro Jahr an Stadionmiete. Der Betrag sei vergleichsweise hoch. Ähnlich sieht das SPD-Stadtrat Thomas Blümel. Das Stadionverursache Kosten von rund 4,5 Millionen Euro jährlich. Gehe Dynamo pleite, müsse das Geld dennoch aufgebracht werden – wohl durch die Stadt.
Für die Bürgerfraktion verweist Jan Kaboth auf den Wandel, den der Verein vor wenigen Tagen eingeleitet habe. „Es herrscht wieder Aufbruchstimmung und absolute Euphorie.“ Gemeint damit ist, dass mit Ex-Spieler Volker Oppitz seit Kurzem ein Geschäftsführer amtiert, den viele Stadträte als vertrauenswürdig empfinden – auch wenn sie Stefan Bohne nachtrauern, der im Zuge des Streits gehen musste. Noch mehr Hoffnung setzen die Kommunalpolitiker aber in den sogenannten „Calli-Effekt“. Redner mehrerer Fraktionen verweisen darauf, dass Leverkusens Ex-Manager Rainer Calmund als ehrenamtlicher Dynamo-Berater ein Gewinn für den Fußballverein sei.

Zwei Stunden Debatte

Nach zwei Stunden schließlich stimmt der Rat ab. Hinter den Kulissen wird folgender Deal ausgehandelt: Die Forderung der CDU, wonach die Stadt die Voraussetzungen für den Zuschuss-Stopp prüfen soll, wird nicht völlig abgeschmettert. Der Stadtrat verweist den Antrag in die Ausschüsse für Finanzen und Sport. Dort wird er voraussichtlich nach der Sommerpause debattiert. Geld kann also vorerst fließen.


Morgenpost, 24. Juni 2010

Eislöwen und Dynamo zittern: Heute will die CDU den Geldhahn drosseln
Von Enrico Lucke

DRESDEN – Vor der heutigen Stadtratssitzung zittern die Eislöwen und die SG Dynamo: Die Freizeitpolitiker entscheiden über die Existenz der zwei Profi-Vereine. Dabei geht’s um die Miete für die jeweiligen Spielstätten.

Die Eislöwen hoffen, dass die 70 Räte dem Vorschlag des Sportausschusses folgen. Der sieht vor, dass die Mietschulden von 300 000 Euro in den kommenden sieben Jahren abgestottert werden können. Kommt diese Entscheidung nicht, muss der Zweitligist Insolvenz anmelden. Doch danach sieht es nicht aus, die Fraktionen haben gestern signalisiert, dem Vorschlag folgen zu wollen. Anders ist die Situation bei Dynamo. Die Kicker haben bereits für die kommende Saison einen städtischen Mietzuschuss von rund 1,2 Millionen Euro erhalten. Nach den turbulenten Wochen (Hauptgeschäftsführer und Aufsichtsrattraten zurück) will die CDU-Fraktion den Zuschuss verringern. Lars Kluger: „Es soll nur noch 527 000 Euro geben.“
Das würde bedeuten: 700 000 Euro müssten die Schwarz-Gelben für die Arena mehr aufbringen – doch woher? Das CDU-Problem: es gibt bereits einen Vertrag zwischen der Stadt und Dynamo. Jetzt soll geprüft werden, ob die Stadt ihn kündigen kann.


Sächsische Zeitung, 24. Juni 2010

Der Calmund-Effekt — ist die Stadt bald wieder dicke mit Dynamo?
Von Thilo Alexe

Der Neuanfang beim krisengeschüttelten Club weckt Hoffnungen in der Politik. Dennoch will die CDU städtische Zuschüsse überprüfen.
Die Personalkrise in den Führungszirkeln von Dynamo Dresden hält auch den Stadtrat in Atem. „Das ist wie eine Black-Box“, sagt die CDU-Sportpolitikerin Anke Wagner. In den vergangenen Wochen, als der Aufsichtsratzurücktrat und Geschäftsführer Stefan Bohne keinen neuen Vertrag bekam, habe es kaum Ansprechpartner für die Stadt gegeben. „In diese Strukturen wollen wir kein Geld mehr schießen“, betont Wagner.

Allerdings lässt die Stadträtin aus der stärksten Fraktion wenig Zweifel daran, dass der mittlerweile begonnene Neuanfang bei dem Verein Anlass zur Hoffnung gibt: „Wir wollen Dynamo keine Knüppel zwischen die Beine werfen.“ Ursprünglich hatte die CDU beantragt, städtische Zuschüsse fürs neue Stadionzu stoppen. Den Antrag, über den der Stadtrat heute abstimmt, hat die Fraktion allerdings merklich entschärft.

Ein Grund: Der finanziell angeschlagene Verein rückte von seinem Plan ab, gegen den Willen der Stadt die kostspielige Verpflichtung eines zweiten Geschäftsführers durchzudrücken. Zudem konnte Dynamo einen prominenten ehrenamtlichen Helfer gewinnen.
Der erfahrene Ex-Manager des Bundesligisten Bayer Leverkusen, Reiner Calmund, will rund um das Harbig-Stadion etwas aufbauen. „Dresden ist eine der schönsten Städte des Planeten, hier gibt es so viele positiv ‚bekloppte’ Fußballanhänger, hier habe ich so viele Emotionen erlebt, die ich nie vergessen werde – da weiß ich einfach, dass hier etwas möglich ist“, sagt „Calli“, der sich selbst scherzhaft als „alten Sack“ bezeichnet.

Offenbar trauen die meisten Stadträte dem Fußballkenner zu, Dynamo mit seinen Ratschlägen wieder auf Erfolgskurs zu bringen. „Calli“ will Dynamo-Helden aus der goldenen Vergangenheit wie „Ede“ Geyer und „Dixie“ Dörner für den Club gewinnen. Zudem verfügt er wohl noch immer über exzellente Kontakte zu potenziellen Sponsoren und Spielervermittlern. Heute dürfte das alles debattiert werden. Denn bevor der Stadtrat über die Dynamo-Finanzen entscheidet, steht eine rund einstündige Aussprache auf der Tagesordnung. Neben der CDU wollen auch die Linken deftige Worte in Richtung Traditionsverein schicken. Von einem „wenig erbaulichen Zustand“ der Sportgemeinschaft sprach Linksfraktionschef André Schollbach. Im Notaufsichtsrat säßen zudem Mitglieder, „die den Verein schon mal an die Wand gefahren haben“. Dennoch sei die Linke „grundsätzlich pro Dynamo“ – wegen der zahlreichen Fans, die den Verein unterstützten, wie Linken-Stadtrat Tilo Kießling ergänzt. Die CDU beantragt lediglich, das Aussetzen der im März beschlossenen Zuschüsse von 700000 Euro zur Stadionmiete zu prüfen. Zudem soll die Stadt Neuverhandlungen über die Stadionverträge mit dem Verein und der Stadionprojektgesellschaft vorläufig aussetzen. Zunächst muss, so Wagner, der amtierende Notaufsichtsrat einen Bericht über seine Strategie und Finanzkonzepte geben. Die CDU-Frau warf dabei die Frage nach der Ausgliederung der Profiabteilung aus dem Verein auf.
Angesichts knapper Mehrheiten ist offen, ob der Vorstoß durchkommt. Grüne und SPD wollen ihn ablehnen, die Linke prüft, die Bürgerfraktion stimmt zu. Möglich ist aber, dass Teile des Antrages wie die Forderung nach dem Aufsichtsratsbericht durchkommen. Angesichts von bislang zwölf Millionen Euro städtischer Zuschüsse fürs Stadionwird sich der Rat ohnehin bald wieder mit dem Verein befassen. „Spätestens im Herbst“, sagt Grünensprecher Jens Hoffsommer.


Morgenpost, 20. Juni 2010

Dynamos neuer Hoffnungsträger Calmund legt los: "Der Aufstieg muss her"
Das Comeback der Idole: Dörner wird Sportdirektor, Geyer und Minge dabei

DRESDEN- Der Dresdner Schillergarten ist für seine gute Küche bekannt und auch für seine lange Tradition. Da passte der erste Auftritt vom neuen Dynamo- Berater Reiner Calmund in der Öffentlichkeit natürlich wie die Faust aufs Auge. MORGENPOST AM SONNTAG sprach mit dem 61- jährigen.

Seit ein paar Tagen ist Dresden im Ausnahmezustand, weil alle hoffen: Mit "Calli" kann's ja nur noch aufwärts gehen.

Calmund: "Ich freue mich über die Euphorie, bin aber kein Zauberer: Ich werde hier keine One-Man Show veranstalten. Aber ich bin voller Hoffnung nach den letzten Gesprächen mit Oberbürgermeisterin Helma Orosz und dem Chef des Not- Aufsichtsrates Thomas Bohn, habe ein wirklich gutes Gefühl."

Was wollen sie als erstes tun?

Calmund: "Wir brauchen Klarheit in den Strukturen, wirtschaftliche Strategien und sportliche Konzepte. Aber vor allem braucht der Verein Ruhe als einen Silberstreif am Horizont."

Sie hatten auch ein Gespräch mit Volker Oppitz und Matthias Maucksch.

Calmund: "Bei dem jungen Doktor war ich etwas skeptisch eben wegen seiner Jugend.
Doch der Bursche hat erstaunlich klare Ansichten und wird nicht nur eine Übergangslösung auf dem Geschäftsführer- Posten sein. Ich hoffe auch, dass einige aus dem jetzigen Not- Aufsichtsratim Herbst in das neue Führungsgremium gewählt werden. Wir brauchen Kontinuität. Was Volker Oppitz noch braucht, ist natürlich Erfahrung- aber die kann er nur genau in diesem Job sammeln. Deshalb werden wir ihm an allen Ecken und Kanten Unterstützung geben. Das gilt auch für Matthias Maucksch, der die Mannschaft von Platz 20 auf 11 geführt und so vor dem Abstieg gerettet hat. Mit diesen beiden jungen Leuten an der Spitze werden wir das operative Geschäft meistern."

Sie wollen mit Erfahrung unterstützen- haben sie schon jemand im Blick?

Calmund: "Dixi Dörner wird den Trainern als Sportdirektor zur Seite stehen. Er ist nicht umsonst der Beckenbauer des Ostens, hat viel Sachverstand, auch wenn er manchmal etwas stur ist. Ulf Kirsten, ist ja ebenfalls kein einfacher Typ, aber wenn Dörner früher nur gehustet hat, stand auch er stramm. Ralf Minge wird mit einer Sondergenehmigung des DFB, bei dem er als `U20- Auswahltrainer`angestellt ist, wieder für Dynamo arbeiten. Und den Eduard Geyer werde ich aus seinem Gärtchen raus holen. Für das hat er später noch genug Zeit. Ihn brauchen wir als Scout-und Respektsperson. Viele Spieler haben mir gesagt: Wenn du unter dem trainiert hast, freust du dich aufs Sterben. Auf so einen Mann darf man nicht verzichten."

Seit Jahren spricht man von der Ausgliederung der Profiabteilung aus dem Stammverein, von einer GmbH. Wie erklären sie das den Fans?

Calmund: " Die sind die Seele und die Herzschlagader des Vereins und sein größtes Kapital. Wir werden mit ihnen jede Strukturveränderung diskutieren. Wenn es soweit ist werden wir uns in der Eishalle oder im Congress- Center treffen. In der ersten Halbzeit gibt's keinen Alkohol, da wird alles sachlich dargelegt. In der der zweiten Halbzeit können wir bei einem Bierchen alles besprechen, da kann's dann ruhig mal heiß her gehen. Hauptsache am Ende herrscht Konsens."

Sie sind ja richtig heiß- warum nehmen Sie mit 61 noch diese Herausforderung an?

Calmund: "ich habe zu Dresden eine lange Beziehung. Das fing vor 20 Jahren mit Kirsten an. dann habe ich nach dem Hochwasser das Benefizspiel mit organisiert und sah das Leuchten und die Tränen in den Augen der Leute. bei der Stadion- Eröffnung musste sich der schwarz-gelbe Block mit seinem `You never walk alone´ nicht vor Liverpool verstecken. Dresden ist eine der schönsten Städte auf diesem Planeten, es gibt schlimmeres, als hierher zu fahren und zu arbeiten."

Wie ist ihr Verhältnis zum Rathaus?

Calmund: "Als ich vor paar Monaten in Sachen Stadionmiete vermitteln wollte, bin ich abgeblitzt. Aber jetzt hatte ich wie gesagt ein gutes Gespräch mit Frau Orosz. Man darf auch nie vergessen: Die Stadt hat das Stadiongebaut, hat Bürgschaften und Zuschüsse gegeben, ohne die Dynamo schon gar nicht mehr Fußball spielen würde. Trotzdem muss man über die Mietbelastung reden. Es kauft sich doch auch keiner ein schmuckes F1- Team, wenn er dann kein Geld mehr für das Benzin hat. Ohne Moos nix los. Deshalb muss der sportliche Aufstieg her. Allein mit höheren Fernsehgeldern können alle Beteiligten viel besser leben und arbeiten."
Gert Zimmermann


Sächsische Zeitung, 17. Juni 2010

Dieser Not-Aufsichtsrat soll Dynamo retten
Von Tino Meyer

Im Kontrollgremium des Fußball-Drittligisten ist Platz für Stadt, Sponsoren und sportliche Kompetenz.

Die SG Dynamo Dresden ist wieder handlungs- und vor allem beschlussfähig. Gestern benannte das Präsidiumdes Fußball-Drittligisten satzungsgemäß einen sechsköpfigen Notaufsichtsrat, dem ab sofort Thomas Bohn, Jens Heinig, Winfried Lehmann, Simone Sperling, Klaus Sammer und Michael Müller angehören. „Dieser Aufsichtsratist in der Lage, den Verein in ruhiges Fahrwasser zu bringen. Wir wollen Frieden und nicht die Gräben weiter aufreißen“, sagt Dynamo-Präsident Hauke Haensel. Die SZ beantwortet die wichtigsten Fragen zum neu besetzten Kontrollgremium.

Wieso braucht Dynamo einen NotAufsichtsrat?

Das ist in der Vereinssatzung vorgeschrieben, nachdem am vergangenen Freitag die im November 2009 gewählten Aufsichtsräte komplett zurückgetreten waren. In diesem Fall muss das Präsidiumsechs Personen auswählen, die das Kontrollgremium bis zur nächsten Mitgliederversammlungbesetzen. Die soll voraussichtlich im Oktober stattfinden. Darüber hinaus haben die Fangemeinschaft Dynamo, der Ehren- sowie Jugendratnun ebenfalls die Möglichkeit, je einen Vertreter in den Aufsichtsratzu schicken.

Warum hat das Präsidium diese Kandidaten gewählt?

Als sehr ausgewogen und von hoher Qualität bezeichnete Haensel die Notbesetzung. Nach den Querelen der vergangenen Tage und Wochen ist es dem Dynamo-Präsidenten gemeinsam mit seinen Kollegen Andreas Ritter und Diana Schantin gelungen, die wichtigsten Partner und Geldgeber des Vereins in die Verantwortung zu nehmen. Mit Winfried Lehmann, Dresdens Sportbürgermeister, ist erstmals die Stadt als einer der größten Kreditgeber des Klubs vertreten. „Wir hoffen, dass wir in dieser Konstellation wieder Vertrauen aufbauen und zukünftig Irritationen vermeiden können“, erklärte Haensel.

Mit Thomas Bohn und Jens Heinig kehren dagegen zwei frühere Räte in das Gremium zurück. Bohn, Geschäftsführer des Dynamo-Sponsors Saxoprint, Bürge mit sechsstelliger Summe und Vertrauter von Oberbürgermeisterin Helma Orosz, leitete im vergangenen Jahr schon einmal den Aufsichtsrat, trat aber auf Druck einer Mitgliederinitiative zurück. Weil Bohn danach für die folgende Aufsichtsratswahl von der Kandidatenliste gestrichen wurde, verließ Heinig, Geschäftsführer des Hauptsponsors Veolia, aus Protest ebenfalls das Gremium. Dass beide nun wieder an vorderster Front für Dynamo arbeiten, hatte sich in den vergangenen Tagen angedeutet.

Umso überraschender ist die Berufung von Klaus Sammer. Der frühere Dynamo-Spieler und -Trainer soll die sportliche Kompetenz erhöhen. „Natürlich helfe ich, wenn Dynamo fragt“, sagte Sammer auf SZ-Nachfrage. Den Aufsichtsratkomplettieren zwei Rechtsanwälte: Michael Müller, Spezialist für Vereinsrecht, und vor zwei Jahren schon einmal als rechtlicher Betreuer der Satzungskommission für Dynamo tätig, sowie Simone Sperling. Die gebürtige Dresdnerin stand bereits als Nachrücke-Kandidatin fest.

Und welche Rolle spielt Reiner Calmund?

Der schwergewichtige Fußball-Manager hatte am Dienstag erklärt, Dynamo ab sofort beratend zur Seite zu stehen. Tags zuvor war Calmund mit Bohn bei Dresdens Oberbürgermeisterin. „Mit den Vorstellungen und Konzepten kann ich mich zu hundert Prozent identifizieren“, betonte er danach und kündigte an, sich möglicherweise im Herbst in den Aufsichtsratwählen zu lassen. „Die Hauptlast“, so erklärte Haensel gestern, „liegt aber auf Volker Oppitz. Als Geschäftsführer muss er das Tagesgeschäft schultern.“ Dabei hat der bisherige Dynamo-Profi neben Calmunds Unterstützung offenbar auch den Notaufsichtsrat hinter sich. Nach SZ-Informationen soll Oppitz‘ bislang auf drei Monate befristeter Vertrag bis zum Saisonende im Juni 2011 verlängert werden.


Sächsische Zeitung, 12. Juni 2010

Dynamos Aufsichtsräte treten zurück

Das Kontrollgremium zieht die Konsequenzen aus den Querelen. Bis Mittwoch will das PräsidiumNachfolger bestimmen.

Führungskrise bei Dynamo Nach einer Woche voller Chaos, Durcheinander und Querelen ist der Aufsichtsratder SG Dynamo Dresden am Freitagabend geschlossen zurückgetreten. „Wir hoffen, mit dieser Entscheidung den Weg zu einer wiederkehrenden Ruhe innerhalb des Vereins zu ebnen“, teilten die sieben noch verbliebenen Mitglieder des Kontrollgremiums in einer Erklärung mit. „Zu den Gründen“, heißt es in dem Schreiben weiter, „werden sich die einzelnen Personen individuell äußern.“

Fakt ist: Dieser Schritt war nach den Entwicklungen in der vergangenen Woche unumgänglich und überfällig. Nachdem die Stadt Dresden am Montag die Einstellung von Rolf Dohmen als neuen Hauptgeschäftsführer abgelehnt hatte, war der Druck von Sponsoren, der Stadt und nicht zuletzt der vereinsinternen Gremien zu groß geworden. „Es geht für uns als Präsidiumnun darum, geeignete Aufsichtsräte zu nominieren, die in der Lage sind, den Verein wieder in ruhiges Fahrwasser zu bringen“, sagte Dynamo-Präsident Hauke Haensel.
Entscheidend sei, nach innen wie nach außen wieder Vertrauen aufzubauen, unterstrich der Chef der Volksbank Pirna und erklärte auch gleich, wie dies gelingen soll: „Unser Ziel ist ein ausgewogener Aufsichtsrat, der den Verein widerspiegelt und über Mitglieder mit Erfahrung und Kompetenz in wirtschaftlichen und rechtlichen Fragen verfügt.“ Zudem wurde beschlossen, „unserem wichtigsten Partner, der Landeshauptstadt Dresden, einen Sitz im Aufsichtsratanzubieten“.

Gewählt wird das neue Gremium bei der turnusmäßigen Mitgliederversammlungim November. Die Kontrolle bis dahin übernimmt ein sechsköpfiger Not-Aufsichtsrat, der bis Mittwoch vom Präsidiumbe-nannt wird. Nach SZ-Informationen soll Jens Heinig, Geschäftsführer des Trikotsponsors Veolia ebenso dabei sein wie Thomas Bohn, der den Vorsitz des Aufsichtsrats schon einmal inne hatte. (SZ/-yer)


Sächsische Zeitung, 10. Juni 2010

Neue Personalentscheidungen bei Dynamo

Der Aufsichtsratdes Drittligisten Dynamo Dresden hat den ehemaligen Spieler Dr. Volker Oppitz zum Interims-Geschäftsführer berufen. Zudem gab der Verein bekannt, dass mit Sebastian Schuppan der zweite Transfer für die kommende Saison perfekt gemacht werden konnte.

Neues von Dynamo Dresden: Der Aufsichtsratdes Fußball-Drittligisten hat am Donnerstag Dr. Volker Oppitz für die Dauer von drei Monaten zum Geschäftsführer des Vereins bestellt. Zuvor hatte das Amtsgericht in Dresden die Auffassung über die Notwendigkeit der Bestellung eines Notvorstandes nicht geteilt. Als Grund wurden zum einen angegeben, dass der Aufsichtsratfür die Bestellung der Geschäftsführung der SG Dynamo Dresden sowohl zuständig als auch handlungsfähig ist und zum anderen die 2008 zwischen der Landeshauptstadt Dresden und dem Verein vereinbarte Zustimmungserfordernis der Stadtverwaltung bei Geschäftsführerwechseln juristisch in Zweifel gezogen werde. Um die Handlungsfähigkeit des Vereins wiederherzustellen und dringende Rechtsgeschäfte abschließen zu können, entschloss sich der Aufsichtsratnach juristischer Beratung dazu, den als Notvorstand vorgeschlagenen Dr. Volker Oppitz umgehend als Geschäftsführer zu bestellen.
„Ich freue mich über das zum Ausdruck gebrachte Vertrauen und übernehme gern die Verantwortung für meinen und unseren Verein“, sagte Volker Oppitz. „Mein oberstes Ziel ist es nun, sachlich und rasch die Arbeitsfähigkeit der Geschäftsstelle wiederherzustellen, die notwendigen Verträge – insbesondere für die Vorbereitung der Saison 2010/2011 – auf den Weg zu bringen und die Gremien des Vereins dabei zu unterstützen, den Auftritt und das Handeln der SG Dynamo Dresden wieder in geordnete Bahnen zu lenken und dadurch schnellstmöglich das auf der Strecke gebliebene Vertrauen zurückzugewinnen.“

Präsident Haensel: "Schwierige Rechtslage"

Präsident Hauke Haensel erklärt die Hintergründe der Bestellung so: „Die schwierige Rechtslage und die wichtigen, unaufschiebbaren Aufgaben haben diesen Schritt erforderlich gemacht. Wir legen größten Wert auf die Feststellung, dass wir an der engen Zusammenarbeit und Abstimmung mit der Stadtverwaltung festhalten. Die Bestellung von Volker Oppitz zum Geschäftsführer ist deswegen zeitlich befristet, um innerhalb dieser Frist das vereinbarte Zustimmungsrecht der Landeshauptstadt bei der Besetzung unserer Geschäftsführung unter Berücksichtigung der juristischen Erfordernisse wieder herzustellen. Das haben wir den Verantwortlichen im Rathaus auch sofort mitgeteilt und erläutert.“
Die Dynamo-Verantwortlichen wollen nun so schnell wie möglich die verbindliche Klärung der rechtlichen Situation herbeiführen und im Dialog mit allen wichtigen Partnern eine langfristige Lösung für die Besetzung der Geschäftsführung zum Wohle des Vereins finden. „Es ist selbstverständlich, dass wir dabei alle Schritte vertrauensvoll mit der Landeshauptstadt beraten werden“, so Präsident Haensel. Die Stelle des Geschäftsführers werde nun umgehend ausgeschrieben. Die Auswahl des geeigneten Kandidaten werde unter Einbeziehung der Landeshauptstadt erfolgen, hieß es vom Verein.

Schuppan zweiter Neuzugang

Kurz nach dieser Entscheidung konnte auch der zweite Spielertansfer vermeldet werden. Aus Paderborn kommt der Mittelfeldspieler Sebastian Schuppan an die Elbe. Der 23-Jährige unterschrieb einen Vertrag bis 2011 mit Option auf ein weiteres Jahr. Der Linksfuß ist auf der linken Außenbahn sowohl offensiv als auch defensiv einsetzbar. Schuppan stammt aus Senftenberg und spielte in seiner Jugend für den FSV Glückauf Brieske/Senftenberg und Energie Cottbus. Für ihn stehen 27 Zweiligaspiele für Energie Cottbus und 14 Drittligaspiele für den SC Paderborn zu Buche.

„Dynamo hat ein tolles Stadion, große Tradition und ein riesiges Fanpotential – schon als ich mit Cottbus hier gespielt habe, war ich immer sehr beeindruckt und bin stolz, jetzt hier auflaufen zu dürfen“, sagte Schuppan. „Außerdem waren die Gespräche mit dem Trainer für mich ganz wichtig. Er hat sich sehr um mich bemüht und mir sein Vertrauen ausgesprochen. Ich will bei Dynamo angreifen und Fußball spielen – möglichst oft und möglichst lange.“ Matthias Maucksch freut sich sehr über den zweiten Neuzugang: „Sebastian Schuppan hat großes Potential. Ich bin davon überzeugt, dass er ein wichtiger Bestandteil unserer Mannschaft wird, wenn er es dauerhaft abrufen kann. Ihn zeichnen seine Dynamik, sein starker linker Fuß und sein Kopfballspiel aus und ich bin sicher, dass wir viel Freude an ihm haben werden.“ (szo)


Sächsische Zeitung, 9. Juni 2010

Oppitz wird der neue Dynamo-Chef

Seit Anfang Mai arbeitet Volker Oppitz als Assistent in der Dynamo-Geschäftsstelle. Nun ist er – zumindest für einige Tage – der Chef.
Von Daniel Klein und Tino Meyer

Das Dresdner Amtsgericht muss den Notvorstand noch bestätigen. Der wird in der Geschäftsstelle von einem Sicherheitsdienst bewacht.
Vom Assistenten zum Chef in nur wenigen Tagen: Die Karrierechancen bei Dynamo Dresden sind derzeit prächtig. Volker Oppitz, der erst Anfang Mai seine Profikarriere beendet und als Assistent in die Geschäftsstelle gewechselt war, soll den krisengeschüttelten Verein in den kommenden Tagen als Notvorstand leiten. Die verbliebenen Aufsichtsräte einigten sich gestern auf den 32-jährigen Diplom-Kaufmann und Doktor der Wirtschaftswissenschaften und beantragten beim Amtsgericht Dresden die Eintragung in das Vereinsregister. Dies soll noch in dieser Woche erfolgen.

Oppitz hätte dann sämtliche Befugnisse des beurlaubten Geschäftsführers Stefan Bohne. Der erklärte sich bereit, seinen Interims-Nachfolger einzuarbeiten. „Das ist doch gar keine Frage. Natürlich helfe ich, wenn man mich fragt“, sagte Bohne. Besser müsste es heißen: Wenn man ihn lässt. Denn das Misstrauen des Rumpf-Aufsichtsrates in die Dynamo-Angestellten ist offenbar groß. Am vergangenen Freitag wurden sie beim Verlassen der Geschäftsstelle gefragt, was sie in ihren Taschen hätten. Am Wochenende durften die Mitarbeiter nur in Begleitung eines Aufsichtsrates die Räume in der Enderstraße betreten. Seitdem bewacht rund um die Uhr ein Sicherheitsdienst den Geschäftsstellen-Flur. Oder soll er die dort Arbeitenden beschützen? Aber vor wem eigentlich?

Volker Oppitz wollte sich gestern nicht zu seiner Berufung äußern und verwies auf die Pressestelle. Jedes Wort könnte in diesen Tagen offensichtlich schon ein falsches sein. Wie lange Oppitz als Not-Geschäftsführer amtieren muss, hängt wesentlich davon ab, was der Krisengipfel sämtlicher Gremien am Freitag beschließt. „Eine Dauerlösung ist das jedenfalls nicht“, sagte der Ehrenrats-Vorsitzende und Rechtsanwalt Klemens Rasel.
Mit Kopfschütteln hat auch Matthias Maucksch die Ereignisse der vergangenen Tage verfolgt. „Wenn ich ein neutraler Beobachter wäre, würde ich es als sehr interessant und abenteuerlich bezeichnen. Besser als jeder Film. Doch als Angestellter des Vereins steht es mir nicht zu, mich dazu öffentlich zu äußern“, sagt Dynamos Cheftrainer. Die Konsequenzen dieser chaotischen Verhältnisse in der Vereinsführung spürt er jedenfalls derzeit am deutlichsten. Dass unter seinem eigenen neuen Cheftrainer-Vertrag weiterhin die Unterschrift fehlt, ist dabei noch das kleinste Problem. Als „äußerst gravierend“ bezeichnet der 40-Jährige dagegen die Auswirkungen der Turbulenzen bei Verhandlungen mit potenziellen Neuzugängen, denen er seit einigen Wochen mit Visionen und Emotionen den Wechsel zu Dynamo schmackhaft zu machen versucht. Diese Spieler reagieren nun natürlich abwartend und noch zurückhaltender.
Bestes Beispiel dafür ist Sebastian Schuppan, der auf Mauckschs Prioritätenliste ganz oben steht. Seine Verpflichtung war längst beschlossene Sache, ist inzwischen aber nicht mehr sicher. Dem 23-Jährigen liegt zwar ein Angebot aus Dresden vor. Doch unter anderem hat jetzt auch Liga-Konkurrent Rot-Weiß Erfurt großes Interesse an dem Mann für die linke Seite. „Ich gehe davon aus, dass er zu uns kommt. Ich habe jedenfalls bislang noch nichts anderes vernommen“, sagt Maucksch.
Seine Zuversicht für die neue Saison hat er zumindest nicht verloren, auch wenn es in den nächsten Tagen vermehrt Absagen von möglichen Zugängen geben sollte: „Es sind noch genug Spieler auf dem Markt. Die Mannschaft wird immer voll. Stellt sich nur die Frage, ob diese dann auch die Qualität haben, die ich mir wünsche und die wir für unsere Ziele brauchen.“

Fest steht in diesen unsicheren Tagen bei den Dynamos nur, dass am Montag die Saisonvorbereitung beginnt. „Ich hoffe, dass sich spätestens dann wieder auf den Fußball konzentriert wird – und damit das, was den Verein ausmacht und vor allem groß gemacht hat“, sagt Maucksch.


DNN, 8. Juni 2010

Stadt Dresden lehnt neuen Geschäftsführer bei Dynamo ab

Dresden. Die Führungskrise bei Dynamo Dresden spitzt sich weiter zu und bringt nun auch die Vergabe der Lizenz für die kommende Saison in Gefahr. Am Montag lehnte die Stadt Dresden, vertreten durch die Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU), die Berufung eines neuen Dynamo-Geschäftsführers ab. „Es ist für uns nicht nachvollziehbar, auf welcher Grundlage die Entscheidungen im Aufsichtsratzustande gekommen sind und welche verbreiteten Informationen eigentlich wahr sind und welche nicht. Auch die Art und Weise, wie die Vereinsvertreter vergangene Woche versucht haben, Druck auf die Stadt und mich persönlich auszuüben, ist völlig inakzeptabel“, sagte die Oberbürgermeisterin.

Damit ist Dynamo vorübergehend handlungsunfähig und muss einen Notvorstand einsetzen. Der alte Geschäftsführer Stefan Bohne war am Freitag von seinem Amt als Geschäftsführer zurückgetreten, nachdem er vom Aufsichtsraterfahren hatte, dass sein Ende Juni auslaufender Vertrag nicht verlängert wird. Außerdem hatte er eine wiederholte Diskreditierung seines Namens und seiner Arbeit bemängelt.
Um die Lizenz vom DFB zu bekommen, muss Dynamo bis 30. Juni einen neuen Geschäftsführer präsentieren. Für diesen Posten hatte der Aufsichtsratden früheren Karlsruher Manager Rolf Dohmen bereits verpflichtet. Allerdings musste die Stadt Dresden die Personalie noch bestätigen. Dies war eine Bedingung für ein Millionen-Darlehen, welches Dresden dem Club im vergangenen Jahr gewährt hatte.

„Die für die Vorgänge der vergangenen Woche verantwortlichen Personen sind nicht mehr im Amt oder haben ihren Rückzug angekündigt. Es fehlen die handlungsfähigen Ansprechpartner und Gremien im Verein. Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit ist derzeit nicht möglich und den Glauben in die Richtigkeit der Aussagen des Vereins haben wir leider verloren. Unter diesen gegebenen Umständen wird es bei einem klaren Nein bleiben. Für die Landeshauptstadt Dresden ist es in der momentanen Situation nicht abschätzbar, welche Auswirkungen sich aus der Neuberufung eines Hauptgeschäftsführers ergeben“, betonte Orosz.

Eine Auswirkung auf den sportlichen Bereich hat das Fehlen eines Geschäftsführers in jedem Fall. Momentan ist niemand da, der Vertragsgespräche mit möglichen Neuverpflichtungen führen und Verträge mit Spielern abschließen kann. Dynamo will am kommenden Montag die Vorbereitungen auf die neue Saison beginnen.


BILD, 8. Juni 2010

Dynamo völlig außer Kontrolle
Von JAN ARNDT, TIM SCHLEGEL und STEFFEN HOFMANN

MEHR CHAOS GEHT NICHT!

Dynamo Dresden ist jetzt völlig außer Kontrolle. Die Stadt Dresden, die laut Darlehensvertrag von 2008 ein Vetorecht bei wichtigen Personal-Entscheidungen des Vereins hat, lehnte gestern die vom Aufsichtsratgeplante Einstellung von Rolf Dohmen (früher Karlsruher SC) als neuen Geschäftsführer ab.
OB Helma Orosz höchstpersönlich verpasste dem Drittligisten eine schallende Ohrfeige, erklärt:
„Es ist für uns nicht nachvollziehbar, auf welcher Grundlage die Entscheidungen im Aufsichtsratzustande gekommen sind und welche verbreiteten Informationen eigentlich wahr sind und welche nicht.“

Machtkämpfe, Rücktritte, Schlammschlacht! In einer beispiellosen Woche hat Dynamo alles verspielt, was in monatelanger Arbeit aufgebaut wurde.

Orosz sagt klipp und klar: „Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit ist derzeit nicht möglich und den Glauben in die Richtigkeit der Aussagen des Vereins haben wir leider verloren.“

Wie geht´s jetzt weiter? Kehrt Stefan Bohne etwa wieder zurück?
Der zurückgetretene Geschäftsführer signalisierte gegenüber BILD seine Bereitschaft: „Wenn man an mich herantritt, werde ich das tun.“ Allerdings wird das kaum unter dem jetzigen Aufsichtsratpassieren! Der Riss zwischen beiden Seiten ist nicht mehr zu kitten.

Deshalb möglich: Ex-Profi Volker Oppitz, der Assistent von Bohne wurde, übernimmt übergangsweise die Geschäfte, um die Handlungsfähigkeit des Vereins zu gewährleisten.
Zumindest bis Freitag! Da wird auf einer Krisensitzung über die weitere Vorgehensweise entschieden. Es gilt als sicher, dass der jetzige Aufsichtsratzurücktritt bzw. vom Ehrenratzurückgetreten wird. Ein Not-Vorstand aus Sponsoren soll ihn dann bis zu den Neuwahlen ersetzen.

Das Chaos bei Dynamo! Der erste Spieler wurde dadurch auch schon vergrault. Mittelfeldmann Sebastian Schuppan, mit dem sich Trainer Matthias Maucksch so gut wie einig war, wechselt wahrscheinlich zu Rot-Weiß Erfurt...


Sächsische Zeitung, 8. Juni 2010

Wer hat jetzt das Sagen bei Dynamo?
Von Daniel Klein

Nach der Absage durch die Stadt ist der Verein nicht handlungsfähig und sucht einen Not-Geschäftsführer.

Dynamo Dresden hat die Quittung für das desaströse Auftreten der Führungsgremien in den vergangenen Tagen erhalten. Die Stadt lehnte gestern die Berufung des neuen Geschäftsführers Rolf Dohmen als Nachfolger des beurlaubten Stefan Bohne ab. Das selbstverschuldete Chaos ist somit perfekt.

Wie begründet die Stadt ihre Ablehnung?

Mit mangelndem Vertrauen. „Es ist für uns nicht nachvollziehbar, auf welcher Grundlage die Entscheidungen im Aufsichtsratzustande gekommen sind und welche verbreiteten Informationen eigentlich wahr sind und welche nicht“, erklärte Oberbürgermeisterin Helma Orosz. „Auch die Art und Weise, wie die Vereinsvertreter vergangene Woche versucht haben, Druck auf die Stadt und mich persönlich auszuüben, ist völlig inakzeptabel.“ Gemeint ist damit neben den Aufsichtsräten offenbar auch Präsident Hauke Haensel. „Es fehlen die handlungsfähigen Ansprechpartner und Gremien im Verein. Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit ist derzeit nicht möglich, und den Glauben in die Richtigkeit der Aussagen des Vereins haben wir leider verloren. Unter diesen gegebenen Umständen wird es bei einem klaren Nein bleiben.“ Zuletzt hatten bereits die Stadtratsfraktionen von CDU, Bündnis 90/Die Grünen und vom Bürgerbündnis gegen die Beurlaubung von Bohne protestiert.

Tritt nun auch der Dynamo-Präsident zurück?

„Wenn es im Interesse des Vereines wäre, würde ich zurücktreten“, sagte Präsident Hauke Haensel gestern. „In der jetzigen Situation scheint mir es aber wichtig, die Handlungsfähigkeit nicht zu gefährden.“

Wer führt jetzt die Geschäfte bei Dynamo?

Der alte Geschäftsführer beurlaubt, der neue von der Stadt abgelehnt –Dynamo ist handlungsunfähig. In diesem Fall muss ein Not-Geschäftsführer ernannt werden. Die verbliebenen sieben Aufsichtsräte einigten sich gestern auf drei Kandidaten, darunter Volker Oppitz. Der 32-jährige Diplom-Kaufmann und Doktor der Wirtschaftswissenschaften hatte erst im Mai seine Profikarriere bei Dynamo beendet und war als Assistent für den sportlichen Bereich in die Geschäftsführung gewechselt. Offen ist, ob er das Interims-Amt überhaupt annimmt.

Kann der Verein überhaupt noch Spieler verpflichten?

Oppitz hatte bereits in den vergangenen Wochen mit möglichen Neuzugängen verhandelt, Verträge unterschreiben durfte er bisher jedoch nicht. Auf den Not-Geschäftsführer wartet viel Arbeit: Die Verträge von Cheftrainer Matthias Maucksch, Thomas Köhler, der künftig die Torhüter und die U23-Oberligaelf betreuen soll, müssen ebenso noch unterzeichnet werden wie die von den Profis Timo Röttger, Gerrit Müller und Neuzugang Shergo Biran von Union Berlin. Auch der neue Leiter des Nachwuchsleistungszentrums sollte in diesen Tagen als Nachfolger von Ralf Hauptmann präsentiert werden. Zudem muss sich die Drittliga-Mannschaft weiter verstärken, um in der neuen Saison nicht gegen den Abstieg spielen zu müssen.

Wer wird neuer Geschäftsführer?

Am Freitagnachmittag treffen sich sämtliche Gremien in der Dynamo-Geschäftsstelle zu einem Krisengipfel. „Ich gehe davon aus, dass dort die restlichen Aufsichtsräte angesichts des Statements aus der Stadt zurücktreten werden“, sagte der Ehrenrats-Vorsitzende Klemens Rasel. In diesem Fall müsste das Präsidiumeinen Not-Aufsichtsrat benennen. Nach SZ-Informationen sollen Großsponsoren wie Jens Heinig (Veolia) und Thomas Bohn (Saxoprint) zur Verfügung stehen. Das Not-Gremium müsste dann einen Geschäftsführer einstellen. „Aus meiner Sicht gibt es dafür nur zwei Möglichkeiten: Entweder Herr Bohne kehrt zurück, oder man schafft es, die Stadt von Herrn Dohmen zu überzeugen“, sagte Rechtsanwalt Rasel. Eine außerordentliche Mitgliederversammlungeinzuberufen, würde rund vier Wochen dauern. Soll dabei ein neuer Aufsichtsratgewählt werden, beträgt die Frist zehn Wochen.


Der Sportbürgermeister hatte sogar schon gratuliert

Rolf Dohmen wird nicht Hauptgeschäftsführer bei Dynamo Dresden, hält aber Kontakt mit dem Klub.

Herr Dohmen, was sagen Sie zu den jüngsten Entwicklungen?

Ich muss ganz ehrlich sagen: Das ist schon ein bisschen verwunderlich. Von Donnerstag bis Sonntag war ich in Dresden und habe mich auf der Sitzung des Aufsichtsrats den Herren vorgestellt, die mich nicht kannten. Danach dachte ich, dass alle an einem Strang ziehen. Jetzt bin ich überrascht, dass es so ausgegangen ist. Am Sonntagabend hatte ich noch vom Präsidenten gehört, das Signal von der Stadt sei positiv. Vor allem, nachdem Herr Große zurückgetreten war.

Kennen Sie Gründe, wieso Ihre Anstellung abgelehnt wurde?

Ich habe mit niemandem von der Stadt gesprochen – außer am Donnerstagabend mit Herrn Lehmann (Sportbürgermeister von Dresden, Anm. der Redaktion). Er hat mir ja dort auch zum Amt des Hauptgeschäftsführers gratuliert, mir seine Visitenkarte gegeben und gesagt: Dann sehen wir uns ja jetzt öfter.

Welches Bild hat sich Ihnen von Dynamo geboten?

Ich bin seit 30 Jahren im Sport tätig, immer an höchster Stelle – und einiges gewohnt. In Karlsruhe gab es auch diese Disharmonien zwischen Präsidiumund Verwaltungsrat. Das kenne ich alles. Deshalb war ich in der vergangenen Woche nie unruhig, obwohl die vier Tage in Dresden himmelhochjauchzend zu Tode betrübt waren, ein Auf und Ab. Doch so etwas wirft mich nicht um.

Hat der Aufsichtsrataus Ihrer Sicht Fehler gemacht?

Natürlich hat Herr Große, und das hat er ja auch eingesehen, unglücklich gehandelt, als er sagte, dass bei dem Besuch bei der Oberbürgermeisterin nicht über den Geschäftsführer gesprochen wurde. Alles weitere müssen die Herren verantworten. Ich war so weit, nach Dresden zu kommen. Nachdem Herr Große mich angerufen hatte, habe ich mit meiner Familie beraten. Zusammen haben wir entschieden: Ja, wir ziehen nach Dresden. Ich habe mich auf die Aufgabe gefreut.

Können Sie sich vorstellen, sich erneut zu bewerben?

Das möchte ich auf die Schnelle nicht beantworten. Dafür muss ich mehr erfahren, warum die Stadt ihre Zustimmung verwehrt hat. Nur so viel: Ich habe eine sehr große Chance gesehen, Dynamo auf einen guten Weg zu bringen – mit den Gremien, den Fans, der Stadt, den Sponsoren. Das war mein Bestreben. Ich bin ohnehin erschrocken, welche Macht der Hauptgeschäftsführer bei Dynamo hat, was der alles allein entscheiden könnte. Doch ich bin ein Teamplayer.

Das klingt, als sei Dynamo für Sie noch nicht abgeschlossen?

Definitiv nicht. Dafür habe ich mich zu lange mit dem Thema beschäftigt. Meine Frau hat schon nach einem Haus gesucht. Nochmal: Ich bin zu lange im Fußball drin, um so einfach aufzugeben.
Gespräch: Tino Meyer


BILD, 7. Juni 2010

Stadt lehnt neuen Geschäftsführer ab
...Drittliga-Verein jetzt führungslos
VON Torsten Pauly

Jetzt haben wir den Salat! Die Stadt wird den neuen Geschäftsführer bei Dynamo Dresden nicht genehmigen. Eigentlich sollte heute der frühere KSC-Manager Rolf Dohmen als neuer Mann nach der Absetzung von Hauptgeschäftsführer Stefan Bohne präsentiert werden. Die Stadt legte in Vertretung von Oberbürgermeisterin Helma Orosz jetzt ihr Veto ein – das schwarz-gelbe Theater geht also weiter!
OB Helma Orosz teilte in einem offiziellen Schreiben ihre Entscheidung gegen Rolf Dohmen mit: „Die Stadt wird der Berufung eines neuen Geschäftsführers der SG Dynamo Dresden nicht zustimmen.“

„Auch die Art und Weise, wie die Vereinsvertreter vergangene Woche versucht haben, Druck auf die Stadt und mich persönlich auszuüben, ist völlig inakzeptabel“, heißt es in dem Schreiben weiter.
Laut Oberbürgermeisterin sei eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Verein derzeit mit dem Verein nicht möglich. Orosz abschließend: „Ich wünsche mir für die vielen Fans und die Stadt, dass das Chaos endlich aufhört. Aber dazu bedarf es jetzt einer klaren Richtungsänderung im Verein.“


Sächsische Zeitung, 7. Juni 2010

Orosz lehnt Dynamo-Geschäftsführer ab

Dresden. Die Führungskrise beim Fußball-Dritlligist Dynamo Dresden geht weiter. Nach dem Aus des bisherigen Geschäftsführers Stefan Bohne wird Dresdens Oberbürgermeisterin Helma Orosz der Berufung eines Nachfolgers nicht zustimmen. "Es ist für uns nicht nachvollziehbar, auf welcher Grundlage die Entscheidungen im Aufsichtsratzustande gekommen sind und welche verbreiteten Informationen eigentlich wahr sind und welche nicht. Auch die Art und Weise, wie die Vereinsvertreter vergangene Woche versucht haben, Druck auf die Stadt und mich persönlich auszuüben, ist völlig inakzeptabel", erklärte Orosz.

In der Mitteilung der Stadt heißt es weiter, dass die für die Vorgänge der vergangenen Woche verantwortlichen Personen nicht mehr im Amt seien oder ihren Rückzug angekündigt hätten. "Es fehlen die handlungsfähigen Ansprechpartner und Gremien im Verein. Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit ist derzeit nicht möglich und den Glauben in die Richtigkeit der Aussagen des Vereins haben wir leider verloren." Unter diesen Umständen werde es bei einem klaren Nein bleiben. (szo)


Starker Abgang eines Gescheiterten

Tino Meyer kommentiert den Rücktritt von Dynamo Dresdens Aufsichtsratschef

Was Holm Große am Freitagvormittag noch brüskiert ablehnte, hat er gut 48 Stunden dann doch vollzogen: Dynamo Dresdens Aufsichtsratsvorsitzender ist gestern Nachmittag mit sofortiger Wirkung zurückgetreten. Wie bei der Inthronisierung des designierten Hauptgeschäftsführers Rolf Dohmen hat er also das eine gesagt – aber das komplette Gegenteil getan. Trotzdem gibt es einen Unterschied: Diesmal hat Große nicht gelogen, sondern mit der Entscheidung tatsächlich Schaden vom Verein abgewendet. Sein Rücktritt – medienwirksam inszeniert – war nach dem Fiasko vom Freitag die einzig mögliche Konsequenz.

Obwohl Große diesen Schritt nur auf Drängen von Sponsoren und der Stadt Dresden sowie auf vereinsinternen Druck hin tat, verdient er Respekt. Und damit groteskerweise genau das, was Große selbst in seiner anderthalbwöchigen Amtszeit als Chef des Kontrollgremiums im Umgang mit der Öffentlichkeit vermissen ließ. Doch gestern zeigte er eine dem Posten wohltuende wie angemessene Gelassen- und Abgeklärtheit. Gelöst, aufgeräumt und dennoch energisch präsentierte Große außerdem mutige Denkanstöße, wie der Klub das nachhaltig beschädigte Vertrauen vor allem bei seinen Geldgebern wiedererlangen kann.

Es war der starke Abgang eines Gescheiterten, der einem Neuanfang nicht mehr im Weg stehen will. Große hat die Zeichen der Zeit damit offensichtlich genauso erkannt wie seine überforderten Amtskollegen, die inzwischen ihren baldigen Rücktritt angekündigt haben. Seltsam sprachlos blieb nur Präsident Hauke Haensel. Für einen wirklichen Neubeginn ist der Rücktritt des heimlichen Strippenziehers aber längst überfällig.


Das falsche Spiel des Dynamo-Präsidenten

Von Tino Meyer

Während der Aufsichtsratzurücktritt und der Verein vor einem Scherbenhaufen steht, schaltet Hauke Haensel sein Telefon ab.

Als Holm Große gestern Nachmittag in kleiner Runde seinen Rücktritt verkündete, war die Entscheidung von Dynamos Aufsichtsratsvorsitzendem schon kein Geheimnis mehr. Auf der Internetseite des Fußball-Drittligisten stand da längst geschrieben, dass der Aufsichtsrat Großes Entscheidung „akzeptiert, mit sofortiger Wirkung von seinem Amt und seinem Mandat zurückzutreten“.

Wieder so eine Kommunikationspeinlichkeit des Kontrollgremiums – oder doch bewusst lanciert? Nach SZ-Informationen soll Dynamo-Präsident Hauke Haensel die Indiskretion gezielt gestreut haben. Für eine Nachfrage war der oberste Klub-Repräsentant gestern nicht erreichbar. „Kein Wunder. Immer wenn es kritisch wird, taucht der Präsident ab und schaltet sein Handy aus“, erklärt ein Klub-Insider, der nicht genannt werden möchte.

Anders als Große. Der redete gestern endlich Klartext. „Ab sofort ist er für mich nicht mehr wichtig“, erklärt Große und meint damit den „verehrten Präsidenten“, der ihm den Rücktritt am Sonnabend nahegelegt hatte und Unterstützung bei dem schweren Gang in die Öffentlichkeit zusicherte. Als die Pressekonferenz schließlich gestern kurz vor vier begann, fehlte nur einer der von Große geladenen Gäste: Haensel.


Es ist nicht das erste Mal, dass der Präsident sich in heiklen Angelegenheiten rar macht. Auch am vergangenen Freitag, als Dynamos bisheriger Hauptgeschäftsführer Stefan Bohne zurücktrat, hatte sich Haensel ganz kurzfristig abgemeldet – am Abend zuvor bei der Aufsichtsratssitzung aber an der Trennung von Bohne mitgewirkt. „Ich wollte am Freitag dann das Ergebnis eines Gemeinschaftswerkes verkünden. Doch das Ergebnis war ein Fiasko“, sagt Große rückblickend und räumt ein, „dass ich das Interesse der Medien unterschätzt“ und er sich „kräftemäßig überschätzt“ hat. Er fühle sich jedoch nicht als Bauernopfer, sondern habe etwas versucht, um aus der Sprachlosigkeit zwischen Aufsichtsrat, Präsidium, Geschäftsführung, Sponsoren und Fans herauszukommen: „Auch meine Kollegen werden Schlussfolgerungen ziehen. Wir brauchen Menschen im Verein, die die Größe haben, etwas zu reißen.“

Noch am gestrigen Abend kündigten die sieben verbliebenen Aufsichtsräte an, in den nächsten Wochen zurückzutreten für den Neubeginn. Im neuen Aufsichtsratsollen dann, so Große, auch die Stadt sowie Sponsoren vertreten sein. „Mein Appell ist, starke Leute an der Spitze zu positionieren.“ Haensel hatte er damit nicht gemeint.


Dynamos Aufsichtsrat verteidigt sich

Vize-Chef Ron Fischwasser erklärt, warum Stefan Bohne nicht als Geschäftsführer zurückkehren soll.

Der Machtkampf bei Dynamo Dresden wird heute im Rathaus entschieden. Wenn das Okay kommt, ist Rolf Dohmen neuer Hauptgeschäftsführer des Fußball-Drittligisten. Unabhängig davon wächst der politische Druck auf den Aufsichtsratdes Vereins, dessen Vorsitzender Holm Große gestern zurückgetreten ist. Bis zur Aufsichtsratssitzung am Donnerstagabend führt dessen Stellvertreter Ron Fischwasser das Gremium. Im Gespräch mit der SZ nimmt der 43-jährige Versicherungskaufmann Stellung zu den Personalquerelen im Verein.

Herr Fischwasser, warum tritt der Aufsichtsratnicht geschlossen zurück?

Wir sind uns bewusst, dass wir bei dem Wechsel des Geschäftsführers in der Öffentlichkeit keine gute Figur abgegeben haben. Trotzdem stehen wir zu unserer Entscheidung. Ein Rücktritt jetzt käme zur Unzeit, weil der Verein dadurch handlungsunfähig werden würde.

Was werfen Sie dem bisherigen Geschäftsführer vor?

Wir hatten mehrfach versucht, ihm eine Brücke zu bauen, aber er hat das Vertrauen mehrmals missbraucht.

Nennen Sie bitte Beispiele.

Wir wollen an sich keine schmutzige Wäsche waschen. Nur als Beleg mal eines von vielen möglichen Beispielen: Der Aufsichtsrathat wiederholt nach stillen Lasten und Verbindlichkeiten gefragt, und der Geschäftsführer versicherte, dass diese beglichen wurden. Dann haben wir jedoch erfahren, dass dies nicht ordnungsgemäß durch Überweisung erfolgt war, sondern die Konten des Vereins gepfändet worden waren. Das kann passieren, aber dann muss man ehrlich sein. Er hat die Wahrheit so verdreht, wie er sie brauchte.

Der Aufsichtsrat hat gelogen, indem er erklärte, er wolle mit Bohne verlängern, als längst feststand, dass er abgelöst werden soll. Wie geht das denn?

Wir haben unsere Lehren daraus gezogen, wie Stephan Beutel als Geschäftsführer Sport verhindert worden war. Damals wurden wir von Stefan Bohne hintergangen. Er hat alles unternommen, ihn zu verhindern und dann auch noch das Thema vereinsgefährdend gezielt in der politischen Debatte hochgekocht. Damit uns das nicht noch einmal passiert, wollten wir erst Klarheit vor allem bei unserem Partner, der Landeshauptstadt Dresden. Deshalb nennen wir den Namen nicht, bevor sie entschieden hat.

Es ist ein offenes Geheimnis, dass es um Rolf Dohmen, Ex-Manager des Karlsruher SC, geht. Was spricht denn für ihn?

Allgemein gesagt: Nachdem wir nur noch einen Geschäftsführer haben dürfen, mussten wir uns fragen, wie wir den Verein strategisch aufstellen. Stefan Bohne hat als Controller einen sehr guten Job gemacht und weitgehend Ordnung in das Finanzsystem bei Dynamo gebracht. Er verfügt jedoch über keinen ausreichenden fußballerischen Sachverstand. Wir haben einen Trainer, dem wir absolut vertrauen und von dem wir hoffen, dass er lange erfolgreich bei Dynamo arbeitet. Aber ihm fehlt sicher noch Erfahrung, um eine sportliche Gesamtkonzeption für den Verein zu erarbeiten.

Also doch kein Vertrauen?

Doch – und trotzdem: Wir haben die Chance, einen Manager zu bekommen, dem es gelungen ist, einen Klub zu entschulden, dessen Millionen-Loch größer war als das von Dynamo. Gleichzeitig ist er mit seinem Verein von der dritten in die erste Liga aufgestiegen. Zudem bringt er Marketing-Erfahrung mit. Und er passt auch noch ins Gehaltsgefüge von Dynamo. Wir sehen die Chance, dass er den Verein sportlich als auch betriebswirtschaftlich nachhaltig nach vorne bringt.

Volker Oppitz wurde gerade als Assistent der Geschäftsführung für sportliche Belange berufen. Trauen Sie ihm das nicht zu?

Er spielt in unseren Überlegungen aufgrund seiner Vita, seiner fachlichen Qualifikationen und seiner Dynamo-Identität eine zukunftsträchtige Rolle. Wenn er sich an der Seite eines Mannes, der das Fußballgeschäft aus dem Effeff kennt, entwickeln kann, sollte er in einem überschaubaren Zeitraum bereit sein, selbst das Kommando zu übernehmen.

Es wurde viel Vertrauen zerstört: bei der Stadt, bei Sponsoren. Wie geht es nun weiter?

Die Kommunikation war nicht in Ordnung. Das bedauern wir sehr. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir schnell zum vertrauensvollen Miteinander kommen.

Wie soll es denn weitergehen?

Im Herbst muss es Neuwahlen zum Aufsichtsratgeben. Nur mit diesem Schritt werden wir es schaffen, den entstandenen Vertrauensverlusten aufseiten der Partner, der Mitglieder und Sponsoren entgegenwirken zu können. Um die anstehenden Aufgaben anzugehen, sollte im Interesse des Vereins die Personalie den Zuschlag bekommen, die wir bei der Stadt eingereicht haben.

Und wenn die Stadt ablehnt?

Dann wird ein Notvorstand eingesetzt, der aber nicht Stefan Bohne heißen wird.

Dadurch entsteht der Eindruck, es geht um persönliche Eitelkeiten.

Nein, ganz im Gegenteil. Es war eine rein sachliche Entscheidung. Wir danken Stefan Bohne ehrlich für die geleistete Arbeit. Er war damals für anderthalb Jahre angetreten, den Verein zu konsolidieren. Diesem Ziel hat er den Verein näher gebracht. Was wir nicht akzeptieren dürfen, ist sein Verhalten, durch das er die Existenz des Vereins von seiner Position abhängig macht. Dagegen müssen wir im Interesse des Vereins handeln.
Das Gespräch führte Sven Geisler


Grüne fordern Vetorecht bei Dynamo

Grünen-Stadtrat Thomas Trepte fühlt sich durch das Agieren des Aufsichtsrates von Dynamo Dresden in Personalangelegenheiten arglistig getäuscht. Seine Fraktion habe dem erhöhten Zuschuss nur unter der Bedingung zugestimmt, dass Seriosität in den Verein einziehe. Das sei nicht geschehen. „Wir werden uns künftig einer Hilfe für Dynamo verweigern, wenn jetzt nicht reiner Tisch gemacht wird“, fordert Trepte. Er erwarte von der Stadt, dass sie von ihrem Vetorecht Gebrauch mache. (SZ)


MDR, 7. Juni 2010

Dynamo: Aufsichtsrat tritt nach - Stadt lehnt ab

Bei Dynamo Dresden geht's täglich rund: Einen Tag nach der Ankündigung, der Aufsichtsrat werde zurücktreten, folgte jetzt die Rolle rückwärts. Ron Fischwasser, amtierender Vorsitzender des Aufsichtsrates, erklärte, ein Rücktritt sei der falsche Weg. Der Aufsichtsratwerde weiterarbeiten.
Damit dürften die Beziehungen zur Stadt weiter arg gefährdet sein. Denn nach den Querelen, Lügen und Intrigen beim Thema Geschäftsführer, dürften Vertreter der Stadt nicht wirklich gut auf Dynamo zu sprechen sein. Um den Verein nicht zu gefährden, war Aufsichtsrats-Boss Holm Große am Sonntag zurückgetreten. Seine Mitarbeiter des Kontrollgremiums wollten eigentlich folgen, doch nun kommt es, wie so oft bei Dynamo, alles anders als geplant.

Fischwasser attackiert Bohne

Keine Ruhe kehrt auch beim Thema Stefan Bohne ein. Der Vertrag des Geschäftsführers war nicht verlängert worden, als Konsequenz trat dieser am Freitag zurück. Nun tritt Fischwasser auch noch nach: "Wir wurden von Stefan Bohne hintergangen." Der habe, so Fischwasser, "die Wahrheit je nach Bedarf angepasst" und so das Vertrauen mehrfach missbraucht. Außerdem sprach Fischwasser Bohne den fußballerischen Sachverstand ab. Eine weitere Zusammenarbeit sei deshalb nicht möglich gewesen.

Stadt lehnt neuen Geschäftsführer ab

Als Nachfolger von Bohne hat sich der Aufsichtsrat Rolf Dohmen ausgeschaut, der zuletzt Manager beim Karlsruher SC war. Doch alle Lobeshymnen auf den neuen Mann halfen nichts, die Stadt lehnte die Ernennung des neuen Geschäftsführers ab. Oberbürgermeisterin Helma Orosz sagte: "Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit ist derzeit nicht möglich und den Glauben in die Richtigkeit der Aussagen des Vereins haben wir leider verloren. Unter diesen Umständen wird es bei einem klaren Nein bleiben." Orosz forderte "eine klare Richtungsänderung" im Verein, damit das Chaos endlich aufhört.


Morgenpost, 5. Juni 2010

Große Lügen – Dynamo am Ende

Bohne tritt zurück und schlechtes Omen für Dohmen

DRESDEN – Dilettantisch und verlogen: Dynamo-Boss Holm Große verkündete gestern, dass der Aufsichtsratfür den Drittligisten einen neuen Hauptgeschäftsführer hat. Zuvor trat Stefan Bohne mit sofortiger Wirkung zurück!

Den Namen des Neuen, Rolf Dohmen (vom Karlsruher SC) wollte Große nicht in den Mund nehmen: „Wir stellen ihn erst vor, wenn die Landeshauptstadt uns die Zustimmung gegeben hat.“ Der Vertrag wurde deshalb gestern den Verantwortlichen vorgelegt. Die Entscheidung soll am Montag getroffen werden.
Was gab den Ausschlag für Dohmen? Große: „Da wir nur einen Geschäftsführer berufen können, haben wir einen gesucht, der sportliche, kaufmännische und marketingtechnische Kompetenzen besitzt..“ Der Aufsichtsratsboss bescheinigt zwar auch Bohne eine super kaufmännische Arbeit, spricht ihm jedoch sportliche Kompetenz ab. Bis zu diesem Punkt ist dem Aufsichtsrat nichts vorzuhalten. Muss dieser doch entscheiden, welche Person die richtige ist, um die Geschicke der Schwarz-Gelben zu leiten. Allerdings hat das Gremium – statt mit offenen Karten zu spielen – mit seinem Schmierentheater dem Verein einen Riesenschaden zugefügt! Das ist auch der Grund, weshalb Bohne gestern erklärte: „Ich trete mit sofortiger Wirkung zurück. Seit Februar 2009 habe ich versucht, das Image des Vereins zu verbessern, aber die Vorgänge der letzten Wochen haben die Brücke zur Stadt und zu den Sponsoren zum Einsturz gebracht.“

Immerhin hatten die Geldgeber dem Aufsichtsrat Untätigkeit vorgeworfen und dessen Rücktritt gefordert. Zudem war Große nach seinem Antrittsbesuch bei Oberbürgermeisterin Helma Orosz der Lüge überführt worden. Indem er damals versicherte, dass die Berufung von Dohmen keine Rolle in dem Gespräch gespielt habe. Dem widersprach Orosz prompt.

Den Fehler räumte Große zwar ein, aber er stolperte sofort über eine weitere Lüge. So meinte er auf die Frage, „wer denn jetzt den Trainervertrag von Matthias Maucksch“ unterschreibe? „Ich ging bis eben davon aus, dass Herr Bohne bis zum 30.6. im Amt ist und ihn unterschreibt.“ Da platzte dem Ex-Geschäftsführer der Kragen: „Dann frage ich mich, warum heute Morgen Vertreter des Aufsichtsrates bei mir waren, um mich zu suspendieren?“ Diese Aktion wird wohl kaum hinter dem Rücken des Aufsichtsratsbosses passiert sein.

Das Chaos-Auftreten kann Dynamo jetzt sogar in die Insolvenz treiben. Die CDU-Fraktion hat den Antrag gestellt, dass der städtische 1,2-Millionen-Euro-Zuschuss für die Arenamiete für die kommende Saison nicht gezahlt wird. CDU-Statdrat Lars Kluger: „Herr Bohne war bisher das seriöse Feigenblatt des Vereins. Die Grundlage des Vertrages ist weg. Der Aufsichtrat soll zurücktreten.“ Kommt der Antrag (was nicht unrealistisch ist angesichts des Dohmen-Theaters) durch, kann Dynamo die Miete nicht zahlen und ist pleite. Zudem halten die Sponsoren an ihrer Rücktrittsforderung fest. Ergo: Bleibt der Aufsichtsratim Amt, steigen auch langjährige Großsponsoren sofort aus. Das Etatloch wird noch größer!
Enrico Lucke


Aufsichtsrat muss nach dieser Woche zurücktreten!
Von Enrico Lucke

Der Aufsichtsrat von Dynamo hat sein eigenes Grab geschaufelt! Unbeholfen stolperte die Führungsriege von einer Lüge zur nächsten – und dabei gab’s noch nicht mal einen Grund für diesen Dilettantismus.
Dass das Gremium einen neuen Geschäftsführer beruft, weil das Verhältnis zu Stefan Bohne nach dem Streit um die Berufung eines Sportgeschäftsführers zerrüttet war, ist legitim. Holm Große & Co. Spielten jedoch nicht mit offenen Karten, sie verstrickten sich in Lügen und ließen sich mehrfach erwischen. Zwar behauptet keiner, dass ihre Vorgänger nie gelogen hätten. Aber zumindest wurden sie nicht so einfach dabei ertappt. Eine mögliche Vertrauensbasis zwischen der Stadt und dem Verein hat der Aufsichtsratjedenfalls zerstört. Denn wie heißt es so schön: Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, selbst wenn er die Wahrheit spricht.


Sächsische Zeitung, 5. Juni 2010

Die Rücktrittserklärung von Stefan Bohne im Wortlaut

"Ich gebe hiermit bekannt, dass ich mit sofortiger Wirkung von meinem Amt als Hauptgeschäftsführer der SG Dynamo Dresden zurücktrete. Ich habe seit dem Antritt dieses Amtes im Februar 2009 mit enormem Aufwand und absoluter Identifikation versucht, im Sinne meines Vereins zu wirken und ihm zu einer positiven Entwicklung zu verhelfen. Ich bin überzeugt davon, dass mir dies in verschiedenen Bereichen auch gelungen ist.
Nicht jede Entscheidung wird richtig gewesen sein, nicht jede Facette unseres Vereins hat die erwünschte oder erhoffte Entwicklung genommen, dennoch bin ich auch heute sicher, dass der mit der Unterstützung der Mitarbeiter unseres Vereins, vieler Fans, Sponsoren und Mitglieder eingeschlagene Weg der wirtschaftlichen Konsolidierung, der Transparenz und der offenen und intensiven Kommunikation mit der Landeshauptstadt Dresden der richtige und einzig für Dynamo gangbare ist.

Leider ist es auf diesem Weg in den zurückliegenden Wochen und Monaten dieses Jahres immer wieder zu Meinungsverschiedenheiten mit dem Aufsichtsratunseres Vereins gekommen. In den Zielen vereint, haben wir keine Einigung über die entsprechenden und gebotenen Maßnahmen gefunden.
Im Gegenteil: Ich musste zur Kenntnis nehmen, dass vom Aufsichtsratangestrebte und in Teilen ohne Absprache und abseits des satzungsgemäßen Auftrags durchgeführte Schritte, aus meiner Sicht, der Erreichung der Vereinsziele hinderlich waren und unseren Verein zeitweise in existenzbedrohende Situationen manövriert haben. Oft war es nur mit viel Aufwand und Mühe möglich, die im Kleinen und Großen aufgebrochenen Risse zu kitten, am heutigen Tag stehen wir gar vor einem beispiellosen Scherbenhaufen. Viel Vertrauen, das unser Verein von seinen unterschiedlichsten Partnern und Förderern zum Überleben braucht, ist in dieser Zeit auf der Strecke geblieben. als Konsequenz ist das Überleben der SG Dynamo Dresden akuter gefährdet denn je.

Denn im Mai und Anfang Juni hat sich die Situation enorm zugespitzt und die Kluft zwischen dem Aufsichtsratund mir wurde weiter vergrößert. Im Rahmen der von der Geschäftsstelle weitgehend allein vorangetriebenen Bemühungen zur Erfüllung der existenziell bedeutsamen Lizenzierungsauflagen musste ich feststellen, dass der Aufsichtsratdieses Ansinnen erschwerte, indem er sich gegen einige langjährige Förderer und Sponsoren der SG Dynamo Dresden stellte und durch mangelhafte bzw. gänzlich ausbleibende Kommunikation sowie intransparentes und unehrliches Verhalten bestehende Vertragsverhältnisse und Bürgschaften im Gegenwert von mehreren hunderttausend Euro aufs Spiel setzte.

Darüber hinaus muss ich konstatieren, dass wiederholt versucht wurde, sowohl mein Handeln in meiner Funktion als Hauptgeschäftsführer des Vereins aber auch meine Person zu diskreditieren und gegenüber wichtigen externen Partnern des Vereins, insbesondere der Verwaltung und Politik der Landeshauptstadt Dresden, aber auch gegenüber der Vereinsöffentlichkeit und dem Umfeld der SG Dynamo Dresden vorsätzlich meinen Ruf zu beschädigen.
Ich bin nicht mehr bereit, dies in kauf zu nehmen und ziehe die einzig verbliebene Konsequenz, indem ich mein Amt wegen mangelnden Vertrauens in die Fähigkeiten sowie charakterlichen Eigenschaften des amtierenden Aufsichtsrates unseres Vereins zur Verfügung stelle.
Ich stelle ausdrücklich fest, dass ich stets ausschließlich im Sinne der SG Dynamo Dresden gehandelt habe und dass sich mein persönlicher Vorteil aus dieser Funktion darauf beschränkte, meinem Verein in meinem Sport dienen zu dürfen.

Ich hoffe und wünsche mir, dass es Dynamos Gremien und Mitgliedern so schnell wie möglich gelingt, die zum Einsturz gebrachten Brücken zur Wirtschaft und Politik unserer Stadt wieder aufzubauen und den von uns allen im Verein ursprünglich gemeinsam eingeschlagenen Weg der Transparenz, der Seriosität, der Sparsamkeit und der erforderlichen Demut wiederzufinden, nachdem die aus meiner Sicht zwingend notwendigen weitreichenden personellen Konsequenzen gezogen wurden."


Der Mann der dicken Tränen

Holm Große leitet eine Marketinggesellschaft. Sich selbst verkaufen kann er allerdings nicht.

Geschichte wiederholt sich nicht? Bei Dynamo schon. Holm Große, der nach dem tränenreichen Auftritt am Freitag im Mittelpunkt der Kritik steht, gehörte schon einmal dem Aufsichtsratvon Dynamo Dresden an. Und trat im November 2001 aus diesem Gremium zurück. Damals protestierte er gegen den Präsidenten Sven Thieme, der seiner Meinung nach auf unlautere Art und Weise ins Amt gehievt wurde. „In einer Nacht- und Nebelaktion“, wie es Große damals formulierte. Wer will, kann Parallelen erkennen zur Ernennung des designierten neuen Dynamo-Geschäftsführers Rolf Dohmen, an der diesmal Große maßgeblich beteiligt war.
Zurück in das Kontrollgremium kam er erst 2009 wieder, dabei wurde er nicht von den Mitgliedern gewählt, sondern als Vertreter des Jugendrates entsandt. In die erste Reihe rutschte er, nachdem der bisherige Aufsichtsratschef Sven Jänchen Ende März vom Vorsitz zurückgetreten war. Über Monate fungierte der von der Fanvertretung entsandte Hanjo Moritz als Sprecher des Gremiums, einen Vorsitzenden gab es nicht. Bis zum Donnerstag vergangener Woche. „Zu einem Zeitpunkt, als niemand Verantwortung übernehmen wollte und der Aufsichtsratdrohte, sich in zwei Lager zu spalten, habe ich mich zur Verfügung gestellt“, erklärte er vor wenigen Tagen gegenüber der SZ. Seine Aufsichtsrats-Kollegen ließen ihn auch am Freitag im Stich. Lediglich Rechtsanwalt Matthias Matzka begleitete ihn zur Pressekonferenz – als Zuschauer.

Sohn ist Nachwuchs-Torhüter

Mit Dynamo verbindet ihn vor allem sein Sohn Marek, der als Torhüter mit den B-Junioren kurz vor dem Aufstieg in die Bundesliga steht. Deshalb engagierte sich Große, der in Bischofswerda lebt und als Professor an der Staatlichen Studienakademie in Bautzen Vorlesungen hält, zuletzt vor allem im Jugendratund für das Nachwuchsleistungszentrum.

Hauptberuflich ist der dreifache Vater seit September 2002 Geschäftsführer der Marketinggesellschaft Oberlausitz-Niederschlesien (MGO). Seine Aufgabe ist die deutschlandweite Vermarktung der sächsischen Lausitz als Tourismusregion und Wirtschaftsstandort. Dabei konnte er jede Menge Erfahrung im Umgang mit Unternehmern, Politikern und der Presse sammeln.

Anzumerken war ihm das in den vergangenen Tagen jedoch nicht. Bei seinen Auftritten wirkte Große, der in der Slowakei studierte und die Sprache perfekt beherrscht, unsicher, teilweise fahrig.


Die Folgen des Lügen-Auftritts

Von Daniel Klein und Tino Meyer

Dynamos Ruf ist derart beschädigt, dass sogar die Existenz in Gefahr scheint. Es formt sich Widerstand.

Bis Freitag Dynamos Hauptgeschäftsführer: Stefan Bohne.

Der Machtkampf an der Spitze von Dynamo Dresden ist vorerst entschieden: Am Freitagmorgen wurde der bisherige Geschäftsführer Stefan Bohne beurlaubt, wenig später verlas er auf einer Pressekonferenz eine Erklärung, in der er den Aufsichtsratscharf attackierte, ihm Rufschädigung, unehrliches Verhalten und mangelnde Fähigkeiten vorwarf. Die SZ erklärt die Folgen einer unrühmlichen Entlassung.

Warum wird Bohnes Vertrag nicht verlängert?

Der seit einer Woche amtierende Aufsichtsratschef Holm Große argumentierte, dass durch die Forderung der Stadt, nur noch einen Geschäftsführer beschäftigen zu dürfen, die kaufmännische und sportliche Kompetenz in einer Person vereint werden müsse. „Herr Bohne fehlt die sportliche Kompetenz“, so Große. Trotzdem wurde Bohne am Donnerstag ein neuer Zweijahres-Vertrag vorgelegt. „Er war meine Variante A“, erklärte Große. Komisch nur, dass Bohnes Beurlaubung mit 8:0-Stimmen beschlossen wurde. Wahr ist vielmehr: Seit Wochen schon wurde hinter Bohnes Rücken versucht, einen anderen Kandidaten zu finden. Dabei spielten offensichtlich persönliche Eitelkeiten die entscheidende Rolle.

Was sagt Bohne zu seiner Beurlaubung?

Der Ex-Geschäftsführer verlas zu Beginn der Pressekonferenz eine Erklärung (siehe Internet-Link) und begründete seinen Schritt vor allem mit „mangelhaftem Vertrauen in die Fähigkeiten und charakterlichen Eigenschaften des Aufsichtsrates“. Das Gremium hätte mit seinem Verhalten Sponsoren verprellt und damit die Existenz des Vereins bedroht. Die zum Teil unbeholfenen Versuche von Große, die Lügen der vergangenen Tage zu rechtfertigen, hörte er sich knapp eine Stunde kommentarlos an, mischte sich nur noch einmal kurz ein. „Es ist mir allmählich zuwider. Diese Vorstellung zeigt nur, dass ich mit meiner Einschätzung richtig liege.“ Einen Rücktritt vom Rücktritt schloss er nicht kategorisch aus. „Dafür müssten aber die Rahmenbedingungen stimmen.“ Gemeint ist der Rücktritt des Aufsichtsrates.

Warum tritt der Aufsichtsratnicht zurück?

„Dies wäre eine Flucht vor der Verantwortung“, erklärte Große, der sich Kontinuität wünscht. Dass ein Aufsichtsratschef, der öffentlich gelogen hat und dies auch zugab, an seinem Amt festhält, ist mehr als ungewöhnlich. Zurücktreten müsste aber das gesamte, achtköpfige Gremium, dass im November 2009 gewählt worden war und erst eine Woche vor Abgabe der Lizenzunterlagen aktiv wurde. Kippen könnte ihn auch der Ehrenrat, dem Verfahrensanträge vorliegen sollen.

Warum schweigt der Präsident gerade jetzt?

Taktisch ist dies durchaus klug, weil sich Hauke Haensel dadurch nicht angreifbar macht. Doch als Vermittler zwischen Aufsichtsratund Geschäftsführer hätte er die Wogen glätten können. Dies war offensichtlich nie seine Absicht. Zum Gespräch mit Oberbürgermeisterin Helma Orosz hatte Haensel den Aufsichtsratschef begleitet und dabei um die Zustimmung zu Bohnes Entmachtung gebeten.

Wie reagieren die Dynamo-Sponsoren?

Der für die Sponsorensuche verantwortliche Dynamo-Vermarkter Sportfive war Augenzeuge der Pressekonferenz. „Die Veranstaltung sucht ihresgleichen“, kommentierte Lars Tubbesing, der für Dynamo zuständig ist, süffisant. „Sie hilft uns jedenfalls nicht“, ergänzte der Senior-Direktor Deutschland, Hendrik Schiphorst. „Über Ausstiegsszenarien nachzudenken, wäre aber zu früh.“ Diesen Schritt ist Trikotsponsor Veolia längst gegangen. „Die Kündigung hat Bestand“, erklärte Geschäftsführer Jens Heinig am Freitag. „Das Interesse, den Verein finanziell zu unterstützen, ist weiter da. Wir müssen aber das Gefühl haben, dass der Verein nicht ins Verderben geführt wird.“

Wird die Stadt den neuen Geschäftsführer bestätigen?

Bis Montag will das Rathaus den Vertrag mit dem neuen Geschäftsführer Rolf Dohmen, Ex-Manager des Karlsruher SC, prüfen. Eine Zusage gilt jedoch nicht als sicher. Die Stadtratsfraktionen von CDU und Grünen forderten bereits den Rücktritt des kompletten Aufsichtsrates und die Rückkehr von Bohne. Lehnt die Stadt ab, muss ein Notvorstand berufen werden.

Erhält Dynamo jetzt trotzdem die Lizenz?

Zumindest wurden die Unterlagen am Freitag komplett an den DFB übergeben. Saxoprint-Chef Thomas Bohn unterzeichnete in letzter Minute eine Bürgschaft über 100000Euro.


Das Protokoll einer unwürdigen und stillosen Trennung

Die SZ dokumentiert die entscheidenden Stunden bis zu Bohnes Rücktritt.

19 Uhr: Am Donnerstagabend beginnt die lange Nacht der Entscheidungen. Dabei sind abgesehen vom laut eigener Aussage zurückgetretenen Dieter Schulz alle acht gewählten Aufsichtsräte, Vereinspräsident Hauke Haensel, Dresdens Sportbürgermeister Winfried Lehmann sowie Thomas Bohn, Dynamo-Sponsor und Bürge mit sechsstelliger Summe, und Jens Heinig, Geschäftsführer des Hauptsponsors Veolia. Anwesend ist zudem Rolf Dohmen, der an diesem Abend als neuer Hauptgeschäftsführer bestellt werden soll. Als Noch-Amtsinhaber Stefan Bohne davon erfährt, steht sein Entschluss endgültig fest: Am nächsten Tag will er auf einer von ihm einberufenen Pressekonferenz zurücktreten.

19.45 Uhr: Bei der Aufsichtsratssitzung wird heftig gestritten und kontrovers diskutiert. Vor allem Heinig setzt sich für Bohnes Weiterbeschäftigung ein, findet jedoch unter den Räten keinen Unterstützer. Die seien beratungsresistent, sagt ein Insider mit guten Kontakten zum Verein. Wenig später verlassen Bohn und Heinig entnervt die Sitzung. Auch Lehmann macht sich eher kopfschüttelnd als zufrieden auf den Heimweg.

1.30 Uhr: Was nach SZ-Informationen bereits von Anfang an feststeht, ist weit nach Mitternacht offiziell entschieden: Dohmen wird Bohne beerben. Laut Große ist sowohl das Votum gegen Bohne als auch die Bestellung von Dohmen einstimmig ausgefallen, also 8:0.

8 Uhr: Am Freitagmorgen bekommt Bohne zu Hause in Pirna Besuch. Unerwartete Gäste stehen vor seiner Haustür: Zwei Aufsichtsräte, begleitet von einem Bodyguard, übermitteln ihm die sofortige Beurlaubung und fordern den Schlüssel für die Geschäftsstelle. Bohnes Dienst-Mail ist zu diesem Zeitpunkt schon gesperrt. Zudem wollen die Räte ihm die Teilnahme an der Pressekonferenz verbieten.

9.25 Uhr: Große und sein Stellvertreter Ron Fischwasser sind auf der Geschäftsstelle in der Dresdner Enderstraße und informieren die Angestellten über die nächtlichen Entscheidungen. Sie versichern ihnen, dass ihre Jobs nicht gefährdet sind, weil Dohmen kein neues Personal mitbringt. Der eingeschlagene Weg solle, so Große, „mit Konstanten“ fortgeführt werden. Dazu zähle auch Dynamo-Trainer Matthias Maucksch. Den hat der Aufsichtsratschef zuvor telefonisch die Suspendierung Bohnes mitgeteilt. „Gelassen, ruhig, freundschaftlich“ hat Maucksch reagiert, sagt Große.

9.43 Uhr: Vorm Dynamo-Stadion haben sich Journalisten versammelt, Vertreter des Klub-Vermarkters Sportfive, zudem ein paar Fans. Kurz vor zehn erscheint Bohne, im Anzug und einer Aktentasche unterm Arm. Äußerlich lässt er sich nichts anmerken.

10.07 Uhr: Große und Bohne sitzen im Podium des Presseraums, würdigen sich aber keines Blickes. Bohne verliest eine vorbereitete Erklärung, gibt den sofortigen Rücktritt bekannt, weil sein Vertrauen in den Aufsichtsratzerstört ist: „Oft war es nur mit viel Aufwand und Mühe möglich, die (...) aufgebrochenen Risse zu kitten, am heutigen Tag stehen wir gar vor einem beispiellosen Scherbenhaufen.“

11 Uhr: Schon mehr als eine halbe Stunde rechtfertigt Große die Trennung von Bohne. Dass der suspendiert worden sei, verneint Große vehement – bis er auf mehrfaches Drängen der Journalisten vom anwesenden Aufsichtsratskollegen Matthias Matzka korrigiert und damit der Lüge überführt wird: „Er ist heute Morgen beurlaubt worden.“

11.33 Uhr: Die eines Drittligisten unwürdige und stillose Pressekonferenz ist vorbei. Große verlässt weinend den Raum. Und auch Bohne hat Tränen in den Augen. (SZ)


Sächsische Zeitung, 4. Juni 2010

Dynamo-Geschäftsführer Bohne tritt zurück

Fußball-Drittligist SG Dynamo Dresden steht ohne Geschäftsführer da.

Dresden. Die Personalspielchen beim Fußball- Drittligisten SG Dynamo Dresden gehen weiter: Stefan Bohne ist am Freitag als Geschäftsführer zurückgetreten. Der Nachfolger Bohnes, der auf die Verlängerung seines am 30. Juni auslaufenden Vertrages gehofft hatte, wurde bereits am Donnerstagabend auf einer Aufsichtsratssitzung bestimmt. Als Bohne das erfuhr, stellte er seinen Posten mit sofortiger Wirkung zur Verfügung. „Wiederholt wurde mein Handeln als Geschäftsführer als auch ich diskreditiert. Ich bin nicht bereit, das in Kauf zu nehmen und ziehe die Konsequenz“, sagte Bohne auf einer eigens einberufenen Pressekonferenz. Als Nachfolger ist der ehemalige Manager des Karlsruher SC, Rolf Dohmen, im Gespräch.

Nur wenige Stunde nach dem Rücktritt teilte Dynamo in einer Presseerklärung mit, dass der Posten bereits wieder besetzt sei. Die Frage nach dem „Neuen“ sei gemeinsam mit Sportbürgermeister Wilfried Lehmann sowie den Sponsorenvertretern Jens Heinig (Veolia) und Thomas Bohn (Sprecher einer Sponsoreninitiative) kontrovers besprochen worden. Zwar habe Bohne mit einem strikten Konsolidierungskurs den ersten Schritt in Richtung einer wirtschaftlichen Konsolidierung des finanziell schwer angeschlagenen Traditionsclubs getan.
Der Aufsichtsrat habe aber nach der Analyse der bisherigen Arbeit in der Geschäftsführung und der Zusammenarbeit mit dem AufsichtsratMängel festgestellt, die unter der derzeitigen Konstellation nicht behebbar seien. Deshalb wurde der Vertrag Bohnes vom Aufsichtsratnicht verlängert, sondern ­ vorbehaltlich der Zustimmung der Landeshauptstadt Dresden ­ ein neuer Geschäftsführer bestellt. Beide Beschlüsse fielen im Beisein von Bürgermeister Lehmann einstimmig.

Der Name des künftigen Geschäftsführers wird erst nach Vorliegen der Entscheidung der Landeshauptstadt bekanntgegeben. Die Stadt Dresden hat seit der Zahlung eines Kredites von 1,25 Millionen Euro im Jahr 2008 das Recht, bei der Besetzung des Geschäftsführerpostens ihr Veto einzulegen. Davon hatte die Stadt Ende März Gebrauch gemacht, als sie sich gegen die Einstellung von Stephan Beutel als Geschäftsführer Sport aussprach.

Der Geschäftsführervertrag musste zusammen mit den Lizenzunterlagen und Bürgschaften am Freitag bis 14.00 Uhr bei der Zentrale des Deutschen Fußballbundes (DFB) abgegeben werden. (dpa)


Irritationen vor der Nacht der Entscheidung

Von Daniel Klein

Zwei Wochen ist es gerade her, als Präsident Hauke Haensel auf der außerordentlichen Mitgliedersammlung von Dynamo Dresden stolz verkündete: „Wir haben gegenüber der Stadt, der Wirtschaft und der Öffentlichkeit bewiesen, dass wir ein verlässlicher Partner sind.“ Aus heutiger Sicht entbehrt der Satz nicht einer gewissen Komik.

Das Verhältnis zur Stadt ist dermaßen angespannt, dass Sportbürgermeister Winfried Lehmann erstmals von seinem Recht Gebrauch machte und gestern Abend an der Aufsichtsratssitzung von Dynamo teilnahm – quasi als Aufpasser. Das Verhältnis zu den Sponsoren ist derart zerrüttet, dass der Trikotsponsor Veolia den Rückzug erklärte und Geldgeber Thomas Bohn nach SZ-Informationen nicht länger Bürge einer sechsstelligen Summe für die kommende Drittliga-Lizenz sein möchte. Und die Öffentlichkeit schüttelt über all die Querelen und Machtkämpfe, die gleich mehrere Sommerlöcher stopfen würden, nur noch verständnislos den Kopf.

Hintergrund des Streites: Ein Teil des Aufsichtsrates möchte den am Monatsende auslaufenden Vertrag mit Geschäftsführer Stefan Bohne nicht verlängern. Mit dem Ex-Manager des Karlsruher SC, Rolf Dohmen, wurde bereits ein Nachfolger gefunden. In der Öffentlichkeit allerdings bestritt dies Aufsichtsratschef Holm Große in den vergangenen Tagen immer wieder. Zuletzt am Mittwochabend nach dem Antrittsbesuch bei Oberbürgermeisterin Helma Orosz. „Es ging nicht um einen neuen Geschäftsführer“, erklärte Große anschließend. Diese Meinung teilte seine Gesprächspartnerin offensichtlich nicht. Orosz ließ über den Rathaus-Sprecher Kay Schulz gestern ausrichten, dass sie „über die Aussagen des Aufsichtsratsvorsitzenden sehr irritiert sei“ und schickte Sportbürgermeister Lehmann am Abend zur Aufsichtsratssitzung von Dynamo. Die Stadt Dresden hat seit der Zahlung eines Kredites über 1,25Millionen Euro im Frühjahr 2008 das Recht, bei der Neubesetzung einer Geschäftsführerstelle ihr Veto einzulegen. Aufsichtsratschef Große wollte beim Antrittsbesuch am Mittwoch offensichtlich herausfinden, ob das Rathaus die Personalie Dohmen durchwinken würde.

Persönliche Eitelkeiten

Was die Aufsichtsräte dem bisherigen Geschäftsführer Bohne vorwerfen, ist bisher völlig unklar. Womöglich geht es in erster Linie um persönliche Eitelkeiten – wie schon so häufig bei Dynamo. Die spannende Frage ist: Wer zieht am Ende den Kürzeren? Bohne lud für heute 10Uhr aus „aktuellem Anlass“ schon einmal zu einer Pressekonferenz. Sollte der Aufsichtsratin der Nachtsitzung für Dohmen gestimmt haben, dürfte er dort seinen sofortigen Rücktritt verkünden. Darf Bohne jedoch über den 30. Juni hinaus weiter als Dynamo-Geschäftsführer arbeiten, wäre es die zweite derbe Niederlage des Kontrollgremiums in einer wichtigen Personalfrage innerhalb kürzester Zeit. Bereits Ende März hatten die Räte vergeblich versucht, den Erfurter Stephan Beutel als Geschäftsführer Sport einzustellen. Dies scheiterte am Einspruch der Stadt, die dem Verein einen Sparkurs verordnet hat. Gut möglich also, dass heute auch einige Aufsichtsräte abtreten.

Der Zündstoff vor der Sitzung, die bei Redaktionsschluss gestern Abend noch andauerte, ging nicht aus. Nach SZ-Informationen war Dohmen extra von Karlsruhe angereist, um sein Konzept vorzustellen. Auch Jens Heinig, Geschäftsführer des Trikotsponsors Veolia Ost GmbH, und Saxoprint-Chef Thomas Bohn waren als Gäste geladen. Der Geschäftsführer-Vertrag muss zusammen mit den Lizenz-Unterlagen und Bürgschaften bis heute 14 Uhr in der DFB-Zentrale in Frankfurt/Main abgegeben werden.
Neben dem Geschäftsführer mussten die Aufsichtsräte über weitere Personalien abstimmen: Cheftrainer Matthias Maucksch soll einen Vertrag bis 2012 erhalten, Thomas Köhler künftig die Torhüter von der ersten Mannschaft bis zu den B-Junioren sowie die U23-Auswahl in der Oberliga betreuen. Das bisherige Trainerduo der Dynamo-Reserve Jan Seifert und Gunnar Grundmann erhält kein neues Angebot. Auch die neuen Verträge mit Timo Röttger, Gerrit Müller und Shergo Biran musste das Gremium genehmigen. Es gab also auch leichte Entscheidungen.


MDR, 4. Juni 2010

Dynamo: Rücktritt und Lüge

Fußball-Drittligist Dynamo Dresden kommt nicht zur Ruhe. Am Vormittag kündigte Geschäftsführer Stefan Bohne seinen sofortigen Rückzug an, zudem gab Aufsichtsratschef Holm Große eine Lüge zu.

Bohne hört auf

Bohne erklärte seinen sofortigen Rücktritt mit mangelndem Vertrauen des Aufsichtsrats. Das Gremium hatte am Donnerstag einstimmig mit 8:0 gegen eine Verlängerung mit Bohne votiert. Der Klub erklärte, man habe einen Nachfolger an der Angel, dessen Vertrag nun zur Prüfung bei der Stadt liege. Der neue Geschäftsführer soll mehr sportliche Kompetenzen erhalten. Als heißen Nachfolge-Kandidaten nennen Medien den Ex-Karlsruher Manager Rolf Dohmen.

Aufsichtsratschef gibt Lüge zu

Die Stadt muss dem neuen Geschäftsführer-Vertrag zustimmen. Aufsichtsrat Große gab zu, die Stadt in Sachen "Bohne" belogen zu haben. Man habe der Stadt gesagt, man wolle mit Bohne, dem Experten eine gute Arbeit bescheinigen, verlängern. Große verließ unter Tränen den Saal.


BILD, 4. Juni 2010

Wer wird Boss: Bohne oder Dohmen?

Von TIM SCHLEGEL

Wer ist denn nun ab 1. Juli Boss bei Dynamo? Nach tagelangem Hickhack soll das Geheimnis heute endlich gelüftet werden.
Bis 14 Uhr müssen die letzten Unterlagen für die Lizenz beim DFB sein – mit Angabe eines Geschäftsführers. Wird der am 30. Juni auslaufende Vertrag von Stefan Bohne verlängert – oder kommt Rolf Dohmen (zuletzt KSC-Manager)?

Glaubt man den offiziellen Beteuerungen des Aufsichtsrats, der den Geschäftsführer bestellt, sieht alles nach einer Weiterbeschäftigung von Bohne aus.
Allerdings: Mit der Wahrheit nahm es das Gremium in diesem Fall bisher nicht so genau (warum auch immer). Dass in Wirklichkeit Dohmen Favorit ist, wurde bisher konsequent abgestritten.

Dabei hat der neue Aufsichtsrats-Chef Holm Große noch am Mittwochabend gemeinsam mit Präsident Hauke Haensel Dresdens OB Helma Orosz um grünes Licht für die Einstellung von Dohmen gebeten!

Stadtsprecher Kai Schulz: „Wir waren schon irritiert über die Aussage von Herrn Große, dass ein neuer Geschäftsführer kein Gesprächsthema war. Dabei ging es genau darum.“
Die Stadt hat ein Vetorecht. Sportbürgermeister Lehmann nahm gestern an der Aufsichtsratssitzung teil.


Geschäftsführer Stefan Bohne erklärt sofortigen Rücktritt
SCHWINDEL-GEMEINSCHAFT-DYNAMO


Ganz dicke Luft bei Dynamo Dresden! Geschäftsführer Stefan Bohne hat Freitagmittag mit sofortiger Wirkung seinen Rücktritt erklärt. Als Grund nannte er, dass von Seiten des Aufsichtsrats sein Ruf als Person und Geschäftsführer beschädigt wurde. Auf einer außergewöhnlichen Pressekonferenz gestand Aufsichtsratschef Dr. Holm Große sogar sein „falsches Spiel" (BILD berichtete) ein und brach am Ende in Tränen aus. Ich musste zur Kenntnis nehmen, dass vom Aufsichtsratangestrebte und in Teilen ohne Absprache und abseits des satzungsgemäßen Auftrags durchgeführte Schritte, aus meiner Sicht, der Erreichung der Vereinsziele hinderlich waren“, machte Stefan Bohne schwere Vorwürfe in Richtung Aufsichtsrat. „Diese haben den Verein in zeitweise Existenz bedrohende Situationen manövriert. Wir stehen vor einem beispiellosen Scherbenhaufen.“

Bohne weiter: „Im Rahmen der von der von der Geschäftsstelle weitgehend allein vorangetriebenen Bemühungen zur Erfüllung der existenziell bedeutsamen Lizenzunterlagen musste ich feststellen, dass der Aufsichtsratdieses Ersinnen erschwerte. Darüber hinaus muss ich konstatieren, dass wiederholt versucht wurde, sowohl mein Handeln als Hauptgeschäftsführer als auch meine Person zu diskreditieren und vorsätzlich meine Ruf zu beschädigen.“

Aufsichtratschef Dr. Holm Große versuchte auf der Pressekonferenz noch gute Miene zum bösen Spiel zu machen, geriet aber aufgrund seines fragwürdigen Auftretens in den vergangenen Tagen schwer in die Kritik. Dr. Große hatte immer wieder in der Öffentlichkeit posaunt, dass Stefan Bohne sein erster Mann sei und einer Verlängerung des Ende Juni auslaufenden Vertrags mit Bohne nichts im Wege stehe.

Allerdings hatte Große schon längst Rolf Dohmen, den Ex-Manager des Karlsruher SC, als neuen Geschäftsführer in der Hinterhand. Als Große von den anwesenden Journalisten aufgrund seines falschen Spiels massiv in die Mangel genommen wurde, verstrickte er sich mehr und mehr in Widersprüche und brach am Ende in Tränen aus. Große: "Ich bin einfach nur fertig."

Tränen hin oder her: Am Montag will Dynamo den neuen Geschäftsführer präsentieren. Und das wird aller Voraussicht nach Rolf Dohmen sein. Dazu bedarf es allerdings noch der Zustimmung der Stadt, die aufgrund einer Bürgschaft ein Mitspracherecht hat. Sollte die Stadt den neuen Mann jedoch ablehnen, wird aus der dicken Luft ganz schnell ein mächtiger Großbrand…


Bohne ist weg

Dynamo versinkt im Chaos
Hier bricht Boss Große nach seinem falschen Spiel weinend zusammen

Von J. ARNDT, T. SCHLEGEL und S. HOFMANN

SO GEKNALLT HAT ES BEI DYNAMO SCHON LANGE NICHT MEHR!

Der beim Drittligisten tobende Machtkampf zwischen dem Aufsichtsratund dem bisherigen Hauptgeschäftsführer Stefan Bohne (36) erreichte gestern seinen Höhepunkt. Bohne ist weg. Rolf Dohmen (56, früher Karlsruher SC) soll sein Nachfolger werden. Aufsichtsrats-Boss Prof. Dr. Holm Große gab mit Tränen in den Augen Fehler zu.

Das Chaos bei Dynamo!

Über eine Woche hatte der Aufsichtsratin der Geschäftsführer-Frage falsch gespielt, teilweise sogar gelogen. Einerseits gab es Treuebekundungen für Bohne, dessen Vertrag am 30. Juni ausläuft. Ihm wurde sogar ein neuer Kontrakt über zwei Jahre angeboten. Andererseits hatte sich der Aufsichtsratlängst für Dohmen als neuen Geschäftsführer entschieden. Das jedoch wurde stets vehement abgestritten.

Große verteidigte die Strategie der Doppel-Züngigkeit, sagte: „Es ist in jedem Wirtschaftsunternehmen üblich, dass man einen Plan B hat.“ Er räumte wenigstens ein: „Die Außendarstellung hat darunter gelitten. Asche auf mein Haupt. Ich bin vielleicht etwas blauäugig an die ganze Sache herangegangen.“
Als ob das nicht schon schlimm genug war, redete sich Große dann gestern gleich noch mal um Kopf und Kragen. „Ich habe damit gerechnet, dass Stefan Bohne bis zum 30.6. weitermacht“, meinte er. Unglaublich! Dabei hatte der Aufsichtsratbereits am Abend zuvor Bohnes sofortige Suspendierung beschlossen.

Große wehrte sich übrigens gegen den Vorwurf, in der Geschäftsführer-Frage gelogen zu haben. „Ich habe vielleicht etwas verschwiegen, aber nicht gelogen.“ Ach so! Einen Rücktritt nach seinem falschen Spiel lehnte Große ab. „Ich flüchte nicht vor der Verantwortung.“
Das einzig Gute am gestrigen Dynamo-Tag: Auf die Lizenzerteilung hat das Theater vorerst keinen Einfluss. Die geforderten Bürgschaften in Höhe von rund 700 000 Euro wurden vom Verein fristgerecht eingereicht. Der neue Geschäftsführer-Vertrag braucht erst bis Ende Juni beim DFB zu sein.


Sächsische Zeitung, 3. Juni 2010

Wurde im Rathaus über den Geschäftsführer gesprochen?

Von Daniel Klein und Tino Meyer

Der neue Aufsichtsratschef traf sich gestern mit der Oberbürgermeisterin: „Ein normaler Antrittsbesuch.“

Knapp zwei Stunden dauerte das Gespräch hinter verschlossenen Türen. Oberbürgermeisterin Helma Orosz und Sportbürgermeister Winfried Lehmann trafen sich gestern Abend im Rathaus mit Dynamos neuem Aufsichtsratschef Holm Große und Präsident Hauke Haensel. „Es war ein ganz normaler Antrittsbesuch“, kommentierte Große anschließend das Treffen.
Es fand allerdings zu einem sehr brisanten Zeitpunkt statt. Seit Tagen kursiert das Gerücht, Dynamos Aufsichtsratwolle den Geschäftsführer Stefan Bohne, dessen Vertrag am 30. Juni ausläuft, aus dem Amt kippen und den früheren Manager des Karlsruher SC, Rolf Dohmen, als Nachfolger präsentieren. Einer Veränderung auf dem Geschäftsführerposten muss die Stadt allerdings zustimmen, seitdem sie den Fußball-Drittligisten im Frühjahr 2008 mit einem Kredit über 1,25 Millionen Euro vor der Insolvenz bewahrt hatte. War es also vielleicht mehr als der obligatorische Antrittsbesuch? „Es ging nicht um einen neuen Geschäftsführer“, betonte Große.

Vielmehr habe er Bohne einen Zweijahres-Vertrag vorgelegt. „Ich hoffe, dass er den unterschreibt. Dann muss noch der Aufsichtsratdarüber abstimmen“, erklärte Große. Nötig ist dafür eine Zweidrittel-Mehrheit. Bis Freitag muss der Geschäftsführer-Vertrag in die Lizenz-unterlagen, die Dynamo nach Frankfurt/Main zum Deutschen Fußall-Bund (DFB) schickt. Bohne bestätigte gestern Abend, dass ihm ein neuer Vertrag vorliegt: „Wenn ein, zwei kleine Punkte noch korrigiert werden, unterschreibe ich.“

Biran-Transfer genehmigt

Vollzug konnte gestern auch noch nicht bei der Verpflichtung von Shergio Biran vermeldet werden. Union Berlin muss dem Stürmer, der noch bis 2011 vertraglich an den Zweitligisten gebunden ist, erst die Freigabe erteilen. „Der Aufsichtsratwird zustimmen“, erklärte gestern Große. „Shergio Biran kann verpflichtet werden.“
Als nächster Neuzugang kündigt sich Sebastian Schuppan an. Trainer Matthias Maucksch erklärte, dass dem 23-Jährigen ein unterschriftsreifes Angebot vorgelegt wird. Der linke Außenverteidiger war beim SC Paderborn ausgemustert worden. „Es geht darum, dass potenzielle Neuzugänge wissen, was bei Dynamo machbar ist“, sagte Maucksch. „Die schlagkräftigen Argumente haben andere Vereine – nämlich die finanziellen. Da können wir nicht mitbieten. Aber wir haben Visionen und dazu Emotionen wie kein anderer Verein in der 3. Liga. Und bei Sebastian Schuppan bin ich überzeugt, dass er auch diese Visionen hat.“

Strafe: Dynamo muss 6500 Euro Strafe zahlen, weil im Spiel in Heidenheim im Dresdner Fanblock wiederholt Pyrotechnik gezündet wurde und im Heimspiel gegen Wuppertal der Ordnungsdienst nicht ausreichend war. Dynamo hat dem DFB-Urteil zugestimmt.


BILD, 1. Juni 2010

Dynamo Dresden: Der Fall Bohne
Aufsichtsratstreitet alles ab
...und redet sich um Kopf und Kragen
Von Tim Schlegel

Schwindel-Gemeinschaft Dynamo Dresden! Was beim Drittligisten derzeit abläuft, ist kaum noch nachvollziehbar. Mittendrin der Aufsichtsrat, der offensichtlich nicht mit offenen Karten spielt. Dabei immer mehr Verwirrung stiftet.

Darum geht´s: BILD hatte berichtet, dass das Gremium plant, Stefan Bohne als Geschäftsführer abzuservieren und den früheren KSC-Manager Rolf Dohmen ab 1. Juli einzusetzen.

Das wurde sogar von Ex-Aufsichtsrats-Mitglied Dieter Schulz bestätigt, der frustriert zurück trat. „Dabei bleibe ich“, stellte er unmissverständlich klar. „Welchen Grund sollte ich haben, Unwahrheiten zu bestätigen?“

Aufsichtsrats-Chef Dr. Holm Große sieht das ganz anders! „Es ist mir unerklärlich, wie man so etwas behaupten kann. Das ist absolut falsch“, behauptet Große.

Also bohrte BILD nach.

Wurde wirklich nicht darüber geredet, Bohne durch Dohmen zu ersetzen? Große: „Ich werde mich nicht dazu äußern, was und über wen diskutiert wurde.“ Wird Rolf Dohmen definitiv kein neuer Geschäftsführer? Große: „Ich kann nichts bestätigen. Die Entscheidung treffe nicht ich alleine. Ich hoffe, Bohne bleibt.“
Das stinkt doch zum Himmel! Der Aufsichtsratverstrickt sich offensichtlich immer mehr in Widersprüchen. So sind die Rücktrittsforderungen vieler Sponsoren (BILD berichtete) kaum vom Tisch zu wischen.

Was sagt eigentlich Rolf Dohmen selbst? „Ich bin ab 1. Juli frei. Und es gab mehrere lose Anfragen. Mehr sage ich dazu nicht.“
Am Donnerstag muss der Aufsichtsrateine Entscheidung fällen. Bis dahin wird das Verwirrspiel wohl weiter gehen...


Sächsische Zeitung, 1. Juni 2010

Hat der Finanzbürgermeister doch recht?

Sein Auftritt vor Dresdner Elternvertretern ist mittlerweile legendär. In der Debatte um Schulsanierungen hat Dresdens Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) dem Kreiselternrat in der vergangenen Woche schlechte Lobbyarbeit vorgeworfen. Elterngremien seien schlecht vernetzt. „Um Geld zu bekommen“, würde Dynamo mehr Leute auftreiben. Vorjohanns These: Nur wer schreit und genügend Volkszorn aufbietet, erhält finanzielle Hilfe von der Stadt.

Die drastischen Formulierungen des Kämmerers lösen bis heute Proteste aus. Doch Vorjohann, der nach eigenen Worten lieber in Schulen als in eine Operette investieren würde, hat offenbar Bewusstsein dafür erzeugen wollen, wie sehr öffentlicher Druck Entscheidungen in der Politik beeinflusst. Die SZ nennt Beispiele.

Beispiel 1: Dynamo-Fans machen Druck fürs stadion

Der Fall: Dynamo Dresden spielt in einer Bruchbude. Ränge bröckeln, Sanitär- und Nachwuchsbereiche sind in katastrophalem Zustand. 2004 schließlich steigen die Gelb-Schwarzen in die zweite Liga auf. Damit wird die Frage nach einer modernen Spielstätte, die den hohen Auflagen des Deutschen Fußballbundes genügt, drängender.Die Lobby: Druck kommt von den Fans. Ein Kreis engagierter Anhänger formiert sich zur Faninitiative Pro RHS(Rudolf-Harbig-Stadion). Zunächst geht es darum, in der Standortdebatte den bisherigen Ort am Lennéplatz gegen das Ostragehege durchzusetzen. Dann geht es um den Grundsatzbeschluss für einen Bau und einen Investor. Pro RHStippt Pressemitteilungen, veranstaltet aber auch Demonstrationen vor der Staatskanzlei und dem Rathaus mit Tausenden Fans.Das Ergebnis: Trotz Skepsis der CDU – der stärksten kommunalpolitischen Kraft in Dresden – gibt der Stadtrat grünes Licht für das 40-Millionen-Euro-Projekt. Die Bauarbeiten beginnen im November 2007. Im September 2009 steigt die spektakuläre Eröffnungsgala. Fragen der Finanzierung sind aber noch offen. Denn der Drittligist kann keine allzu hohe Miete zahlen.

Beispiel 2: Bürger zwingen Stadt zum Brückenbau

Der Fall: Auch wenn die ersten Planungen bereits vor über 100 Jahren ausgetüftelt wurden: Anfang der 90er-Jahre wird der Bau der Waldschlößchenbrücke wieder aktuell. Dresden will die Verkehrsinfrastruktur modernisieren und die Industriegebiete im Norden der Stadt besser anbinden. Geplant wird eine Elbquerung am Waldschlößchen.Die Lobby: Einer ersten Variante versagt die Rechtsaufsicht die Genehmigung. Als neue Stadtratsmehrheiten den Bau zu Fall bringen könnten, formiert sich Widerstand. Sachsens ADAC-Chef Nikolaus Köhler-Totzki sowie Politiker von FDP und CDU setzen auf einen Bürgerentscheid. Mit Erfolg. Knapp 70000 Dresdner, 10000 mehr als nötig, wollen den Entscheid. Der kommt dann auch: Im Februar 2005 stimmen fast 68 Prozent der Teilnehmer für den Bau.Das Ergebnis: Trotz mehrerer Prozesse und heftiger Debatten: Im November 2007 beginnt der Bau des rund 156MillionenEuro teuren Verkehrszuges. Ein von Grünen unterstütztes Bürgerbegehren für den Tunnel kommt nicht zustande. Im vergangenen Jahr verliert Dresden den Welterbetitel. Die Stadt rechnet derzeit mit bis zu 25Millionen Euro Mehrkosten für den Bau.

Beispiel 3: Operetten-Team drängt auf neue Spielstätte

Der Fall: Die Leubener Bühne ist marode. Zwar wurden Teile des Zuschauerbereichs ertüchtigt, doch über der Bühne verhindern Plastikplanen, dass es auf die Darsteller regnet. Musiker, Tänzer und Sänger sind in barackenartigen Anbauten untergebracht. Der Standort liegt zudem weit entfernt von Dresdens Stadtzentrum.Die Lobby: Rund 240 Operetten-Mitarbeiter verzichten zugunsten eines Neubaus auf Geld – im Schnitt auf 240Euro im Monat. Im November 2007 musiziert das Ensemble auf dem Wiener Platz. Intendant Wolfgang Schaller hält emsig Kontakt mit Stadtratsfraktionen und Bürgermeistern. Feldschlößchen-Chef Manfred ten Bosch steht an der Spitze eines Förderforums für den Operettenneubau. Unterstützung kommt auch von Bühnen-Gewerkschaften.Das Ergebnis: Trotz vielschichtiger Lobbyarbeit ist ein Neubau nicht absehbar. Die Stadt will zwar das Kraftwerk Mitte von Investoren umbauen lassen, doch wann und wie ist offen. Schaller kämpft engagiert. Doch in der Politik ist die Skepsis groß, trotz teilsgegenteiliger Bekenntnisse. Am Donnerstag befasst sich der Rat mit dem Thema. Mal wieder.


Wer lügt bei Dynamo?
Von Daniel Klein

Der Streit um die Stelle des Geschäftsführers geht in die nächste Runde. Nun meldet sich Rolf Dohmen zu Wort.

Der große Eklat ist ausgeblieben. Das Gezerre um den Posten des Geschäftsführers bei Dynamo Dresden und um die Person Stefan Bohne ist damit aber noch nicht beendet. Gestern traf sich der neue Aufsichtsratsvorsitzende Holm Große mit Bohne, um über die Verlängerung seines Vertrages zu sprechen. „Das verlief in einem sehr sachlichen Rahmen“, fasste Große die Unterredung zusammen. Über Details wollte sich der Chef der Marketing-Gesellschaft Oberlausitz-Niederschlesien nicht äußern.

Nach SZ-Informationen besteht Bohne auf eine Laufzeit von zwei Jahren, der Aufsichtsratwill aber nur bis Juni 2011 verlängern. „Die Ergebnisse unseres Gespräches werde ich nun den anderen Gremienmitgliedern bei unserer nächsten Sitzung vortragen, dann stimmen wir ab“, erklärte Große. Bis wann der neue Vertrag unterschrieben sein muss, darüber herrscht noch keine Einigkeit. „Er gehört zwingend in die Lizenzunterlagen, die wir bis Freitag einreichen müssen“, erklärte Geschäftsführer Bohne. „Ob dies tatsächlich so ist, wollen wir noch prüfen“, sagte Große. Egal wie –spätestens bis zum 30. Juni muss eine Lösung her, dann läuft Bohnes Vertrag aus.

Dohmen: Dementiere nichts

Der am vergangenen Donnerstag zurückgetretene AufsichtsratDieter Schulz hatte behauptet, dass Bohne abgesägt und der ehemalige Manager des Karlsruher SC, Rolf Dohmen, als Nachfolger präsentiert werden soll. Dies sei so in der Sitzung am Donnerstag besprochen worden. Große hatte dies gegenüber der SZ bestritten. Dohmen selbst erklärte gestern auf Nachfrage, dass er sich im Dezember 2009 in einem Dresdner Hotel mit drei Aufsichtsräten getroffen hatte, als die Stelle des Geschäftsführers Sport ausgeschrieben worden war. „Danach war ich nicht mehr in Dresden.“ Auf die Frage, ob es in den vergangenen Tagen und Wochen anderweitigen Kontakt mit Aufsichtsräten von Dynamo gab, erklärte der 58-Jährige: „Ich dementiere diesbezüglich gar nichts.“ Dies lässt Raum für Spekulationen und wirft die Frage auf: Wer lügt?

Doch egal wer Recht hat: Das Verhältnis zwischen den Aufsichtsräten und Bohne ist, zurückhaltend formuliert, angespannt. Für eine Klimaverbesserung sorgte dabei sicher auch nicht der Vorwurf von Große, eine Vertragsverlängerung mit Cheftrainer Matthias Maucksch sei bisher alleine am Zögern von Bohne gescheitert. „Der Aufsichtsrathatte dies bereits im November oder Dezember beschlossen. Doch dies wurde offensichtlich nicht umgesetzt. Dies ist allerdings allein die Aufgabe des Geschäftsführers“, hatte Große am Sonntag gegenüber der SZ erklärt.

Dies stimmt so nicht, wie das Protokoll der Aufsichtsratssitzung vom 1. Dezember 2009 beweist, das der SZ nun vorliegt. Demnach war es ausgerechnet Große, der eine Weiterbeschäftigung von Maucksch bis Juni 2011 ablehnte – mit dem Hinweis, dass der neu zu berufende Geschäftsführer Sport diese Personalie klären müsse. Fortan wurde nur noch über eine Änderung des Kontraktes bis zum 30. Juni 2010 diskutiert. Dies war notwendig, da Maucksch bis dato die zweite Mannschaft trainiert hatte. Bohne hatte also nie den Auftrag erhalten, über den 1. Juli 2010 hinaus mit Maucksch zu verhandeln.

„Da ist mir unter dem Druck ein kleines Missverständnis passiert“, räumte Große gestern ein. Damit war das Thema für ihn erledigt. Gestern Abend trafen sich Bohne und Maucksch, um über einen neuen Kontrakt zu sprechen. Der soll nun in den nächsten Tagen unterzeichnet werden.
Auf den Protestbrief einer Sponsoreninitiative, die dem Kontrollgremium Versagen vorgeworfen und zum Rücktritt aufgefordert hatte, hat Große laut eigener Aussage inzwischen geantwortet.


„Der Rückweg ins Steyer-Stadion fällt schwer“

So ein Football-Fest gab es lange nicht in Dresden. Fast 6.000 Zuschauer im Harbig-Stadion, eine sportlich starke Vorstellung bei der 26:27-Niederlage gegen den deutschen Meister Berlin Adler. Dennoch stehen die Dresden Monarchs am Tabellenende.
Präsident Sören Glöckner spricht über seine Eindrücke und die Perspektiven.

Herr Glöckner, wie bewerten Sie den ersten Auftritt Ihrer Footballer im neuen Harbig-Stadion?

Es war fantastisch. Die Partie und das Erlebnis des Spieltages im Harbig-Stadion waren wirklich bombastisch. Die Vorstellung, in zwei Wochen wieder ins Steyer-Stadion zu müssen, fällt sehr schwer. Man hat gesehen, dass für die Zukunft sehr viele Optionen möglich wären, wenn wir uns entschließen würden, in der Harbig-Arena zu spielen. Aber die Euphorie muss sich jetzt erst mal setzen, weil es nicht realistisch ist, gleich wieder in dem modernen Stadionzu spielen. Aber wir müssen ernsthaft daran arbeiten, vielleicht wenn wir im Viertelfinale der Play-offs wieder Heimrecht hätten...

Probleme gab es auch – mit der Akustik, und eine Uhr lief auch nicht mit.

Richtig, es hakte noch an einigen Stellen. Die Akustik war so schlecht, weil unsere gewohnte Anlage nicht eins-zu-eins mit der Stadionanlage kompatibel war. Das darf uns nicht noch mal passieren. Und eine Uhr muss einfach sein, für Zuschauer und Trainer. Beim Einlass hatten wir auch einige längere Wartezeiten.

Hat die knappe Niederlage den Gesamteindruck getrübt?

Persönlich schon. Das war natürlich bitter. Wir haben uns etwas die Butter vom Brot nehmen lassen.

Wie wollen Sie die vielen Neu-Zuschauer weiterhin anlocken? Mit dem maroden Steyer-Stadion offenbar nicht.

Das ist wohl so. Die, die das nächste Mal vielleicht erstmals in unsere Stammspielstätte kommen, werden sich vielleicht etwas die Augen reiben – das ist ja doch etwas trostloser. Trotzdem ist die Stimmung gut dort. Allerdings dürfen wir ins Steyer-Stadion ohnehin maximal nur 3700 Besucher hineinlassen, es können also gar nicht alle wiederkommen – da hätten wir ein Problem. Das Bauamt verlängert Jahr für Jahr die Ausnahmegenehmigung für die Nutzung, damit verkleinert sich jährlich auch etwas die Kapazität.

War der Spieltag am Sonnabend ein Minusgeschäft?

Nein, es war für uns ein Nullsummenspiel, weil die Sponsoren das ausgeglichen haben.

Der Berliner Trainer Shuan Fatah hat das Harbig-Stadion als Austragungsort für den German Bowl ins Gespräch gebracht. Was halten Sie davon?

Das ist perspektivisch gesehen eine gute Idee. Dazu müssten aus meiner Sicht zunächst erst mal unsere Chancen steigen, dass wir dieses Endspiel um die deutsche Meisterschaft erreichen könnten. Aber Robert Hubert, der Präsident des europäischen und des deutschen Football-Verbandes, war ganz begeistert von der Arena. Er sagte, dass er sich Dresden somit als Standort für ein attraktives Länderspiel vorstellen kann – etwa gegen Mexiko, die USA oder Kanada. Oder als Spielstätte für ein Europacupfinale.

Nach dem Spieltag sind die Dresden Monarchs Tabellenletzter der Bundesliga-Staffel Nord. Machen Sie sich Sorgen?

Nach der Vorstellung mache ich mir keine Sorgen. Die hatte ich eher in der Vorwoche nach dem 0:7 bei Aufsteiger Berlin Rebels. Allerdings wird jetzt der Druck auf die Mannschaft deutlich höher.

Hält das Team den Druck aus?

Ja, da bin ich mir ganz sicher.

Was macht Sie da so sicher?

Weil ich am Sonnabend gesehen habe, wie das Team kämpft und wie gut wir Druck aushalten. Und der Druck von Berlin war enorm groß. Das ist die beste Mannschaft derzeit im deutschen Football. Gegen die haben wir uns super verkauft. Deshalb glaube ich, dass wir in den kommenden Partien gegen Essen, die Berlin Rebels oder Stuttgart Superchancen haben, in der Tabelle nach oben zu klettern.

Das Gespräch führte Alexander Hiller.


DNN, 1. Juni 2010

Sommertheater bei Dynamo: Geschäftsführer weiter in der Warteschleife
Thomas Scholze

Wenn die Spieler pausieren, wird bei Dynamo das Sommertheater aufgemacht. So auch 2010. Zwischen Geschäftsführung und Aufsichtsrattobt seit der Verhandlung der Stadionverträge ein Machtkampf, richtig heftig ist das Gezerre nach der im Frühjahr beschlossenen, letztlich am Veto der Stadt gescheiterten Einsetzung von Stephan Beutel als Sportdirektor. Der Erfurter ist längst kein Thema mehr, Stefan Bohne sitzt dennoch weiter in der Warteschleife. Der am 30. Juni auslaufende Vertrag des Hauptgeschäftsführer wurde bislang nicht verlängert. Gestern trafen sich der neue Aufsichtsratschef Holm Große und Bohne zu einem Gespräch. Ergebnis: Keines. „Wir haben unsere Positionen ausgetauscht", sagt Stefan Bohne, „weitere Gespräche müssen folgen. Es geht mir dabei erst an letzter Stelle um das Finanzielle. Viel wichtiger ist mir ein vertrauensvoller Umgang miteinander."

Worum geht es?

Um den Streit zwischen Aufsichtsratund den vor der letzten Wahl des Gremiums ausgebooteten Kandidaten. Im letzten Jahr war Thomas Bohn vom Präsidiumvon der Kandidatenliste für das Gremium gestrichen worden, obwohl der Saxoprint-Chef mit seinem Unternehmen ein wichtiger Sponsor des Vereins und auch Bürge ist. Veolia-Geschäftsführer Jens Heinig war deswegen aus dem Aufsichtsratausgeschieden. Die Diskrepanz: Die Personen, die für den Verein das Geld geben, haben nichts zu sagen. Die Entscheidungen treffen die gewählten, aber nicht unbedingt fähigen Räte. Aus Sicht mehrerer Sponsoren die falschen.

Wie kann es weitergehen?

Variante 1: Der Aufsichtsrattritt komplett zurück, macht den Weg für Neuwahlen frei. Die Sponsoren wären besänftigt, Dynamo könnte die neue Saison mit solidem Fundament planen. Variante 2: Der Machtkampf geht weiter, Stefan Bohne muss eventuell seinen Stuhl räumen. Der Aufsichtsratbestellt ab 1. Juli einen neuen Geschäftsführer (der nicht Rolf Dohmen heißen wird). Der müsste schnell neue Finanzquellen erschließen, um die Existenz der SG Dynamo zu retten.

Ist die Lizenz in Gefahr?

Nicht akut. Die vom DFB geforderten Bürgschaften in Höhe von 700000 Euro hat Stefan Bohne beschafft, wird die entsprechenden Unterlagen am Freitag nach Frankfurt schicken. Für die Sponsorengewinnung ist Sportfive zuständig, kassiert dafür von jedem Vertrag rund ein Fünftel Provision. Sportfive hat Dynamo eine Gewinnerwartung in Höhe von 3,3 Millionen Euro übermittelt. Diese Zahl steht auch in den Unterlagen, mit denen Dynamo die Lizenz beantragt hat. Für eine deutlich kleinere Summe bürgt Sportfive.

Wann bekommt Matthias Maucksch einen neuen Vertrag?

Darüber wird in den nächsten Tagen gesprochen. Erst am Donnerstag erhielt Stefan Bohne vom Aufsichtsratden Auftrag zu Verhandlungen mit dem Trainer. Offen ist zum Beispiel, ob Matthias Maucksch einen Kontrakt bis 2011 oder bis 2012 bekommt.