Jahr 2008


dnn, 29. März 2008

Stadt plant zwei neue Parkhäuser in Stadionnähe

Sportplatz Strehlener Straße wird ausgeschrieben / Zoo noch in Diskussion

Stadion-Parkhaus Nummer eins soll auf diesem Ex-Sportplatz an der Strehlener Straße entstehen.Stadion-Parkhaus Nummer zwei soll in erster Linie dem Zoo dienen

Von RALF REDEMUND

Dem ständigen Parkplatzchaos bei Heimspielen der SG Dynamo Dresden will die Stadt Dresden mit zwei neuen Parkhäusern zumindest ein wenig entgegenwirken. Für insgesamt schätzungsweise 4,5 Millionen Euro sollen über 1100 neue Parkplätze in unmittelbarer Nähe zum Stadion entstehen: auf einem früheren Sportplatz an der Strehlener Straße sowie am Dresdner Zoo.
Unumstritten ist der Neubau eines schmucklosen neuen Parkgebäudes auf dem früheren Sportplatz gegenüber dem Berufsschulzentrum für Elektrotechnik. Nach Auskunft des städtischen Stadionbeauftragten Ulrich Finger sollen hier für geschätzte drei Millionen Büro rund 765 neue Parkplätze geschaffen werden. Mit den 735 Plätzen am Stadion selbst würde die Stadt damit ihre sich selbst auferlegten Auflagen für den Neubau des Stadions erfüllen. Doch allen Beteiligten ist laut Finger bewusst, dass jedes Mehr an neuen Plätzen die prekäre Parkplatzsituation am Großen Garten entschärft.
Dieses Mehr will die Stadt zusammen mit dem Dresdner Zoo bewerkstelligen. Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) wird das Projekt laut Finger demnächst auch als Zoo-Aufsichtsratsvorsitzender mit den Zoo-Verantwortlichen und im Zuge des neuen Doppelhaushaltes besprechen. Zoo- Chef Karl-Heinz Ukena jedenfalls ist vorinformiert.
Ukena macht aber klar: Das Parkhaus muss sich für den Zoo rechnen. Im Klartext: Die Stadt Dresden muss Geld zuschießen. Überschlagsweise kostet ein Neubau auf dem bisherigen Parkplatz rund 1,5 Millionen Euro. Derzeit gebe es 350 Plätze. An zahlreichen Tagen im Jahr stoße der Zoo damit an seine Grenzen. Ein Parkhaus habe daher auch für das Gehege Sinn. Rund 50 Plätze müssten dafür weichen. Auf dieser Fläche entstünde ein Haus mit 350 neuen Parkplätzen. Das sind dann laut Ukena 650, die dann bei Dynamo-Heimspielen teilweise mit genutzt werden könnten. Doch noch liegen laut Ukena keine belastbaren Zahlen auch über den Betrieb des Parkhauses vor. Das sei nicht Kerngeschäft des Zoos. Zudem müsse die Fassade auch zum Zoo passen. In Leipzig habe man, so weiß Finger, eine Bambus-Fassade vors Parkhaus gebaut.
Das Gebäude laufe völlig separat für den Zoo, bringe aber natürlich auch „Punkte für das Stadion", interpretiert Finger das Projekt. Kostenmäßig sei zumindest der Neubau an der Strehlener Straße abgedeckt, sagt Finger. Die drei Millionen addieren sich zu den Stadionbau-Kosten von rund 46 Millionen-Euro, Das Geld sei aber für Umfeldmaßnahmen im Dresdner Haushalt eingestellt und weiland vom Stadtrat abgesegnet worden. Nach DNN-Informationen handelte es sich allerdings „nur" um zwei Millionen Büro. Zumindest dieses Projekt soll gleichzeitig mit dem Bau des Stadions im Sommer 2009 fertig sein.
Die rund 1,5 Millionen für das geplante neue Zoo-Parkhaus muss im Zuge des neuen Doppelhaushaltes, eingestellt werden – und offenbar auch ein Teil für das Gebäude an der Strehlener Straße. Doch letzteres bestritt Finger gestern auf DNN-Nachfrage.

www.hbmbau.de, www.pro-rhs.de


Wochenkurier, 25. März 2008

Einwurf von Gert Zimmermann

Neben Frost gab es reichlich Frust zum Osterfest. Für alle, die auf Dynamo Dresden stehen. Was erlauben Kicker von Geyer? Der Trainer erlebte sein zweites Heim-Waterloo gegen rot weiße Kicker.

Waren es zuletzt die von Oberhausen, so entzauberten diesmal die aus Ahlen den schwarz-gelben Anhang. Es tat weh, die Augen tränten, der Kopf schüttelte sich von alleine. Geyer wusste nicht, wo die Ursachen für dieses Fehlverhalten liegen. Immerhin ging eine halbe Stunde alles seinen gewohnten Gang. Doch dann war Schluss. Keiner bewegte sich mehr, obwohl er mit einer Führung im Rücken eigentlich moralischen Auftrieb verspüren musste.

Schlussfolgerung: Die Mannschaft war platt. Denn kein Akteur stellt nach 30 Minuten freiwillig das Spielen ein. Vielleicht war die Nacht von Düsseldorf zu aufreibend und anstrengend? Wer um vier Uhr aufstehen muss, um den Flieger zu bekommen, geht meistens gar nicht zu Bett. Und beschäftigt sich nach einem Sieg natürlich mit einer ungesunden Feierschicht. Es ist nur zu hoffen, dass genau diese Sonderschicht Dynamos Akteure aus der Bahn geworfen hat. Wenn es tatsächlich die von allen geschwänzten Grundlagen- und Ausdauertage zu Beginn des Jahres waren, dann Gute Nacht. Wir erinnern uns doch noch an die Hiobsbotschaften Anfang Januar. Jeder Akteur hatte plötzlich ein Wehwehchen, welches er sich auf dem vereisten Untergrund geholt hatte. Und wer nichts für seine Fitness tut, keucht bekanntlich bereits beim Treppensteigen.

Am Rande des Debakels sammelten einige Mitglieder fleißig Unterschriften für eine außerordentliche Mitgliederversammlung, auf der zumindest der Aufsichtsratsvorsitzende Thomas Mulansky und der frühere Schatzmeister Olaf Schäfer ihre Posten räumen sollen. Vierhundert Namenszüge werden gerade vom Ehrenrat geprüft, dann soll das Datum für das Prozedere festgelegt werden. Es wäre gut, wenn der Termin noch vor dem 10. April liegen würde. Dann würden wenigstens die Stadträte wissen, mit wem sie weiter über die Erteilung der 1,2 Millionen Euro-Spritze an den Verein verhandeln können. Dass Dynamo schon lange nicht mehr alles machen kann, bewies die Grundsteinlegung für das neue Stadion. Alle stopften etwas in die Schatulle, die vom Polier zugemauert wurde. Zeitungen, Wimpel, Münzen. Nur von pro RHS war keiner fühlbar anwesend.


Kicker, 18. März 2008

Drama in Dresden: Rettung oder Ruin

Er ist ein Traditionsverein des Ostens. Kult. Doch jetzt steht DYNAMO DRESDEN am Abgrund. Sportlich wie finanziell. Die Folge unfassbarer Zustände und Versäumnisse. Der Klub führt den Kampf gegen den Konkurs unter Asbestalarm und Polizeischutz.

Wer sich in diesen Tagen den Rudolf-Harbig-Stadion und dem angrenzenden Plattenbau aus den 60er Jahren nähert der fragt sich unweigerlich, ob er da eine Baustelle oder ein Trümmerfeld vor sich hat. Und im übertragenen Sinne trifft dies auch auf Dynamo Dresden zu: Der Kultverein des Ostens schwebt — wieder einmal - zwischen Aufbruch und Untergang zwischen Rettung und Ruin. Oder wie es Hauptgeschäftsführer Bernd Maas ausdrückt: „Hier ist zurzeit so ziemlich alles ungeklärt."

Es ist ein Überlebenskampf an vier Fronten: Wirtschaftlich steht dem Klub das Wasser bis zum Hals, sportlich verspielt der Regionalligist momentan den Zweitliga-Aufstieg und womöglich sogar die Qualifikation für die neue 3. Liga, der Stadionneubau droht zum Fiasko zu werden, und die eigenen Fans machen mit massiven Anfeindungen mobil gegen die Verantwortungsträger. Dabei sind es gerade sie, die alles dransetzen, die Sünden ihrer Vorgänger auszubügeln und den Verein am Leben zu erhalten.

Bernd Maas sitzt in seinem kleinen, einfach eingerichteten Büro in der Geschäftsstelle. Die zweite Etage ist wegen Asbestalarms nicht mehr nutzbar, weshalb die Dynamo-Mitarbeiter eine Etage tiefer noch ein Stück enger zusammengerückt sind. Draußen arbeiten die Bagger am neuen Stadion, drinnen vibrieren deshalb die Wände, und Bernd Maas stehen die Sorgen buchstäblich im Gesicht geschrieben. Als er sich im vergangenen Jahr für die vakante Stelle bewarb, ahnte er noch nicht, welchen Scherbenhaufen sein entlassener Vorgänger hinterlassen hatte. Volkmar Köster (47) gilt als Hauptverantwortlicher dafür, dass der Verein am Rand der Insolvenz steht. Der einstige Berufsschullehrer, lange Jahre Triebfeder des Klubs, hatte am Ende eine besorgniserregende Nähe zu den Ultras und ihren Parolen, aber offenbar eine verhängnisvolle Distanz zu Zahlen und Verträgen. Im von Köster federführend aufgestellten Etat für die laufende Saison klafft ein Loch von 1,2 Millionen Euro. Unter anderem deshalb, weil man sich bei den Personalkosten um eine halbe Million Euro verrechnet hatte, und weil so banale Posten wie die Stadion-Betriebskosten schlicht vergessen wurden. Als die alarmierende Situation kürzlich durch die Veröffentlichung eines internen Präsidiumspapiers publik wurde, brach ein potenzieller Großinvestor die Gespräche ab. Seitdem ist die Stadt letzter Rettungsanker. Mit 150 000 Euro Soforthilfe verhinderte der Stadtrat vergangene Woche Dynamos Gang zum Insolvenzrichter, am 10. April fällt im Rathaus die Entscheidung über weitere 1,25 Millionen Euro. Stimmen die Stadtväter wie erwartet dem Darlehen zu, ist die Saison für den achtmaligen DDR-Meister zumindest finanziell gerettet. Maas: „Wir sehen einen Silberstreif, aber wir können ihn noch nicht greifen."
Dass sich Dresden derart intensiv um sein ebenso ruhmreiches wie skandalumwobenes sportliches Aushängeschild kümmert, geschieht beileibe nicht uneigennützig. Das Budget der Kommune hängt ohnehin vom Wohl und Wehe Dynamos ab. Denn die Stadt bürgt nicht nur für den Großteil der Bausumme von 43 Millionen Euro für das neue Stadion, das im Sommer 2009 fertiggestellt sein und 32 000 Zuschauer fassen soll. Sie überweist an den Stadionbetreiber HBM auch einen jährlichen Garantiebetrag, von 600 000 Euro in der 2. Liga bis zu 2,7 Millionen Euro, wenn Dynamo in der Viertklassigkeit versinkt.

Das könnte passieren, wenn es sportlich so weitergeht wie zuletzt. Dem 0:1 in Lübeck, wo zuvor noch keine andere Mannschaft verlor, folgte gegen Oberhausen (0:2) die zweite Heimniederlage der Saison und das Abrutschen ins Mittelmaß. Dort standen die Gelb-Schwarzen auch Ende September, Trainer Norbert Meier musste deshalb gehen. Es kam Eduard Geyer, einer, der Dynamo 1989 zur Meisterschaft und ins UEFA-Cup-Halbfinale gegen Stuttgart geführt hatte und für die besseren Tage des Vereins stand. Doch die Euphorie, die „Ede" Geyers Rückkehr ausgelöst hat, ist verflogen. Inzwischen wachsen wieder die Zweifel auch am 63-jährigen Chefcoach. Denn im namhaft besetzten Kader, der über die Erfahrung von über 600 Erstliga- und 800 Zweitliga-Einsätzen verfügt, fehlt es nach wie vor an Geschlossenheit und Leidenschaft. Geyer nennt es ein Qualitätsproblem. Dem widersprechen die Verantwortungsträger. „Vom Potenzial der Mannschaft her hätte man mehr erwarten können", sagt Sportdirektor Ralf Minge. Auch Maas und Hauke Haensel (40) sehen das so.

Haensel ist seit gut einem Jahr Vereinspräsident — nach eigenem Bekunden in erster Linie deshalb, weil er im Gegensatz zu den übrigen Kollegen im Präsidium nicht schnell genug eine Ausrede für eine Absage parat hatte. Haensel war mal DDR-Meister im Rudern. Vor allem aber war er schon immer Dynamo-Fan. Heute leitet er die Volksbank in Pirna, kämpft für seine Ideale und deshalb gegen Gewalt und Rassismus in der eigenen Fanszene. Gemeinsam mit Maas. Seitdem haben die Dresdner Ultras mit ihren zahlreichen Symphatisanten und Mitläufern den einstigen Geschäftsstellenleiter von Alemannia Aachen zum Feindbild auserkoren, wie Morddrohungen und Galgen-Graffiti rund ums Stadion belegen. Maas kann nur noch unter Polizeischutz die Heimspiele des Vereins im Stadion verfolgen, Streifenwagen patrouillieren um seine Wohnung. Unterkriegen lassen will sich Maas dennoch nicht, zumal er sich der Unterstützung der maßgeblichen Leute sicher sein kann. Allerdings spürt er selbst im Verein heftige Opposition. Sie sitzt im sogenannten Ehrenrat, einem fünfköpfigen Gremium, das von den Mitgliedern direkt gewählt wird, keine Verantwortung trägt, aber alle Entscheidungen der Verantwortungsträger blockieren kann. Das geht in der Praxis so weit, dass der Ehrenrat die Aufhebung eines Stadionverbots für ein Mitglied fordert, das zuvor Geschäftsführung, Präsidium und Aufsichtsrat einstimmig verhängt haben. Unfassbare und anderswo undenkbare Zustände.

Die herrschen auch rund um den Stadionneubau. Was als Schmuckkästchen und Grundlage für die wirtschaftliche Gesundung geplant war, könnte sich als goldener Käfig erweisen. Denn Dynamo besitzt keinerlei Vermarktungsrechte am und im Stadion, weder was den Namen noch die Bandenwerbung, VIP-Logen und das Catering betrifft. In der Köster-Ära wurde es versäumt, entsprechende Ansprüche geltend zu machen. Als Bittsteller muss der Verein nun beim Bauherren darauf hoffen, dass er diese existenziellen Einnahmequellen noch zugesprochen bekommt. Wenn es denn überhaupt etwas zu vermarkten gibt. Denn den Gang in die 4. Liga würde Dynamo nicht überstehen, fürchtet Haensel: „Dann gehen hier die Lichter aus."

Oliver Hartmann



BILD, 13. März 2008 (Auszug)

Hier wird der Grundstein fürs neue Stadion gelegt

Der Neubau des Harbig-Stadions in Dresden! Dle ersten Säulen der 34.000-Mann-Arena stehen schon. Und gestern fand nun auch die offlzielle Grundsteinlegung statt.

Justizminister Geert Mackenroth, Dynamo-Präsident Hauke Haensel, Bau-Chef Axel Eichholtz und Dresdens OB Lutz Vogel schwangen symbolisch den Hammer. Gute Nachricht am Rande: Die Stadt gewährt Dynamo einen Sofortkredit von 150.000 Euro. Im April entscheidet der Stadtrat dann über ein weiteres Darlehen in Höhe von reichlich einer Million Euro. Im Gegenzug muss der Verein, dem bis Saisonende im Juni 1,2 Mio. Euro fehlen, eine monatliche Bilanz im Rathaus vorlegen.


Morgenpost, 13. März 2008

Hammerschläge für Arena und Verein - "Allerletzte Hilfe!"

DRESDEN - Der Grundstein ist gelegt: Mit drei symbolischen Hammerschlägen gab's gestern Nachmittag den Startschuss für den Hochbau des 43 Millionen Euro teuren Dynamo-Stadions! Die langersehnte und freudige Feierstunde glich für die Verantwortlichen des Vereins aber eher einem Gang nach Canossa. „Eigentlich sollte dies ein Tag der ungetrübten Freude sein", so Dresdens OB Lutz Vogel.

"Die Stadt Dresden und damit alle Steuerzahler unserer Gemeinschaft haben in den letzten 18 Jahren mehr für den Vereln getan, als der Verein zurückgeben hat. Damit muss mit der Errichtung des Stadions endlich Schluss sein. Dies ist das letzte Mal, dass die Stadt hilft!" Und Vogel wurde noch deutlicher: „Katzen sagt man nach, sie hätten neun Leben. Ich glaube nicht, dass dies auch für Fußballvereine gilt." Dynamo-Präsident Hauke Haensel zeigte sich einsichtig: „Wir wissen, welche Verantwortung wir haben und dieser wollen wir auch gerecht werden. Was länge währt, wird gut." Hoffentlich! Grund zur Freude gab's gestern aber auch. Dank der Unterstützung des Stadion-Bauers HBM konnte die „Stiftung Fußball Nachwuchs Dresden" gegründet werden. HMB spendierte nicht nur das alte Inventar zur Versteigerung, sondern legte noch 8.000 Euro drauf, so dass die Stiftung jetzt 30.000 Euro Gründungs-Kapital hat.
elu


Dresdner Neueste Nachrichten, 13. März 2008

Ernste Worte statt Jubelarien

OB Vogel liest Dynamo bei der Grundsteinlegung für das neue Harbig-Stadion die Leviten, befürwortet aber Darlehen an die SGD

Dresden (DNN). Eigentlich sollte gestern die Grundsteinlegung für das neue Harbig-Stadion groß gefeiert werden. Stadionbauer, Politiker, Funktionäre, Dynamo-Stars von einst und viele Medienvertreter hatten sich an der Lennestraße versammelt. Sogar die Augsburgerin Ulrike Harbig, die Tochter Rudolf Harbigs, weilte vor Ort, um ein Foto ihres Vaters in die später versenkte Schatulle zu stecken. Doch nicht allen Rednern, die an diesem windigen Nachmittag ans Pult traten, war ganz wohl dabei. Justizminister Geert Mackenroth (CDU) schaute als Vertreter des krankheitsbedingt gar nicht erst erschienenen Ministerpräsidenten Georg Milbradt (CDU) ernst in die Runde, Dynamo-Präsident Hauke Haensel wirkte ein wenig peinlich berührt und Oberbürgermeister Lutz Vogel (parteilos) bekannte deutlich, dass es für ihn kein Tag der ungetrübten Freude war.

Die Finanzkrise Dynamos überschattete alles. Obwohl Vogel am Dienstag schon 150.000 Euro Überbrückungshilfe aus dem Stadthaushalt überwiesen hatte und weitere 100.000 Euro bei städtischen Tochterunternehmen sammeln will, damit der klamme Profiverein erst einmal bis zur Entscheidung über die Gewährung eines Darlehens durch den Stadtrat am 10. April zahlungsfähig bleibt, wollte er sich nicht als Heilsbringer feiern lassen. „Im Gegenteil", stellte Vogel klar, „daß der Stadtrat bald über eine Millionenspritze für Dresdens Traditionsverein und Hauptnutzer dieses Stadions entscheiden muß, ist mehr ein Akt der Verzweiflung denn eine Rettungstat." Der amtierende OB berichtete von Bergen von Protestbriefen erzürnter Dresdner auf seinem Schreibtisch und erinnerte daran: „Es gibt nicht nur Dynamo-Fans." Vogel glaubt: „Die Stadt Dresden und damit alle Steuerzahler unserer Gemeinschaft haben in den letzten 18 Jahren mehr für diesen Verein getan, als der Verein zurückgegeben hat. Damit muß mit der Errichtung dieses Stadion endlich Schluß sein." Trotzdem sei er wegen der Verträge mit Stadionbauer HBM dafür, Dynamo aus der Patsche zu helfen. Die jetzige SGD-Führung genieße sein „volles Vertrauen", habe auch die Gespräche mit dem vergeblich umworbenen Großsponsor belegen können. Den der Stadt vom Verein angebotenen Sitz im Aufsichtsrat „werden wir auf jeden Fall besetzen", kündigte Vogel an. Findet sich ein Vertreter der Stadt mit einem SGD-Mitgliedsbuch, ist das laut Vereinssatzung grundsätzlich möglich. Wenn ein Platz frei wird, der auf Vorschlag der Gremien Ehren- oder Jugendrat besetzt wird, könnte ein Mann der Stadt nachrücken. Wenig hält Vogel von der Forderung einiger Stadträte, Dynamo solle durch einen Gehaltsverzicht seinen Beitrag zur Schließung des Finanzlochs leisten. „Das ist sinnlos", sagte er, das bringe bei dem großen Fehlbetrag zu wenig. Außerdem wäre es ein verheerendes Signal an die Spieler, die schließlich noch um den Aufstieg kämpfen sollen: „Wir drücken die Daumen, dass es noch mit der zweiten Liga klappt, aber die Dritte sollte es schon sein. Ab der vierten wird es schwierig." Dann müsste die Stadt pro Jahr 2,6 Millionen Euro an Betriebskosten für das Stadion zuschießen. Jochen Leimert


Sächsische Zeitung, 13. März 2008

Finanzdebakel überschattet Grundsteinlegung fürs Stadion

Von Thilo Alexe

Die Stadt kritisiert Dynamo wegen seines Etatlochs. Helfen will Dresden dem Kultverein dennoch – ein letztes Mal.

In ungewöhnlich scharfer Form hat Rathauschef Lutz Vogel (parteilos) bei der Grundsteinlegung für das neue Stadion von Dynamo Dresden das Finanzgebaren des Vereins kritisiert. „Große Teile der Bevölkerung haben bei aller Liebe zum Fußball kein Verständnis mehr für randalierende Chaoten und unklare wirtschaftliche Verhältnisse“, sagte er vor Vertretern des Clubs und des Freistaates. Dresdner Steuerzahler hätten in den vergangenen 18 Jahren mehr für Dynamo getan, als der Verein zurückgegeben habe.

Angesichts des Etatlochs von rund 1,2 Millionen Euro hat die Stadt den Gelb-Schwarzen zwar eine Soforthilfe von 150000 Euro überwiesen. Vogel stellte aber klar: „Das ist das letzte Mal.“ Die Hilfe soll mit einem Darlehen von womöglich 1,25 Millionen Euro verrechnet werden, über das der Stadtrat am 10. April entscheiden wird. Als Gegenleistung hat der Verein der Stadt einen Sitz im Aufsichtsrat angeboten.

Gehaltsverzicht gefordert

Dynamo-Vertreter zeigten sich erleichtert. „Wir haben das Signal gut verstanden“, sagte Präsident Hauke Haensel. Sachsens Justizminister Geert Mackenroth (CDU), der Regierungschef Georg Milbradt (CDU) bei dem Festakt vertrat, mahnte den Club zu solidem Wirtschaften und sicherte Unterstützung beim Vorgehen gegen gewalttätige Anhänger zu.

Im Stadtrat zeichnete sich gestern eine Mehrheit dafür ab, Dynamo zu unterstützen. Das Darlehen müsse jedoch verzinst werden. Der Verein solle zudem regelmäßig über die Rückzahlung berichten, hieß es aus den Fraktionen. Der Chef der Linksfraktion, Ralf Lunau, verwies zudem auf die Sorgen etlicher kleiner Vereine. „Viele von denen wissen nicht, wie sie ihr Fußballtor reparieren sollen“, sagte er. Die Rats-SPD verlangte als Gegenleistung von Dynamo einen „Gehaltsverzicht bei Management und Mannschaft“. Die Finanzprobleme des Drittligisten waren durch Fehlplanungen, fehlende Eintrittseinnahmen durch den Stadionneubau und hohe Personalkosten entstanden. Ohne die Finanzspritze wäre der Verein Ende März zahlungsunfähig gewesen.

Erste Tribüne entsteht

Unberührt von der Krise verliefen bislang die Bauarbeiten, die gestern für die Grundsteinlegung pausierten. Mitte 2009 soll das Stadion für rund 32000 Zuschauer fertig sein. Die Stadt bürgt für den Großteil der Bausumme von rund 40 Millionen Euro und schießt zudem je nach Ligazugehörigkeit Dynamos bis zu rund 2,5 Millionen Euro jährlich an Betriebskosten zu. Im November hatten Abrissarbeiten begonnen. Derzeit entsteht die erste neue Tribüne.


Stadionwelt.de, 12. März 2008

Grundsteinlegung für neues Rudolf-Harbig-Stadion gefeiert

Es gibt dieser Tage auch noch gute Nachrichten aus der Fußballstadt Dresden: Dank des guten Baufortschritts feiert die Baustelle heute die Grundsteinlegung für das neue Rudolf-Harbig-Stadion, in dem im Sommer 2009 32.296 Zuschauer Platz finden werden.

„Moderne Fußballstadien sind aus den deutschen Großstädten heute nicht mehr wegzudenken. Deshalb ist es nur folgerichtig, dass auch Dresden seinem Fußballverein professionelle Rahmenbedingungen bietet“, sagt der amtierende Oberbürgermeister Dr. Lutz Vogel. „Ich hoffe, dass es der SG Dynamo Dresden gelingt die aktuelle Talfahrt zu stoppen und diesen Stadionbau den Dresdnerinnen und Dresdnern mit tollem Fußball zu danken.“

Seit dem Beginn der Abrissarbeiten im November letzten Jahres hat sich das Gesicht des alten Dresdener Fußballstadions deutlich verändert. Die Hornbachtribüne, Teile der Fankurve und zwei von vier Flutlichtmasten sind neuen Betonfertigteilen gewichen. Mit dem Aufstellen der ersten Betonfertigteilstützen begann im Februar der Hochbau auf der Stadionbaustelle. Die säulenartigen Fertigteile ragen jetzt bis zu 18 Metern in die Höhe. Ihr Durchmesser beträgt 80 Zentimeter, denn sie werden später neben den Tribünen auch die Lasten der freitragenden Dachkonstruktion schultern.

Basis für die Pfeiler bilden die in den vergangenen Wochen hergestellten würfelförmigen Fundamente. Dafür musste das Gelände unter den abgerissenen Tribünen fünf Meter tief ausgegraben werden. Die Fertigteile werden etwa einen Meter tief in den vorbereiteten Fundamenten verankert und später, nach der Medienverlegung, noch vier Meter mit Boden überdeckt.

Im Rahmen eines Erbbaurechtsvertrags ging das alte Stadion an die Stadion Dresden Projektgesellschaft mbH & Co. KG über. Bis zum Sommer wird die Projektgesellschaft eine Betriebsgesellschaft gründen, die für die Vermarktung des Stadions verantwortlich zeichnet.


DPA-Sport, 12. März 2008

Stadt Dresden hilft Dynamo: «Das letztes Mal»

Mi 12 Mär, 20:17 Uhr
Dresden (dpa) - Die Stadt Dresden hat die Soforthilfe von 150 000 Euro sowie die geplante Vergabe eines Darlehens an den Fußball-Regionalligisten SG Dynamo Dresden an Bedingungen geknüpft.

Der Verein muss künftig monatlich seine Bilanz vorlegen, sagte Dresdens amtierender Oberbürgermeister Lutz Vogel bei der Grundsteinlegung für das neue Fußball-Stadion. Zugleich stellte er klar, dass die Stadt dem Verein letztmalig unter die Arme greift. «Die Hilfe kann nicht zu einem Dauerabonnement werden. Ich sage ganz deutlich: Das ist das letzte Mal», erklärte der Politiker. Dem Club fehlen 1,2 Millionen Euro im laufenden Etat.

Die Soforthilfe aus dem Haushalt der Stadt sei bereits angewiesen worden. Allerdings soll die Summe von 150 000 Euro mit dem zu verzinsenden Darlehen verrechnet werden, über das der Stadtrat am 10. April entscheiden muss. Im Gespräch ist eine Gesamtkreditsumme von 1,25 Millionen Euro. Als eine Gegenleistung hat der Traditionsverein der Stadt einen Sitz im Aufsichtsrat angeboten. «Wir werden das prüfen», sagte Vogel.

Der Oberbürgermeister forderte von dem Club, der noch immer den Aufstieg in die 2. Bundesliga anstrebt, künftig solides wirtschaften. «Für den Verein beginnt die Stunde Null. Wir hoffen sehr, dass die neue Ära eine der wirtschaftlichen Konsolidierung ist», betonte Vogel.

«Wir haben das Signal gut verstanden und werden alles dafür tun, um die Stadt nicht zu enttäuschen», versprach Dynamo-Präsident Hauke Haensel. Zuvor hatte schon Hauptgeschäftsführer Bernd Maas erleichtert auf die Finanzspritze der Stadt reagiert. «Wir sind froh, dass wir in den zurückliegenden Gesprächen das Vertrauen der Stadt gewinnen konnten», sagte Maas. Dem Verein drohte aufgrund des Finanzlochs in gut zwei Wochen die Zahlungsunfähigkeit.

Die städtischen Gelder seien nun ein Überbrückungsgeld. Tatsächlich benötige Dynamo pro Monat 400 000 Euro, um Gehälter und Verbindlichkeiten zahlen zu können, hatte Maas erklärt. «Perspektivisch hilft uns jedes Geld weiter, die Zahlungsfähigkeit aufrecht zu erhalten. Wir gehen aber davon aus, dass wir bis April weitere Mittel akquirieren können», betonte er.

Die Etatlücke des Vereins war durch Fehlplanungen entstanden. So sorgten beispielsweise fehlende Eintrittsgelder durch den Stadionneubau sowie hohe Personal- und Betriebskosten für ein dickes Minus. Weil auf der Baustelle der neuen Arena, für die am Nachmittag im Beisein von Sachsens Justizminister Geert Mackenroth in Vertretung für den erkrankten Ministerpräsidenten Georg Milbradt der Grundstein gelegt wurde, nur 9000 statt der eingeplanten 12 000 Zuschauer Platz finden, liegen die Defizite allein beim Ticketverkauf laut Verein bei mehr als 560 000 Euro.

Die neue Arena soll Dynamo Dresden künftig als Spielstätte dienen. Am 19. November 2007 hatten die Bauarbeiten am Rudolf-Harbig-Stadion begonnen. Mitte 2009 soll das rund 40 Millionen Euro teure Stadion für gut 32 000 Zuschauer fertig sein. Die Stadt Dresden bürgt für die Bausumme.


Sächsische Zeitung, 12. März 2008

Bauherr: Zuschauerzahl war Dynamo bekannt

Von Sven Geisler und Thilo Alexe

Die Bagger im Rudolf-Harbig-Stadion sind ihrer Zeit voraus. Schon vor der Grundsteinlegung stehen die Säulen für die erste Tribüne. Foto: Steffen Füssel


Für Dynamo gibt es tatsächlich noch gute Nachrichten. Der Neubau des Dresdner Fußball-Stadions geht voran – und zwar planmäßig. Es könnte sogar der Eindruck entstehen, die Bauarbeiter seien ihrer Zeit voraus. Denn nachdem bereits die 84 bis zu 18 Meter hohen Stützen errichtet worden sind, welche die neue Tribüne tragen sollen, wird heute offiziell der Grundstein gelegt.
Der Vereinsspitze kommt die verspätete Zeremonie allerdings gerade recht. Mit Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) und Rathauschef Lutz Vogel (parteilos) wird politische Prominenz Präsenz zeigen. Dadurch bietet sich die Gelegenheit, nachdrücklich um Hilfe zu bitten. Aus dem Dresdner Rathaus gab es inzwischen eine Bestätigung, dass die Stadt bereit ist, dem Verein mit einer Finanzspritze von 250000 Euro kurzfristig das finanzielle Überleben zu sichern.

Stadt bürgt für 40 Millionen

Die Überbrückungshilfe soll in diesem Monat gewährt werden. Voraussichtlich am 12. April wird der Stadtrat dann über ein zu verzinsendes Darlehen entscheiden, mit dem der Verein die Lücke von rund 1,2 Millionen Euro im Etat für die bis Juni laufende Saison schließen könnte. Müsste Dynamo Insolvenz anmelden, käme das auch Dresden teuer zu stehen. Die Stadt bürgt für die Bausumme von 40 Millionen Euro. Außerdem müsste sie jährlich rund 2,5 Millionen Euro mehr Betriebskostenzuschuss für das Stadion zahlen, sollte der Klub in den Amateurbereich abstürzen.
Dynamo rechnet zudem vor, dass etwa die Hälfte der dem Verein jetzt fehlenden Summe durch den Stadionbau entstehe. Zusätzlich zu dem Versäumnis der alten Geschäftsführung, die 247000 Euro für Mietkosten im Budget zu veranschlagen, fehlen etwa 613000 Euro durch die seit Beginn des Abrisses im November 2007 erheblich eingeschränkte Zuschauerkapazität.
Axel Eichholtz, Geschäftsführer der HBM Stadion- und Sportstättenbau GmbH, wies auf Nachfrage der SZ Vorwürfe zurück, wonach das Unternehmen eine angeblich zugesicherte Mindestzahl von 12000 Plätzen während der Bauphase nicht eingehalten habe. „Wir haben mit dem damaligen Geschäftsführer Volkmar Köster Bauphasenpläne unterzeichnet, aus deren Anlagen eine geringere Kapazität hervorgeht“, erklärte Eichholtz. Derzeit passen maximal 9424 Fans in das nur halbe Rund.
Den Fehler seines Vorgängers macht Maas nicht noch mal. „Für die neue Saison gibt es eine Vereinbarung über die Kapazität“, sagt der Hauptgeschäftsführer. Ab Mitte August (Start in der dritten Liga wäre allerdings schon am 26. Juli) garantiert HBM demnach 12811 Plätze im fertigen Teil des Neubaus.

Keine Ansprüche angemeldet

Bis dahin muss Maas im Gespräch mit HBM ein weiteres Versäumnis des Vereins in der Stadion-Planung korrigieren. Vor seiner Amtszeit soll Dynamo beim Bauherrn keine Ansprüche für die Infrastruktur des Gebäudes geltend gemacht haben. Vorgesehen war daher bisher nicht mehr als eine Umkleidekabine, Duschen, ein Massageraum, ein Trainerzimmer und der Fanshop; das heißt: keine Geschäftsstelle, kein Kraft- und Fitnessraum, kein Fußballmuseum und was sonst noch zu einer Heimstätte eines Klubs mit Profi-Anspruch gehören dürfte.
Unabhängig davon gehen die Arbeiten seit November voran. Laut HBM-Projektleiter Kay-Uwe Panzer beginnt im Mai der Einbau der Tribünenteile. Mitte 2009 soll das Stadion für rund 32000 Zuschauer fertig sein. Damit so viele kommen, muss Dynamo wirtschaftlich wie sportlich die Kurve kriegen.


dnn, 12. März 2008

Dynamo plant mit Zentralstadion - Stadt Dresden will Verein retten

Leipzig/Dresden. Im Leipziger Zentralstadion könnte schon in der kommenden Saison Profi-Fußball gespielt werden. Die Heimmannschaft heißt dann aber nicht FC Sachsen oder Lok Leipzig sondern Dynamo Dresden. Das Rudolf-Harbig-Stadion wird derzeit modernisiert und erfüllt nicht die Anforderungen der Deutschen Fußball Liga (DFL). So fehlen Flutlicht oder eine Rasenheizung. "Wir mussten in unseren Lizenzunterlagen eine Ausweichspielstätte angeben, da kommt nur Leipzig in Frage", sagte Dynamo-Sprecher Peter Tauber auf Anfrage. Das Stadion sei modern und für die Fans schnell zu erreichen. Erste Gespräche mit Winfried Lonzen, Chef der Leipziger Betreibergesellschaft ZSL, seien bereits geführt worden. "Es ging dabei nur um die Lizenzunterlagen von Dynamo", erklärte Lonzen. Über Geld oder Termine sei noch nicht gesprochen worden. Ein Umzug ins tschechische Teplice, wie im vergangen Jahr diskutiert, steht dagegen für die Schwarz-Gelben nicht mehr zur Debatte. Selbst wenn Dynamo dafür die Erlaubnis erhalten würde, könne den Gegnern die weite Anreise nicht zugemutet werden.

In Dresden wird derzeit für rund 42 Millionen Euro eine moderne Arena mit 32.000 Plätzen errichtet, Fertigstellungstermin ist aber erst Ende 2009. "Wir bemühen uns zwar um eine Ausnahmegenehmigung, müssen aber auf eine Ablehnung durch die DFL vorbereitet sein", so Tauber.
Die Leipziger Polizei ist auf die möglichen Spiele im Zentralstadion bisher nicht vorbereitet. "Wir haben erst aus den Medien davon erfahren", sagte Behördensprecher Andreas Loepki. Die Beamten befänden sich jetzt in einer "Prüfungsphase". Ein großer Gefahrenpunkt sind Fanbeobachtern zufolge die Anhänger des 1. FC Lok und der SG Dynamo, die bereits seit DDR-Oberliga-Zeiten verfeindet sind. Beim jüngsten Aufeinandertreffen beider Vereine in der Landesliga kam es zu Ausschreitungen in Dresden. Beide Lager würden sich künftig alle zwei Wochen in der Messestadt sehen. Lonzen sieht darin kein Problem. Beide Vereine seien dann fußballerisch zu weit auseinander. Auschreitungen hält er für unwahrscheinlich.

Ob Dynamo Dresden in der kommenden Saison überhaupt bei einer sportlichen Qualifikation in der zweiten oder dritten Bundesliga spielt, hängt von den Finanzen ab. Hauptgeschäftsführer Bernd Maas verkündete auf der Mitgliederversammlung am Donnerstag noch einmal, dass der aktuelle Etat eine Deckungslücke von 1,2 Millionen Euro aufweist. Allerdings ist die Situation dramatischer als zunächst angenommen. Der Verein könne von April an nicht mehr seinen Verpflichtungen nachkommen. Es drohe die Insolvenz. Gespräche mit einem Großsponsor seien gescheitert. Grund für die Finanzlücke sind Maas zufolge unter anderem fehlende Zuschauereinnahmen. Der mit 12.000 kalkulierte Schnitt werde wegen den Bauarbeiten im Stadion deutlich verfehlt. Dort finden derzeit höchstens 9.000 Fans einen Platz. Allein dadurch fehlten 560.000 Euro in der Kasse. Zudem sind die Personalkosten für den auf knapp 30 Spieler aufgeblähten Kader wegen Nachverpflichtungen in der Winterpause sowie des Trainerwechsels von Eduard Geyer für Norbert Meier inzwischen eine halbe Million Euro höher als kalkuliert. In der Studie eines Wirtschaftsprüfers werden weitere Fehlkalkulationen aufgeführt.

Die Hauptschuld lastet der Verein dem früheren Hauptgeschäftsführer Volkmar Köster an, der im Juli 2007 entlassen wurde. Einen durch ihn vorgelegten Etat hatte der Aufsichtsrat bereits im Februar 2007 abgelehnt. Stattdessen sei der Verein ohne genehmigte Finanzplanung in die laufende Saison gegangen. „Bernd Maas muss das nun ausbaden“, sagte Aufsichtsratschef Thomas Mulansky.
Dynamo hofft nun auf Hilfe durch die Stadt. Zwischen Verein und Rathaus seien in den vergangenen Wochen bereits intensive Gespräche geführt worden. "Die Stadt hat einen eigenen externen Wirtschaftsprüfer eingesetzt", heißt es in einer Mitteilung. Er solle Ausmaß und Ursachen für die Schieflage ermitteln. Auf keinen Fall werde es "eine bedingungslose finanzielle Bezuschussung" geben. Eine Lösung soll nun Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann erarbeiten. Denkbar, so die Stadt, ist ein Darlehen. Voraussetzung dafür sei aber die Zustimmung des Stadtrates. „Gerade vor dem Hintergrund des Stadionneubaus wollen wir die SG Dynamo Dresden in einer solchen Situation nicht alleine lassen“, meinte Stadtsprecher Kai Schulz.


Sächsische Zeitung, 11. März 2008

„Keine Tricks und Tempomacher“

Während ihres Aufenthaltes in Dresden schaute sich Ulrike Harbig gestern im Fußball-Museum auf der Hauptstraße um. Foto: SZ/Thomas Lehmann

Das Dresdner Rudolf-Harbig-Stadion ist seit Monaten eine Großbaustelle. Doch erst morgen erfolgt die Grundsteinlegung für den Stadion-Neubau. Für den feierlichen Akt erhielt auch Ulrike Harbig eine Einladung, die Tochter des legendären Dresdner Weltrekordläufers. DSC-Athlet Rudolf Harbig war 1941 auf dem Gelände der heutigen Dynamo-Spielstätte Weltrekord über 1000 Meter gelaufen – 2:21,5 Minuten.

Frau Harbig, können Sie sich an Ihren Vater erinnern?

Es gibt ein unscharfes Foto, wie er mich bei einem der letzten Heimaturlaube im Arm hält. Ich habe leider keine eigenen Erinnerungsbilder an meinen Vater.

Aber Sie sind in seinem Schatten aufgewachsen?

Er war ja in den 50er und 60er Jahren noch in aller Munde, besonders durch die Harbig-Sportfeste. Als Kind hörte ich regelmäßig: ,Du siehst aber Deinem Vater ähnlich.‘

Nervt das nicht irgendwann?

Jeder verarbeitet das anders. Ich wollte immer ein braves Kind sein. Als Tochter eines berühmten Sportlers wurde von mir erwartet, dass ich gut laufen kann. Das machte mir großen Druck. Ich wehrte mich innerlich dagegen.

Wie stehen Sie zu Ihrem Vater?

Die Verarbeitung ist für mich bis heute nicht abgeschlossen. Es scheint wohl alles eine Sache der Seele zu sein. Jetzt habe ich auch das Alter, in dem man sich mehr mit seinen Wurzeln, der Familie und Vergangenheit beschäftigt. Oft erzählen mir Leute, dass sie meinen Vater kannten. Dabei lernte ich schnell zu unterscheiden: Die einen sprechen nur über seine Leistungen, Zeiten und Siege, die anderen über den Menschen. Die kannten ihn wirklich.

Wie war Rudolf Harbig?

Er muss ein lebensfroher Mensch gewesen sein. Das lässt sich aus den vielen kleinen lustigen Episoden erkennen. Daraus entsteht dann das Bild eines guten Kumpels, Freundes, Kameraden, ein sehr menschliches Bild.

Es gibt noch erfolgreichere Sportler. Was macht Harbig zu einem besonderen Athleten?

Nicht die Leistungen waren das Besondere an ihm. Er hat den Menschen zuerst gesehen, ist auf ihn zugegangen, fand immer ein passendes Wort. Er wollte andere beeinflussen und selbst das Beispiel geben. Er vermittelte seine Maximen: Wer Leistungen bringen will, der muss sportlich leben, sollte früh ins Bett gehen und Alkohol meiden. Er half, beschäftigte sich mit Jugendlichen, schrieb Trainingspläne und wäre der ideale Trainer gewesen. Die Erfolge stiegen ihm nie zu Kopf.

Sind es die menschlichen Seiten, die die Zeit überdauert haben?

Vielleicht ist er heute eine Art Symbol für einen Sport, der noch kein Industriezweig ist. Da war noch Idealismus im Spiel, da gab es keine Tricks und Tempomacher. Heute haben sich die Zeiten geändert. Ich wehre mich nicht dagegen. Mein Vater hat es als kleiner Sportsmann zum Weltrekordler gebracht und als solcher die kleinen Sportler weiter begeistert mit seinem Charisma. Das ist nicht wenig.

Es muss auch besondere Verhältnisse im Verein gegeben haben.

Heute sind wir im Zeitalter des Ehrgeizes, es muss immer weiter, schneller, höher hinaus gehen. Damals war wohl der Konkurrenzkampf nicht so hart, spielte das Gemüt noch eine Rolle. Der Dresdner SC muss eine Sportfamilie über die verschiedenen Abteilungen hinweg gewesen sein. Jeder sehnt sich danach. Aber wer hat heute schon die Möglichkeit, in einer harmonischen Familie zu leben?

Dresden hat ein Harbig-Stadion. Aber nichts erinnert an DSC-Fußballer Helmut Schön. Verstehen Sie das?

Nein. Mein Vater hatte ein gutes Verhältnis zu Helmut Schön und den DSC-Fußballern, übernahm dort sogar das Konditionstraining. Mir ist rätselhaft, warum sich Dresden damit so schwer tut.

Warum haben Sie 1966 die DDR verlassen?

Die Enge nahm mir die Luft. Ich wollte nicht mehr eingesperrt sein. Dazu hatte ich die Vorboten des Prager Frühlings erlebt. Die Sehnsucht nach der Ferne trieb mich davon. Die ist ja sprichwörtlich für Sachsen. Nach meiner Flucht wurde das Harbig-Stadion nur noch als Dynamo-Stadion bezeichnet. Das fand ich ungerecht. Meine Großmutter lebte zu dieser Zeit noch.

Wie sehen Sie Dresdens Umgang mit Ihrem Vater?

Ich verstehe, dass bei allen kulturellen Erneuerungen wenig Sinn und Geld da ist, auch noch den Sport zu fördern. Aber der gehört dazu. Es ist traurig, dass andere Städte bessere Leichtathletik-Stadien besitzen. Aber Dresden hat auch eine große Sportvergangenheit. Ich glaube, das wird mitunter ignoriert, damit gar nicht erst über neue Projekte gesprochen wird.

Aber dass Sie am Mittwoch bei der Grundsteinlegung dabei sind, ist doch ein gutes Zeichen.

Ja. Ich bekam mal einen Dynamo-Fanschal geschenkt. Den habe ich im Auto und werde in Augsburg daraufhin auch angesprochen. Dynamo Dresden ist ein Begriff.

Das neue Stadion könnte auf einen Sponsornamen umgetauft werden. Was halten Sie davon?

Das ist der Lauf der Zeit. Gegen Sponsornamen habe ich nichts. Schrecklich klingt für mich nur der Begriff ,Arena‘. Sobald ein Sportstadion Arena heißt, muss es doch Aggressionen anziehen. Das ist eine Perversion des friedlichen Sports.

Wäre es nicht schön, wenn Harbig als Name erhalten bliebe?

Natürlich. Ich möchte auch keinen Streit um die Benennung des Steyer-Stadions. Um den Namen Harbig zu erhalten, müsste sich die Stadt etwas einfallen lassen – vielleicht für Plätze oder Straßen. Oder es gibt ganz andere Ideen, damit der Name meines Vaters weitergetragen wird.

Das Gespräch führte Jochen Mayer.


BILD Dresden, 11. März 2008


Haben Dynamos Bosse gelogen?

Von P. VORDERWÜLBECKE


Dresden – Dynamo steht vor der Pleite? Falsch, Dynamo Dresden kann gar nicht pleite gehen, denn der Chaos-Club hat eine Lebensversicherung in Höhe von 42 Mio. Euro. So viel soll das neue Stadion kosten und dieses Stadion wird seit November gebaut. Die Stützpfeiler für die Gegentribüne sind schon eingerammt.
Jetzt kann Dynamo nichts mehr passieren, denn die Stadt Dresden muss das nötige Geld zuschießen. Sie kann Dynamo nicht pleite gehen lassen, sonst wären jährlich 2,5 Mio. Euro für den Betrieb des Stadions fällig. Das ist vertraglich vereinbart.

Unter diesem Vorzeichen erscheint das Verhalten der Club-Führung doch sonderbar. Den ganzen Herbst über wartete man auf die ersten Abrissbagger. Auf der Mitgliederversammlung verkündete der Club derweil eine wirtschaftliche Superbilanz. 110 000 Euro Vorsteuer sollen übriggeblieben sein.
Die Chronik des VersagensGeschäftsführer Volkmar Köster (47), der für die Etat-Planung 2007/08 verantwortlich war, wird entlassen. Der Aufsichtsrat bescheinigt ihm eine „tadellose Arbeit“. 1 von 7 Dann hat man sich noch mal vier Wochen Zeit genommen und genauer nachgerechnet und schwups ist aus dem Gewinn ein Mega-Minus von 2,1 Mio. Euro geworden. Schon Oktober 2007 war das der Geschäftsführung wie dem Aufsichtsrat klar. Dummerweise waren aber immer noch keine Abrissbagger in Sicht.

Also hielt man die katastrophalen, wirtschaftlichen Fakten geheim. Denn allen war klar: Einem insolvenzbedrohten Club baut man natürlich kein Stadion für 42 Mio. Euro.

Unerklärlich ist das Verhalten des Aufsichtsrates von Dynamo. Schon im Februar 2007 hatte man den geplanten Etat als fehlerhaft eingestuft. Im Juli 2007 wurde der damalige Geschäftsführer entlassen. Der neue Mann Bernd Maas (38 ) wurde aber genau mit dieser fehlerhaften Planung in die Saison geschickt. Also kein Kürzen, kein Sparkurs, keine Alarmstimmung.

Mit 6 Mio. Euro klotzte Dynamo richtig, hatte den zweithöchsten Etat der Liga. Statt Finanzlöcher zu stopfen, wurden Ende August noch drei Top-Spieler nachverpflichtet. Von drohender Insolvenz keine Spur. Auch der Trainerwechsel von Meier zu Geyer war mit Sicherheit nicht billig. Und zu diesem Zeitpunkt wussten die Verantwortlichen schon, dass das nötige Geld eigentlich gar nicht mehr da war.
Aber weil die Stadion-Abrissbagger noch auf sich warten ließen, mauerten die Dynamoverantwortlichen und sagten einfach nichts. Erst jetzt wurde das finanzielle Desaster offengelegt mit allen Zahlen (nun fehlen ganz offiziell 1,2 Mio. Euro) und dicken Management-Fehlern, aber die Stadt Dresden wird helfen, im Zweifelsfall wohl auch das Land.
Eine zweite Stadion-Investitions-Ruine nach Leipziger Vorbild wäre einfach eine zu große Blamage. Wenn Dynamo also mit öffentlichen Geldern gerettet wird, müssen klare Bedingungen daran geknüpft werden. Die Verantwortlichen im Aufsichtsrat und in der Geschäftsführung müssen klar benannt werden und sie müssen natürlich zurücktreten.


Dresdner Wochenkurier, 11. März 2008


Einwurf
von Gert Zimmermann


Reiner Calmund kann einem nur noch leid tun. Nicht etwa, weil er in der Eisrinne von Altenberg stürzte und wie ein gestrandeter Wal in einer Kurve lag und um Hilfe bettelte. Und weil darauf hin dieser ach so nette Moderator den letzten Spruch des Tages dem Schwergewicht zukommen ließ. Der übertragende Fernsehsender könne jetzt nicht so lange warten, bis vielleicht der Kran käme, um Herrn Calmund da heraus zu hieven. Es ist schlimm, wenn einer nicht mehr merkt, was gespielt wird. Calli hat doch bestimmt ein Archiv angelegt von seinen unzähligen TV-Auftritten. Da schiebt man sich eine Kassette in den Rekorder und freut sich halt über die vergangenen Tage. Denn eines steht fest. Bekannt war der umtriebige Manager von Bayer Leverkusen allemal. Es ist etwas ruhiger um ihn geworden. Und das verkraften die wenigsten. Also kann der Blödsinn nicht groß genug sein, mit dem der nächste Gesprächsstoff geliefert werden könnte.

Vielleicht war es gar nicht so schlecht, dass viele Spieler von Dynamo Dresden diesem peinlichen Spektakel beiwohnten. Sie hatten gerade gegen Oberhausen vollkommen versagt und ihr Trainer Eduard Geyer hat ihnen wohl die Karten versorgt. Damit die Kicker mitbekommen, wie schnell und steil es bergab gehen kann. Mit der eisigen Fahrt und mit dem eigenen Image. Der Trainer selbst flüchtet sich indessen in bissige Ironie. Er suche nach Schwänen im Großen Garten, um sein Flügelspiel auf Vordermann zu bringen. Lachen konnte keiner so richtig. Denn inzwischen geht die nackte Angst um. Wie bei Calmund, als er wie ein trauriger Haufen auf seiner Reisschüssel auf der Altenberger Bahn saß. Und mitbekam, dass es ihm gleich an den Kragen geht. Nur, weil er vollmundig verbreiten ließ, die ganz große Show mit ihm startet auf einer WOK-Schüssel. Vollmundig verbreiten ließ der Fußballverein in Elbflorenz Jahre lang, dass er aber doch Dynamo Dresden sei. Unter diesem Firmennamen ist prinzipiell alles richtig, was der Verein verkündet. Wenn wirklich etwas schief lief, waren es immer die anderen. Das klappte über Jahre ganz gut und wurde von der breiten Masse auch so entgegen genommen. Doch der auf einmal drohende Absturz macht ein klein wenig nervös. Auch wenn am Mittwochnachmittag der Landesvater kommt und die Grundsteinlegung des neuen Stadions begleitet. Ruhe für einen Tag?


Morgenpost am Sonntag, 9. März 2008

Trauer, lähmendes Entsetzen, Frust: Die Stimmung unter den Dynamo-Fans ist am Boden. Erneut steht ihr Verein kurz vor der Pleite.

Das Wort zum Sonntag von Enrico Lucke

Typisch Dynamo: Andere haben Schuld - und der Dumme ist die Stadtverwaltung

Die Katze ist aus dem Sack: Dynamo Dresden ist (fast) pleite! Erneut haben die Schwarz-Gelben deutlich über ihre Verhältnisse gelebt. Ganze 1,2 Millionen Euro fehlen momentan im Etat.

Das Geschrei ist groß. Die Vereinsführung hat die zwei Schuldigen für die Misere auch gefunden: Ex-Hauptgeschäftsführer Volkmar Köster und den Bauherren des neuen Harbig-Stadions - HBM. Die anderen sind mal wieder verantwortlich. Die jetzt in Amt und Würden stehenden Personen des Vereins waschen ihre Hände komplett in Unschuld. Typisch! Sicherlich, Köster hat Im Frühjahr 2007 den Etat für die Saison aufgestellt und dies wohl (viiiel) zu optimistisch, um es mal vorsichtig zu formulieren. Aber wer hat den seine Aufsichtspflicht versäumt: Der Aufsichtsrat!

Sein Vorsitzender Thomas Mulansky sorgte zwar dafür, dass Köster gehen musste, das Steuer riss Mulansky aber nicht rum. Es wurde weder das Saison-Ziel (Aufstieg) zurückgeschraubt, noch verzichtete man auf zusätzliche Spieler. In der Geschäftsführung wurde auch nicht gerade gespart. Aber Geld, das man nicht hat, kann man nicht ausgeben. Zumal man in September wusste, dass es zum Ende der Saison eng wird. Und ähnlich gestaltet sich die Situation im Umgang mit dem Stadion-Bauer HBM. Erst hat sich Dynamo keinen Deut um eine neue Arena gekümmert. War anschließend nie bereit, nur einen Cent dafür zu bezahlen. Und jetzt meckert man, dass zu wenig Zuschauer in die Arena während des Umbaus passen. Der Verein hat keinen Vertrag, in dem drinsteht, das 12000 Fans jeder Zeit ins Stadion passen. Dieses Auftreten ist frech.

Getoppt wird es mit der Forderung an die Stadtverwaltung. Die Landeshauptstadt solle dem angeschlagenen Verein unter die Arme greifen. Dabei trägt man im Rathaus bereits einen großen Teil der Zukunft von Dynamo auf den Schultern. Ob die Kosten für die künftige Stadion-Betreibung, die Bürgschaft für den Arena-Bau sowie für die aktuelle Saison und nicht zuletzt Kosten für das Nachwuchsleistungszentrum. Der Hilfeschrei wurde immer erhört. Aber wann ist das Maß voll? Leider nie! Die Stadtverwaltung ist darauf angewiesen, dass im Rudolf-Harbig-Stadion erfolgreich Fußball gespielt wird. Sonst zahlt man die nächsten 30 Jahre per anno 2,5 Millionen Euro für die Betreibung einer leeren Arena. Das kann und will sich keiner leisten. Deshalb hat Dynamo wieder einen Dummen gefunden. Leider! Im Verein sollte man umdenken. Die Schwarz-Gelben müssen endlich vom hohen Ross runter. Die ruhmreichen Zeiten sind vorbei.

Bild: Aufsichtsratsboss Thomas Mulansky blickt nachdenklich - weiß er doch, dass ein Teil der Schuld auch bei Ihm liegt.

Kicker, 8. März 2008

Dresden: Dynamo droht die Insolvenz

Stadt Dresden will helfen

Dynamo Dresden plagen große Finanzprobleme. Auf einer Mitgliederversammlung erklärte Dresdens Hauptgeschäftsführer Bernd Maas, dass der Klub nur noch bis Ende März zahlungsfähig sei. Ab April seien die Ausgaben nicht mehr abgesichert. Der Grund für die Geldnot ist vor allem im Umbau des Stadions und den unerwartetet hohen Personalkosten zu suchen. Die Stadt Dresden will dem Traditionsverein unter die Arme greifen.

Die Bauarbeiten im Rudolf-Harbig-Stadion sind ein Grund für die Finanzsorgen von Dynamo.

Bereits vor der Zusammenkunft der Mitglieder hatte der Ostklub eine Deckungslücke von etwa 1,2 Millionen Euro im Saisonetat eingeräumt und Maßnahmen gegen die drohende Insolvenz angekündigt. Nachdem Gespräche mit einem Großinvestor in dieser Woche ergebnislos abgebrochen wurden, hoffen die Sachsen nun auf Finanzhilfe der Stadt. Diese hat allerdings schon eine Bürgschaft in Höhe von 42 Millionen Euro für den Umbau des Stadions aufgenommen. Zudem erklärte ein Sprecher der Stadt am Freitag, dass eine bedingungslose finanzielle Bezuschussung hochproblematisch sei. Gleichzeitig machte Rathaussprecher Kai Schulz Dynamo jedoch Hoffnung: "Gerade vor dem Hintergrund des Stadionneubaus wollen wir Dynamo Dresden in solch einer Situation nicht alleine lassen." Allerdings betonte er auch, dass ein städtisches Darlehen nur die allerletzte Option sein könne.

Stadionumbau als Hauptgrund für Probleme

Der komplette Umbau ihrer Heimstätte zu einer 34.000 Zuschauer fassenden Arena wird auch als Hauptgrund für die Finanznöte genannt. Denn auf Grund der Bauarbeiten können nur noch knapp 9.000 Zuschauer statt der von Dynamo berechneten 12.000 die Heimpartien der Sachsen verfolgen. Allein dadurch fehlen 450.000 Euro im Etat. Aber nicht nur der Stadionumbau, sondern auch die Personalkosten stellen den Traditionsverein vor Probleme. So sind die Ausgaben wegen der Nachverpflichtungen in der Winterpause und des Rauswurfs von Trainer Norbert Meier, der durch Eduard Geyer ersetzt wurde, um 500.000 Euro höher als geplant. Zudem verschlingt das Leistungszentrum für den Nachwuchs mit 400.000 Euro eine viermal höhere Summe als gedacht.

Lizenz für nächste Saison unsicher

Neben den finanziellen Sorgen müssen die Dresdner nun auch um die Lizenz für die nächste Saison bangen. Denn ob sie diese vom DFB erhalten, ist völlig offen. Zudem mussten die Sachsen im Falle eines Aufstiegs in die zweite Liga – zurzeit belegt Dresden in der äußerst engen Liga den neunten Tabellenplatz – die Leipziger WM-Arena als Ausweich-Spielort angeben. Denn ihre eigene "Stadionbaustelle" hat derzeit weder ein Flutlicht noch eine Rasenheizung und erfüllt damit nicht die Anforderungen des DFB.

Am Samstag wurde bekannt, dass die Stadt Dresden dem Traditionsverein finanziell helfen will. Über die Höhe der Zuschüsse wurde zunächst nichts bekannt. Auch sei eine "bedingungslose" Bezuschussung "hochproblematisch", wie es in einer Pressemitteilung lautete. Zudem müsse auch der Stadtrat den Plänen zustimmen.
Die Stadt hatte die Finanzlage des Vereins zuvor durch einen unabhängigen Wirtschaftsprüfer analysieren lassen. Die Dresdner Stadtväter haben bereits eine Millionen-Bürgschaft für den 42 Millionen Euro teuren Komplett-Umbau des Dynamo-Stadions übernommen. Sollte der Verein pleite gehen, müsste die Stadt etwa 2,5 Millionen jährlich für den Betrieb der neuen Arena zahlen.