Jahr 2007


BILD, 29. Juni 2007 (Auszug)

Dynamo und der bevorstehende Stadion-Neubau - nächste Woche übergibt die Stadt als bisheriger Betreiber das Areal dem Bauriesen HBM, der die neue Arena hochzieht. Eigentlich ein Grund zur Freude! Doch Dynamos Bossen treibt gerade das jetzt tiefe Sorgenfalten ins Gesicht! Hintergrund: Die Geschäftsführung um Volkmar Köster ging leichtgläubig davon aus, dass HBM im Gegensatz zur Stadt während der Bauphase keine Miete verlangt. Schatzmeister Olaf Schäfer bestätigt: „Deshalb war der Posten auch nicht im Etat für die kommende Saison vorgesehen." Ein Fehler, wie sich jetzt herausstellt! Denn der Stadionbauer verlangt pro Jahr 30 000 Euro Nutzungsgebühren, plus Minimum 10 000 Euro monatlich für Nebenkosten.Dynamo musste auf Drängen des DFB nachträglich rund 200 000 Euro in den Etat einarbeiten. Da das Geld nicht zusätzlich zur Verfügung steht, wird der Rotstift angesetzt. Schäfer: „Wir fahren jetzt eine hundertprozentige Sparpolitik." Der verhängte Einstellungs-Stopp für neue Spieler (BILD berichtete) war erst der Anfang. Um Energiekosten zu sparen, wird das bisherige Nachwuchsinternat (zieht ins Ostragehege) komplett stillgelegt. Ebenso wie die Stadionkneipe „Kulti". Außerdem gibt es Überlegungen, den Fanshop zu verlagern. Doch damit nicht genug: Nach der Schlüsselübergabe zieht die Stadt auch sämtliche Stadion-Arbeiter und einen Großteil der Gerätschaften ab. Muss Trainer Norbert Meier dann etwa den Rasen selber mähen? „Wir wollen das Problem mit ABM-Kräften lösen", erklärt Schäfer. „Sind gerade dabei, einen Rasenraktor zu leasen." Klingt alles irgendwie ziemlich abenteuerlich.

Morgenpost, 29. Juni 2007

Bei Dynamo geh´n wieder mal die Lichter aus

Bei Dynamo geh´n wieder mal die Lichter aus - schon wieder. Mit dem "Spiel der Legenden" wird heute Abend (Anstoß 20.30 Uhr) das alt-ehrwürdige Rudolf-Harbig-Stadion offiziell verabschiedet, die "Giraffen" sollen dabei bereits zum dritten Mal das letzte mal leuchten.
Mit dem Erlöschen der Flutlichtmasten, die im Sachsenpokal gegen Schiebock und die eigene Zweite schon das eigentliche Dienstende erlebten, wird punkt 22 Uhr ein großes Feuerwerk "für den emotionalen Höhepunkt sorgen", hofft zumindest Dynamo-Aufsichtsrat und Organisator Thomas Kontek, der in den vergangenen Wochen und Tagen zwei Mannschaften zusammengestellt hat, die vor großen Dynamo-Namen nur so strotzen. Beim Team Dynamo, das von Ede Geyer und Christoph Franke betreut wird, können die Fans nicht nur den legendären Europacup-Sturm Kirsten/Minge/Lippmann erleben, sondern gleich drei "Sechser": Häfner, Wagefeld, Hauptmann, der neben Alex Zickler, Frank Ganzera, Thomas Rath, Frank Richter und Ansgar Brinkmann vorerst auf der Bank sitzen wird. MOPO-Kolumnist Häfner wirbt für den einmaligen Fußballabend: "Ich habe mit den 70ern und 80ern ja zwei Dynamo-Generationen miterleben dürfen und freue mich auf das Wiedersehen mit vielen alten Freunden. Den Fans verspreche ich: "Kommt ins Stadion, da könnt ihr sehen, daß es Dynamos gibt, die in der Lage sind, den Ball in den eigenen Reihen zu halten und zu dem zu spielen, der das gleiche Trikot trägt...." Die erwarteten 8000 Zuschauer werden aber auch ein motiviertes und hochkarätiges Team Dresden erleben, bei dem neben Marek Penksa u.a. auch Klemen Lavric (noch mit Fragezeichen) auf einen Einsatz warten. Den soll auch Trainer Matthias Sammer haben - auch wenn´s "nur" als Torwart wäre.
Dirk Löpelt

Sächsische Zeitung, 29. Juni 2007

Abschied von der Bruchbude
Von Sven Geisler


Maik Wagefeld und andere Fußball-Legenden von Dynamo Dresden geben heute ihre letzte Vorstellung im alten Rudolf-Harbig-Stadion.

Überwiegt die Wehmut? Oder doch die Freude? Mit gemischten Gefühlen steigt Maik Wagefeld die brüchigen Stufen hinauf zur Stahlrohr-Tribüne im Rudolf-Harbig-Stadion. „Das hier ist schon irgendwie Kult“, sagt der Fußball-Profi. Früher stand der 26-Jährige als Fan auf den Rängen und feuerte die Dresdner Dynamos an. „Immer in der Hoffnung, eines Tages dort unten mitkicken zu dürfen.“ Das hat er geschafft. Vor drei Jahren wurde Wagefeld mit zehn Toren beim Dynamo-Aufstieg in die 2. Bundesliga zum umjubelten Helden. „Den Begriff mag ich nicht. Wir waren ein Team, in dem jeder das Bestmögliche gegeben hat.“ Trotzdem: Heute Abend spielt er mit den „Legenden von einst für die Legenden von morgen“. Unter diesem Motto nimmt die Mannschaft Abschied von ihrem alten Stadion. Die Erinnerungen an die erfolgreichen Zeiten mitreißender Europacupspiele, packender Meisterschaftsduelle und triumphaler Pokalsiege bleiben. Ende Oktober, spätestens Anfang November beginnt der Neubau an gleicher Stelle mit dem Abriss der Stahlrohr-Tribüne. Sie war vor dem Messecup-Spiel von Dynamo Dresden gegen Leeds United im November 1970 errichtet worden, um kurzfristig die Zuschauer-Kapazität zu erhöhen. Ein Provisorium für die Ewigkeit. Wenn sich doch mal ein Gitterrost löste und der Stadionsprecher nur dank seiner breiten Schultern nicht abstürzte, wurde es halt wieder verschweißt. Fertig. Während die Fans in Deutschlands Fußball-Hochburgen vor der Weltmeisterschaft 2006 ein Dach über den Kopf bekamen, standen die Dresdner buchstäblich im Regen. Oder im peitschenden Schneetreiben wie am 31. Januar 2005. 21.891 Zuschauer kamen damals zum Ost-Duell gegen Energie Cottbus. Darunter Maik Wagefeld, der zum 1.FC Nürnberg in die erste Liga gewechselt war. Er brachte seinen neuen Mitspieler Markus Schroth mit. „Wir waren klitschnass und blau gefroren, aber Markus sagte: ,Wage, das war mal wieder richtige Fußball-Atmosphäre’.“ So viel zur Wehmut. „Trotzdem werde ich nie verstehen, warum sich eine Stadt wie Dresden die WM-Chance durch die Lappen gehen ließ“, meint Maik Wagefeld. Erst am 17. April 1997 beauftragte der Stadtrat den damaligen CDU-Oberbürgermeister Herbert Wagner, „unverzüglich alle notwendigen Maßnahmen für eine Bewerbung ... einzuleiten“. Das war zwei Tage nach dem offiziellen Bewerbungsschluss.

Die WM-Chance verpasst

Zwar entstand tatsächlich noch ein Plan, im Ostragehege eine Arena mit Leichtathletik-Bahn und 30.000 Zuschauer-Plätzen zu errichten, aber der scheiterte an den veranschlagten Baukosten von 55 Millionen Euro. Am 4. Mai 1999 beklagte OB Wagner in einem Brief an den Deutschen Fußball-Bund (DFB) die fehlende Förderung durch Bund und Land. Angesichts der Haushaltslage der Stadt könne „für den beabsichtigten Stadion-Neubau derzeit keine solide Finanzierung zugesichert werden“. Leipzig war einfach „ein paar Jahre voraus“, wie Dresdens damaliger Kulturbürgermeister Jörg Stüdemann einräumen musste. Die Bundesregierung unter Helmut Kohl hatte der Messestadt, in der 1900 der DFB gegründet wurde, für das neue Zentralstadion bereits 51,12 Millionen Euro Fördermittel zugesagt. Fünf Spiele wurden dort dann während der Weltmeisterschaft ausgetragen. „Und jetzt wissen sie nicht, wie sie die Schüssel füllen sollen. Das ist doch absurd“, sagt Wagefeld. Zuschauer-Zahlen wie die 21.248, die er im Zentralstadion mit Dynamo Dresden zum Regionalliga-Spiel am 9. Mai 2004 erlebte, erreicht der in die vierte Klasse abgestürzte FC Sachsen Leipzig schon lange nicht mehr. Für Betreiber Michael Kölmel ist das Stadion ein Verlustgeschäft. Auf 1,2 Millionen Euro belaufen sich allein die fixen Betriebskosten jährlich – für Medienunternehmer Kölmel „wirtschaftlicher Irrsinn“. Deshalb hatte er überlegt, die Arena einfach abzuschließen. So weit wird es nun doch nicht kommen. In Dresden durfte Kölmel nicht bauen. 1999 hatte er 30 Millionen Euro geboten für den Um- und Neubau des Rudolf-Harbig-Stadions. „Schon beim ersten und einzigen Gespräch mit dem damaligen OB Wagner stieß ich auf taube Ohren“, erzählt er. Während Leipzig baute, stritt Dresden jahrelang über den Standort. Und Kölmel zog sich frustriert zurück.

Bestrafte Begeisterung

In der Landeshauptstadt hätte er zumindest eine Sorge weniger als in Leipzig. In der Zuschauerstatistik der Regionalliga schaffte Dynamo vorige Saison nämlich den Aufstiegsplatz, den sie in der Tabelle nach Punkten verfehlten: 13.291 kamen im Durchschnitt zu den Heimspielen. Noch viel mehr waren es am 30. Mai 2004, als Dynamo mit Maik Wagefeld gegen den VfR Neumünster die Rückkehr in den Profi-Fußball nach neun Jahren perfekt machte. Wie viele es genau waren, weiß niemand. Auf jeden Fall deutlich mehr als die offiziell zugelassenen 18.808. Für diese grenzenlose Begeisterung verdonnerte der DFB-Kontrollausschuss den Verein zu einer Geldstrafe von 45.000 Euro. Erheblich mehr kostete Dynamos Aufstieg allerdings die Stadt. Als Eigentümer des heruntergekommenen Stadions musste sie erhebliche Auflagen erfüllen, um den Spielbetrieb in der höheren Klasse zu gewährleisten: 2004 für 581.000 Euro, im Jahr darauf für 414.000 Euro. Flickschusterei in einer Bruchbude. Wer zu spät kommt, zahlt drauf. Renoviert werden mussten zum Beispiel die Umkleidekabinen unter der Haupttribüne. Wagefeld erlebte hier noch den Charme der längst untergegangenen DDR: braune Kacheln, Plaste-Wasserhähne, acht tröpfelnde Duschen, zwei Pinkelbecken. „Es war nicht ratsam, auf die Toilette zu gehen.“ Das trifft für die – ohnehin zu wenigen – Sanitäranlagen für die Zuschauer immer noch zu.

Ergraute Chronik

An vielen Stellen scheint die Zeit stehen geblieben. Nicht erst 1986 wie auf den ergrauten Tafeln mit der „Chronik der SG Dynamo Dresden“, die lieblos im Gang zur Tribüne hängen. Im neuen Stadion könnte die Tradition des Vereins mit dem Fußball-Museum, das zurzeit auf der Dresdner Hauptstraße ausstellt, anschaulich gepflegt werden. Wie „Auf Schalke“, in Hamburg oder Bremen. Maik Wagefeld kennt die künftige Dresdner Arena schon – jedenfalls in groben Zügen. Seit einem Jahr spielt er für Bundesliga-Aufsteiger Hansa in Rostock. Das Ostseestadion ist 2000/01 in nur 17 Monaten unter der Regie der HBM Stadien- und Sportstättenbau GmbH entstanden. Die Firma aus Neuss ist auch in Dresden Generalunternehmer für den Neubau. „In Rostock ist fast alles größer, komfortabler, schöner“, erzählt Wagefeld, und er zeigt auf die Massagepritsche mitten in der Umkleide im Rudolf-Harbig-Stadion. „Wenn hier einer behandelt werden muss, wird es eng.“ Genau wie in den beiden VIP-Räumen, von denen einer kaum Platz für den Tresen bietet. Die dunkelbraunen Holzlatten an den Wänden, mit denen vor 30 Jahren mancher DDR-Bürger wohl gern seine gute Stube getäfelt hätte, werden gerade mit bunten Tüchern verhangen für die festliche Stimmung am Abschiedsabend.

Zaudern und Zanken

Durch die großen Glasscheiben haben die Besucher einen beinahe freien Blick. Allerdings nicht etwa auf das Spielfeld, wie es heutzutage für die prominentesten und zahlungskräftigsten Gäste üblich ist, sondern auf die Lennéstraße. Der Blick ist jedoch oft wenig erfreulich, weil sich hier die Polizei rüstet, um die berüchtigten Chaoten unter den Anhängern in die Schranken zu weisen. In Rostock quartierte sich die Staatsgewalt gleich im Stadion ein, berichtet Wagefeld: „Mit dem Einsatzstab während des G8-Gipfels in Heiligendamm.“ Die neuen Arenen sind mehr als Fußballstadien. „Sie ziehen erstens mehr Zuschauer und Sponsoren für den Verein. Und zweitens halten in den VIP- und Business-Logen des Ostseestadions viele renommierte Firmen ihre Tagungen ab.“ Von Konzerten – Herbert Grönemeyer eröffnete seine Tour eben in Leipzig – oder Ereignissen wie Kirchentagen ganz zu schweigen. Sogar Dresdner Stadtpolitiker ließen sich unlängst zitieren, das neue Stadion sei nicht nur für Dynamo da. Möglicherweise hätte es das Zaudern und Zanken abgekürzt, wenn die Verantwortlichen diese Einsicht früher gewonnen hätten. „Außerdem“, sagt Maik Wagefeld, „kann es doch nicht sein, dass mitten in der Stadt so eine Ruine steht, während ringsherum viel Neues entsteht.“ Er blickt vom spärlich geteerten Dach der Haupttribüne hinunter: „Der Rasen sieht gut aus.“ Heute Abend spielt er „mit den Idolen, denen ich in meiner Kindheit zugejubelt habe“. Die Freude überwiegt. Nicht nur auf diese legendäre Partie und Party zum Abschied. „Kult hin oder her: Man muss über seinen Schatten springen und mit der Zeit gehen. Für den Neubeginn ist es höchste Zeit.“ Das Rahmenprogramm zum „Legenden-Spiel“ beginnt heute 17 Uhr. 19.25 Uhr spielt die aktuelle Dynamo-Mannschaft gegen eine Fan-Auswahl. Anstoß zum Traditionsspiel ist 20.30 Uhr. Karten für zehn Euro (ermäßigt acht) gibt es an der Abendkasse.

Wochenkurier, 27. Juni 2007

Zimmis Einwurf

In zwei Tagen erlebt Dresden noch einmal eine Reise in die Vergangenheit. Das ultimativ letzte Giraffen-Abschiedsspiel mit den Dresdner Legenden geht über die Bühne. Fast 38 Jahre haben die Flutlichtstrahler ihren Dienst versehen. Es gab Augenblicke, in denen keiner so genau wusste, wer denn die Stromrechnung bezahlt. Gar nicht so lange her. Seit am 6. Juni die Stadt Dresden das Harbig -Stadion an die HBM-Baugesellschaft übergab, gibt es schon wieder neue Probleme. Wer bezahlt jetzt Strom und Wasser, wer pflegt den Rasen, wer macht sauber? Dynamo dachte, das wird schon jemand erledigen. Der Jemand ist aber der Verein selbst. Und Unterhaltung war schon immer nicht ganz billig. Der dritten Mannschaft wurde in der letzten Woche sogar angetragen, wegen der Kosten doch auf ihren Platz in der Bezirksliga zu verzichten. Sagen zumindest Gerüchte. Wäre ja für den Dresdner Fußball wieder einmal sehr delikat. Wer auf sein Startrecht in der neuen Saison verzichtet, gilt automatisch als erster Absteiger. Urplötzlich wäre der Dresdner SC wieder drin in der Bezirksliga. Schon deshalb werden die Überlegungen wohl inzwischen gerade verworfen. Passend zum Rückblick auf viel bessere Zeiten kommt bei den vielen Dynamo-Anhängern nur ein ungläubiges Achselzucken rüber. Das hätte es früher wirklich nicht gegeben. Wenn da die Flutlichtanlage brannte, kamen meistens 36.000 von überall her. Es war Europapokalmittwoch. Damals wurde auch international nur mittwochs gekickt. Und im Tal der Ahnungslosen war die Hölle los. Die Gegner hatten alle Angst. Nicht nur vor Dynamos Spielkunst. Die Bayern hatten auch Bammel vor der Stasi. Und vor den Köchen im Interhotel NEWA. Wegen k.o-Tropfen oder so etwas blieben sie in Hof. Da waren die Freunde von Dynamo Moskau ganz anders. Lew Jaschin, die legendäre Torhüterfigur, brachte sogar die Tropfen mit ins Hotel, die zur Bewusstlosigkeit führten. Stolitschnaja hieß das Rezept. Zu jeder Zeit der 48 Spiele – das 49. und erste gegen die Glasgow Rangers fand im Steyer-Stadion statt, war unter den Giraffen Gala angesagt. So blöd es klingt, Europas Fußball-Stars gastierten allesamt an der Lennéstraße. Ja, am 26. März 1990 war es sogar die Welt, die auf eine gemeinsame Deutsche Auswahl traf. Aber mit dem neuen Stadion soll ja alles noch besser werden.

Stadionwelt, 25. Juni 2007

Kreditvertrag unterzeichnet

Der 40 Millionen Euro umfassende Kreditvertrag zwischen dem Stadionbauer HBM und der Bank Südleasing zum Neubau des Rudolf-Harbig-Stadions in Dresden ist am gestrigen Dienstag unterzeichnet worden. Die Stadt Dresden tritt dabei als Bürge auf. HBM-Geschäftsführer Axel Eichholtz bezeichnete am Rande des Sponsor’s Sportstättenforums in Duisburg einen Abriss des bestehenden Stadions ab September oder Oktober gegenüber Stadionwelt als realistisch. Danach kann mit dem Bau der neuen Fußballarena begonnen werden.

Sächsische Zeitung, 20. Juni 2007

Stadion-Kredit unterzeichnet

Der 40 Millionen Euro umfassende Kreditvertrag zwischen dem Stadionbauer HBM und der Bank Südleasing zum Bau des neuen Stadions ist nach Informationen der SZ unterzeichnet. Die Stadt Dresden bürgt für diesen Kredit. Nun sollen die Stadion-Entwürfe von HBM in Baupläne umgewandelt werden. „Je schneller HBM diese Pläne vorlegt, desto besser. Wir als Stadt müssen den Bauantrag nur noch genehmigen, ansonsten ist alles unter Dach und Fach“, sagt Stadtsprecher Kai Schulz. Die Planung des Stadion-Neubaus benötigt etwa sechs bis acht Wochen. Ein Baustart Ende August wäre damit möglich. (SZ/pab)



MOPO, 14. Juni 2007

Stadion-Hickhack zerrte an den Nerven
von Enrico Lucke

Baustart soll im August sein, aber noch bremst die HBM-Bank den Neubau aus
Und täglich grüßt das Murmeltier! Genau wie Bill Murray im berühmten Film trat die Geschichte des Stadion-Neubaus für Dynamo in der saison 2006/07 auf der Stelle. Unterschied: Ein Happy-End ist in Dresden noch immer nicht in Sicht. Am 5. Mai unterzeichneten Dresdens Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann und HBM-Geschäftsführer Axel Eichholtz den Vertrag für den rund 46 Millionen € teuren Neubau. Dieser ist zwischenzeitlich vom RP genehmigt - allerdings unter Vorbehalt. Grund: Das Bauunternehmen hat die Unterschrift unter seinem Kreditvertrag bei der eigenen Bank noch nicht. "Deshalb konnten wir das Stadion bislang nicht übergeben,", bestätigte jetzt der Kämmerer. Statt zu planen, Aufträge zu vergeben, abzureißen und zu bauen, dreht sich die Arena wieder in der Warteschleife. Ähnlich war´s vor 12 Monaten. Der Stadtrat hatte zwar Vorjohann den Auftrag erteilt, mit HBM die Verträge abzuschließen und zu unterzeichnen, doch der 44-Jährige weigerte sich. "Die finanziellen Risiken für die Stadt sind zu hoch", war damals das Argument.
Damit bremste er die Bemühungen aus, daß im Siommer 2006 die Bagger hätten rollen können. Das "grüne Licht" vom Stadtrat war erloschen, die Ampel stand zum ersten Mal auf rot. Zuvor träumten der verein und die Fans bereits von der Hightech-Arena - vor Augen sahen sie, wie im Oktober 2006 die Hornbachtribüne als erstes fällt und der Neubau Stück für Stück entsteht. Doch diese Seifenblase zerplatze. Damit auch die Zusicherung des DFB und der DFL, daß sie bei den Fragen der Stadion-Sicherheit und dem Bauzustand für die saison ein Auge zudrücken. Die Verbände drohten Dynamo mit dem Lizenz-Entzug für den Fall, daß der Neubau nicht komme oder die Mängelliste nicht abgearbeitet würde. Geschäftsführer Volkmar Köster malte den Teufel an die Wand: "Dann ziehen wir eben nach Teplice."
Dieser Druck zwang Vorjohann zurück an den Verhandlungstisch. Allerdings vergebens. HBM hielt an den Vertragsbedingungen fest (45 Mio. Bürgschaft, Zuschuß für Regionalliga/2. Liga, geringes Mitspracherecht für die Stadt). Der Kämmerer legte das Papier zähneknirschend dem RP vor. Und postwendend kam die Antwort: "Die Unterlagen sind nicht vollständig." Jetzte begann der Krieg zwischen den Behörden, welche Unterlagen fehlen würden. Von August bis Oktober flogen die Fetzen. Dann platzte dem amtierenden OB Lutz Vogel der Kragen - das Stadion-Projekt wurde zur Chefsache. Er lud die Streithähne zum Krisengipfel an seinen Tisch und suchte nach der Lösung. Das Ergebnis: Die Bürgschaft wurde auf 40 Mio € beschränkt und HBM räumte ein größeres Mitspracherecht für die Stadt ein. Im November startete der 2. Genehmigungsversuch. Wieder wurden die geänderten Unterlagen (Bürgschafts- und Erbbaurechtsvertrag) dem RP vorgelegt. "So wie es von uns gefordert wird", beteuerte Vogel damals. Trotzdem - Bewegung war weit und breit nicht zu verspüren. Die Aufsichtsbehörde erklärte, daß die Bürgschaft von der EU genehmigt werden müsste. Dies prüfte das Sächsische Wirtschaftsministerium und kam am 23. Dezember zu dem Schluß: Brüssel muß sein Okay nicht geben.
Die Bau-Ampel war wieder grün. Doch jetzt wollte die Aufsichtsbehörde plötzlich noch ein Wirtschaftlichkeitsgutachten: Darin sollte die Stadtverwaltung nachweisen, daß es für sie günstiger ist, daß die Arena für 32400 Fans von HBM gebaut und betrieben wird. Aber selbst diese Hürde wurde genommen. Wenn die Düsseldorfer jetzt noch das Okay von Ihrer Bank bekommen, ist der Weg für den Baustart im August wirklich frei....