Jahr 2008


Sächsische Zeitung, 22. April 2008

Dynamo leichtfüßig trotz Dickbein

Von Sven Geisler

Entdeckung im Museum: Was Fußballer und Gäste in der Dresdner Club-Gaststätte einst serviert bekamen.

Montag ein geschmortes Dickbein, Freitag ein Schnitzel mit Setzei und Pommes frites. Das stand in der Woche vom 24. bis 28.April 1978 tatsächlich auf der Speisekarte für die Oberliga-Fußballer der SGDynamo, die jetzt im Dresdner Fußball-Museum auf der Hauptstraße entdeckt wurde. „Zu unserer Zeit wurde noch nicht so speziell auf die sportgerechte Ernährung geachtet“, erinnert sich Hans-Jürgen „Dixie“ Dörner: „Es kam sogar vor, dass wir halb Zwölf noch Roulade, Klöße und Rotkraut serviert bekamen, obwohl 15Uhr Anstoß zum Punktspiel war.“
Trotz schwerer Kost in der Club-Gaststätte, dem Dynamo-Casino, drehten die Gelb-Schwarzen damals leichtfüßig den Dresdner Kreisel. Am Ende der Saison 1977/78 feierten sie bereits den sechsten Meistertitel der Vereinsgeschichte. „Heutzutage essen die Spieler zwar von früh bis abends Nudeln, aber wenn sie trotzdem den Ball nicht treffen, gewinnt man auch keinen Blumentopf“, meint Dörner: „Einem guten Fußballer schadet es nichts, wenn er mal einen Kloß oder eine Portion Pommes isst.“
Das Lieblingsgericht des Liberos setzte der Koch später auf die öffentliche Speisekarte: den Grillteller Dynamo. „Stimmt, dafür bin ich zu haben“, sagt der 57-Jährige. Reinhard Häfner dagegen weiß nicht, wieso mit seinem Namen einst für indische Geflügelleber geworben wurde. „Ich komme aus Sonneberg und mag selbstverständlich am liebsten Thüringer Klöße.“ Die gab es deshalb auch zur Schuleinführungs- und Jugendweihe-Feier seiner Tochter Romy, die im Dynamo-Casino. „In dem seperaten Raum hatten wir genügend Platz für die Gäste. Allerdings musste man sich rechtzeitig anmelden, denn das Casino war meist ausgebucht.“
Nach den Heimspielen trafen sich die Kicker mit ihren Familien in der Club-Gaststätte. „Wir sind jedoch nie lange geblieben, weil es kein Bier gab“, erzählt Häfner: „Ich bin sogar als stellvertretender Kapitän mal im Auftrag der Mannschaft zur Vereinsleitung marschiert und habe darum gebeten, wenigstens jedem ein Bier zu gestatten. Es sollte doch kein Besäufnis werden. Trotzdem lehnte Wolfgang Haustein, der damals in der Funktion als so genannter Cheftrainer verantwortlich war, unser Anliegen ab.“
Hans-Jürgen Kreische wusste, wo er nach der Dusche ungestört eine Molle zischen konnte. „In einem kleinen Zimmer hatte der Wirt drei, vier Stühle und Bier für uns bereitgestellt, damit wir den ersten Durst löschen konnten“, erzählt der einstige Torjäger. Er kann sich jedoch nicht erinnern, dass ihm geschmorte Schweinshaxe die Kraft für seine Treffer gegeben haben soll. „Ich esse lieber Schnitzel oder Sauerbraten.“
Spaghetti standen übrigens 1978 ebenfalls auf Dynamos Speiseplan: am Mittwoch; mit Wurstwürfel und Tomatenketchup. Den stand damals freilich auch nicht in jeder Kaufhalle im Regal. Genau wie Ananas, die es für die Kicker am Dienstag zum Nachtisch gab. Weinbeerenkompott und Orangensalat wurden ebenso wenig in normalen ostdeutschen Gaststuben angeboten. So wurden die Dynamos im Casino doch außergewöhnlich bewirtet.


Sächsische Zeitung, 14. April 2008

Fußballstadion als Modell: Die Arena am Standort des alten Harbig-Ovals soll rund 32000 Zuschauern Platz bieten.

Rico Schwarz und Azubi Felix Herrmann gießen Beton in die Fundamente für die neue Tribüne im Rudolf-Harbig-Stadion. Zum nächsten Bundesliga-Saisonauftakt soll die Hälfte des Stadions fertig sein.Foto: André Wirsig,Grafik: Beyer + Partner

Im Dynamo-Stadion entsteht die erste neue Tribüne

Von Thilo Alexe

Der Bau ist im Plan. Zur neuen Saison soll die erste Tribüne fertig sein. Wirbel gibt es rund um die Arena wegen des Kredits für den Verein trotzdem.
Rund fünf Monate nach dem Start der Bauarbeiten hat sich das Harbig-Stadion merklich verändert. Die marode Hornbach-Tribüne wurde abgerissen. Pfeiler für die neue Tribüne ragen bis zu 18 Meter in die Höhe. Das neue Stadion gewinnt nach und nach an Kontur. „Die Arbeiten liegen voll im Zeitplan“, sagte Projektleiter Kay-Uwe Panzer vom Bauunternehmen HBM. Zurzeit werden Elektrizitäts- und Wasserleitungen für die Tribüne verlegt. Zudem stellen Arbeiter auf dem Stadiongelände aus Stahlbeton die 36 Meter langen Tribünenbalken her, die ab Mai eingezogen werden sollen.

Ab August soll der erste Teil des neuen Stadions Dynamo-Fans einen guten Blick auf die Heimspiele der Gelb-Schwarzen bieten. Vor Beginn der neuen Spielzeit – voraussichtlich Ende Juli – verlegt das Team von HBM das Spielfeld um rund 20 Meter in Richtung Lennéplatz – damit das neue Stadion das Arnhold-Bad nicht überschattet. Zudem soll ab Sommer die jetzige Haupttribüne dem Abrissbagger weichen. Dann fallen auch die noch verbliebenen zwei Giraffen-Leuchtmasten dem Schneidbrenner zum Opfer. Während der Stadionbau voranschreitet, tobt im Verein die Debatte um die Konditionen für das städtische Darlehen von 1,25 Millionen Euro für den insolvenzbedrohten Club weiter. Der Sprecher der einflussreichen Fangemeinschaft Dynamo, Robert Pohl, forderte den Verein auf, die Bedingungen der Anhängerschaft transparent zu machen. Ziel müsse es sein, die durch Fehlplanungen und geringere Zuschauereinnahmen aufgrund des Stadionbaus drohende Pleite zu verhindern. Allerdings dürfe sich Dynamo nicht an die Stadt verkaufen (die SZ berichtete).

Die Stadt hat das Darlehen an mehrere Bedingungen geknüpft. So soll der Verein die Stadt in die Budgetplanung einbeziehen und ein Kombiticket einführen, damit die Stadt weniger Parkplätze bauen muss. Geschäftsführer Bernd Maas rechnet mit einem Aufschlag auf den Ticketpreis von je 70 Cent. Forderungen des Verkehrsverbundes Oberelbe von rund zwei Euro seien zu hoch. Die städtischen Forderungen können nur umgesetzt werden, wenn die Dynamo-Mitglieder Änderungen an der Vereinssatzung beschließen. Ob sie das tun, ist allerdings ungewiss.


Sächsische Zeitung, 14. April 2008

Arena für Fußball und Kirchentag

Die Stadt bürgt mit 40 Millionen Euro für den Großteil der Bausumme.
Das Stadion wird von dem Sportstättenbauer HBM errichtet. Vorbild ist das Rostocker Ostseestadion.
Die Arena soll rund 32000 Zuschauern Platz bieten. Es handelt sich um ein reines Fußballstadion. Allerdings soll die Anlage auch für Konzerte und Großveranstaltungen wie den Kirchentag genutzt werden können. 2009 soll der Bau fertig sein. Unklar ist noch die Vermarktung. SPD-Rat Thomas Blümel fordert, dass der Verein mit Betreibergesellschaft um HBM verhandelt.
Parkplätze entstehen auf dem Gelände (mehr als 700) sowie außerhalb (mindestens 1500). Die Plätze außen muss die Stadt bauen und bezahlen. Sie könnte auf 900 weitere verzichten und damit bis zu drei Millionen Euro sparen, falls Dynamo das Kombiticket einführt.
Das Ticket soll Fans Fahrten mit Bus und Bahn im Gebiet des Verkehrsverbundes Oberelbe zu Heimspielen ermöglichen. Dynamomitglieder hatten sich in der Vergangenheit dagegen ausgesprochen.


DNN , 3.April 2008

"Darlehen für Dynamo - Kombi-Ticket erspart Stadt Millionen

Dresden (DNN).Die Stadt Dresden pocht im Zusammenhang mit dem Darlehen für Dynamo Dresden darauf, dass der Verein ein Kombi-Ticket für Busse und Bahnen einführt. Ansonsten muss die Stadt weitere 900 Parkplätze in möglicherweise zwei neuen Parkhäusern zusätzlich zu den bis jetzt geplanten rund 1500 Parkplätzen schaffen. Das könne zu Mehrkosten bis zu einer Höhe von fünf Millionen Euro führen, schätzte gestern Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) auf DNN-Nachfrage."