Jahr 2004




Radio Dresden, 23. Dezember 2004 Dresden OB zieht positive Jahresbilanz

Oberbürgermeister Ingolf Roßberg blickt auf ein erfolgreiches Jahr 2004 für Dresden zurück. Unter anderem hat AMD im Mai Richtfest für das neue Werk gefeiert. Im Juli wurde Dresden von der UNESCO ins Weltkulturerbe aufgenommen. Auch die Entscheidung zugunsten des Umbaus des Rudolf-Harbig-Stadions in eine Fußball-Arena, wertet Roßberg als Erfolg.
 

Wochenkurier, 21.Dezember 2004

Waren es die heimlichen Gedanken an den Weihnachtsmann, war es einfach die knallharte Logik? 37 Stadträte gaben ihr Votum für den Neubau auf dem Gelände des Rudolf-Harbig-Stadions ab. 30 stimmten dagegen. Die CDU und die Grünen hatten verloren. So ist das halt in der Demokratie.

Sofort kam aber deren nächste Aktivität. Eine Abstimmung, nach derem Ergebnis kein Cent Zuschuss der Stadt Dresden für den möglichen Stadionbau beigesteuert werden darf. Wussten wir eigentlich schon, dass in der Verfassung des Freistaates Sachsen auch jedwede Unterstützung des Profisports mit finanziellen Mitteln untersagt ist? Eine mehr als weise Entscheidung nennen die Sportgegner das Gesetz, Wirtschaftsexperten runzeln die Stirn. Wer einmal zusammenzählt, welche Summen an Steuergeldern alljährlich bei den Finanzämtern dank des Profifußballs landen, könnte sogar ins Grübeln geraten! Fakt ist, momentan gibt es für den Bau eines neuen Stadions keinen müden Cent von Stadt und Land. Dynamo Dresden soll sich gefälligst selbst um einen Investor kümmern. Also ist die Entscheidung pro Rudolf-Harbig-Stadion am Ende gar ein Pyrrhus-Sieg? Nein, beschwören alle die, die es ernst meinen mit dem Dresdner Fußball. Und dazu zählt ohne Zweifel auch der Oberbürgermeister. Ingolf Roßberg hat schon zweimal den Feuerwehrhauptmann sowohl bei Dynamo Dresden, aber auch bei den Dresdner Eislöwen gespielt. Vielleicht hat er aber auch nur in der Geschichte geblättert und mitbekommen, dass das Volk Brot und Spiele begehrt und deshalb auch bekommen soll? Oder aber er hat mitbekommen, dass der untaugliche Versuch, den Dresdner Fußball neu zu ordnen, kläglich gescheitert ist? Was herausgekommen ist, in puncto Sportstätten wohlgemerkt, ist die Umsetzung der alten Losung Ruinen schaffen ohne Waffen. Woher aber jetzt den Investor und vielleicht neuen Betreiber nehmen?

Dynamo bestimmte gleich mal eine dreizehnköpfige Stadionkommission, die dann hoffentlich vor lauter Diskussionen auch zu Ergebnissen kommen möge. Über Resultate wollte der Mann, der den Dresdner Fußball wieder hoffähig gemacht hat, an seinem 60. Geburtstag letzten Montag in Chemnitz gar nicht reden. Christoph Franke wollten so viele Freunde die Hände schütteln und alles Gute wünschen, dass es dem bescheidenen Mann schon peinlich wurde. Danke, Franke!
 

Sächsische Zeitung, 21. Dezember 2004

Stadion bleibt Zankapfel

Die Debatte um den Stadionbau ebbt nicht ab. In einem im Internet veröffentlichten Schreiben an die Dynamo-Fans kritisiert OB Ingolf Roßberg (FDP) den Dresdner CDU-Vize Lars Rohwer. Er habe die Fraktion „umgedreht“ und so dafür gesorgt, dass sie statt einer Enthaltung eine Änderung einbrachte. Mit Unterstützung der Grünen hatte die CDU durchgesetzt, dass Investoren auch Angebote für das Ostragehege abgeben können. Und: Die Stadt darf kein Geld für den Bau zuschießen. Zuvor hatten PDS, SPD, FDP und Bürgerfraktion die Ausschreibung des Stadions an der Lennéstraße beschlossen. Roßberg geht davon aus, dass die CDU-Änderung „auf den Prüfstand“ kommen wird. Rohwer, Mitglied von Sport im Ostragehege, weist den Angriff des OB zurück: „Er spielt mit Emotionen und will einen Sündenbock aufbauen.“ (SZ/ale)
 

Morgenpost Dresden, 20.Dezember 2004 (Auszug)

Stadion Neubau: NOFV Boss bietet Dynamo seine Hilfe an

Der  NOFV-Boss und DFB-Vizepräsident Hans-Georg Moldenhauer habe dem Dresdner Aufsichtsrats-Chef Friedemann Küchenmeister ein klares Angebot gemacht: "Wenn ihr uns im Zuge eures Stadion-Neubaus braucht, dann ruft uns sofort um Hilfe. Wir werden mit allem, was wir zur Verfügung haben, den Neubau unterstützen."

Moldenhauer  hätte erfahren, dass der Stadtrat zwar endlich Grünes Licht für den Standort gegeben habe, aber keinerlei finanzielle Mittel locker machen werde. In Magdeburg würden Kommune und Land den Neubau des Grube-Stadions unterstützen. Auch in Dresden gibt es bestimmt genügend Pfiffige, die Druck machen können. Und die Regierenden müssen endlich begreifen, was Profi-Fußball für ein Wirtschaftsfaktor darstellt."
 

MOPO 18.Dezember 2004
Ohne Moos nix los -stirbt neue Arena trotz Stadtrats-Ja?

DRESDEN   Die Stadion-Frage ist entschieden. An der Lennéstraße soll an der Stelle, wo jetzt das Rudolf-Harbig-Stadion steht, die neue Arena gebaut werden (MOPO berichtete). Allerdings gibt's einen kleinen Haken: Der Stadtrat beschloss, dass kein Geld aus der Stadtkasse in ein reines Fußballstadion fließen soll.

Sportbürgemeister Winfried Lehmann (CDU) hält einen Neubau ohne städtischen Zuschuss für unrealistisch. Auch FDP-Stadtrat Jens Genschmar weiß: “Ohne dieses Geld geht's  eigentlich  nicht. Vielleicht könnten wir wenigstens den Betriebskostenzuschuss für den Stadionbau verwenden." Jährlich fließen aus dem Stadtsäckel mehrere Hunderttausend Euro Ins Stadion. Zahlt man  dieses  Geld zehn Jahre lang an den Investor, kommen auch mehre Millionen zusammen.

Die CDU könnte damit grundsätzlich leben. Fraktionssprecher Christian Hartmann: "So etwas ist durchaus denkbar, solange dies zeitlich begrenzt ist. Andere Mittel gibt's definitiv nicht". Schließlich hätten die Befürworter des Rudolf-Harbig-Stadions beteuert, dass es auch ohne städtische Gelder funktioniert. Hartmann: “Das können sie nun beweisen."

Bei    der   Dynamo-Führung freut man sich erst mal, dass ihr Standort ausgewählt wurde. Jetzt lösen wir auch das Problem mit den Geld. Damit beschäftigen wir uns ab Januar",   so  Dynamo-Geschäftsführer Volkmar
Köster.   
Enrico Lacke
 

dnn, 18.Dezember 2004

Dynamo-Mitglieder bejubeln Beschluss

Dresden. Vergleichsweise unspektakulär verlief gestern Abend die außerordentliche Dynamo-Mitgliederversammlung im Potthoff-Bau der TU Dresden. 223 Mitglieder waren gekommen, um im Wesentlichen fünf neue Mitglieder für den Aufsichtsrat zu wählen. Zehn Kandidaten stellten sich der Wahl, die bis in den späten Abend dauerte. Zu Beginn der Sitzung wurde eine Grußadresse von OB Ingolf Roßberg (FDP) verlesen, der seine Freude über das Votum des Stadtrates zum Stadion-Standort Lennéstraße kundtat und zugleich seinen Ärger über den CDU-Landtagsabgeordneten Lars Rohwer äußerte. Als Mitglied im Verein Sport im Ostragehege e.V. habe Rohwer die CDU-Stadtratsfraktion unter Druck gesetzt und somit ein deutlicheres Bekenntnis zum Harbig-Stadion verhindert. Michael Walter von der Faninitiative "Pro RHS" lobte den OB, der in der Sitzung am Donnerstag für Dynamo "die Kartoffeln aus dem Feuer" geholt habe. Die anwesenden Mitglieder im Saal spendeten fleißig Beifall.

Danach gab Anwalt Thomas Mulansky den Stand der Gespräche mit Kinowelt-Chef Michael Kölmel bzw. seiner Firma Sportwelt bekannt, doch Neues konnte oder wollte der 32-Jährige nicht bieten.

Dann sollte eigentlich der Aufsichtsrat gewählt werden. Um die Wahl zu verkürzen, hatte der Verein extra eine Broschüre mit den zehn Kandidaten und einem Stimmzettel an die Mitglieder verschickt. 436 nutzten die erstmals angebotene Briefwahl und waren so schnell fertig mit dem Ankreuzen. Die Mitglieder, die in den Saal gekommen waren und noch nicht abgestimmt hatten, mussten sich gedulden. Ein Mitglied wollte nicht auf persönliche Statements der Kandidaten verzichten, die fortan fast eine Stunde erneut das erzählen mussten, was schon in Textfassung jedem vorlag. Erst gegen 21.25 Uhr konnte so die Aufsichtsratswahl beginnen, 181 Mitglieder an die Urne treten. Das Auszählen der Stimmen dauerte bei Redaktionsschluss noch an.
Jochen Leimert


Sächsische Zeitung, 18. Dezember 2004

Mulansky neuer Aufsichtsrat
Ohne Skandale verlief die Mitgliederversammlung von Dynamo Dresden.

Wilfried Winkler gehört nicht mehr dem Aufsichtsrat von Dynamo Dresden an. Dies ergab die Wahl bei der gestrigen außerordentlichen Mitgliederversammlung des Vereins. Dagegen wurden der bisherige Aufsichtsrats-Chef Friedemann Küchenmeister, der Stellvertreter Peter Tauber sowie Helmut Michael und Reiner Kuklinski in ihrem Amt bestätigt.

Neu im Gremium vertreten ist Thomas Mulansky, der den Verein seit Anfang des Jahres in der Ausein andersetzung mit dem Sportwelt-Inhaber Michael Kölmel vertritt. Die Kandidaten Mirko Schüring, Albrecht Leonhardt, Jens Heinig und Lothar Menge scheiterten bei der Wahl. Die Abstimmung war notwendig, da fünf Mitglieder des neunköpfigen Aufsichtsrates seit drei Jahren im Amt waren.

Nach der Entscheidung des Stadtrates, das neue Stadion am bisherigen Standort Lennéstraße zu errichten, schien den 223 anwesenden Mitgliedern im TU-Hörsaal das obligatorische Streitpotential abhanden gekommen zu sein. In einem Grußwort hielt Dresdens Oberbürgermeister Ingolf Roßberg einen Baubeginn der neuen Heimstätte des Fußball-Zweitligisten im Jahr 2006, eine Fertigstellung 2009 für realistisch. Der Verein wird auf der ersten Sitzung des neuen Aufsichtsrates einen Stadionausschuss bilden, für den sich auch die Ex-Profis Ralf Minge und Ulf Kirsten beworben haben.

Kein Ergebnis konnte das neue Aufsichtsrats-Mitglied Mulansky im Streit mit Kölmel verkünden. Die auf der letzten Mitgliederversammlung angeschobene Auflösung der Sportbetriebs GmbH und der Sportwerbe GmbH seien am Einspruch Kölmels gescheitert, erklärte Mulansky. (SZ/dk)
 

Sächsische Zeitung, 17. Dezember 2004

„Dynamo in die Pflicht nehmen“
Von Thilo Alexe

Dass Dynamo immer für Emotionen gut ist, hat die gestrige Stadtratssitzung bewiesen. Obwohl die Positionen im Vorfeld klar waren, debattierten die Stadträte vor der Abstimmung zwei Stunden hitzig über das Thema Stadion. CDU und Grüne konnten sich mit 30 gegen 37 Stimmen nicht mit ihrer Forderung nach einer standortoffenen Ausschreibung durchsetzen. Daraus folgt: Die auf rund 42 Millionen Euro veranschlagte reine Fußballarena wird jetzt für das städtische Gelände des Harbig-Ovals europaweit ausgeschrieben – und nicht im Ostragehege.

Mit dem Beschluss könne Dynamo „rechtsverbindlich in die Pflicht genommen werden“, mahnte OB Ingolf Roßberg (FDP) den Club zum Engagement bei der Investorensuche. Redner von PDS, FDP SPD und der Bürgerfraktion hoben die Klarheit hervor, die sie im jetzigen Votum sehen. „Andernfalls hätten wir nach einem halben Jahr einen Berg Papier und keine Entscheidung“, sagte Roßberg. CDU und Grüne konterten: „Die Investoren sollen sagen, wo sie bauen wollen“, betonte Lars Kluger (CDU).

Die beiden Fraktionen brachten – begünstigt durch Enthaltungen aus Reihen der PDS – aber Zusätze durch. So darf kein städtisches Geld für den Bau verwendet werden. Zudem sollen am Stadion, das frühestens in vier Jahren fertig sein dürfte, nach Grünen-Angaben möglichst keine Ladenflächen entstehen – zum Schutz des Handels in der Innenstadt.

Dresdner Morgenpost, 17.Dezember 2004

Stadtrat: Klares “JEIN” zum Rudolf Harbig Stadion
Ein Standort aber kein Geld

Der Stadtrat entschied sich gestern beim heiß diskutierten Stadionstandort für ein kleines bißchen Harbig Stadion: Zar fand sich eine knappe Mehrheit für den Standort. Allerdings setzte die CDU, die das Ostragehege bevorzugt durch, daß kein Geld von der Stadt in den Bau fließt. Ob sich so ein Investor findet ist fraglich.
Nach rund zweistündiger Debatte waren alle Argumente ausgetauscht. CDU und Grüne wollten einen Investorenwettbewerb für beide Standorte, PDS, SPD, FDP und Bürgerfraktion legten sich auf das Dynamostadion fest. Jan Kaboth (Bürgerfraktion): “In der Debattierliga wäre dieser Stadtrat ganz vorne mit dabei.” Schließlich stimmten 37 Räte für und 30 gegen eine Ausschreibung nur fürs Harbig-Stadion.
Dann versetzte die CDU dieser Entscheidung einen Dämpfer: denn mit knapper Mehrheit wurde entschieden, daß die Stadt keine Investitionszuschüsse zum Stadion dazugeben darf. Sportbürgermeister Winfried Lehmann (CDU): “Ich kenne kein Projekt solcher Art, das nicht von der öffentlichen Hand unterstützt wurde. Darüber wird der Stadtrat mit Sicherheit später noch einmal entscheiden müssen.”
....
AW
 

DNN 17.Dezember 04

Mehrheit für ein Harbig-Stadion ohne Zuschüsse

Nach dem Motto "Es ist schon alles gesagt, aber noch nicht von allen" hat der Stadtrat gestern Abend ein letztes Mal zwei Stunden über die Standorte Lennéstraße und Ostragehege debattiert, bis die von den meisten lang ersehnte und zu erwartende Entscheidung fiel: 37 Stimmen von SPD, PDS, FDP, BürgerFraktion und Nationalem Bündnis und OB Ingolf Roßberg (FDP) votierten für eine europaweite Auschreibung des Harbig-Stadions. Zwei SPDler und ein FDP-Stadtrat enthielten sich, 30 Christdemokraten und Grüne wollten eine standortoffene Ausschreibung.

CDU und Grüne sowie einige "Umfaller" - insgesamt 35 Ja- gegen 32 Nein-Stimmen bei drei Enthaltungen - brachten einen folgenreichen Hilfsantrag (so CDU-Stadtrat Lars-Detlef Kluger) durch, der nun Geschäftsgrundlage für die Ausschreibung ist: So dürfen die potenziellen Investoren auch unverbindliche Angebote zum Ostragehege abgeben. Städtebauliche Funktionen im Umfeld des Stadions sowie der Innenstadt dürfen nicht nennenswert beeinflusst werden. Der OB muss bis Sommer 2005 ein Konzept für die Leichtathletik vorlegen. Die wohl ärgste Kröte: "Die Errichtung eines reinen Fußballstadions ist ohne städtische Investitionszuschüsse zu realisieren."


"So ist das nicht zu realisieren", unkte kopfschüttelnd Sportbürgermeister Winfried Lehmann (CDU), der wie die meisten Ämter für das Ostragehege ist. Er kenne kein reines Fußballstadion, dass nicht mit Mitteln der öffentlichen Hand finanziert worden sei. "Das wird eine teure Sache. Die Stadt wird Zuschüsse leisten müssen", meinte auch FDP-Stadtrat Jan Mücke. "Die Arbeit geht erst los", kommentierte der OB. Denn jetzt komme es auf die Konditionen an, zu denen ausgeschrieben werde. Wie hoch die Stadt zum Beispiel Betriebskosten mit übernehmen könne. Sprecher von SPD, BürgerFraktion, PDS und FDP betonten, wie wichtig es sei, sich endlich konkret für einen Standort entschieden zu haben.

Ralf Redemund

BILD, 17.Dezember 2004

Neues Narbig-Stadion Stadtrat sagt „Jein”!

Der Neubau des Rudolf-Harbig-Stadions ist wieder ein Stück näher gerückt.
Gestern stimmte der Dresdner Stadtrat nach einer hitzigen Debatte mit 37 zu 30 Stimmen (3 Enthaltungen) für die traditionelle Dynamo-Spielstätte als Standort! Allerdings kam auch ein zusätzlicher CDU-Antrag durch, wonach ein potentieller Investor den Standort (Harbig- oder Steyer-Stadion) selbst wählen kann. Die Arena (25 000 Plätze) soll ca. 40 Mio. Euro kosten.

MoPo, 16.Dezember 2004

Rudolf-Harbig-Stadion: Heute entscheidet der Stadtrat

Wie geht's weiter mit dem Rudolf-Harbig-Stadion"? Wird Dynamo einen Neubau an alter Spielstätte bekommen? Heute stehen diese Themen im Stadtrat an (ab 16 Uhr im Rathaus). PDS, SPD und Bürgerfraktion wollen für den Standort Lennéstraße votieren. Die CDU-Fraktion ist für eine neutrale Betrachtung, will das Ostragehege nicht ausklammern. Stadtrat Jürgen Eckoldt: "Wir müssen doch schauen, was die Investoren ma-
chen können und wollen. Wenn wir jetzt sagen Harbig-Stadion und dann findet sich kein Investor, was dann?
 

dnn, 16.Dezember 2004

Die Fraktionen der BündnisGrünen und der CDU treten heute zur Mammut-Stadtratssitzung mit über 50 Ta-
gesordnungspunkten für eine standortoffene Stadionausschreibung ein.

In einem Verfahren der Interessenbekundung sollen die Investoren Farbe bekennen, ob ihnen der Standort
Lennéstraße oder das Ostragehege eine Investition wert ist.

"Wir können die Stadtpolitik nicht nach den Dynamo-Fans ausrichten", meinte CDU-Sprecher Christian Hart-
mann gestern. Der Markt möge entscheiden. OB Ingolf Roßberg (FDP) habe sich offenbar dem Druck der
Dynamo-Fans und der Öffentlichkeit gebeugt. Das Beste für die Stadt sei eine standortoffene Ausschreibung.
Diesen Weg zu einem neuen Fußball-Stadion  präferiert  außerdem  die Fraktion der BündnisGriinen.

Ein Projektentwickler habe nach Besichtigung von Lennéstraße und Ostragehege gesagt, dass das Harbig-
Stadion ungeeignet wäre, sagte CDU-Stadtrat Klaus-Dieter Rentsch. Dieser Entwickler bevorzuge das Ostra-
gehege. Den Namen des Investors will er heute im Stadtrat nennen, rare
 

SZ, 16.Dezember 2004

Es geht nur mit dem Verein

Pro. Dynamo-Aufsichtsrat und FDP-Stadtrat Jens Genschmar ist für den Standort Lennéstraße. Wegen des Vereins und wegen der Fans.

Ich beschäftige mich nicht nur mit Politik, sondern auch mit Dresdner Fußballgeschichte. An der Lennéstraße steht bereits seit 1896 ein Stadion. Die Bauten zählen zum Stadtbild. Weiter spricht für den Standort, dass sich mehrere relevante Institutionen wie Feuerwehr und Polizei für ihn ausgesprochen haben, der Denkmalschutz zumindest nicht gegen ihn.

Ein gewichtiges Argument liefern auch die Haltungen von Fans und Verein. Die Dynamo-Mitglieder haben sich nahezu einstimmig für die Modernisierung des Harbig-Stadions ausgesprochen. Klar ist auch, dass die Stadt das nicht ganz alleine stemmen kann, sondern nur im Verbund mit einem Proficlub. Daher möchte ich auch an den Verein appellieren, sich jetzt anzustrengen und sich an der Investorensuche zu beteiligen.

Hätte die Stadt gleich nach der Wende ein Stadion gebaut – etwa am Heller – gäbe es die Debatte heute nicht. Doch der fast 14 Jahre lang CDU-geführte Stadtrat hat es nicht geschafft, die Weichen zu stellen. In ein sozusagen neutrales Stadion wären die Dynamo-Fans mitgegangen. Wer sich heute für das Ostragehege ausspricht, der verlangt von den Anhängern im Grunde, dass sie ins Stadion des Konkurrenten, oder besser gesagt Ex-Konkurrenten DSC, ziehen. Noch ein Wort zum Ostragehege. Es ist versäumt worden, dort ein modernes Stadion zu errichten. Der Zug der Fußballweltmeisterschaft 2006 ist an Dresden vorbeigefahren, auch die Olympiaträume sind geplatzt. Jetzt muss man neue Wege gehen und versuchen, am angestammten Dynamo-Standort zu bauen.

Dennoch geht es auch darum, den Leichtathleten eine Perspektive zu bieten. Das Steyer-Stadion hat eine Anlage für diese Sportler. Die großen und maroden Tribünen könnten nach und nach rückgebaut werden. So entstünde ein kleines Leichtathletik-Stadion. Würde die moderne Fußballarena, über die jetzt debattiert wird, im Ostragehege entstehen, dann fiele im jetzigen Steyer-Stadion die Leichtathletik-Bahn weg. Auch das kann niemand wirklich wollen.

Fans nicht belügen

Kontra. CDU-Stadtrat Lars Kluger warnt vor falschen Versprechungen. Derzeit gebe es keine Zusage eines Investors für das Harbig-Oval.

Wer einen schnellen Stadionbau an der Lennéstraße verspricht, belügt die Fans und weckt Erwartungen, die am Ende nicht erfüllt werden können. Sollte es keine für die Stadt finanzierbaren Bauangebote für diesen Standort geben, wird die Enttäuschung riesengroß sein. Als Schuldige werden dann Oberbürgermeister, Stadträte und Verwaltung gemeinsam am Pranger stehen. Die Demokratie wird der große Verlierer sein – außer Versprechen nix gewesen.

Zurzeit gibt es keine einzige Zusage, keine einzige Interessenbekundung irgendeines Investoren für einen Stadionbau an der Lennéstraße. Außer Wunschträumen gibt es auch kein Finanzierungskonzept. Nur die parteiübergreifende Aussage aller Stadträte, dass für die Investition kein städtisches Geld zur Verfügung steht. Es soll trotzdem ein neues Fußballstadion gebaut werden. Die Stadt soll ihren Teil dazu beitragen, dass Dynamo in der zweiten Liga bleibt und sich weiter entwickeln kann. Darum sollen nicht Stadträte am grünen Tisch über den Standort entscheiden. Auch die Dynamo-Tradition der vergangenen Jahrzehnte soll – bei allem Verständnis für die Fans – nicht die erste Geige spielen. Allein die Investoren können sagen, an welchem Standort sie welches Stadion errichten können. Die CDU ist bei der Standortentscheidung vollkommen offen – wir wollen das beste Angebot. Das gibt Dynamo erstmals die Gelegenheit zu beweisen, dass der Standort Harbig-Stadion der bessere ist. Das lässt aber die Möglichkeit für Alternativen offen, wenn es nicht so sein sollte. Darum wird die CDU im Stadtrat ein Interessensbekundungsverfahren beantragen. Für Lennéstraße und Ostragehege sollen Angebote her. Durchsetzen wird sich der Standort, an dem das beste Stadion möglich ist. Dabei geht es auch um Erreichbarkeit, Sicherheit, Entwicklungspotenzial für weitere Trainingsplätze und Nebenfunktionen – und um die Kosten für Bau und Betreibung. Wer sich heute auf einen Standort versteift, nimmt möglicherweise auch ein schlechtes Stadion oder ein Scheitern des Projektes in Kauf.
 

Wochenkurier, 14.Dezember 2004 - Zimmis Einwurf

In zwei Tagen steigt die Außerordentliche Mitgliederversammlung bei Dynamo Dresden. Es gibt reichlich Diskussionsstoff. Und zwar nicht nur um Peanuts.
Drei wichtige Fragen stehen im Raum. Erstens: Wollen wir auch in der kommenden Saison noch Profifußball in Elbflorenz? Zweitens: Was wird mit den Kinowelt-Verträgen? Drittens: Wer setzt sich den Hut auf für den Bau des neuen Stadiongeländes an der Lennestraße?
Natürlich wollen alle, dass die Schwarz-Gelben nicht absteigen. Nur mit Lippenbekenntnissen ist da nichts getan. Jeder wusste um die Torhüterproblematik spätestens nach dem dritten Spieltag. Inzwischen ist die so akut, dass Trainer Christoph Franke händeringend nach einem fertigen Torhüter suchen lässt. Wir wissen: Gerade im Abstiegskampf sind Torhüter die Hälfte der Miete. Und wenn nur für ein halbes Jahr ein Spitzenmann verpflichtet werden kann, wäre das in Ordnung.
Was heißt hier übrigens, vielleicht sind wir zu zeitig aufgestiegen? Wer allerdings so blauäugig ist und annimmt, dass schon wegen der Tradition und des schönen Aufstiege feierns der Rest von allein geht, geht ganz schnell wieder unter. Der Fall Oswald bot Anschauungsunterricht erster Güte. Ein cleverer Verein bringt wenigstens schon mal zur Verhandlung einen Rechtsanwalt mit, der dann ein ärztliches Attest aus dem Aktenkoffer zieht. In dem steht, dass der Patient Oswald nach der Kopfnussaffäre ein Schädel-Hirn-Trauma erlitt und deshalb Blödsinn in die Fernsehkameras buchstabierte. Oswald war mit seiner Aussage, er hätte den Platzverweis seines Gegenspielers provoziert, dem Schiedsrichter in den Rücken gefallen. Der Referee gab daraufhin natürlich seinen Fehler zu und Oswald bekam vier Spiele Sperre. Das Geheule war groß, Verschwörungstheorien wurden geknüpft. Die Cleverness fehlte.
Hoffentlich geht das im Fall mit dem Medienrechtehändler Michael Kölmel etwas gekonnter über die Bühne. Übrigens: Noch nie standen die Vorzeichen besser für die Stadion-Entscheidung als jetzt. Der Druck auf die Stadträte wächst, weil das Volk endlich Druck macht. Die Stadt Dresden würde sogar von den Betreiberkosten befreit, die jährlich nicht nur bei einigen Cents liegen. Aber Dynamo müsste dann endlich auch mal mit Profis zusammenarbeiten. Rostock und Duisburg haben alles aufgezeigt
 

SZ, 11.Dezember 2004

Dynamo jubelt

Die Dynamo-Spitze begrüßt die Entscheidung des Sportstättenausschusses, das neue Stadion auf dem Gelände des Harbig-Ovals auszuschreiben. Wichtig sei nun, dass Dynamo gemeinsam mit der Stadt eine Variante finde, die beide Partner finanziell nicht über Gebühr belaste, betonte der Hauptgeschäftsführer des Clubs, Volkmar Köster. Auch die Fans reagierten erfreut. „Wir begrüßen die Entscheidung ausdrücklich“, sagte Michael Walter von der Faninitiative Pro Rudolf-Harbig-Stadion. (SZ)
 

BILD, 11.Dezember 2004

Stadion Neubau - Wer hat bei Schwarz - Gelb das Sagen ?
von Tim Schlegel

Dresdens Sportausschuß hat ein Zeichen gesetzt und für den neubau des Rudolf harbig Stadions gestimmt (BILD berichtete). Jetzt fordert die Stadt, daß Dynamo mit ihr an einem Strang zieht. Doch da klemmt die Säge.
Hintergrund: Seit Monaten arbeitet eine Stadionkommission, die aus den Ex Dynamos Ralf Minge und Ulf Kirsten, Geschäftsführer Volkmar Köster, Aufsichtsrats Boß Friedemann Küchenmeister udn Ex Schierie Wieland Ziller besteht, an Konzepten für die Arena.
Doch plötzlich tauchen Zweifel auf, ob diese Kommission überhaupt vom Verein legitimiert wurde. Und auf der Tagesordnung für die Mitgliederversammlung am 17.12. ist sogar von “Auflösung der Stadionkommission” die Rede.
Das kann Wieland Ziller nicht nachvollziehen. “Herr Küchenmeister hat uns bei den Gesprächen mit OB Roßberg eindeutig als die dafür zuständigen Leute legitimiert”, so der frühere FIFA Schiedsrichter.
Darauf sollte sich Dynamo auch ganz schnell besinnen. Denn Minge und Co. wissen, wo es langgeht. Ziller: “ Wenn der Stadtrat für das Harbig Stadion entscheidet und Dynamo den Erbpachtvertrag gewährt, legen wir innerhalb von 2 Monaten Investoren, Refinanzierung und Betreiberkonzept auf den Tisch.”
Diesen Hoffnungsschimmer sollte der Zweitligist nicht durch Kompetenzgerangel zerstören.

MDR.de 10.Dezember 2004

Neuer Schritt in Richtung neues Stadion
  
Der geplante Dresdner Stadionneubau wird mit immer größerer Wahrscheinlichkeit auf dem Gelände des Rudolf-Harbig-Stadions entstehen. Der städtische Sportausschuss entschied sich am Donnerstag für die Lennéstraße und gegen das Ostragehege, wo derzeit das Heinz-Steyer-Stadion steht. 

Im Dynamo-Stadion wird derzeit nur geflickt / Einer sagte "Nein"
Die Entscheidung fiel nicht einstimmig. Ausschlaggebend waren die sechs Ja-Stimmen (PDS, FDP, Bürgerfraktion, CDU, SPD und OB Ingolf Roßberg von der FDP). Ihnen standen drei Enthaltungen (CDU, Grüne) und das Nein von CDU-Stadtrat Christian Hartmann gegenüber. Dieser kritisierte, dass dies ein Votum für ein Fußballstadion sei und die Leichtathleten vergessen wurden. "Im Ostragehege wäre beides möglich", betonte er.
Das Heinz-Steyer-Stadion ist raus aus dem Wettbewerb
Allerdings hat die Entscheidung des Sportausschusses nur einen empfehlenden Charakter. Und zwar für die Stadtratssitzung. Die SPD will dafür sorgen, dass das Thema bereits am kommenden Donnerstag behandelt wird, da Dynamo Dresden am Tag danach seine Mitgliederversammlung hat. Der Zweitliga-Verein ist entsprechend begeistert. "Mit großer Freude" wurde die Entwicklung zur Kenntnis genommen. Aufsichtsratschef Friedemann Küchenmeister betonte, es herrsche "ein Gleichklang zwischen Stadt und Verein". 

Wie geht es weiter?
Sollte der Stadtrat die Sportausschuss-Empfehlung bestätigen, würde wahrscheinlich ein Jahr lang weiter geplant werden und dann die öffentliche Ausschreibung erfolgen. Baubeginn dürfte frühestens 2006 sein. Es folgen mindestens zwei Jahre Bauzeit. Halbwegs realistischer Eröffnungstermin ist frühestens 2009. Die Kosten für den Stadion-Neubau werden auf etwa 46 Millionen Euro geschätzt.

MoPo, 10.Dezember 2004

Schwarz-Gelb bleibt zu Hause

DRESDEN-Dynamo-Fans können aufatmen. Der Sportausschuss stellte gestern die Weichen für ein neues Fußball-Stadion an der Lennestraße. Jetzt fehlt nun noch das „Ja” vom Stadtrat.

Nach einer Stunde heftiger Diskussion, ob die neue Arena am Standort des Heinz-Steyer-Stadion oder für das Rudolf-Harbig-Stadion (RHS) gebaut wird, fiel die Entscheidung mit sechs Ja-Stimmen für die Dynamo-Heimstätte. Sichtlich erleichtert kam OB Ingolf Roßberg (FDP) aus dem Ausschuss: „Ich hoffe, der Stadtrat entscheidet sich genauso. Erst dann kann die Arbeit beginnen.”... „Arbeit” - das heißt: Ausschreibungsunterlagen zusammenstellen, Investor finden und die Finanzierung sichern. „Vor 2009 wird das Stadion aber nicht stehen”, so der OB. CDU-Stadtrat Christian Hartmann stimmte als einziger dagegen: „Mit diesem Votum haben wir uns für ein Fußball-Stadion entschieden, die Leichtathleten dabei aber vergessen. Im Ostragehege wäre beides möglich.” FDP-Stadtrat Jens Genschmar war dagegen überglücklich. Mahnte aber: „Jetzt ist Dynamo in der Pflicht, bei der Suche nach Investoren und der Finanzierung zu helfen.” Ex-Dynamo Ralf Minge will dabei zur Hand gehen: „Für den Neubau müssen wir uns an Stadion-Projekten wie Duisburg und Rostock orientieren.” elu 

dnn, 10.Dezember 2004

Sportausschuss sagt mehrheitlich Ja zu Harbig-Stadion

Dresden. Jetzt geht alles doch schneller als erwartet: Der federführende Sportausschuss hat gestern mit sechs Ja-Stimmen von PDS, FDP, Bürgerfraktion, CDU und SPD sowie OB Ingolf Roßberg (FDP) bei einer CDU-Gegenstimme und drei Enthaltungen von CDU und BündnisGrünen für eine baldige Ausschreibung des Standortes Lennéstraße gestimmt. Spiegelt sich dieses Abstimmungsergebnis am 16./17. Dezember im Stadtrat wider, hat der 1. FC Dynamo endlich die Entscheidung, die er wollte.

OB Roßberg habe im Ausschuss eine klare Ansage gemacht und eine gute Figur abgegeben, hieß es im Anschluss an die nichtöffentliche Sitzung. Die Mehrheit der Ausschussmitglieder zollte dem OB Lob dafür. "In dieser Frage passt kein Blatt zwischen uns", sagte Dynamo-Fan und SPD-Stadtrat Albrecht Leonhardt in Anspielung auf ein zuletzt eher getrübtes Verhältnis zwischen seiner Fraktion und dem OB. Roßberg habe auf eine Entscheidung gedrängt, jetzt sei der Stadtrat am Zug.

Die SPD-Fraktion will den Antrag stellen, dass der Punkt "Umbau des Stadions" vorgezogen und am Donnerstag behandelt wird, weil am Freitag Dynamo seine Mitgliederversammlung hat. "Endlich hat die langwierige Diskussion ein Ende", sagte PDS-Stadtrat André Schollbach. Der PDS-Antrag auf eine Expertenanhörung sei damit hinfällig. Gleichwohl soll sich der OB für eine Art Anhörung ausgesprochen haben, um die schwierigen Detalis im Rahmen der Ausschreibung zu klären.

Bei CDU und Grünen ist der sich abzeichnende Plan umstritten. Roßberg habe bislang nicht zweifelsfrei klären können, warum eine standortunabhängige Ausschreibung nicht möglich sei, kritisierte CDU-Fraktionschef Michael Grötsch. Die Kosten für eine modernes Dynamo-Stadion werden auf rund 43 Millionen Euro geschätzt. Bis Herbst 2005 könnte die Ausschreibung erfolgen, der Baubeginn frühestens 2006. Bei einer Bauzeit von zwei Jahren stünde das neue Stadion 2008.
Ralf Redemund


Sächsische Zeitung, 10.Dezember 2004

Ausschuss stimmt für Harbig-Stadion
Von Thilo Alexe

Bau. Die neue Heimat von Dynamo könnte an der Lennéstraße entstehen. Der Sportausschuss bevorzugt diese Variante.

In der seit Wochen hitzig geführten Stadion-Debatte ist eine wichtige Vorentscheidung gefallen. Der Betriebsausschuss Sportstätten des Stadtrates hat sich am Donnerstag für den Bau einer Fußballarena auf dem Gelände des von Dynamo Dresden genutzten Harbig-Ovals ausgesprochen. Die Mehrheit der Mitglieder stimmte dafür, das 42-Millionen-Euro-Projekt für diesen Standort auszuschreiben.

Damit folgten sie einem Bericht des Finanzausschusses, der in der kommenden Woche dem Stadtrat zur Abstimmung vorgelegt werden wird. Es gilt als wahrscheinlich, dass eine knappe Mehrheit aus PDS, FDP, SPD und Bürgerfraktion zustimmen wird. Damit könnte der Bau im April oder Mai ausgeschrieben werden, wie Oberbürgermeister Ingolf Roßberg (FDP) nach der nichtöffentlichen Sitzung sagte. Frühestens 2008 oder 2009 könne das Stadion stehen.

Während der Zusammenkunft sind offenbar harte Worte gefallen. Dem Vernehmen nach soll Roßberg vor allem die Verantwortlichen im Verein dazu aufgefordert haben, sich für den Bau zu engagieren und an der Investorensuche zu beteiligen. Auch Ausschuss-Mitglied Jens Genschmar (FDP), der im Dynamo-Aufsichtsrat sitzt, betonte: „Jetzt ist der Verein in der Pflicht.“

Ein Stadionausschuss von Dynamo soll in der kommenden Woche die Arbeit aufnehmen und damit die alte Stadion-Kommission ablösen, die offenbar nicht durch die Satzung des Vereins legitimiert war. Doch auch auf die Verwaltung und die Stadträte kommt einiges zu. „Das Meiste liegt noch vor uns“, betonte Roßberg, der die Harbig-Variante favorisiert. Mit der Entscheidung hat der Ausschuss den Streit darüber beendet, ob die Ausschreibung an einen Standort gebunden sein soll oder nicht. Damit dürfte das von Teilen der Christdemokraten favorisierte Ostragehege keine Chance mehr haben.
 

MOPO 9.Dezember 2004

Stadion-Entscheidung vor Weihnachten?

DRESDEN- Für die einen ist es eine marode Sportstätte, für die anderen die schönste Praline der Welt: Das Rudolf-Harbig-Stadion (RHS) ist derzeit in aller Munde.

Heute berät der Sportausschuss zum x-ten Male über die Standort-Frage eines möglichen Stadion-Neubaus in Dresdens, hat dazuauch Oberbürgermeister Ingolf Roßberg eingeladen. Nächsten Donnerstag kommt das Thema dann vor den Stadtrat.
In dem sitzt seit August Jens Genschmar. Der Prohliser ist aktiver Dynamo-Fan, hat beispielsweise die Brustsponsor-Initiative ins Leben gerufen und das wohl größte Privat-Archivüber den Dresdner Fußball im Keller. Und der 35-Jährige macht sich für das RHS stark, rührte im Sommer dementsprechend die Wahlwerbe-Trommel. Genschmar: „Im Gegensatz zu anderen setze ich mich auch jetzt noch dafür ein.
Ganz im Gegensatz zur PDS, die mit Andre Schollbach den gleichen Wahlkampf geführt hat, jetzt nichts mehr davon wissen will und sich vehement für ein neues Stadion im Ostragehege einsetzt” Nach sechs Stadtrats-Sitzungen ist dem Hobby-Politiker auch klar geworden, warum die Politik-Verdrossenheit bei den Leuten so groß ist. Genschmar: „Es wird tatsächlich zuviel rumgeeiert, weil man Partei-Interessen vertritt, obwohl man persönlich anderer Meinung ist. In Sachen RHS ist mir ein klares ,Nein' lieber als ein zögerliches ,Reden-wir-im-Mai-noch-mal-drüber'. Ein ,Ja' wäre natürlich am besten...” T.S.
 

dnn, 9.12.2004

Anhörung zu Stadion soll Klarheit bringen

Dresden. Ausgerechnet parallel zur Mitgliederversammlung von Dynamo Dresden wird der Stadtrat auch zur Stadionfrage beraten. Denn die letzte Stadtratssitzung findet am 16. und 17. Dezember mit über 50 Tagesordnungspunkten statt. Das Thema Stadion steht hinten auf der Liste. Ob es zu einer Entscheidung kommt, ist eher ungewiss. Die PDS-Fraktion hat den Antrag gestellt, dass im Plenum des Stadtrates Experten reden sollen, um anschließend abzustimmen über Lennéstraße oder Ostragehege als Standort für den Um- bzw. Neubau eines Fußballstadions. Der Antrag ist heute im Sportausschuss.

Wenn das PDS-Ansinnen eine Mehrheit findet, wird wohl frühestens Ende Januar in der ersten Sitzung des Stadtrates im neuen Jahr die Standortfrage entschieden. OB Ingolf Roßberg (FDP) hat heute im Sportausschuss sein Kommen zugesagt, wird erneut für das Harbig-Stadion plädieren. Der sportpolitische Sprecher der FDP, Jens Genschmar, hält den Antrag der dunkelroten Genossen für Quatsch. "Es ist lange genug über alles geredet worden. Die Stadträte sollen jetzt entscheiden", fordert Genschmar. Er sei zwar für das Harbig-Stadion, würde aber eine Mehrheitsentscheidung für das Ostragehege akzeptieren und dann bei Dynamo für diesen Standort werben.

CDU-Sportexperte Klaus-Dieter Rentsch will heute den OB auffordern, mit Dynamo zu klären, wie die Finanzierung eines Stadions aussehen könnte. Außer einer Anschubfinanzierung dürfe Dynamo kein Geld für den Stadionbau erwarten. Rentsch und Genschmar sehen bei der Standortdiskussion zum Stadion Parallelen zur Debatte über die Waldschlößchenbrücke. Zwei Lager stünden sich gegenüber. Rentsch würde am liebsten für beide Standorte Investorenwettbewerbe ausschreiben. Das hält die Stadt jedoch für rechtlich bedenklich.

rare
 

SZ vom 9.Dezember 2004

Stadtrat soll doch über Stadion abstimmen
Von Thilo Alexe

Bau. Heute könnte eine Vorentscheidung über die neue Heimat für Dynamo Dresden fallen.

Der Stadtrat wird möglicherweise doch noch in diesem Jahr über den Vergleich von Standorten für den Bau einer Fußball-Arena entscheiden. Auf der Tagesordnung für die Stadtratssitzung am 16. und 17. Dezember findet sich unter Punkt 40 das Thema „Stadion für Dresden“. Doch ob die schon einmal vertagte Vorlage von Oberbürgermeister Ingolf Roßberg (FDP) – mit der letztlich lediglich die Präferenz für einen Standort festgelegt werden soll – durchkommt, ist noch immer fraglich. Allerdings zeichnet sich eine Mehrheit für den Umbau des Harbig-Ovals ab.

Verein will Erbpachtvertrag

Die heutige Sitzung des Sportstätten-Betriebsausschusses könnte eine Vorentscheidung bringen. Dabei geht es um die Frage, ob die Stadt das auf rund 43 Millionen Euro veranschlagte Projekt ausschreiben soll – und wie. Roßberg, der als Befürworter der Harbig-Variante gilt, hatte mehrfach darauf verwiesen, dass die Ausschreibung auf einen Standort bezogen sein müsse. In mehreren Ausschüssen hatten Stadträte jedoch eine standortunabhängige Ausschreibung gefordert. Vor allem in der CDU gibt es starke Sympathien für das Ostragehege. Grünen-Fraktionschefin Eva Jähnigen kritisierte, dass Roßberg zumindest bis Dienstagabend die Gründe für seine Haltung nicht schriftlich erläutert habe. Sie sagte zudem, dass Roßbergs Verantwortlicher für das Stadion, Ulrich Finger, eine standortoffene Ausschreibung für möglich gehalten habe.

Die PDS plädiert derweil für eine Ausschreibung auf dem Harbig-Gelände. Stadtrat André Schollbach gibt zu Bedenken, dass sich bei einer früheren Ausschreibung kein Investor für das Ostragehege gefunden habe. CDU-Finanzexperte Jürgen Eckoldt bringt eine andere Variante ins Spiel: Demnach soll die Stadt das Harbig-Gelände an Dynamo verkaufen oder verpachten, der Club könne dann in Eigenregie bauen.

Das sieht auch der Vorsitzende der Dynamo-Stadionkommission, Wieland Ziller, so. Er bemängelt, dass überhaupt ausgeschrieben werden soll und plädiert für einen Erbpachtvertrag: „Sonst wird es wie beim Waldschlößchen.“

Wer tickt wie?

Pro Harbig-Variante sind PDS, FDP und die SPD. Auch die Bürgerfraktion befürwortet sie.
Uneins ist die CDU. Einige ziehen den Bau insgesamt in Zweifel, andere favorisieren das Ostragehege.
Die Bündnisgrünen liebäugeln mit dem Ostragehege, fordern aber nach wie vor eine standortoffene Ausschreibung. (SZ)
 

Wochenkurier, 7.Dezember 2004

Einwurf von Gert Zimmermann

Dynamo gewinnt gegen das Rathaus mit 4:1. Ein Glück, denn mit diesem Erfolg gegen Trier kann nicht nur Trainer Christoph Franke etwas besinnlicher an seinen 60. Geburtstag denken. Gleichzeitig bekommen einige Volksvertreter ein schlechtes Gewissen, weil sie sich nichts sehnsüchtiger wünschen als den Abstieg der Schwarz-Gelben.
Dann könnten sie die Stadionproblematik endgültig in ihre vornehmen Diplomatenkoffer stecken und in der Anonymität der dunklen Nacht verschwinden lassen. Aber was heißt hier unbekannt. Diese Leute, die seit Jahren nicht wissen, was sie eigentlich tun, aber damit immer kräftig an ihrer eigenen Eitelkeit feilen, braucht eigentlich der brave Bürger nicht. Denn sie stiften mit ihren Nicht-Entscheidungen nur böses Blut. Nach der Brücke nun das Stadion, aber wir schütten das von uns eingetriebene Steuergeld lieber in tiefe Löcher. Bravo, so wollen wir euch haben. Und dennoch sind diejenigen ja wieder von uns gewählt wurden. Und auch noch für die schöne Zeit von sieben Jahren. Natürlich kann sich wieder mal keiner daran erinnern bei so viel Schwachsinn, jemals an einer Urne gestanden zu haben. Eigentlich steht diese Zeit für Besinnung. Aber auch dafür müssten die Damen und Herren des Parlaments sich ja wenigstens mit den Sorgen und Wünschen unsererseits auskennen. Und nicht darauf erpicht sein, sich von euphorischen Fans feiern zu lassen, wenn sie im Mittelkreis gerade irgendwelche Grußbotschaften verlesen. Aber damit ist spätestens jetzt auch Schluss. Wer jetzt noch eine Sportveranstaltung als Stadtvertreter besucht, setzt sich ganz gezielt der Selbstkasteiung aus. Schon um diese Experten richtig zu ärgern, sollte Dynamo weiter den geraden Weg nach oben gehen. Ähnlich wie Eduard Geyer, den die Bundesliga nicht haben wollte. Und der es mit seinem Ehrgeiz geschafft hatte, die ganze Bundesliga zu ärgern. Also aufpassen im Rathaus, wenn die Dynamo-Anhänger erst einmal ehrgeizig werden. Die Schlüssel des hohen Hauses sind ja wohl im Moment auch noch im Besitz der Narren. Und was passiert, wenn wir diese nicht zurückgeben am 9. Februar? Wenn am Aschermittwoch doch nicht alles vorbei ist? Also Vorschlag zur Güte! Bitte von der zänkischen Kleinhirn-Parteipolitik trennen und mal das abnicken, was das Fußballvolk will. Und Dresden ist zu 50 Prozent das Volk, welches über das runde Leder Bescheid weiß. Kapiert?!

Sächsische Zeitung, 7.Dezember 2004

"Wir brauchen jetzt ein Stadion am Lennéplatz"

Dynamo. Die SPD favorisiert einen Neubau am Rudolf-Harbig-Stadion mit Hilfe eines privaten Investors, sagt Stadtrat Albrecht Leonhardt.

Erneut gibt es Streit um den Standort für ein neues Dynamo-Stadion. Wo würden Sie bauen?
Ganz klar an der Lennéstraße, dem Standort des Rudolf-Harbig-Stadions.
Das Ostra-Gehege kommt für uns nicht in Frage.

Warum?

Wir haben einen Verein, der im Harbig-Stadion spielt und auch dort bleiben will. Also sollten wir das unterstützen. Ein Gutachten hat die Standorte verglichen und beide als machbar eingestuft. Im Ostra-Gehege soll allerdings eine Kombination mit der Leichtathletik entstehen. Da wird es doch schon wieder kompliziert.

Wie könnte es denn unkompliziert vorangehen?

Indem ein bundesligataugliches Fußballstadion entsteht, eine reine Fußball-Arena mit 35 000 Sitzplätzen und Stellplätzen für Autos.

Wer soll den Bau finanzieren?

Wir reden hier von Profifußball, also sollten keine öffentlichen Gelder fließen, sondern ein Investor den Bau privat finanzieren. Die Stadt muss das Projekt ausschreiben, kann das Grundstück einbringen und der Verein ist dann der Mieter. Die Stadt unterstützt den Verein wie bisher auch, mehr nicht.

Wenn das so einfach ist, warum wird die Idee nicht umgesetzt?

Wie immer gibt es unterschiedliche Interessen, auch wirtschaftliche. Gebremst wird unter anderem von den Stadtentwicklern, die es natürlich gern sehen würden, wenn das Ostra-Gehege als Zentrum des Sports mit Gymnasium, Tennisplätzen, Trainingshallen, Eishalle und eben Fußball- sowie Leichtathletikstadion entstünde. Aber das ist leider reine Träumerei.

Es klingt nicht unlogisch, Sportstätten an einer Stelle zu konzentrieren. Warum nicht mit einem Fußballstadion?

Weil ich davon überzeugt bin, dass hier öffentliche Mittel eingesetzt werden müssen, die aber bekanntlich nicht da sind.

Kritiker meinen, Dynamo solle erst mal die Ligatauglichkeit beweisen bevor es ein neues Stadion gibt. Was sagen Sie dazu?

Dynamo ist nicht tot zu kriegen. Die waren schon in der ersten Liga, da ist auch nichts geschehen. Wann soll denn die Tauglichkeit endgültig bewiesen sein? Außerdem muss die Stadt zurzeit jedes Jahr 500 000 Euro ins Harbig-Stadion zur weiteren Sanierung stecken. Das könnten wir uns doch sparen.

Interview: Peter Ufer

Dr. Albrecht Leonhardt

Seit 1989 gehört der 55-Jährige der SPD an. Hauptberuflich arbeitet der Vater von drei Kindern als Mineraloge und ist als Stadtrat finanzpolitischer Sprecher seiner Fraktion.

 

Stadionstress

Die Debatte um das Dynamo-Stadion ist voll entbrannt. Und an dieser Stelle müssen wir Journalisten einen Fehler eingestehen. Denn im gestrigen Beitrag „Foul gegen das Stadion“ stand, dass die SPD als Standort das Ostra-Gehege favorisiere. Das stimmt nicht. Die SPD-Fraktion will ein neues Stadion am Lenné-Platz, dort wo das Harbig-Stadion steht.

Uneins sind sich vielmehr die Genossen der PDS. Das gestand gestern deren Sportpolitikerin Barbara Lässig, obwohl Fraktionsgeschäftsführer Peter Herpichböhm mitteilt, die PDS habe sich für den Standort Harbig-Stadion ausgesprochen. So wie die FDP. Die CDU tendiert zum Ostra-Gehege, wartet aber vor allem ab.

Diskutiert wird deshalb zurzeit so heiß, weil am Donnerstag der Sportausschuss tagt. Dort will auch der Oberbürgermeister erscheinen, der ebenfalls die Lennéstraße favorisiert. Und es wäre zu wünschen, dass sich die Stadträte endlich einigen. Denn erst wenn der Standort klar ist, hat die Verwaltung einen klaren Auftrag. Denn auch dort ist man sich bisher nicht einig. Peter Ufer

DNN, 7.Dezember 2004

PDS-Fraktion will Expertenanhörung

Soll das Harbig- oder das Steyer-Stadion bundesligatauglich umgebaut werden? Die PDS-Fraktion drängt jetzt auf eine Expertenanhörung im Stadtrat. Per PDS-Eilantrag, der laut PDS-Stadtrat André Schollbach zehn Minuten vor der letzten Stadtratssitzung am 25. November gestellt worden ist, muss das Thema am 16. Dezember behandelt werden.

Der PDS-Plan: Noch im Januar, aber spätestens Ende Februar sollen Fachleute in einer Art großer aktueller Stunde zur Stadion-Frage sprechen. Anschließend soll der Stadtrat sich endlich für einen Standort entscheiden. Dabei spreche vieles für die Lennéstraße. PDS, SPD, FDP und Teile der Bürgerfraktion seien für die Lennéstraße. Damit habe das "Dynamo-Stadion" die Mehrheit im Stadtrat. Sowohl die Fraktion als auch die Partei seien für den Umbau des Rudolf-Harbig-Stadions, bestätigte der sportpolitische Sprecher der SPD, Albrecht Leonhardt.

rare
 

Sächsische Zeitung, 6. Dezember 2004

Foul gegen das Stadion
Dynamo. Die neue Arena für den Fußballverein lässt auf sich warten. 2008 kann der Bau stehen. Falls es überhaupt dazu kommt.

Manche Fußballfans pflegen meist eine eher derbe, dafür aber recht direkte Sprache. So wie „Hülle“. Der Dynamo-Anhänger macht im Forum auf der Internet-Seite der Gelb-Schwarzen seinem Unmut Luft: „Ist schon eine Riesenschweinerei, diese jahrelangen Versprechen, Vertröstungen etc.“, bemängelt er. Und fügt, den sächsischen Dialekt in Schrift fassend, hinzu: „Solln se doch glei rausrücken mit allem: Wir wolln keins, brauchen keins und ham eh kein Geld.“

Projekt mit Tücken

An solchen Äußerungen besteht derzeit keine Mangelware. Die Dynamo-Fans schieben Frust – nicht nur wegen der millionenschweren Rückforderung des Medienrechtehändlers Kölmel und der drohenden Abstiegsgefahr. Zu oft schon haben Politiker, zuletzt Oberbürgermeister Ingolf Roßberg (FDP) bei der letzten Heimpartie vor dem Aufstieg, einen Stadionneubau zumindest angeregt, ohne dass viel passierte.

Was vom Rathauschef vermutlich ehrlich gemeint war, entpuppt sich nun als tückenreiches Unterfangen. Roßberg wollte, offenkundig unter dem Eindruck der Aufstiegseuphorie, die Sache schnell auf den Weg bringen. Sein Kalkül: Der Stadtrat soll sich für einen Standort – möglichst an der Lennéstraße – entscheiden, dann wird mit Investoren verhandelt. Eine von der Stadt in Auftrag gegebene Studie (siehe Kasten) vergleicht zwar die Standorte Harbig- und Steyer-Stadion neutral. Doch Roßberg selbst – daran lassen Rathauskenner jedenfalls keinen Zweifel – will, dass Dynamo auch weiter in der angestammten Spielstätte auflaufen kann.

So einfach ist das aber nicht. So berichtet Grünen-Fraktionssprecherin Eva Jähnigen, dass sich mittlerweile die Mehrheit der städtischen Ämter für das Ostragehege ausgesprochen habe. Zudem hätten einige der Einrichtungen nur wenig Zeit gehabt, um die auf der Studie basierende Stadtratsvorlage zu überprüfen. Und auch die Sicherheitseinschätzung der Polizei, die die Harbig-Variante bevorzugt, ist eher wacklig. „Die hatten gesagt, die Wahl zwischen Lennéstraße und Steyer-Stadion sei wie zwischen Pest und Cholera“, tuschelt ein Mitglied des Sportausschusses.

Eine Forderung der Stadträte, das Stadion standortunabhängig auszuschreiben, wies Roßberg brüsk zurück. Das sei juristisch nicht möglich, teilte er den Fraktionen mit. Roßbergs Mann fürs Stadion, Ulrich Finger, erläutert auf Nachfrage: „Bei einer standortgebundenen Ausschreibung ist die rechtliche Sicherheit höher“.

Abstieg als politische Kategorie

Sollte sich der Stadtrat, der das Thema erst einmal vertagt hat, dazu durchringen, könnte die Ausschreibung bis Herbst 2005 erfolgen. Findet sich ein seriöser Investor, wird der Startschuss für den Bau frühestens 2006 fallen, wie Finger vorrechnet. „Die Bauzeit beträgt mindestens zwei Jahre, so dass der Neubau im besten Fall 2008 fertig sein wird“, sagt er.

Die Parteien sind aber zerstritten. SPD und PDS favorisieren das Ostragehege (Anm. d.webmasters: komplette Fehldeutung !!!!), die CDU warf unlängst die Frage auf, ob nicht Schulsanierungen höhere Priorität genießen sollten. Allerdings hält sich unter Fans hartnäckig das Gerücht, dass einige Stadträte den Abstieg Dynamos nicht übermäßig betrauern würden. Immerhin musste die Stadt 700 000 Euro investieren, um das marode Oval für die zweite Liga aufzurüsten. Bleibt Dynamo in dieser Klasse, verlangt der Deutsche Fußballbund wohl weitere Maßnahmen. Die Anforderungen wären in der Regionalliga geringer.
Thilo Alexe
 

Verloren (von Peter Ufer)

Darauf zu hoffen, dass Dynamo weiter verliert, kann prompt schief gehen. Denn der gestrige Sieg über Trier bewies wieder einmal, dass die Fußballer es eigentlich können.

Vor allem sind sie immer die Sieger beim Spiel in der eigenen Stadt. Das sollten die Stadträte bei ihrer Entscheidung für oder gegen den Bau eines neuen Stadions immer bedenken.

Wenn einzelne Stadträte hinter vorgehaltener Hand davon reden, dass die Dynamos erst mal ihre Ligatauglichkeit beweisen müssen, bevor an eine Investition gedacht wird, so steckt da ein richtiger Gedanke dahinter. Aber dann sollte man das auch offen sagen. Sich jetzt hinter einem Standort-Streit zu verstecken, zeugt von wenig Unterstützung für den Verein.

Verloren allerdings hat bei diesem Spiel der Oberbürgermeister. Mit seiner vollmundigen Verkündigung für einen neuen Stadionbau ist er selbst ins Aus gerannt. Mit solchen unbedachten Versprechen steigt eher seine Unglaubwürdigkeit als seine Sympathie.
(Anmerkung: das verstehe wer will ????)
 

dnn, 6. Dezember 2004

Stadionneubau: Verein ist für das Ostra-Gehege

Zuletzt war es - wohl auch angesichts der miesen Tabellensituation von Fußball-Zweitligist Dynamo Dresden - ein wenig ruhig geworden um das Thema Stadionneubau. Zwar steht der Variantenvergleich Lennéstraße gegen
Ostra-Gehege auch am Donnerstag nicht im Stadtrat zur Entscheidung an, doch die Gegner der "Harbig-Variante" formieren sich allmählich.

Der Förderverein Palais Großer Garten e.V. hat dieser Tage eine zweiseitige Stellungnahme an das Stadtoberhaupt Ingolf Roßberg (FDP) und die Fraktionen im Stadtrat geschickt, wobei die Verfasser - die achtköpfige AG Denkmalpflegerische Wiederherstellung und Bau - ihre Adressenkartei nach der Stadtratswahl offenbar nicht aktualisiert und die neue BürgerFraktion "vergessen" haben. Tenor des Briefs: Plädoyer für einen Neubau im Ostra-Gehege.

Der Verein sorgt sich um die geschützten Parks, den Großen Garten, die Bürgerwiese und den Blüherpark sowie das Gelände des Hygienemuseums, allesamt Flächen, die zuletzt nach Fußballspielen zunehmend zerstört und vermüllt worden seien, heißt es. Fast alle Freiflächen seien bei Spielen von Dynamo Dresden hoffnungslos überparkt. Nur schwer kontrollierbare Zu- und Abströmbereiche führen zu erheblichen Sicherheitsproblemen. Schließlich fehle eine zukünftige Erweiterungsmöglichkeit für das neue Stadion.

"Das Ostra-Gehege ist demgegenüber nicht nur als zentrale Sportarena in Dresden bereits etabliert, es bietet für die mittel- und langfristige Entwicklung des Sports in unserer Stadt auch wesentlich bessere infrastrukturelle Voraussetzungen", schreibt der Palais-Förderverein. Eine Leichtathletik-Wettkampfanlage soll hier mit einer Fußballanlage für den Profifußball verbunden werden. Wie - das lassen die Verfasser des Schreibens offen. Stattdessen heben die Unterzeichner - darunter Ute Arloth, Dr. Klaus Ferstl, Horst Greve und Bernd Trommler - die Vorteile hervor: gemeinsame Parkplätze, Kommunikationstechnik, Sicherheitsbelange, Spiel- und Trainingsbedingungen, Nähe zu Hotels, Messe und Kongresszentrum und zur Altstadt.

Der Förderverein Palais Großer Garten geht davon aus, dass dem Dresdner Fußball in absehbarer Zukunft auch wieder der Aufstieg in die 1. Bundesliga gelingt.

BILD, 2.Dezember 2004

"Es geht nicht um hier oder dort, sondern um JA oder NEIN!"
Von Tim Schlegel

Das leidige Thema Stadion-Neubau - Dresden ist vom Bau einer modernen Arena immer noch ganz weit entfernt. Seit Monaten treten die Beteiligten auf der Stelle. Die Stadt kann sich nicht mal auf einen Standort einigen. Jetzt platzt Ralf  Minge (44) der Kragen. "So geht es nicht weiter", ist das Dynamo-Idol (222 Spiele, 103 Tore) sauer. "Die Diskussionen gehen derzeit völlig am Thema vorbei."
Hintergrund: Im Dresdner Stadtrat wird hin- und herdebatiert, ob ein Stadion-Neubau an der jetzigen Dynamo-Spielstätte (Lennéstraße) oder im Ostragehege(Steyer-Stadion) besser sei. Immer wieder wird die Entscheidung vertagt. "Das kapier ich nicht", schimpft Minge. Als Mitglied einer vom Dynamo-Aufsichtsrat installierten Stadion-Kommission kämpft er seit anderthalb Jahren für einen Neubau des Harbig-Stadions. "Es geht nicht um hier oder dort, sondern um ja oder nein."
Minge erklärt: "Wenn pro Ostragehege entschieden wird, gibt es in den nächsten Jahren kein neues Stadion. Denn die Stadt hat dafür gar kein Geld. Wir aber haben fürs Harbig-Stadion ein Konzept vorgelegt, wollen den Bau weitgehend ohne öffendliche Mittel durchziehen." Deshalb ärgern ihn auch die Diskussionen nach dem Motto: Lieber Kitas statt ein neues Stadion. "So ein Quatsch. Was wir wollen, ist nur ein Erbpachtvertrag über das Gelände. Und einen Betriebskosten-Zuschuß in der Höhe, den die Stadt schon jetzt jedes Jahr in die Arena steckt. Mehr nicht!"
Fakt ist: In vielen Städten, wie Rostock oder Duisburg hat das Modell gut funktioniert. "Das haben wir alles dargelegt. Sogar eine Machbarkeits-Studie erstellt, daß das Harbig-Areal für absolut geeignet ist. Und die Neubau-Kosten wären sogar noch geringer als im Ostragehege, weil dort ein Hochwasser-Schutz nötig wäre."
 
Das ist bis jetzt passiert:

August 2003:   Ralf Minge und Ulf Kirsten, Geschäftsführer Volkmar Köster, Aufsichtsrats-Chef Friedemann Küchenmeister und Ex-FIFA-Schiri Wieland Ziller beraten erstmals zum Neubau Stadion-Neubau.
August 2003:   Erste Kontaktaufnahme von Ziller mit Hansa Rostock. Der Bundesligist dient Dynamo als Vorbild.
März 2004:     Erste Kontaktaufnahme mit der Stadt Dresden.
April 2004:      Das Team um Minge und Kirsten wird von Dynamo offiziell zur Stadion-Kommission erklärt. Es kommt zur "Elefanten-Runde" mit OB Ingolf Roßberg und Sportbürgermeister Winfried Lehmann.
August 2004:   Stadt und Stadion-Kommission präsentieren eigene Studien, aus denen übereinstimmend hervorgeht, daß ein Neubau des Harbig-und des Steyer-Stadions machbar ist.
Herbst 2004:   Dresdens Stadtrat vertagt auf seinen Sitzungen die Abstimmung zur Standort-Frage.
 

Gefunden im Dezember in "Gläsernes Rathaus" vom 26.November 2004

"Nebel über dem Harbig-Oval (von Manfred Beck)

Während sich zum 1.FC Magdeburg (Oberliga, 4.Spielklasse) Stadt und Land Sachsen-Anhalt vor wenigen Wochen über den Neubau (30 Mio. Euro/Fertigstellung2006) des Ernst-Grube-Stadions einig sind, werden standesgemäß vom Stadtrat in Dresden Nebelkerzen zur Standortentscheidung gezündet.

Das dabei die CDU-Fraktion linientreu und von nostalgischen DSC-Fans umgeben (eigene Bürgermeister) das blasse Ostragehege aufwerten möchten, überrascht keineswegs.

Selbst auf einen möglichen Dyanmo-Abstieg aus der 2. BL setzen nun diese Fachkräfte.

Im Nebel verirrt hat sich möglicherweise auch die PDS-Fraktion. Im April hat sie noch eine Aktuelle Stunde zum Erhalt der traditionellen Dynamo-Heimstätte im Herzen der Stadt beantragt, weil endlich etwas geschehen muss in der Dresdner Stadionfrage. Über 500 friedliche Fans auf einer Demo vor dem Rathaus verfolgten die Sitzung. Bemerkenswert, sieben Monate später hat sich die PDS-Fraktion noch nicht positioniert, wird Barbara Lässig in der SZ vom 15. November zitiert.

Wäre es eine wirkliche Sachdebatte im Interesse des Dresdner Sports, der vielen jungen Fans, der Initiative Pro RHS, der Sponsoren und auch der Polizeieinsatzleitung, die Vorzugsvariante Harbig-Oval wäre längst beschlossen."