Jahr 2004




Kicker 28.Juni 2004

2. Bundesliga
Dresden: Warnung vor zu großer Euphorie - Heidrich fährt Rudi über den Mund

Wenn Trainer Christoph Franke seinen 22-Mann-Kader am heutigen Montag um 9 Uhr zur ersten Trainingseinheit im Rudolf-Harbig-Stadion begrüßt, wird er nicht nur Probleme haben, die acht neuen Spieler mit richtigem Namen anzusprechen.

Der Chemnitzer muss auch gegen die Euphorie und die überzogenen Erwartungen in der Elbestadt ankämpfen. Die werden selbst in der Führungsetage des Zweitliga-Neulings geschürt.

Im Aufstiegstaumel hatte Präsident Jochen Rudi angekündigt, nun das Oberhaus ansteuern zu wollen. Dafür wurde er zwar von den gelb-schwarzen Fans, die neun Jahre auf Bundesliga-Fußball verzichten mussten, gefeiert. Im Team stieß das Ansinnen dagegen nicht auf Gegenliebe. Er solle sich mit solchen Äußerungen zurückhalten, konterte Kapitän Steffen Heidrich. "Es wäre wahnsinnig, sich andere Ziele als den Klassenerhalt zu setzen", erklärt der 36-Jährige, der seine letzte Saison für Dynamo als Standby-Profi bestreitet.

Zudem müsse das Umfeld auf einen Stand gebracht werden, der der Zweiten Liga würdig sei. Vor allem das seit mehr als 30 Jahren kaum veränderte Harbig-Stadion genügt nicht mehr den Ansprüchen. Für 650 000 Euro nutzen Stadt und Verein die Pause für die nötigsten Reparaturen. Im Herbst will das Rathaus wieder einmal über einen Neubau, insbesondere aber den Standort entscheiden. Neben dem jetzigen kommt auch noch das Ostra-Gehege, Spielstätte des in die Landesliga abgestiegenen Dresdner SC, in Frage. Diese Variante stößt bei den Dynamo- Anhängern jedoch auf erbitterten Widerstand.

Sebastain Gross

Sächsische Zeitung Freitag, 25. Juni 2004

Rathaus zahlt weiter für die Olympia-Bewerbung Streit über Restgeld: Stadion oder Beratungsstelle

Leipzigs gescheiterte Olympia-Bewerbung weckt im Dresdner Rathaus neue Begehrlichkeiten. Da die Sachsen in der Vorrunde ausgeschieden sind, werden die Bewerbungskosten nicht mehr im geplanten Umfang benötigt. Doch Sportbürgermeister Winfried Lehmann (CDU) dämpft den Optimismus. "Wir stehen zu unseren Verträgen", sagt er. Schließlich seien die Bewerberstädte als eine Familie aufgetreten. Angesichts der "Unterdeckung" bei Leipzigs Olympia GmbH könne Dresden jetzt nicht kneifen. Andere Städte, beispielsweise Riesa und Halle, sehen das anders.

Für die nationale Bewerbung hatte Dresden 277 000 Euro beigesteuert. Für die internationale waren in den Haushalten für das vergangene und für dieses Jahr 750 000 Euro eingeplant. "245 000 Euro haben wir besonders für Großveranstaltungen wie die Deutschland-Tour und den Beach-Cup ausgegeben", erläutert Lehmann. 50 000 Euro seien für sportliche Aktivitäten zum Stadtjubiläum abgezwackt worden. Jetzt stehen noch rund 390 000 Euro zur Verfügung, die Lehmann wie vereinbart an die Olympia GmbH überweisen will.

Weitere 200 000 Euro würden nun jedoch nicht mehr benötigt. Lehmann möchte dieses Geld gern in die Sanierung des Rudolf-Harbig-Stadions stecken. "Hierfür benötigen wir 730 000 Euro, aber wir haben zurzeit erst 200 000 Euro zur Verfügung gestellt.

Ganz andere Ambitionen haben die Bündnisgrünen. "Wir möchten, dass die Beratungsstellen für psychisch Kranke und Suchtkranke erhalten bleiben", sagt Sprecherin Eva Jähnigen. Am Montag wird der Finanzausschuss über diesen Antrag entscheiden. In diesem Zusammenhang fordert Jähnigen, dass über die Olympia-Zuschüsse nochmals beraten werden soll. (SZ/kle)

Sächsische Zeitung, 24.Juni 2004

Premiere gegen Duisburg
Sechs Wochen bleiben, um das Harbig-Stadion auf Zweitliga-Niveau zu bringen
Von Daniel Klein

Klagen ist Christoph Franke fremd. Der Dynamo-Trainer lamentierte nicht in der vergangenen Saison, als die Verletzten-Misere den Aufstieg gefährdete. Und gestern auch nicht, als die Deutsche Fußball-Liga (DFL) die Ansetzungen für die Zweitliga-Saison 2004/05 präsentierte.

Allen Grund dazu hätte er. Auf den Neuling aus Dresden warten zum Start die schweren Gegner. Doch Franke ist das recht. „Da wissen wir gleich, wo wir stehen“, findet der 59-Jährige. Das gilt auch für den Auftakt. Mit dem MSV Duisburg komme ein Kontrahent ins Harbig-Stadion, der zu den Aufstiegs-Aspiranten zähle und sich in der Sommerpause zudem namhaft verstärkt hätte, findet Franke. Zur ersten Auswärtspartie reisen die Gelb-Schwarzen ins Cottbuser Stadion der Freundschaft. Ein weiterer Gradmesser, da Franke auch die Lausitzer zum Favoritenkreis zählt. „Aber letztlich ist es mir gleich, wann wir gegen wen antreten. Zum Schluss gleicht sich alles aus.“ Allerdings könnte seine Elf mit dem schweren Auftaktprogramm von Beginn an im Abstiegsstrudel stecken. „Schlimmer wäre es, wir würden am Anfang gegen die vermeintlich leichteren Gegner spielen und verlieren“, kontert Franke.

Dynamo muss erneut der Heimstärke vertrauen

Mitaufsteiger wie Abstiegskandidaten (Burghausen, Saarbrücken, Essen, Unterhaching, Trier) müssen in der Hinrunde mehrheitlich im Harbig-Stadion antreten. Auf fremden Plätzen (Cottbus, Frankfurt, Köln, Aachen, Oberhausen, München) wird Dynamo bis zur Winterpause kaum fette Punktebeute machen. Wie in der vergangenen Saison werden die Dresdner auf die Heimstärke setzen müssen. Doch ob das Harbig-Stadion zur Bastion werden kann, ist fraglich. Trotz der vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) nach einer Inspektion am 17. Februar erstellten Mängelliste konzentrieren sich die Bauarbeiten momentan lediglich auf den Kabinentrakt in der Haupttribüne. Vor allem die brüchigen Traversen in der Badkurve müssten bis zum ersten Saisonspiel (7. bis 9. August) erneuert werden, um zu verhindern, dass die Zuschauer-Kapazität von derzeit 18 808 weiter sinkt.

Eine Ausnahme-Genehmigung wie zum letzten Heimspiel gegen Neumünster, als nach dem Schlusspfiff 28 000 den Rasen stürmten, könnte die Stadt als Eigentümer des Komplexes nicht mehr erteilen. Selbst wenn sie wollte. Die DFL verbietet dies. Die Badkurve (geschätzte Kosten rund 300 000 Euro) möchte der Verein vor allem in Eigenregie sanieren, um die Mietschulden von 580 000 Euro zu reduzieren. Gespräche laufen. Die Zeit drängt.
 

dnn, 21.Juni 2004

Moldenhauer fordert: Dynamo-Aufstieg für Stadionneubau nutzen

Porto. Er schaut sich den großen Fußball an und bekommt den kleinen nicht aus dem Kopf. Am Rande des EM-Spiels zwischen Deutschland und Lettland in Porto äußerte sich Hans-Georg Moldenhauer, Chef des Nordostdeutschen-Fußballverbandes, zur Entwicklung in Sachsen. Sauer ist der NOFV-Chef auf die Dresdner.

Der Schwung des Dynamo-Aufstiegs müsse unbedingt genutzt werden - zum Bau eines neuen Stadions. Er habe deshalb bereits mehrfach mit Oberbürgermeister Ingolf Roßberg (FDP) gesprochen. Mit den Ergebnissen ist er nicht zufrieden: "Die müssen da jetzt ran, die Chance beim Schopf packen, es reicht nicht, das Harbig-Stadion mit einigen Investitionen zweitligatauglich zu machen. Man habe sogar mit Lizenzverweigerung gedroht." Das werden wir sicher nicht so schnell machen, aber eine Dauerlösung kann das alte Stadion nicht sein. Auch Klaus Reichenbach, Chef des Sächsischen Verbandes und wie Moldenhauer derzeit auf EM-Tour, spricht von Zögerlichkeit und Taktiererei in der Landeshauptstadt: "Wenn man in Chemnitz oder Leipzig mit Politikern diskutiert, dauert das eine Stunde, in Dresden braucht man Tage dafür."
Ein vielleicht lösbares Problem - richtig ärgerlich wird Moldenhauer beim Thema Leipzig. Der Abstieg des FC Sachsen, das Ende des VfB, das Tauziehen um den Nachwuchs beschäftigt den 62-Jährigen mehr, als ihm lieb ist. Moldenhauer, auch Vizepräsident des DFB, kämpft vor allem darum, das neue Zentralstadion vor der WM 2006 mit Leben zu erfüllen. Für den Auftakt der neuen Oberliga-Spielzeit hat er sich deshalb etwas besonderes einfallen lassen: Am Freitagabend, dem 6. August, eröffnet der FC Sachsen gegen den 1. FC Magdeburg unter Flutlicht die neue Saison. Das Vorspiel bestreiten die 1974-er WM-Mannschaft der DDR und ein Traditionsteam des FC Bayern München. 30 Jahre nach dem einzigen deutsch-deutschen Fußball-Gipfel hatte Moldenhauer eigentlich eine Neuauflage des Hamburger WM-Gruppenspiels zwischen dem späteren Weltmeister BRD und der DDR angestrebt - in Leipzig. Vergebens. Auch Moldenhauers Versuch, Leipzig fest als Final-Schauplatz des Liga-Pokals zu etablieren, als Gegenstück zum DFB-Pokalfinale in Berlin scheiterte am Widerstand der Deutschen Fußball-Liga (DFL).

S. Enigk

SZ, 18.Juni 2004

Unterschrieben: Kaufvertrag für das Sportschul-Zentrum
Einweihung im August 2006 geplant
Von Bettina Klemm

Für 4,2 Millionen Euro kauft die Stadt ein Grundstück im Ostragehege. Hier will sie, unmittelbar neben der Messe, ein Sportschul-Zentrum errichten. Am Tisch von Notar Matthias Cremer haben jetzt Liegenschaftsamtschef Norbert Olbrich und Christoph Wendel von der Omnia, einer Tochtergesellschaft der HVB Immobilien AG, den Kaufvertrag für die 27 500 Quadratmeter große Fläche zwischen Pieschener Allee und Messering unterschrieben. Allerdings muss der Stadtrat das Dokument nochmals absegnen.

Das Sportschul-Zentrum soll einschließlich der erforderlichen Ausstattung 31,1 Millionen Euro kosten. Die entsprechende finanzielle Prüfung des Vorhabens liegt vom Regierungspräsidium vor. Die Stadt soll 75 Prozent der Bausumme vom Freistaat als Zuschuss bekommen. „Wir rechnen in Kürze mit dem Förderbescheid“, sagt Winfried Lehmann (CDU), Bürgermeister für allgemeine Verwaltung. In den Sommermonaten können dann die nötigen Abrissarbeiten auf dem Grundstück beginnen.

„Der Bauantrag ist eingereicht“, sagt Christoph Wendel. Seit über zwei Jahren bemüht er sich um das Projekt. Noch in diesem Jahr wird die Baugrube ausgehoben. „Nach unseren Plänen soll in der Schule am 1. Juli 2006 der Probebetrieb aufgenommen werden. Mit Schuljahresbeginn Ende August wird das Sportschul-Zentrum eingeweiht“, sagt er zum Zeitplan. Seine Firma hatte seinerzeit die Messe schlüsselfertig für die Stadt errichtet. Sie hätte auch gern die Schule übernommen, aber das Rathaus hat diese Aufgabe nun der städtischen Tochter Stesad übertragen.

Auf dem Grundstück befindet sich in einem Plattenbau das Hotel Wenotel. Es wird abgerissen. Ein entsprechender Vertrag dazu sei vereinbart worden. Auch die noch verbliebenen Mieter in den einst von Stadtbaurat Hans Erlwein gemeinsam mit dem Schlachthofensemble geplanten Wohnhäuser sind inzwischen umgesiedelt worden. Sechs denkmalgeschützte Häuser werden saniert und für die Ganztagsbetreuung der Sportschüler sowie als Internat genutzt. Insgesamt stehen in dem Komplex hundert Wohnheimplätze zur Verfügung.

Unterricht und Training für fast 900 Schüler

„Das große Schulgebäude ist u-förmig angeordnet. Es nimmt eine Mittelschule mit 388 Schülern, ein Gymnasium mit 484 Schülern sowie eine Mensa auf“, erläutert Architekt Lür Meyer-Bassin. An der Rückseite der Schule entstehen eine Drei-Feld-Sporthalle sowie Sportflächen. In unmittelbarer Nähe gibt es im Ostragehege bereits mehrere Sporteinrichtungen.
 

SZ, 17. Juni 2004

Großprojekte auf Prüfstand
Neuer Stadtrat stellt alte Beschlüsse in Frage
Von Bettina Klemm und Marco Mach

Neue Mehrheiten im Dresdner Stadtrat bedeuten auch, dass Großprojekte auf den Prüfstand kommen. Daumen hoch oder runter? Die SZ macht den Test.

Da die Fördermittel ab 2008 drastisch sinken, ist bisher erklärtes Ziel der Stadtratsmehrheit gewesen, möglichst viel von dem warmen Regen abzufassen. PDS, So soll die Infrastruktur auf Vordermann gebracht werden. Grüne und SPD haben aber im Wahlkampf gefordert, neue Prioritäten zu setzen und alle Großprojekte zu überprüfen. Neue Investitionen bedeuten auch höhere Schulden für die Stadt, und sie verursachen in der Regel auch zusätzliche Folgekosten für die Instandhaltung. „Für uns hat Vorrang, das Vorhandene zu sanieren“, sagt etwa Grünen-Sprecherin Eva Jähnigen.

Waldschlösschenbrücke
Die Waldschlößchenbrücke zählte zu den wichtigsten Wahlkampfthemen. So hat sich die FDP als „Brückenbauer“ auf ihren Plakaten dargestellt. Ein deutliches Nein kam hingegen von den Grünen, der PDS und den Bürgerinitiativen. Für die Brücke gibt es schon Baurecht. Aber auch fast 50 Klagen von Betroffenen. Ob diese den Baubeginn verhindern können, entscheiden die Gerichte. „Wir rechnen im Spätsommer mit einem Votum“, sagt Stadtentwicklungs-Bürgermeister Herbert Feßenmayr (CDU). Bisher habe die Stadt rund zehn Millionen Euro in die Planung und neun Millionen Euro in den Ausbau der Stauffenbergallee gesteckt. Der Bau der Brücke soll über 150 Millionen Euro kosten. „Wir rechnen mit einer 90-prozentigen Förderung“, sagt Feßenmayr. Doch ob diese kommt, ist ebenso fraglich wie der gesamte Brückenbau. Dazu gibt es schon 26 Beschlüsse. Da jetzt die Gegner des Mammutprojektes die Mehrheit im Stadtrat haben, ist ein 27. wahrscheinlich – das Aus für die Brücke.

OPERETTEN–NEUBAU
Am 1. Juli soll noch der alte Stadtrat entscheiden, ob in dem einstigen Kaufhaus-Grundstück am Wiener Platz eine Operette gebaut wird. Oberbürgermeister Ingolf Roßberg (FDP) sieht darin eine Chance für das Fortbestehen der deutschlandweit einmaligen Operette. Eine über hundertseitige Vorlage dazu wurde gerade erarbeitet. Stimmt der Stadtrat zu, soll das Projekt ausgeschrieben werden. Das Risiko der Stadt: Sie verpflichtet sich über zehn Jahre lang zu einem festen Zuschuss für die Kultureinrichtung. Neu-Stadtrat Thomas Blümel von der Bürgerliste findet es unangemessen, dass noch der alte Rat über ein so wichtiges Projekt bestimmen soll. „Er :Dass über die Operette am 1. Juli der noch alte Stadtrat in seiner letzten Sitzung entscheiden soll, findet Thomas Blümel von der Bürgerliste unangemessen – und plädiert für eine Verschiebung. „Der alte Stadtrat hat uns schon genug Mühlsteine an den Hals gehängt“, sagt er. Blümel stellt ein weiteres - , die wir jetzt zu tragen haben“, sagt der Neu-Gewählte. Wie er zum Operetten-Neubau steht, wollte er nicht sagen. Dafür kenne er den Vorschlag des Oberbürgermeisters noch zu wenig. Großprojekt in Frage: den Neubau einer Sportschule im Ostragehege. Die Sanierung des existierenden am Großen Garten sei viel billiger.

KULTURPALAST-Anbau
Behutsamer Umbau oder kräftiger Anbau: Auch darüber hat der Stadtrat noch nicht das letzte Wort gesprochen. Fest steht jedoch, wenn sich der Stadtrat für die Operette entscheidet, wird schon aus Kostengründen keine große Lösung für den Kulturpalast möglich sein.

STADION-NEUBAU
Bisher beschlossen ist ein Stadion-Neubau im Ostragehege. Doch die meisten Parteien sind umgeschwenkt und plädieren inzwischen für den stufenweisen Ausbau des Rudolf-Harbig-Stadions in der Innenstadt.

POSTPLATZ-Ausbau
Auf den Prüfstand wird auch nochmals der Postplatz kommen. Der 48 Millionen teure Umbau des Knotenpunktes, der eine moderne Zentralhaltestelle an der Ecke Wall-/Wilsdruffer Straße vorsieht, soll eigentlich Anfang 2005 beginnen. Doch: Vor allem die von der CDU/FDP/DSU-Koalition durchgebrachte Öffnung für den Autoverkehr ist umstritten.
 

Wochenkurier, 16. Juni 2004

Einwurf
In den Dresdner Stadtrat zu gelangen, zählt inzwischen zu den einfachsten Dingen. Mit dem Schwung und der Euphorie des Dynamo-Aufstiegs ein paar Plakate rund um das Stadion aufhängen, dazu noch mit Kirsten und Minge zwei Idole neben sich stellen ...
 
Einwurf von Gert Zimmermann

 
...und der Erfolg ist programmiert. Hotelboy Jens Genschmar profitierte bei seinem Sieg natürlich von den Schwächen der politischen Gegner, die jahrelang den Dresdner Fußball umfunktionieren wollten. Der Wähler ist natürlich auch nicht dumm und verteilt Denkzettel. Zur Ehre des neuen Stadtratsmitglieds sei aber gesagt, er hatte mit weiteren Fußball-Verrückten auch die Idee mit der Brustsponsor-Aktion. Bis jetzt war auf Grund der Vorteile für den Dynamo-Fan alles Kür, jetzt kommt die Pflicht. Pflicht ist es auch, mit mindestens acht Spielern zu einem Fußballspiel anzutreten. Elf wären besser. Dass es ausgerechnet Dynamo Dresdens Zweite schafft, im letzten Punktspiel gegen den FV Nord mit nur noch neun Akteuren anzutreten, ist eigentlich nur mit Oberpeinlichkeit zu beschreiben. Legt aber gleichzeitig den Finger in die Wunde der Nachwuchsarbeit beim Zweitligisten. Jedes Kind wollte früher bei Dynamo spielen. Inzwischen dürfte es wieder so sein. Doch was die Eltern erleben, wenn sie nur das Gelände betreten, ist hinreichend bekannt. Jetzt kommt nur nach dem Aufstieg hinzu, dass auch Dynamo in spätestens zwei Jahren eine völlig neue Infrastruktur in Form eines Gymnasiums nachweisen muss. Dies ist Bestandteil der Lizenz. Normalerweise müssten jetzt spätestens alle an der Lennéstraße in einer 24-Stunden-Krisensitzung schon nach ersten Lösungen suchen und nicht in den Urlaub fahren. Dazu kommt die schallende Ohrfeige aus dem Rathaus, den Kunstrasenplatz im Harbig-Stadion auf Grund der anstehenden Sanierungsarbeiten erst einmal bis auf weiteres zurückzustellen. Auch ist das Verhältnis zwischen den Schwarz-Gelben und den Nordlichtern aus dem Jägerpark nicht gerade das kuschligste. Was wurde uns da in der Vergangenheit aufgetischt von Pyramide und gesunder Zusammenarbeit? Was da das Team von Thomas Baron mit dem Klassenerhalt der Juniorenmannschaft erreicht hat, ist genau so ehrenwert wie der Dynamo-Aufstieg. Bei zwei erfolgreichen Vereinen sollte doch aber im Gespräch unter vernünftigen Menschen einiges möglich sein! Auch mit Vereinsbrille.

dnn, 16. Juni 2004

Schulte: Dynamo braucht neues Stadion

Dresden. Als Dynamo im Mai 1991 die Qualifikation für die 1. Bundesliga schaffte, wurde Helmut Schulte nur wenige Tage später als neuer Trainer präsentiert. Vereinschef Wolf-Rüdiger Ziegenbalg hatte den Ex-Coach des FC St. Pauli an die Elbe gelotst, weil er dem Trainerduo Reinhard Häfner/ Hartmut Schade den Klassenerhalt in der Eliteliga nicht zutraute. Anno 2004, Dynamo ist gerade aufgestiegen, wird Schulte in Dresden wieder groß angekündigt - diesmal allerdings nur als Botschafter seines aktuellen Arbeitgebers Schalke 04. Der Stolz der "Knappen" wurde im Mai 100 Jahre alt und tourt derzeit durch die Republik

Entspannt betritt Schulte, seit 1998 Nachwuchskoordinator bei den Königsblauen, die Bühne auf der Prager Straße und begrüßt die Dresdner mit warmen Worten: "Ich finde es gut, dass wir nicht mehr mit Dynamo in einer Liga spielen." Ironisch fügt er an: "Wir haben unseren Teil dazu beigetragen, sind nämlich abgestiegen." Aus seiner Erleichterung, dass das letztlich für die Schalker Reserve wertlose 2:1 im Rückrundenvergleich mit Dynamo der Franke-Elf nicht den Aufstieg gekostet hat, macht der Sauerländer keinen Hehl: "Das wäre eine Katastrophe gewesen."

Trotz der großen Probleme während seiner Amtszeit bei Dynamo hegt Schulte noch Sympathien für Stadt und Verein. "Es war eine aufregende Zeit für mich, ich habe hier geheiratet und meine Tochter wurde geboren." Es sei zwar schwierig gewesen, eine Mannschaft, "die es gewohnt war, jeden Gegner zu beherrschen", auf Konterspiel auszurichten, doch reizvoll allemal. Gern hätte er länger hier gearbeitet, "allerdings unter besseren Bedingungen". Seine Option auf Vertragsverlängerung zog er im Frühjahr 1992 nicht, denn "als ich kam, hatten wir nach vier Monaten schon überall den Kuckuckskleber drauf. Wir haben Geld ausgegeben wie die Kapitalisten, eingenommen wie Sozialisten." Dass Ralf Minge auf den Posten als Geschäftsführer verzichtete, habe ihn in seiner Skepsis bestärkt, dass es mit Dynamo noch lange gut gehen kann.

Seinem wieder aufstrebenden Ex-Verein traut der 46-Jährige, der gestern den kürzlich operierten Sven Kmetsch (wird künftig im Trainerstab bei S04 arbeiten) als Schalke-Aushängeschild vertrat, den Klassenerhalt in der 2. Bundesliga durchaus zu. Wichtig sei dabei, dass man die Identität des Vereins bewahre und nicht Leute von überall her einkaufe. Da sei Dynamo auf einem guten Weg, so seine Einschätzung. Gleichzeitig warnt er vor überzogenen Erwartungen: "Es ist besser, wenn man als Abstiegskandidat startet, da freut man sich über jeden Punkt, den man in der Hinrunde holt." Und Sportbürgermeister Winfried Lehmann legte er ans Herz, sich für ein neues Stadion einzusetzen. Mit dem alten Harbig-Rund ("Es sah damals schon so aus, nur der Rasen ist viel besser geworden.") könne man jedenfalls kein Geld verdienen. Ein modernes Stadion sei unerlässlich, wenn Dresden Bundesliga-Fußball wolle.
Jochen Leimert

Sächsische Zeitung, 16. Juni 2004

„Die Zeit ist stehen geblieben“
Der ehemalige Dynamo-Trainer Helmut Schulte freut sich über den Aufstieg und rät zu einem Stadion-Neubau

Nach der Bundesliga-Saison 1991/1992 feierte Helmut Schulte mit Dynamo Dresden den Klassenerhalt. Wenige Wochen später verließ er die Gelb-Schwarzen auf eigenen Wunsch. Seit 1998 ist der 46-Jährige Chef der Jugendabteilung von Schalke 04. Gestern feierte er auf der Jubiläumstour das 100-jährige Jubiläum der Knappen in Dresden.

Haben Sie sich auch über den Zweitliga-Aufstieg von Dynamo gefreut?

Natürlich. Nicht auszudenken, wenn der 2:1-Sieg unserer Amateure Ende April Dresden das Genick gebrochen hätte. Aber wir brauchten die Punkte unbedingt zum Klassenerhalt, den wir letztlich trotzdem verpasst haben. Ich bin froh, dass beide Mannschaften in der kommenden Saison nicht mehr aufeinander treffen.

Was trauen Sie Dynamo in der zweiten Liga zu?

Es wird schwer, Wagefeld und Jovanovic zu ersetzen. Von den neuen Namen sagt mir bis auf Seifert keiner etwas. Und ich kenne viele Spieler. Als ein Trainer, der im Abstiegskampf einige Erfahrungen sammeln musste, rate ich, sich über jeden erkämpften Punkt zu freuen. Es wäre sträflich, sich höhere Ziele als den Klassenerhalt zu stellen.

Welcher Gedanke kam Ihnen beim Besuch des Harbig-Stadions?

Die Zeit ist stehen geblieben. Den einzigen Fortschritt, den ich erkennen konnte, war der Rasen. Die Verantwortlichen müssen die momentane Euphorie unbedingt für einen Neubau nutzen.

Ein Streitpunkt hier ist die Standortfrage. Die Arena „AufSchalke“ wurde auch nicht direkt an der Stelle des Parkstadion gebaut. Gab es großen Widerstand von den Fans?

Nein, weil wir die Anhänger in den Punkten, die sie betreffen, von Beginn an in die Planungen einbezogen haben. Also etwa der Frage, wohin die Stehplätze kommen sollen. Wichtig ist, dass alle an einem Strang ziehen. Da muss man auch bereit sein, Kompromisse einzugehen. Um sich im Profi-Fußball etablieren zu können, ist ein modernes Stadion überlebenswichtig. Nur dann fließt Geld in die Kassen. Und nur mit Geld kann man sich gute Spieler leisten. Und nur mit guten Spielern kommt der Erfolg.

Haben Sie Ihren freiwilligen Rücktritt Ende Mai 1992 jemals bereut?

Mit Abstand betrachtet war mein Verhalten vielleicht egoistisch. Auf der anderen Seite lief im Umfeld des Vereins derart viel schief. Vier Monate nach meinem Amtsantritt kamen bereits die Gerichtsvollzieher und klebten den Kuckuck an die Schränke. Der Verein nahm Geld ein wie die Sozialisten und gab es aus wie die Kapitalisten. Trotzdem möchte ich die Zeit nicht missen. Es war ein sehr intensives Jahr: Ich heiratete meine Frau, meine Tochter wurde geboren, und sportlich hatten wir auch Erfolg.

Allerdings meist nur im eigenen Stadion.

Das stimmt. Generell war die Mannschaft gewohnt, den Gegner an die Wand zu spielen. Nun musste sie lernen, sich zu verteidigen. Auswärts hatten die Spieler mitunter Respekt vor der imposanten Kulisse. Vor der Partie in Gelsenkirchen habe ich in der Kabine die Schlachtrufe der Schalker Fans nachgesungen, damit sie sich später nicht erschrecken. Es half: Wir holten einen Punkt.

Reizt es Sie, auf eine Trainerbank in die Bundesliga zurückzukehren?

Reizen schon. Aber realistisch gesehen bin ich zu lange raus aus dem Geschäft.
Gespräch: Daniel Klein

dnn, 11.Juni 2004

Drei Sportbau-Projekte im Ostragehege stehen kurz vorm Baustart

Nach der Genehmigung des Haushalts durch das Regierungspräsidium (RP) stehen drei Sportbau-Projekte im Ostragehege in diesem Jahr oder spätestens Anfang nächsten Jahres vor dem Baubeginn: das Schulsportzentrum, die kombinierte Eissport- und Ballspiel-Arena und die Tennis- und Beachvolleyball-Anlage zwischen Trümmerberg und der DSC-Halle. Für Letzteres fehle nur noch die Flutgeld-Bewilligung vom Wiederaufbaustab Augusthochwasser (WASA). Der könne jetzt jeden Tag kommen, dann gehe es los, so Sportbürgermeister Winfried Lehmann (CDU). Die Vergabe für Bau-Aufträge stünde kurz vor der Entscheidung.

Die Beachvolleyballer erhalten in der Sportspange drei neue Plätze. Außerdem sind ein Funktionsgebäude und ein neuer Tennis-Park mit sechs Plätzen - unter anderem für den Sportverein Dresden-Mitte 1950 - geplant. Der Sportverein hat seine komplette Tennis-Anlage in der Flutrinne verloren. Die Baumaßname Tennis und Beachvolleyball koste etwa 900 000 Euro aus Flutmitteln, werde zu zehn Prozent kofinanziert, hieß es aus dem Sportamt.


Zum Schulsportzentrum erwartet die Stadt den Förderbescheid des Landes. Schulen hätten Vorrang, so Lehmann, der mit einer baldigen Bewilligung rechnet, um dann ausschreiben zu können. Noch in diesem Jahr könnte mit dem Bau nahe der Messe Dresden begonnen werden.


Ähnlich optimistisch sieht Lehmann die Entwicklung beim umstrittenen Kombi-Projekt Eishallen- und Ballspiel-Zentrum, das ebenfalls in der Sportspange entstehen soll. Laut Flutmittel-Koordinator Rainer Sehm steht die Finanzierung des 22-Millionen-Euro-Neubaus. Noch fehle eine Stellungnahme vom RP, so Lehmann. Die soll in den nächsten Tagen eingehen. Dann könne mit dem Kultusministerium die Fachförderung von 2,2 Millionen Euro abgeklärt und der Entwurfsplan auf den Weg gebracht werden.

Ralf Redemund

Presseerklärung der SPD Fraktion zum Kunstrasen bei Dynamo, 11. Juni 2004:

Presseerklärung

Vergabeausschuss des Stadtrates vertagt Entscheidung zu „ Neubau Kunstrasen Trainingsplatz B Großspielfeld Rudolf-Harbig-Stadion“

Der Ausschuss entschied, die anstehende Vergabe der Bauleistungen in den Stadtrat am 1.7.04 zu überweisen. Damit kommt es mindestens zu einer Verzögerung.

„Worte, Plakate  und Taten sind halt etwas anderes!“ – so der Kommentar vom Fraktionsvorsitzenden der SPD Andreas Herrmann der als einziges Ausschussmitglied gegen diese Vertagung stimmte und den Bauauftrag gern ausgelöst hätte.
„ Man kann nicht sagen, dass man sich vor allem für die Jugend ( auch im Sport) einsetzen will und dann, obwohl die Mittel im Haushalt eingestellt sind, für dieses Bauprojekt den Rückzieher machen.“ 

Dr. Andreas Herrmann
SPD-Fraktion im Stadtrat Dresden

dnn, 9.Juni 2004

Grünes Licht für Eissport-Arena

Dresden. Mit dem vom Regierungspräsidium (RP) genehmigten Haushalt für das Jahr 2004 ist der Weg für die kombinierte Eissport- und Ballspiel-Arena im Ostragehege frei, sagte gestern der städtische Flutkoordinator Rainer Sehm den DNN. "Die Finanzierung steht." Er erwarte in den nächsten Tagen eine gemeindewirtschaftliche Stellungnahme des RP zu dem Vorhaben. "Damit können wir die vom Kultusministerium zugesagten drei Millionen Euro Fördermittel beantragen." Rund 22 Millionen Euro soll der Neubau kosten, der neben einem Eisstadion auch eine Trainings-Eisfläche beinhaltet. Die Stadt trägt einen Eigenanteil von 2,5 Millionen Euro, 16,5 Millionen fließen aus Flutfördermitteln. "Gibt das Kultusministerium die Mittel frei, können wir den Auftrag zur weiteren Planung für die Arena auslösen", so Sehm. Sollte alles glatt laufen, könnte noch dieses Jahr der erste Spatenstich für das Vorhaben vollzogen werden.
(th)

Grausamkeiten erst nach der Wahl

Nach monatelangem Tauziehen zwischen Stadt und Regierungspräsidium (RP) hat Dresden einen genehmigten Haushalt, allerdings erstmals einen unausgeglichenen. Es klafft ein 67-Millionen-Loch. Der gleichzeitig genehmigte Drei-Jahres-Sparplan soll das Defizit bis 2007 ausgleichen, ist jedoch mit jeder Menge harter Auflagen und Fragezeichen versehen. Grundtenor: Die Stadt und Rat müssen endlich Schwerpunkte setzen, sprich unpopuläre Grausamkeiten verkünden. DNN analysieren:
Ist der Bescheid so kurz vor der Wahl nicht Wahlbeeinflussung?

In der Tat lässt sich dieser Vorwurf schwer von der Hand weisen. Inhaltlich hätte nichts dagegen gesprochen, den Bescheid erst am kommenden Montag zu publizieren. Die eine Woche Vertagung hätte wohl keine Investition verhindert. Eine ganz andere Lösung wäre gewesen, den von Sanierungen betroffenen Schulen und Kindertagesstätten eine Ausnahmegenehmigung zu erteilen und eine Gesamtgenehmigung erst einmal zu versagen. Denn die gravierenden Probleme im Haushalt - stagnierende bis sinkende Einnahmen, steigende Ausgaben - sind nach wie vor ungelöst.

Was passiert nun nach der Stadtratswahl am Sonntag?

Der alte Stadtrat tagt am 1. Juli, zum letzten Mal, der neue konstituiert sich am 26. August. Möglicherweise beginnen noch bis dahin Projekte wie der Bau der Waldschlößchenbrücke, der Sportschule im Ostragehege, der kombinierten Eissport- und Ballspiel-Arena in der Sportspange oder des Postplatzes. In den Sommerferien dürfte die Sanierung von rund einem Dutzend Schulen losgehen.

Können neue Mehrheiten den Haushalt sanieren?

Auch neue Mehrheiten können nicht zaubern. Drastische Einschnitte sind nötig. Ein Ausspielen von Straßensanierung gegen Kitas oder Sport oder Kultur oder Busse und Bahnen wird sich nicht vermeiden lassen, genau das heißt es, Prioritäten zu setzen und Konsequenzen zu ziehen.

Was bedeutet der RP-Bescheid für die Kitas?

Trotz steigender Nachfrage muss die Stadt von ihren knapp 70 Millionen Euro Kita-Zuschüssen runterkommen. Neue Zugangskriterien haben die Parteien in ersten Stellungnahmen abgelehnt, daher wird es möglicherweise den Beitrags-Rabatten für Geschwisterkinder, einkommensschwache Eltern und Alleinerziehende an den Kragen gehen. Die gute Nachricht: Weil der Haushalt nun genehmigt ist, werden wohl bald die gesperrten Investitionsmittel für den Kita-Eigenbetrieb freigegeben und um vier Millionen Euro erhöht.

Sind die Sportvereine mit einem blauen Auge davongekommen?

Im Gegenteil, ihnen steht das "blaue Wunder" bevor. Hier sieht das RP großen Handlungsbedarf, übrigens ähnlich wie bei den Töchtern der Stadt, beispielsweise Dresdner Verkehrsbetriebe. Konkretes zu verkünden wäre allerdings zum jetzigen Zeitpunkt Kaffeesatzleserei.

Welche Auflagen hat die Stadt zu erfüllen?

Sie muss konkret sagen, wie sie das Hochbau-, Liegenschafts-, Vermessungs- und Grünflächenamt privatisieren will und was das an Einsparung bringt. Zudem sieht das RP eine Finanzlücke - in Höhe von 15,4 Millionen Euro. Wo diese Lücke besteht, wird allerdings nicht erklärt. Möglicherweise droht eine Haushaltssperre in diesem Jahr. Grund: Probleme mit dem Wiener Platz.
Genia Bleier

von bundesliga.de (sinngemäß auch bei focus.msn.de, handelsblatt,com, reviersport.de, de.sports.yahoo.de, netzeitung.de) 7.6.2004

Aufsteiger Dresden plant Arena und träumt von der Eliteklasse

Zweitliga-Aufsteiger Dynamo Dresden plant den Bau eines neuen Stadions und hat Joshua Kennedy vom 1. FC Köln verpflichtet. Der 21 Jahre alte Stürmer unterschrieb einen Zwei-Jahres-Vertrag.
Aufbruchstimmung bei Dynamo Dreden
 
Ex-Bundesligist Dresden baut bei der Rückkehr in
den Profifußball auf einen Etat von gut 6,1 Millionen Euro und will mit einem Drei-Jahres-Plan das Comeback in der Eliteklasse schaffen.

'Werden es schaffen, wenn wir es wollen'

Das marode Rudolf-Harbig-Stadion soll in den nächsten Monaten mit Investitionen von 650.000 Euro zweitligatauglich gemacht werden. Dresdens Bürgermeister Ingolf Roßberg kündigte jedoch bei der Aufstiegsfeier vor 30.000 Fans den millionenteuren Bau einer neuen Arena an: 'Wir werden es schaffen, wenn wir es wollen.'

Für die neue Zweitliga-Saison plant der nunmehr hauptamtliche Manager Siegmar Menz zurückhaltend mit 9000 Zuschauern im Schnitt. Ein weiterer Stürmer soll noch verpflichtet werden, nachdem Dresden zuvor bereits Christian Hauser, Karsten Oswald (beide von den Amateuren von Bayern München/Vertrag bis 2006), Sliwen Stoilow (Botew Plowdiw/bis 2006), Jan Seifert (SpVgg Unterhaching/bis 2005), Marco Christ (1. SC Feucht/bis 2005), Robert Heiße und Alexander Eißrich (FV Laubegast/bis 2005 ausgeliehen) unter Vertrag genommen hatte.

In Torjäger Ranisav Jovanovic (FSV Mainz) und Maik Wagefeld (1. FC Nürnberg) verlassen Dresden zwei Leistungsträger. Die bundesligaerfahrenen Routiniers Nico Däbritz und Sven Ratke erhalten keinen neuen Vertrag.

Der Traditionsverein war 1995 nach dem Bundesliga-Lizenzentzug direkt ins Amateurlager durchgereicht worden und schaffte nach neun Jahren die Rückkehr in den Profifußball.
 

MoPo, 7.Juni 2004

OB versprach neues Stadion an der Lennestraße

Beim letzten Heimspiel vor einer Woche hatte er bereits einen Stadionneubau verkündet.

Gestern setzte OB Ingolf Roßberg (FDP) noch eins drauf. Im Jubeltaumel versprach er vor tausenden gespannten Zuhörern: „Wir können es schaffen und werden es schaffen, wenn wir es wollen.” Eine Aussage, die sich auf einen Stadionneubau an historischer Stätte an der Lennestraße bezog. Denn zuvor hatten die Fans noch lauthals getönt: „Wir gehen niemals ins Gehege.” Gemeint - klar - das Heinz-Steyer-Stadion im Ostragehege. Hinterher murmelte der Stadt-Chef allerdings: „Da habt ihr mich ja zu einem Versprechen gebracht, das ich so eigentlich nicht geben wollte ... "
 
BILD, 7.Juni 2004

Aufstieg! Dynamo dreht durch

40000 Fans, schwarz-gelbe Haare, Zopfab und 'ne Glatze

Dynamo in der 2. Bundesliga! Unglaublich, was sich nach dem Aufstieg abspielte. Mannschaft, Trainer, Vorstand, Fans - alle drehten vor Freude völlig durch.

Absoluter Höhepunkt einer endlos langen Jubel-Arie war aestern die Mega-Party auf dem Dresdner Altmarkt.

Dynamo-Fans wohin man blickte. 40 000 (!) tauchten den Platz in Schwarz-Gelb. Selbst auf der Kreuzkirche wurde eine Dynamo-Fahne entrollt. Das gab's noch nie!

Punkt 16.21 Uhr fuhren die Helden in einem offenen Bus unter ohrenbetäubendem Jubel vor. Gezeichnet von einer durchzechten Nacht, aber wunschlos glücklich. „Das ist die geilste Minute in meinem Trainer-Leben”, sagte Erfolgscoach Christoph Franke mit Tränen in den Augen. Danach schnappte ihn die Mannschaft, wirbelte ihn durch die Luft. Dazu zündeten die Fans bengalische Feuer, sangen: „Es gibt nur ein Christoph Franke.”

„Ich werde euch nie vergessen”, rief Maik Wagefeld, der nach Nürnberg wechselt, den Massen zu. Und versprach, nachdem ihm die Fans einen Erinnerungs-Pokal schenkten: „Das war garantiert nicht meine letzte Saison in Dresden.”
Christian Fröhlich setzte noch einen drauf und tönte: „Ich will nie wieder aus Dresden weg.” Rani Jovanovic verriet vor seinem Wechsel nach Mainz: „Ich liebe euch alle.” Und Torsten Bittermann gestand: „Der Aufstieg mit dem CFC war cool.

Aber das hier sprengt alle Dimensionen. Hammermäßig!” Sven Ratke gab zu: „Wir sind alle noch besoffen.”
Für zwei Dynamos wurde der Aufstieg zu einer haarigen Sache:
Aufsichtsrats-Chef Friedemann Küchenmeister musste seine Wette einlösen, bekam eine Glatze verpasst. Auch der Zopf von Volker Oppitz ist ab - „Friseur” Wagefeld machte kurzen Prozess.

Bei so viel Euphorie war auch OB Ingolf Roßberg nicht zu halten, rief lauthals: „Dynamo for ever. Nie mehr dritte Liga.” Präsident Rudi entlockte dem Stadtoberhaupt zum Thema Neubau des Harbig-Stadions: „Wir schaffen es. Ich werde persönlich beim DFB vorsprechen und sagen: Wenn ihr in Leipzig ein Viertliga-Stadion mitfinanziert, dann bitteschön auch in Dresden eine Bundesliga-Arena.”
Dresden im Fußball-Rausch: Dynamo ist wieder da!

 

Sächsische Zeitung, 7.6.2004

Dresden im Fußball-Freudentaumel: 35.000 feiern Dynamo-Aufstieg

Dresden. Der Dresdner Altmarkt gestern Nachmittag: ein schwarz-gelbes Fahnenmeer so weit das Auge blicken kann. 35.000 Menschen drängen sich auf dem Platz, jubeln und prosten sich zu. Den besten Platz haben jene ergattert, die hoch oben auf der Kreuzkirche stehen und die Fete aus der Vogelperspeltive beobachten. "We are the Champions", spielt die Gruppe Nash und die Massen singen und schunkeln mit. Die Sonne scheint, die Stimmung könnte nicht besser sein.

Um 15 Uhr betreten Dynamo-Präsident Jochen Rudi und Aufsichtsratschef Friedemann Küchenmeister die Bühne. Küchenmeister erinnert noch einmal an die schweren Zeiten des Vereins: "Wir brauchten 1,3 Millionen Euro als Bürgschaft für die Lizenz. Wir sind ins Rathaus gegangen und OB Ingolf Roßberg hat uns geholfen. Auch die folgenden Jahre. Wir haben ihm viel zu verdanken." Als der OB die Bühne betritt, empfängt ihn Beifall. Und Roßberg ist in Feierlaune. "Dynamo for ever, nie mehr dritte Liga, sondern demnächst 1. Bundesliga", schreit er den Anhängern zu. Die Masse tobt. Und er setzt noch eins drauf: "Wir brauchen ein neues Stadion!" Doch weiter kommt er nicht. Die Fans skandieren: "Wir gehen nie ins Gehege." Als Roßberg wieder zu Wort kommt, verspricht er: "Es gibt zwar einen Stadtratsbeschluss, doch ich werde dafür sorgen, dass die ganze Frage neu aufgerollt wird. Bis Ende Juli muss alles auf den Tisch. Natürlich ist es eine Frage der Kosten, doch wenn der DFB in Leipzig hilft, ein viertligataugliches Stadion zu bauen, warum dann nicht in Dresden ein zweitligataugliches."


Dresdens D(ynamo)-Day in Gelb-Schwarz

Etwa 35 000 Fans feiern den Aufstieg am Altmarkt
Von Thomas Schade und Alexander Schneider

Graue Haare hat er schon lange, gestern sind mit Sicherheit keine dazugekommen. In Jeans und schwarzem T-Shirt taucht der Vater des Erfolges auf dem Altmarkt von Dresden auf und ruft um 17.15 Uhr: „Das ist die geilste Minute in meiner gesamten Trainerlaufbahn.“ Wenn ein zurückhaltender Mann wie Christoph Franke das sagt, geht's ihm ans Herz. Auch er muss erst fassen, dass Trainerarbeit so belohnt werden kann.

Ein Verein schwebt auf Wolke sieben
Dann ergreift der Siegestaumel eine Mannschaft, ihren Trainer und die Vereinsbosse. Alle liegen sich in den Armen, und hinaus in die Menge der vielleicht 35 000 Menschen dröhnt aus den Lautsprechern der Refrain: „We are the Champions“. So weit ist es noch lange nicht. Aber Dynamo Dresden, der vom Schicksal besonders gebeutelte Traditionsverein des Ostens, ist wieder da – in der zweiten Bundesliga, wo man schon was gilt im Bezahlfußball.

Kaiserwetter lockt, und Tausende wollen die neuen Fußball-Prinzen sehen. Die Party wird zur Flaggenparade, wie sie sonst nur in der Fankurve zu erleben ist, zu einer Nabelschau in gelb-schwarz. Wer die Farben nicht trägt, kommt sich einsam vor in der seligen Anhängerschar.

Tino Heide aus Siebenlehn hat das alles schon vor acht Wochen geahnt. Damals setzte der Keltermeister den Dynamo-Kracher an, ein 9,5-prozentiges Mixgetränk, mit dem Konterfei von Kapitän Steffen Heidrich. Nun soll es offizieller Fan-Schlucker werden. Vor sechs Jahren, „als es dem Verein richtig dreckig ging“, sei er Sponsor geworden, sagt Tino. Heute ist er mit zehn Leuten vom Fan-Club Nossen da und bringt den neuen Vereinstrunk an die Massen, den Erlös bekommt Dynamo.

Der 25-jährige arbeitslose Maler Markus Breuer aus Peickwitz bei Senftenberg kann nicht mehr so viel erzählen. Erst die Nacht von Krefeld zurück, ein paar Stunden Schlaf und dann nach Dresden, haucht er heiser, und noch eins: „Bayern, wir kommen.“ Optimismus grenzenlos.

Friedemann Küchenmeister ist „etwas frisch am Kopf“, wie er sagt. Der Boss im Aufsichtsrat hatte am Vortag auf dem Rückflug sein Haupthaar verloren; eine alte Wette aus Zeiten, in denen nicht mal er an den Aufstieg glauben wollte. Nun werde seine „Festplatte etwas besser gekühlt“, sagt er. Ein kühler Kopf tue jetzt gut, schließlich werde alles „etwas größer, teurer und vielleicht auch komplizierter“.

Doch selbst große Probleme werden an so einem Tag ganz klein. „Nie wieder 3. Liga, sondern
1. Liga, das ist unser Ziel“, schmettert OB Ingolf Roßberg in die johlende Menge. Als bekennender Dynamo-Fan schwebt auch er auf Wolke sieben. Für ein neues Stadion am richtigen Ort wolle er alle Rathausbeschlüsse auf den Prüfstand stellen. Sogar dem DFB werde er auf die Pelle rücken, verspricht der OB. Die Menge johlt und stimmt die Vereinshymne an: „Wir sind der 12. Mann ...“

Nach 16 Uhr nähert sich schließlich der Triumphzug vom Postplatz. Spieler, Frauen und Freundinnen kommen im offenen Bus, die Kicker verspritzen den Rotkäppchen-Sekt, routiniert wie Formel-1-Fahrer.

Schon die Heimkehr am Sonnabend versprühte einen Hauch Bremer Meisterstimmung. Als der Lufthansa-Airbus in Klotzsche ausrollte, wehte die gelb-schwarze Flagge aus dem Cockpit. In der Nobeldisko „M5 Nightlife“ wurden später die „Caipirinhas“ zum Drink der Nacht. Unklar blieb, ob die Kicker mit der brasilianischen Alkohol-Mixtur auch schon mal etwas südamerikanische Fußball-Kunst aufsaugen wollten. Stehvermögen bewiesen alle. Denn Sonntagmorgen gegen 3.30 Uhr hatte noch kein Kicker die Party verlassen. Im Gegenteil: Achillessehnen-Patient Torsten Bittermann, auf dem Wege der Genesung, führte zu später Stunde die Polonaise an.

Nun, am Nachmittag danach, vor der Taufe jedes Spielers zum „Fußballgott“ schätzt Trainer Franke die Fitness seiner Mannen noch immer als „ganz gut“ ein. Franke lacht: „Fußball spielen können sie noch.“
 

dnn, 7.6.2004

Die Spannung steigt. Alle warten auf die Mannschaft. Doch der offene Bus muss sich seinen Weg mühsam durch die Stadt bahnen. Überall jubeln die Dresdner den Dynamos zu. Um 16.15 Uhr ist es endlich so weit. Präsident Rudi empfängt die Jungs mit einer Sektdusche, die von den Spielern erwidert wird. Die Dynamo-Gesänge wollen keine Ende nehmen. Die Feier strebt ihrem Höhepunkt zu. Gert Zimmermann und Peter Hauskeller empfangen jeden einzelnen Spieler auf der Bühne, die Massen schlagen alle zum "Fußballgott". Torsten Bittermann sagt: "Der Aufstieg mit Chemnitz war schon geil, aber das hier mit Dynamo ist megageil und hammermäßig." Thomas Neubert denkt gar schon ans nächste Jahr: "Ich will in der Rückrunde in Cottbus spielen und das Siegtor schießen." Und wie alle anderen dankt René Beuchel zuerst den Fans: "Ihr seid der zwölfte Mann", stimmt er an und Dexter Langen ruft: "Ihr seid erstligareif!" Maik Wagefeld hat noch eine besondere Überraschung in petto. Er erinnert Volker Oppitz an eine Wette von vor zwei Jahren und holt eine Schere hervor. "Bei Aufstieg kommt der Zopf ab", so hatte es Oppitz versprochen." Und schnipp-schnapp, schon setzt Wagefeld an und der Zopf ist ab. Von der Bäckerei Wippler gibt«s zum Abschluss noch eine Dynamo-Aufstiegstorte. Torhüter Ignjac Kresic bringt es auf den Punkt: "Dresden ist eine fußballverrückte Stadt. Wir sind froh, dass wir solche Fans haben." Nach dreieinhalb Stunden geht die Megaparty auf dem Altmarkt zu Ende, gefeiert wird im Dynamo-Land aber weiter...
Astrid Hofmann

''Mit etwas geordneter Arbeit und Glück musste es vorwärts gehen'' (auszugsweise)

Zum zweiten Mal seit seinem Amtsantritt vor drei Jahren schaffte Christoph Franke mit Dynamo einen Aufstieg. Als er im Frühjahr 2001 bei den Schwarz-Gelben anheuerte, stand der achtfache DDR-Meister und Ex-Bundesligist vor dem Aus. Für einen der traditionsreichsten Fußball-Vereine im Osten reichte es in der Viertklassigkeit noch nicht einmal mehr zu einem Spitzenplatz. Überraschend schnell meldete sich die von Franke neuformierte Mannschaft um Kapitän Steffen Heidrich im Profigeschäft zurück und löste eine Begeisterung im Umfeld aus, die vor wenigen Jahren kaum jemand für möglich gehalten hätte. Am Morgen nach dem Triumph von Krefeld hatten die DNN im Trainerzimmer Gelegenheit zu einem ausführlichen Gespräch mit dem Erfolgstrainer, der erst gegen 3 Uhr morgens die Vereinsfeier im "M5" verlassen hatte
 
Was muss sich bei den Trainingsbedingungen tun, damit Dynamo zweitligatauglich wird?

Der Kunstrasenplatz muss endlich her, auch noch ein Rasenplatz mehr, damit die anderen nicht so belastet werden. Nicht nur wegen der Ersten, vor allem wegen der Nachwuchs- und Jugendmannschaften. Ich würde meine Kinder nicht hierher bringen, wenn ich diese Hartplätze, besser Einflugschneisen, sehe. Und der Boden in der Trainingshalle ist eine Katastrophe für jemand, der darauf Fußball spielen muss. Deswegen gehen wir schon so oft es geht nach Wilsdruff. Was meine unmittelbaren Bedingungen betrifft, so werde ich die auflisten. Dass sich im Stadion was tun muss, ist sowieso klar.

Sollte Dynamo nach Leipzig gehen, falls die Bayern oder Bremen im Pokal kommen?

Die Entscheidung müssen die Zuschauer fällen, ob man das in einem Ausnahmefall mal macht. Aber ich denke, wer gern zum Fußball geht, den turnt dieses Fluidum dort an. Ein Heimspiel wäre es allemal.

DNN REGIONALSPORT 04.Juni 2004

Jeder Dritte für Stadion im Ostra-Gehege

Dresden. Nicht ganz so deutlich wie der nicht-repräsentative DNN-TED fällt das brandaktuelle und repräsentative (!) DNN-Barometer zum Thema Standort eines Stadion(neu)baus aus: Fast jeder zweite Dresdner favorisiert den Umbau des Rudolf-Harbig-Stadions. Das geht aus einer Umfrage des Instituts für Kommunikationswissenschaft der TU Dresden hervor, das Ende Mai 504 ausgesuchte Dresdner befragte.

Im DNN-TED plädierten von 192 Anrufern 118 (61,5 Prozent) für das Harbig-Oval an der Lennéstraße. Die Ergebnisse des TED lassen sich aber nicht verallgemeinern, zumal in der Regel Fans oder Interessierte angerufen haben dürften. Das ist bei der TU-Umfrage anders, die sich aufgrund statistischer Erhebungsmethoden und sozialwissenschaftlicher Theorien auf die Bevölkerung hochrechnen lässt. Demnach haben derzeit 13 Prozent der Dresdner kein Interesse an Fußball oder keine Meinung zur Stadionfrage. Sechs Prozent würden überhaupt kein Geld für Stadien ausgeben. Und rund jeder dritte Befragte hält das Ostra-Gehege für den besseren Standort. Jetzt ist die Politik am Zuge.

Einigkeit herrscht bei den fünf Fraktionen im Stadtrat, dass zunächst die Zweitliga-Tauglichkeit des Rudolf-Harbig-Ovals hergestellt werden muss. Welcher Standort für einen Neu- oder Umbau in Frage kommt, hängt von einer gemeinsamen Untersuchung von Stadt und Stadionkommission ab. Ergebnisse sollen noch Ende Juli vorliegen.
 

Sächsische Zeitung, 3.Juni 2004

Drewag bürgt für Dynamo

Einen Mosaikstein zum Aufstieg von Dynamo leisten die Drewag Stadtwerke. „Wir übernehmen die erforderliche Bürgschaft für die Lizenz“, sagte gestern Sprecherin Corynn Müller auf SZ-Anfrage.

Die PDS-Fraktion fordert für den Sommer eine „Experten-Anhörung“ des Stadtrates zu den Möglichkeiten der Modernisierung des Rudolf-Harbig-Stadions. „So könnte der Stadtrat direkt von den Planern erfahren, welche Konzeptionen machbar wären“, sagt Stadtrat André Schollbach.

Er hatte mit einer aktuellen Stunde das Thema Stadion ins Blickfeld gerückt. „Jetzt hat auch der Finanzausschuss unserem Antrag zur unverzüglichen Instandsetzung mehrheitlich zugestimmt“, sagt er und hofft, dass sich die Politiker nach dem Wahltag an ihre angegebenen Versprechen halten. (SZ/kle)


Bürger in Aktion: Rund 150 Interessierte waren zum SZ-Wahlforum "Quo Vadis Dresden" gekommen und wollten wissen: Was hat welche Partei mit der Stadt vor? Fünf Fraktionschefs und der Sprecher der Bürgerliste standen im Art`otel Rede und Antwort.

 Quo vadis Dresden? Die Chefs der Stadtratsfraktionen beim SZ-Wahlforum / Debatte um Finanzen,
Brückenbau und Kultur
von Thilo Alexe

Kurz vor der Stadtratswahl hat die SZ Dresdner Politikern noch einmal auf den Zahn gefühlt. Rund 150 Zuhörer wollten am Dienstagabend wissen, wie es mit Stadion, Haushalt, Straßenbau und Kindertagesstätten weiter geht.
Je zwei Minuten Redezeit pro Themenrunde ? das war die einzige Vorgabe an die sechs Kommunalpolitiker. Vor rund 150 interessierten Zuhörern haben die Fraktionschefs Michael Grötsch (CDU), Ralf Lunau (PDS), Andreas Herrmann (SPD), Eva Jähnigen (Bündnisgrüne), Jürgen Schwarz (FDP/DSU) sowie Thomas
Blümel von der nicht im Stadtrat vertretenen Bürgerliste erklärt, was sie für Dresden wollen.

FINANZEN

Erstmals wird die Stadt in diesem Jahr einen unausgeglichenen Haushalt haben. Ein strikter Sparkurs ist notwendig. Alle Fraktionschefs waren sich einig, dass bei den rund 6 000 Rathausmitarbeitern noch stärker als ohnehin geplant gekürzt werden soll. "Unser Rathaus ist immer noch zu stark bevölkert", sagte DSU-Stadtrat Schwarz. Sein PDS-Kollege Lunau warnte jedoch vor überhastetem Stellenabbau "nach der Rasenmähermethode". Vor allem die Bearbeitung vom Bund übertragener Sozial-Aufgaben erfordere Personal. CDU-Fraktionschef Grötsch sah beim Stadtplanungs- sowie dem rund 80 Mitarbeiter starken Rechtsamt Sparmöglichkeiten. Zudem forderte er weitere Privatisierungen städtischer Aufgaben, Schwarz machte sich gar für den kompletten Verkauf der Stadtentwässerung stark. SPD-Mann Herrmann verlangte vom Rathaus, mehr Büros in städtischen Immobilien als in angemieteten Häusern zu nutzen.

KINDER

Verfallende Kindertagesstätten und unsanierte Schulen ? die Fraktionschefs räumten Handlungsbedarf ein. "Der Eigenbetrieb Kindertagesstätten muss angemessen ausgestattet werden", sagte Herrmann. Grötsch machte die Gebäudesanierung abhängig vom Sparkurs in der Verwaltung. Blümel wies darauf hin, dass seit der Wende 280 Kinder- und Jugendeinrichtungen geschlossen wurden. Im Übrigen sei Dresden eine teils recht kinderunfreundliche Stadt ? wegen des Lärms und des dichten Verkehrs. Die Grünen verlangten vom Rathaus den Kampf für eine andere Förderpolitik ? bislang unterstütze das Land vorwiegend den Straßenbau.

VERKEHR

Obwohl seit der Wende Milliarden Euro in die Infrastruktur flossen, sind knapp die Hälfte der Dresdner Straßen mangelhaft ? beschlossene Projekte, wie der Ausbau der Königsbrücker Straße und die Waldschlößchenbrücke, wurden nicht realisiert. Zumindest letzteres soll es auch nicht werden, fordern Bündnisgrüne und PDS. "Statt dessen müssen wir in die Sanierung des Straßen-Bestandes investieren", sagte Eva Jähnigen. Ralf Lunau rief das alte Mehrbrücken-Konzept als Alternative in Erinnerung. Schwarz warnte vor einem Infarkt des Blauen Wunders, Grötsch vor einem Image-Schaden für Dresden, falls die Brücke nicht gelinge. Zudem erneuerten Grüne, PDS und die Bürgerliste ihre Forderung nach dem Verzicht auf Großprojekte mit hohen Folgekosten. Die Projekte Altplauener Kreisel und die Magdeburger Straße seien überdimensioniert. Die SPD sprach sich gegen weitere Einschnitte bei Bus und Straßenbahn aus.

STADION

Überraschende Einigkeit: Alle Politiker kritisierten das Stadionbau-Versprechen von OB Ingolf Roßberg (FDP) als zu voreilig. Zunächst müsse angesichts des wahrscheinlichen Dynamo-Aufstiegs die Zweitliga-Tauglichkeit des Harbig-Ovals hergestellt werden. Die Bürgerliste sprach sich gegen einen Neubau im Ostragehege aus.

KULTUR

Der im Publikum anwesende Operetten-Intendant Wolfgang Schaller erntete auf seine Anfrage zur Zukunft des Hauses vor allem warme Worte. Der von der Stadt anvisierte Umzug ins Zentrum wurde von den Fraktionen begrüßt, der Plan müsse aber finanziell untersetzt sein.


stadionwelt.de

Dresden: Bewegung in der Stadionfrage
Während die Fans des Fußball-Regionalligisten Dynamo Dresden den fast sicheren Aufstieg in die 2. Bundesliga feiern, gibt es auch in der Stadionfrage neuen Anlass zur Hoffnung. Beim letzten Heimspiel der Saison verkündete Dresdens Oberbürgermeister Ingolf Roßberg, dass die Stadt ein neues Fußballstadion benötige und dieses auch bekommen werde.
In einem Interview mit der Sächsischen Zeitung erklärte Roßberg weiterhin, dass die vom Stadtrat bereits entschiedene Standortfrage neu diskutiert werden müsse. Unter anderem in Hinblick auf die Olympiabewerbung war sich für das Ostragehege und gegen den jetzigen Standort an der Lennéstraße entschieden worden. Ein Gutachten soll die beiden Möglichkeiten nun noch mal miteinander vergleichen, unter anderem im Hinblick auf die Sicherheits- und die Parkplatzsituation. Ergebnisse sollen bis nach der Sommerpause vorliegen.
Die Kosten für den Bau des neuen Stadions, das über eine Kapazität von 25.000 Plätzen verfügen soll, werden von Roßberg mit 40 bis 50 Millionen Euro beziffert. Wie das Stadion finanziert werden kann, ist allerdings noch unklar. Die Stadt werde nicht alleine für die Kosten des Stadions aufkommen, daher müssten Gespräche mit Sponsoren, aber auch Bund und Land geführt werden, so Roßberg.
Unterdessen wurden mit der Sanierung des Rudolf-Harbig-Stadions begonnen. Der DFB hatte im März eine Reihe von Auflagen erteilt, die bis zum 31. Juli erfüllt werden müssen, um die Spielerlaubnis für die kommende Saison zu erhalten (Stadionwelt berichtete).
 

Wochenkurier, 2.Juni 2004

Zimmis "Einwurf"
Danke, Franke! Mit zwei Worten ist alles gesagt. Mehr möchte der 59-jährige Trainer des Zweitligisten Dynamo Dresden auch nicht hören...
 
...Er wird ab der kommenden Woche still in seinem Garten sitzen und schmunzeln. Urlaub! Denn seine Jungs sind mit ihm aufgestiegen. Dorthin, in Liga Zwei, wo Franke schon einmal mit Chemnitz war. Nach drei erfolglosen Kicks und einem verlorenen Pokalspiel schickten ihn damals seine Vorgesetzten nach Hause. Vergessen war seine Aufbau- und Aufstiegsarbeit, weil Niederlagen nicht in unsere Gesellschaft passen. Jetzt die Genugtuung pur, die Franke aber nie öffentlich äußern wird. In Dresden werden bei der Aufstiegsfeier am Sonntag alle Dämme brechen. Zum ersten Mal werden auf den Altmarkt mehr Menschen kommen als zum Striezelmarkt-Riesenstollen-Anschnitt. Zum ersten Mal wird Dresdens City wieder munter. Viele ausländische Touristen staunten bisher bei ihren Entdeckungsreisen der Dresdner Sehenswürdigkeiten über die friedliche Stille im Stadtkern. Ähnelnd der des Zentralfriedhofs von Chicago. Vielleicht sollten die Stadtangestellten schnellstens die seit 1971 ausgeliehene Maitribüne wieder auf den Altmarkt zurückholen und eine Stunde lang lauthals ihre Arme in die Lüfte werfen und rufen, dass sie noch leben. Allerdings würden sie beim Betreten des guten Stücks schnell noch ihre Versicherungspolice erhöhen. Und im Stadion müßte endlich mit dem Bau begonnen werden. Ein Glück aber auch, daß gegen Neumünster nichts passiert ist. Das Harbig-Stadion war genau so gefüllt wie zu den Europapokalspielen. Die genauen Zahlen sind in den Statistiken nachzulesen. Offiziell waren es 28 000. Und mittendrin der Oberbürgermeister Roßberg. Der soll in der Halbzeit etwas erzählt haben von einem neuen Stadion. Nur leider nicht wann und wo? Kann er ja auch nicht, weil seine zukünftigen Kollegen aus dem Rathaus erst dann Beschlüsse fassen werden, wenn sie gewählt wurden. Was sagt der Sänger der früheren DDR-Kult-Band City, Toni Krahl, immer beim Fotografieren des Publikums? Man wisse ja nie, ob es noch mal anders kommt und dafür bräuchte er halt schon mal die Beweise. In Elbflorenz ist nichts anders. Hier hat sich Schwarz-Gelb durchgesetzt, obwohl der Kult-Klub als Patient schon mehrfach auf der Intensivstation lag. Danke, Franke!
Gert Zimmermann
Hörfunkreporter bei MDR 1 Radio Sachsen 

SZ, 2. Juni 2004


Anpfiff im Herbst

Neuer Stadtrat soll über Stadionbau entscheiden / Vergleichsgutachten im Juli
Von B. Klemm und A. Schneider

Dresdens Stadtoberhaupt versprach ein neues Stadion – realistisch oder ein neues Kapitel in der endlosen Geschichte? Der Stadtrat soll auf seiner ersten Sitzung im Herbst darüber entscheiden.

Bauarbeiter rückten gestern mit Duschen, Toiletten und Fliesen an. Sie sanieren den Sanitärbereich im Rudolf-Harbig-Stadion. „Ein Arzt- und Dopingraum wird neu gebaut“, sagt Dynamo-Geschäftsführer Volkmar Köster. Im Mai wurden bereits für 16 000 Euro die Toiletten in den Verwaltungsgebäude erneuert. In zwei Monaten, zum Beginn der 2. Bundesliga, sollen die Auflagen des Deutschen Fußballbundes erfüllt sein, sagt Köster. Während sich viele Fans am Pfingstsonntag nach dem fast perfekten Aufstieg in die zweite Liga ein Stückchen vom Rasen mitnahmen, eröffnete OB Ingolf Roßberg eine neue Spielwiese: Er versprach einen Stadionneubau. Hinter den Kulissen hatte er nicht nur um Bürgschaften für Dynamo gerungen, sondern auch mit dem Verein und der Fan-Initiative „Rettet das Rudolf-Harbig-Stadion“ über den Stadionausbau verhandelt.

Dabei hatte Dresdens Stadtrat längst beschlossen, dass ein neues Stadion im Ostragehege entstehen soll. Nur angesichts leerer Kassen sind alle Pläne gescheitert. Inzwischen hat sich die Stadt von einem Stadion für Fußballer und Leichtathleten zugleich verabschiedet. „Wir vergleichen jetzt beide Standorte, Ostragehege und Lennéstraße“, kündigt Ulrich Finger vom OB-Büro an. Es sollen nun auch Fragen wie Sicherheit und Parkplätze beachtet werden. Ende Juli werde das Gutachten vorliegen. Der neue Stadtrat soll in seiner ersten Sitzung über An- oder Abpfiff entscheiden.

„Nach der Wahl sollten wir den Beschluss zum Ostragehege aufheben“, sagt SPD-Stadtrat Albrecht Leonhardt. Das Dynamo-Mitglied ist für das Harbig-Stadion. Vorsichtiger ist CDU-Fraktionschef Michael Grötsch: „Dynamo darf nicht scheitern, weil das Stadion mangelhaft ist“, sagt er und will die Ergebnisse abwarten. „Aber: Wer ein neues Stadion baut, muss auch sagen, wie Schulen und Kitas saniert werden.“
 
 
Drei Fragen an den Oberbürgermeister

Oberbürgermeister Ingolf Roßberg (FDP) hat einen Stadion-Neubau verkündet. Die SZ fragte nach.


Sie haben vor Zehntausenden ein neues Fußball-Stadion versprochen. Wo soll das sein?

Gemeinsam mit der Stadionkommission von Dynamo habe ich die Standortfrage neu aufgerollt, obwohl die gültigen Stadtratsbeschlüsse alle das Ostragehege als Standort benennen. Allerdings hat sich mit der gescheiterten Olympiabewerbung die Lage verändert, wir können jetzt offener über die Standorte diskutieren. Wir legen dem Stadtrat nach der Sommerpause einen Standortvergleich vor. Das heißt, wir haben dann beide Varianten untersucht und Vor- und Nachteile aufgelistet. Anhand dieser Fakten kann dann der Stadtrat eine sachlich fundierte Entscheidung fällen. Bisher wurde auf beiden Seiten nur aus dem Bauch heraus argumentiert.

Wie teuer wird der Stadion-Neubau? Wann könnte er Realität werden, und wie ist er zu finanzieren?

Ein neues Stadion kostet zwischen 1 500 und 2 000 Euro pro Sitzplatz, also bei 25 000 Plätzen irgendwo zwischen 40 und 50 Millionen Euro. Ich will dem Stadtrat mit dem Haushalt 2005 auch einen Vorschlag unterbreiten, wie das Stadion finanziert werden könnte. Allerdings kann die Stadt auf keinen Fall die volle Summe übernehmen. Mit Dynamo sprechen wir über die Beteiligung der Wirtschaft. Aber auch Bund, Land und DFB sind gefragt, den Fußball in Dresden zu unterstützen. In das modernste Viertliga-Stadion der Republik in Leipzig sind von verschiedenen Seiten öffentliche Gelder geflossen.

Viel Zeit bleibt nicht, Dynamo braucht in der neuen Saison ein ligataugliches Stadion. Wie soll das gesichert werden?

Heute haben die Arbeiten im Casino-Gebäude, also im gesamten Sanitär- und Umkleidebereich, begonnen. Insgesamt kostet uns die kurzfristige Sanierung 730 000 Euro. Ein Teil übernimmt davon die Stadt, ein Teil der Verein. Wir werden nach der Sommerpause die Auflagen des DFB erfüllt haben.
Gespräch: B. Klemm
 
 
MDR Online, 2.6.2004

Stadionfrage in Dresden wieder offen

Dynamo Dresden hat den Sprung in den bezahlten Fußball geschafft. Doch die Frage nach einem tauglichen Stadion ist in Dresden weiter offen. Am vergangenen Sonntag hatte Oberbürgermeister Roßberg im maroden Harbig-Stadion lauthals angekündigt: "Dresden braucht ein neues Fußballstadion. Dresden wird es bekommen!"

Jetzt wird neu verhandelt - Entscheidung im Herbst
Am Dienstag bestätigte die Stadtverwaltung, dass der OBM entgegen gültiger Beschlüsse und im Interesse von Dynamo eine erneute Prüfung der Standortfrage in Gang gesetzt habe. Damit ist auch ein Neubau im jetzigen Harbig-Stadion wieder denkbar. Gemeinsam mit der Stadionkommission von Dynamo sollen derzeit noch einmal alle Vor- und Nachteile der beiden in Frage kommenden Standorte im Ostragehege und an der Lennéstraße abgewogen werden. Eigentlich war der Neubau im Ostragehege bereits beschlossene Sache, allerdings immer mit Blick auf die mittlerweile gescheiterte Leipziger Olympia-Bewerbung.

Bis Ende Juli soll nun gemeinsam mit den Verantwortlichen von Dynamo Dresden eine Vorlage für den Stadtrat erarbeitet werden. Roßberg: "Ziel ist es, dass der Stadtrat in der ersten Sitzung nach der Sommerpause zum Standort, zum Stadion und zur Finanzierung eine Entscheidung fällt." Unterstützung für das von den Dynamo-Fans bevorzugte Harbig-Stadion gab es bereits von PDS-Sprecher Andre Schollbach: "Das Stadion gehört an die Lennèstraße."
 
dnn, 2.6.2004

Roßberg: Stadion-Plan bis Juli

Dresden. Der Aufstieg Dynamos kommt und die Stadt als Eigentümerin des Stadions gerät immer mehr in die Bredouille. Der Massenansturm auf das vom Sportstätten- und Bäderbetrieb eigentlich nur für 15 993 Zuschauer zugelassene Harbig-Stadion unterstrich, dass an Modernisierung oder Neubau der Arena kein Weg vorbei führt. OB Ingolf Roßberg war bei seinem Besuch am Sonntag so beeindruckt, dass er den bei seiner Ankündigung pfeifenden Fans am Mikrofon von Stadionsprecher Peter Hauskeller eine neue Arena versprach. Nun will der OB seinen Worten Taten folgen lassen und das von der Stadt seit Jahren eher geringschätzig behandelte Thema auf die Tagesordnung setzen.

Im Interesse des Publikumsmagneten Dynamo und entgegen gültiger Stadtratsbeschlüsse veranlasste Roßberg eine erneute Prüfung der Standortfrage. Gemeinsam mit der Stadionkommission von Dynamo werden derzeit noch einmal alle Vor- und Nachteile der beiden in Frage kommenden Standorte im Ostragehege und an der Lennéstraße abgewogen. Die Landeshauptstadt bedient sich dabei einer Projektentwicklungsgesellschaft, die über Erfahrungen bei der Entwicklung von Stadionstandorten verfügt. Eine abschließende Entscheidung muss der Stadtrat fällen. Die Vorlage für den Stadtrat wird in Abstimmung mit Vertretern von Dynamo bis Ende Juli erarbeitet. "Ziel ist es, dass der Stadtrat in der ersten Sitzung nach der Sommerpause zum Standort, zum Stadion und zur Finanzierung eine Entscheidung fällt", so der OB, der gestern im Rathaus für sein Vorpreschen viel Kritik erntete.

Doch die Zeit drängt. Dynamos Hauptgeschäftsführer Volkmar Köster erinnerte daran, dass der Deutsche Fußball-Bund (DFB)zum wiederholten Male schriftlich darauf hingewiesen hat, dass "selbst bei der Rekonstruktion das Harbig-Stadion nur bedingt und für kurze Zeit zweitligatauglich ist". Die Dynamo-Stadionkommission weilte gestern erneut in Leverkusen, um weitere Informationen und Argumente zu sammeln, die die Entscheidungsfindung erleichtern sollen. "Das alles werden wir dem Stadtrat dann auf den Tisch knallen", meint Köster.

Es gehe jetzt in erster Linie darum, Dynamo ein zweitligataugliches Stadion bereitstellen zu können, sagte CDU-Fraktions-Chef Michael Grötsch in der "DNN-Elefantenrunde", zu der alle Fraktions-Bosse geladen waren. BündisGrünen-Chefin Eva Jähnigen zollte den Dynamos Anerkennung für eine "harte, stille Arbeit", mit der es vorangegangen sei. Erneute Versprechen ohne Finanzierungskonzepte und ohne ehrliche Abschätzungen der Betreiberkosten seien Muster ohne Wert. Die Chefs aller Fraktionen bekräftigen jedoch ihren Willen, gemeinsam die beste Lösung für die Stadt und Dynamo finden zu wollen.

Ein Versprechen vom Sonntag konnte Roßberg einlösen: Die Drewag übernahm die für die neue Dynamo-Lizenz noch erforderliche Bürgschaft.
(DNN/JOL/rare)

BILD, 2. Juni 2004

 ... der Stadion-Umbau hat auch begonnen

Ingolf Roßberg versprach Dynamo am Sonntag vor 30 000 Fans, dass das Harbig-Stadion zügig zweitliga-tauglich gemacht wird.

Und Dresdens OB hielt Wort: Gestern begannen die ersten Arbeiten in der maroden Arena.

„Die Zeit drängt”, erklärt Dynamos Geschäftsführer Volkmar Köster. „Wir haben gestern vom DFB Post bekommen. Die geforderten Umbaumaßnahmen müssen bis zum 1. August abgeschlossen sein.” Gesamtkosten: rund 750 000 Euro.

Als erstes wird der Kabinen-Trakt unter der VIP-Terrasse entkernt und saniert. Die Sanitär-Anlagen werden komplett erneuert. Dazu kommt ein Raum für Doping-Kontrollen.

Außerdem beginnt in Kürze die Sanierung des Stehplatz-Bereiches in der Bad-Kurve. Die Traversen müssen
begradigt und befestigt werden.

Köster: „Danach rechnen wir mit einem genehmigten Fassungsvermögen von rund 25 000 Zuschauern.”
Parallel dazu laufen die Arbeiten auf der Presse-Tribüne an.
Dort entstehen 50 neue Plätze mit Strom- und Telefonanschlüssen.

Auch gut: Auf der Geschäftsstelle ist mit Sponsoren-Hilfe schon ein neuer Sanitär-Trakt entstanden.

ts
 
Pressemitteilung

1. Juni 2004 / l / r /ks
Stadionentscheidung im Herbst  Stadt entwickelt erstmals konkrete Aussagen zu beiden Standorten

Die Landeshauptstadt Dresden gratuliert dem 1. FC Dynamo Dresden zu dem 99 % feststehenden Aufstieg in die 2. Bundesliga. "Mit der Begeisterung der Fans gehört Dresden ganz einfach in die Bundesliga", stellte Oberbürgermeister schon während des Spiels gegen Neumünster fest. "Jetzt muss der Sack gegen Uerdingen zugeschnürt werden, wenngleich schon der Aufstieg zu 99 % sicher ist."

Ein zweiter Schritt muss nach dem Aufstieg nun unweigerlich folgen. Die Mannschaft und die Stadt braucht eine Klärung der seit vielen Jahren diskutierten "Stadionfrage". Ein den Anforderungen der Bundesliga entsprechendes Umfeld muss zeitnah für Dynamo und die Stadt geschaffen werden. Nach der Entscheidung des IOC gegen die Leipziger Olympiabewerbung bestehen dafür mehr Freiheiten.

Der Oberbürgermeister hat im Interesse von Dynamo und entgegen gültiger Stadtratsbeschlüsse eine erneute Prüfung der Standortfrage in Gang gesetzt. Gemeinsam mit der Stadionkommission von Dynamo werden derzeit noch einmal alle Vor- und Nachteile der beiden in Frage kommenden Standorte im Ostragehege und an der Lennéstraße abgewogen. Die Landeshauptstadt Dresden bedient sich dabei einer Projektentwicklungsgesellschaft, die über Erfahrungen bei der Entwicklung von Stadionstandorten verfügt.

Eine abschließende Entscheidung muss der Stadtrat fällen. Die Vorlage für den Stadtrat wird in Abstimmung mit Vertretern von Dynamo Dresden bis Ende Juli erarbeitet. "Ziel ist es, dass der Stadtrat in der ersten Sitzung nach der Sommerpause zum Standort, zum Stadion und zur Finanzierung eine Entscheidung fällt", so Oberbürgermeister Roßberg. Die Vorlage wird zu allen genannten Aspekten erstmals genaue Aussagen treffen, nach denen dann eine sachliche Abwägung möglich wird.

Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an Ulrich Finger, Referent für Wirtschaft und Investitionen, unter 0351/488 2250.

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Dresdner Morgenpost, 1. Juni 2004

OB Ingolf Roßbergs Millionen-Versprechen
Kein Geld, kein Plan, kein Beschluss

Na, hoffentlich hat er sich da nicht zu weit rausgelehnt. Lauthals verkündete Oberbürgermeister Ingolf Roßberg (FDP) in der Halbzeit des Aufstiegsgipfels von Dynamo Dresden den Bau eines neuen Stadions - vor mindestens 28 000 Ohrenzeugen.

Begrüßt wurde der Stadt-Chef mit Pfiffen und Buhrufen, als er sich selbst für die vor zwei Jahren errungene Vereins-Bürgschaft lobte. Doch dann prustete er unter Applaus weiter: „Hiermit verspreche ich, dass in Dresden ein neues Stadion gebaut wird.” Ort und Zeitpunkt ließ eroffen. Doch der Stadionsprecher entgegnete: „Vielen Dank, Herr Roßberg, dass Sie an dieser traditionsreichen Stelle ein neues Stadion errichten wollen.”

Rums - ohne Widerspruch akzeptierte der OB. Ein Bekenntnis pro Arena an der Lennstraße? Dynamo-Boss Jochen Rudi: „Roßberg sprach mit Volkes Stimme. Alle Fans favorisieren die traditionsreiche Spielstätte inmitten der Stadt. Und auch die Mitgliederversammlung hat beschlossen, dass der Verein nur dort zukünftig Fußball spielt.”

Was dies nützt, ist allerdings fraglich. Immerhin wird seit Jahren hitzig über den künftigen Standort des Stadions gestritten. „Wir brauchen bis November eine Entscheidung. Wo soll das Stadion hin, was kostet ein Neu- beziehungsweise Umbau”, sagt CDU-Stadtrat Klaus-Dieter Rentsch. Die PDS-Fraktion hat zumindest die Frage des Standorts für sich bereits geklärt. PDS-Sprecher Andre Schollbach: „Es gibt kein vernünftiges Argument für einen Neubau im Ostragehege. Das Stadion gehört an die Lennestraße.”

Wie die neue Arena finanziert werden soll, ist offen. Schollbach glaubt: „Dynamo hat wohl private Investoren. Diese Idee sollteman zusammen mit einem Betreiberkonzept prüfen. So hätten wir vielleicht in zwei Jahren ein neues Stadion.” Für die CDU reines Wunschdenken. Rentsch: „Wenn wir ein klares Konzept haben, muss die Stadt erst mal anfangen, Geld zurückzulegen. So wird der Neubau vielleicht in fünf Jahren realistisch.” Zudem sollten sich die Dynamo-Kicker in der 2. Bundesliga erst mal etablieren.
OB Roßberg geht derweil davon aus, dass im Herbst eine Entscheidung für den Standort fällt: „Es ist aber noch nicht klar, wie das Geld dafür aufgebracht werden soll.”
von rok/elu

Was die Dynamo-Fans dazu sagen

Das OB-Versprechen sorgt für Gesprächsstoff. So diskutieren die Fans im Internetportal (www.dynamo-dresden.de):

„Versprechen kann er viel, gerade wenn das halbe Stadion pfeift.”
„Tja, lieber Rossi: Wer rumeiert und keine klaren Statements hervorbringt, erntet Pfiffe und wird von der Öffentlichkeit vergewaltigt. Jetzt kann er nur noch klar Farbe zum Stadion an der Lennestraße bekennen, ansonsten ist er politisch tot ...”
„Roßbergs Ankündigung stehe ich recht skeptisch gegenüber. Immerhin ist er nicht Alleinentscheider.”
„Ulbricht hat gesagt, er würde nie eine Mauer bauen ...”
„Danke, Herr Roßberg! Daran müssen Sie sich in Zukunft messen lassen.”
„Rossi hat sich nicht deutlich genug festgelegt, quasi wieder zwischen alle Stühle gesetzt.”
„Das war dummes Geseire und sonst nüscht.”
„Wenn der da mal nicht den Mund zu voll genommen hat.”
„So wie Roßberg das versprochen hat, kann er es auf keinen Fall rückgängig machen.”
„Ich glaube ja, dass sich der Roßberg da sein politisches Grab geschaufelt hat.”
„Rossi kann wünschen, steuern, Richtungen anzeigen, aber nicht entscheiden.”

BILD, 1. Juni 2004

Dynamo kriegt ein neues Stadion

Dynamo im Freudentaumel - auch die Lizenz für die 2. Liga ist seit Sonntag gesichert.

Dresdens Oberbürgermeister Ingolf Roßberg sicherte die noch fehlende Bürgschaft (100000 Euro) zu. „Wir helfen”, sagte er. „Die letzten Verträge werden Dienstag unterschrieben.”

Außerdem kündigte Roßberg an, dass auch die für die zweite Liga notwendigen Modernisierungsarbeiten im Harbig-Stadion in dieser Woche beginnen werden.
Doch das war noch nicht alles: Roßberg versprach Dynamo und den Fans ein neues Stadion. „Dresden braucht ein neues Fußballstadion. Dresden wird es bekommen!”

Präsident Jochen Rudi ist sich sicher: „Ich denke, die Aussage zielt zu 99 Prozent in Richtung Harbig-Stadion. Wir haben der Stadt gezeigt,dass Fußball an diesem Standort stattzufinden hat.”

Auch wenn Roßberg wegen der offenen Standortfrage der neuen Arena Pfiffe zu hören bekam. Man darf nicht vergessen, dass er Anteil am Aufschwung der Dynamos hat. Denn nach dem Oberliga-Aufstieg 2002 rettete die Stadt dem Verein mit einer Bürgschaft in Höhe von 850000 Euro die Lizenz für die Regionalliga.

N24, 1. Juni 2004 (auszugsweise)

Ostdeutsche Tradition in 2. Liga
...
Dresden plant die Aufstiegsparty

Ähnlich wie in Thüringen ist nach dem 1:0-Heimsieg vor 28.000 Zuschauern im überfüllten Rudolf-Harbig-Stadion gegen Absteiger Neumünster auch in Sachsens Landeshauptstadt Dresden jetzt die große Aufstiegs-Party in der Planung. Der Altmarkt in der Nähe der Frauenkirche ist reserviert. Ex-Dynamo-Star Ulf Kirsten hat schon seine Teilnahme angemeldet.

Zuvor wollen über 10.000 Dynamo-Fans beim letzten Auswärtsspiel in Uerdingen ihre Lieblinge noch über die letzte Mini-Klippe hieven. Dann kann Dresdens Oberbürgermeister Ingolf Roßberg auf den Plan treten. Das Stadtoberhaupt setzt sich für ein neues Stadion ein. Fest zugesagt ist von Seiten der Stadt bisher zumindest eine Bürgschaft von 300.000 Euro für den Verein und eine Sofort-Spritze von 500 .000 Euro für die notdürftige Sanierung des maroden Rudolf-Harbig-Stadions.

Sächsische Zeitung, 1.6.2004 alle folgenden

Ein Rausch in Gelb-Schwarz
Neun Jahre nach dem Zwangsabstieg und nach 90 Herzflatter-Minuten feiert nicht nur Dresden die Rückkehr in den bezahlten Fußball
Von Jörg Marschner und Thilo Alexe

Jörg Meyer hätte liebend gern das Spiel gesehen. Aber er musste ja auf der Dresdner Hauptstraße, auf der pfingstlichen Biermeile, sein Geschäft betreiben. Doch auch so war der große Blonde aus Kleinmachnow bei Potsdam unschwer als Fan zu erkennen mit seinem Spezialangebot: Dynamo-Crepes, eine Leckerei mit schwarz-gelber Füllung – mit Eierlikör und Schokosoße – für Käufer im Dynamo-Trikot mit einem Euro Preisnachlass. „Obwohl die Fans vor allem Durst hatten, gingen die Crepes gut“, sagt Jörg Meyer am Sonntagabend kurz vor 22 Uhr. Für ihn war das mehr als eine Geschäftsidee, „es war meine Sympathiebekundung für Dynamo“.

Abgeschnittene Netze als Zeichen des Triumphs

Eine andere Form der Sympathiebekundung wählen die offiziell 28 000, die die Ränge des Harbig-Stadions bis auf den letzten Platz gefüllt haben. Um 15.36 Uhr brechen sie stellvertretend für eine ganze Region in ohrenbetäubenden Jubel aus. Nach zig erfolglosen Versuchen haben die Dynamos in der 76. Minute doch noch das Tor der couragiert agierenden Feierabendfußballer aus Neumünster getroffen. Die Menge tobt – die pausenlosen Rufe und Gesänge sind auch eine Art kollektive Frustbewältigung. Neun Jahre nach dem Zwangsabstieg aus dem Profigeschäft ist Dresden so gut wie sicher in den bezahlten Fußball zurückgekehrt – Ende einer Leidenszeit.

Die Fans träumen schon wieder von mehr. „Heute Neumünster, morgen Erzgebirge Aue und übermorgen Bayern“, fordert ein Transparent über dem Stadionzaun den Durchmarsch durch Liga zwei. Apropos Stadionzaun: Dass der noch steht, ist der umsichtigen Regie des Vereins zu verdanken. Mit dem Schlusspfiff öffnen die Ordner die Tore, so das Tausende vor allem aus den Kurven den Rasen stürmen können. „Eine kluge Entscheidung“, lobt Dresdens Ordnungsbürgermeister Detlef Sittel (CDU), der den Auflauf von der Tribüne aus verfolgt.

Binnen Sekunden ist vom satten Grün nichts mehr zu sehen – die Menge begräbt den Rasen unter sich und schneidet – als Erinnerung an den Triumph – die Netze aus den Toren. Die Mannschaften spurten fast genau so schnell wie im Spiel in die Kabinen, andernfalls hätten sich zumindest die Dresdner Kicker wohl etliche Blessuren durch überschwängliche Anhänger zugezogen. Wenig später erscheint die Mannschaft doch noch – auf der Tribüne: „We are the champions.“

Die Rasenstürmer recken die Arme in die Luft, wollen – anders als nach manch anderen Partien – nur noch feiern. „Wir hatten einen ruhigen Tag“, sagt ein Polizeisprecher. Und die Sanitäter im Stadion mussten keine Schlägerei–Opfer behandeln – sondern lediglich Sonnenstiche, Sturzverletzungen und Alkoholleichen. Auch ohne Bier sitzen Erna, Danilo, Zölle, Hartzer, Megge und die anderen vom Fanclub „Dynamo Power Dahlener Heide“ völlig fertig auf dem Rasen. „Ich war nahe am Herzinfarkt, ich fürchtete schon, es geht schief“, lacht Danilo aus Oschatz. „Erna sieht ja jetzt noch blass aus“, scherzt Hartzer. Als ihre Lieblinge frisch geduscht im weißen Trikot auf die Tribüne treten, springen sie auf, jubeln, als ob die Spieler nur ihnen zuwinken würden, und produzieren gleich noch eine kleine La-O-la-Welle. Dann gehen sie zu ihren Autos. Sie wollen den Aufstieg zu Hause feiern.

Siegeskarawane am Goldenen Reiter

Gut anderthalb Stunden rauscht die Siegeskarawane am Goldenen Reiter Richtung Autobahn vorbei. Die Fenster offen, oft laut hupend, die gelb-schwarzen Schals im Fahrtwind wehend. Viele stehen im offenen Verdeck stolz wie ein Torero mit der Dynamofahne in der Hand und manche sogar zwei. Fast ganz Deutschland fährt hier vorbei. Natürlich Riesa/Großenhain (RG) und Kamenz (KM), Görlitz (GR) und Hoyerswerda (HY), Bautzen (BZ) und MTL (Muldentalkreis) und alles, was so rings um Dresden liegt. Aber es fahren auch auffällig viele Pkws aus Chemnitz und Leipzig, aus Gera und Magdeburg, aus München und Nürnberg, aus Celle und Hamburg, aus Potsdam und Cottbus geschmückt mit den Dynamo-Insignien Richtung Autobahn.

„Steh auf, wenn du ein Dresdner bist“, haben die 30 000 im Stadion mehrmals gesungen, und dann standen auch alle auf, die saßen. Aber was heißt hier Dresdner. „Das kann ich mir doch nicht entgehen lassen“, sagt Stefan Nowak, der eigentlich in Görlitz zu Hause ist, aber in Stuttgart Finanzassistent lernt und extra wegen des Aufstiegsspiels vom Neckar an die Elbe gekommen ist. „Ist das ein herrlicher Tag“, lacht sein Bruder Stefan, Mechatronik-Student an der TU, und schon singen und tanzen sie alle weiter zwischen den Ständen von Krombacher, Tucher und Budweiser. Hunderte sind es schon, und es werden immer mehr auf der Biermeile, die vom Spiel kommen. „Nie mehr dritte Liga“, „Wir sind der 12. Mann“, „Zweite Liga, Dynamo ist dabei“, singen sie. Sie hüpfen, schreien, reißen die Arme hoch, steigen auf Bänke und schwenken ihre Fahnen. Die Band vorn auf der Bühne am Goldenen Reiter hat es schwer, sich durchzusetzen. Erst recht, als ein junger Mann den hohen Sandsteinsockel erklimmt und unter lautem Jubel der unten Stehenden August dem Starken ein Dynamo-Banner in den linken Arm steckt. Marcel heißt der Kletterer, mehr will er nicht sagen aus Angst vorm nahenden Ordnungsdienst. Falk Richter und Daniel Matzek aus Großenhain kühlen sich ihre Siegeshitze erst mal im Springbrunnen ab. „Vier Jahre noch, dann sind wir 1. Liga“, strahlt Frank und haut vor Freude seinem Kumpel auf die Schulter. Der Optimismus kennt keine Grenzen.

Frank Sill und seine Freunde von den „SGD Bautzen Supporters“ gehen es ruhiger an. Sie lassen beim Bier alles noch mal Revue passieren. „Endlich wieder Profi-Fußball“, sagt der 34-jährige Sill. Weiter hinten singen sie gerade „Keiner wird es wagen, Dynamo zu schlagen“. Die SMS, die David Schulze soeben von einer Bekannten aus München bekommt, sagt was anderes. „Freut euch nicht zu früh, ihr müsst jetzt gegen 1860 spielen“, liest David vor. „Die sind doch nur noch Ruine“, lästert Frank Sill.

Das neue Stadion kommt, aber wann und wo?

Der Bautzener freut sich riesig über das neue Versprechen von Dresdens OB Ingolf Roßberg (FDP). Der hatte – anfangs mit Pfiffen begrüßt – noch vor dem Spiel gesagt: „Das neue Stadion kommt!“ Wann und wo – ob am Ort des Harbig-Stadions, wie es die Fans wollen, oder im Ostragehege –, das ließ er allerdings offen. „Ich glaub’s erst, wenn gebaut wird“, sagt der 24-jährige David Schulze von den Bautzen Supporters. „Sei nicht so misstrauisch“, entgegnet Frank Sill. Roßberg habe unter anderem mit der Bürgschaft viel gemacht für Dynamo. Über die Zusage, dass die Bauarbeiten für den Spielbetrieb in der 2.Liga sofort beginnen, sind jedenfalls alle froh.

Erst weit nach 22 Uhr verklingt am Goldenen Reiter der Dynamo-Jubel. In der Dance Factory und in Melly’s Disko geht er weiter. Dort spendiert Warsteiner, einer der Hauptsponsoren, eine Stunde lang Freibier und keine Minute länger. Patrick hat natürlich sein Brustsponsor-Trikot Nummer 0803 an. Im Internet hat er’s für 104 Euro erworben. „Für Dynamo macht ein richtiger Fan alles“, sagt Patrick, der Fassadenbauer. Am Sonntag früh um vier Uhr haben er und Nadine den Urlaub in der Nähe von Basel beendet, um an Dynamos großem Tag dabei zu sein. „Alles vom Feinsten“, kommentiert Patrick die vergangenen zwanzig Stunden.

Nach der Party viel zu tun
Kommentar
Von Sven Geisler

Dresden ist wieder zu sehen auf der Landkarte des deutschen Profi-Fußballs. Neun Jahre nach dem Zwangsabstieg von der ersten in die dritte Liga steigt Dynamo in die zweithöchste Spielklasse auf. Auch wenn das vor der letzten Partie erst zu 99 Prozent sicher ist.

Die Party steigt am Sonntag auf dem Altmarkt. Und danach? Es gehört mehr dazu, den schwer erkämpften Platz in der 2. Bundesliga zu verteidigen, als eine konkurrenzfähige Mannschaft. Der Verein muss mit seinen neuen Aufgaben weiter wachsen. Was die Verantwortlichen in den vergangenen drei Jahren geleistet haben, um Dynamo finanziell auf festere Füße zu stellen, verdient großen Respekt. Doch noch ist ein schwieriges Problem zu lösen. Der Klub muss sich von dem Kinowelt-Darlehen über fünf Millionen Euro befreien und die Fernseh- und Internetrechte zurück bekommen. Das erscheint beinahe als Quadratur des Kreises. Aber nur dann wird Dynamo auf Dauer handlungsfähig sein.

Was Dresden außerdem als wesentliche Grundlage für Profi-Fußball fehlt, sollte angesichts der fantastischen Kulisse am Pfingstsonntag auch der Letzte begriffen haben: ein modernes Stadion. Oberbürgermeister Ingolf Roßberg hat den Neubau erneut öffentlich versprochen und sicher den politischen Willen dazu. Aber er braucht jetzt die Entscheidungskraft, das Projekt gegen jene Kommunalpolitiker in Gang zu bringen, die es weiter auf die lange Bank schieben wollen.

Dresdner Neueste Nachrichten, 1. Juni 2004 alle folgenden

Endlich: Zweite Liga - Dresden ist dabei!

Dresden. 15:41 Uhr, Harbig-Stadion: Offiziell 28 000, inoffiziell 36.000 Dynamo-Fans fiebern dem Abfiff entgegen. "Augenblick verweile doch - du bist so schön!", steht auf einem Plakat, das begeisterte Anhänger im K-Block kurz vor dem Abpfiff entrollen. Ranisav Jovanovic hat vor wenigen Minuten das ersehnte 1:0 gegen sich hartnäckig wehrende Neumünsteraner erzielt. Und für die singenden Fans ist schon klar: Zweite Liga - Dresden ist dabei!

Als 15:46 Uhr Schiedsrichter Thorsten Schriever aus Otterndorf endlich abpfeift, brechen alle Dämme, stürmen die Zuschauer unaufhaltsam über den Rasen, um ihre Lieblinge zu feiern. Kaum einer glaubt daran, dass am letzten Spieltag noch etwas schief gehen kann. Selbst wenn Dynamo am 5. Juni beim KFC Uerdingen verliert, muss Verfolger Wuppertaler SV bei einem Sieg in Neumünster über ein Dutzend Tore aufholen, um die Franke-Elf noch abzufangen. Nach menschlichem Ermessen ein Ding der Unmöglichkeit. "Gegen diese Mannschaft schießen die doch keine 13 Tore. Das schaffen die nie", hat Dynamo-Präsident Jochen Rudi keine Zweifel mehr. Sportkoordinator Reinhard Häfner, der Dynamo als Trainer einst in die 1. Bundesliga führte, gesteht: "Für mich persönlich ist es geschafft. Da brennt nichts mehr an. Die Mannschaft aus Neumünster hat gezeigt, dass sie Charakter hat. Sie wird nicht zweistellig verlieren. Und wir verlieren auch nicht in Uerdingen."


Neun Jahre nach dem Abstieg aus der Bundesliga und dem durch den Lizenzentzug verursachten Absturz in die Drittklassigkeit kehren die Schwarz-Gelben als Tabellenzweiter der Regionalliga Nord ins Profigeschäft zurück. Das denken alle im Stadion, doch nicht alle geben es zu: Trainer Christoph Franke, der fast erdrückt wird von Gratulanten, bleibt seiner bescheidenen Linie nach außen hin treu: "Wir haben nur eine Vorentscheidung erreicht." Dass es in Wahrheit eine Entscheidung war, konnte jeder sehen, als Jovanovic dem überragenden VfR-Keeper André Friedrichs in der 76. Minute keine Abwehrchance ließ - Franke sprang auf, riss die Faust in die Höhe, bevor er von Honorar-Manager Siegmar Menz und dem glückseligen Torschützen umarmt wurde.

Auch der Aufsichtsratsvorsitzende Friedemann Küchenmeister will nach dem Abpfiff und dem beginnenden Feier-Marathon im Stadion und außerhalb öffentlich noch keine Gratulationen zum Aufstieg entgegen nehmen: "Wir feiern heute den Sieg über Neumünster", grinst er spitzbübisch. Doch längst plant der Verein im Stillen die Aufstiegsfeier am kommenden Sonntag auf dem Schlossplatz - "dort wo alle großen Feiern in Dresden steigen". Mittelfeld-Antreiber Maik Wagefeld weiß schon jetzt: "Da geht richtig die Post ab!" Und auch ganz offiziell. Zum Einstimmen auf die noch kommenden tollen Tage erlaubt er allen, die mit den Schwarz-Gelben gefiebert haben: "Etwas Kleines dürfen Sie schon aus dem Kühlschrank holen!" MDR-Radio -Reporter Gert Zimmermann, seit Jahrzehnten mit dem Verein eng verbunden, will es wie immer ganz genau wissen: "Wie? Was? Einen Eierlikör?" Aber Wagefeld will bei seinem geglückten Abschied vom Harbig-Stadion niemanden einschränken: "Jeder wie er es braucht!"


Ralf Minge blickt lieber nach vorn als zurück

Ralf Minge freut sich schon auf kommenden Sonnabend. Dann wir das ehemalige Dynamo-Idol beim letzten Regionalliga-Spiel der Franke-Elf in Uerdingen live dabei sein. Am Pfingst-Sonntag musste der 43-Jährige passen, da er für seinen Arbeitgeber Bayer Leverkusen zwei Spiele der U 21-EM beobachtete. "Doch ich war per Telefon mit Dresden verbunden", gibt "Mingus" zu. Schließlich schlägt das Herz des ehemaligen Stürmers noch immer im Dynamo-Takt. Dabei war es ausgerechnet Ralf Minge, der 1995 als letzter Bundesliga-Trainer den Verein zu Grabe tragen musste. Er erinnert sich nur ungern an jene Zeit: "Es waren einfach chaotische Verhältnisse. Schon frühzeitig konnte man absehen, dass wir keine Lizenz bekommen. Die Spieler versuchten, sich anderweitig zu orientieren. Keiner wusste so richtig, wo es langgeht. Das Schlimmste war für mich diese Ohnmacht, nichts tun zu können. Wenn man so lange wie ich mit dem Verein verwachsen ist, tat das schon richtig weh. Es war für mich die mit Abstand schwerste Zeit meiner Trainerkarriere." Das letzte Spiel fand damals in Leverkusen statt. "Unheimlich viele Fans hatten uns begleitet und haben sich dort noch einmal selbst gefeiert. Das hatten sie auch verdient. Ja, und dann war der Deckel zu", so Ralf Minge, der später noch die Dynamo-A-Jugend trainierte. 1998 ging er nach Köln, anderhalb Jahre später zu Bayer Leverkusen, wo er als Trainer der Amateure noch einen Vertrag bis nächstes Jahr besitzt. Den Kontakt zu Dynamo ließ der gebürtige Gröditzer nie abreißen. "Ich pflege noch zahlreiche Kontakte. Vor zweieinhalb Jahren kamen dann Vertreter der Stadt und Wieland Ziller nach Leverkusen, um sich über die Stadionproblematik zu informieren. Ein Jahr später gab es ein Treffen dazu in der Dynamo-Geschäftsstelle", berichtet Minge, wie sein Engagement für das Harbig-Stadion in Gang kam. "Seit einem Jahr wird das Vorhaben nun forciert. Wir hatten gemeinsam mit Ulf Kirsten und den anderen der Stadionkommission ein sehr gutes Gespräch mit dem OB. Mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga wird das Ganze jetzt in Fahrt kommen", ist Minge sicher. Schon heute erwartet er Dynamos Aufsichtsratsvorsitzenden Friedemann Küchenmeister und Wieland Ziller wieder in Leverkusen zum Gespräch.

A. Hofmann

Der "Zwölfte Mann" hat wieder einen guten Klang

Das Stadion ausverkauft, die Begeisterung im weiten Rund schon vor dem "Golden Goal" von "Rani" Jovanovic riesengroß: Dynamo ist längst wieder "in". Das war in den letzten Jahren nicht immer so. Am Ende der längst gegen die Schwarz-Gelben gelaufenen Oberliga-Saison 2000/01 war das Interesse der Zuschauer am Tiefpunkt angelangt. Am 9. Mai 2001 wollten nur noch 920 Zuschauer das 5:0 gegen Wacker Nordhausen sehen. Hoffnungslosigkeit schien sich auszubreiten. Ein Trugschluss - bald war der "Zwölfte Mann" wieder überall in den Stadien zu hören.

Die vom Triumvirat Franke/ Menz/Köhler neu zusammengestellte Mannschaft unter Führung von Kapitän Steffen Heidrich, der vom Bundesliga-Aufsteiger Energie Cottbus in die vierte Liga gewechselt war, erhielt auf Anhieb einen Vertrauensvorschuss. "Dass uns zum Saisonauftakt in Grimma 2000 Fans anfeuerten, war phänomenal", erinnert sich Christoph Franke noch immer gern. Und die Mannschaft zahlte mit schönen Toren und vielen Siegen rasch zurück, der Traum vom Aufstieg war bald kein Traum mehr. Als das Team am 9. Juni 2002 im Berliner Jahnsportpark mit dem 0:0 (Hinspiel 1:0/Tor: Heidrich) die Rückkehr in die Regionalliga schaffte, waren über 10.000 Dresdner Anhänger dabei. Zuvor hatten am 16. Mai 1200 Fans friedlich vorm Rathaus demonstriert, um städtische Unternehmen zur Übernahme von Bürgschaften zu bewegen. OB Ingolf Roßberg (FDP), bereits in Gesprächen, konnte wenige Tage später erfolgreiche Abschlüsse melden.

In diesem Jahr brauchen die Fans nur zum Feiern auf die Straße zu gehen, was sie am Sonntag auch schon eifrig taten. Eine Bürgschaft über rund 100.000 Euro braucht der Verein zwar noch zur Erfüllung der Lizenzauflagen. Doch Roßberg verkündete am Sonntag in der Halbzeitpause: "Der Weg ist frei!" Am heutigen Dienstag, so das Stadtoberhaupt, werden die letzten Unterschriften zu Papier gebracht. Dynamo -Schatzmeister Olaf Schäfer bestätigt: "In diesem Jahr wären auch 500.000 Euro kein Problem gewesen."

Am positiven Imagewandel, den Dynamo seit den letzten Jahren mehr und mehr erfährt, haben die Fans großen Anteil. Engagierte Anhänger hoben mit Unterstützung des Vereins ein neues Fanprojekt aus der Taufe, das offensiv gegen Gewalt im Stadion auftritt und auch vorbeugend außerhalb arbeitet (siehe Rand). Besondere Anerkennung fand daneben die Aktion "Brustsponsor" im Herbst letzten Jahres, mit der die Fans rund 150.000 Euro für die Jugendarbeit des Vereins einnahmen. "Mit dem Geld wird eine hauptamtliche Stelle für A-Jugend-Trainer Frank Lippmann eingerichtet, die Jugend-Begegnungsstätte wieder eröffnet und Geld bereitgestellt, wenn beim Wechsel von Jugendlichen nach Dresden Kosten für Organisation, Fahrten oder Unterbringung entstehen", klärt Jens Genschmar auf, der zum Sprecher der Inititiative "Brustsponsor.de" und als Fanvertreter in den Dynamo-Aufsichtsrat gewählt wurde. Doch nicht zum ersten Mal griffen die Fans für ihren Klub in die eigene Tasche, Spendenaktionen haben schon Tradition. Egal ob es um die Sicherung der Lizenz, die Förderung des Nachwuchses oder einen Gedenkstein für den 1997 verstorbenen Meistertrainer Walter Fritzsch geht - Dynamo kann auch in schwierigen Zeiten auf seine Fans zählen. "Sie sind unser eigentlicher Hauptsponsor", weiß nicht nur Kapitän Steffen Heidrich.
JOL