Jahr 2004




Wochenkurier vom 31. August 2004 Einwurf
Peng! Der Satz von Reinhard Häfner saß. Früher war Dynamo Dresden bekannt durch schöne Tore, große Spiele - heute kennt in Deutschland jeder den Platzwart!
 
Gert Zimmermann

Der gute Mann heißt Günter Lacher, steht kurz vor seinem Rentenantritt und hat mit seinem Auftritt eigentlich die Sessel der Late-Night-Unterhaltung gebucht.
Er wurde vor dem Spiel der Dynamos gegen Wacker Burghausen zum Fernsehstar, latschte in aller Ruhe mit einer kaputten Maschine über den Rasen seines Stadions und versuchte die von den American Footballern vom Vorabend einfach liegengelassenen Linien mit grüner Farbe zu übertünchen.
Und sofort meldete sich der Zweitligaverein und schob den Schwarzen Peter der Stadt zu. Und sofort beginnen wieder die kleinkarierten Streitigkeiten, ob denn im Rudolf-Harbig-Stadion außer Fußball nichts anderes gespielt werden darf.
Sofort steht die Frage, wem gehört die Spielstätte und wer ist für die Durchführung von Zweitligaspielen verantwortlich. Der Schiedsrichter der Partie hatte 80 Minuten vor dem Anpfiff Dynamo-Trainer Christoph Franke darauf hingewiesen, dass die weißen Yard-Linien auf dem Fußballfeld verschwinden müssen. Franke schwante schon nichts Gutes. Nach dem Spiel in Freiberg gegen Usti ohne Schiedsrichteransetzung, nach der Irrfahrt seiner Spieler rund um das Gelände vor dem Pokalspiel gegen Karlsruhe nun der nächste Hammer. Und tatsächlich, die Nummer ging wieder auf. Meister Lacher drollte sich in aller Ruhe in die Garage und rührte erst einmal im Mischungsverhältnis 1:3 die Farbe an. Vergangen war eine gute Stunde und Deutschlands Schiedsrichterwart Manfred Amarell aus München drohte bereits mit der Absetzung der Partie. Denn er und der wegen der Vorkomnisse der Vorwoche im Stadion weilende DFL-Vertreter Krannich fühlten sich wie die Rufer in der Wüste. Zehn Minuten später dann der Anpfiff. Das Bezahlfernsehen Premiere hat eine Konferenz und überweist stattliche Summen an jeden Verein. Diese Lachnummer war für die Programmgestalter eher zum Weinen. Deshalb wird sie auch nicht mit einer Rüge abgehen. Hier wird es Sanktionen geben. Aber Dynamo und die Stadt können beruhigt in die Zukunft schauen. In diesem Jahr wird keine Doppelveranstaltung an einem Wochenende mehr ausgetragen. Vielleicht hat die Natur ein Einsehen und hilft den beiden Partnern?
 

BILD, 31.August 2004

Der Dresdner Rasen-Ärger Wer ist schuld am Linienchaos?

Von TIM SCHLEGEL
Jeder blamiert sich, so gut er kann... Das Rasen-Chaos am Sonntag im Rudolf Harbig-Stadion: Weil das Feld voller Football-Linien war, stand das Zweitliga-Spiel von Dynamo gegen Burghausen (1:1) kurz vor einer Absage (BILD berichtete). Wer war Schuld an dieser Oberpeinlichkeit, über die Deutschland vorm TV den Kopf schüttelte?

Dynamo schiebt den schwarzen Peter der Stadt zu. „Die ist als Vermieter ihrer Pflicht nicht nachgekommen, uns den Platz in einem spielfähigen Zustand zu überlassen”, so Geschäftsführer Volkmar Köster. „Obwohl wir vor der Saison schriftlich darauf hingewiesen haben, dass es bei Doppelveranstaltungen zu Problemen kommen kann.”
Dresdens Sportamts-Chef Raphael Beckmann sieht sich aber für dieses Eigentor nicht alleinverantwortlich: „Ich will die Schuld nicht von uns weisen. Aber das Problem haben mehrere übersehen. Denn Dynamo und das Fernsehen waren seit dem Vormittag im Stadion. Und keiner hat die Linien beanstandet. Erst dem Schiedsrichter ist das zwei Stunden vor Spielbeginn aufgefallen.”

Sören Glöckner, Boss der Bundesliga-Footballer der Dresden Monarchs, kann das Problem nicht ganz nachvollziehen: „In anderen Stadien wie in Hamburg, Schalke oder Berlin funktioniert das doch auch. Da werden die Footballlinien über Nacht grün angemalt. Das dauert eine Stunde.”
Fakt ist: Sanktionen für das Linien-Chaos wird es zum Glück keine geben. Aber die DFL will in einem Brief nachdrücklich darauf hinweisen, dass sich solch ein Vorfall nicht wiederholen darf.

Beckmann: „Wir müssen in Zukunft besser kommunizieren. Dann werden wir dafür sorgen, dass eventuell störende Linien rechtzeitig beseitigt werden.”
Wäre das schon in der Vorwoche passiert, als BILD auf die Doppelveranstaltung aufmerksam gemacht hat, hätte es das ganze Theater gar nicht erst gegeben...

Morgenpost, 31.August 2004

Dynamo vs. Stadt: 'So kann es nicht mehr weitergeh'n'

DRESDEN- „So etwas hatten wir auch noch nicht...” Frank Schillinger, Sprecher des Bezahlsenders und Zweitligarechteinhabers Premiere, konnte gestern schon wieder lachen. In Dresden sorgt das „Linien-Chaos” vom Burghausen-Spiel jedoch für Riesenwirbel - schließlich hat man sich deutschlandweit so richtig blamiert.

Weil die Linien vom American-Football-Spiel der Monarchs auf dem Rasen nicht entfernt bzw. übermalt waren, hatte Dynamos Zweitliga-Partie gegen Wacker Burghausen kurz vor der Absage gestanden, war dann schließlich mit zehnminütiger Verspätung angepfiffen worden. Die Schwarz-Gelben, denen im schlimmsten Fall ein Punktabzug gedroht hätte, müssen mit einer Bestrafung durch die Deutsche Fußball Liga (DFL) rechnen.
Gestern ging der Verein in die Offensive, wies jede Mitverantwortung zurück und gibt der Stadt als Eigentümer des Stadions die Schuld. Geschäftsführer Volkmar Köster will keinen neuen „Stadion-Krieg”, sagt aber: „Wir haben uns zur Lachnummer gemacht, so geht's nicht weiter!”
In einem offiziellen Schreiben (siehe links) infomierte der Verein gestern die DFL, Dresdens Oberbürgermeister Ingolf Roßberg und den Sportstätten- und Bäderbetrieb. Der ist verantwortlich für die Betreibung des Narbig-Stadions und damit für den Zustand des Rasens. SBB-Leiter Raphael Beckmann kritisiert dagegen die Kommunikation mit Dynamo: „Natürlich haben wir eine Mitschuld. Aber in unserer wöchentlichen Beratung vor Spielen hat uns keiner vom Verein darauf hingewiesen, dass die Football-Linien weg müssen. Das wäre am Sonntagvormittag auch kein Problem gewesen, da waren noch zwei andere Platzwarte, die den Rasen gemäht haben, vor Ort. Und warum hat man einem 63-Jährigen, der allein die Linien beseitigen musste, nicht geholfen?”
Das Thema Monarchs/Dynamo in einem Stadion hat sich zumindest für dieses Jahr erledigt - die Spieltermine liegen nicht mehr so dicht beieinander. Wobei das in anderen Städten auch kein Problem ist. Hertha und das NFL-Europe-Team Berlin Thun-der tragen ihre Partien auch zeitnah im Olympiastadion aus.
Tom Balko, Office Manager der Footballer: „Wir benutzen wasserlösliche Farbe, waschen die Markierungen nach dem Spiel komplett ab. Das dauert zwar sechs Stunden, aber von unseren Linien sieht man dann nichts mehr.”
Dynamos Spieler nerven inzwischen die Pannen nur noch. „Wir sind mittlerweile Profis, da sollte auch im Umfeld professionell gearbeitet werden. Für den Verein war das kein gutes Aushängeschild, ziemlich peinlich”, sagte Kapitän Rene Beuchel.
Zumindest von Seiten der Fernsehsender hat Dynamo nichts zu befürchten. Frank Schillinger von Premiere: „Das war natürlich ärgerlich, hat die Liveübertragung gestört. Wir werden mit der DFL und dem Verein reden, gehen aber davon aus, dass so was nicht mehr vorkommt.” Beim DSF sah man's locker: „Hat unsere Zusammenfassung nicht beeinflusst”, so Pressesprecher Christoph Burbes.
dilö/gz/lh
 

dnn vom 31.8.2004

Viel Aufregung um Kreidewagen, grüne Farbe und weiße Linien

Dresden. Günter Lacher war nicht zu beneiden. Der 63-jährige Platzwart des Harbig-Stadions stapfte barfuß über den Rasen, ließ sich vom strengen Schiedsrichter-Manager Manfred Amarell die zu übermalenden Linien des Football-Spiels zeigen, kreidete beflissen und 11.405 Zuschauer hatten ihren Spaß daran. Was auch das DSF in seinem Bericht von Dynamos Spiel gegen Burghausen publikumswirksam zum RunningGag machte, ist für Geschäftsführer Volkmar Köster alles andere als lustig. Der Verein ist sauer.


Ein- oder zweimal im Jahr spielen die Dresden Monarchs am Samstagabend und Dynamo am Sonntagnachmittag des selben Wochenendes. Gemeinsam mit dem Betreiber, dem städtischen Eigenbetrieb Sportstätten und Bäder, haben dann die Footballer dafür zu sorgen, dass die Fußballer ein sauberes und brauchbares Stadion vorfinden. "Alles ordnungsgemäß übergeben", meldet denn auch Monarchs-Geschäftsführer Jörg Dreßler für den vergangenen Spieltag. Doch der Rasen erwies sich als nicht bespielbar.

Die Yard-Linien waren genauso deutlich zu sehen wie die des Fußballfeldes und so für Spieler, Schiedsrichter und Fernsehzuschauer verwirrend. Dynamos Verantwortliche erkannten das Problem, konnten es aber nicht lösen. In einem Brief an Eigenbetriebs-Chef Raphael Beckmann schildert Dynamo die vergeblichen Versuche, den Dienst habenden Platzwart Lacher über Handy zu erreichen. Als er dann mit Verspätung angetroffen wurde, musste noch grüne Farbe beschafft und der Kreidewagen zusammengebaut werden.

Was Beckmann ein "Kommunikationsproblem" nennt, brachte die Partie an den Rand einer Absage. Für Köster eine Horrorvorstellung: "Punkt weg, Eintritt zurückzahlen und Regressforderungen der TV-Sender in unbekannter Höhe..." Er beklagt "Ignoranz" seitens der Stadt, Dynamo hätte auf die Problematik hingewiesen. Die Konsequenz ist für ihn eindeutig: "Wir brauchen eine generelle Regelung für die Monarchs-Spiele. Die können im Steyer-Stadion spielen, wir nicht." Doch die Footballer argumentieren gegenüber der Stadt ebenfalls für das Harbig-Stadion, wegen des Flutlichts sei es überlebenswichtig.

Fakt ist: Dynamo hat mit dem "Liniengefuzzel"(Volkmar Köster) wieder schlechte Presse geerntet. Und einen Vorschlag von Raphael Beckmann:"Lasst doch Dynamo ein Stadion bauen, dann sind sie Herr im eigenen Hause!"

Enrico Bach


SZ vom 31.8.2004
Sportplatz-Bastelei
Mit ein paar Linien zuviel werden Dynamo und die Stadt Dresden zur Lachnummer
Von Sven Geisler

Dumpf schlägt der Hammer auf den Pfahl. "Hören Sie genau hin", fordert der Kommentator die Fernsehzuschauer auf. "Das ist die Aktion: So bastle ich mir einen Sportplatz - regelgerecht." Der Platzwart versucht, eine Fahne aufzustellen, die dem Schiedsrichter als Orientierung an der Mittellinie dienen soll.

Wie war das noch: "Über Nizza lacht die Sonne..." Und seit Sonntag über Dresden mindestens alle Fußball-Fans in Deutschland. In Saarbrücken, wo zeitgleich der FC Energie Cottbus spielte, sorgte die Nachricht vom verspäteten Beginn der Partie des 1. FC Dynamo gegen Wacker Burghausen jedenfalls für Heiterkeit auf den Rängen.

Was sich vor dem Spiel der 2. Fußball-Bundesliga im Dresdner Rudolf-Harbig-Stadion abspielte, taugt als Komödie im Provinz-Theater. Schiedsrichter Babak Rafati fand sich im Linien-Chaos nicht zurecht, das für die Footballer der Dresden Monarchs am Abend zuvor auf den Rasen gekreidet worden war. Volkmar Köster zeigte volles Verständnis für den Unparteiischen: "In dem Wirrwarr musste man zweimal hinsehen, um wenigstens den Strafraum zu erkennen", sagte der Dynamo-Hauptgeschäftsführer, der jahrelang als Referee unterwegs war.

Nun gaben sich nicht zum ersten Mal Footballer und Fußballer in diesem Stadion die Klinke in die Hand. Unter anderem vor dem DFB-Pokalspiel von Dynamo gegen den Hamburger SV vor einem Jahr mussten die zusätzlichen Linien mit grüner Farbe übertüncht werden. Diesmal hatte das jemand vergessen. Wer hätte daran denken sollen - darüber lässt sich in Dresden natürlich trefflich streiten. Dynamo verweist darauf, den als Eigentümer des Stadions zuständigen Sportstätten- und Bäderbetrieb der Stadt mehrfach auf die Problematik hingewiesen zu haben. "Uns wurde mündlich zugesichert, dass es keinerlei Beeinträchtigungen geben wird", sagt Köster.

Doch etwa 80 Minuten vor der angesetzten Anstoßzeit nahmen Referee Rafati, Schiedsrichter-Manager Manfred Amarell sowie die übertragenden Fernsehstationen Anstoß an der Linienzeichnung. "Als dann der diensthabende Platzwart nach einer Stunde sein Linienmarkierungsgerät repariert und die grüne Farbe angerührt hatte, stand die Partie kurz vor der Absage", schreibt Köster in einem Brief an die Stadt und die Deutsche Fußball-Liga (DFL).

Eine Absage wäre für Dynamo teuer geworden. "Abgesehen von den Kosten der Gäste und der Rückgabe der Eintrittskarten hätten wir sicher eine Kürzung des Fernsehgeldes in Kauf nehmen müssen", erklärt Köster. Wie die zu erwartende Strafe durch die DFL ausfällt, bleibt abzuwarten. "Ich glaube nicht, dass wir ungeschoren davonkommen."

Die Stadt will sich den Schwarzen Peter nicht zuschieben lassen. "Wenn Dynamo ein eigenes Stadion baut, sind sie Hausherr und müssen keinen anderen Verein mit reinnehmen", meint Raphael Beckmann, Leiter des Sportstätten- und Bäderbetriebes. Es habe offenbar einige Kommunikationsschwierigkeiten gegeben. "Wenn wir durch den Verein oder das Fernsehen rechtzeitig auf die Problematik hingewiesen worden wären, hätten wir die Mängel eher abstellen können. Es war ja nicht so, dass wir es nicht wollten." Beckmann meint: "Dynamo hätte im Vorfeld erklären sollen: Denkt dran!" Schließlich habe der Verein darauf zu achten, dass die Rahmenbedingungen stimmen. Köster versichert, bereits vor der Saison "Bedenken hinsichtlich der Doppel-Nutzung" angemeldet zu haben.

Bis Weihnachten ist das Problem erst einmal dadurch geklärt, dass die Heimspiele von Footballern und Fußballern nicht mehr auf ein Wochenende fallen. Grundsätzlich regt Beckmann ein Gespräch aller Betroffenen an, in dem dann doch schon geklärt werden soll, ob die Monarchs angesichts geringerer Zuschauerzahlen ins Heinz-Steyer-Stadion ausweichen könnten.


Schabernack in Schwarz-Gelb
Von Peter Salzmann

Saison 1969/70. Im DDR-Oberhaus begann der Sturmlauf der Dresdner Dynamos an die Spitze. Trainer-Fuchs Walter Fritzsch, der Schelm aus dem Vogtland, hatte aus den Händen von Kurt Kresse das Zepter übernommen und war heiß darauf, seine Kicker nach dem Wiederaufstieg in der Königsklasse des Landes ganz vorn zu etablieren.

Die Zuschauer strömten zuhauf ins Rudolf-Harbig-Stadion, denn der „Dresdner Kreisel“ hatte zu schnurren begonnen. Und weil Erfolg begeistert, zogen Hunderte – bis dato auch für Dresden ungewöhnlich – mit in fremde Stadien zu den Punktspielen. Dresden wurde zur Fußball-Macht...
Schreck für den Platzwart

Als die Fritzsch-Schützlinge im Karl-Marx-Städter Dr.-Kurt-Fischer-Stadion antreten mussten, hatten sich Dresdner Fans schon im Morgengrauen dort eingefunden. Ihrer Freude über den Dynamo-Vormarsch wollten sie mit einem farbigen Schabernack sichtbaren Ausdruck verleihen.

Mit Farbe und Pinsel gingen die Enthusiasten zu Werke. Als der heimische Platzwart gegen acht Uhr das Stadiontor durchschritt, um seines Amtes zu walten, traute er seinen Augen nicht: Die Torpfosten auf beiden Seiten strahlten in Schwarz-Gelb, den Farben der Dresdner Dynamos. Das aber ist regelwidrig. Und wie in aller Fußballwelt sind auch in der Westsachsen-Metropole die Gastgeber für regelgerechte Bedingungen verantwortlich.

gratulation zum make-up

Der Platzwart musste handeln, denn 15 Uhr sollte Anstoß sein. Jetzt wurde er mit Pinsel und weißer Farbe aktiv, mehrfach musste das Schwarz-Gelb übertüncht werden. Gegen 13 Uhr war es geschafft: Die Pfosten und Latten präsentierten sich schlohweiß, denn Latex trocknete schnell.

Das Gelächter war groß – nicht nur bei den Dresdnern. Die Dynamos freuten sich diebisch über den neuerlichen Popularitätsbeweis. Die Dresdner Schabernack-Ulknudeln fanden sich nach Spielschluss beim Platzwart ein, gratulierten ihm zum erfolgreichen Tor-Make-up und spendierten ihm ein „Radeberger“. Dynamo gewann 2:0 und wurde am Saisonende Dritter; die legendäre Fritzsch-Ära hatte begonnen. Der FC Karl-Marx-Stadt aber musste absteigen.

Sie kennen nicht alltägliche Geschichten des Stadtfußballs? Schreiben Sie an...
 

kicker, 30.August 2004

Bereits vor Anpfiff sorgte das Spielfeld für Gesprächsstoff: Wegen eines Tags zuvor ausgetragenen Football-Spiel musste der Anpfiff der Partie um zehn Minuten verschoben werden, da die Linien neu gezogen werden mussten.
 

DSF, 29.August 2004 (Sendung Hattrick)

Kommentator: “Teil 1 der Anleitung für Dynamo: Wie bastle ich mir ein Stadion”

WELT am Sonntag, 22.August 2004

Traum vom Aufschwung im Osten, der ein Traum bleibt
Erleben die Fußballvereine in den neuen Ländern eine Renaissance? Das ist noch lange nicht entschieden
von Martin Henkel

René Müller sitzt im Keller. Vor ihm laufen Spielszenen über einen Bildschirm. René Müller, 45, ist Trainer des Zweitligaufsteigers Rot-Weiß Erfurt und ehemaliger Auswahltorhüter der DDR, eine Art Sepp Maier des Ostens. Müller spricht gern in Gleichnissen, er bringt die Sache häufig auf den Punkt. René Müller sagt: "Das Problem bei allen Ostklubs ist: Wir müssen die Lok während der Fahrt flicken." Das beschreibt die Lage des Fußballs im Osten besser als die vielen Lobgesänge vergangener Wochen.

Nach dem furiosen Saisonstart der Zweiten Liga - die ersten drei Plätze belegten ehemalige DDR-Klubs - war allerorten zu lesen: Der Fußball in den neuen Bundesländern erlebe seine Renaissance. Mit Erzgebirge Aue, Dynamo Dresden, Energie Cottbus und Rot-Weiß Erfurt in der Zweiten Liga, mit Hansa Rostock in der Bundesliga. Das hat es seit 1998 nicht mehr gegeben. Brüder, zur Sonne, zur Freiheit - ein ganzer Fußballlandstrich erhebt sich aus Ruinen.

Die Hymnen sind verfrüht. Mit Ausnahme von Hansa Rostock und Energie Cottbus sind die Ostklubs fragile Gebilde. Nirgendwo ist das besser zu begutachten als bei Rot-Weiß Erfurt. Das Gebäude der Geschäftsleitung ist museumsreif. Die Fensterrahmen sind aus Holz, es muss lange her sein, dass sie das letzte Mal gestrichen wurden. Präsident Rolf Frowein hat nicht einmal ein eigenes Zimmer. Unschlüssig strebt der 46 Jahre alte Geschäftsführende Gesellschafter der Neuen Porzellanfabrik Ilmenau durch die dunklen Flure. Dann setzt er sich in das Zimmer einer Praktikantin. Erlebt der Ostfußball gerade seine Renaissance? Frowein sagt: "Ich halte das für Zufall."

Die Frohnatur aus Wuppertal wurde im Mai von Hauptsponsor Teag an die Vereinspitze gehievt. Noch im Herbst musste der Energiekonzern die Insolvenz des Klubs abwenden, nach fünf verschlissenen Trainern und 66 Spielern in drei Jahren war die Geduld der Teag erschöpft. Frowein soll es nun richten. Doch wo anfangen?

Mit 5,3 Millionen Euro hat RWE den viertkleinsten Etat der Liga, das Merchandising-Geschäft läuft holprig, nur die Zuschauerzahlen lassen auf Geld hoffen. 2000 Dauerkarten hat der Verein bereits abgesetzt, das sind 1900 mehr als im Vorjahr. Doch das Stadion am Steigerwald ist ein reines Leichathletikstadion, von der Tribüne aus erkennt man die Rückennummern nur mit Operngläsern. "Wir brauchen ein reines Fußballstadion", sagt Frowein, "ohne Zweite Liga wird das aber nichts. Absteigen dürfen wir nicht." Und wenn doch? Es ist kein Geheimnis: Dann ist die Lizenz für Liga drei in Gefahr. Vierzehn Jahre nach der Wende wiegen die Lasten der Vergangenheit noch immer schwerer als die Erfolge der Gegenwart.

René Müller schnürt seine Erfahrungen wieder in eine Allegorie. "Sechs Oxford-Studenten gehen zu IBM, alle top studiert, mit perfekten Koteletten. Ein Gebräu von Besserwissern." Was passiert? "Sie kriegen nichts auf die Reihe, weil sie sich nicht unterordnen können. So war es nach der Wende auch in den Ost-Vereinen." Es war desaströs.

Parteifunktionäre aus der DDR und Unternehmer aus den alten Bundesländern manövrierten die Vereine an den Rand des Ruins. Rolf Jürgen Otto bei Dynamo Dresden war so einer "von drüben", Siegfried Axtmann beim VfB Leipzig auch. Beide Amtszeiten endeten im Chaos. 1995 hatte Dynamo Dresden knapp acht Millionen Euro Schulden, der Bundesligist wurde in den Amateurfußball strafversetzt, Otto selbst zu drei Jahren Haft verurteilt. Er hatte sich 1,4 Millionen Euro in die Taschen gestopft, heute lebt er von 800 Euro Sozialhilfe.

In Leipzig führte das Chaos in den Untergang. Der erste deutsche Meister und Europapokalfinalist von 1987 ist zu Jahresbeginn wegen unbezahlbarer Schulden von knapp fünf Millionen Euro aus dem Vereinsregister des Deutschen Fußball-Bundes gestrichen worden, der Nachfolger 1. FC Lok Leipzig fängt nun wieder ganz unten an, in der dritten Kreisklasse. Unter ähnlichen Umständen verschwand Oberliga-Klub um Oberliga-Klub in den Niederungen des Amateurfußballs . Da wieder herauszukommen, ist nahezu unmöglich.

Wie das dennoch klappen kann, hat der FC Erzgebirge Aue, Tabellenführer der Zweiten Liga, vorgemacht. Vor zwei Jahren stieg der dreimalige DDR-Meister überraschend in die Zweite Liga auf. "So früh hatten wir das gar nicht geplant", sagt Trainer Gerd Schädlich.

Wie ist das mit der Wiedergeburt des Ostfußballs? Schädlich, 52, sagt: "Es ist ein Trend, mehr nicht. Es kann schnell wieder vorbei sein."

In Aue dürfte das allerdings kaum passieren. Der FC Erzgebirge zählt neben Rostock und Cottbus zu den Vorzeigemodellen im Fußballosten. Bankschulden hat Aue keine. Das Stadion in der Senke des Lößnitztals wurde vor zwölf Jahren saniert, noch einmal nach der Flutkatastrophe im Sommer 2002, die Tartanbahn ist in den Klubfarben lila-weiß getüncht, die Geschäftsstelle ist komplett renoviert. Beim FCE sieht es aus wie in einem Schrebergarten.

Wöchentlich verkündet Präsident Uwe Leonhardt, 45, einen Zuwachs an Sponsoren, vergangenen Donnerstag waren es 194. Der Eigentümer von 15 Unternehmen und 800 Angestellten hat das auf der Pressekonferenz vor dem Pokalspiel gegen Osnabrück mit bühnenreifer Grandezza den fünf Lokaljournalisten in die Blöcke diktiert. Dennoch ist das Geld knapp. Aue verfügt jährlich über einen Etat von 5,9 Millionen Euro, davon werden auch die Bogenschützen, Judoka, Ringer, Schwimmer und Volleyballer bezahlt. Schädlich sagt: "Bei 50 000 Euro für einen Spieler würde unser Schatzmeister sagen: Hast du 'ne Macke?" Dennoch, sollte Aue absteigen, "sind wir auch für die Regionalliga gewappnet", sagt Leonhardt. "Unser Verein steht auf einem gesunden Fundament."

Gern würden sie dasselbe bei Dynamo Dresden behaupten. Die Rückkehr des Traditionsklubs in die Zweite Liga war die Fußballsensation des Sommers. Dresden galt neben Rekordmeister BFC Dynamo als Aushängeschild des ostdeutschen Fußballs. Achtmaliger Oberliga-Meister, 98 Europapokal-Spiele, UEFA-Cup-Halbfinalist 1989. Sehen allerdings kann man von den Erfolgen nichts. Die Geschäftsstelle am Rudolf-Harbig-Stadion ist eine sozialistische Altlast. Der Klub-Briefkasten ist verbeult und gut zwanzig Jahre alt; der Standaschenbecher am Eingang ein Museumsstück. Die Flure sind mit DDR-Linoleum ausgelegt, nicht einmal die Klinken an den Zimmertüren sind neu.

Selbst den Klub-Bossen scheinen die Geschäftsräume unheimlich. Die Pressekonferenzen halten sie im "Dorint-Hotel" ab, die Arbeitssitzungen auch. In der Hotelbar links neben dem Eingang sitzt Präsident Jochen Rudi, 55. Manager Siegmar Menz kommt vorbei, auch Trainer Christoph Franke eilt durchs Foyer. Der Chemnitzer wohnt ab und an im Hotel - Logis frei, das "Dorint" unterstützt Dynamo.

Das tut eigentlich die ganze Region. Der Verein, sagen sie, sei ein schlafender Riese. Das Fanpotenzial ist immens. Die Internet-Homepage hat die zweithöchste Klickrate nach dem FC Bayern, selbst in den Kebab-Buden der Stadt hängen Dynamo-Utensilien, zum ersten Ligaspiel gegen den MSV Duisburg kamen 17 200 Zuschauer. Dennoch: Dynamo ist eher eine Art siechender Greis, trotz der 6,2 Millionen Euro Etat. Auch wenn das Stadion von der Stadt gerade für 700 000 Euro renoviert wurde, wirklich tauglich für Profifußball ist es nicht.

Gerade einmal 240 VIP-Plätze sind überdacht. Doch woher das Geld für Umbauten nehmen? Die Rückzahlungen an Vermarkter Kinowelt, der dem Verein über Jahre gut zehn Millionen Euro überwiesen hat, belaufen sich auf knapp 2,5 Millionen Euro. Bis vor einem Jahr wandelte Dynamo am Rande der Insolvenz, der Gerichtsvollzieher stand drei Mal die Woche vor der Tür. Rudi: "Es stand Spitze auf Kopf."

Erlebt der Ostfußball dennoch seine Auferstehung? "Das muss man abwarten. Es kann schnell auch wieder ein Ende haben", sagt Rudi. Seinen Klub meint er damit allerdings nicht. Dynamo will zurück ins Oberhaus: "In vier Jahren können wir es schaffen."

Es kann aber auch alles anders kommen. Erfurt etwa verlor sein Pokalspiel gegen Eintracht Frankfurt mit 0:1, Aue gegen den VfL Osnabrück mit 2:3. Einer weiß, wie unkalkulierbar das Fußballgeschäft ist: Dieter Krein. Gefragt nach der Kraft des Aufschwungs im Fußballosten legt der Präsident von Energie Cottbus die Stirn in Falten und sagt: "Es wäre ein Wunder, wenn alle vier Klubs die Klasse halten."


DNN 19 08 04

Standort Harbig-Stadion derzeit eine Nasenlänge voraus

Bei der "l. Giraffenrunde" der Faninitiative "Pro RHS - Rettet unser Dynamo-Stadion" ging es gestern Abend im Dorint-Hotel hoch her: Vertreter aus Stadtpolitik, von Sportvereinen und rund 30 Besucher diskutierten teils sehr emotional die offene Standortfrage für ein zeitgemäßes Großstadion in Dresden. Ulrich Finger (re. neben Friederike de Haas/CDU), der für die Stadtverwaltung derzeit federführend die Machbarkeit eines Neubaus an den Standorten Lenn6straße und Ostragehege prüft, informierte dabei, dass die Bewertung spätestens übernächste Woche in die Stadtrateausschüsse geht. Sein vorläufiges Fazit: An beiden Standorten ist ein Neubau machbar, die Kosten lägen zwischen 42 und 43 Millionen Euro. Somit scheint das Rennen offen, auch wenn Dynamos Aufsichtsratschef Friedemann Küchenmeister versicherte: "Die billigere Variante ist im Moment das Harbig-Stadion."

Sächsische Zeitung
Donnerstag, 19. August 2004

Dynamo-Aufsichtsratschef Friedemann Küchenmeister: Unser Verein hat sich klar fürs Harbig-Stadion entschieden.

Dynamo-Fans wollen ihre Spielstätte behalten Stadtrat soll über Stadion-Standort entscheiden
Von Bettina Klemm

Dresden braucht ein neues Stadion. Aber wo soll es stehen, und wie bezahlt werden? Mit dem Aufstieg des 1. FC Dynamo in die zweite Bundesliga und dem Scheitern der Olympia-Pläne ist das Thema erneut aktuell. Seit langem macht sich die Faninitiative Pro-RHS "Rettet unser Dynamostadion" für den Erhalt des Rudolf-Harbig-Stadions in der Innenstadt stark. Sie hat gestern Abend zur ersten "Giraffenrunde" mit den drei Profi-Sportvereinen Dresdner Eislöwen, Dresden Monarchs und Dynamo Dresden sowie Stadträten und Politikern eingeladen. Neun Podiumsgästen saßen rund 50 Zuhörer gegenüber.

"Wir sind eindeutig für das Rudolf-Harbig-Stadion", sagt Pro-RHS-Mitglied und Stadtrat Thomas Blümel. Aber die Interessen anderer Sportarten sollten berücksichtigt werden. Für Albrecht Leonhardt von der SPD und Dynamo-Mitglied gibt es keinen Zweifel, die traditionsreiche Spielstätte zu erhalten. "Aber die Finanzierung muss privat erfolgen, die Stadt sollte das Grundstück zur Verfügung stellen."

Hin- und hergerissen ist Barbara Lässig, Stadträtin und Eislöwen-Präsidentin: "Die Emotionen sprechen fürs Dynamo-Stadion, aber die Vernunft sagt Ostragehege." CDU-Kreisvorsitzende Friederike de Haas
liebäugelt mit dem Harbig-Stadion. Aber auch sie schränkt ein: "Als Politikerin weiß ich auch, dass das Geld überall in der Stadt fehlt, da sollte sich der Fußball einreihen."

Bisher hat der Stadtrat ? sogar einstimmig ? beschlossen, im Ostragehege ein neues Stadion zu bauen, etwa an der Stelle des Heinz-Steyer-Ovals. Zwischen Flutrinne und Magdeburger Straße sollen sich Sporteinrichtungen wie eine Spange aneinander reihen. Neben dem Stadion gibt es die Eisschnelllaufbahn. Dahinter wird in Kürze eine neue Eishalle gebaut. Sie grenzt an die 2003 eingeweihte DSC-Trainingshalle. Auf der folgenden Fläche hat gerade der Bau von Tennis- und Volleyballplätzen begonnen. Zudem entsteht ein Sportschulzentrum. "Schon jetzt trainieren täglich etwa tausend Sportler im Ostragehege", sagt Ulrich Finger vom Büro des Oberbürgermeisters. Aus Sicht der Stadt- und Sportentwicklung sollte das Areal auch in Zukunft der favorisierte Standort bleiben.

Doch darf man ein Stadion gegen den Willen des Hauptnutzers bauen? Dynamo-Aufsichtsratschef Friedemann Küchenmeister sagte gestern: "Die Finanzierung hängt vom Standort ab. Dynamo wird kein Geld fürs Steyer-Stadion sammeln."

Finger: "Der Stadtrat soll darüber entscheiden, wahrscheinlich am 23. September." Um eine sachliche Grundlage zu haben, erhalten die Stadträte einen 15-seitigen Standortvergleich. Dieser besagt, dass der Bau eines Fußballstadions auf beiden Flächen prinzipiell möglich wäre. Auch die Kosten sind fast gleich ? für den reinen Baukörper etwa 24 Millionen, für den gesamten Komplex mit der nötigen Infrastruktur rund 43 Millionen Euro.

18.August 2004: MONARCHS-PRäSIDENT BEI PODIUMS-DISKUSSION üBER NEUES STADION
Ein modernes Großstadion für Dresden - es ist seit gut drei Jahren eines der wichtigsten Themen, die die Monarchs in Gesprächen mit Stadt, Land und anderen potentiellen Partnern diskutieren. Nach dem in den letzten Monaten diese  Gespräche eher in kleinen Fachrunden geführt wurden, kommt jetzt Bewegung in die spannende Frage. Eine von der Stadt in Auftrag gegebene Studie über mögliche Standorte eines Stadions wurde Monarchs-Präsident Sören Glöckner vor einigen Tagen im Rathaus persönlich vorgestellt. Die Monarchs wurden neben dem Fußballverein Dynamo Dresden gebeten, aus ihrer Sicht eine Stellungnahme zu formulieren, die dann den Stadträten im Herbst bei ihrer Entscheidung helfen soll. Heute Abend ist Sören Glöckner außerdem auf einer Podiums-Diskussion zum Thema Sport in Dresden / Stadion in Dresden im Dorint-Hotel dabei, an dem unter anderem auch Vertreter von Dynamo Dresden, den Eislöwen und aller wichtigen Stadtrats-Fraktionen teilnehmen.

Mehr News, Termine und (Presse-)Infos unter http://www.dresden-monarchs.de

(c) Dresden Monarchs e.V.

DNN 18.August 2004

Podiumsdiskussion zum Thema Stadionbau

Topvertreter von 3 bedeutenden Dresdner Sportvereinen treffen sich heute um 18.30 Uhr im Tannhäuser-Saal des Dorint-Hotels auf der Grunaer Str. 14 zur Podiumsdiskussion über ein zukünftiges Stadion und den Sport als Wirtschaftsfaktor.

Mit dabei sind Barbara Lässig (Eislöwen), Sören Glöckner (Monarchs), Friedemann Küchenmeister (Dynamo) sowie Ulrich Finger vom Büro des OB Ingolf Roßberg (FDP), Frederike de Haas (CDU-Chefin), Albrecht Leonhardt (SPD), Thomes Blümel (BürgerListe), Johannes Lichdi (BündnisGrüne) und Rainer Sehm, Flutbeauftragter der Stadt und rechte Hand von OB Roßberg.

1.Dresdner Giraffenrunde nennt der Veranstalter, die Fan-Initiative Pro RHS, das Spektakel, in Anlehnung an die Flutlichtmasten des Harbig-Stadions.

Das Thema lautet "Sport in Dresden ? Wirtschaftsfaktor oder fünftes Rad am Wagen?", Hintergrund der Veranstaltung ist ein Standort-Vergleich der Stadt zur Stadion-Frage, der in eine Entscheidungs-Vorlage für den neuen Stadtrat münden soll. Der Eintritt ist frei.
 

SZ, 17. August 2004

Sport - Wirtschaftsfaktor oder fünftes Rad?

Die Faninitiative Pro-RHS "Rettet unser Dynamostadion" lädt morgen um 18.30 Uhr zu einer Podiumsdiskussion zum Thema "Sport in Dresden - Wirtschaftsfaktor oder fünftes Rad am Wagen?" ins Dorint-Hotel, Grunaer Straße 14 ein. Repräsentatnten der drei Dresdner Profisportvereine - Dresdner Eislöwen, Dresden Monarchs und Dynamo Dresden - diskutieren mit Vertretern der Politik und Stadtverwaltung über die Potenziale des Dresdner Sports und die Bedeutung des Profisports. (SZ)
 

dnn, 14. August 2004

Sport-Diskussion

Die Faninitiative Pro-RHS „Rettet unser Dynamostadion“ veranstaltet am Mittwoch um 18.30 Uhr im Dorint-Hotel auf der Grunaer Str. 14 eine öffentliche Podiumsdiskussion zum Thema Sport in Dresden.
Hochrangige Vertreter der Stadt, Politik, Wirtschaft und der Vereine haben ihr kommen zugesagt.
rare

SZ am Sonntag, 08.August 2004


A N G E BOT
MSV-Präsident Walter Hellmich würde beim Neubau eines Stadions in Dresden gern zum Zuge kommen. „Aber das ist noch in ganz weiten Säcken.“ Mit seiner Unternehmensgruppe, zu der 14 Firmen in Sachsen gehören, baut er nach der Arena „Auf Schalke“ auch das neue Duisburger Stadion. „Es gibt viele negative Beispiele, wo alles zerredet wird. In Duisburg haben wir von der Entscheidung für den Bau von der Planung bis zur Fertigstellung 20 Monate gebraucht. Es dürfte Weltrekord sein, binnen eines Jahres an alter Stelle ein neues Stadion zu errichten“, meinte Hellmich.

SZ vom 07.August 2004

Neue Sportplätze im Ostragehege
Die Stadt baut mit Flutmitteln sechs Tennisfelder, drei Beachvolleyballplätze und ein Funktionsgebäude
Von Bettina Klemm

...
Als spätes Projekt bezeichnet Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) zur Grundsteinlegung am Freitag das Vorhaben. „Bei den Sportstätten sind 90 Prozent der vom Hochwasser 2002 zerstörten Anlagen bereits wieder aufgebaut“, sagt er und fordert zugleich auf „Demut vor der Natur“ zu zeigen. Das Schutzprogramm sei darauf ausgerichtet, möglichst viel Stauraum im Gebirge zu schaffen, konkrete Maßnahmen vor Ort zu ergreifen und das Verhalten der Natur anzupassen. „Man kann nicht gerade in der Flutrinne bauen wollen“, sagt er.

Dem trägt auch die Stadt Dresden Rechnung. „Aus dem Unglück wächst manchmal Glück“, sagt Sportbürgermeister Winfried Lehmann (CDU). Dank der Fluthilfe entsteht nun im Ostragehege eine so genannte Sportspange. Neben den künftigen Tennis- und Volleyballplätzen befindet sich die DSC-Trainingshalle. Die zehn Millionen Euro teure Halle wurde im Herbst 2003 eingeweiht. Daneben soll im nächsten Jahr der Bau einer Eissport- und Ballspielhalle beginnen. Die Finanzierung ist bewilligt, derzeit werden die Pläne verfeinert (siehe SZ vom 3. August). Ist er fertig, wird die alte Eishalle, die unmittelbar in der Flutrinne steht, abgerissen.

Sportschulzentrum soll bis 2006 fertig sein

Ebenfalls im Ostragehege ist auch ein Sportschulzentrum geplant. Die Stadt hat das Grundstück gekauft, die Planungen sind abgeschlossen. „Ich hoffe in zwei bis drei Wochen die Zusage für die Fördermittel auf dem Tisch zu haben“, sagt Bürgermeister Lehmann. Mit Schuljahresbeginn 2006 sollen in dem neuen Zentrum fast 900 Schüler Unterricht und Leistungssport besser vereinbaren können. Der Komplex soll rund 31 Millionen Euro kosten.

„Wir sind außerdem dabei, für den 1. FC Dynamo ein Nachwuchszentrum zu schaffen“, sagt Lehmann. Dazu gehören Spielflächen, Umkleidemöglichkeiten, Internatsplätze und eine Geschäftsstelle. Ideal wäre es, dieses Zentrum mit der Sportschule zu verbinden.

„Wenn wir dann noch das Stadion-Problem lösen können, haben wir es rund“, sagt Lehmann. Noch ist unklar, wo das Stadion entstehen könnte – im Ostragehege oder an Stelle des Rudolf-Harbig-Stadions in der Innenstadt. Der neue Stadtrat soll dies anhand eines von einem Ingenieurbüro vorgelegten Standortvergleichs entscheiden. Derzeit diskutiert die Stadt die Untersuchungsergebnisse mit den künftigen Stadion-Nutzern. Zu Details wollte Lehmann gestern noch nichts sagen.
 

DNN , 7.August 2004
Stadion: Stadt legte Vergleich vor

Die Stadion-Studie zum Vergleich der Standorte Ostragehege und Rudolf-Harbig-Stadion liegt vor. Sportbürgermeister Winfried Lehmann (CDU), Sportamts-Chef Raphael Beckmann sowie die Stadionkommission von Dynamo Dresden, Vertreter des Leichtathletikverbandes Sachsen, der Dresden Monarchs und des Vereins Sport im Ostragehege haben die Ergebnisse bereits diskutiert, teilte die Stadt mit.

Jetzt soll die Studie, die ein Ingenieurbüro angefertigt hat, in eine Vorlage gegossen werden. Erst wenn diese Vorlage an die 70 Stadträte gegangen ist, soll sie nach Angaben der Stadt auch der Öffentlichkeit präsentiert werden. 

rare


Ostragehege Baustart Tennisfelder und Volleyballanalage

Baustart für neue Tennis- und Volleyballanlage

Mit und nach der Flut kam der Entwicklungsschub: In den 90er Jahren herrschte im Ostragehege Stillstand. Jetzt geht's mit Riesenschritten voran. Zwischen der neuen DSC-Trainingshalle und dem Trümmerberg entlang der Magdeburger Straße entsteht seit Freitag bis Mai 2005 für eine Million Euro (90 Prozent Flutgelder, zehn Prozent städtischer Anteil) ein neues Tennis- und Beachvolleyballzentrum. Im Angesicht der Landtagswahl ließ es sich Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) nicht nehmen, bei der Grundsteinlegung die größte und aktivste Bürgerinitiative - den Sport - zu loben.

Im Ostragehege jagt eine gute Nachricht die nächste. Nachdem das Regierungspräsidium bereits die Flutgelder für den neuen Eissport- und Drei-Felder-Hallen-Komplex frei gegeben hat, steht in zwei Wochen der nächste Bescheid an. Dann hofft die Stadt auf grünes Licht für das Schulsportzentrum am Schlachthofring nahe der Messe Dresden. Das sagte gestern am Rande der Grundsteinlegung Sportbürgermeister Winfried Lehmann (CDU). Für beide Zentren soll es Anfang 2005 Spatenstiche geben.

Vertreter der Tennis- und Volleyball-Verbände, Bauleute, Stadträte und Landespolitiker machten aus dem Baustart für sechs neue Tennisfelder und drei Volleyballplätze einen großen Bahnhof. Milbradt blickte kurz zurück auf "die größte Naturkatastrophe, die Deutschland je heimgesucht hat", bezifferte den Hochwasserschaden für Sachsen auf fast zehn Milliarden Euro. Dresden habe Glück im Unglück gehabt, nutze die Chance der Fluthilfegelder, "Dinge zu verbessern oder - wie hier - zu verlagern". Der Premier nutzte die Gelegenheit, allen Ehrenamtlichen und Funktionären im Sport für ihr Engagement zu danken.

Sportbürgermeister Lehmann lobte den neuen Sportkomplex als Vorbild für neue Kooperationsformen. So werde die neue Anlage gleich von Volleyballern, Faustballern und Tennisspielern sowie drei Vereinen genutzt - vom DSC-Volleyball und der Sportgemeinschaft der Dresdner Bank AG die Beachvolleyballplätze sowie vom Sportverein Dresden Mitte 1950 die Tennisanlage.

"Was lange währt, wird endlich gut", freute sich Ruth Franz vom Sportverein Dresden Mitte 1950 e.V., der bis zur Flut seine Plätze in der Flutrinne hatte. Die hochagile 74-Jährige ist seit 1973 Vorsitzende vom Sportverein (hieß von 1958 bis 1989 Empor), leitet immer noch eine Gymnastik-Gruppe mit 25 Frauen. Die anderen Dresdner Tennisclubs wollten die über hundert Mitglieder starke Tennis-Abteilung des Sportvereins (insgesamt 600 Mitglieder) nach der Flut nicht aufnehmen. Der Verein pachtete nach langem Suchen von einer Erbengemeinschaft eine still gelegte Tennisanlage auf der Stollestraße in Löbtau. Jetzt will sich der Club mit 10.000 Euro an der Innenausstattung beteiligen. So viel soll durch Spenden zusammen kommen. Entworfen hat die Anlage das Architekturbüro Thomas Näther aus Markranstädt. Neben den drei Volleyballfel-dern sind auch zwei der sechs Tennisplätze beleuchtet. Im Funktionsgebäude werden Umkleiden, Duschen, WC und Vereinsräume untergebracht. Außerdem gibt's 19 Parkplätze.

Ralf Redemund

SZ vom 7.August 2004

Zitat SZ "Ebenfalls im Ostragehege ist auch ein Sportschulzentrum geplant. Die Stadt hat das Grundstück gekauft, die Planungen sind abgeschlossen. "Ich hoffe in zwei bis drei Wochen die Zusage für die Fördermittel auf dem Tisch zu haben", sagt Bürgermeister Lehmann. Mit Schuljahresbeginn 2006 sollen in dem neuen Zentrum fast 900 Schüler Unterricht und Leistungssport besser vereinbaren können. Der Komplex soll rund 31 Millionen Euro kosten.

"Wir sind außerdem dabei, für den 1. FC Dynamo ein Nachwuchszentrum zu schaffen", sagt Lehmann. Dazu gehören Spielflächen, Umkleidemöglichkeiten, Internatsplätze und eine Geschäftsstelle. Ideal wäre es, dieses Zentrum mit der Sportschule zu verbinden.

"Wenn wir dann noch das Stadion-Problem lösen können, haben wir es rund", sagt Lehmann. Noch ist unklar, wo das Stadion entstehen könnte - im Ostragehege oder an Stelle des Rudolf-Harbig-Stadions in der Innenstadt. Der neue Stadtrat soll dies anhand eines von einem Ingenieurbüro vorgelegten Standortvergleichs entscheiden. Derzeit diskutiert die Stadt die Untersuchungsergebnisse mit den künftigen Stadion-Nutzern. Zu Details wollte Lehmann gestern noch nichts sagen."

SAX 3.August 2004 'namooo, 'namooo!

von Andreas Herrmann

30. Mai 2004. So voll gerammelt wie gegen den Tabellenletzten aus Neumünster haben selbst eingefleischte Altfans die Traversen des damaligen Dynamo-Stadions nach eigenem Bekunden nie gesehen. Offiziell angegeben werden 28.000 Zuschauer, weil der Verein exakt diese Zahl mit dem DFB vorher ausgemacht hatte, der das marode Schüsselchen generellfür nur 16.100 zuließ.


Verkauft wurden aber 34.700 Tickets und ein nicht unerheblicher Rest aus Sicherheitsbedenken einfach so reingelassen. Das wäre, wenn offiziell, bundesdeutscher Regionalligarekord, den sich kurz zuvor die unfertige Leipziger Wunderschüssel zu ihrer Eröffnung und erst nach kurzer Recherche mit entsprechender Aufrundung schenkte. Doch diese Zahlenspielereien waren am Tag der Euphorie wirklich unerheblich: Der Tabellenzweite gewinnt nach großem Krampf mit 1:0 und die plötzlich zurückgekehrten Erfolgsfans feiern den Dresdner Aufstieg ausgelassen – und eine Woche zu früh. Aber schließlich ist am nächsten Tag Pfingstmontag und im Vergleich zu Brot die Anzahl der Spiele schneller rückläufig.

Die beiden Heimspiele zuvor waren es jeweils rund zehntausend, die das weite und flache, eher stimmungshemmende Oval belagern und es lautstark zu dem Hexenkessel machen, der den Gegnern offensichtlich die Knie weich kocht: Nur zwei Punkte ließen die schwarz-gelben Hausherren auf dem neuen Rollrasen gen Westen mitgehen, das war die Miete für den zweiten Aufstieg innerhalb von zwei Jahren und bedeutet nach neun Jahren Malaise in den Niederungen der Amateurligen die Rückkehr an die Fleischtöpfe des Profifußballs – mit allen Risiken und Nebenwirkungen, die man in Dresden gut kennt und an denen Dynamo noch heute knabbert.

Doch der Reihe nach: Exakt neun Jahre zuvor war das Stadion zu einem Pflichtspiel ebenfalls ausverkauft, 30.000 Zuschauer begleiteten das 0:1 des abgeschlagenen Tabellenletzten gegen den Meister namens Bayern aus München und sind sich trotz der großen Trauer ziemlich sicher: "Wir kommen wieder!" Und zwar alsbald.
Das Projekt Rückkehr begann zwei Monate nach dem einzigen "echten" Abstieg nach der Wende mangels Lizenz gleich zwei Klassen tiefer - an der EU-Außengrenze in einem vormals stahlgehärteten Neubaugebiet namens Eisenhüttenstadt. Eine junge Dynamo-Mannschaft gewann 4:2, das eigentlich Erstaunliche war aber die trotzige Fanresonanz. Rund 1.500 reisten mit und begründeten fortan einen anderen inoffiziellen Rekord im wahrnehmbaren Sportgehabe: Bei keiner anderen Mannschaft reist die halbe bis ganze Durchschnittsbesatzung der Heimstätte regelmäßig durch die Lande. Eine auswärtige Fanresonanz, die sich über die folgenden, sportlich meist trüben Jahre fortsetzte und zumindest fantechnisch die Dresdner Gastspiele zu DDR-Oberliga- und Bundesligazeiten vergessen ließ. Zu wichtigen Punktspielen reist die ansonsten nicht so beliebte Dresdner Fangemeinde dann in wirtschaftlich erquicklicher Masse an: Rund 4.000 waren es in Plauen, 5.000 in Jena, 6.500 in Hütte gegen Hoyerswerda, 10.000 in Berlin und Uerdingen
und 14.000 in Leipzig.

Nur 2.000 waren es im August vor drei Jahren in Grimma zum ersten Punktspiel der Ära Christoph Franke. Der Tatort – dank einer Zusammenlegungzweier Staffeln, bei der Dynamo nur Achter wurde – inzwischen die vierte Liga. Dem erfahrenen, bodenständigen Chemnitzer Trainer – der in täglicher Fahrgemeinschaft seinen Co-Trainer Sven Köhler und Ex-CFC-Kapitän Torsten Bittermann mitbrachte und mit Kapitän Steffen Heidrich sowie Honorarmanager Siegmar Menz die so genannte "Chemnitz-Connection"« bildet, die qua Erfolg die alte, postsportlich eher erfolglose Dynamo-Altgilde zum Glück in Schach hält
- gelang die Rückkehr zu stetigem Erfolg.

Der Grundstein zum ersten Aufstieg 2001/02 war die stolze Auswärtsbilanz, der einzige Punktverlust auf des Gegners Platz war der im letzten Spiel im Berliner Jahnsportpark; das 0:0 gegen die Hertha-Amateure in der Relegation reichte bekanntlich nach dem 1:0 in Dresden. Doppelironie der Geschichte: Der missliebige Ex-BFC-Rasen wird ebenso ein Opfer der Feierfans wie zwei Jahre später der der vormals ebenso tragikbehafteten Grotenburg-Kampfbahn in Krefeld.

Der zweite Hüpfer nach oben wurde nunmehr unterlegt mit der Dominanzzu Hause: Dynamo blieb als einzige Mannschaftderoberen drei Ligen ohne Heimniederlage. Das letzte Mal war dies 1990/91 der Fall – man wurde wie heute Zweiter, damals hinter Hansa Rostock, und geriet darob direkt aus der Ober- in die Bundesliga. Und damit in die Mühlen des Profisports: Schon anderthalb Jahre später war der Schuldenberg trotz Verkauf der Kronjuwelen Sammer und Kirsten auf 15 Millionen Mark angewachsen. Präsident Wolfgang Ziegenbalg und Schatzmeister Hartmut Paul, heute Fernsehhändler beziehungsweise IHK-Chef, machten so den Weg frei für den kurzfristig rettenden Schaumschläger Rolf-Jürgen Otto, der 1995 unter dem Abstiegsscherbenhaufen auch ein Loch von 18 Millionen Mark versteckte und nur durch quasi konspirative Fanunterwanderung des Vereins und garniert mit handfesten Drohungen abgelöst und weggejagt werden konnte.

Sechseinhalb Jahre, einige Präsidenten und viele Aufsichtsräte später hatte sich der Schuldenballast genau halbiert – dank Euro! Erst mit dem Neubeginn am Rande des Oberliga-Desasters und dem neuen mehr oder minder fangeprägten Aufsichtsrat unter burschikoser Leitung von Friedemann Küchenmeister begann eine ernsthafte Selbstreinigung samt Sparkurs. Fünf Millionen Euro Verbindlichkeiten sind es laut Geschäftsführer Volkmar Kösterderzeit noch, die minimierend zu verwalten "Schatzmeister" Olaf Schäfer kein Leichtes ist. Zum Aufstieg bekam er eine Glückwunsch-SMS von einem Freund aus München: "Ihr braucht jetzt große Füße – für die Kröten, die nun überall wieder hervorkriechen werden ..."

Derweil trägt die allmähliche finanzielle Konsolidierung auch kommunalpolitisch Früchte: Mit Ingolf Roßberg wurde 2001 ein Dynamo-Mitglied Oberbürgermeister und rettete kraft seines Amtes bei der Bürgschaftsfürsprache dreimal in Folge die Lizenz. Dynamo-Aufsichtsrat Jens Genschmar, bekannt für sein Fußballmuseum und als Mit-Erfinder der "Brustsponsor"-Aktion, die dem Vereinsnachwuchs rund 150.000 Euro bringen sollte, zog bei der Kommunalwahl im Juni für die FDP ebenso in den Stadtrat wie die "BürgerListe", die sich im Wahlkampf offensivfür den "Artenschutz" der Flutlicht-"Giraffen" einsetzte und damit pro Rudolf-Harbig-Stadion positionierte. Überhaupt gibt es merkwürdige Affinitäten, die eine Aktionsgruppe namens "pro RHS" aufdeckte. Die rund 25 Mitstreiter um Nachwuchstrainer Michael Walther sorgten dafür, dass die Frage "Stadionneu- oder -umbau" in Dresden wieder salonfähig wurde. Begünstigt durch Olympiafiasko und Wahlkampf, nötigte sie per Rathausdebatte und Umfrage alte und neue Stadträte geschickt, sich überhaupt mal den Vorstellungen zum preiswerteren Umbau auf der einst von Güntz dem Gemeinwohl verschriebenen Wiese zu widmen, statt weiter an dem mangels Finanzen doch schon abgeschriebenen Stadionneubau im Ostragehege zu knabbern.

Die perspektivische Mängelliste des jetzigen Standortes (nachzulesen unter www.pro-rhs.de) wird dank der Arbeit einer vereinsinternen Stadionkommission mit Ulf Kirsten und Ralf Minge als Zugpferde stetig geringer, selbst die Polizei sieht am Großen Garten inzwischen mehr Sicherheit als zwischen Kongresszentrum und Messe, wenn denn der Gästeblock wieder wie früher in den Block M käme und sich so der Weg zum Bahnhof verkürzt. Der Rest ist eine Geldfrage – bei der die Stadt ihre klammen Finger schon über die Elbe gen Finanzministerium strecken könnte, denn über die zweimal 30 Millionen Euro, die der Freistaat demnächst auch ohne Olympia in die sportliche Infrastruktur stecken will, könnte ja angesichts neuer Sachlagen und der blamablen Dresdner Zuständen noch mal geredet werden. Die kurzfristigen Auflagen bis zum Punktspielstart am 7. August gegen den MSV Duisburg kosten die Stadt laut Sportbürgermeister Winfried Lehmann (CDU) schon mal 555.000 Euro. Damit passen dann 22.000 Fans hinein – soviel wie in Cottbus. Offiziell. 

SZ vom 3.August 2004

Feinschliff für die neue Eishalle
Anfang 2005 soll der Bau beginnen und im Frühherbst 2006 fertig sein
Von Bettina Klemm

Für die neue Eissporthalle im Ostragehege beginnt jetzt die Feinplanung. Eigentlich sollte die Halle schon kurz vor der Eröffnung stehen. Doch es gab erhebliche Finanzierungsprobleme.

An der Magdeburger Straße, parallel zur DSC-Trainingshalle in Richtung Yenidze und unmittelbar neben dem Eislauf-Oval soll für 21,68 Millionen Euro ein neuer Sportkomplex entstehen. "Wir haben schon erste Bohrungen und eine Munitionssuche veranlasst", sagt Rainer Sehm. Er ist im Rathaus für den Wiederaufbau der vom Hochwasser 2002 zerstörten Straßen und Einrichtungen zuständig. Damit auch für die Eissport- und Ballspielhalle. Im September oder Oktober sollen die Stadträte über die Baupläne abstimmen. "Wir hoffen, im Februar mit den Tiefbauarbeiten beginnen zu können. Im Frühherbst 2006 soll die Halle fertig sein", sagt Rainer Sehm.

Eine Liste mit hundert Änderungsvorschlägen

Der Entwurf der Halle stammt von dem Braunschweiger Architekturbüro Schulitz & Partner. Es hatte bei der Ausschreibung im August 2003 gewonnen. Helmut C. Schulitz nutzt bei seinem Entwurf das hügelige Gelände aus. Hier liegt noch Trümmerschutt. Das wiederum ist der Grund dafür, dass das Gelände über der Hochwasserschutzlinie liegt. "Weil das Grundstück relativ klein ist, haben wir das Foyer und die Tribüne über die Eistrainingshalle gelegt", sagt Schulitz. Daneben befinden sich die Ball- und auf der anderen Seite die Eishalle. Erst wenn die Pläne überarbeitet sind, wollen die Architekten neue Modelle vorstellen.

Sehm gewinnt dem langen Warten auf die Zustimmung zum Finanzierungskonzept sogar gute Seiten ab: "Wir haben die Zeit genutzt, um das Hallenprojekt immer mehr zu verbessern." So gingen Ralf Gabriel und Hansjörg Nestler vom städtischen Sportbetrieb auf Reisen und prüften Hallen in anderen Städten. Am Ende stellten sie eine Liste mit über hundert Vorschlägen zusammen. So wird jetzt beispielsweise die Fensterfront verändert, denn Sonnenlicht, das seitlich auf das Spielfeld fällt, sei für Eishockeyspieler eine Katastrophe. Die drei Eisflächen - zwei in der Halle und das benachbarte Schnelllaufoval - können von einer Eismaschine gleichzeitig bedient werden. Nach den Umplanungen haben es Laster leichter, vor großen Veranstaltungen die Technik direkt in die Hallen zu bringen. Das Spiel mit dem schnellen Puck lässt sich später auch direkt aus der VIP-Kabine verfolgen. Und die Ballspielhalle soll mit 12,50 Metern höher als ursprünglich vorgesehen gebaut werden, um Volleyball-Wettkämpfe in ihr zu ermöglichen.

Über 20 Vereine nutzen später die Halle. In kleinen Arbeitsgruppen stellt ihnen die Stadt ab heute die Planungen vor. So können weitere Wünsche berücksichtigt werden. "Es ist uns beispielsweise wichtig, rechtzeitig die Ansprüche der Eislöwen und der künftigen Betreiber zu kennen", sagt Architekt Schulitz.

Der Finanzrahmen ist eng kalkuliert

Um aber keine falschen Erwartungen aufkommen zu lassen, schränkt Sehm jedoch ein: "Wir haben keinen Cent zusätzlich. Bei Erweiterungswünschen muss es an anderer Stelle Abstriche geben."

Lange musste die Stadt um das nötige Geld für den Sportneubau zittern. 13,71 Millionen Euro erhält sie für die zerstörte alte Halle aus dem Fluthilfefonds. Das Geld hätte jedoch nicht einmal für einen schlichten Ersatzneubau gereicht. Aber mit der neuen Halle sollen gleich mehrere Probleme im Ostragehege gelöst werden. So sollen eine zusätzliche Trainingsfläche und eine Ballsporthalle als Ersatz für die marode Traglufthalle an der Bürgerwiese entstehen. Außerdem nimmt der neue Komplex Sanitärräume, Gastronomie und Technik für benachbarte Sportstätten auf. Deshalb suchte Oberbürgermeister Ingolf Roßberg (FDP) immer wieder das Gespräch im Regierungspräsidium und bei den zuständigen Ministerien. Nun erhält die Stadt zusätzlich drei Millionen Euro Sportfördermittel, weitere 5,14 Millionen Euro muss sie aus dem eigenen Haushalt bezahlen.
 

SZ 2.August 2004

Endspurt im Dynamo-Stadion
Bis zum Sonnabend soll Sanierung abgeschlossen sein
Von Bettina Klemm

Mit Freude warten die Fans auf das erste Heimspiel von Aufsteiger 1. FC Dynamo Dresden. Um die Voraussetzungen dafür zu schaffen, wird im Stadion auch am Sonnabend gearbeitet. Bis zum 7. August soll die Sanierung abgeschlossen sein – zumindest fast.

Die Sonne prallt auf ihre Rücken. Der Trennschneider verbreitet unangenehme Geräusche, zugleich dringt fröhlicher Kinderlärm aus dem benachbarten Georg-Arnhold-Bad. Uwe Naumann und Roland Pollack würden sich sicher gern in kühlende Fluten stürzen, aber die beiden Männer müssen im Rudolf-Harbig-Stadion Microflex in die Fugen der neuen Betonstufen gießen.

Der fast weiße Beton hebt sich deutlich von den geflickten Stufen darüber ab. Statt 160 000 Euro für eine komplette Erneuerung dieses Zuschauerbereiches, Badkurve genannt, stehen nur 40 000 Euro zur Verfügung. So können nur die wichtigsten Reparaturen erfolgen, um die Auflagen des Deutschen-Fußball-Bundes (DFB) zu erfüllen. Dank eines Sponsors werden sechs zusätzliche Fluchttore eingebaut, damit kann das Stadion für rund 26 000 Besucher zugelassen werden.

Wenige Meter neben Naumann und Pollack bereiten ihre Kollegen die Einschalung für weitere Betonstufen vor. Heute sollen die Mischer anrollen und den zähfließenden Beton hineinpumpen. „Wir haben im Stadionbereich G alle Trittstufen wieder gerichtet. Sie standen hier zum Teil im Winkel von 45 Grad“, erläutert Bauleiter Thomas Kohl vom Erfurt-Ingenieurbüro aus Freiberg. Damit es Stadt und 1. FC Dynamo schaffen, die DFB-Auflagen zu erfüllen, sponsert sein Chef Ronny Erfurt die gesamten Planungs- und Bauleitung für die Badkurve. Insgesamt kümmern sich 17 Firmen um die Sanierung des Stadions. Einige verzichten wie das Planungsbüro teilweise auf Lohn. Deshalb liegt in der Stadt noch keine genaue Kostenübersicht vor. Zu Beginn der Arbeiten kündigte Sportbürgermeister Winfried Lehmann (CDU) an, dass 554 705 Euro veranschlagt seien.

Für diese Summe ist kein Luxus zu erwarten. So sind die Umkleideräume der Spieler nur frisch gestrichen und die alten Neonröhren gegen schlichte Lampen ausgetauscht. Auch die meisten Türen erhielten nur frische Farbe und Scheiben aus Sicherheitsglas. Komplett erneuert sind hingegen Duschen und Toiletten. Gelbe und schwarze Quadrate lockern die weißen Fliesenwände rings um die sieben Duschen je Mannschaft auf.

„Den Eingangsbereich zieren künftig gelbe und schwarze Quadrate – diesmal in Wischtechnik“, sagt Bauleiter Kohl. Im hinteren Gebäudeteil, der bis vor kurzem noch als Lager genutzt wurde, sind ein Arzt- und ein Sanitäterzimmer sowie ein Dopingkontrollraum entstanden.

In dieser Woche soll auch der Pressebereich auf der Stahltribüne fertig werden. Hier gibt es künftig hundert Plätze mit Telefon- und Elektroanschluss. Um besser arbeiten zu können, erhalten die Journalisten einen 60 mal 35 Zentimeter großen Stecktisch.

Doch bis zum Anpfiff am Sonnabend ist nicht alles zu schaffen. So werden die Stufen im Zuschauerbereich K in der nächsten Woche erneuert. Videotechnik und ein Kameraplatz auf der Anzeigetafel folgen.