Jahr 2003


SZ vom 30.August 2003

Olympia sehr, sehr kompakt/

Leipzig wirbt für Spiele der kurzen Wege/Reiten in Moritzburg und Dresden/Riesa nur Trainingsort
Von Sven Siebert, Berlin

Viereinhalb Stunden suchte der Aufsichtsrat nach dem „Alleinstellungsmerkmal“. Um im Kreis der großen Namen unter den Bewerberstädten für die Olympischen Spiele 2012 bestehen zu können, hat sich das Bewerbungskomitee am Sonnabend auf seiner Aufsichtsratssitzung im Bundesinnenministerium in Berlin für das „Kompaktkonzept“ entschieden – für Olympia der kurzen Wege. Ein Alleinstellungsmerkmal, das zunächst Leipzig in Sachsen allein stehen lässt. Riesa – in der bisherigen Konzeption als Austragungsort der Kraft- und Kampfsportwettbewerbe vorgesehen – geht leer aus. 97 Prozent aller Medaillen sollen im Leipziger Stadtgebiet und im Tagebauseengebiet im Süden der Stadt vergeben werden. Bei den restlichen drei Prozent handelt es sich um die Reitermedaillen, um die in Moritzburg und Dresden gerungen werden soll.

Man wolle alles, was Leipzig von den Mitbewerbern positiv unterscheide, herausarbeiten, sagte Oberbürgermeister Wolfgang Tiefensee (SPD). Deswegen habe man sich für das „kompakte Modell“ entschieden, das Sportlern und Zuschauern kurze Transportwege- und -zeiten ermögliche. Er sei sehr glücklich über die Entscheidung des Aufsichtsrates, sagte ein gut gelaunter Tiefensee der SZ. Alle anderen Bewerber arbeiteten mit Distanzen bis zu 80 Kilometern zwischen den Sportstätten. In Leipzig finde sich alles innerhalb eines Zehn-Kilometer-Radius.

Tiefensee äußerte die Hoffnung, dass sich Riesa – jetzt nur noch als Trainingsstandort in der Planung – weiter so engagiere für die gemeinsame Bewerbung. „Ich bin fasziniert von der Begeisterung der Riesaer“, sagte der Leipziger OB.

NOK-Präsident Klaus Steinbach meinte, das Konzept sei eine „international wettbewerbsfähige Fortentwicklung“ der nationalen Leipzig-Bewerbung aus dem Frühjahr. Spiele, bei denen sich „alle Kern-Elemente im Herz einer Stadt“ finden, gebe es sonst nirgendwo. Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) lobte, das Konzept der „Olympiade im menschlichen Maß“.

Milbradt zurückhaltend

Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) gab sich zurückhaltend. Die Landesregierung hatte die „olympische Achse“ zwischen Leipzig über Riesa nach Dresden favorisiert. „Ich habe zur Kenntnis nehmen müssen, dass das Kompaktkonzept sportpolitisch unter den obwaltenden Umständen am ehesten eine Chance hat“, sagte Milbradt auf der anschließenden Pressekonferenz. Es gehe nicht um Sachsen, sondern darum, „dass wir Olympia für Deutschland bekommen wollen“. Die Alternative sei, „dass man gar nichts hat“. Zugleich gestand der Regierungschef ein, dass „aus regionaler Sicht ein dezentrales System leichter zu vertreten gewesen wäre“. Etwas Neues habe jedoch eine bessere Chance, gerade wenn es sich um eine „Außenseiterbewerbung“ handele.

Friedbert Greif, vom Frankfurter Planungsbüro Albert Speer & Partner, hatte den Aufsichtsratsmitgliedern das „sehr, sehr kompakte Konzept“ erläutert. Danach soll das Olympische Dorf mit Trainingsplätzen rund um den Lindenauer Hafen entstehen, ein Wasserbecken, das einst für den Elster-Saale-Kanal gedacht war. Das Medienzentrum mit 6 500 Wohnungen für die Presse soll die „zentrale Drehscheibe“ der Spiele am Leipziger Hauptbahnhof bilden. Ebenso wie die Journalistenwohnungen sollen viele Bauten „temporär“, das heißt vorübergehend entstehen. Das eigentliche Olympiastadion auf dem Gelände der Kleinmesse wird den Speer-Planungen zufolge 85 000 Plätze haben, kann aber nach den Spielen auf 15 000 reduziert werden. Das Radstadion kann vollständig ab- und woanders wieder aufgebaut werden. Das Schwimmstadion soll „schwebend“ über der Elster entstehen. Zwei zusätzliche Hallen auf der Neuen Messe für Ballsportarten und die Fechter würden jedoch bleibend errichtet. Andere, vorhandene Gebäude wie die alte Großmarkthalle „Kohlrabizirkus“ sollen nur für die Dauer der Spiele sportlich genutzt werden.

Nationale Aufgabe

Bis zur nächsten Sitzung im Oktober sollen nun aber noch die Planungen für die Beherbergung der Hundertausende und die Finanzierbarkeit des Ganzen ausgearbeitet werden. Tiefensee zeigte sich überzeugt, dass die Untersuchungen für den Transport der Menschenmassen auf engstem Raum, „seriös gerechnet“ und „auch in Spitzenlastzeiten gut bewältigbar“ sind. An diesen Kalkulationen wird innerhalb des Aufsichtsrates nicht gezweifelt. Eher wird die Frage gestellt, ob sich das Verkehrskonzept auch finanzieren lasse. „Technisch können Sie alles machen. Die Frage ist, was es kostet“, sagte Milbradt nach der Sitzung zu Journalisten.

Schily gab keine weiteren Zusagen für die Finanzierung der Spiele. Der Bund wolle sich „in angemessener Weise“ beteiligen. Der Aufsichtsrat werde im Oktober zu einer Entscheidung kommen. Es gelte das Wort von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD), dass Leipzigs Bewerbung seit der innerdeutschen Entscheidung eine „nationale Bewerbung“ sei. Er werde Schröder bitten, so Schily, die deutschen Ministerpräsidenten , die Industrie, den Freistaat und die Stadt Leipzig an einen Tisch zu bringen, um zu „vermitteln, dass wir das als große Aufgabe ansehen“.

Stichwort: Kompakt-Modell Leipzig
dpa

Das am Samstag vom Aufsichtsrat der "Leipzig 2012 GmbH" beschlossene Kompakt-Modell für die Bewerbung um die Olympischen Spiele 2012 sieht die Austragung von 97 Prozent aller Entscheidungen in Leipzig vor. Lediglich die Reiter-Wettbewerbe in Moritzburg und Dresden sowie Segeln in Rostock sind ausgegliedert. In den Partnerstädten Halle/Saale, Chemnitz, Riesa sowie Dresden sind Vorrundenspiele im Fußball vorgesehen.
Die Standorte:

Leipzig
Olympiapark: Leichtathletik, Fußball, Moderner Fünfkampf, Bahnradsport, Tischtennis, Schwimmen, Wasserball, Bogenschießen, Schießen, Rudern
Neue Messe: Volleyball, Handball, Basketball, Baseball, Softball, Turnen, Fechten, Rhythmische Sportgymnastik
Alte Messe: Badminton, Boxen, Gewichtheben, Judo, Ringen, Taekwondo, Hockey, Straßenradsport, Softball, Beachvolleyball
Neuseenland: Triathlon, Tennis, Kanu, Schießen, Mountainbike

Dresden
Königsufer: Dressurreiten
Moritzburg: Military, Springreiten
Rudolf-Harbig-Stadion: Fußball (Vorrunde)          !!!!!!!!!!!!!!!!!

Chemnitz
Sportforum: Fußball (Vorrunde)

Riesa
Ernst-Grube-Stadion: Fußball (Vorrunde)

Halle/Saale
Kurt-Wabbel-Stadion: Fußball (Vorrunde)

Sächsische Zeitung, 27.August 2003
Sechs Angebote fürs Stadion Gespräche im September, Entscheidung Ende des Jahres

Auf die Ausschreibung der Stadt für den Bau eines Sportstadions mit dazugehöriger Mehrzweckhalle meldeten sich sechs Unternehmen und unterbreiteten ihre Angebote. Darunter sind große Baufirmen wie Hochtief, Walter-Bau und Max-Bögl, aber auch Anbieter aus England und Österreich. Die Kosten für die Projekte schwanken zwischen 75 Millionen und 160 Millionen Euro. Bei einigen Anbietern sei die Mehrzweckhalle sehr komfortabel, dafür das Stadion relativ klein, bei anderen sei es umgekehrt.

„Die Angebote sind bisher schwer vergleichbar. Deshalb werden wir Mitte September mit den einzelnen Unternehmen nochmals Gespräche führen“, sagt Ulrich Finger vom Büro des Oberbürgermeisters auf SZ-Anfrage. Er geht davon aus, dass der Stadtrat noch in diesem Jahr über das Vorhaben entscheiden könnte.

Bei der derartigen Finanzlage kann die Stadt jedoch nur ein Stadion bauen, wenn sie Fördermittel dafür erhält. Die Entscheidung für die Olympischen Spiele in Sachsen könnten die Entscheidungen beschleunigen. Die beiden Dresdner Sportstätten – Rudolf-Harbig-Stadion und Heinz-Steyer-Stadion – sind seit langem in einem schlechten Zustand. (SZ/kle)

SZ-online, 26.August 2003

Neue Eishalle zu teuer
Stadt hat nur 16,5 Millionen Euro zur Verfügung
Von Bettina Klemm

Dresden will eine neue Eissporthalle bauen. Anfang August kürte dazu die Jury das Braunschweiger Architekturbüro Schulzeit + Partner als ersten Preisträger. "Ein Entwurf von Leichtigkeit und Eleganz", schwärmte Annette Friedrich vom Dresdner Stadtplanungsamt nach der Juryentscheidung. Das Ganze hat nur einen Haken. "Die Rechnung geht nicht auf. Alle Wettbewerbsteilnehmer haben trotz konkreter Vorgaben ihre Modelle schön gerechnet",bedauert SPD-Stadtrat Rüdiger Liebold. Er ist selbst Architekt. Nebenkosten, Ausstattung, Außenanlage und Abrisskosten seien gar nicht berücksichtigtworden. So entstünden am Ende mindestens zehn Millionen Euro Mehrkosten. Jetzt verhandelt die Stadt mit allen vier Preisträgern über mögliche Abstriche, um mit dem vorhandenen Budget doch noch auszukommen. Der Ausgang ist ungewiss. Das bereitet auch Rainer H. Sehm, Koordinator zur Beseitigung der Hochwasserschäden, Sorgen. Er steht unter Druck, will Dresden die neue Halle, muss sich die Stadt schnell entscheiden. Im Frühjahr soll der Bau beginnen.

Ohne Schnickschnack
Weil die Eissporthalle im Ostragehege durch das Hochwasser vom August vergangenen Jahres stark beschädigt wurde und außerdem noch im hochwassergefährdeten Gebiet steht, erhält die Stadt aus dem Fluthilfefonds 12,5 Millionen Euro für einen Ersatzneubau plus weitere vier Millionen Euro für ein Funktionsgebäude. Aber nicht mehr. Ob eine Halle überhaupt für das Geld gebaut werden kann, sollte eine Machbarkeitsstudie klären. Sie hat allein 155 000 Euro gekostet. Ihr Fazit: Es ist möglich, wenn auf jeden Schnickschnack verzichtet und die Halle recht kompakt gebaut wird.
Was machte die Stadtverwaltung? Sie nahm in die Ausschreibungsunterlagen gleich noch eine Ballspielhalle hinein. Die wird zwar dringend benötigt, nur ist völlig unklar, wie sie bezahlt werden soll. 52 500 Euro hat die Stadt allein für das Preisgeld ausgegeben. Der gesamte Wettbewerb, an dem sich 132  Büros beteiligt hatten, dürfte noch mal so viel gekostet haben. "Wir sind leider auch bei der Beseitigung von Hochwasserschäden an Vergabevorschriften gebunden", sagt Oberbürgermeister Ingolf Roßberg (FDP). Er will lieber eine einfache Halle als gar keine bauen.
 

Sächsische Zeitung (Sport ), 23.August 2003

Signal Monarchs beenden Rasenstreit – Pokalfieber steigt
Dresdner Footballer ziehen ins Heinz-Steyer-Stadion / Schon 7 500 Karten für Dynamo gegen HSV verkauft
Sven Geisler

„Das DFB-Pokalspiel am 1. September zwischen Dynamo Dresden und dem Hamburger SV sowie die damit verbundene Live-Übertragung in der ARD ist eine große Chance für den Sport in der Landeshauptstadt“, erklärt Sören Glöckner. Mit diesem Satz beendet der Präsident der Dresden Monarchs den Rasenstreit im Rudolf-Harbig-Stadion.

Die Footballer warten nicht länger auf eine Entscheidung der Stadt, sondern verlegen ihr Bundesliga-Heimspiel gegen die Hamburg Blue Devils am 30. August ins Heinz-Steyer-Stadion. Weil es dort kein Flutlicht gibt, wird das Opening bereits für 15 Uhr geplant. „Auch wenn uns die Verlegung des Spiels in ein anderes Stadion erneut vor erhebliche Probleme stellen wird, haben wir die Interessen aller im Blick und gehen deshalb einen großen Schritt auf die Stadt und die Fußballer von Dynamo Dresden zu“, sagt Glöckner. So müssen im Harbig-Stadion keine Linien grün überpinselt und die Werbebanden nicht über Nacht ausgetauscht werden. Die Monarchs unterstreichen mit diesem Entschluss, dass sie nicht nur sportlich erstklassig sind. Die anderen Beteiligten sollten das als Signal für Gemeinsamkeit statt Konfrontation sehen.

Die Dynamo-Führung zeigt im Rasenstreit ebenfalls Kompromissbereitschaft und würde es akzeptieren, wenn der Platz nach dem Heimspiel gegen Preußen Münster am Sonnabend gesperrt und die für Mittwoch geplante Regionalliga-Partie gegen den Wuppertaler SV abgesagt wird. Am Montag entscheidet der städtische Sportstätten- und Bäderbetrieb. Die Stadt als Stadioneigentümer bekommt vom Deutschen Fußball-Bund 92 000 Euro als Miete für das DFB-Pokalspiel . Das Pokalfieber steigt. Mehr als 7 500 Karten sind für die Partie von Dynamo gegen den Hamburger SV am 1. September (20.25 Uhr/ live in der ARD) verkauft, und Dynamo fand einen Trikotsponsor für dieses Spiel: Das Möbelhaus Höffner (Elbepark) zahlt für den Schriftzug auf der Brust einen mittleren fünfstelligen Betrag.

Mit Preußen Münster empfangen die Gelb-Schwarzen am Sonnabend erst einmal einen Lieblingsgegner. In der vergangenen Saison gewannen sie beide Spiele (2:0, 3:2). Das gelang ihnen außerdem nur gegen Paderborn und die Absteiger Leverkusen/Amateure und Babelsberg. Obwohl die Münsteraner einen Fehlstart hinlegten, sieht Christoph Franke keinen Anlass zur Sorglosigkeit. „Selbst wenn wir 10:0 Tore und neun Punkte hätten: Wir haben grundsätzlich keinen Grund, überheblich zu sein, und in dem speziellen Fall sowieso nicht.“ Der 58-Jährige schätzt den Gegner stärker ein als in der vorigen Serie und verweist auf die Neuzugänge: Torwart Gößling (Verl), Mittelfeldspieler Bäumer (Gladbach) und Martin Przondziono (Lübeck) sowie die Angreifer Gockel (Verl) und Fiore (Funchal/Italien). „Wir werden Münster nicht nach dem Tabellenbild einschätzen, sondern nach dem echten Potenzial“, erklärt Franke.

Ähnlich wie Dynamo plagen auch die Dresden Monarchs vor dem Auswärtsspiel in der Gruppe Nord der German Football League (GFL) beim Tabellenletzten Cologne Crocodiles Personalsorgen. Wegen beruflicher Verpflichtungen und diverser Verletzungen fehlen Cheftrainer Javier Cook zehn Spieler. Dafür meldete sich Defense-Back Neil Jenkins fit zurück. „Es ist alles andere als Tiefstapelei wenn ich deshalb die Kölner als Favorit sehe. Sie haben sich noch lange nicht mit dem Gang in die Relegation abgefunden“, sagt Cook vor dem Kick-Off am Sonnabend 16.30 Uhr.

Dresdner Morgenpost,23. August 2003

Rasenkrieg beendet: Dynamo verlegt und Monarchs ziehen um
von: Gert Zimmermann

DRESDEN - Der Rasenkrieg ist beendet, die Vernunft hat gesiegt! Die losen Rasenrollen werden es sowohl den Fußballern als auch den Footballern danken. Und so kam's zum Stadion-Frieden.

Dynamo-Geschäftsführer Volkmar Köster hatte am Donnerstag ein Fax an Regionalliga-Staffelleiter Heinz-Leopold Schneider gesandt. Darin baten die Schwarz-Gelben umVerlegung des Mittwochspieles gegen den Wuppertaler SV auf einen späteren Termin. Das teilte Köster ebenfalls dem Sportamt mit. So bekamen auch die Monarchs den Dynamo-Rückzug mit - und machten sich ihrerseits Gedanken. Mit dem Ergebnis gestern Nachmittag: Trotz umfangreicher Plakatwerbung und bereits fertig gestellter Programmhefte für das Bundesliga-Match gegen die Hamburg Blue Devils im Rudolf-Harbig-Stadion (30. August, 18 Uhr) ziehen sie am kommenden Sonnabend ins Steyer-Stadion um und nehmen sogar die ungewohnte Opening-Zeit von 15 Uhr wegen des fehlenden Flutlichtes in Kauf. Präsident Sören Glöckner wirbt um Verständnis bei seinen Fans: „Das DFB-Pokalspiel zwischen Dynamo und HSV am 1. September und die Liveübertragung in der ARD ist eine große Chance für den Sport in der Landeshauptstadt." Trotz aller Unwägbarkeiten hat die Verlegung auch einen Vorteil: Da von der ARDVermarktungsfirma Rollbanden im Harbig-Stadion installiert werden, müssen alle anderen Werbegestelle aus dem Stadion raus. Doch die der Monarchs müssen ja nun gar nicht erst rein...

Dr. Reiner Trache, Leiter Sportstätten im Sportamt, atmete tief durch. Erstens, weil der Rasenkrieg beendet ist. Zweitens, weil er sich das von der ARD geforderte Grünstreichen der Footballlinien sparen kann. Und drittens, weil es nun wie früher wieder harmonisch mit DynamoCoach Christoph Franke zugeht, mit dem er während des Sportstudiums gemeinsam die DHfK-Schulbank drückte.

Mopo, 21.August 2003
Über den Rasenkrieg soll kein Gras wachsen: PDS-Stadtrat stellte "Schriftliche Anfrage" an OB Roßberg
Oho: Rot macht sich für Grün stark
von: Gert Zimmermann

Schriftliche Anfrage an den Oberbürgermeister

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

hiermit bitte ich Sie um die Beantwortung folgender Frage zum Thema „Probleme mit Rollrasen im Rudolf-Harbig-Stadion":
Der kürzlich neu verlegte Rollrasen im Rudolf-Harbig-Stadion ist offensichtlich noch nicht angewachsen und mithin nicht bespielbar, wie die Folgen der jeweiligen Spiele von Dynamo Dresden sowie der Dresden Monarchs zeigen. Dennoch wurde der Rasen durch die Landeshauptstadt Dresden für beide Spiele freigegeben. Daraus ergeben sich folgende Fragen:
I.) In welchem Zustand befindet sich der Rasen jetzt und wie lange muss nunmehr gewartet werden bis dieser wieder nutzbar ist, ohne dass Schäden entstehen?
II.) Warum wurde der Rasen für das Fußballspiel von Dynamo Dresden freigegeben, obwohl er offensichtlich nicht angewachsen und somit auch nicht für die Austragung von sportlichen Wettkämpfen geeignet war?
Ill.) Warum wurde der Rasen für das Spiel der Dresden Monarchs freigegeben, obwohl die negativen Folgen des Fußballspiels für den Zustand des Rasens-Platzes deutlich erkennbar waren?
IV.) Trifft es zu, dass die Firma, welche den Rasen verlegte, ausdrücklich Bedenken gegen eine Freigabe des Rasens äußerte? Wenn ja, welche?
V.) In welcher Höhe mussten finanzielle Mittel für Kauf und Verlegung des Rollrasens aufgebracht werden?

 
 
DRESDEN - Der Rasenkrieg geht weiter. Täglich! Inzwischen haben sogar Politiker geschnallt, dass über die Probleme mit den städtischen Spielwiesen nicht so schnell Gras wächst.

Als erster meldete sich PDS-Stadtrat Andre Schollbach zu Wort. Er schrieb einen Brief an Oberbürgermeister Ingolf Roßberg, in dem er ihm die fünf brisantesten Fragen zum Rasen-Dilemma stellte (siehe Ausriss). Und das nicht formlos, sondern als „Schriftliche Anfrage" - damit ist der Rasenkrieg ein Tagesordnungspunkt auf der nächsten Stadtratssitzung. Rot macht sich im wahrsten Sinne des Wortes für Grün stark!

Allerdings ist die Sitzung erst am 4. September - und damit zu spät! Schließlich steigt der DFB-PokalHit gegen den HSV drei Tage vorher. Auch vom erhofften Dauerregen, der den Rasen im Rudolf-Harbig-Stadion schneller anwachsen lassen würde, ist weit und breit nichts zu sehen.

Den Dynamos geht die Sache ebenfalls mehr und mehr an die Nieren. Zum Sprecher macht sich Kapitän Steffen Heidrich: „So etwas Dilettantisches ist in meiner Heimatstadt Chemnitz unvorstellbar. Wenn es da irgend ein Problem auf irgend einem Trainingsgelände gibt, wird auf kürzestem Weg OB Peter Seifert angeklingelt und am nächsten Tag ist die Sache erledigt. Allerdings ist Seifert bekennender Sport-Fan - und Dresden nun mal eine Kunststadt..."
 

Dresdner Morgenpost  20.August 2003
Sportamt, Dynamo und Monarchs - Rasenkrieg in der nächsten Runde
von: Gert Zimmermann

DRESDEN - Gestern trafen sich die Rasen-Kommission der Stadt sowie die Verantwortlichen von Dynamo und Monarchs zum ersten Vernunfts-Gipfel.

Der Grund ist plausibel: Der Rollrasen im HarbigStadion (Foto) würde nie und nimmer das folgende Wettkampf-Pensum überstehen: Am Sonnabend Dynamo gegen Preußen Münster, am Mittwoch die Partie gegen den Wuppertaler SV und am 30. August die Begegung der Footballer gegen die Hamburg Blue Devils. Und dann am 1. September der DFB-Pokal-Hit der Schwarz-Gelben gegen Bundesligist HSV.
Die Vertreter des Sportamtes baten beide Vereine, Möglichkeiten von Spielverlegungen zu prüfen. Doch da wird's wieder kompliziert.
Dynamo-Geschäftsführer Volkmar Köster (kl. Foto) erklärt sein Dilemma:
„Trainer Christoph Franke gab als erster Grünes Licht für ein Drehen der Mittwoch-Partie nach Wuppertal. Wir hätten dann im Frühjahr Heimrecht gehabt. Wuppertal sagte uns zunächst zu und dann wieder ab - oder wir hätten die bereits gebuchten Flüge bezahlen müssen. Am guten Willen unsererseits hat's also nicht gelegen."

Bei den Monarchs ist auch keine Lösung in Sicht. Geschäftsführer Jörg Dreßler: „Wir haben bereits Plakate und Programmhefte gedruckt, eine Verlegung wäre eine Katastrophe, zumal es< im Termin-Kalender keinen feien Platz mehr gibt!"

Rasenkrieg in Dresden - Fortsetzung folgt!


Sächsische Zeitung (Sport ), 19.August 2003
Rasenstreit Das hitzegeplagte Grün im Harbig-Stadion ist im Dauerstress
Keine Exklusivrechte für Dynamo / Rasen wird nachgebessert / Monarchs könnten ins Steyer-Stadion ausweichen
Robert Krauße und Alexander Hiller

Am Sonnabend spielten die Monarchs erstmals wieder auf Dresdner Boden. Noch wenige Tage vor der Begegnung war das Heimspiel im Rudolf-Harbig-Stadion heiß diskutiert – Rasenstreit.

Dynamos Präsident Jochen Rudi trat an die Öffentlichkeit und bat die Stadt um das alleinige Recht, mit seiner Mannschaft in Dresdens einziger „Groß-Arena“ spielen zu dürfen. Die Footballer würden den neu verlegten Rasen nur unnötig strapazieren. Eine Forderung, die bei Präsident Sören Glöckner und seinen Dresden Monarchs Unverständnis auslöste. „Wir spielen ohne Stollen. Schaden dem Rasen damit sicherlich nicht mehr als die Fußballer. Schon rein finanziell sind wir darauf angewiesen, im Harbig-Stadion zu spielen. Es gibt nunmal keine Ersatzvariante die unseren Fans in Dresden genug Platz bieten würden“, sagt der Monarchs-Chef und ergänzt: „Die Stadt ist auf alle Fälle der Hausherr des Stadions, ihren Entscheidungen müssen wir uns beugen. Eins ist aber wichtig – es darf keinen Unterschied in der Behandlung der Vereine geben. Das würde dem Sport in ganz Dresden schaden. Ich gehe davon aus, dass es für alle Beteiligten so weiterläuft wie bisher. Denn für uns hängt daran auch unsere Existenz“, unterstreicht Sören Glöckner. Die Footballer tun alles, um den Rasen in Form zu halten. Schon während des Spiels gegen die Braunschweig Lions pflegten sieben Helfer den Rasen, stopften Löcher des hitzegeschwächten Grüns. Auch nach dem Spiel wurde die Schadensbegrenzung fortgesetzt. Schließlich soll der Untergrund auch in den nächsten Wochen einen guten Tritt bieten. Mit den Play-offs in Reichweite müssen die kommenden Partien über die Ausgangsposition in der Endrunde entscheiden.

Alleiniges Nutzungsrecht ist ausgeschlossen
Für Raphael Beckmann, Leiter des Sportstätten- und Bäderbetriebes, spielen Denkmodelle, die eine der beiden Parteien bevorteilt, überhaupt keine Rolle. „Mir gegenüber hat Herr Rudi betont, dass man ihn bei dieser Aussage missverstanden habe“, sagte er. Sören Glöckner sieht das gleichfalls so. „Die ganze Sache ist nach außen hin viel zu sehr aufgebauscht worden“, sagte der Monarchs-Chef.

Dass der Fußball-Regionalligist als Alleinherrscher im Harbig-Stadion das Zepter schwinge, steht ohnehin nicht zur Debatte. „Ein alleiniges Nutzungsrecht für das Harbig-Stadion steht überhaupt nicht zur Diskussion, eine komplette Sperrung natürlich auch nicht“, unterstreicht Raphael Beckmann, und hofft, dass sich die beiden Seiten untereinander verständigen. „Schließlich waren sich vorher alle Partner einig, dass der Rasenwechsel auch mit Risiken verbunden ist“, so Beckmann weiter. Heute tritt die zuständige Firma zu Nachbesserungsarbeiten im Rudolf-Harbig-Stadion an.

Hamburger SV soll auf perfektem Rasen spielen
Um den Rasen für den Jahres-Höhepunkt – am 1. September tritt Dynamo in der ersten Runde des DFB-Pokals gegen den Fußball-Bundesligisten Hamburger SV an – fitzumachen, scheint auch ein einmaliges Ausweichen der Dresden Monarchs ins Steyer-Stadion möglich. Denn eigentlich würden die Footballer am 30. August zum Bundesliga-Duell gegen die Hamburg Blue Devils über den Harbig-Rasen jagen.
 „Aus meiner Sicht kann es nur die Lösung geben, dass die Monarchs mit ihrem Spiel gegen Hamburg ins Steyer-Stadion ausweichen“, sagte Dynamo-Geschäftsführer Volkmar Köster, und begründet da so. „Wir treten am Sonnabend daheim gegen Münster an, dann folgt am Mittwoch unser Heimauftritt gegen Wuppertal, ehe die Monarchs ihr Heimspiel hätten. Einer solchen Belastung hält der Rasen nicht stand.“ Zudem wird bei dem Pokalhit das Rollbanden-System des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) eingesetzt. „Die Banden müssten bereits am Sonnabend installiert werden“, gibt Köster zu Bedenken. Er hat das Problem mittlerweile an den DFB weitergegeben. Er pocht darauf, dass die Stadt als Stadion-Eigentümer einen Entscheidung trifft. „Denn die Quittung für ein Entscheidungs-Kuddelmuddel bekäme die Stadt Dresden am 1. September zu spüren. Dann guckt ab 20.15 Uhr auf der ARD ein Millionenpublikum zu“, so Köster. Ein Schuss, der auch nach hinten losgehen kann.
Das gänzlich andere Liniensystem aus dem Football wäre zu sehen. Derzeit wird seitens der Stadt darüber nachgedacht, die Linien im Falle des Falles mit grüner Farbe zu überpinseln. „Das muss man sich mal vorstellen, das ist Schildbürgertum“, sagt Köster.
Footballer gegen Fußballer im Zweikampf um ein optimales Geläuf.
 

Wochenkurier, 19.August 2003
Einwurf - Ist jetzt guter Rat immer noch nicht teuer?

Es muss immer erst der Ernstfall eintreten, bevor der Mensch vernünftig wird. Das Pokerspiel mit Mutter Natur hat das Sportamt der Stadt verloren.
von: Gert Zimmermann

Der 120.000 Euro teure Rollrasen im Dresdner Rudolf-Harbig-Stadion wird spätestens am 1. September nur noch eine Graswüste sein. Macht ja nichts. Denn die Stadt übernimmt selbstverständlich die Verntwortung und Flutgelder liegen ja bekanntlich noch genügend auf den Konten herum. Tolle Arbeit mit weiser Voraussicht!

Schon nach dem letzten Saisonspiel der Dynamos in der Regionalliga hätte mit dem Verlegen des teuren Grün begonnen werden müssen. Doch erst mal musste im Stadion noch eine von der Stadt zugesicherte Veranstaltung des Landes Brandenburg durchgezogen werden. Fanfarenzüge aus der Nachbarschaft gaben sich die Ehre in einer sogenannten Fun-Furinade und die Sonne brannte erbarmungslos vom Himmel. Nach ein paar weiteren Tagen Pause ging es dann endlich los mit dem Abtragen der alten Wettkampffläche.

Die Trockenheit nahm weiter zu. Dafür kann zwar keiner was, aber Rasenexperten wissen, dass das Grün nur in feuchtem Gelände Wurzeln zum Mutterboden schlägt und anwächst. Zumal die Zeit der Wachstumsperiode gerade mal vorbei war. Es wuchs also gar nichts an. Die Bahnen lagen wie ein Läufer im Badezimmer, mit dem jeder bei schnellen Bewegungen durch die Gegend rutscht. Vernunft ist aber ein Fremdwort, wenn es gilt, eigene Unzulänglichkeiten zu erkennen. Also Augen zu und durch. So wahr mir irgendein netter Mensch von ganz oben helfen möge.

Tat er nicht! Bereits nach dem ersten Auftritt von Dynamo meldete sich Präsident Jochen Rudi und warnte. Mit dem Ergebnis, dass natürlich die Monarchs ihren Gameday gegen Braunschweig durchziehen durften. Weil die doch mit ihrem körperbetonten Spiel dem Gras nur gut tun. Erzählte deren Präsident Sören Glöckner. In Wirklichkeit pflügten die Schwergewichte den kostbaren Untergrund restlos um. Ist jetzt guter Rat immer noch nicht teuer? Dürfen wirklich weiterhin öffentliche Gelder so sorglos mit beiden Händen aus den Fenstern geworfen werden. Und diejenigen, die über das Beamtenmikado berichten, nur als Störenfriede empfunden werden? Die Antworten bitte.

Dresdner Neuste Nachrichten, 19.August 2003
Frisches Grün schon arg strapaziert
von: Enrico Bach

Dresden. Der neue Rasen des Rudolf-Harbig-Stadions hat erst zwei Spiele auf dem Buckel. Doch die Partien von Dynamo und den Dresden Monarchs haben bereits deutliche Spuren hinterlassen. Ist sogar das zweite Dynamo-Heimspiel am Sonnabend gegen Münster in Gefahr? Rainer Trache vom Städtischen Sportstätten- und Bäderbetrieb gibt Entwarnung: "Es kann gespielt werden."

Das Geläuf, das nach der vergangenen Saison einem Acker glich, wurde auf Wunsch der beiden Vereine Anfang Juli erneuert. Der für 110 000 Euro verlegte Rollrasen benötigt unter normalen Bedingungen vier bis acht Wochen zum Anwachsen. "Doch wer konnte ahnen, dass wir so einen Sommer bekommen?" entschuldigt sich Trache und muss feststellen: "Wir waren zweiter Sieger gegen die Natur." Von normalen Bedingungen konnte keine Rede sein. Der Platz wurde wohl zu früh zu stark beansprucht und ist so nach dem umkämpften Dynamo-Auftakt gegen Wattenscheid gezeichnet von zahlreichen Stellen, auf denen schlicht kein Gras mehr wächst.

Reparaturen schlugen fürs Erste fehl, denn tagsüber kann nicht gewässert werden und die Sonneneinstrahlung ließ die eingefügten Grasflicken schnell vergilben. Das Spiel der Monarchs am Sonnabend gegen Braunschweig tat ein Übriges, obwohl Präsident Sören Glöckner betont:"Direkt im Anschluss an das Spiel wurden der Platz begutachtet und aufgeworfene Stellen repariert."

Nun wird behutsam gemäht, gewalzt und gewässert, ab morgen wieder geflickt. Ein hoher Aufwand, der zusätzliche Kosten verursacht. Der natürliche Prozess des Einfügens und Anwachsens des Rasens verzögert sich ohnehin. Und am Sonnabend beim Dynamo-Auftritt gegen Münster wartet schon die nächste schwere Prüfung.

BILD, 19.August 2003
Monarchs sollen ins Steyer-Stadion

Der ramponierte Rasen im Harbig-Stadion - jetzt schrillen bei der Stadt die Alarmglocken.
„Wir mussten feststellen, dass der neue Rollrasen doch noch nicht allen Belastungen standhält", drückt sich Dr. Rainer Trache vom Sportstätten- und Bäderbetrieb vorsichtig aus, nach dem am Samstag der Platz beim Football regelrecht umgepflügt wurde.
Wie geht's jetzt weiter?
Trache: „Das Pokalspiel von Dynamo gegen den HSV am 1. September hat absolute Priorität. Vorher müssen wir die Termindichte auflockern." Heißt im Klartext: Spielverlegungen!
Zwei Varianten sind denkbar:
Das Dynamo-Heimspiel gegen Wuppertal am Mittwoch, 27. August, auswärts auszutragen. Und das Football-Spiel der Monarchs gegen Hamburg am Samstag, 30. August, ins Steyer-Stadion zu verlegen.
"Alle müssen jetzt an einem Strang ziehen, jeder Kompromisse machen", fordert Trache. Der betet außerdem fleißig, dass endlich die Hitze aufhört und Regen kommt. „Dann kann der Rasen endlich fest anwachsen."

Dresdner Morgenpost 13.August 2003
Rasenkrieg? Boss Glöckner: "Herr Rudi hat keine Ahnung"
von: Gert Zimmermann

DRESDEN-„Reg' Dich nicht auf, bitte reg' Dich nicht auf!" Sören Glöckner, Präsident der Dresden Monarchs, beruhigte sich immer wieder selbst. „Dynamo steht diese Aussage, uns einfach ins Steyer-Stadion abschieben zu wollen, überhaupt nicht gut zu Gesicht."

Der Rasen-Krieg in Dresden (MOPO berichtete) geht in die nächste Runde. Dynamos Präsident Jochen Rudi hatte gefordert, den Feldschlößchen-Gameday der Monarchs am Sonnabend aus dem Harbig-Stadion zu verlegen, um den neuen Rollrasen zu schonen. Rudi war sogar höchstpersönlich bei der Stadt vorstellig geworden. „Schließlich ist Dynamo mein Verein, und ich muss auf die Gefahren aufmerksam machen."
Unterdessen greift das Sportamt zu außergewöhnlichen Maßnahmen. Seit gestern stehen zwei Zeltplanen auf dem Rasen im Harbig-Stadion, um die verbrannten und rausgerisssenen Stellen zu schützen. „Toll, die Stadt reagiert ja schon", sieht sich Rudi bestätigt.
Glöckner hätte Rudi zu gern auf ein Bier eingeladen, um die Sache zu klären. Doch Rudi bedauert: „Schade, ich bin am Wochenende bei Hertha BSC gegen den SC Freiburg, um viele Gespräche zu führen, unter anderem über das Freiburger Nachwuchsmodell."
Glöckner zur Rasen-Problematik: „Wenn Herr Rudi Ahnung hätte, würde er wissen, dass das Schuhwerk der American Footballer keine Stollen besitzt und deshalb auch von unseren Spielern keine Rasenfetzen rausgerissen werden. Im Gegenteil, wir würden dem Grün sogar helfen, weil wir es lüften. "
Von der Stadt gibt's bisher keine Anzeichen auf Spielverlegung. „Der Sonnabend wird unser absoluter Saisonhöhepunkt, die Stadt muss einfach zu ihrem Wort stehen", erwartet Glöckner.

Dresdner Morgenpost, 12.August 2003
Rudi: "Kein Football im Harbig-Stadion!"
von: Gert Zimmermann

DRESDEN - Jetzt wird's richtig eng! Und zwar für den Rasen im Rudolf-Harbig-Stadion. Was die MORGENPOST schon vor einer Woche beim Spatentest festgestellt hatte, wurde am Samstag bittere Realität.

Bei jedem energisch geführten Zweikampf löste sich ein Stück Rasen, bei Tacklings flatterten ganze Bahnen davon. Das Sportamt - trotz MOPO-Bedenken war der noch nicht fest angewachsene Rollrasen für den Spielbetrieb freigegeben worden - hatte es geahnt und war mit zehn Mitarbeitern vor Ort, um die gröbsten Löcher sofort zu stopfen. Sogar
Abteilungsleiter Dr. Rainer Trache packte persönlich mit an.
Trotzdem gibt's neuen Streit um das zarte Grün. Dynamos Präsident Jochen Rudi verkündet im Brustton der Überzeugung: „Hier wird am Wochenende kein Football-Spiel der Monarchs stattfinden. Ansonsten fällt der Pokal-Hit gegen Hamburg aus. Und das kann sich die Stadt wahrlich nicht leisten."
Und wohin will Rudi die Monarchs - die am Samstag ihren Feldschlößchen-Gameday als größte Football-Party, die es in Sachsen je gegeben hat, feiern wollen - verbannen? „Am besten ins Steyer-Stadion; da ist der Rasen ja wohl angewachsen."
Da gibt's nicht nur ein Problem. Erstens wird es ab 21 Uhr dunkel (der Kick-Off ist wie immer 19 Uhr), zweitens ist das flutlichtlose Steyer-Stadion wegen Baufälligkeit der Tribünen nur für 1000 Zuschauer zugelassen. Die Footballer rechnen aber mit 5 000 Fans. Drittens werden sich die Monarchs mit Händen und Füßen gegen Rudis Plan wehren.

Dynamo Dresden hat übrigens ein Abrüstungsproblem wegen der Footballer. Laut Anweisung
der Stadt ist die Spielstätte nach einem Wettkampf in total werbefreiem Zustand zu übergeben. Dynamo hat aber sowohl die Anzeigetafel als auch die Dachreiter auf dem Casino-Gebäude bereits fest installiert - mit der Werbung des neuen Sponsors Warsteiner.Marketing-Chef Dieter Gondosch von Feldschlößchen - Gameday-Präsentator und ExSponsor von Dynamo - will Streit vermeiden. „Wir sind schon zufrieden, wenn diese Flächen ordentlich verhängt werden. Aber an diesem Wochenende wird auf jeden Fall im Rudolf-Harbig Stadion das Football-Highlight steigen!"

Dresdner Neuste Nachrichten, 11.August 2003
Rasen im Eimer, aber drei wichtige Punkte im Sack
von: Jochen Leimert

Dresden. Für Mannschaft und Rasen war es ein echter Härtetest, den Dynamo besser überstand als das noch im Anwachsen befindliche Grün im Harbig-Rund. Doch gut gelaunt waren sich die Kicker am Sonnabend nicht zu schade, dem Geplagten nach ihrem 4:2-Sieg über die SGWattenscheid noch etwas Pflege angedeihen zu lassen: Sorgsam - Stück für Stück mit Tritt auf Tritt - besserten sie den einer Kraterlandschaft ähnelnden Wiesengrund notdürftig wieder aus.

Dr. Rainer Trache, Leiter der Abteilung Sportstätten beim städtischen Sportstätten und Bäderbetrieb, dürfte die Entscheidung, das Spiel durchzuführen, zwar zwischenzeitlich bereut haben, am Ende aber hatte er im Stadion nur glückliche Menschen um sich. Nachdem Mannschaft und Zuschauer mit einer Schweigeminute dem früheren Vizepräsidenten Otto Barthel, der am 8. Juli überraschend verstorben war, gedacht hatten, brandete gleich das erste Mal Jubel auf: Ronny Scholze tankte sich im Strafraum durch und holte einen Foulelfmeter heraus, den Christian Föhlich sicher mit einem scharfen Schuss in den Winkel zum 1:0 verwandelte (2.).

Die allgemeine Freude währte vorerst aber nur 13 Minuten, denn Ignjac Kresic hatte seine Nervosität von Braunschweig noch nicht abgelegt. Eine harmlose Eingabe eines Wattenscheiders legte er Katriniok ungewollt vor die Füße. Torsten Bittermann konnte dessen Schuss auf der Linie zwar noch abwehren, doch Löbe schlug zurück und der Vorsprung war dahin (15.).

In der zweiten Hälfte hatte Kresic ("Ich muss mich heute bei der Mannschaft bedanken.") Gelegenheit, seinen Fehler auszubügeln, als er gegen Löbe Kopf und Kragen riskierte und die Kollegen im Herauslaufen vor einem Rückstand bewahrte (54.). Umso erleichterter war der Kroate, als Fröhlich mit einem Geniestreich wieder für gute Laune sorgte: Auf der linken Seite tanzte er Stuckmann und Maurer aus und schob cool an Keeper Jakob vorbei ins lange Eck (59.). SG-Trainer Hannes Bongartz war entsetzt:"Das passiert normalerweise in der Kreisliga C, die Sonntag um elf nach dem Frühschoppen spielt." Doch seine 09er steckten da noch nicht auf und nutzten den zweiten groben Schnitzer von René Beuchel, der den Ball Homola mit einem verunglückten Rückpass schön auflegte, zum 2:2 (65.).

Einmal mehr zeigte sich nun, wie wertvoll Steffen Heidrich für die Dresdner ist: Der Kapitän, kurz zuvor ins Spiel gekommen, sorgte dafür, dass ein Ruck durch die Mannschaft ging und die bis dahin schon nicht besonders überzeugenden Wattenscheider noch klar bezwungen wurden. Erst leitete der 36-Jährige das 3:2 durch Ranisav Jovanovic ein, der flach vollendete (67.), dann gab er selbst aus 20 Metern einen Warnschuss ab (knapp vorbei/69.) und sah drei Minuten später Maik Wagefeld auf der linken Seite, dessen präzises Zuspiel im Strafraum Thomas Neubert nur noch ins Netz abzulenken brauchte (72.).

Spätestens da waren die Westdeutschen, bei denen nur der Ex-Hallenser Löbe wirklich stark spielte, geschlagen. Und Herr Trache war froh, dass der schöne neue Rollrasen wenigstens drei Punkte wert war.


Sächsische Zeitung (Sport ), 11.August 2003
Drittliga-MIX

PRÄMIE: Die Vereinsführung des 1. FC Dynamo Dresden hat sich mit dem Mannschaftsrat auf Sonderprämien für das Weiterkommen im DFB-Pokal (am 1. September gegen Hamburger SV), den Zweitliga-Aufstieg und den erneuten Gewinn des Sachsenpokals geeinigt. In den nächsten Tagen soll auch die Punktprämie festgelegt werden. Summen nannte Aufsichtsrat Peter Tauber nicht, aber er bestätigte: „Sie wird höher liegen als in der vergangenen Saison, allerdings stark leistungsbezogen sein.“ Bis zu welchem Tabellenplatz sie gezahlt wird, ist noch umstritten. (SZ/-ler)

RASENLATSCHER: Auch Sportamts-Mitarbeiter Rainer Trache persönlich betätigte sich nach dem Spiel im Dresdner Rudolf-Harbig-Stadion als Rasenlatscher. Weil der Rollrasen nicht vollständig angewachsen war, hatten sich immer wieder Batzen gelöst. Ein dadurch gerissenes Loch im Grün wurde René Beuchel zum Verhängnis. „Der Ball sprang unberechenbar und ich konnte nicht mehr reagieren“, erklärte der Dynamo-Mittelfeldspieler seinen Fehler vor dem 2:2-Ausgleichstreffer der Wattenscheider. (SZ/-ler)


Sächsische Zeitung, 7. August 2003

Kurzinterview Raphael Beckmann leitet den städtischen Eigenbetrieb Sportstätten und Bäder.

Wie geht es nach dem Wettbewerb weiter?

Wir werden jetzt mit allen Preisträgern noch einmal Gespräche führen. Unser Ziel ist eine Auftragsvergabe im September. Im Oktober wollen wir die Bauanträge einreichen und hoffen auf eine Genehmigung zum Jahresende. Dann kann im Frühjahr 2004 der Bau beginnen.

Warum wollen Sie mit der Eishalle eine Ballspielhalle bauen?

Die Nachfrage von Vereinen ist groß. Wir haben außer der Mehrzweckhalle Bodenbacher Straße keine großen Ballspielhallen. Die Traglufthalle, in der auch die Schüler des Sportgymnasiums trainieren, hat ihr Lebensalter längst überschritten. Wenn sie ausfällt, haben wir keine Alternativen. Da das neue Sportgymnasium auch im Ostragehege entstehen soll, ist die Kombination sinnvoll.

Wie geht es dort weiter?

Die Ausschreibungsfrist für den Neubau eines Stadions ist beendet. Wir werden sie in den nächsten 14 Tagen auswerten. Auch ohne olympische Spiele brauchen wir in Dresden ein neues Stadion. Das Heinz-Steyer-Stadion wurde nur notdürftig repariert, das Rudolf-Harbig-Stadion wird den Ansprüchen nicht gerecht.

Gespräch: Bettina Klemm

Dresdner Morgenpost, 6.August 2003

Es grünt so grün bei Dynamo, in Laubegast und Menzers Garten...
von: Gert Zimmermann/ Dieter Pichota

DRESDEN - Der 1. September wird nicht nur für Dynamo, sondern auch für die Stadt Dresden der Tag des Geldverdienens. Denn die ist bekanntlich Eigentümer des Harbig-Stadions, erhält also die Werbeeinnahmen aus den jeweiligen Sportveranstaltungen.

Und da zeigt sich der DFB mit seiner Werbeagentur bei einem DFB-Pokalspiel der 1. Runde, dass zudem live in der ARD übertragen wird, nicht gerade knauserig. Zum ersten Mal bekommt Elbflorenz mit, dass überregionaler Sport tatsächlich etwas mit Wirtschaften zu tun hat. Eine halbe Million Euro fließen in die Stadtkasse!

Aber eine Bedingung hat die ARD, die an den DFB schließlich Fernsehgelder für den Cup-Wettwettbewerb zahlt: Der Rasen muss schön grün sein. Und genau dort liegt das Problem. Denn zwei Tage vorm Pokalspiel bestreiten die American Footballer der Dresden Monarchs gegen die Hamburg Devils ihr GFL-Heimspiel. Um im Harbig-Stadion Football spielen zu können, wird der Platz mit Yard-Linien übersät. Und die müssen bis Montagabend weg.

Grund für die ARD-Forderung: Bei Flutlichtübertragungen flimmern weiße Linien besonders, zudem würde der Zuschauer bei der digitalen Entfernungsmessung (bei Freistößen etc.) optisch abgelenkt.

Deshalb hat die Stadt einen Plan: Das Sportamt schickt am Sonntag (31. August) seine Mitarbeiter los, die zunächst den Rasen mähen. Und dann die weißen Linien mit Spraydosen grün färben...

Solche Sorgen hat Oberligist FV Laubegast 06 nicht. Dafür viel Vorfreude. Denn seit gestern läuft im heimischen Stadion an der Steirischen Straße die Verlegung des Rollrasens - voraussichtlich bis Ende der Woche. Präsident Hans-Georg Menzer freudig erregt: „Das ist wunderbarer Rasen aus Hessen. Und weil wir eine Bewässerungsanlage haben, wird nach dem Verlegen jeder Bahn sofort gewässert, was das Anwachsen tüchtig beschleunigt."

So kann in der 06-Arena zwar noch nicht das in anderthalb Wochen angesetzte Heimspiel gegen den FC Oberlausitz stattfinden (Menzer: „Wir haben dafür den Platz an der Bodenbacher Straße beantragt"), aber Anfang September soll hier gegen Zwickau wieder der Ball rollen. Der Präsident: „Das wäre schon ein symbolisches Spiel. Denn gegen den FSV haben wir zu Hause unsere letzte Partie vor der Flut absolviert."

Für seinen Garten hat sich Menzer auch ein Stückchen Rollrasen reserviert: „Was tut man nicht alles als Fan."

Dresdner Morgenpost, 2.August 2003

Ob das gut geht? Sportamt gab grünes Licht für Rasen
von: gz

DRESDEN - Großer Bahnhof gestern, 13 Uhr, im Harbigstadion für das Sportamt. Gleich fünf Mitarbeiter kamen, um den Rollrasen zu begutachten.
Dazu war Herwig Münster anwesend, dessen Firma den Rasen verlegt hatte. Unter Ausschluss der Offentlichkeit wurden 50 Minuten lang sieben ProbeSpatenstiche durchgeführt. Und anschließend fand noch eine 30-minütige Beratung hinter verschlossenen Türen in der Dynamo-Geschäftsstelle statt.
Kurz nach halb drei durfte Geschäftsführer Volkmar Köster dann endlich das Ergebnis verkünden: „Das Spiel gegen Wattenscheid wird wie geplant stattfinden, allerdings müssen sich die Spieler auf dem Trainingsgelände im Großen Garten erwärmen und auslaufen."
Der MOPO-Test hatte dagegen ergeben, dass der Rasen noch nicht für Belastungen gut ist. Das bestätigt dann auch Köster: „Der Rasen ist zwar angewachsen, doch nicht so, wie man es von der zeitlichen Abfolge erwarten konnte. Eigentlich müsste er noch drei Wochen liegen. Das Sportamt hat entschieden, dass gespielt wird und nimmt eventuelle Konsequenzen auf die eigene Kappe."


Dresdner Morgenpost, 1.August 2003

Rollrasen nicht angewachsen - erstes Heimspiel in Gefahr!
von: Gert Zimmermann

DRESDEN - Heute, 13 Uhr, soll der entscheidende Spatenstich für Dynamos nähere Zukunft erfolgen! Das Sportamt der Stadt rückt mit einer Hand voll Experten an, um den vor vier Wochen ausgelegten Rollrasen zu prüfen - vom Ergebnis hängt ab, ob Dynamo am 9. August das erste Heimspiel bestreiten kann. Die MOPO prüfte schon gestern.

Mit einem Spaten bewaffnet wollte das MOPO-Team - in Begleitung von Dynamos Geschäftsführer Volkmar Köster - wissen, ob's dem Rasen gutgeht. Köster wurde nach unserem ersten Spatenstich (natürlich nicht auf der Spielfläche) aschfahl. Denn es sieht gar nicht gut aus. Die Wurzeln sind bisher nicht mit der Drainage und dem Mutterboden verwachsen. Bedeutet: Wenn 25 Mann (inklusive Schiris) das Grün mit Stollenschuhen malträtieren, hätte das für die Halme fatale Folgen - ganze Bahnen könnten sich ablösen. Der Grund dafür könnte auch in der trockenen Witterung der letzten Wochen liegen. Köster geschockt: „Wie soll ich das nur Christoph Franke beibringen..."
Ein Hoffnungssschimmer: MOPO grub am Rande, heute aber wird der Mittelkreis inspiziert. Dort könnte es schließlich besser sein.

• Dynamo-Präsident Jochen Rudi äußerte sich gestern noch einmal schriftlich zur Frage der neuen Aufsichtsratsmitglieder Knut Ringat und Reiner Kuklinski: „Die Unternehmen WOBA und VVO haben Mitte Juni 2003 ihre juristische Mitgliedschaft mit Wirkung vom 1. Juli 2002 beantragt. Das Präsidium hat zugestimmt. Die Unternehmen haben... die mit der juristischen Mitgliedschaft verbundenen Stimmrechte mit sofortiger Wirkung wahrgenommen."
• Heute, 17 Uhr, findet im Elbepark die traditionelle Saisoneröffnung statt. Auf einer Bühne wird die aktuelle Dynamo-Elf präsentiert, außerdem gibt's Stände mit Fanartikeln und Jahreskarten.